Author's Note: So, düster und unfröhlich gehts weiter mit meiner geliebten Geschichte...

Am Wochenende war ja schwer was los, konnt mich vor Reviews gar nicht mehr retten: Weiter so, meine Lieben! lol Vielen lieben herzlichen Dank an Cara, mimim, knuddelmuff, meta und candy!

Meta: Ja, das war die Sache mit der Heulenden Hütte, auf die da angespielt wurde. Tut mir Leid, wenn das niht so deutlich rüberkam, das hab ich jetzt schon von verschiedenen Seiten gehört, dass man da Probleme hatte. Ich glaube, ich werde Teenager Rowan in dieser Story noch irgendwie unterbringen müssen...

Candy: So ists brav! -g- Also ich persönlich hab nix gegen Snape/Bella. Hab mich auch schon ein bisschen dran versucht (siehe Erlkönig) und kanns nur weiterempfehlen!

Knuddel: Ja, ich denke, die mittlerweile 14jährigeRowan kreuzt noch auf. Jedenfalls hab ich Lust dazu -g-

Cara: LOL Nein, ich hab nicht gehofft, Dich loszusein. Im Gegenteil, als ich Deinen Namen über der Review gesehn hab, entlockte er mir das breiteste Grinsen des Tages -g- Pass auf, zu den ganzenKapiteln mail ich Dir mal was sowie ich Zeit hab, sonst werd ich heute glaub ich mit Updaten nicht mehr fertig. Bin total glücklich, dass Du mal wieder was von ir hören lässt, meine Leserin (&Reviewerin) der allerersten Stunde!

Also, zurück zu den Tragödien des Zaubererdaseins im Winter 1981/82... Jemand wartet auf Heilung, jemand wartet auf seinen Prozess und jemand wartet darauf, dass seinSchwiegerenkel Vernunft annimmt.

31. Dezember 1981, morgens

Ich hätte es wissen müssen.

Innerhalb der auf die Schreckensnachricht folgenden Woche ist mein ganzes Denken auf diesen Satz reduziert worden. An mein Versagen denke ich von früh bis spät und nachts träume ich auch noch davon. Ich weiß, dass sich die anderen ähnliche Vorwürfe machen, denn zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt hatten wir es in der Hand: als wir alle zusammen im Tropfenden Kessel saßen und Frank und Alice davongehen ließen. Mit ihm, Barty Crouch junior. Er war auch dabei, ihn hat man auch verhaftet. Er muss sie direkt zu Bellatrix und Rodolphus geführt haben, als sie aus dem Kessel gingen. Wiedervereinigung der Slytherins. Oder auch nicht. Er leugnet, hat Albus erzählt. Nun, es kann gut sein, dass er einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war und den Lestranges ebenfalls in Netz ging. Aber es wäre Bellatrix-typisch, ihn vorzuschicken und Frank und Alice direkt in ihre Arme zu führen. Nur nichts dem Zufall überlassen.

Man hat Frank und Alice gleich nach St. Mungo's gebracht, wo sie innerhalb der nächsten Tage auf ihre körperlichen und geistigen Funktionen untersucht worden sind. Die Ergebnisse sind bescheiden. Ihre Körper sitzen in diesem Zimmer in der Abteilung für Fluchschäden, aber sie selber sind nicht da. Und ich weiß nicht, wo wir sie suchen müssen. Sie können essen und schlafen, sie gehen umher, wenn man sie führt, aber sie wissen nichts davon. Sie sprechen nicht und erkennen niemanden von uns, auch nicht einander. Die Heiler sind ratlos. Ich weiß nicht, was ihnen mehr zu schaffen macht: eine Behandlungsmethode zu finden, die anschlägt - oder uns sagen zu müssen, was als Diagnose im Grunde von Anfang an feststand. Totalschaden.

Wir waren bisher jeden Tag im Krankenhaus, Mrs. Longbottom, Remus und ich. Unsere Besuche laufen immer nach demselben Muster ab: Wir gehen in ihr Zimmer, bringen ihnen Blumen und Süßigkeiten und frische Sachen zum Anziehen, hören den Heilern zu und versuchen mit ihnen zu sprechen. Nach einer Weile merke ich stets, wie nah ich einem Nervenzusammenbruch bin. Ich verlasse das Zimmer und mache mich auf die Suche nach der nächsten Feuerstelle, damit ich nach Hause zu meinem Kind komme. Auf halbem Weg sage ich mir dann, dass ich Rowan so nicht unter die Augen treten kann. Sie braucht ihren Vater, kein nervliches Wrack. Also schlendere ich durch die Gänge und besuche andere Bekannte. Der halbe Phönixorden ist derzeit hier untergebracht. Einmal begegne ich Alastor, als er Emmeline Vance besuchen kommt. Sie ist quicklebendig, aber gefrustet, weil sie ihre Hände nicht bewegen und daher nicht kommunizieren kann.

Und einmal verirre ich mich hinter eine Tür auf der steht: "Nur für Personal" und sehe mich den Koryphäen der Zunft gegenüber: einer riesigen Fotografie mit allen Mitgliedern des Spezialteams zur Erforschung der Auswirkung von Cruciatus auf das menschliche Gehirn, das St. Mungo's im Frühjahr 1978 gegründet hat. Darunter auch die Frau, die hier die meisten Erfolge bei der Behandlung von geistigen Schäden durch Unverzeihliche Flüche hatte, auf die man aber leider in unserem speziellen Fall nicht zurückgreifen kann - erstens weil sie derzeit in einer dementorenbewachten Zelle im Zaubereiministerium auf ihren Prozess wartet. Und zweitens weil es ihr Cruciatus war, der Frank und Alice dahin gebracht hat, wo sie jetzt sind. Auf wieviele andere von ihren Patienten das zutraf über die Jahre, können alle hier nur vermuten. Ihre Bellatrix, ihr Wunderkind der Medizin, das sich für seinen Beruf so aufopferte. Immer für eine Überraschung gut, die Blacks, nicht wahr? Man denke an ihren Cousin Sirius...

Wenn die Heiler uns heimschicken, weil die Patienten Ruhe benötigen (und wir auch, denken sie vermutlich, aber das sagen sie nicht), sitzen wir in Shropshire im Geisterhaus der Longbottoms. Neville tippelt auf unsicheren Füßen durchs Haus, um regelmäßig von seiner Großmutter geschnappt und an sie gepresst zu werden, als müsste er sie stützen oder gar entschädigen für den Verlust, den sie erlitten hat. So wirkt es jedenfalls auf mich. Sie lässt ihn keine Sekunde aus den Augen, was zwar verständlich ist, dem Kind aber nicht unbedingt weiterhilft. Für Agatha ist er jetzt schon der Stammhalter, der letzte der Longbottoms, an ihm bleibt alles hängen. Er ist alles, was sie noch von Frank hat und Merlin weiß, was passiert, wenn er in approximativ 16 Jahren lieber Geschichte studieren will anstatt Auror zu werden wie seine Eltern.

Er hat Alice' rundes Gesicht und ihr braunes Haar. Ich weiß nicht, wo er die braunen Augen herhat, aber sie sind so rund und sanft, dass sie gut zum noch leicht speckigen Rest passen. Und diese Augen verfolgen mich. Ich hab's wieder mal geschafft, ein Kind zur Waise zu machen.

Auch wenn Frank und Alice nicht tot sind und voraussichtlich am Leben bleiben werden, wenn man es denn so nennen kann. Wenn es mir passiert wäre, ich wäre lieber tot gewesen als das, was sie jetzt sind. Dann hätte Neville ein Grab, zu dem er gehen könnte, wenn er älter wäre, er müsste nicht sehen, was ich gesehen habe: ihre leeren Gesichter, die ausdruckslosen Augen und die kraftlosen Hände. Aber er hat es ja gesehen, wenn er auch wahrscheinlich noch nicht begreift, was es bedeutet. Denn sie mussten ihn ja unbedingt hinschleppen. Die alte Mrs. Longbottom schien zu glauben, dass Alice wieder zu Verstand kommen würde, wenn sie ihr Neville auf den Schoß setzte. Natürlich reagierte sie überhaupt nicht, Frank desgleichen. Das macht mich so wütend, wie kann die Alte das Kind bloß dahin mitnehmen? Da schon lieber ein Geheimnis aus der Sache machen, bis er alt genug ist, es zu verstehen, wie Moody es mit unserer Familienhistorie gemacht hat. Da schon lieber ein Grab wie das von Lily und James, mit der Inschrift: AMOR VINCIT OMNIA. Die Liebe besiegt alles. Ich persönlich kenne keinen dümmeren Satz.

Ich schlafe schlecht. Ich verbringe die Nächte ans Fußende von Rowans Bettchen gelehnt, in dem Zimmer im Dachgeschoss, das sie mit Neville teilt. Sie schlafen beide ganz friedlich. Immer wieder sehe ich zu Nevilles ungekämmtem braunem Schopf hinüber, der aus den weichen Federkissen aufragt. Ich fühle mich beobachtet, belauert von ihm, selbst im Schlaf.

Verdammt, ich habe es satt, dass die Leute mich anglotzen, als sei ich für alles Elend dieser verkorksten Welt verantwortlich. Selbst, wenn ich Neville sagen würde, wie unendlich Leid es mir tut, könnte er noch nicht verstehen, wovon ich überhaupt rede. Also schweige ich. Tue so, als sei er nicht da. Lasse mich tagsüber anstarren mit diesem waidwunden Blick. So vergeht diese entsetzliche Woche und den Lestranges wird vor dem Wizengamot der Prozess gemacht. Albus besitzt die Grazie, von sich aus zu fragen, ob ich dabeisein will, wenn meine erste Liebe zu einer lebenslangen Haftstrafe in Askaban verurteilt wird, ich muss mich also nicht erniedrigen und darum bitten. Ich bekomme sogar James Potter Tarnumhang, den er für Harry bei Dumbledore zurückgelassen hat, damit ich im Saal Nummer 9 alles sehen kann ohne gesehen zu werden. Nun, ich schätze, wir können den Eigentümer schlecht fragen, ob ihm das recht ist.

Weil aber nichts umsonst ist auf dieser Welt, muss ich für diesen Luxus ertragen, dass die gesammelte Lebensweisheit von Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore über mein nichtswürdiges Haupt ausgeschüttet wird - und das schon vor Prozessbeginn in einem der Nebenräume das Gerichtssaals. Albus zumindest ist sein übliches gelassenes, verbindliches Selbst, aber Moody macht keine gute Figur, wenn es darum geht, mir unangenehme Neuigkeiten zu überbringen, schon von jeher. Er blickt ausgesprochen miesepetrig drein, als er einen Gruß in meine ungefähre Richtung knurrt. Das alles verheißt nichts Gutes. Ich kenne die Atmosphäre im Raum: es ist mal wieder etwas, das mich betrifft, über meinen Kopf hinwegentschieden worden.

"Wir müssen entscheiden, wie es jetzt weitergehen soll, Severus." Albus blickt mich über seine gefalteten Finger an.

"Müssen wir das?" murmle ich und beschäftige mich mit dem Tarnumhang.

"Du kannst nicht für den Rest deines Lebens fremden Leuten auf der Tasche liegen," fängt Moody an, doch Albus bedeutet ihm zu schweigen. "Du musst dir doch sicher schon Gedanken über deine berufliche Zukunft gemacht haben."

Ach, darum geht es. Meine berufliche Zukunft, ha! Meine Partnerin ist tot, mein Meister redet nicht mit mir und meine Prüfung hat nie stattgefunden, weil ich diesen denkwürdigen Tag lieber damit verbrachte, Albus Dumbledore meine dunklen Geheimnisse zu offenbaren, anstatt nur einen Fuß vor den Hohen Rat der Gilde zu setzen. Ich bin erledigt, ich weiß es selbst. Auf eine Entschädigung vom Ministerium wegen mit knapper Mühe und Not überlebter Spionagetätigkeit brauche ich nicht zu hoffen. Und keine Hexe und kein Zauberer, die einigermaßen bei Trost sind, werden mich jemals einstellen mit meiner Vergangenheit. Rowan und ich landen auf der Straße und hausen unter einer Brücke... "Es wird sich schon was finden," sage ich trocken.

Moody schnaubt. "Du hast es in den Sand gesetzt. Gib's doch zu."

"Ich habe getan, was ich musste," sage ich hochmütig. "Niemand hat je behauptet, der Dienst an der Gemeinschaft sei nicht mit Opfern verbunden."

Mein Onkel holt tief Luft, um mir darzulegen, was genau er über meinen Gemeinschaftssinn denkt, doch Albus antwortet rasch: "Desto wichtiger ist es, dass es dir wieder gelingt, in dieser Gemeinschaft Fuß zu fassen. Schon um Rowans willen, sie muss in geordneten Verhältnissen aufwachsen. Das kannst du nur mit einer festen Anstellung erreichen."

Bei dem Gedanken, mir einen Job suchen zu müssen, eine Wohnung, einen Babysitter für meine Tochter, könnte ich zusammenbrechen vor zukünftiger Erschöpfung. Ich habe mir geschworen, nie wieder einen Fuß in die Wohnung zu setzen, die ich mit Evan und Florence geteilt habe. Aber ein anderes Zuhause hatte ich nie. Die Nockturngasse, Hogwarts, Castle Rock, Malfoy Manor - an all diesen Orten, an denen ich gegessen, geschlafen, gearbeitet, gelebt habe, war ich immer nur geduldet. Ich weiß nicht, wie es ist, sich allein durchzuschlagen. Mein Leben war in den letzten vier Jahren angefüllt von der Aufgabe, der ich mich mit Leib und Seele verschieben hatte. Als ob ich sonst keine Probleme hätte. Ex-Alchemist, Ex-Todesser, Ex-Spion, derzeit arbeitslos und alleinerziehender Vater. Lasst mich alle in Ruhe! denke ich wild. Als ich nichts sage, spricht Albus weiter. "Ich bin hergekommen, weil ich dir einen Vorschlag zu machen habe, Severus."

Das lässt nichts Gutes ahnen. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Albus es geschafft haben sollte, Meister Flamel zu überreden, mir noch eine Chance zu geben und mich meine Prüfung als Alchemist ablegen zu lassen. Die Kommission für Experimentalmagie kann es sich nicht leisten, jemanden wie mich für sich arbeiten zu lassen.

"Die Prüfung zum Alchemisten hast du zwar nicht abgelegt, aber als du 19 warst, wurde dir der Meistergrad im Fach Zaubertränke verliehen. Du hast die jahrelange Mitgliedschaft in der Kommission für Experimentalmagie vorzuweisen und deine Veröffentlichungen in Alchemistry Today. Jemanden mit deiner Qualifikation könnte ich dem Elternbeirat und den zuständigen Stellen im Ministerium problemlos als neuen Lehrer für Zaubertränke präsentieren."

"Das soll wohl ein Scherz sein?" Ich habe nicht fünf Jahre lang die Wissenschaft der Wissenschaften studiert, um mich in Hogwarts lebendig begraben zu lassen und ignoranten Teenagern beizubringen, wie man mit einem Reagenzglas hantiert. Ich bin der letzte Spross der ältesten Alchemistendynastie Großbritanniens und als solcher per definitionem zu Größerem ausersehen. Dieses Angebot ist eine Beleidigung.

"Keineswegs. Ich habe mir das reiflich überlegt. Wir hatten die letzten Jahre, seit Professor Prewett," er fixiert mich aus scharfen blauen Augen, "entlassen wurde, immer nur diverse Vertretungen für Zaubertränke. Der Wissensstand unserer Schüler lässt infolgedessen sehr zu wünschen übrig. Wir brauchen eine feste Fachkraft."

"Es gibt sicherlich einen Grund, warum der Rest meiner vortrefflichen Zunft dankend verzichtet. Wenn der durchschnittliche Intelligenzquotient der Schülerschaft und das Interesse am Fach noch so ist wie zu meiner Zeit..."

„Ich hab's dir gleich gesagt, Albus. Dein Wunderkind ist sich zu schade für den Lehrerberuf," höhnt Moody und fixiert mich voller Geringschätzung. Das kommt der Wahrheit zwar ziemlich nahe, aber ich habe ein besseres Argument, warum ich für die Arbeit in einem Internat völlig ungeeignet bin - und es überrascht mich, dass Albus nicht selbst darauf gekommen ist.

„Nein", sage ich abwägend, überrascht über meine Selbstbeherrschung. Andrerseits habe ich vielleicht mein ganzes Pulver verschossen, während ich vor Publikum noch einmal meinen Todesserwerdegang durchlebt habe. Es ist ganz einfach keine Emotion mehr übrig, die ich darauf hätte verwenden können, mit fanatischen alten Männern zu streiten. „Ich sehe einfach nicht, wie ich Hogwarts und meine Tochter unter einen Hut bringen soll."

Stille.

„Ihr habt hoffentlich nicht gedacht, dass ich mein Kind, nach allem, was wir durchgemacht haben, irgendjemand anders anvertrauen würde, um anderer Leute Bälger auszubilden."

Moody räuspert sich. "Da gibt es eventuell noch ein Problem," meint Albus.

"Was?" Ich kann nicht verhindern, dass meine Stimme lauter und durchdringender wird. In meinem Hinterkopf schrillen die Alarmglocken. Sie werden mir Rowan doch nicht wegnehmen, nach all dem... oder wegen all dem. Das können sie nicht. Nicht jetzt, wo ich sie gerade gefunden habe. Wer das versucht, den bringe ich um. Ich gehe ins Exil und nehme sie mit. Besser sie wächst in der Fremde auf, als dass...

"Da gibt es noch eine Reihe von Leuten, die sich für ihren Verbleib interessieren," erklärt mir Albus. "Im Augenblick steht sie unter der Vormundschaft der magischen Gemeinschaft. Dir muss das Sorgerecht erst erteilt werden. Und bei deiner Vergangenheit..."

"Was ist mit meiner Vergangenheit? Du hast dich damals dafür eingesetzt, dass ich zu Alastor kam, obwohl er meine Eltern auf dem Gewissen hatte. Hast du dir da mal Gedanken über seine Vergangeheit gemacht? Ihm hast du geholfen, aber du willst mir deine Urenkelin nicht geben?" Ich drehe mich auf meinem Stuhl hin und her, blicke vom einen zum andern. "Ich bin ihr Vater! Wer soll sich denn bitteschön um sie kümmern? Es ist niemand mehr am Leben außer mir."

"Das Beste wäre, du würdest Pflegeeltern für sie finden. Eine intakte Familie, jemand, dem du vertraust. Du bist 22, Severus. Du hast keine Wohnung und keine Arbeit, aber eine ganze Menge Feinde. Mehr als genug Leute denken, man hätte dich zurück nach Askaban schicken sollen."

"Ich habe mein Leben riskiert, um die magische Gemeinschaft zu beschützen! Auch die Leute, die mich jetzt am liebsten in Askaban verrotten lassen würden. Diese selbstgerechen Idioten nehmen mir meine Tochter nicht weg! Mein Alter ist ja wohl kein Argument. Lily und James waren jünger als ich jetzt bin, als sie Verantwortung für ein kleines Kind übernehmen mussten. Eliza hielt mich für geeignet, und dass ich mich bisher nicht um Rowan kümmern konnte, ist nicht unsere Schuld. Es hätte sie in Gefahr gebracht."

"Lily und James waren zu zweit. Und Eliza hat sicher nicht damit gerechnet, dass du dich ganz allein um die Kleine kümmern musst."

"Nein, ich ganz sicher auch nicht. Aber so ist es nun mal," sage ich. Mein Gesicht glüht. "Also was jetzt?"

"Du wirst der zuständigen Behörde beweisen müssen, dass du in der Lage bist, dich um sie zu kümmern," setzt mir Albus auseinander. "Du musst finanziell und sozial abgesichert sein, um die Kleine aufzuziehen."

"Eine Wohnung habe ich - auch wenn ich mir geschworen hatte, nie wieder einen Fuß dahinzusetzen." Kann ich das tun? Rowan dort aufwachsen lassen, wo ich mit den Mördern ihrer Mutter zusammengelebt habe?

Albus scheint ähnliches durch den Kopf zu gehen, ich lese es in seinen Augen. "Was die Arbeit betrifft, kann ich dir helfen."

"Ich kann nicht in Hogwarts arbeiten," sage ich gereizt. "Von den Lehrkräften wird erwartet, dass sie in der Schule wohnen. Ich kann Rowan dahin nicht mitnehmen - oder würdest du mir erlauben, täglich zwischen Hogwarts und der Winkelgasse zu pendeln? Aber selbst wenn, ich hätte nie im Leben genug Zeit für sie." Albus schweigt. "Zaubertränke!" schnaube ich.

"Es gibt noch einen Grund, warum ich dich auf dem Posten sehen möchte," meint mein alter Schulleiter und rutscht näher. "Slytherin braucht einen Hauslehrer - und es gibt derzeit keinen Slytherin im Kollegium"

Jetzt haben sie mich und sie wissen es. Sieben verdammte Jahre bin ich durch diese Schule gegeistert und dabei von allen erdenklichen Leuten zur Sau gemacht worden: von meinen Lehrern, von meinem Rektor, von meinen Mitschülern aus anderen Häusern. Aber niemandes Gängeleien waren so schwer zu ertagen wie die Gideon Prewetts, des Mannes, der als unser Hauslehrer unmittelbar verantwortlich für uns war. Und der sich schlimmer aufführte als der Rest der Lehrerschaft zusammen. Wie oft habe ich in all dieser Zeit gedacht: Wir brauchen jemanden, der uns versteht, der für uns kämpft, der sich auch mal gegen den Rest der Schule durchsetzen kann, um unsere Interessen zu wahren? Wann ist mir zum ersten Mal der Gedanke gekommen: Ich könnte das besser...? Jedenfalls nicht erst gestern.

Ich glaube, jeder träumt zu irgendeinem Zeitpunkt seiner Schulzeit zumindest einmal davon, er könnte den Platz seines Lehrers einnehmen und alles ganz anders und vor allem viel besser machen. An seinem Schreibtisch zu sitzen, seine Macht und seine Verantwortung in Händen zu halten. Die Kerkergemächer sind wunderschön, größer und besser eingerichtet als die aller anderen Lehrkräfte. (Ich weiß das, weil ich als Teenager dort oft eingebrochen bin.) Ich werde zwar wieder nur geduldet sein, aber ich werde ein Zuhause haben. Eine Aufgabe. War ich es nicht, der mehr als alle anderen in meiner Clique über den besonderen Charakter der Slytherins philosophierte? Ich war immer so stolz darauf, zu ihnen zu gehören. Ein Reinblut zu sein, Todesser zu werden - das waren jeweils nur die Voraussetzung und die Folge davon, das zu sein, was ich wirklich sein wollte. Vom Haus der Schlange.

Wie hätten wir uns entwickelt - das frage ich mich dieser Tage häufig - wenn wir jemanden gehabt hätten, der uns verstanden hätte? Aber unser Hauslehrer war kein Slytherin, wir konnten ihm nicht begreiflich machen, was es bedeutete, einer zu sein. Und jetzt - mit Gerüchten im Umlauf, wonach jeder Zauberer, der der Dunklen Seite anheimfiel, aus Slytherin stammte - jetzt werden die Jugendlichen besonders dringend jemanden brauchen, der ihnen zeigt, wo's langgeht. Es war schon zu meiner Zeit kein reines Vergnügen, für Slytherin ausgewählt zu werden. Aber in dieser Situation... Von allen wird man scheel angeblickt, allen scheint man verdächtig. Manche glotzen nur misstrauisch, jahrein, jahraus - andere sagen es dir ins Gesicht. Und dann kommt der Moment, in dem man sich sagt: Gleiche Pflichten, gleiche Rechte. Wenn mich sowieso alle für böse und verderbt halten, kann ich auch gleich tun, was ich will, und für meine eigenen Handlungen bezahlen anstatt für die anderer aus meinem Haus. Ich weiß das, denn ich habe es auch erlebt.

"Die Statuten von Hogwarts erlauben es nicht, dass Lehrkräfte ihre Familie mitbringen," sage ich mit echtem Bedauern in der Stimme.

Albus beugt sich vor. "Severus," sagt er eindringlich. "Sie werden dir Rowan nicht geben. An den Gedanken musst du dich gewöhnen. Du kannst das Sorgerecht für sie nur behalten, indem du es auf Dritte überträgst, so paradox das klingt. Hör auf mich. Wir suchen eine gute Pflegefamilie, in der sie aufwachsen kann. Und komm mit mir nach Hogwarts. Das ist der einzige Weg, wie du als ihr Vater mitbestimmen kannst, was mit ihr geschieht."

Ich weiß, was er denkt. Er hat sich das alles schon so zurechtgelegt, bevor er wir uns überhaupt getroffen haben. Ich soll sie hier bei Agatha lassen. In diesem Trauerhaus. Was würde diese Frau aus meiner Tochter machen? Ich war heilfroh, dass ich es vermeiden konnte, dass Rowan mit nach St. Mungo's gezerrt wurde. In dem Moment, als die Gewissheit, dass es nur einen Ausweg aus diesem Dilemma gibt, langsam in mich einsickert, kommt mir urplötzlich die Erleuchtung, wen ich um Hilfe bitten muss. Albus hat sich geschnitten, wenn er denkt, dass ich ihn darüber bestimmen lasse, bei wem Rowan aufwächst. Und Alastor wird Feuer speien, wenn ich das vorschlage - nein, wenn ich es beschließe. Ich bin ihr Vater, ich will das Sorgerecht, ich bestimme, in wessen Haus sie aufwächst. Sie wollten mich aufnehmen und Albus Dumbledore hat es verhindert. Jetzt wird meine Tochter dort aufwachsen und er wird kein Wort dagegen sagen können. Ein respektabler Haushalt. Man hat ihnen schließlich nichts nachweisen können.

"Gut, Albus, ich bin einverstanden. Hilf du mir, das Sorgerecht für Rowan zu bekommen und ich lasse mich in Hogwarts einkerkern."

Albus blickt verletzt, aber was hat er eigentlich erwartet? Dass ich vor Freude an die Decke springen würde, weil mein Leben schon wieder einmal fremdbestimmt wird? Er legt mir die Hand auf die Schulter. "Du tust bestimmt das Richtige. Wegen der Familie für Rowan - mach dir keine Sorgen. Ich habe schon..."

"Nein, Albus," sage ich eisig. "Diese Wahl ist bereits getroffen."

Er lehnt sich zurück, zieht seine Hand von meiner Schulter. "Du hast das schon mit jemandem besprochen?"

"Oh, ich frage sie gleich nachher. Ich hatte in der letzten Zeit keinen Kontakt zu ihnen, aber bei dem Prozess werden sie wohl anwesend sein. Auch wenn das natürlich ein unglücklich gewählter Moment ist." Ich schaue sie an, die beiden alten Knacker, die mein Leben ruiniert und mich in diese vertrackte Situation gebracht haben, warte, dass bei ihnen der Blitz der Erkenntnis einschlägt, von wem die Rede ist, und lese den Moment an ihrem unterschiedlichen Mienenspiel ab.

Albus' Züge verhärten sich, Alastor bleibt der Mund offen stehen, aber um meine Lippen spielt ein feines Lächeln - das erste seit... ja, wenn ich mal nur wüsste, seit wann.