Author's Note: Ja, meine Lieben, bald gehts zuende... Hier kommt das letzte Kapitel, das von Sevs Rückkehr nach Hogwarts handelt. Ihr erinnert Euch, an einer Stelle erwähnt er einen Krach mit Rowan? Das wird hier näher erläutert. Sie ist ein Früchtchen g Und im nächten Kapitel darf sie endlich auftreten.
Vielen lieben Dank für die reviews an maia, knuddel, meta und fairy!
Meta: Nee, war nicht beim Konzert. Ist ein bisschen weit weg von da wo ich wohne. Aber ich liiiiebe die Musik! Besonders die älteren Stücke.
Fairy: Es kommt eine Szene im Epilog, die ist zum Zeichnen wie geschaffen. Weil sie so hübsch beschrieben wird g
Sooo, Endspurt, meine lieben Leser und Innen. Nach diesem Kapitel kommt nur noch der Epilog. Und das bevor einer von Euch HBP in den Händen hält. Versprochen!
VI.
And the sea glistens
And the waves pull us in
There's something rising up and up
Just a little breath on the water now
A little strength in our hearts
Enough to heal
Enough to heal
-- Heather Nova
In Hogwarts stolpere ich aus der Feuerstelle im Lehrerzimmer und habe ein kleines Déjà-vu, als mich dieselben Leute auffangen, die es vor so vielen Jahren vor Gericht getan haben. Minerva McGonagall, Filius Flitwick und Pomona Sprout. Da bin ich also wieder. Als ich aufbrach, ging gerade die Sonne unter. Jetzt geht sie wohl bald auf. Trotzdem haben die drei und Albus hier auf mich gewartet. Das gefällt mir irgendwie - die Vorstellung, dass jemand es zu schätzen weiß, was ich auf mich nehme. „Ich fühl' mich furchtbar," bringe ich nach einem kurzen Blick in die Runde mühsam hervor. Meine Kollegen helfen mir, auf einem der Stühle, die um den großen Tisch - unsere Tafelrunde, wie wir sie nennen - herumstehen, Platz zu nehmen.
Ich hänge mehr oder weniger würdevoll über der Tischplatte. Ikann es immer noch nicht fassen, dass ich verschont worden bin. Gleichzeitig komme ich mir blöd vor. Ich hätte es wissen müssen, ich sollte mehr Vertrauen in Elizas Schutz haben. Ihr Zeichen liegt auf mir und dem Kind, weil sie eher gestorben ist, als etwas über Rowans Existenz preiszugeben. Ein Schleier aus Nichtwissen schützt uns, das Nichtwissen unserer Feinde. Selbst wenn sie mich verdächtigen, so wissen sie doch nichts. Ich denke an Albus' Worte: "Ganz tiefe, undurchdringliche Magie" nennt er dergleichen. Es hat mich geärgert, dass er das sagte. Als hätte jede Geliebte und Mutter an Elizas Stelle so gehandelt. Als sei es nur ein Zufall, dass wir noch lebten. Aber das war es nicht.
Albus sitzt mir gegenüber, ernste, mitfühlende Kristallaugen auf mich gerichtet. Ich lächle schwach, seltsam glücklich jemanden zu haben, dem ich meine Probleme jetzt aufbürden kann. Ich fange an zu sprechen, bevor ich eigentlich dazu bereit bin. Er bittet mich zu schweigen. Der Rand meines Gesichtsfelds ist seltsam verschwommen. Pomona gibt mir etwas zu trinken. Ich erkenne eine von mir selbst gebraute Substanz. Ein Nervenmittel. Ich muss ja einen vorzüglichen Eindruck auf meine Mitmenschen machen. Albus bringt mich in mein Zimmer, hilft mir, mich ins Bett zu legen. Ich blicke zu ihm auf, wie er an meiner Bettkante sitzt. Wie ein Vater oder Großvater. "Das wird eines Tages vorbei sein, Severus. Und dann wird er dir nicht mehr wehtun können. Ich verspreche es."
Sicher wird es vorbeigehen. Alles in meinem Leben ging bisher vorbei, Gutes und Schlechtes. Ich erzähle den Rest. Dass Er weiß, dass ich in Godric's Hollow war. Dass Er mich mit McNair erschrecken wollte. Dass ich ihm, Albus, ruhig von meinem Auftrag, Igor Karkaroff aufzustöbern, berichten solle.
"Und was bedeutet das?"
"Ich denke, du verstehst, was es bedeutet," entgegne ich seufzend.
Albus stützt die umwölkte Stirn in die Hände. "Nein," sagt er. "So etwas kann ich nicht von dir verlangen."
"Du verlangst es ja auch nicht," berichtige ich ihn und zerre an meinem Kopfkissen herum. "Voldemort verlangt es. Und ich tue, was ich kann, damit meine Tarnung nicht auffliegt. Das habe ich so versprochen, wie du dich erinnern wirst." Ich seufze schwer und lasse den Kopf mit einem seltsam wohligen Gefühl angesichts der blutigen Absichten zurücksinken. "Ein Mann, ein Mord - so sagt man doch?"
"Oh, Kind..." Ich weiß, dass ihn die Vorstellung quält, dass ich werde töten müssen, um weiter für ihn arbeiten zu können. Tue ich es nicht, sind wir über kurz oder lang alle tot, aber ich in jedem Fall. Deswegen gibt es für mich in dieser Sache keine moralischen Bedenken. Wenn mir nur die Wahl bleibt zwischen Igors Leben und meinem, hab ich keine Schwierigkeiten mich zu entscheiden. Hab schließlich Familie. Die Augen fallen mir zu. Ich spüre, wie Albus mir eine warme, trockene, altersfaltige Hand auf die Stirn legt. Aber die Gedanken dahinter kommen nicht zur Ruhe. So erschöpft ich bin, ich finde keinen Schlaf. Irgendwann höre ich, wie Albus das Zimmer verlässt und leise die Tür hinter sich schließt. Ich lasse die Augen zu, aber der Gedankenstrom reißt nicht ab. Igor hat mal in einem Gefecht einen Auror getötet, der versuchte, mich mit dem Imperiusfluch zu belegen. Kann ich das tun? Ich mache mir keine Illusionen: er hat mich verraten vor Gericht. Und dennoch...
Ein Kaleidoskop aus Schmerz. Eliza. So still. Ein Marmorengel. Dieser Winkel, in dem ihre Beine dalagen. Unnatürlich. Verdreht. Tot. Florence. Mein Elend. Mein Verrat. Eine Kombination von Flüchen. Keiner kann sich schuldig fühlen. James. Die gesprungenen Brillengläser. Blutig gebissene Lippen. Das Haar. Zerzauster denn je. Fort. Unwiederbringlich.
Ich kann die Bilder nicht aussperren. Also mache ich, was ich immer mache, wenn mir die Nachtruhe versagt bleibt. Ich lasse ein bestimmtes Bild vor meinen Augen erstehen. Das Bild meiner Tochter, wie sie friedlich schlummert. Meistens hilft mir das beim Einschlafen. Meistens kann ich mit diesem einen Bild alle Dämonen bekämpfen. Mir vorzustellen, wie sie schläft in ihrem Bett. Sie schläft immer auf dem Bauch, die Arme ums Kissen geschlungen. Tausende Kilometer weit weg für gewöhnlich. Sicher und nichts ahnend in Durmstrang.
Durmstrang!
Oh Merlin, der Brief... Ich quäle mich stöhnend vom Bett hoch und sehe für einen Moment Sterne. Wie konnte ich das vergessen? Die schulische Zukunft meines einzigen Kindes steht auf dem Spiel. Ich wollte mir die richtigen Worte zurechtlegen und mit der Niederschrift bis nach dem Trimagischen Turnier warten. Doch dann kam mir was dazwischen, denke ich grimmig. Und jetzt muss ich mich beeilen, wenn ich noch vor Ende des Durmstranger Schuljahres ein Wort in dieser Angelegenheit mitreden will. Erschöpft schleiche ich zum Schreibtisch und lasse mich in meinen Stuhl fallen. Das amtliche Schreiben der stellvertretenden Direktorin von Durmstrang kam am letzten Freitag. Ein hübscher "blauer Brief", sehr aufmunternd, wenn einem das Wasser in jeder erdenklichen anderen Hinsicht sowieso schon bis zum Hals steht. Seitdem hatte ich ein ernstes Gespräch mit Albus in dieser Sache und ein kurzes, heftiges mit Rowan. Beide ziemlich unergiebig. Ich werde diese Angelegenheit mit der Durmstranger Schreckschraube (über deren Schrecklichkeit ich dank meiner Tochter gut im Bilde bin), selbst bereinigen müssen.
Sehr geehrte Frau Professor Raskowa,
schreibe ich, lasse mich in den Stuhl zurücksinken, um meiner nervlichen Anspannung Herr zu werden und drücke dramatisch die verschränkten Finger durch.
ich wusste zunächst nicht, was ich von Ihrem Schreiben halten sollte. Sie schildern mir den desolaten Zustand der Schüler unter Ihrer Aufsicht, erzählen mir von Heimlichkeiten und Drogenmissbrauch, der sich offenbar über weite Teile des Schuljahrs ihrer Kontrolle entzogen hat. Dann eröffnen Sie mir, meine Tochter sei die Urheberin all dieser Regelverstöße - und beschuldigen mich, ihr in meinem Haus Zugang zu dem Wissen um die Rezeptur dieser Substanzen gewährt zu haben, die sie dann gebraut und an ihre Mitschüler weitergereicht haben soll. Ich mache es kurz: Die Vermutung, dass Rowan anderswo als in der Schule die Anleitung für diese Mittel bekommen hat, ist genau das - eine Vermutung nichts weiter. Fest steht bisher nur, dass die Durmstrang-Akademie ihre Aufsichtspflicht gegenüber meiner Tochter und eines nicht unbeträchtlichen Teils ihrer Mitschüler vernachlässigt hat, indem sie diese Regelverstöße überhaupt erst möglich gemacht hat.
Jetzt wo ich einmal damit angefangen habe, kommen die richtigen Worte ganz von allein. Die richtige Mischung aus Selbstsicherheit und Einschüchterung für die Vizerektorin. Wobei ich ersteres nicht wirklich empfinde. Mir sitzt immer noch der Schock über diese Enthüllung in den Knochen. Ich meine, es war mir immer klar, dass die vielen Verweise, die das Kind über die Jahre kassierte, nicht von ungefähr kamen. Aber mit so einem Aussetzer hätte ich in hundert Jahren nicht gerechnet. Dass sie sich einfach hinsetzen und Pix zusammenmixen würde - und auch noch damit zu dealen. Was würde ihre Mutter dazu sagen? Ich will überhaupt nicht daran denken. Jetzt gilt es den Schaden einzugrenzen, was ich hiermit hoffentlich getan habe.
In unser beider Interesse ersuche ich Sie höflich, ihre Disziplinarmaßnahmen gegenüber meiner Tochter noch einmal zu überdenken. Wir wissen beide um die unangenehmen Folgen, die es für die Akademie haben würde, wenn der Missbrauch von Drogen in Zusammenhang mit einem Examen an die Öffentlichkeit dringt. Ein Schulverweis für Rowan erübrigt sich meiner Ansicht nach unter diesen Bedingungen von selbst.
Dies ist mein Standpunkt. Strafe mag angebracht sein. Auch das Überdenken Ihrer eigenen Versäumnisse in dieser Angelegenheit. Der Schulverweis jedoch nicht.
Mit freundlichen Grüßen,
Severus Snape
Hochzufrieden mit meiner relativ diplomatischen Lösung rolle ich das Papier zusammen und mache mich auf den Weg in die Eulerei. Wie meine Knochen schmerzen bei jeder Bewegung. Wie bei einem alten Mann. Auf die Reaktion der alten Kuh in Durmstrang durfte man gespannt sein. Es wäre vielleicht besser gewesen, Albus die Sache in die Hand nehmen zu lassen, denke ich, als ich der kleinen Eule nachsehe, wie sie in Richtung Durmstrang davonfliegt. Aber in der jetzigen Situation bleibt sowieso abzuwarten, wie die Dinge in Durmstrang weiterlaufen. Rowans Rausschmiss wird mit etwas Glück das letzte sein, worüber man sich dort den Kopf zerbricht. Ich hasse es, wenn das Kind in irgendeiner Form die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Insbesondere zu solch einem Zeitpunkt.
Ich schlendere durch das stille Schloss zurück. Vorbei an der großen Halle. An den verschlossenen Klassenzimmern. Ich komme zum Krankenflügel. Wie magisch angezogen unternehmen meine Füße diese Schritte von allein. Durch die Tür. Zwischen den Betten hindurch. Es gibt nur zwei Kranke. Zwei Helden. Ich stelle mich ans Bettende von Lilys Sohn. Betrachte sein blasses schlafendes Gesicht. Die Narbe leuchtet feuerrot auf seiner weißen Stirn zwischen den zerwühlten Haarfransen hervor. Ich denke an Godric's Hollow. Wie ich mit ihm im Arm auf der seltsam unzerstörten Eingangstreppe saß und versuchte, die Blutung des Fluchmals zu stoppen. An das Kellergewölbe, wo ich den Elfjährigen ohnmächtig vom Boden aufhob, nachdem er Voldemort in die Flucht geschlagen hatte, und in den Krankenflügel zurücktrug.
Die meisten Menschen werden im Schlaf wieder zu Kindern. Die Bewusstlosigkeit macht sie nackt und verletzlich. Aber Harry sieht im Schlaf bereits wie ein junger Mann aus - ohne die Schüchternheit und Ungeschicklichkeit seiner wachen Persönlichkeit. So ist er leichter mit dem Helden zu identifizieren, den alle hier aus ihm machen wollen. Ich natürlich nicht. Ich bilde mir ein, ihn als einziger hier richtig beurteilen zu können. Ohne Schnörkel. Es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, den Jungen zu erziehen, dem wir unser aller Schicksal anvertrauen müssen. Dass ich ihn - im Gegensatz zu allen anderen Lehrkräften - nicht mag und ihm nie etwas durchgehen lasse, kann da nur von Nutzen sein.
Ein junger Mensch braucht einen Feind, an dem er sich messen kann. Harry hat Voldemort, aber der ist die meiste Zeit nicht erreichbar. Er hat Draco, aber aus dieser Feindschaft wird er rauswachsen und das schon bald. Da bleibe nur ich, und ich habe nicht vor, es ihm leicht zu machen. Eigenwillige Pädagogik, ich weiß. Ich strecke die Hand aus und platziere sie auf seinem schwarzen Schopf. Sein Haar ist seidig-weich, es fühlt sich an wie Rowans. Sogar die Farbe ist fast dieselbe. Lily, denke ich. Kannst du mir nicht beistehen? Kannst du mir nicht ein paar Tips geben, ob und wie ich das hier richtig mache? Natürlich erhalte ich keine Antwort.
Ich wende mich ab, drehe mich nach dem anderen belegten Bett um. Dort liegt mein Onkel Alastor, aus seiner Truhe befreit. Ich presse die geballte Faust auf den Mund, um nicht hysterisch loszukichern. Die Komik dieser Situation ist mir noch gar nicht richtig bewusst geworden. Alastor Moody, Todesserschreck, in seiner eigenen Truhe für ein Dreivierteljahr eingesperrt. Jetzt wird mir erst richtig klar, was für ein Glück wir gehabt haben. Dass weder Albus noch ich Zeit (bzw. das Bedürfnis, was mich anbetrifft), mit Alastor über Rowans Entgleisungen in Durmstrang zu sprechen. Barty hätte die Information, wo sie sich aufhält,womöglich an Voldemort weitergegeben. Aber dazu kam es ja nun nicht mehr. Barty muss mich gehasst haben - er konnte Alastors Abneigung originalgetreu widergeben. Auch gegen Draco übrigens.
Was ist los in meinem Leben? denke ich erschöpft und lasse mich in den Besuchersessel neben dem Bett meines Onkels falles, darauf bedacht, keinen unnötigen Lärm zu machen. Ich muss mir reiflich überlegen, ob ich Alastor in die Eskapaden meiner Tochter einweihe. Wenn Albus dichthält, sehe ich eigentlich keinen Grund dazu. Ich möchte es von jeher nach Kräften vermeiden, dass Alastor sich in meine Erziehungsmethodik einmischt oder sie auch nur kommentiert. Natürlich - meine Rückkehr zum Licht könnte man dahinehend werten, dass er zu seiner Zeit irgendwas doch richtig gemacht hat mitz seinem Nachtschattengewächs.Vielleicht haben sie alle etwas Anteil an meiner Entscheidung, die mich von Voldemort wegtrieb und zum Phönixorden brachte: Albus, Lily, sogar Alastor. Aber im Grunde weiß ich es besser. Es war meine Entscheidung. Und der Anstoß, der von Professor Karkarova geliefert wurde, ohne dass sie es je wusste. Ihre geplante Ermordung ließ mich zum Verräter werden. Jetzt, Fast zwanzig Jahre später, muss ich ihren Neffen töten, damit diese Rolle nicht auffliegt.
Ich weiß ehrlich nicht, was sie dazu sagen würde. Ich weiß nur, dass ich tun werde, was getan werden muss. Über dem Gedanken werde ich allmählich ruhiger. Schließlich reicht es zum Einschlafen.
