Kapitel 8: Gegeneinander

Die ganze Nacht fand Kolleen keinen Schlaf. Da war eine Große Leere aus Angst in ihr. Die Unsicherheit was damals wirklich passiert war, quälte sie nun wieder.. Eigentlich hatte sie geglaubt in Hogwarts alles vergessen zu können, doch dass sie gerade hier wieder mit allem konfrontiert wurde, kam sehr unerwartet. Die Vergiftung vom Vortag, bei der sie sich sicher war, dass Draco Malfoy was damit zu tun hatte, tat dann noch das Restliche. Auch Severus Verhalten war nicht gerade aufbauend.

Den Unterricht der nächsten Tage verrichtete sie zwar planmäßig, aber ohne viel Begeisterung. Severus ignorierte sie ganz und versuchte ihm aus dem Weg zu gehen. Allerdings hatte das zur Konsequenz, dass ihre häufige Abwesenheit auffiel und Dumbledore sie daraus ansprach.

Der Schulleiter saß hinter seinem großen Schreibtisch und sah Kolleen mit seinen durchdringenden, aber freundlichen blauen Augen an.

„Ich hatte die ganze Zeit noch keine Gelegenheit sie zu fragen, ob sie sich gut eingelebt haben." Er sah sie freundlich an.

Kolleen nickte. „Ja habe ich."

Dass sie private Probleme hatte, hatte ja nichts mit ihrer Arbeit zu tun.

„Schön schön." Dumbledore lächelte. „Doch scheinen sie Probleme mit Professor Snape zu haben."

Überrascht sah Kolleen ihn an.

„Nun ja man könnte sagen wir haben ein paar Meinungsverschiedenheiten." Es war schon fast zum lachen, sosehr hatte sie untertrieben.

„Es kann eigentlich nicht im Sinne der Schule sein, wenn sich ihre Lehrer untereinander streiten. Ich möchte sie bitten, sich soweit es geht darum zu bemühen mit ihm auszukommen."

Kolleen blieb der Mund offen stehen, das konnte Dumbledore doch nicht ernst meinen…. Wer hatte denn mit allem angefangen? Sie ganz sicher nicht!

„Sagen sie das lieber Severus, Professor."

„Das lassen sie mal meine Sorgen sein. Ich bitte nun erstmal sie darum." Sein Tonfall war freundlich, ließ aber keinen Widerspruch zu.

„Ich werde mich bemühen, Sir." Kolleen unterdrückte einen leisen Seufzer und stand auf. Nachdem sie sich von Dumbledore verabschiedet hatte, verließ sie das Büro.

Als Kolleen anschließend durch die Gänge der Schule lief, glich sie in ihren schwarzen Roben, die sie heute trug, viel zu sehr Severus. Vor allem was das Verhalten Schülern gegenüber anging.

Das Gespräch gerade hatte ihre Stimmung in einen noch tieferen Keller sinken lassen und sie hatte schwer das Gefühl als wären zurzeit alle gegen sie. Wahrscheinlich war sie momentan nicht fähig richtige Urteile über andere zu treffen, aber sie hatte stark den Eindruck gehabt, als würde Dumbledore ihr zumindest einen großen Teil der Schuld geben.

Es war schon nach neun und die Schüler waren in ihren Gemeinschaftsräumen. Oder sie sollten es sein, denn als Kolleen im dritten Stock den Verwandlungskorridor betrat, hörte sie eine Tür laut ins Schloss fallen. Sie hoffte, dass es nur Filch oder einer der anderen Lehrer war.

Sie ging hinüber zu einem der Klassenräume und öffnete die Tür. Es war stockdunkel, also schlossen sich alles Personen die hier sein durften schon einmal aus. Mit einem Wink ihres Zauberstabes entzündete sie die Fackeln an den Wänden und in der hinterletzten Ecke hinter einen Schrank gequetscht standen die Drei.

„Mr. Potter, Mr. Weasley und Miss Granger würden sie sofort hierher kommen?" Auch wenn die Worte freundlich waren, so war es Kolleens Stimme nicht.

Die drei kamen mit beschämten Gesichtern zu ihr nach vorne.

„Was haben sie hier zu suchen?"

„Ähm…..also….", begann Ron, doch Kolleen unterbrach ihn.

„Sei ruhig! 25 Punkte von Gryffindor für jeden von euch, seht zu dass ihr in euern Gemeinschaftsraum kommt!"

Der Schreck über die Menge der abgezogenen Punkte war in allen drei Gesichtern zu sehen, doch widersprachen sie nicht und verließen schnell den Raum. Mit etwas Verspätung folgte Kolleen ihnen und als sie um die nächste Ecke bog, sah sie Severus vor den drei Schülern stehen.

„Aber Professor Snape, wir wurden schon bestraft. Sie können uns doch nicht für dasselbe ein zweites Mal bestrafen", widersprach Hermine.

Bevor Severus etwas erwidern konnte. ging Kolleen dazwischen. Mit schnellen Schritten ging sie auf die kleine Gruppe zu.

„Miss Granger hat Recht, Professor Snape. Ich habe die Drei gerade zurück in ihren Turm geschickt."

„Das mag ja sein Miss Anderson, aber dieses scheint mir nicht der schnellste Weg zum Gryffindor Turm zu sein."

Wieder mal spürte Kolleen ein Kribbeln im rechten Arm, der nach ihrem Zauberstab schrie, doch wenn er ihre Autorität untergrub, dann konnte sie das auch.

„Da irrst du dich Severus, es ist der kürzeste. Wahrscheinlich hast du die Abkürzung hinter der nächsten Rüstung vergessen." Sie lächelte ihn schadenfroh an und sah dann zu den drei Schülern, die etwas verwirrt aussahen.

„Hab ich nicht gesagt ihr sollt zusehen, dass ihr in euer Haus kommt?"

Die Drei nickten und wollte sich zum gehen wenden, doch Severus hielt sie zurück.

„Moment noch! Ich habe nicht gesagt, dass ihr gehen könnt!"

Langsam wollte Kolleen lieber nicht mehr für Severus Sicherheit garantieren.

„Das ist diesmal auch nicht deine Aufgabe!"

„Ach nein? Und wer sagt das? Du?" Ein höhnisches Grinsen trat auf sein Gesicht.

„Ja ich! Ich bin hier genauso Lehrer wie du und deshalb weiß ich nicht warum du das so lustig findest!"

„Ich habe mich nur gefragt auf wen von uns unsere Drei hier wohl hören werden, auf dich, die ja immerhin schon zwei Monate hier ist, oder auf mich, der sie schon fünf Jahre unterrichtet."

„Sollten sie auf dich hören, dann nur weil sie Angst haben was du mit ihnen im Unterricht machst und wie viele ihrer Tränke du „aus versehen" versaust."

„Dann scheine ich, im Gegensatz zu dir, Ordnung in meiner Klasse zu haben!"

„Ordnung durch Angst! Wunderbar! Ich bevorzuge Ordnung durch Respekt."

„Wer sollte vor dir schon Respekt haben? Aber das glaubst du wirklich oder? Na ja ein wenig Naiv warst du schon immer."

Sie diskutierten in durchaus lautem Ton noch mindestens fünf Minuten weiter. Die ganze Zeit standen Harry, Ron und Hermine daneben und hörten fasziniert zu und wussten nicht was sie tun sollten. Schließlich kam Professor McGonagall wütend um die Ecke.

„Was geht denn hier vor?"

Severus und Kolleen verstummten und sahen sie an. Kolleen wollte alles erklären, sie war rot im Gesicht und jeder Blick der nur in Severus Richtung ging war voller Abneigung.

„Ich….."

„Gleich, Professor Anderson. Potter, Weasley, Granger! Gehen sie sofort zurück in ihren Gemeinschaftsraum!"

Die drei Fünftklässler drehten sich nun endgültig um und gingen den Flur hinunter.

McGonagall sah ihre beiden Kollegen wütend an. „Und sie beide kommen jetzt erstmal mit!"

Kolleen schwieg und folgte der Stellvertretenen Schulleiterin ins Lehrerzimmer ein Stockwerk tiefer. Zu ihrer Überraschung folgte auch Severus völlig ohne Widerworte.

Kolleen lehnte sich an eine der Fensterbänke, während Severus am Kamin lehnte. Professor McGonagall stand zwischen ihnen.

„Würden sie mir bitte erklären was das eben war."

„Miss Anderson war gerade dabei mir zu verbieten Potter und Co. Nachsitzen zu lassen", erklärte Severus mit bösem Blick auf Kolleen.

„Nur weil ich sie gerade erwischt und weggeschickt hatte!"

„Das…."

„Severus! Es reicht!", fuhr Professor McGonagall dazwischen. „Immer noch Professor Anderson; und könnte sie mir nun auch erklären was passiert ist?" Sie sah Kolleen an, die kurz das Geschehen schilderte.

„Ihr Beider Verhalten ist absolut unakzeptabel! Sie können nicht anfangen sich vor Schülern so zu benehmen. Wenn mir so etwas noch einmal zu Ohren kommt werde ich mit Professor Dumbledore reden müssen! Also wenn sie sich in Zukunft bitte zurückhalten würde, beide!"

Zähneknirschend nickte Kolleen und verließ noch vor Severus das Lehrerzimmer. Dieser Mann war einfach das Letzte!

Beinahe ohne es zu merken ging sie nach draußen und als sie vor der Eingangstür stand, war sie etwas ratlos. Sie sah hinüber zum See und erinnerte sich an Severus, wie sie da….., nein sie würde nicht weiter denken.

Der andere Weg führte an den Gewächshäusern vorbei. Gerade nachdem Kolleen das letzte hinter sich gebracht hatte, hielt sie inne. Es war ewig her gewesen, dass sie eines dieser faszinierenden Häuser hatte betreten können. Als sie in der Apotheke gearbeitet hatte, hatte sie meist nur mit getrockneten Pflanzen gearbeitet.

Langsam ging sie zurück und blieb vor der großen Glastür von Gewächshaus fünf stehen. Vorsichtig griff sie nach dem Türknauf und zu ihrer Überraschung sprang die Tür in die dahinter liegende Schwärze auf.

Zögernd trat Kolleen ein und murmelte „Lumos!", nachdem sie ihren Zauberstab aus der Tasche gezogen hatte. Das blass fahle Licht des Zauberstabs ließ die vielen Pflanzen in ihren großen und kleinen Tontöpfen und Beeten bizarre Schatten werfen.

Schon fast am anderen Ende des Glashauses angekommen blieb sie abrupt stehen. In einem der Beete wuchs eine Pflanze, die sie erst einmal gesehen hatte und das kurz nachdem sie Hogwarts verlassen hatte.

Beinahe ehrfürchtig flüsternd beschwor sie eine Kerze herauf und stellte sie auf den Rand des Beetes. Sie trat noch ein Stück näher heran um wirklich den besten Blick zu haben.

Severus sah Minerva wütend hinterher. Was bildete die sich eigentlich ein zu sein, dass sie ihm erzählte was er zu tun hatte und das auch noch wenn es um Kolleen ging? Er hatte schließlich weitaus mehr Lehrerfahrung als sie und konnte so wohl auch besser entscheiden, was er mit Potter zu tun hatte! Potter…, wenn er schon wieder nur an diesen Namen dachte, wurde ihm schon fast übel.

Er ging hinüber zum Fenster und sah hinaus. Die Ländereien von Hogwarts waren in Dunkelheit gehüllt. Nicht ein Stück des Mondes war zu sehen, es war Neumond.

Neumond!

„Oh Verdammt!", murmelte er und griff nach seinem Umhang. Zügig ging er die vielen Gänge und Treppen hinunter in die Eingangshalle entlang und trat dann ins Freie, nach wenigen Metern hatte ihn die Dunkelheit verschluckt.

Zu seiner Überraschung war in einem der Gewächshäuser Licht, ein sehr schwaches nur, aber doch deutlich zu sehen.

Dass nun gerade dieses Gewächshaus sein Ziel war, war wohl bloß Zufall. Lautlos betrat er das schwach beleuchtete Haus.

Am Ende des Ganges, genau dort wo er hin musste, sah er zu seiner Überraschung Kolleen, über die dort wachsenden Pflanzen gebeugt, stehen.

Im Schatten einer der großen Pflanzen die am Rand wuchsen blieb Severus stehen und beobachtete sie. Auch wenn er noch immer eine immense Wut auf sie hatte, wollte er einen erneuten Streit an diesem Abend nicht provozieren, so blieb er einfach stehen.

Nach bestimmt zehn Minuten richtete Kolleen sich auf, sah sich noch einmal um, ließ die Kerze verschwinden und ging dann beinahe lautlos zur Tür.

Severus bemerkte sie nicht.