Kapitel 11:Ein neuer Todesser

Am nächsten Morgen beim Frühstück fühlte Kolleen sich wie gerädert. Gerade als sie wieder aufstehen wollte, um zum Unterricht zu gehen, kam Dumbledore zu ihr.

„Professor Anderson, ich habe ein Problem. Professor Snape wird wahrscheinlich länger im Krankenflügel bleiben als erwartet und so wollte ich sie bitten seinen Unterricht zu übernehmen. Nur die Siebten und Fünften Klassen."

Kolleen sah ihn erschrocken an.

„Ich soll was? Aber Professor, das kann ich nicht! Das würde er nicht wollen."

Dumbledore lächelte. „Ich bitte sie darum. Ich bin sicher das sie die ausreichende Qualifikation dazu haben und was Severus darüber denkt, lassen sie mal meine Sorge sein."

„Nun gut, ganz wie sie meinen. Aber nicht für lange."

„Ich denke sie sollten heute Nachmittag mit den Siebtlässlern anfangen, sie können natürlich den Kerker benutzen."

Kolleen nickte und ging nachdenklich zu ihrem eigenen Unterricht.

Die Mittagspause kam früher als ihr lieb war und statt zum Essen zu gehen, ging sie nach unten in den Kerker wo der Zaubertrankunterricht stattfand. Sie sah sich um. Es war schon ewig her, dass sie hier gewesen war und doch hatte sich nichts verändert.

Langsam ging sie hinüber zum Pult, traute sich aber nicht sich zu setzten. Stattdessen nahm sie sich das Buch von der alten Tischplatte und schlug es auf.

Langsam blätterte sie es durch und legte es frustriert wieder zurück. Darin war nichts darüber zu finden, welche Tränke die Klassen bisher gemacht hatten. Panisch sah sie auf die Uhr. Viel Zeit hatte sie nicht mehr, um sich zu überlegen was sie gleich mit den Siebtklässlern im Unterricht machen sollte.

Fast vollkommen unvorbereitet stand sie fünfzehn Minuten später vor der Klasse und erklärte zunächst erstmal warum ihr Zaubertrankmeister nicht da war, zumindest soweit sie die Umstände erklären durfte.

Die Zeit verging recht schnell und am Ende der Stunde war Kolleen gar nicht mal so unzufrieden mit sich.

Den Abend verbrachte sie nun komplett damit, den Zaubertrankunterricht für den nächsten Tag zu planen.

Der Morgen kam mit der kühlen Luft des frühen März. Nach der ersten Stunde des eigenen Unterrichts, ging sie hinunter in die Kerker und wartete auf die nächste Klasse.

Nach dem Mittag hatte sie wieder erst ihr eigenes Fach und dann als letztes die Fünfte Klasse in Zaubertränke. Es ließ sich nicht vermeiden, dass vor allem Verteidigung gegen die Dunklen Künste unter ihrer Doppelbelastung litt, da sie einfach zu wenig Zeit gehabt hatte, alles noch einmal durchzugehen. Gezwungenermaßen war der Unterricht in beiden Fächern für zwei Klassen ausgefallen, weil sie sich nun auch nicht teilen konnte.

In der Mitte der Stunde, als Kolleen gerade über dem Kessel von Ron Weasley gebeugt stand, sprang die Tür des Kerkers auf und Severus stand im Türrahmen. Kolleen sah ihn ein wenig erschrocken an. Plötzlich kam sie sich vor wie eine Einbrecherin.

„Oh… Professor Snape. Ich hatte erst wieder in zwei Tagen mit ihnen gerechnet. Möchten sie vielleicht….?"

Er schüttelte den Kopf und ging Richtung Lehrerpult. „Tun sie so als sei ich nicht da und fahren mit dem Unterricht fort."

Und wider erwarten setzte er sich nicht an das Pult sondern auf einen Stuhl, der in einer Ecke dahinter stand.

Kolleen verunsicherte seine Anwesenheit sehr. Sie bemühte sich aber den Unterricht so weiter zu machen wie zuvor. Es schien ihr auch zu gelingen und doch war sie froh, als die Nachmittagsglocke läutete und die Schüler ihre Arbeitsplätze aufräumten.

Doch als der letzte Schüler die Tür ins Schloss fallen ließ fühlte sie sich in Severus Gegenwart noch unwohler.

„Es tut mir leid…ich wollte nicht…."

Sie sah ihn nicht an. Eigentlich war es albern, immerhin hatte Dumbledore sie darum gebeten.

Unmerklich war Severus aufgestanden und ein Stück auf sie zugekommen.

„Sei still. Dein Unterricht war doch gut. Auch wenn ich erst nicht begeistert war davon zu hören, war er sehr viel besser, als ich gedacht hätte. Du hast mehr gelernt, als ich wusste."

„Danke."

Das vollkommen verwirrte Gesicht verkniff Kolleen sich gerade noch.

„Nein. Ich muss dir danken. Das war schon das zweite Mal, dass du mir den Hals gerettet hast."

„Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken, ich hätte dich ja nicht da liegen lassen können."

Sein Blick wich ihrem aus, es schien ihm unangenehm zu sein. Es irritierte sie jedes Mal, wenn er beschämt war. Das passte so gar nicht zu ihm.

„Accio Bücher", murmelte sie und ihre Bücher flogen ihr in die Arme, sie wendete sich zum gehen.

„Kolleen! Warte bitte..."

Sie drehte sich um. „Ja?"

„Ich glaube wir sollten miteinander reden."

Sie zog eine Augenbraue nach oben, so wie es eigentlich seine Art war. Das wunderte sie schon ziemlich, immerhin war er es gewesen, der immer abgeblockt hatte. Vor allem fühlte sie sich gerade Überhaupt nicht danach. Nachdem sie sich wieder an das meiste dieses einen Abends erinnern konnte, versuchte sie es soweit wie möglich zu verdrängen. Vielleicht ging es auch um etwas anderes, aber Kolleen fiel nichts ein, was noch ein dringendes Gespräch erforderte.

„Wie du meinst. Heute Abend?"

Er schüttelte den Kopf. „Jetzt gleich, wenn es geht…."

„Meinetwegen, gehen wir raus?" Der Ton war kühler, als sie es gemeint hatte, aber trotzdem schien Severus erleichtert.

Schweigend gingen sie zusammen die Treppe in die Eingangshalle hinauf, durchquerten sie und gingen weiter nach draußen und dann in Richtung Quidditchstadion und See.

Severus brach die Stille, als sie schon halb am Stadion vorbei waren.

„Ich wollte nur…..Was an dem einen Abend mit den Todessern geschehen ist…."

Kolleen sah ihn kurz an, sie konnte das gerade einfach nicht. Vielleicht verpasste sie damit ihre einzige Chance, aber es ging nicht.

„Severus, nicht…bitte, ich kann jetzt darüber nicht reden und vor allem nichts darüber hören. Ein anderes Mal vielleicht. Es tut mir leid."

Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich zurück zum Stadion und ließ Severus alleine stehen.

Verdutzt blieb Severus stehen und sah Kolleen nach. Hatte sie ihn nicht neulich noch angeschrieen er solle ihr die Wahrheit sagen? Und nun so etwas? Das verstand er nicht. Es hatte lange gedauert, aber inzwischen merkte er wie sehr ihn der dauernde Streit mit ihr belastete. Dabei wusste er gar nicht warum ihn das überhaupt so mitnahm. Eigentlich könnte es ihm doch egal sein, so wie bei allen anderen auch.

Sehr langsam ging er zurück ins Schloss, er wollte nicht riskieren Kolleen doch noch über den Weg zu laufen.

Einige Wochen schwiegen sie sich nur an. Kein böses Wort, nicht einmal ein Blick, nichts.

Es war eine kalte Nacht Anfang April, der Vollmond schien durch eines der Fenster in Severus Büro. Völlig in die Arbeit vertieft saß er am Schreibtisch, als ein brennender Schmerz seinen linken Arm durchzog.

„Oh verdammt! Warum jetzt?", murmelte er, seufzend stand er auf und ging ins Schlafzimmer. Aus der hintersten Ecke seines Kleiderschrankes holte er eine schwarze Robe, zog sie über, nahm seinen Umhang und machte sich auf den Weg nach draußen.

Als er die Grenzen von Hogwarts überschritten hatte, sah er sich um, niemand war da. Mit einer schnellen Bewegung holte er die weiße Maske aus dem Umhang und setzte sie auf. Nachdem er sich noch einmal umgesehen hatte apparierte er, ohne wirklich zu wissen wo er landen würde.

Eine Sekunde später fand er sich zwischen den Mauern einer alten Burgruine wieder. Hier und da brannten einige Fackeln. Noch nicht viele Todesser standen im Kreis. Schweigend nahm Severus seinen Platz ein.

Lucius war noch nicht da, hoffentlich hatte dass nicht das zu bedeuten, was Severus befürchtete.

Fünf Minuten später war der Kreis vollständig bis auf eine Lücke, die normalerweise Lucius einnahm. Der dunkle Lord erschien und seine Anhänger verbeugten sich.

„Ich habe euch gerufen, weil wir jemanden in unsere Mitte aufnehmen wollen."

Also doch….Severus fluchte wortlos.

„Es ist lange her, seit wir das getan haben und dieser Todesser ist für mich gestorben."

Severus sah Draco in Begleitung eines großen Todesser unter dessen Maske offensichtlich Lucius steckte näher kommen und in den Kreis treten.

Lucius nahm seinen Platz im Kreis ein, Draco blieb alleine mit dem Lord in der Mitte stehen.

Severus stand nicht weit von ihm, aber selbst wenn hätte er noch immer die Angst in Dracos Augen sehen und fühlen können.

Er verstand Lucius nicht, warum jetzt schon? Draco war noch lange nicht soweit.

„Draco! Warum bist du hier?"

Der 15-jährige zuckte etwas als der dunkle Lord ihn ansprach. „Um mich euch anzuschließen My Lord."

„Warum?"

Er zögerte kurz. „Weil ich an das glaube was ihr tut."

„Da dein Vater für dich bürgt glaube ich dir."

Severus konnte in Lucius Augen sehen, dass das nicht geplant war.

„Knie nieder Draco!"

Draco ging zu Boden.

„Wem wirst du auf Leben und Tod dienen?"

„Euch My Lord."

Severus war sicher, dass nicht nur er das Zögern in seiner Stimme gehört hatte.

„Gib mir deinen Arm." Draco tat wie ihm befohlen. Der dunkle Lord richtete seinen Zauberstab auf seinen Arm und murmelte einen Zauberspruch. Eine Rotglühende Linie schoss aus dem Stab auf Dracos Unterarm und floss zu dem dunklen Mal zusammen.

Severus sah die Schmerzen in seinen Augen. Draco starrte auf das Mal, welches nun vollständig war und rot glühte.

„Steh auf!" Draco erhob sich so schnell er konnte. „Nun ist es an der Zeit dich zu beweisen. Wen von diesen Todessern kennst du?"

Draco sah sich um. Severus war sich sicher, dass Draco fast jeden hier kannte und doch hatte er ganz üble Befürchtungen, als Dracos Blick an ihm hängen blieb.

„Meinen Vater und Snape, my Lord."

Verflucht! Der Junge hatte ja keine Ahnung was er da tat!

„Soso….Severus komm doch mal her."

Severus trat in den Kreis und verbeugte sich kurz vor seinem „Herrn".

„Draco, ich möchte dass du mir den Cruciatus Fluch zeigst."

Für Sekunden schloss Severus die Augen, das konnte ja noch spaßig werden.

Doch Draco machte nicht seinen ersten Fehler in dieser Nacht.

„Aber….my Lord. Warum?"

Der dunkle Lord sah mit seinem eisigen Blick auf Draco hinunter.

„Frage niemals warum junger Malfoy und widerspreche mir nicht!"

„Ja my Lord. Verzeiht bitte."

„Ich verzeihe nichts."

Draco hob nun seinen Zauberstab und richtete ihn auf Severus, der erneut deutlich Dracos Angst sah.

„Crucio!", rief Draco und der Fluch riss Severus zu Boden. Aber es schmerzte bei weitem nicht so wie gewöhnlich, doch das Schreien konnte er nicht unterdrücken.

„Reducio!" Es war die kalte Stimme Voldemorts. „Das reicht! Severus steh auf!"

So schnell er konnte war Severus auf den Beinen, noch immer zittere er etwas.

„Gut gut. Avery! Nimm den Rest und erfüllt den Auftrag. Lucius und Draco ihr bleibt hier und Severus du kannst gehen."

Severus verneigte sich und disapparierte.