Kapitel 13: Bloß eine Verabredung

Mit Severus nicht mehr im Dauerkrieg zu sein war eine große Erleichterung. Endlich war die Spannung beim Essen weg und es gab keine giftigen Blicke mehr, wenn sie sich auf den Gängen oder im Lehrerzimmer trafen.

Die Besprechung über die Prüfungsvorbereitung für die Fünft- und Siebtklässler war gerade zu Ende und Kolleen machte sich noch ein paar letzte Notizen, als ein Schatten auf ihr Pergament fiel.

Sie sah auf.

„Severus….du stehst mir im Licht."

Er setzte sich neben sie.

„Tut mir leid." Sein Blick fiel auf den Stapel Pergamente neben Kolleen.

„Viel zu tun?"

„Ja etwas, wieso?"

„Weil ich dachte, jetzt wo die Ferien anfangen hättest du vielleicht etwas Zeit."

Kolleen hob den Kopf und sah ihn an.

„Ja, habe ich auch. Warum?"

„Vielleicht hättest du Lust mit mir etwas trinken zu gehen?"

„Oh…." Sie versuchte nicht zu überrascht zu auszusehen.

„Ja, schon, aber erst nach dem Wochenende."

„Kein Problem. Wie wäre es mit Montagabend?"

„Das ist gut. Gehen wir in die „Drei Besen"?"

„Gerne. Um halb neun in der Eingangshalle?"

„Okay."

Severus stand auf.

„Schön. Wir sehen uns dann nachher beim Essen."

Kolleen nickte und lächelte ihn freundlich an.

Einen Augenblick blieb Severus noch stehen, als wäre er unsicher was er tun oder sagen sollte, dann ging er zur Tür und verließ den Raum.

Kolleen sah ihm nach und schüttelte leicht den Kopf. Mit so etwas hatte sie nicht gerechnet. Zwar hatte sie auch schon mal mit dem Gedanken gespielt ihn einzuladen, um mehr Zeit und Ruhe zum reden zuhaben, aber dass er sich schneller zu dieser Entscheidung durchgerungen hatte als sie, überraschte Kolleen wirklich. Ganz normal war das auf jeden Fall nicht. Er war freundlich gewesen und hatte sich sogar für so eine Kleinigkeit, wie im Licht stehen entschuldigt. Sie war wirklich schon gespannt, wie der Abend ablaufen würde. Aber bis dahin waren es noch zwei Tage.

Nachdem er die Tür geschlossen hatte, atmete Severus tief durch. Sie hatte nicht nein gesagt, das war ein Anfang. Das Ende dieser dauernden Streitigkeiten mit Kolleen nahm eine zusätzliche Belastung von ihm.

Viel erwartete Severus nicht. Er war nicht einmal sicher ob es eine gute Idee gewesen war sie einzuladen. Aber es reichte ihm erst mal völlig, dass sie zugesagt hatte und „Frieden" herrschte. Das ganze war eigentlich auch nur dazu da, den Frieden beizubehalten. Zumindest sagte er sich das immer wieder.

Zurzeit hatte er aber auch genügend zu tun. Warum musste der Dunkle Lord auch gerade zum Schuljahresende große Aktionen planen?

Severus war furchtbar müde, als er durch die lange Flure und Treppen hinunter in die Kerker ging. Seit über zwei Wochen hatte er nicht mehr richtig geschlafen. Entweder beanspruchten Korrekturen oder der dunkle Lord seine Nächte.

Unten angekommen stand er kurz mitten in seinem Wohnzimmer. Die fahle Sonne fiel durch eines der Fenster und der Staub rieselte durch den Strahl. Langsam ging Severus hinüber ins Schlafzimmer, zog nur Robe und Schuhe aus und ließ sich dann einfach auf das Bett fallen.

Es dauerte keine zwei Minuten bis er eingeschlafen war.

Ausnahmsweise weckte ihn wirklich der Wecker und kein schmerzender Arm oder ein Klopfen an der Tür. Nach einer Dusche ging er nach oben in die Große Halle, um in Ruhe zu frühstücken.

Es war kein besonderes Wochenende. Severus hatte viel mit Korrekturen zu tun. Für die letzte Arbeit der Siebten Klassen brauchte er fast den ganzen Samstag. Am Abend hatte er gerade noch genügend Energie um ein paar Seiten zu lesen und dann erschöpft ins Bett zu fallen.

Der Sonntag begann mit einem kurzen Frühstück und den Hausaufgaben der Zweitklässler. Überraschenderweise war er mit ihnen schon kurz vor dem Mittag fertig. Seufzend legte er die Feder zur Seite und sah auf den hohen Stapel neben sich. Dritte und Fünfte Klasse, beides Ravenclaw/Huffelpuff. Das musste bis nach dem Essen warten.

Er stand auf und ging nach oben. Die Meisten älteren Schüler in der Großen Halle hatten noch etwas schläfrige Gesichter, während die Jüngeren wie immer herumlärmten.

Kolleen setzte sich mit einem etwas erschöpften Lächeln neben ihn, als Severus gerade den ersten Bissen im Mund hatte.

„Es ist Wochenende, du solltest keine Nachschichten arbeiten", sagte er als sein Mund wieder leer war.

Kolleen sah ihn verwundert an.

„Wie? Sieht man das? Oh…"

„Ein wenig vielleicht."

„Irgendwann muss ich doch mal fertig werden, außerdem siehst du auch nicht viel besser aus"

„Bei mir liegen die Sachen der letzten zwei Wochen auch noch auf dem Schreibtisch. Also genieß du doch deine Ferien, immerhin hast du noch eine Woche frei."

Sie sah ihn Stirnrunzelnd an.

„Severus…., das weiß ich. Du musst mir nicht sagen wie ich zu arbeiten habe, das schaff ich schon alleine."

„Es ist deine Entscheidung."

Sie nickte und aß schweigend zu Ende.

Warum tat er das überhaupt? Immerhin ging ihn das wirklich nichts an und er sollte sich lieber um wichtigere Dinge kümmern. Was Kolleen anging verstand er sich selbst nicht mehr. Es interessierte ihn doch sonst nicht, wie viel seine Kollegen arbeiteten oder was sie sonst so taten.

Der Sonntag klang dann „idyllisch" mit dem Lesen der Hausaufgaben der Dritten Klasse aus.

Am Montag war Severus die meiste Zeit in London, um einige Besorgungen zu machen zu denen er schon seit Ewigkeiten nicht gekommen war. Als er auf dem Rückweg in der Winkelgasse an einem Blumengeschäft vorbeikam, blieb er kurz stehen. Doch dann schüttelte er nur über sich selbst den Kopf, wie kam er überhaupt auch nur ansatzweise auf solche Ideen? Er wollte sich nur mit ihr Unterhalten. Die einzig mögliche Beziehungsform zu ihr war Freundschaft, also waren Blumen oder ähnliches wirklich mehr als fehl am Platz.

Trotz dieses Vorsatzes, stand er recht lange vor seinem Kleiderschrank und konnte sich nicht entscheiden. Vor lauter „Verzweiflung" behielt er einfach an, was er ohnehin trug und machte sich um kurz vor halb neun auf den Weg in die Eingangshalle.

Es war viertel nach acht und Kolleen stand nervös vor ihrem Schrank. Was sollte sie nur anziehen? Wenigstens war sie schon so weit, dass sie sich entschieden hatte, nichts Schwarzes anzuziehen. Jetzt blieb nur noch die Frage, welche andere Farbe? Doch der Ärger über die eigene Nervosität, die ja eigentlich vollkommen unnötig und unangebracht war, machte die Entscheidung noch schwerer.

Inzwischen war es schon fünf vor halb neun. Sie griff nach der dunkelgrünen, leichten Robe. Immerhin passte das zu ihren Haaren.

Schnell zog sie sie über und eilte dann in Richtung Eingangshalle.

Severus stand schon wartend am Fuß der Großen Treppe.

„Tut mir leid, ich hab getrödelt."

Es war nicht zu übersehen, dass er sich nur schwerlich ein Grinsen verkneifen konnte.

„Hat sich ja nicht viel geändert in den Jahren…."

„Lass uns lieber gehen, bevor ich mir das doch noch anders überlege."

Severus nickte und sie verließen zusammen das Schloss.

Sie verließen die „Drei Besen". Als die frische kühle Nachtluft auf Kolleens Gesicht traf, kam sie ein Stück zurück in die Realität. Sicherlich hätte sie die letzten zwei Gläser Wein nicht trinken sollen, aber so würde sie in jedem Fall gut schlafen können.

Schweigend ging sie mit Severus den Weg hinauf zum Schloss. Sie hatten über soviel geredet an diesem Abend, dass die sie nun die Stille der Nacht genossen.

Der Mond war nur in einer schmalen Sichel kurz über dem Horizont im Westen zu sehen und für April war es noch recht kalt.

An diesem Abend hatte Kolleen zum ersten Mal, seitdem sie wieder in Hogwarts war, das Gefühl, dass Severus Nähe ihr nicht nur recht war, sondern sie es auch genoss seine Stimme zu hören und ihn zu sehen. Das erste Mal hatten sie sich wieder normal unterhalten können, ohne große Sticheleien oder provozierende Kommentare.

Je länger sie an der frischen Luft war, desto klarer wurde ihr Kopf. So hatte sie, als sie in der Eingangshalle standen, zumindest das Gefühl wieder nüchtern zu sein.

„Also, ich denke wir sehen uns dann morgen früh", begann sie sich zu verabschieden.

„Wolltest du nicht noch das eine Buch haben?"

„Stimmt. Dann komme ich eben noch mit, wenn es dir recht ist."

Severus nickte.

In den Kerkern war es wie immer kalt und auch Severus Büro machte da keine Ausnahme.

Mitten im Raum blieb Kolleen stehen, unsicher was sie tun sollte.

„Komm doch her", rief Severus, der schon im Wohnzimmer war.

Trotz der Aufforderung blieb Kolleen in der Wohnzimmertür stehen und wartete lieber dort.

Mit einem Buch in der Hand kam Severus zu ihr.

„Du darfst ruhig weiter reinkommen, ich werde dich schon nicht gleich wieder rauswerfen." Er lächelte sie an.

Dieses Lächeln irritierte sie völlig. Wann hatte er das nur das letzte Mal getan und wieso tat er es jetzt?

„Tut mir leid. Es ist noch etwas ungewohnt."

„Ja, etwas."

Sie sah zu ihm auf.

Seine Augen waren viel zu vertraut und wie so oft zuvor, verlor sie sich darin. Sie schaffte es einfach nicht wegzusehen und machte fast unbewusst einen Schritt auf ihn zu. Der Wein schien letztendlich doch seine Wirkung nicht zu verfehlen. Zumindest war das das einzige womit Kolleen sich die plötzlich aufkommende Wärme erklären konnte. Vielleicht war das auch eine Erklärung für das dringende Bedürfnis zu spüren wie er sich anfühlte, das Bedürfnis ihn zu berühren. Ihn noch immer ansehend hob sie langsam die Hand und berührte sanft mit den Fingerspitzen seine Wange.

Severus war überrascht und wollte erst sein Gesicht wegdrehen, doch als ihre warmen Finger weiter über sein Gesicht fuhren, konnte er es nicht. Ein seltsames Gefühl breitete sich in ihm aus. Er wusste nicht was er davon halten sollte, doch diese Zweifel lösten sich langsam im Nichts aus, als Kolleen sanft mit dem Daumen über seine Schläfe fuhr. Er schloss die Augen und genoss ihre Berührungen.

Es kribbelte in Kolleens Bauch noch mehr, als sie sah wie er genüsslich die Augen schloss. Ihre Finger wanderten sein Gesicht entlang, seinen Lippen entgegen. Es kostete sie Mühe ein Zittern in der Hand zu unterdrücken. Sie kam noch etwas näher und stand nun dicht vor ihm. Immer mehr näherte sie sich seinem Mund und als sie dann seine samtig-weichen Lippen berührte schloss sie die Augen, um den Moment zu genießen. Sanft fuhr Kolleen die Kontur seiner Lippen nach. Severus öffnete seinen Mund ein kleines Stück und küsste sanft ihre Finger.

Kolleen öffnete überrascht die Augen und sah nur wieder in seine tiefschwarzen. Er nahm ihre Hand in seine und hauchte einen Kuss darauf, der Kolleen einen Schauer über den Rücken jagte. Mit der anderen Hand strich sie erneut zärtlich über seine Wange. Dann fuhr sie nur mit den Fingerspitzen über seinen Hals und verweilte schließlich in seinem Nacken.

Severus kam noch etwas näher, ihre Körper berührten sich und er beugte sich zu ihr hinunter. Kolleen wusste nicht wie es geschah, aber plötzlich spürte sie seine warmen Lippen auf ihren. Es war ein zärtlicher, sehr sanfter Kuss, der sie leicht schwindelig werden ließ. Trotzdem wollte sie mehr davon. Sie streichelte seinen Nacken und küsste ihn erneut, diesmal inniger als zuvor. Severus ließ ihre Hand los und legte seinen Arm um sie.

Jetzt schon hatte Kolleen einfach aufgehört wirklich darüber nachzudenken was sie da tat und ihre Küsse wurden immer heißer. Als Severus begann ihren Hals zu küssen und sie dort seinen warmen Atem spürte, konnte sie sich ein leises Seufzen nicht unterdrücken. Er zog sie mit sich weiter in sein Wohnzimmer und legte das Buch, welches er noch immer in der Hand hielt auf den kleinen Tisch neben seinem Sofa. Mit der jetzt frei gewordenen Hand strich er ihr durch das Haar und dann ihren Rücken entlang.

Kolleen küsste ihn fordernd und wanderte dann mit ihrem Mund zu seinem Hals, währenddessen fanden ihre Hände den Weg zu den Knöpfen seiner Robe, denn dieser Kragen war wirklich im Weg. Nicht ohne ihn immer wieder zu küssen schob sie ihm schließlich den störenden Stoff von der Schulter und begann die freigelegte Haut zu küssen. Leise stöhnte Severus auf, als sie sanft in seinen Hals biss.

Langsam öffnete er die Knöpfe ihrer Robe und streifte sie ihr schließlich ab. Er küsste erneute ihren Hals, diesmal leidenschaftlicher und während seine Hände über ihre nackte Haut fuhren wanderten seine Küssen immer tiefer. Kolleen hatte das Gefühl langsam den Verstand zu verlieren, seine Nähe, sein Geruch und die Küsse raubten ihr die Sinne.

Was da gerade genau geschah konnte Severus nicht erklären, aber er stellte auch keinerlei Bemühungen an es zu tun. Er spürte Kolleens heißen Atem auf seiner Brust, als sie ihn dort küsste. Genüsslich schloss er die Augen. Sie streichelte seinen Oberkörper entlang bis zum Hosenbund. Das alles machte ihn jetzt schon halb wahnsinnig und er wollte definitiv mehr.

Er beugte sich zu ihr und küsste sie verlangend, er streichelte ihre Seite entlang und spürte wie sie leicht erzitterte.

„Lass uns ins Schlafzimmer gehen", flüsterte er ihr sanft ins Ohr. Kolleen nickte nur.