Rückwärts in die Dunkelheit


Zu den Sternen schaut man auf,
wenn es auf der Welt nichts mehr zu sehen gibt.
Oder blickt man auf,
wenn man nichts mehr sehen will?

- die letzten Worte eines Sterbenden.



9. Kapitel

Ein Werwolf leckt Blut


"Dunkle Wolken und finstere Gedanken,
die Vollmondnacht zerbricht meine Schranken,
in mir kommt die Gier auf Getier,
das ich massakrier',
ich spür diese Lust, den Blutrausch jetzt und hier,
tief in der Nacht die funkelnden Sterne,
ein süßer Geruch zieht mich in die Ferne,
hab acht, wenn ganz sacht in der Nacht,
meine Glut entfacht."

- E-Nomine

Remus stand vor der Krankenstation und fühlte sich beobachtet. Das war natürlich Schwachsinn, dennoch glaubte er, einen undurchdringlichen Blick von irgendwo her auf sich zu spüren.

Doch er hatte keine Zeit, dem nachzugehen, denn er musste schleunigst zur Hütte. ´Heulende Hütte´, wie Sirius sie bezeichnet hatte. Remus hatte nicht gewusst, dass die Menschen sie als solche bezeichneten, und obwohl es ein treffender Name war, verletzte es ihn irgendwie.

Madam Pomfrey eilte herbei und gab ihm eine Phiole mit Stärkungstrank. Den sollte er direkt am nächsten Morgen beim Aufwachen nehmen, damit er sich nicht so ausgelaugt fühlte. Sie war es, die ihn immer zur Peitschenden Weide brachte und sie war es auch, die ihn wieder abholte.

"So, dann lass' uns mal los. Ehe der Mond aufgeht", sagte sie kurz, aber mit aufrichtiger Fürsorge in der Stimme.

"Ja", murmelte Remus. Schweigend gingen sie durch Hogwarts, hinaus ins Freie zu dem Baum. Der Mond war noch nicht aufgegangen, der Himmel stürmischgrau und Blätter fielen von den fast schon kahlen Bäumen herab, die Luft mit einen leicht modrigen Geruch erfüllend.

Anfangs hatte Madam Pomfrey ihn immer versucht, in aufmunternde Gespräche zu verwickeln, bis sie zu bemerken schien, dass Remus lieber schwieg und seinen eigenen Gedanken nachhing.

Die Hexe berührte mit einem dünnen Ast den bestimmten geheimen Punkt unter einer Wurzel der Weide, so dass sie nicht mehr um sich schlug, dann fuhr sie mütterlich durch Remus' Haar. Der Trick schien einfach, den Baum ruhig zu stellen, aber das eigentlich Schwierige daran war, zu wissen, dass es nur durch das Berühren gelang und das Finden dieses Knotenpunktes.

"Bis morgen, mein Junge", sagte sie warm.

Remus nickte, wandte sich aber schnell ab, da er ihren mitleidigen Blick nicht länger ertragen konnte und ging los.

Der geheime Gang führte direkt zur Hütte. Er musste lange gehen und jeder seiner Schritte hallte sanft in der Stille wider.

Als der Gryffindor das Ende erreicht hatte, stieg er die Treppe hinauf und betrat den Raum, in dem ein altes Bett, ein kleiner Tisch und ein Stuhl standen. Die Wände und die Tür waren zerkratzt, Spuren, die Remus stets als Werwolf hinterließ, und die Bettlaken waren zerfetzt. Spärliches Kerzenlicht flackerte durch den Raum. Die Tür neben dem Bett führte zu einer alten, verkommen Küche. Mit äußerlicher Ruhe setzte der Junge sich auf das Bett. Er hasste Nächte wie diese. Er hasste den Mond. Er fürchtete sich vor ihm. Auch wenn er seit ein paar Jahren schon diese Prozedur durchmachte, erfüllte sie ihn immer wieder mit großer Angst. Es war ein Gefühl, welches in Dunkelheit geboren wurde, und heranwuchs, wenn der Nachthimmel vom silbrigen Licht des Mondes erhellt wurde. Doch für ihn gab da es kein Licht. Er spürte dann immer förmlich, wie alle Lichter ausgingen, und er keinen Hoffnungsschimmer mehr sah, der seine Furcht wenigstens erträglich machte. Denn schlimmer als die körperlichen Schmerzen, die er bei der Verwandlung zu ertragen hatte, waren die seelischen Qualen. Sobald er ein Werwolf war, schaltete sich seine Vernunft ab und er nahm zumindest bewusst die Folter nicht wahr, die seine Seele durchschüttelte, aber kurz davor und kurz danach setzte die Pein ein. Wie oft hatte Remus einen Ausweg gesucht, etwas, was ihn zumindest ein wenig beruhigen konnte, aber er hatte nichts gefunden. Und dann, wenn alles vorbei war, lag er zitternd auf dem alten Bett, nackt - denn da die Kleider stets zerrissen, zog er sich immer aus und umschlang seinen Körper mit der Decke - und schämte sich. Schämte sich und konnte die Finsternis förmlich nachhallen spüren, die ihn während der nächtlichen Stunden begleitet hatte, wie ein treuer Freund. Aber sie war kein Freund. Sie tat nur so, als sei sie es. In Wahrheit legte sie ihm lauernde Fallen und wartete nur darauf, dass er sie betrat und sich der Dunkelheit völlig hingab.
Sie umgab ihn wie ein sanfter Schleier, nahezu zärtlich, doch dahinter verbarg sich erbarmungslose Kälte, das wusste Remus. So versuchte er, sich von ihr abzuwenden, auch wenn es ihm schwer fiel und er sich einredete, zumindest, solange der Verstand noch da war, dass es nur für diese Nacht sei und er danach einen Monat wieder Ruhe hätte.
Das war natürlich eine Lüge, denn auch wenn es wieder dauerte, bis der nächste Vollmond kam, so begleitete ihn die Finsternis wie ein leiser Schatten, der ihm immer wieder zuflüsterte, ein Werwolf, ein Monster zu sein.

Remus schluckte und starrte auf seine Hände. Er saß im Schneidersitz mitten auf dem Bett und wartete. Wartete, bis der Mond aufging. Bis die Verwandlung begann. Bis das Grauen einsetzte. Und er keine menschlichen Züge mehr trug.

Er hatte sich die Kleider abgestreift und sich eine Decke umgelegt.

Plötzlich glaubte er, leise Schritte gehört zu haben und lauschte. Aber dann ging der Mond auf und Remus vergaß alles andere um sich herum.

Das Tier... das Tier erwachte in ihm.

--

Sirius hatte seinen Plan in die Tat umgesetzt und hatte sich zur Krankenstation geschlichen. James hatte er gar nichts gesagt; dieser schien zu denken, er wäre auf dem Weg zu seinem Bruder.

So war Sirius, aufgeregt und angespannt, Remus und merkwürdigerweise Madam Pomfrey gefolgt, aus Hogwarts hinaus in die Herbstkälte hinein. Der Himmel war wolkenverhangen, doch der Mond war noch nicht zu sehen. Als die beiden an der Peitschenden Weide gehalten hatten, war Sirius schnell hinter einen Baum getreten, von wo er beobachten konnte, wie die Hexe mit einem dünnen Ast etwas berührte und Remus auf einmal gefahrlos einen kleinen Gang dahinter betreten hatte und verschwunden war.

Madam Pomfrey hatte ihm einige Augenblicke nachgeschaut, ehe sie zurückgelaufen war.

Sirius hatte sich ebenfalls einen dünnen Ast besorgt und den Knotenpunkt der Peitschenden Weide berührt. Wenn man wusste, wo sich der Knotenpunkt des Baumes befand, war es einfach. Das Schwierige an der Sache war wohl, eben diesen zu finden. Wenn man jedoch die Möglichkeit hatte, aus dem Versteck heraus beobachten zu können, wo er sich befand, waren der Entdeckung des Geheimganges keine Grenzen mehr gesetzt.

Sirius war verwirrt und fragte sich, warum Remus in den Gang verschwunden war. Wieder kam ihm dieser abenteuerliche Gedanke und wieder schob er ihn ab, als sei er nicht realistisch.

Mit klopfendem Herz ging er durch den kleinen, dunklen Gang, bis er Treppen erreichte. Sirius hielt an und lauschte unruhig.

Innerlich ärgerte er sich. Warum war er nervös? Es war doch nur Remus und dieser würde nur ein wenig ausflippen, wenn überhaupt, schließlich war er sonst die Ruhe in Person, sobald er merken würde, dass Sirius ihm gefolgt war.

Also stieg er leise die Treppen herauf. Draußen müsste der Mond nun aufgegangen sein. Wieder flüsterte seine Stimme der Vernunft ihn ein, zu gehen, aber er ignorierte sie, wie schon so oft zuvor. Unwillkürlich musste er sich an Murphy, einen irischen, äußerst deprimierten, jedoch brillanten Zauberer erinnern, der ein ziemlich einfaches Gesetz formuliert hatte: Wenn etwas schief gehen kann, dann wird es auch schief gehen. Überheblich grinsend verwarf er diesen Gedanken. So ein Quatsch. Was sollte hier bitte schön schief gehen? Er würde Remus gleich einfach fragen, was er hier machen würde, ganz einfach. Eine von Murphys Folgerungen aus seinem Gesetz - nichts ist so leicht, wie es aussieht - kam ihm dummerweise in den Sinn, aber wieder tat er es ab.

Als Sirius die letzte Stufe betreten hatte, lugte er vorsichtig in den Raum herein. Eine Fackel an der Wand spendete dürftig flackerndes Licht in einem dunklen Orange.

Er war spärlich möbliert und Remus saß auf diesem alten Bett, vollkommen eingehüllt in eine schwere, braune Decke. Die Wände und der Boden bestanden aus modrigem Holz und fast überall waren tiefe Kratzspuren zu verzeichnen.

Es sah aus wie eine große Hütte.

Sirius' Herz setzte kurz aus. Die Heulende Hütte? Dann sah er, wie in Zeitlupe, zu Remus.

Dieser saß noch immer mit gekreuzten Beinen auf dem Bett, aber irgendetwas schien anders. Sein Aussehen...

Sirius machte große Augen und er spürte, wie ihm ein kalter Schauder überlief.

Remus' Aussehen verwandelte sich.

Das Blut in seinen Adern schien zu gefrieren, als es Sirius wie Schuppen vor den Augen fiel und er sich endlich eingestand, was er seit dem Hinweis von Peter bezüglich des Vollmondes bereits wusste.

Der Junge hielt den Atem an. Bei Slytherin..., dachte er nur.

--

Remus konnte den Mond förmlich spüren. Die große silbrige Kugel, die ihm so viel Leid brachte, obwohl sie so weit entfernt von ihm war. War das nicht paradox? Dass etwas, das eine solch große Distanz zu ihm hatte, ihm so viel Schmerzen zubereiten konnte?

Seine Sinne waren bereits geschärft. Er roch das modrige Holz der Hütte und die Kälte der Nacht. Es roch nach gefallenem Laub. Dann hörte er jemanden atmen. Flüchtig spürte er wieder etwas, als ob noch jemand im Raum wäre, aber Remus war bereits viel zu sehr in seine Verwandlung vertieft.

Sein Körper verwandelte sich allmählich in einen Werwolf. Es begann wie immer: mit einem Schmerz, der durch seine Wirbelsäule empor zischte, als diese anfing, sich zu krümmen. Er stöhnte und es hörte sich an, wie ein leises Knurren. Die Haare wuchsen, überall, und überzogen seine nackte Haut unter der Decke mit braunem Fell. Ein Prickeln, wie Nadelstiche, entstand dadurch, beinahe wie ein unerträgliches Jucken. Der Schmerz kroch durch seinen Körper und ballte sich in den Händen und Füßen zusammen, als diese sich zu riesigen Pfoten veränderten. Scharfe, lange Krallen schossen aus seinen Fingern und Zehen und hinterließen schmerzhafte Spuren. Sein Gesicht wurde zu dem eines Monsters. Es tat weh, als es sich lang zog, zu einer hochgerissenen Schnauze wurde mit gefährlich spitzen Zähnen, die aus seinem Kiefer heraus brachen. Schnurhaare bildeten sich und seine Ohren wurden länger und spitz.

Es tat weh. Es tat so weh. Seine Glieder schmerzten und er verspürte Hunger. Dunkelheit überkam ihn, überfiel ihn regelrecht und drosch rücksichtslos auf seine gepeinigte Seele ein.

Die Wandlung war vollzogen. Remus sprang auf alle vier Pfoten, die Decke fiel endgültig zu Boden und er legte den Kopf in den Nacken, um ein lang gezogenes, unheimliches Jaulen von sich zu geben, dessen Echo weit in die Nacht hinaus hallte und sämtliche Tiere davonjagen ließ. Das Heulen galt dem Mond, aus reiner Verzweiflung, aus reinem Instinkt.

Endlich, nachdem sein Körper sich beruhigt hatte, konnte er sein Werwolfsdasein ausleben. Seine Sinne hatten jemanden ausgemacht. Es kam von der Treppe. Er konnte es riechen. Den Angstschweiß, das Blut...

Frischfleisch.

Der Verstand hatte endgültig ausgesetzt, als Remus zu seinem Opfer herumwirbelte, von seinem Bett herunter sprang und ein lautes, bedrohliches Knurren ausstieß.

--

Sirius stand dort, wie angewurzelt. Seit er Remus' langsame und schreckliche Verwandlung bemerkt hatte, hatte sein Körper nicht mehr den Befehlen seines Verstandes gehorcht. Er war erstarrt und hatte mit weit aufgerissenen Augen die Veränderung eines Jungen zu einem gefährlichen Monster mit angesehen.

Es war so groß wie er und überzogen mit blondbraunem Fell. Er sah aus wie ein Wolf, hatte aber noch zarte menschliche Züge, die ihn jedoch grausamererscheinen ließen als ein normales Raubtier. Die Nase war in Falten hochgezogen und wies Ähnlichkeiten mit einer kleinen Schnauze auf, die Pfoten waren riesig und mit schwarzen, langen Krallen versehen. Kurzum: Remus sah einfach nur wild und vor allem gefährlich aus.

Sirius' Kopf war wie leer gefegt und sein Herz hatte erneut für eine Sekunde ausgesetzt, als Remus zu ihm herumgefahren war. An seinen Zauberstab dachte der Gryffindor nicht.

"Hallo, Lupin", sagte der Junge schwach, ohne seinen Freund aus den Augen zu lassen.

Remus knurrte, fletschte mit den Zähnen und kam näher. Das Fell war gesträubt.

Sirius lachte. Kurz und panisch. "Na? Wer hätte das gedacht, was", redete er darauf los, weil er sonst nicht wusste, was er tun sollte.

Umzudrehen und davonzulaufen schien ihm nicht in den Sinn zu kommen. Nein... er war geschockt, aber auch fasziniert. Sirius konnte einfach nicht fortlaufen, so sehr seine Vernunft es ihm auch entgegen schrie, er tat stattdessen das Dümmste, was man in dieser Situation hätte tun können: er ging einen schnellen Schritt auf Remus zu und verließ somit seinen Fluchtweg. Seinen einzigen Fluchtweg.

"Ich bin's. Sirius", fuhr er mit zittriger Stimme fort. "Ich... ich hätte niemals gedacht, dass du ein Werwolf bist." Wieder lachte er unsicher. "Das... das ist echt das Krasseste, was ich bisher erlebt habe, Lupin."

Remus war nun nur noch einen Meter entfernt. Sabber lief aus seinem Maul und seine spitzen, gefährlichen Zähne wirkten alles andere als harmlos.

Sirius sah ihm in die Augen. Sie waren bernsteinfarben. Es war also wirklich Remus. Doch statt einen leicht versonnenen, müden, aber ruhigen Ausdruck darin zu finden, las er nur Wildheit. Irrsinn. Und Angriffslust. Gepaart mit Hunger. Die Pupillen waren von einem bestialischen Leuchten erfüllt.

Remus jaulte zur Antwort Furcht erregend, so dass Sirius zusammenfuhr.

Scheiße.

Und plötzlich, ehe er auch nur angemessen hätte reagieren können, sprang Remus auf ihn zu.

Galant, wie eine Wildkatze und doch so brutal, wie ein ausgehungertes Tier.

Sirius schrie, als er von dem Gewicht nach hinten stolperte und direkt gegen die Wand an der Treppe geschleudert wurde. Sein Hinterkopf prallte hart dagegen und für einen kurzen Moment sah er nur bunte Punkte vor seinen Augen tanzen.

Remus stand dicht vor ihm auf den großen Hintertatzen und hatte eine seiner Vorderpfoten auf Sirius' Brust gelegt, so fest, dass seine Krallen den Pullover des Jungen zerrissen und Blutspuren auf der blassen Haut hinterließen. Die andere Pfote war gegen Sirius' Kehle gedrückt und schnürte ihm ein wenig die Luft ab. Auch da hatten sich die Krallen in seiner Haut verfangen. Er fletschte mit den Zähnen und hatte die Ohren angelegt.

Sirius röchelte und atmete unkontrolliert. Sein Brustkorb hob und senkte sich in einem viel zu schnellen Tempo, und doch bekam seine Lunge nicht mehr so viel Sauerstoff. Er merkte, wie sein Blut in den Ohren rauschte und er nach Luft japste. Die Hände hatte er um die Gelenke des Werwolfs geschlungen, im Versuch, das Tier von sich wegzudrücken.

"Lupin", presste Sirius panisch und undeutlich hervor, "was soll der Scheiß! Ich bin es, Sirius, lass' mich los! Remus! Hör' auf, ich find's nicht mehr witzig!"

Doch der Werwolf übertönte ihn mit einem Gemisch aus Jaulen und Grollen und plötzlich beugte er sich zu ihm herab.

Sirius konnte die Reißzähne aus nächster Nähe sehen, schaffte es aus lauter Not, die Pfote an seiner Kehle etwas wegzudrücken und schrie. "AAAAHHHHH!"

In seinem Kopf war es nicht länger leer, dafür stoben unzählig viele Gedanken kreuz und quer durcheinander, dass er keinen einzigen zu fassen bekam. Angst breitete sich in ihm aus, als er endlich seinen Leichtsinn und Fehler bemerkte.

Das war nicht Remus. Wie hatte er nur so naiv sein können. Wieso hatte er sich von seinem Abenteuerdurst wieder hinreißen lassen. Das war ein Monster.

Der Junge trat um sich und schien getroffen zu haben, denn Remus, dessen Zähne in Sirius' Pullover verfangen, winselte kurz auf, ließ von ihm ab, um seine Krallen über sein Gesicht fahren zu lassen. Sirius nutzte seine Chance, stieß das Tier von sich und wollte blindlings fliehen, als er zurückgerissen wurde. Er fiel rückwärts nach hinten, überschlug sich und landete auf den Rücken. Etwas Warmes floss an seiner rechten Wange herab und als Sirius kurze Zeit später einen Geschmack von Eisen auf der Lippe schmeckte, wusste er, dass es sein Blut war.

Remus war wieder auf allen Vieren gelandet.

"Nein", machte Sirius entsetzt und suchte mit fahrigen Bewegungen seinen Zauberstab, während er zur Seite rollen wollte.

"RRROOAAAHHHHRRR", brüllte der Werwolf, als er sich in diesem Augenblick auf Sirius stürzte. Er stand einfach über ihn, alle vier Pfoten auf dem Boden, den Jungen unter sich und er beugte seinen riesigen Kopf hechelnd zu ihm herab.

Sirius hob hastig seine Hände und stemmte sich gegen Remus' Bauch. "Nein, geh' weg! Komm' wieder zu dir, verdammt!" Doch alles Reden nutzte nicht. Er spürte den warmen Atem des Tiers auf seinem Gesicht, während Speichel herunter floss.

Im Aufkeimen der Not machte Sirius sich urplötzlich ganz klein, drehte sich unter Remus weg, kam zappelnd auf die Beine und sah sich gehetzt um. Er stand nun mitten im Raum - und der Werwolf vor der Treppe, seinem Fluchtweg.

Die Tür, schoss es Sirius durch den Kopf. Er wirbelte herum und sprintete zur schiefen Holztür, umfasste die Klinke, drückte sie herunter - und versuchte vergeblich, die Tür aufzureißen. Endlich bekam er seinen Zauberstab zu fassen. "Alohoroma!", rief er, rüttelte am Griff, doch es tat sich nichts. "Alohoroma! Alohoroma! Alohoroma!", rief er wieder, aber ohne Erfolg. Verzweifelt versuchte er, die Tür mittels Körperkraft aufzubekommen, aber es half nicht. Sie musste undurchdringbar verzaubert worden sein.

Ein Knurren ließ ihn herumfahren.

Remus war auf ihn zugelaufen und beobachtete ihn nun nahezu gelassen bei seinem panischen Fluchtversuch. Er hatte den Kopf schief gelegt und Sirius bildete sich ein, Belustigung in dessen Augen zu lesen, die so sehr denen des Jungen ähnelten und zugleich ganz andere waren. Das Tier schien zu wissen, dass es kein Entkommen gab. Vielleicht war da ja doch noch ein letzter Rest vom menschlichen Verstand zurückgeblieben?

Sirius presste sich mit dem Rücken hart an die Tür und versuchte, einen seiner durcheinander geratenen Gedanken zu erhaschen.

Remus kam näher und war nun dicht vor Sirius. Wenn er auf allen vier Pfoten stand wie ein normaler Wolf und wie jetzt, war er immer noch etwas größer als Sirius.

Es war längst kein Blut mehr im Gesicht des Gryffindors. Vor dem Vampir hatte er nicht so viel Angst gehabt wie vor dem Werwolf. Es mochte daran liegen, dass der Untote über einen wachen Verstand verfügte, Remus jetzt aber im Moment einfach nur eine wilde Bestie war, die nach Instinkten handelte. Und genau diese Tatsache war das Unberechenbare an der ganzen, vertrackten Situation. Wenn das Monster eine hilflose Beute in ihre Krallen bekam, so hieß es, diese aufzufressen. Oder zu beißen. Oder was auch immer Werwölfe mit Jungs wie ihm machten.

Hilfe.

"Remus...", fing Sirius wieder an. Er sprach schnell, als wüsste er, dass der Tod nicht willens war, zu warten. Schnell und eindringlich. Verzweifelt. "Remus, ich bin es. Sirius. Erkennst du mich denn nicht? Erkennst du mich wirklich nicht? Ich bin es! Dein Freund!"

Remus starrte ihn aus seinen wilden Augen an. Und plötzlich... plötzlich leuchtete etwas auf im gierigen Blick und Sirius, der im Augenblick der Furcht Realität von Trugbildern nicht unterscheiden konnte, wusste, dass es der echte Remus war. Es war ein milder Ausdruck, umhaucht von Schmerz und einem Flehen... aber ein Flehen worum? Eine Bitte? Zu gehen? Oder eben nicht wegzurennen? Bei ihm zu bleiben, bis alles vorüber war? Ihm Licht zu schenken, an einem Ort der Dunkelheit, wo alle anderen Lichter ausgegangen waren?

Sirius lächelte erleichtert. "Alter. Da bist du ja. Ich dachte echt, du würdest mich jetzt fressen, oder so."

Und der Ausdruck des Erkennens verschwand. Vielleicht war er auch nie da gewesen.

Der leichtsinnige Junge zog entsetzt den Atem ein, als es blutrünstig in den goldbraunen Augen aufflackerte, von denen er niemals gedacht hätte, dass es die Augen eines Werwolfs sein könnten.

"Petrificius Totalus!", rief er endlich, doch nichts tat sich.

Remus jaulte auf, diesmal so laut und ohrenbetäubend, dass Sirius glaubte, sein Trommelfeld wäre geplatzt. Er selbst keuchte auf, stieß sich von der Tür hinweg, zur Seite, spürte, wie Remus' rechte Vorderpfote nach ihm schnellte und dessen scharfe Krallen seinen Pullover endgültig zerriss, doch ihn nicht richtig in die Klauen bekam. Seine Haut war gerissen und er merkte den brennenden Schmerz.

Es war reines Glück.

Remus' Krallen fuhren noch einmal über seinen rechten Arm, so schmerzhaft, dass Sirius seinen Zauberstab fallen ließ, doch er war bereits losgestürmt. Richtung Treppe. Blut tropfte zu Boden.

--

James hörte Sirius schreien und stürmte die letzten Meter zur Treppe heran, polterte sie hinauf - und stieß direkt mit seinem in Panik geratenen Freund zusammen.

Dieser keuchte entsetzt auf und sie stürzten kopfüber die Stufen herunter. James fiel hart auf den Rücken; der Sauerstoff wurde ihm brutal aus den Lungen gepresst, als Sirius auf ihm landete.

Entgeistert starrte der Junge ihn an. "Woah! Was machst du hier?"

James stöhnte auf, stemmte sich gegen Sirius und rollte ihn von sich runter. "Dasselbe könnte ich dich auch fragen, was geht hier vor und wie - "

"RRROOOAAAAAHHRRRR!", machte es schräg über ihn und der Gryffindor fuhr erschrocken zusammen. Er erstarrte augenblicklich, als er auf der Treppe einen leibhaftigen Werwolf sehen sah - das Fell gesträubt, die Augen verengt und beide Jungen mit einer gefährlichen Wildheit fixierend. "AAAAAHH!", schrie James entsetzt auf.

"Wir müssen WEG hier!", brüllte Sirius auch schon und er rappelte sich auf, James mit sich ziehend.

Zum Reden war jetzt keine Zeit. Ein Werwolf. Da steht ein Werwolf!

Sie stolperten davon und er hörte, wie der Werwolf die Treppe mit einem Satz heruntersprang - und ihnen hinterher jagte.

Die Heulende Hütte. Die Gerüchte über ein Monster. Dieses Jaulen zu Vollmond. All diese Gedankenfetzen erreichten James' Konzentration und er konnte kaum glauben, dass hier am Rande Hogsmeades ein Werwolf hauste. Doch das sich nähernde Tier lenkte ihn davon ab und ließ nur noch Panik in seinem Kopf zurück.

"Beeil' dich", keuchte Sirius neben ihm, als sie durch den schmalen Gang sprinteten.

James antwortete nicht, um nicht unnötige Energie zu verschwenden, griff jedoch vorsichtshalber nach seinem Zauberstab.

Und plötzlich hatte der Werwolf sie eingeholt. Er sprang einfach auf Sirius. James schrie auf, als beide zu Boden fielen, sich einmal kopfüber hinwegrollten und kurze Zeit später das Monster über seinen Freund stand, grollte und Anstalten machte, ihn zu beißen. Oder zu fressen. Was auch immer. Das war vollkommen egal.

"Stupor!", rief James mit aufgerissenen Augen, doch nichts passierte. "Petrificicus Totalus!" Der Zauber zeigte nur für eine Sekunde Wirkung. "Relashio!"

Endlich ergoss sich ein Schwall heißes Wasser auf die Bestie - diese jaulte auf, James stieß sie blind beiseite, Sirius sprang auf und sie beide wollten davon stürzten, als der Werwolf sich viel zu schnell von dem Angriff erholt hatte und seine Pranken über James' Rücken fahren ließ.

"AAAH", machte er, stolperte und schon wurde er zu Boden gerissen. "SIRIUS!", schrie er, während er auf den Bauch fiel und mit der Stirn viel zu hart aufprallte. Bunte Sterne hüpften vor seinen Augen auf und ab, als würden sie ihn einreden, er wäre gar nicht in Gefahr. Plötzlich spürte er ein Gewicht auf sich, der Werwolf schien über ihn zu sein, hechelnd und bösartig knurrend. Er wurde mit einem Male herumgerissen und der Junge starrte ihn das Gesicht eines Monsters, von dem er nie gedacht hätte, es jemals aus solcher Nähe sehen zu können. James wollte ihn verfluchen, aber das Tier hatte eine Pfote auf sein Handgelenk gedrückt und hielt den Arm so zu Boden. Die Krallen schnitten tief in sein Fleisch. "Geh' weg von mir, du Ungeheuer!", rief James angsterfüllt und versuchte, sich freizukämpfen. Mit der anderen Vorderpfote peitschte der Werwolf über seinen Oberkörper, die Krallen zerfetzten seinen Pullover und hinterließen blutige Spuren. Er bleckte die Zähne. Es will mich FRESSEN!

James sah aus den Augenwinkeln, wie Sirius versuchte, den Werwolf von ihn zu schieben, und fragte sich unwillkürlich, warum er seinen Zauberstab nicht benutzte. Er selbst boxte mit seiner freien Hand mitten auf die Schnauze des Tiers -es winselte auf, in diesem Moment hatte Sirius wieder einen Versuch unternommen, ihn von James wegzudrücken und der Werwolf wurde zur Seite geschubst.

James rappelte sich auf, unterdrückte sein Schwindelgefühl und noch ehe einer der beiden anderen reagieren konnte, schleuderte er seinen rechten Fuß nach vorne und trat mit aller Kraft gegen den Kopf des Werwolfs.

Wieder heulte das Tier auf und wieder trat James nach ihm und landete einen Treffer.

"James, nicht!", rief Sirius mit merkwürdig verzerrter Stimme, packte ihn und zog ihn mit sich. "LOS, VERDAMMT, WIR MÜSSEN WEG VON HIER!"

--

Sie rannten und sie rannten und Sirius hörte nach einiger Zeit, wie der Werwolf die Jagd wieder aufgenommen hatte. Er hörte das Tappen der Pfoten, das Hecheln, die Gefahr.

Nahezu blind floh er mit James aus dem Gang heraus, hatte keine Zeit, nach dem Ast zu greifen, um die Peitschende Weide an ihrem Knotenpunkt zu berühren, lief ins Freie - und spürte einen harten Stoß gegen seinen Rücken.

Der Werwolf... Remus, dachte er fassungslos und in diesem Moment verwandelte sich seine Angst in erschreckende Gleichgültigkeit.

"Sirius!", hörte er noch James schockiert rufen.

Sirius flog im hohen Bogen durch die Luft und fiel brutal auf den Boden, so schnell, dass seine reflexartige Bewegung, sich mit den Händen abzustützen, um seinen Kopf zu schützen, zu spät erfolgte. Hart prallte er auf, direkt auf den Bauch, schlitterte ein paar Meter über den Boden, so dass sich tiefe Schrammen über seinen halbnackten Oberkörper zogen, und spürte noch, wie die letzte Luft aus seiner Lunge gepumpt wurde, er vergeblich nach Atem rang und ein pochender Schmerz sich im Kopf und auf den Rücken ausbreitete.

Schwärze glitt über seine Augen. Er nahm bereits alles nur noch verzerrt war. Bleierne Gleichgültigkeit floss durch seine Venen, gefolgt von dem unnachgiebigen Bann der Schläfrigkeit und dem Schmerz, der seinen Körper durchwallte. Sirius schloss die Augen. Noch eine kurze Gegenwehr, aber dann ließ er sich dem wohltuenden Nichts entgegen fallen. Direkt in die Dunkelheit hinein.

--

Remus stand rasend im Gang und kam nicht heraus. Er brüllte, er jaulte und verletzte sich vor lauter Zorn selber, als er seine Opfer entkommen sah. Er war sehr wütend.

Er hatte gesehen, wie der Junge von dem Baum getroffen und durch die Luft geflogen war. Nun lag er weit abseits auf dem Bauch und rührte sich nicht.

Die andere Beute war unversehrt und lief zu dem anderen hin.

Für ihn, Remus, waren beide unerreichbar und das gefiel dem Werwolf nicht. Er hatte das Blut Sirius' und James', welches an seinen Krallen klebte, längst aufgeleckt, und verlangte nun nach mehr. Aber er bekam es nicht, denn er kam ja nicht heraus. Da war etwas Unscheinbares, aber Silbernes, welches den Ausgang umfasste, und davor schreckte er zurück. Sein Herz zog sich zusammen und eine Welle unsichtbaren Schmerzes durchzuckte seinen Körper, wenn er dem zu nahe kam.

Ohnmächtige Gier stieg in ihn auf. Er wollte seine Beute. Er wollte sie. Er wollte sie unbedingt!

Es wären seine ersten Opfer gewesen. Remus hatte noch nie zuvor auf Jagd gehen können, was auf Fürsorge und Vorsicht seitens der Eltern und dann Dumbledores zurückzuführen war. Deswegen war der junge Werwolf in dieser Nacht ungeschickt gewesen. Natürlich waren da die Reflexe, aber auch die große Unerfahrenheit, so dass die Beute entwischen konnte. Jene schnell und gut zu ergreifen musste schließlich trainiert werden - und wie, wenn er bisher noch nie mit solchen Geschehnissen konfrontiert gewesen war?

Aber all das konnte Remus nicht wissen. Denn er war derzeit nicht er selbst und sein Verstand gänzlich ausgeschaltet. Er sah nur, dass die Jungen, die sein Fressen hätten sein sollen, unerreichbar für ihn waren, auch wenn der verlockende Geruch von Blut und Angstschweiß nahezu greifbar in der Luft lag.

Der Werwolf fing an zu grollen, ließ es aber schnell in ein lang gezogenes Heulen übergehen, an den Mond gerichtet, anklagend, erbost und hungrig. Und wild. Unzähmbar.

--

"Sirius! Sirius!", rief James und rüttelte ihn leicht an der Schulter. Ihm war schwindelig, mehr noch als zuvor, doch er versuchte es zu unterdrücken. "Wach' auf, verflucht, wach' auf!" Mit fahriger Bewegung griff er nach dem rechten Handgelenk des Jungen und tastete seinen Puls ab. Er lebt, dachte er erleichtert. Natürlich lebt er. Er ist nur bewusstlos.

Mit einem Schaudern nahm er dieses unheimlichen Jaulen des Werwolfes wahr. Er stand im Gang, deutlich zu sehen, und hatte den Kopf in den Nacken gelegt und gab lang gezogene Laute von sich. Hin und wieder fixierte er James und Sirius mit wilden Blicken.

Ein Werwolf. Das war echt zu krass.

James wollte noch mehr nachdenken, doch das Schwindelgefühl griff um sich. Er stöhnte leicht und fasste sich an die Stirn. Er zuckte leicht zusammen, als seine Hand die Wunde berührte und er das warme Blut an seinen Fingern spürte. Er saß neben Sirius, der Vollmond schien auf sie beide herab und ließ ihre blasse Haut hell aufleuchten. Langsam kippte James zu Seite, und ehe er es bemerken konnte, hatte die Schwärze ihn übermannt.

--

Als Sirius erwachte, schien der Mond direkt über ihn. Die Bäume hatten kaum noch Blätter, so dass das Licht nicht abgeschirmt wurde. Es war immer noch Nacht. Er blinzelte und brauchte einen Moment, um festzustellen, dass die tanzenden, weißen Punkte vor seinen Augen nur die Sterne waren, die über ihm hinabfunkelten. Nur langsam schaffte er es, das nebelhafte Dunkle in seinem Kopf zu verdrängen und wünschte sich einen Moment später, es nicht getan zu haben.

Denn mit der Rückkehr ins Bewusstsein kehrte auch der Schmerz zurück. Seine Rippen pochten und die Wunden am Oberkörper, Armen und im Gesicht brannten. Sein Rücken fühlte sich taub an und Sirius führte das auf die Kälte zurück. Sein Pullover war schließlich in Fetzen zerrissen und er hatte wer weiß wie lange auf dem Waldboden gelegen. Seine Glieder schienen erfroren, denn das Blut musste wieder in den natürlichen Zyklus gebracht werden.

Sirius stöhnte. Er blinzelte und sah sich um. "Was...", murmelte er benommen, sah James neben sich liegen, und richtete sich auf. Ein Zucken in der Wirbelsäule, ein harter Stich, ließ ihn zusammenfahren und wieder zu Boden sinken. Die Luft hatte er scharf eingesogen... nein, sein Rücken war nicht taub... sein Rücken tat höllisch weh!

Der Werwolf!, kam es dem Jungen schlagartig in den Sinn und abermals fuhr er hoch. Wieder fuhr ihm ein peinigender Schmerz durch die Wirbelsäule und wieder konnte er nicht aufstehen, schaffte es aber, sich auf den Rücken zu drehen und sich hinzusetzen.

Sirius stieß einen langen Atem zwischen zusammengepressten Zähnen aus. Er befand sich in der Nähe der Peitschenden Weide, jedoch außerhalb der Gefahrenzone und konnte das wütende Jaulen des Monsters hören. Es kam direkt aus dem Gang, welchen er aber von hier aus kaum sehen konnte. Doch im fahlen Mondlicht machte er die Umrisse des Werwolfs aus. Der Gryffindor erstarrte. Er stand ja direkt vor dem Ausgang und blickte ihn an! Zornig, nahezu außer sich.

Reflexartig rutschte Sirius etwas zurück, bis der Schmerz im Rücken ihn davon abhielt, sich weiter zu bewegen. Wieso kam er nicht und fraß ihn auf? Nicht, dass der Junge das wollte, aber es wäre logisch gewesen.

Vielleicht, kam ihm ein Gedanke, vielleicht kann Remus gar nicht hinaus? Dumbledore wird doch sicherlich alles abgesichert haben und es war höchst wahrscheinlich, dass er den Ausgang mit einer unsichtbaren Barriere belegt hatte, die keine Werwölfe herausließ...

Oh, verdammt, was habe ich mir eigentlich dabei gedacht?, fragte Sirius sich matt. Was hatte ihn dazu gebracht, in die Höhle des Löwen zu gehen? War er neuerdings suizidgefährdet? Er seufzte ergeben. Natürlich wusste er, dass er es seinem Leichtsinn zuzuschreiben hatte. So wie er wusste, dass er diese Entscheidung jedes Mal wieder getroffen hätte. Er hatte Talent dafür, sich in Schwierigkeiten zu bringen. So wie er Talent hatte, pures Glück zu haben, welches ihm dazu verholfen hatte, in dieser Nacht nicht aufgefressen oder gebissen zu werden.

Er beobachtete James und sah, wie sich dessen Brustkorb im sanften Rhythmus hob und sank. Sein Pullover war ebenfalls halb zerfetzt und blutdurchtränkt. Seine rechte Hand war nahezu rot, doch das Blut an seinem Handgelenk war getrocknet. Auf seiner Stirn klaffte eine Wunde.

Ich muss ihn aufwecken...

"Hey, Potter! Potter, wach' auf!" Er rutschte zu seinem Freund und rüttelte ihn und verpasste ihm sanfte Ohrfeigen.

James murmelte nach einer kurzen Weile Unverständliches und regte sich.

"Wach' auf, na los, Potter!"

"Hmischwillassmisch", brabbelte James, verzog das Gesicht und schien sich hartnäckig zu weigern, die Augen zu öffnen.

"Der Werwolf ist hier und will wissen, wen er zuerst von uns beiden auffressen will. Ich hab' gesagt, er solle mit dir beginnen."

James' Lider flogen auf und Panik beherrschte augenblicklich sein Gesicht. "Der Werwolf!", krächzte er, setzte sich so abrupt auf, dass er aufstöhnte und seine linke Hand zur Stirn wanderte.

"Ah, Scherz, Potter."

In diesem Moment jaulte Remus besonders laut und besonders wild.

"Wah!", machte James schwach, riss dabei die Augen auf, griff nach seinem Zauberstab und schaute sich wie gehetzt um. "Das war kein Traum! Wo ist er? Wo - "

"Da", sagte Sirius beruhigend und wies auf den Geheimgang. "Er kommt da nicht raus, keine Ahnung, warum."

James dachte nicht daran, sich zu entspannen. "Sicher?" Mit seinem Zauberstab zielte er auf Remus, bleich im Gesicht und mit zitternder Hand.

Sirius schwieg. Nur das Heulen des Monsters durchbrach die Stille und schien selbst die Nachttiere verjagt und den Wind zum Erliegen gebracht zu haben.

Nach einigen Momenten schien James zum Schluss gekommen zu sein, dass der Werwolf wirklich nicht hinauskonnte, denn er ließ den Zauberstab sinken und lehnte sich leicht zurück. "Alter... das war..."

"Krass", vollendete Sirius schwach den Satz.

"Ja! Heftig", stimmte James ihm zu. Er stieß einen langen Atem aus und wischte sich mit der rechten Hand das schweißnasse Haar aus der Stirn. Eine rote Blutspur blieb dort zurück. Seine haselnussbraunen Augen waren schwarz und ein Ausdruck lag auf seinem angespannten Gesicht, der auf das Grauen hindeutete, was er heute erlebt hatte. "Dann ist es wirklich ein Ungeheuer", fuhr er fort und robbte einen Meter nach hinten, über das gefallene Laub, um sich an einen Baumstamm anlehnen zu können. Er winkelte die Beine an und legte seine Arme auf die Knie, während sein Hinterkopf leicht den Baum berührte.

Sirius bewegte sich nicht, sondern blieb sitzen, wo er war, denn sein Rücken ließ momentan nicht zu, dass er auch nur eine Faser seines Körpers rührte.

"´Heulende Hütte´." James lachte kurz auf, fast schon gespenstisch. "Welch' treffender Name."

Sirius sah ihn an. Erwägend und berechnend. Sollte er es ihm erzählen? Sollte er ihm erzählen, dass es Remus war, der sie heute beinahe getötet hätte? Oder zu Leidensgenossen? Doch die bleierne Müdigkeit ließ ihn entscheiden, es James noch nicht zu erzählen. Es hatte Zeit. Es musste ja nicht jetzt sein. Jetzt konnte und wollte er ohnehin nicht darüber nachdenken, dass einer seiner Freunde ein Werwolf war.

Er war noch viel zu benommen, um sein neuestes Abenteuer zu verarbeiten und hatte auch nicht vor, hier und jetzt darüber zu sinnieren. Sein Schmerz beherrschte seinen Verstand zu sehr, als dass er jetzt überlegen konnte, dass Remus ein Werwolf war und wie es jetzt weitergehen sollte.

Er wusste nur eines: Remus war mit einem Schlag sehr interessant geworden.

"Warum hast du mich nicht mitgenommen?", drang James' Stimme plötzlich an sein Ohr.

Sirius starrte ihn an, die Schärfe in seiner Stimme sehr wohl bemerkend. Ihm fiel auf einmal ein, dass sie besser zurückgehen sollten, doch er sprach es nicht aus. Vielleicht sollten sie sich wirklich für einen Augenblick ausruhen, bis sie einigermaßen wieder zu Kräften gekommen waren. Die Laute des Werwolfs durchbrachen noch immer die Nacht, aber er hatte sich inzwischen insofern an sie gewohnt, dass er sie wahrnahm, sich aber auf andere Dinge konzentrieren konnte. "Ich... ich wollte dich nicht wecken", begann er mit einer Ausrede. Zögernd, und als er James sah, biss er sich auf die Unterlippe.

Das ohnehin blasse Gesicht war fast schon weiß, so dass das zornige Auffunkeln in dessen braunen Augen nahezu bedrohlich erschien; strahlend hob es sich von dieser Maske der Müdigkeit ab. "Du wolltest mich nicht wecken?", echote er schnaubend. Seine Stimme immer noch hart wie Stein, durchtränkt mit einer Art Aufgebrachtheit, die dessen Seele nur durch das schnelle, gefährliche Abenteuer gebar, als müsste sie ein Ventil finden, um den Gefühlen, die dieses Ereignis mit sich gebracht hatten, Raum zu schaffen, da sie sonst unter ihrem Gewicht zusammenbrechen würde.

--

"Du wolltest mich nicht wecken?" Seine eigene Stimme hallte geschliffen klar in seinem Kopf wider. "Wir wären fast zu Werwolfsfutter geworden und alles, was du sagst ist, ´Ich wollte dich nicht wecken?´!" Erbost blitzte er Sirius an.

Dieser blinzelte verwirrt. "Was hat das eine mit dem anderen zu tun?", erkundigte er sich erstaunt. "Ich kann wohl kaum etwas dafür, dass du mir gefolgt bist, Potter."

James stieß einen langen Atem aus. "Warum bist du alleine losgezogen? Du hättest mich mitnehmen sollen!" Das Jaulen des Werwolfs im Hintergrund ignorierte er voll und ganz. Da es sich immer gleich anhörte, konnte er sich schnell daran gewöhnen. Außerdem konnte das Tier sowieso nicht raus und darüber nachzudenken, dass soeben ein Ungeheuer hinter ihnen her war, wollte er jetzt nicht.

Sirius hob die Schultern, während er seinen Blick abwandte. Er saß da, wie ein Häufchen Elend, etwa zwei Meter von ihm weg; seltsam angespannt, als traute er sich nicht, eine Bewegung durchzuführen. Sein Rücken musste ihm wehtun, schoss es James durch den Kopf, schließlich hatte die Peitschende Weide in direkt dort getroffen. Sein Pullover bestand aus kläglichen Resten und alles, was von dem Oberkörper zu sehen war, schien mit Kratzern übersät und mit Blut beschmiert zu sein. An seinem Oberarm klaffte eine Wunde und fünf schmale, vertrocknete Blutstreifen durchzogen sein Gesicht. "Mein inneres Gefühl hat mir gesagt, es sei besser, alleine loszuziehen."

James zog die Augenbrauen zusammen, doch ehe er etwas Unfreundliches darauf erwidern konnte, hatte Sirius ihn wieder angesehen und er hielt inne, als er den Ausdruck in dessen schwarzen Augen sah. Flehend, beinahe schon entschuldigend, etwas, was er noch nie bei seinem Freund gesehen hatte. Es glich einer nackten Welle von Emotionen, die über ein sonst so unbekümmertes Gesicht strich.

"Ich werde nie wieder ohne dich losziehen", sagte Sirius mit heiserer Stimme. "Das war eine ganz dumme Idee von mir, dir nicht Bescheid zu geben."

Der Ärger verflog, als James die Ehrlichkeit heraushörte, die diese Worte begleitete, wie ein heller Schatten, den die Sonne an besonders freundlichen Tagen warf, nur um die Menschen daran zu erinnern, dass sie da war, dass sie existierte und sie in ihrem alltäglichen Auf- und Untergehen nicht vergessen sollten. "Schon okay", winkte er müde ab und lächelte.

"Ich schätze, alleine wäre ich drauf gegangen", fügte Sirius mit einem unbeschwerten Grinsen hinzu, doch die dunklen Schattierungen unter seinen Augen wichen nicht ein einziges Mal.

"Alleine wäre jeder draufgegangen", betonte James. "Ich auch. Der Werwolf hätte ein leichtes Spiel mit uns haben müssen..." Er begann, nachdenklich auf seine Unterlippe zu kauen. "Vielleicht ist er noch jung und unerfahren."

Sirius nickte lahm. "Ja... das kann gut sein. Aber wie auch immer, Potter, wir sind hier und der Werwolf ist dort drinnen."

James neigte den Kopf zur Seite und fixierte seinen Freund mit plötzlich fragendem Blick. "Warum tust du das?", erkundigte er sich leise und aus halb geschlossenen Lidern.

Wieder blinzelte Sirius. Das Mondlicht reflektierte in seinen schwarzen Augen, wie in einem dunklen Spiegel, und ließ sie hell erscheinen, beinahe so blass, wie seine Haut, doch sie schimmerten in silbrigem Glanz. "Was meinst du?", fragte er ruhig.

"Mich bei meinem Nachnamen nennen", antwortete James ausdruckslos. Es hatte ihn vorher irgendwie nie wirklich etwas ausgemacht, aber nun... nun ärgerte ihn diese Tatsache. "Warum tust du das?" Ja, das wollte er wirklich sehr gerne wissen. Jetzt. Jetzt sofort.

Er konnte die Bestürzung sehen, die über Sirius' Gesicht jagte, konnte sehen, wie ihm das Thema nicht gefiel und beobachtete, wie der Junge die Verwirrung für den nächsten Moment erfolgreich verbannte und einen verschlossenen Ausdruck annahm. "Sollten wir nicht zurückgehen? Ich meine, wir sitzen hier, nach einer hektischen Verfolgungsjagd durch einen blutrünstigen Werwolf, halbnackt, verletzt, und führen Gespräche."

James presste seine Lippen zu einer geraden Linie voll grimmiger Entschlossenheit. "Du hast meine Frage nicht beantwortet, Sirius." Er blieb hart. "Warum tust du es nicht? Kannst du es nicht? Hat man dir nicht beigebracht, dass es nur höflich ist, seine Freunde beim Vornamen zu nennen? Was ist so schwer daran?" Er hatte ruhig gesprochen, dennoch bebte seine Stimme vor Enttäuschung und Unverständnis. Der Junge kapierte es wirklich nicht.

Sirius hatte ihn mit großen Augen angeschaut, und tat es auch jetzt noch. Missmutig, als sei er es nicht gewohnt, über Themen zu sprechen, über die er nicht reden wollte, und mit dem Ausdruck einer in die Enge getriebenen Raubkatze. "Was hast du auf einmal dagegen, dass ich dich nicht so nenne, Potter?", entgegnete er aggressiv.

James verengte seine Augen. Erzürnt nahm er den Gegenangriff des Gryffindor zur Kenntnis. "Weil ich es unhöflich finde. Weil ich finde, dass wir Freunde sind und eine solche Distanz nicht benötigen - " Er brach augenblicklich ab, als er sah, wie Sirius' Blick aufflackerte, so, als sei ein Spiegel zu Boden gefallen und in tausend Scherben zerbrochen. James riss die Augen auf. "Oh", machte er flüsternd. Er verstand. "Das ist es... das ist es, nicht wahr?"

Sirius' Gesicht nahm augenblicklich kalte Ausdruckslosigkeit an, wie ein Deckmantel, den er sich überwarf, um die Wahrheit zu verbergen.

Aber es war bereits zu spät. James hatte gesehen, was er sehen musste, um zu begreifen. "Du willst es nicht", stellte er mit leiser Stimme fest. Unglaube schwang zunächst mit darin, die sich in die Ernüchtertheit des Verstehens wandelte.

Sirius sah weg.

"Du willst es nicht, weil du denkst, es sei einfacher, Freundschaft abzuwehren." James schüttelte fast schon fassungslos den Kopf. "Ich habe noch nie mit jemandem so vieles erlebt, wie mit dir, und du nimmst meine längst schon angebotene Hand immer noch nicht an? Warum nicht? Warum schreckst du vor Freundschaft zurück? Und SCHAU MICH GEFÄLLIGST AN, WENN ICH MIT DIR REDE!" Er schrie, wütend - und dröhnende Stille brauste direkt danach in seinen Ohren auf.

Der Werwolf hatte aufgehört zu heulen, doch das nahm James nicht zur Kenntnis.

Sirius schaute ihn wieder an, und diesmal huschte eine gequälte Emotion über sein Gesicht. "Ich..." Er brach ab, schien nach passenden Worten zu suchen, die er offensichtlich nicht fand, denn langes Schweigen erfüllte die kalte Nachtluft, wie eine Decke, die ja doch nicht wärmte.

"Erzähle es mir", forderte James hartnäckig und ruhiger, fort. "Erzähle es mir, oder ich sehe mich gezwungen, zu glauben, du wolltest keine Freundschaft und werde mich dementsprechend verhalten." Seine Stimme klang kälter, als beabsichtigt und Sirius zuckte beinahe unmerklich zusammen.

"Du verlangst viel, findest du nicht?", fragte er zögernd.

"Viel?", wiederholte James ungläubig. "Viel?" Diesmal klang er erbost. "Sag' mal, bist du vorhin auf dem Kopf gefallen und hat das Abenteuer dich deines Verstandes beraubt? Ich will wissen, ob du überhaupt auf Freundschaft aus bist, du Idiot! Ich verlange überhaupt nicht viel! Hast du etwa geglaubt, solche Dinge verlangen keine Opfer? Das tun sie, verdammt, und weißt du auch warum? Weil alle Dinge im Leben ihren Preis verlangen!" Er wusste zwar nicht genau, ob es stimmte, aber er fand es logisch.

Es schien, als sei sämtliches Licht in Sirius ausgegangen, und doch leuchtete seine Haut, als schiene der Mond nicht auf ihn herab, sondern von ihm heraus, aber die Schatten, die über seine dunkle Iris huschten, waren groß und finster und machten sich auf, die Schlacht gegen die Helligkeit zu gewinnen. "Welchen Preis verlangt die Freundschaft?"

Er klang so leise, dass James ihn fast nicht verstanden hätte. Ihn verwirrte diese Frage, doch dann überlegte er. Er hatte noch nie über derartiges nachgedacht. Der Gryffindor atmete aus, als sei er unendlich erschöpft. "Ich weiß es nicht", sagte er schließlich matt. Sanft und nahezu ergeben. "Ich weiß es nicht, Sirius. Aber glaubst du nicht, sie wäre es wert, egal, welchen Preis sie verlangt?"

"Ich... ich habe mir selten Gedanken darüber gemacht", gestand der andere.

Es war immer noch ruhig, nur ihre leisen Stimmen schwebten durch die Nacht, hinauf zum Himmelsgewölbe, als ob sie nach den funkelnden Sternen greifen wollten, die aus unerreichbarer Ferne auf sie hinabschimmerten. Der ungewöhnlich sanfte Herbstwind raschelte durch das getrocknete Laub auf dem Boden und wirbelte es auf. Ein paar Blätter fielen von den Ästen herab, schwingend, so leicht, wie eine Feder, und niemand hörte ihren Fall.

"Was ist, wenn der Preis zu hoch dafür ist?" Sirius sah ihn bedächtig an, den Kopf leicht zur Seite geneigt, die Augen halb geschlossen, in denen sich die Sterne widerzuspiegeln schienen. Doch sein Körper war angespannt, als ob er damit rechnete, jeden Augenblick aufspringen und fliehen zu müssen.

James musterte ihn gedankenvoll. Die Wut und die Enttäuschung in ihm waren zwar immer noch da, aber sie beherrschten ihn nicht mehr. Resignation durchfuhr seinen Körper und griff nach seiner Seele, nach seinem Herzen, gepaart mit der Neugierde, dieses Gespräch fortzusetzen und zu schauen, wohin es sie führte. In ihm kam der stille Verdacht auf, dass Sirius überhaupt keine Freundschaft kannte und mit ihm die ersten Erfahrungen gemacht hatte und sich unsicher fühlte. "Das weiß man immer erst dann, wenn der Tag gekommen ist, an dem man zu zahlen hat", antwortete er sacht. "Man muss es riskieren. Solche Dinge kann man nicht abwägen, glaube ich. Sie sind nicht berechenbar."

Eine Sternschnuppe regnete vom Himmel herab, direkt hinter Sirius und lenkte James' Blick auf sich, nicht jedoch seine Aufmerksamkeit. Ob es stimmte, dass man einen Wunsch frei hatte, wenn man eine Sternschnuppe sah?

"Es... es ist nicht so, dass ich keine Freundschaft wollte, Potter."

James Augen verengten sich augenblicklich. Seine linke Hand schloss sich kurz zu einer Faust und öffnete sich wieder. Hatte der andere denn gar nichts verstanden?

Sirius wischte sich sein schweißnasses Haar von der Stirn, doch es fiel wieder zurück. Er sah kurz weg, dann richtete er seinen Blick erneut auf James, fest und unverwandt, mit dem Schutz der Ausdruckslosigkeit in den schwarzen Diamanten der Nacht. Doch ein Zögern war darin zu lesen, das verriet, dass sich unter diesem Mantel die Gefühle verbargen. "Schau, ich bin nicht wie du", fing er langsam an. "Ich nehme so etwas nicht wie das Natürlichste dieser Welt, weißt du? Ich..." Sirius' Blick schweifte an James, der noch immer an einem Baumstamm gelehnt saß, vorbei und verirrte sich in weite Ferne, als sehnte er sich dorthin. Ferne war etwas Unbekanntes, und vielleicht etwas Sicheres, denn was man nicht kannte, konnte man auch nicht vermissen. "Ich glaube schon, dass du mein Freund bist und ich es auch so will", fuhr er fort, fast flüsternd, als behagte ihm dieses Thema nicht. "Ich muss mich nur daran gewöhnen, verstehst du? Es mir bewusst werden lassen - richtig bewusst, meine ich." Sirius sprach nun schneller.

Er war nervös, stellte James schlicht und ergreifend fest. Er fühlte sich immer mehr in seinem dumpfen Verdacht bestätigt und zum ersten Mal stellte er sich die Frage, ob Sirius etwa keine so glückliche und unbeschwerte Kindheit gehabt haben könnte, wie er.

Ein plötzliches Grinsen lag auf Sirius' Lippen. Verschlagen, wie eh uns je. "Und wenn du nicht mein Freund wärst, James, hätte ich dir nicht zig Mal deinen Arsch gerettet."

James fuhr auf, dann besann er sich. "Na, siehst du? War doch gar nicht so schwer", griente er zurück. Irgendwie fühlte er sich erleichtert. Als ob der letzte Rest der unsichtbaren Barriere zwischen ihnen verschwunden war. Er erinnerte sich an vorhin, als sie beide im Geheimgang versucht hatten, dem Werwolf zu entkommen. Da hatte Sirius, in reinster Not, ihn auch ´James´ genannt. Eine Tatsache, die ihn die ausgesprochenen Worte des anderen glauben ließ. "Du hast mir nicht zig Mal den Arsch gerettet, Sirius", gab er schließlich unverfroren zurück. "Ich glaube wirklich, der Werwolf hat bereits sein Fressen für heute bekommen... deinen Verstand, weißt du." Er kicherte, als Sirius einen kleinen Ast nach ihm warf. Auf dem Boden lagen Äste und Laub zur Genüge, denn die Herbststürme hatten bereits oft über das Land gewütet.

"Na, komm'", sagte James dann und stand mühsam auf. Die Kälte, die sich in seinen Gelenken eingenistet hatte, bemerkte er erst jetzt. Augenblicklich fing er an zu zittern und zu bibbern.

Der Werwolf fing sofort an zu jaulen.

"Wenn wir länger hier draußen bleiben, holen wir uns noch den Tod."

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A/N:

Und, wie fandet ihr es? Remus' Verwandlung? Sirius? James? Die Szenerie? Reviewt mir doch, dann weiß ich es! ;)

Hm, eigentlich wollte ich nur, dass Sirius zuerst herausfindet, dass Remus ein Werwolf ist, deswegen habe ich ihn alleine losziehen lassen. Denn ich will sie beide ein Gespräch darüber führen lassen - wieder alleine, um die Beziehung zwischen den beiden dadurch ein wenig zu vertiefen. Deswegen ist James erst dann hinzu gekommen, als Sirius den anderen nicht mehr mit Namen angeredet hat :D.
Ah, warum Sirius einmal "Bei Slytherin" sagt? Na, dreimal dürft ihr raten -kicher.

DAAAANKE für die vielen, lieben Reviews für das achte Kapitel, habe ich total gefreut.

Ja, im zehnten Kapitel (oho, wir erreichen die zweistellige Zahl lach) geht es um die Slytherins. Eh, Zusammenhang? :D Ah, einfach lesen, dann seht ihr es schon smile.

Hinweis: Murphys Gesetze gibt es wirklich; schätze, der eine oder der andere kennt sie.