A/N: Danke, Padfoot's Mate für geistige Unterstützung!!!
Danke auch v.a. Ginny, deine vielen, vielen Nachfragen haben mich auch dazu aufgerafft, meine Schreibklemme zu überwinden :).
Rückwärts in die Dunkelheit
Zu den Sternen schaut man auf,
wenn es auf der Welt nichts mehr zu sehen gibt.
Oder blickt man auf,
wenn man nichts mehr sehen will?
- die letzten Worte eines Sterbenden.
14. Kapitel
Toujours pur - Stets rein
Teil 2
"Komm', bitterer Regen,
und wasche aus meinem Herzen
das traurigste aller Worte:
Zuhause."
- unbekannt
James folgte Sirius hinaus aus dem Zimmer und hatte das untrügliche Gefühl, sich geradewegs in die Schwierigkeiten zu begeben. Er wollte soeben Sirius den mehr oder weniger genialen Vorschlag machen, einfach heimlich hier zu bleiben, als ihnen jemand auf der Treppe entgegenkam, die sie gerade hinabstiegen.
"Sirius", begann Regulus mit seiner immer etwas kühlen, arroganten Stimme und grinste seinen Bruder leicht an. James schien er noch gar nicht zu bemerken. "Mom will wissen, wer ihre Zahnpasta verzaubert hat, so dass ihre Zähne grün wurden." Sein Grinsen wurde teuflisch. "Sie ruft nach dir - viel Spaß bei deiner eigenen Hinrichtung."
"Haha, wie witzig", schnaubte Sirius, während Regulus sich an ihm vorbeischieben wollte, als er James bewusst wahrzunehmen schien.
Der Gryffindor bemerkte, wie der Jüngere erstarrte, die Augen ungläubig aufriss und alle seine Muskeln anspannte, einer Raubkatze gleich, die auf dem Sprung zum Angriff war. Oder zur Flucht.
Regulus' Grinsen erstarb auf der Stelle, schwand' in ungeahnte Tiefen grenzenloser Dunkelheit und machte einer Kälte Platz, die eisig wirken sollte, wäre da nicht das lodernde Feuer in den schwarzen Augen, welches aufglühte, geboren in Abscheu und Verachtung.
"Was macht er denn hier?", stieß er hervor; die Stimme eine Mischung aus Empörung, Zorn und Auflehnung. Seine feinen Züge wirkten starr, während er James' boshafte Blicke zuwarf; die Hand lag bereits auf seinem Zauberstab.
"Mich besuchen", antwortete Sirius leichthin und lächelte. Er hatte offensichtlich vor, die Reaktionen seines Bruders geflissentlich zu ignorieren.
"Du lädst den Feind zu uns ein?" Regulus schüttelte fassungslos den Kopf und löste seinen feindseligen Blick von James, nur, um Sirius damit aufzuspießen. "Du bist toter, als tot."
Sirius grinste breit. "Alter, er ist kein Feind. Er ist mein bester Kumpel, klar?"
"Mom wird austicken, wenn sie erfährt, dass du übergelaufen bist", prophezeite Regulus düster.
James atmete scharf die Luft ein und spürte sogleich Sirius' Hand auf seiner Schulter, die ihn davon abhielt, sich augenblicklich auf diesen kleinen, verlogenen Bastard zu stürzen.
"So ein Quatsch, was erzählst'n da für ´ne Scheiße, Mann?", winkte Sirius abfällig ab. "Du weißt doch, dass James mein Kumpel ist. Probleme, dass er für eine Weile bei uns wohnt?"
In Regulus' Augen glomm ein unlesbarer Ausdruck auf, zu schwach, um definiert werden zu können, zu stark, um es nicht zu bemerken. Ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Lippen, ebenso nebulös, wie so vieles an ihm.
"Du tust es nur, weil du sie provozieren willst, nicht wahr? Du kannst mir nicht weismachen, dass du wirklich Freundschaft für Blutsverräter wie den Potters empfindest. Alles, was du damit bezweckst, ist, Mom zur Weißglut zu bringen. Weil du nun mal ein Rebell bist." Er hob kurz die Schultern in einer arglosen Geste, während sein Blick auf einmal durchdringender wurde. Er griff um Sirius' Oberarm. "Nicht wahr? Sag', dass ich recht habe!"
James schnaubte wieder und mischte sich ein. "Du hast Unrecht, Arschloch."
"Regulus...", fing Sirius genervt an. "Fang' endlich an, selbstständig zu denken, anstatt die schei' Phasen zu droschen, die dir Mom und Dad in dein Hirn reinpumpen, okay?" Er riss sich los, stieß seinen Bruder an die Wand und ging die Stufen herab.
"Komm', James."
James schaute noch einmal zu Regulus, der ihn böse anstarrte.
"Niemand unreines Blutes betritt ungestraft das Haus der Blacks", zischte er leise, damit Sirius es nicht hören konnte, dann lief er eilends die Treppe nach oben.
James ballte unwillkürlich seine Hände zu Fäuste und versprach sich, Regulus nachher eine reinzuhauen.
"James, Mann, bist du festgewachsen?", rief Sirius auch schon vom unteren Treppenansatz, ungeduldig, wie eh und je.
James schaute Regulus noch einmal übellaunig hinterher, ehe er die letzten Stufen hinabsprang, zu Sirius, um seine Eltern zu suchen.
"Sie ist bestimmt im Wohnsaal", nuschelte sein Freund, die Stirn gerunzelt.
"Worüber denkst du nach?", erkundigte sich James, während sie den langen, dunklen Flur durchquerten. Fackeln an den Wänden spendeten silbriges Licht, doch die Düsternis ließ sich zu keinem Zeitpunkt vollständig vertreiben. Sie blieb da, hing wie graue Gewitterwolken über die Atmosphäre, bildete einen immerwährenden Schatten, der durch nichts auf der Welt zu vertreiben war. Ihre Schritte wurden vom Teppich gedämpft.
"Über eine passende Erklärung."
"Wegen meinem Aufenthalt?" James blieb stehen und packte hastig Sirius' Arm, damit er es ihm nachtat.
Erstaunt sah dieser ihn an. "Was?"
"Hör' mal, ich sehe doch, dass du Probleme wegen mir haben wirst. Es ist wohl besser, wenn ich gehe."
Sirius blinzelte verwirrt. "Häh?"
James überlegte kurz; die Fackeln knisterten in der Stille. "Na, wenn du es so ausredenhaft erklären musst, und so, dann..."
Der andere kicherte. "Alter, das würdest du auch, wenn deine Mutter grüne Zähne bekommen hätte."
Diesmal war es James, der irritiert blinzelte. "Grüne Zähn- du suchst nach einer Erklärung wegen der verzauberten Zahnpasta?"
Sirius nickte unbekümmert. "Ja, worüber denn sonst?" Er feixte.
James stieß einen langen Atem aus. Es war immer wieder dasselbe. Jedes Mal, wenn er geglaubt hatte, seinen Kumpel in- und auswendig zu kennen, überraschte dieser ihn immer wieder aufs Neue mit dem Gegenteiligem. "Na, vielleicht, warum ein Sohn eines Aurors, nicht halb so reinblütig wie ihr, ein Mugglefreund und Blutsverräter, hier im Hause Black weilt, um mit dem Ältesten ihrer Kinder ein wenig abzuhängen?", schlug er mit falscher Unschuld vor, versuchend, seinen leichten Ärger über Sirius' Sorglosigkeit zu unterdrücken.
Sirius grinste. Doch James erkannte, dass es kein echtes Grinsen war; zu dunkel blieben dessen Augen, zu finster der Ausdruck in ihnen, der sich aufgemacht hatte, seit sie Regulus auf der Treppe begegnet waren.
"Du bist mein Freund und mein Gast. Wenn ich sage, dass du ein wenig hier bleibst, dann wirst du es auch tun!", verkündete der Schwarzhaarige schroff, riss sich mit ruckartig aus James' Griff los und wollte sich wieder umwenden, um weiterzugehen.
James war schneller und fing dessen Handgelenk. "Warte!"
"Was ist denn noch?" Der Blick des Jungen sprühte vor Ungeduld, die Stimme war angespannt.
"Und du tust es wirklich nicht nur wegen der Provokation deiner Mutter gegenüber?"
"Was?" Sirius riss zunächst die Augen auf, verengte sie dann.
"Du hast mich genau verstanden." James hatte nicht vor, nachzugeben. "Antworte!"
Sirius starrte ihn erst mal einfach nur an, so, als müsste er seine aufgewühlten Gedanken ordnen; dann seufzte er und befreite sich mit sanfter Gewalt von James. "Hör' mal, Kumpel, soll' ich es auf meiner Stirn tätowieren, dass wir Freunde sind und ich deswegen will, dass du hier bleibst? Klar, Mann, nun, wo sich die Gelegenheit dazu bietet, kann ich sie damit auch ärgern, aber... ich würde mich freuen, wenn du hier bleibst."
James legte den Kopf schief und betrachtete Sirius nachdenklich.
Dieser wirkte in dem fahlen Fackellicht noch blasser, als sonst, während seine schwarzen Augen glühender wirkten, wie üblich. Sie schienen beinahe silbern, denn der matte Feuerschein reflektierte sich in ihnen.
"Ich halte es sonst nicht aus", fügte er mit leerer Stimme hinzu.
James kannte diese Ausdruckslosigkeit. Sie diente Sirius immer dann, wenn er eine unbewusste Mauer um sich baute, um seine wahren Gefühle und Gedanken zu verbergen, natürlich vor seinem Gegenüber, aber, und je länger er diesen Jungen kannte, umso stärker verfestigte sich der Verdacht, auch und vor allem vor sich selbst. Vielleicht lag es an dieser Welt, in der Sirius aufgewachsen war, welche so anders, so verschieden wirkte, als die von James', obgleich sie im gleichen Land lebten. Wenn alles um einen herum nur auf Reinblütigkeit, Schwarzer Magie und dem Erhalt der verlogenen Ehre dieser Ideale und Familie plädierte, wenn man nicht akzeptiert wurde, wenn man anders dachte, dann diente Ausdruckslosigkeit als Selbstschutz. Schutz vor dieser Welt, die einen nicht verstand und nicht verstehen wollte. Und Schutz vor einem selbst, aufgewühlt durch die Zerrissenheit, die man empfand, wenn man manchmal nicht mehr weiter wusste.
James hob fragend die Augenbrauen und wollte nachhaken, was genau Sirius denn nicht aushalten würde, aber dieser stolperte ein paar Schritte zurück, wandte sich um und lief einfach weiter, so dass ihm keine andere Wahl blieb, als seinem Freund zu folgen.
Warum Sirius es sonst nicht aushalten würde, sollte James noch erfahren...
xxx
Sirius' Eltern saßen im Wohnsaal, welcher luxuriös eingerichtet war. Schwarz war der glänzende Marmorboden, schwarz war die Garnitur. Die Fackeln spendeten silbernes Licht und tauchten den Raum in eine geheimnisvolle Atmosphäre, die Sirius schon lange nicht mehr wahrnahm. Er kannte es schließlich seit klein auf.
Seine Mutter stand auf, als sie ihn erblickte; ihr Blick war wütend auf ihn gerichtet.
"Sirius!", zischte sie zornig; die Augenbrauen finster zusammengezogen. "Was fällt dir ein, die Zahnpasta zu verfärben, du ungezogener Nichtsnutz!" Sie eilte ihm entgegen und Sirius hob rasch seine Hände, im Versuch, sie zu beruhigen.
"Zahnpasta, Mom?", fragte er unschuldig.
"Streite es lieber nicht ab", mischte sich sein Vater gutmütig zwinkernd ein, der die Szene belustigt beobachtete. "Narcissa musste deine Mutter auf ihre grüne Zähne aufmerksam machen. Du hast es geschickt angestellt, die Wirkung tritt erst später in Kraft, wenn man nicht mehr in den Spiegel schaut, nicht wahr?"
Sirius wollte die Augen aufreißen, den Nichtsahnenden spielen, aber ein Blick auf seinen Vater genügte, um zu wissen, dass zumindest er es lustig gefunden hatte. So grinste er nur verwegen.
Seine Mutter packte ihn plötzlich an den Kragen und schüttelte ihn. "Junge, wenn das noch einmal vorkommt, dann Gnade dir Slytherin! Bei allen Flüchen dieser Welt, hat dir denn niemand wenigstens ein bisschen Erziehung einbläuen können?"
Sirius verzog das Gesicht und versuchte sich zu befreien. "Mom... lass' mich los..."
Mrs Black schnaubte und ließ ihren Sohn tatsächlich los, als sie im selben Moment James entdeckte. "Was..."
"Mom, Dad, das ist James, mein bester Freund. Er bleibt in den Ferien hier", nutzte Sirius die Möglichkeit des schnellen Vorstellens. "James, das sind meine Eltern."
James trat neben ihm und lächelte verkrampft. "Guten Tag, Mr und Mrs Black", bemühte er sich um Höflichkeit, doch er klang etwas verunsichert, auch wenn er es mit aller Macht zu verbergen versuchen wollte, und hielt der Hexe seine Hand entgegen. Er wirkte distanziert, trotz seiner Bemühungen, um Nettigkeit.
Diese starrte ihn völlig entgeistert an, weigerte sich, James' angebotene Hand zu nehmen.
"James... James Potter?", hakte Sirius' Vater nach; in dessen Stimme lag etwas Lauerndes, das sich trotz der oberflächlichen Freundlichkeit nicht verbergen ließ. Er trat näher und schüttelte James' Hand, ehe er seinen Sohn anschaute. Auch darin lag etwas Schneidendes, obgleich sein Blick größtenteils unlesbar schien "Wie... interessant."
Sirius hielt seinen Blick stand. Er wusste, vor James würden seine Eltern nichts sagen. Sie würden weder unhöflich noch bedrohlich werden, sie würden James nicht rausschmeißen, denn das verbot die gute Erziehung, die Mr Black genossen hatte und die er in seinem Haus nun konsequent durchführen wollte. Er hielt nach außen hin immer die Mauer aufrecht, die eine Familienidylle, eine Aristokratie und ein elegantes Benehmen der Öffentlichkeit offenbarte.
Innere Familienzwiste wurden stets hinter verschlossenen Türen bewältigt, und dazu gehörte auch das Einladen eines nicht gern gesehenen Zauberers.
Sirius war sich durchaus bewusst, dass James zu den nicht gern gesehenen Zauberern gehörte, aber sein innerer Rebell hatte ihn dazu bewogen, seinen Kumpel nicht zu bitten, das Haus wieder zu verlassen. Sein innerer Rebell und die Hoffnung, endlich einmal die Ferien mit James verbringen zu können.
"Meine Ahnen würden sich im Grabe umdrehen!", murmelte Mrs Black vollkommen außer sich und warf Sirius einen dieser ´Na, warte, Bengel, das wird ein Nachspiel haben, verlass' dich nur drauf' - Blicke zu. "Wenn meine Eltern wüssten, dass einer von ihnen in unserem Hause..." Sie sprach es nicht aus, zu entsetzt, zu wütend schien sie zu werden.
James starrte Sirius' Eltern an, offensichtlich sprachlos über die Worte von Sirius' Mutter.
"Soso", murmelte sein Vater inzwischen, inzwischen wieder den jungen Gast anschauend. "Und wie lange bleibst du?" Er lächelte, aber Sirius wusste, dass es nur aufgesetzt war.
James sah Sirius an, welcher sofort einsprang.
"Mal schauen, Dad, aber schon für einige Tage", wagte er zu antworten.
Er hörte, wie seine Mutter laut die Luft einsog und ihn unendlich finster anfunkelte. "Das ist--", fing sie halb ohnmächtig vor Wut an, doch Mr Black fiel ihr energisch ins Wort.
"Das ist schön", sagte er großherzig und mit einem breiten Grinsen, das seine Augen nicht erreichte. "Willkommen, James, fühl' dich hier wie zuhause!"
James lächelte ein genauso falsches Lächeln; Sirius glaubte ihn mit den Zähnen knirschen zu hören.
Die Luft spannte sich an, wurde heiß, obwohl Wärme niemals in diesem Haus herrschte. Sirius sah abwechselnd zwischen seiner Mutter und seinem Vater hin und her, als er sich dann abrupt umdrehte, James sofort in den Schlepptau nehmend.
"Cool", rief er noch, ehe er eilends den Wohnsaal verließ, beinahe überstürzt, als befürchtete er, die wohlgesinnte Fassade könnte zu bröckeln anfangen und seine Eltern würden James wortwörtlich mit sämtlichen schwarzen Zaubern dieser Welt aus dem Haus hexen.
xxx
Es war abends und James hockte alleine in Sirius' Zimmer.
Dieser war zu seinem Vater gerufen worden und war nun schon eine ganze Weile fort.
Die Geduld des Gryffindors neigte sich dem Ende und er beschloss, seinen Freund aufzusuchen.
Der Gang draußen war dunkel, und obwohl der Mond durch ein Fenster schien, erhellte er die Umgebung nicht wirklich. Natürlich war der Boden des Flures in ein goldsilbriges Schimmern eingetaucht und natürlich bewegten sich die Schatten zu einem stillen Tanz, aber die Düsternis wachte in diesem Haus königlich und ließ sich nicht vertreiben, weder von den nächtlichen Himmelsgestirnen, noch von der Sonne.
Es war zwar ruhig, doch aus weiter Ferne konnte James Stimmenmurmeln ausmachen. Er folgte dem Geräusch - dazu musste er eine Etage tiefer hinabgehen, den Gang zu seiner Rechten betreten und um das Treppengelände, welches sich in der Mitte befand, herumgehen. Die Tür am linken Hausflügel war geschlossen, doch Licht drang durch den unteren Schlitz hindurch und die Stimmen kamen eindeutig von dort.
James verstand nicht, was sie sagten, aber er erkannte eindeutig Sirius' Stimme. Er schien aufgewühlt zu sein, denn er redete sehr schnell.
Er verharrte am Gelände in der Dunkelheit und überlegte, was er nun tun sollte. Zurückschleichen oder hier auf Sirius warten?
Etwas anderes nahm ihm die Entscheidung ab.
Jene Tür öffnete sich und mit ihm fiel ein breiter Lichtschein in den Flur hinein, die James aber nicht erfasste. Sirius trat schnellen Schrittes heraus, wurde aber plötzlich von jemandem zurückgerissen und mit dem Rücken gegen die offene Tür gepresst.
"Dad!", keuchte Sirius auf; dessen flache Hände stemmten sich gegen die Brust seines Vaters, doch er vermochte nicht, sich zu befreien.
James' Augen wurden groß. Reflexartig zog er seinen Zauberstab.
"Du hast dir ja schon eine Menge geleistet, Sirius, und jedes Mal habe ich ein Auge zugedrückt, aber nun bist du zu weit gegangen, und das weißt du!", zischte Mr Black. Nichts mehr Freundliches lag in seiner Stimme, sondern gnadenlose Kälte.
"Ach ja? Ich kann tun und lassen, was ich will!", protestierte Sirius wütend, seinen Vater aus verengten Augen anblitzend.
"Du bist minderjährig, Sirius, du kannst überhaupt nichts ohne meine Erlaubnis tun", hielt der andere hart dazwischen.
Der Junge hörte mit seine Befreiungsversuchen nicht auf.
James wollte sich schon längst eingemischt haben, doch ein untrügliches Gefühl sagte ihm, dass es ihm nichts anginge, und er Sirius es auf dessen Art erledigen lassen sollte. Dennoch blieb er stehen, wo er war, verborgen in der Dunkelheit, den Zauberstab kampfbereit in der Hand, hin und her gerissen von seinem eigenen Zwiespalt.
Doch dies war ein schwarzmagisches Haus. Mr Black würde mit Sicherheit vor nichts zurückschrecken, um seinen Willen durchzusetzen, worüber es auch immer gerade gehen mochte.
Dieser fing an, seinen Sohn am Kragen zu packen und ihn dicht zu sich zu ziehen. Er beugte seinen Kopf herab, um sich dem von Sirius' zu nähern, ihn zornig anfunkelnd. "Hast du etwa gedacht, du kämest damit durch, ohne dafür in Rechenschaft gezogen zu werden?"
Sirius, dessen Hände die Handgelenke seines Vaters fest umklammert hielten, um sie herunterzudrücken, blitzte ihn aus finsteren Augen an. "Ich habe mir gar nichts dabei gedacht!"
"So?" Mr Black lachte kurz und höhnisch auf. "Wie so oft, nicht wahr?" Dann stieß er Sirius wieder gegen die Tür. Des Jungen Hinterkopf prallte dagegen und James hörte seinen Freund vor Schmerz aufkeuchen.
Wieder wollte er sich einmischen, wieder warnte seine innere Stimme ihn davor, es genau damit alles nur noch schlimmer zu machen.
"Gut, dein Freund kann ruhig einige Tage hier bleiben", stieß Mr Black gefährlich hervor. Das Licht aus dem Raum hatte ihn und Sirius umhüllt, matt und in flackernden Farben, als zögerte es, einen zur Niederlage verurteilten Versuch zu unternehmen, die allgemeine Düsternis in diesem Haus verdrängen zu wollen. Der Hausherr verengte seine Augen zu gefährliche, dunkle Schlitze. "Dann schickst du ihn nach Hause und dann will ich, dass du die Freundschaft zu ihm brichst!"
James sog den Atem ein und riss entsetzt die Augen auf.
"Was?", machte Sirius nach Luft schnappend. Aufrührerisch zog er seine Augenbrauen zusammen. "Das mache ich nicht!"
Wieder zog sein Vater ihn von der Tür weg, nur, um ihn wieder brutal dagegen zu stoßen.
Sirius wimmerte unterdrückt auf und biss sich schnell auf die Unterlippe.
"Ich befehle es dir, Sirius, und du wirst diesem Befehl nachkommen! Ich erlaube nicht länger, dass du Umgang mit Blutsverrätern und Mugglefreunden pflegst! Ich habe mir diesen Unsinn lange genug angeschaut."
"Aber--"
"Das hast du dir selbst zuzuschreiben, Sirius. Mit dieser Aktion bist du zu weit gegangen und ich sehe mich gezwungen, dementsprechende Maßnahmen zu ergreifen." Mr Black klang unnachgiebig und mit einer kalten Überzeugung in seiner Stimme, die James nicht gefiel.
Er wusste, Sirius würde den Anordnungen seines Vaters eh nicht nachkommen und nie in seinem Leben deren Freundschaft brechen.
"Haben wir uns verstanden, Sirius? Du wirst die Freundschaft mit diesem Potterjungen kündigen!"
Sirius' Gesicht spiegelte reinen Trotz und reinen Hass wider, umwoben von etwas, was vielleicht Verzweiflung war, vielleicht auch Hilflosigkeit. James konnte es nicht genau ausmachen und er war selbst viel zu wütend über das eben Gehörte, als auf derartigem zu achten.
Was erdreistete sich Mr Black einfach, die Freunde seines Sohnes zu bestimmen? Welches Recht hatte er dazu?
"Du kannst mich nicht zwingen, Dad", hielt nun Sirius mit schroffer, heiserer Stimme dagegen, seinen Vater herausfordernd anblickend.
Dieser starrte ihn an. Sein Mund verzog sich zu einem arrogantem Lächeln.
James kannte dieses Lächeln. Sirius setzte es auch immer auf, wenn er wusste, dass er einen Trumpf im Ärmel hatte und dem anderen gegenüber überlegen war.
Der Schwarzmagier ließ seinen Sohn los, trat einen Schritt zurück und hielt auf einmal seinen Zauberstab in der Hand.
"Crucio", sagte er auch schon mit schleppender Stimme, ehe James es realisieren konnte.
Sirius wurde von einem Blitz getroffen und mit dessen Wucht gegen die Tür gedrückt, während der Fluch ihm augenblickliche Schmerzen bereitete.
Er stöhnte gequält auf, hielt sich seine Hände reflexartig gegen sein Herz gepresst, krümmte sich und drohte, hinab zu Boden zu rutschen, da seine Beine nachgaben.
Mr Black hielt ungerührt seinen Zauberstab auf ihn, während er wieder näher trat und mit seiner freien Hand Sirius' Oberarm ergriff, um ihn aufrecht zu halten.
Sirius' war ganz blass, er presste seine Zähne aufeinander, das konnte James am Heraustreten seiner Kiefermuskeln erkennen; seine Augen waren pechschwarz und aufgewühlt, sein feingeschnittenes Gesicht vor Pein verzogen. Er atmete heftig und unkontrolliert und konnte ein Aufkeuchen und ein Wimmern nicht unterdrücken.
James hatte genug gesehen. Erst zunächst geschockt von der Tatsache, dass der eigene Vater einen Cruciatusfluch verwendete, trat er nun hervor, um Sirius auf der Stelle beizustehen.
In dem Augenblick wurde er hart zurückgerissen und in eine Nische gedrückt - eine Hand hatte sich fest um seine Schulter gelegt und eine Sekunde später spürte er die Spitze eines Zauberstabes in seinem Rücken.
Ein Zauber wurde gemurmelt, der die Nische abschirmte, so dass kein Laut von dort hinüber zum Flur und zu Mr Black und Sirius wehen konnte.
"Wehe, du machst dich bemerkbar und ich verfluche dich, Potter", hörte er die kalte Stimme Regulus' an seinem Ohr wispern.
James stieß einen Atem aus. "Du kleiner Bastard, lass' mich sofort los!"
"Warum? Damit du Sirius helfen kannst?"
Regulus entriss James den Zauberstab, trat hinter ihm weg, ohne auch nur ein einziges Mal seine eigene Waffe von ihm zu nehmen.
James funkelte den Jungen wütend an, sobald er ihn erblicken konnte. Es war im Halbdunkeln, er sah nicht viel, aber genug, um zu erkennen, wie angespannt und nervös der andere wirkte.
"Natürlich, um ihn zu helfen, Idiot", blaffte er ihn leise an. "Denn das tun Freunde, weißt du. Sie helfen einander. Und dein Vater gehört nach Askaban!"
Regulus schenkte ihm einen hasserfüllten Blick ob des letzten Satzes, doch ging nicht darauf ein. Resignation huschte über das feine Gesicht, seicht und kaum wahrnehmbar. "Du kannst Sirius nicht helfen. Du würdest es nur noch schlimmer machen."
James wischte dessen Worte mit einer ungeduldigen Handbewegung fort. "Er wird gerade gefoltert, du..." Er hatte genug, wollte Regulus beiseite schubsen, als er dessen Zauberstab unmissverständlich und brutal gegen seine Schläfe drückte.
"Ich zaubere dich bewusstlos, Potter, dann wirst du gar keine Hilfe mehr für Sirius sein." Seine Stimme klang heiser und etwas abgehackt. Immer wieder irrte sein Blick aus der Nische hinaus zu der Tür, wo Sirius noch immer von seinem Vater dagegen gepresst und vom Unverzeihlichen Fluch in Schach gehalten wurde.
"Verdammt, wir können doch nicht tatenlos zusehen, wie er Sirius foltert!", zischte James aufgebracht. "Er ist dein Bruder, du Arschloch!"
"Ich helfe meinen Bruder gerade dadurch, indem ich dich davon abhalte, dich nicht einzumischen, indem ich mich nicht einmische und dann für ihn da bin, wenn das alles da drüben vorbei ist!", erwiderte Regulus leise, aber heftig, die freie Hand zur Faust geballt. "Wenn wir uns einmischen, wird Dad zwar von Sirius ablassen, aber dann mit seiner Lektion weitermachen, wenn niemand mehr hier ist, versteht du das denn nicht? Dann hat Sirius auch niemanden, der sich danach um ihn kümmern kann!"
James starrte ihn fassungslos an. Wie der Slytherin redete, könnte man meinen, dass er genau wusste, wovon er sprach. "Das passiert öfter, nicht wahr?"
Regulus schaute zwar zurück, doch sein Blick war ausdruckslos. Die Augen, so schwarz, wie die von Sirius, wirkten wie zwei leere, dunkle Tunnel, in denen sich selten das Licht verirrte, um sie zu erhellen und Gefühle zu bescheinen. "Ich werde verhindern, dass du dich jetzt einmischst, Potter. Wir bleiben jetzt so lange hier, bis Dad fertig ist."
James war viel zu geschockt, um angemessen antworten zu können. Er schaute wieder über den Flur zu jener Tür.
Mr Black redete mit Sirius, der mittlerweile am Rande der Bewusstlosigkeit war.
Dann nahm er den Fluch herunter.
"Dad kennt das Timing, wie lange er den Fluch nutzen darf, ohne bleibende Schäden zu verursachen", flüsterte Regulus tonlos. Offensichtlich hatte er James' fragenden Blick sofort erkannt.
"Du hast es noch immer nicht verstanden, Sirius?", hörte James Mr Black fragen.
Sirius atmete viel zu flach; sein müde, angestrengter Blick irrte hoch zu seinem Vater, er stand nur, weil sein Vater ihn am Arm gepackt aufrecht hielt.
Er murmelte etwas, zu leise und zu ermattet, als das James es verstehen konnte.
Aber die darauffolgende Reaktion von Mr Black verriet, dass sein bester Freund durchaus nicht verstanden hatte.
"Nun gut, mein Sohn", schnarrte dieser, nicht mehr so kalt klingend, wie zuvor, sondern wieder mit einer Art Freundlichkeit, die ihn sympathisch wirken ließ.
Er steckte seinen Zauberstab weg und fuhr Sirius liebevoll durch dessen schweißnasses Haar, ließ den Arm los und fing seinen Sohn rechtzeitig auf, der zu Boden zu rutschen drohte. Beinahe sanft hielt er dessen Schultern und schaute ihn warm an.
James blinzelte verwirrt ob des heftigen Stimmungswechsels.
"Wenn du mir nicht gehorchen willst, muss ich wohl zu anderen Maßnahmen greifen", seufzte Mr Black und musterte seinen Ältesten versonnen. "Du wirst nach den Ferien die Schule wechseln. Ich werde dich nach Durmstrang schicken."
A/N Jaah, ich bin böse, böse, so richtig böse.
Und nun DAAAANKEEEEE an meine lieben, treuen Leser, ich könnt' euch glatt in meine Schatzkammer stecken, sosehr liebe ich euch, euer Feedback hat mir sehr geholfen,
Ich hoffe, ihr verzeiht mir diese lange Wartezeit und reviewt trotzdem...-lieben Welpenblick aufsetz-
