Rückwärts in die Dunkelheit

Zu den Sternen schaut man auf,
wenn es auf der Welt nichts mehr zu sehen gibt.
Oder blickt man auf,
wenn man nichts mehr sehen will?

- die letzten Worte eines Sterbenden.


15. Kapitel

Eine Schule aus Schnee


Die Seele eines Reinbluts:
Wir sind arrogant.
Wir sind eitel.
Wir manipulieren.
Wir sind egoistisch.
Und wir lieben unsere Kinder."

- unbekannt

Durmstrang war eine mächtige Festung, gehauen aus Schnee. Die weißen Mauern ragten majestätisch in die Höhe, das milde Sonnenlicht ließ sie auffunkeln und bot ein eindrucksvolles Farbenspiel faszinierender Lichtbrechungen.

Durmstrang hatte vier Türme, einen gewaltigen Graben, der sich um die hohe Außenmauer zog und eine schwere Ziehbrücke, die nur durch Zauberei heruntergelassen werden konnte. Im Augenblick war sie es, damit die schwarzen Kutschen mit den Pferden sie passieren konnten.

Dahinter wand sich ein breiter Eisweg die Anhöhe hinauf zur Burg, bis er vor einem großen Tor endete. Auch der Eingang war aus Schnee. Alles war aus Schnee. Der Vorhof dahinter mündete an einer großen, breiten Treppe. Das weiße Eingangstor besaß einen Türklopfer, der wie ein Schlangenkopf geformt war. Zwei schwarze Juwelen bildeten die Augen.

Sirius fühlte sich von ihnen beobachtet, als er durch das Tor schritt und die riesige Eingangshalle betrat. Schüler strömten an ihm vorbei, in kleinen Gruppen, miteinander redend, ohne ihn zu beachten. Alles Kinder aus reichen, reinblütigen Familien.

So weiß Durmstrang von außen war, so hell der verzauberte Schnee in der Sonne glitzerte, so dunkel war es von innen. Die portraitbehangenen Wände und der Boden bestanden aus schwarzen, großen Blocksteinen, an der Decke waren Malereien, welche einen Teil der bulgarischen Geschichte erzählte. Jede Halle und jeder Raum in Durmstrang hatte solche Wände, Böden und Decken. Kronleuchter und Fackelhalter waren aus Silber; das Licht war golden.

Sirius erinnerte sich noch an die Textpassage aus dem Buch über Durmstrang, die Regulus ihm gezeigt hatte.

Durmstrang war im elften Jahrhundert von zwei Zauberern namens Ivan Alexander Vesperugo und Andreyj Greyan gegründet worden. Es gab somit zwei Häuser in der Schule, welche im Ost- und Westturm lagen. Das Haus im Osten trug Ivans Wappen der Fledermaus und das Haus im Süden Andreyjs Wappen. Es war ein Falke. Beide Wappen waren untermalt mit zwei gekreuzten Schwertern, die mit Blut beklebt waren. Die Gründer hatten den Schnee so verzaubert, dass er niemals schmelzen würde; die Mauern daraus waren fest und schimmerten schon beinahe in einem blassen Blau, Kristallen gleich. Beide Zauberer entstammten aus alten Familien, die ebenso reinblütig wie schwarzmagisch waren und hatten von Beginn an Die Dunklen Künste unterrichtet. Auch in Durmstrang gab es sieben Schuljahre.

Ein älterer Junge um die siebzehn kam auf Sirius zu. Er hatte dunkelblondes Haar und grüngraue, fröhliche Augen und trug die dunkle Schuluniform mit einem kleinen Wappen des Hauses des Falken über seinem Herzen. Darüber schimmerte eine silbrige Plakette.

„Du musst Sirius Black sein, nicht wahr", begrüßte er ihn freundlich. Er war etwa zwei Köpfe größer als Sirius und schlank.

Sirius nickte nur.

„Ich bin damit beauftragt worden, dich in die Esshalle zu begleiten", fuhr der Junge mit einem verschmitzten Lächeln fort. „Dort findet auch die Auswahl statt, in welches Haus du eingeteilt werden wirst."

„Ah ja." Wie in Hogwarts. Aber Sirius bezweifelte, dass Durmstrang einen alten Filzhut dafür hatte.

Das Grinsen des Jungen wurde breit. „Ich bin Ian Domovic. Schulsprecher von Durmstrang."

Er drehte sich um und Sirius blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.

Die Halle war groß, zwei lange, rechtwinklige Tische standen dort, an welchen sich die Schüler der beiden Häuser aufteilten. Sie waren in den Farben schwarz-dunkelgrün und schwarz-dunkelrot gehalten. Ganz vorne stand auf einer Anhöhe der Lehrertisch; davor war ein niedriger Tisch, an dem eine rothaarige, erwachsene Hexe mit hellbraunen Augen und Spitzhut stand. In ihrer Nähe bildeten die Erstklässler eine disziplinierte Reihe. Goldenes Fackellicht erhellte den Raum.

Ian deutete Sirius an, sich zu den Erstklässlern zu stellen. Zum Einteilungsritual sagte er nichts, denn er verschwand zum Tisch auf der linken Seite.

Sirius stieß einen langen Atem aus und ging genervt zu der Reihe der Erstklässler; er würde vor ihnen eingeteilt werden.

Der Schulleiter Xristo Stoikov erhob sich, ein Zauberer mit dunklen Haaren, blauen, durchdringenden Augen und blasser Haut. Er hatte ein markantes Kinn und eine etwas zu lange Nase. Die Lippen waren dünn, die Gesichtszüge aristokratisch. Er strahlte Autorität aus, und ohne, dass er ein Wort hatte sagen müssen, verstummte es in der Halle.

„Ich begrüße Sie alle im Namen der Schule und hoffe auf ein erfolgreiches, neues Schuljahr", fing er mit kühler, strenger Stimme an. Sein herrschaftlicher Blick glitt durch die Halle. „Allen voran gebührt mein Gruß den Erstklässlern und Neuzugängen, denen ich einen guten Start in Durmstrang wünsche." Er lächelte flüchtig. „Möge die Auswahl beginnen."

Stoikov setzte sich wieder hin; Applaus durchbrach die Stille, der jedoch schnell wieder verebbte.

Die Hexe am Tisch rollte eine Pergamentrolle auseinander und rief den ersten Namen aus.

„Black, Sirius!"

Sirius ging zu ihr hin und wartete gespannt ab, was nun passieren würde. Aus der Nähe erkannte er, dass auf dem niedrigen Tisch aus schwarzem Elfenbein die Wappen beider Häuser nebeneinander eingeritzt waren und silbern leuchteten.

Alle Augen waren auf ihn gerichtet.

Die Hexe hatte plötzlich einen Dolch in der Hand und sah Sirius auffordernd an.

Dieser starrte zurück.

Ehe er reagieren konnte, hatte die Hexe sein rechtes Handgelenk ergriffen, den weiten, langen Ärmel seiner schwarzen Robe zurückgeschlagen und mit dem Dolch quer über seine blasse Haut geschnitten. Sie hielt seine Hand über den Tisch.

Sirius spürte einen Stich, er sog matt die Luft ein, wollte sich losreißen, aber die Hexe hielt seinen Arm fest umklammert. Sein Blut tropfte auf die Platte.

Als der erste Tropfen auf den Tisch fiel, verdunkelten sich die goldenen Fackeln ein wenig. Bei jedem weiteren Tropfen wurde es dämmriger.

Der Junge vergaß seine Bemühungen, sich zu befreien und verfolgte den Ablauf mit weit aufgerissenen Augen. Er spürte den eisernen Griff um sein Handgelenk gar nicht mehr, sondern beobachtete, wie sein rotes Blut auf der Tischplatte begann, sich zu verformen, zu gleiten.

Gebannt nahm er wahr, wie es in das Symbol des Falken rann, das Silber mit dem Rot überdeckte und aufschimmerte. Ein sanftes Flüstern schien durch die Halle zu raunen, widerhallend, undeutlich, in einer alten Sprache, scheinbar immer wieder dasselbe Wort wiederholend.

Sirius war kalt.

„Das Haus des Falken, gegründet von Andreyj Greyan!", rief die Hexe, ehe Sirius es überhaupt realisieren konnte.

Der von vorne rechte Tisch brach in laute Jubelrufe aus.

Das Licht wurde wieder heller.

Dann legte sie ihren Zauberstab auf seine Wunde, murmelte etwas und seine Verletzung heilte, bis auf eine feine, kaum wahrnehmbare Narbe.

Sie deutete lächelnd auf den schwarz-dunkelgrünen Tisch, wo sich auch Ian hingesetzt hatte.

Sirius ging zu dem Tisch des Falken; lachende Gesichter blickten ihm entgegen. Er setzte sich irgendwo in der Mitte hin, ließ sich auf die Bank fallen und starrte auf die Innenseite seines rechten Handgelenks.

Ein Becher stand vor ihm und ein silberner Krug goss ihm durch einen Zauber automatisch etwas ein.

Der feine, waagerechte Stich in seiner blassen Haut war noch rötlich; die Wunde brannte. Erst jetzt spürte Sirius, wie sein Puls raste.

Blut.

Durmstrang teilte die Schüler mit ihrem Blut in eines der beiden Häuser ein.

Blut war immer die Grundsubstanz der Schwarzen Magie. Irgendwie fühlte Sirius sich so, als hätte er sich unausweichlich mit der dunklen Schule verbunden, seinen Pakt mir ihr besiegelt, da er seine Einschulung mit seinem eigenen Blut unterschrieben hatte.

Ungläubig konnte er seinen Blick nicht mehr von der Verletzung wenden.

„Die Wunde wird bis auf eine feine Narbe verblassen", drang eine leicht amüsierte Mädchenstimme an sein Ohr.

Sirius sah auf und blickte geradewegs in zwei sturmgraue, große Augen mit langen, schwarzen Wimpern.

Das Mädchen saß ihm gegenüber; sie war in seinem Alter. Ihre dunklen, langen Locken hatte sie sorgfältig mit einer diamantenbesetzten Spange hochgesteckt, ihr Gesicht war hell und fein geschnitten. Sie hatte eine Stupsnase, etwas zu dünne, geschminkte Lippen. Sie lächelte und entblößte eine Reihe von Zähnen; ihre Eckzähne waren spitz und ein wenig schief. Es gab ihr etwas Vampirisches.

Sirius grinste unterdrückt. Wahrscheinlich fand er das nur, weil er aufgrund der letzten Erlebnisse mit einem Vampir durch und durch paranoid geworden war.

„Durmstrang verunstaltet also meinen Körper, ohne mich vorzuwarnen und ohne meine Erlaubnis", entgegnete er cool, ein wenig höhnisch. „Ich sollte Stoikov verklagen."

Ein Junge links neben ihm prustete eine rote Flüssigkeit quer über den Tisch, nachdem er einen Schluck aus einem Becher genommen hatte. Er lachte und hätte sich wohl wahrscheinlich verschluckt, wenn er es nicht rechtzeitig ausgespuckt hätte.

„Iiiihhh, Alan, du Schwein!", kreischte ein Mädchen auf, die ein paar Spritzer abbekommen hatte.

Aber Alan bekam es kaum mit, denn er lachte weiterhin. Es war ein ansteckendes Lachen, so dass Sirius ihn belustigt anschaute.

Mehrere Schüler sahen bereits zu ihnen herüber, während die Auswahl der Erstklässler weiter verlief, das Licht sich verdunkelte, das Flüstern erschallte und das Dämmerlicht langsam heller wurde. Dunkel. Hell. Dunkel. Hell.

„Alan...", fing das Mädchen mit den grauen Augen entnervt an. „Hör' auf zu lachen."

Alan hatte offenkundig Schwierigkeiten damit, dem nachzukommen.

Auch er war in Sirius' Alter, hatte strohblondes, sorgfältig aus der Stirn gekämmtes Haar und blassblaue Augen. Seine Haut war vom Sommer leicht gebräunt, der Nasenrücken ein wenig verbrannt, was ihm etwas Verwegenes gab. Er hatte ein paar Sommersprossen.

„Siebzig Galleonen kriegst du, wenn du das Stoikov ins Gesicht sagst", lachte der Blondschopf und strahlte Sirius aus seinen hellen Augen an. Sie funkelten heiter.

Sirius horchte auf. „Wieso, flieg' ich dann etwa von der Schule?", fragte er und bemühte sich um einen unbekümmerten Ton.

Er hatte vom Schulleiter nicht viel gehört, wusste also nicht, inwiefern er Ungezogenheit duldete.

Jubel brach am Tisch aus; einer der Erstklässler war einer der ihren geworden.

Das Mädchen schüttelte indes den Kopf. „So schnell fliegt hier keiner."

Sirius starrte sie unbehaglich an. „Ah, nein?" Die Wörter zog er gedehnt in die Länge.

„Nö." Alan grinste das Mädchen an. „Aber ich würde zu gerne Stoikovs Gesicht sehen, wenn unser Neuer ihm einen solchen Spruch bringt"

Sie runzelte die Stirn. „Stoikov würde ihn fertig machen."

„Ist er so scheiße drauf?", erkundigte Sirius sich, Hoffnung schöpfend.

„Er ist ein Albtraum", behauptete Alan rigoros. „Ein Freak."

Wieder Jubel. Sirius nahm ihn schon gar nicht mehr wahr.

„Ach was", lächelte das Mädchen. „Stoikov duldet bloß keinen Ungehorsam. Er verlangt den allerhöchsten Respekt und eiserne Disziplin. Wer sich daran nicht hält, wird bestraft. Aber...", ihre grauen Augen fixierten Sirius, in ihnen lag eine kühle Ernsthaftigkeit, „er ist niemals ungerecht."

„Ich bin übriges Alan de Maurice", stellte sich der Blonde vor und hielt Sirius die Hand hin.

Er schlug ein. „Sirius Black."

„Und das ist Mina Kisic."

Sirius nickte dem Mädchen zu, die ihn dezent anlächelte. Etwas Unleserliches lag in ihrem Blick, etwas Nachdenkliches, ungreifbar und flüchtig, wie schnelle Schatten.

„Was hast du angestellt?"

Es war soeben dämmrig in der Halle.

Sirius blinzelte Alan an. „Was?"

Alan grinste breit. „Na, du warst vorher sicher in Hogwarts, oder? Was hast du angestellt, dass sie dich nicht mehr wollten?"

Ich bin nicht geflogen", stellte Sirius richtig. Seine Miene verdüsterte sich. „Meine Eltern hielten Hogwarts plötzlich nicht mehr für gut."

„Ah, okay. Na, hier bist du in bester Reinblut-Gesellschaft." Alan lachte.

Sirius musterte ihn genau. Irgendwie hatte er leichten Sarkasmus in dessen Stimme herausgehört. Schwach nur, beinahe illusionär.

„Jah", entgegnete er lahm. Er wich Alans Blick nicht aus, sah in diese blassblauen Augen, als er mit einem bedächtigen Unterton in der Stimme fortfuhr. „Was wäre die Welt nur ohne uns Reinblüter." Er grinste leicht, irgendwie schattenhaft, nahm seinen Becher in die Hand und deutete an, Alan zuzuprosten.

„Ein dunkles, leeres Nichts", gab Sirius sich selbst zur Antwort, jegliche Frustration verbannend, um sich nicht zu verraten.

Ihm kam der Gedanke, den Becher mit einer ruckartigen Bewegung herumzudrehen und auf die Tischplatte zu stellen als Zeichen für seine Ablehnung gegen das stolze Denken der Reinblüter. Er war hier zwar inmitten unter ihnen, gefangen in eine Art Schlangengrube, aber... wenn er rausgeworfen werden sollte, sollte er möglichst früh damit anfangen, sich in Schwierigkeiten zu bringen.

Alan hob ebenfalls seinen Becher an, Sirius ein wenig verwirrt anschauend; Mina hatte ihren längst erhoben.

Aus den Augenwinkeln sah Sirius, wie Mina ihm zuprostete, das Kinn hochgereckt.

„Auf die Reinblütigkeit", lächelte sie. Stolz war in ihren Augen entflammt.

Die Tischnachbarn bemerkten es und hoben nun auch ihre Becher an.

Perfekt.

Vorne standen nur noch drei Erstklässler; es wurde gerade wieder hell, der Junge war ins Haus der Fledermaus eingewiesen wurden.

Sirius warf Mina einen Blick zu, schaute kurz in die Runde, ehe er wieder Alan fixierte. „Auf die Reinblütigkeit."

Einige wiederholten es, setzten ihre Becher an und nahmen einen Schluck.

Sirius' Lächeln wurde lauernd. Dann drehte er seinen Becher in einer blitzschnellen Bewegung um und stellte ihn kopfüber auf den Tisch.

Die Jungen und Mädchen, die in der Nähe saßen, starrten ihn ungläubig an.

Alan sog die Luft ein. Minas Augen hatten sich verengt. Fassungslosigkeit flackerte in ihnen auf, gefolgt von Enttäuschung. Dann blieb nur noch Zorn zurück.

Sirius sah lässig und mit einem leichten Grinsen auf die Lippen in die Runde. „Gibt's ein Problem?", erkundigte er sich herausfordernd.

Der letzte Erstklässler verbündete sich soeben durch Blut mit dem Haus der Fledermaus. Das Dämmerlicht erhellte sich langsam wieder. Die meisten am Tisch des Falkenhauses bekamen es nicht mit. Ihr Interesse war auf Sirius gerichtet.

„Ein Rebell, he", stellte Alan ausdruckslos fest.

„Nun ist mir klar, warum deine Eltern dich auf eine Eliteschule, wie Durmstrang geschickt haben", meinte Mina kalt. Ein harter Zug lag um ihren Mund. „Damit du dich daran erinnerst, wer und was du bist."

Sirius blitzte sie aus schwarzen Augen an. „Da liegst du richtig, Kisic", antwortete er boshaft. „Allerdings habe ich nicht vergessen, wer und was ich bin." Er lächelte arrogant, machte eine kurze Pause, um die volle Aufmerksamkeit der meisten am Tisch zu erhalten. Er sah Mina provozierend an. „Es ist mir nur... scheißegal."

Mina presste ihre Lippen zusammen und funkelte ihn an. In ihren grauen Augen blitzte es vor unterdrückter Wut. „Treib' es nicht zu weit, Black", zischte sie.

Sirius lachte. „Und was, wenn doch?"

Mina blieb ernst. Wie Spiegelsplitter wirkten ihre grauen Pupillen im glitzernden Zorn; geschliffen scharf war der Ausdruck, der in Kälte geboren worden war. „Dann wirst du es bereuen."

Sirius breitete seine Arme ein wenig aus, einer einladenden Geste gleich. „Nur zu, Kisic. Glaubst du etwa, du oder deine Reinblutfreunde können mich einschüchtern?"

Mina sprang auf, vier, fünf weitere taten es ihr nach. Zwei von ihnen, beides Jungen, richteten ihre Zauberstäbe auf Sirius, der im selben Moment den seinen gezogen hatte und damit auf das Mädchen zielte.

Schuldirektor Stoikov hatte sich erhoben, um noch eine kurze Rede zu halten, als er auf die aufgeregten Schüler des Hauses des Falken aufmerksam wurde und seinen strengen Blick auf sie richtete.

„Setzen", befahl er schlicht, ohne nach dem Grund zu fragen, was los war.

Alle Köpfe wandten sich Sirius und den anderen zu.

„Setz' dich, Mann, setz' dich!", zischte Alan dem Jungen zu.

Sirius aber starrte nur Mina aus verengten Augen an. Sie schaute zurück; keiner von beiden schien nachgeben zu wollen.

Dann aber brach Mina den Blickkontakt, sah flüchtig zu Stoikov, lächelte abbittend und setzte sich. Die anderen, die mit ihr aufgestanden waren, ließen sich ebenfalls wieder auf die Sitzplätze sinken und Alan packte Sirius am Ärmel und zog ihn auf die Bank zurück.

„Spinnst du?", wisperte Alan.

Sirius reagierte nicht. Er lächelte flüchtig, zufrieden damit, dass der Schulleiter diese kleine Szene mitbekommen hatte.

„Wir können das nach dem Essen gerne regeln", meinte er und sah Mina und ein paar andere der Reihe nach an.

Minas Augen versprühten Blitze. „Dessen kannst du dir sicher sein, Black", presste sie grimmig hervor.

Als Stoikov noch einen weiteren ermahnenden Blick zu ihnen schickte, begann Mina, Sirius zu ignorieren, wohl, um nicht weiter unangenehm aufzufallen.

Stoikov begann, die Schüler noch einmal daran zu erinnern, dass Durmstrang eine Eliteschule sei, in der Gehorsam und Disziplin herrschten, daran, dass es Regeln gab, die niemand brechen durfte, und nannte den Schulsprecher und die Vertrauensschüler beim Namen. Anschließend wünschte er allen einen guten Abend und ließ das Essen durch einen Zauber servieren.

Sirius konzentrierte sich auf das Essen, die feindseligen Blicke der anderen auf sich spürend. Doch es wurde viel geredet und gelacht an dem Tisch, so dass der Vorfall von vorhin beinahe unwirklich wirkte. So, als hätte er niemals stattgefunden.

„Sag' mal, bist du irgendwie lebensmüde?", hörte er Alan leise fragen.

Er sah kurz zur Seite; blassblaue Augen schauten ihn entgeistert an.

Sirius grinste kurz. „Ich dachte mir, ich sorge nur ein wenig für Aufruhr", sagte er achselzuckend.

Alan starrte ihn an. Sein strohblondes Haar schimmerte im goldenen Licht. „Warum? Sie werden dich alle hassen und fertig machen wollen." Sein Blick wurde eindringlich, seine Stimme senkte er zu einem Flüstern herab. „Sie alle sind Kinder aus alten, reinblütigen Familien. Sie sind stolz darauf und sehen es als ihre Ehre und Pflicht, das reine Blut zu verehren und zu beschützen, jene zu bekämpfen, die unrein sind oder dieses Heiligtum verraten."

Sirius hatte die Augenbrauen zusammengezogen. Sein Grinsen war längst verblasst. „Du sprichst von ihnen", bemerkte er tonlos. „Aber nicht von dir."

Alans Augen weiteten sich ein wenig. „Um mich geht es hierbei auch nicht, Sirius", entgegnete er frostig. „Es geht um dich. Und darum, dass du es dir offenbar in den Kopf gesetzt hast, dich mit der ganzen Schule anzulegen."

Sirius zwinkerte. Sein Lächeln war wieder da. Verwegen und wagemutig. Es erreichte seine Augen, ließ sie auffunkeln im edlen Fackellicht der schwarzmagischen Schule. „Du solltest dir keine Sorgen um jemanden machen, der ein Blutsverräter zu sein scheint", meinte er schlicht. Er wurde sarkastisch. „Das ziemt sich nicht für einen würdevollen Reinblüter."

Dann widmete er sich wieder dem Essen.

Alan sagte nichts mehr. Er hatte Sirius noch für einige Augenblicke nachdenklich gemustert, ehe er angefangen hatte, sich mit einem Jungen zu unterhalten, der ihm schräg gegenüber saß.

Sirius merkte, dass hier niemand aufstehen durfte, bis das Signal dafür gegeben wurde. Als sie endlich gehen durften, erhob er sich als erster. Der Schulsprecher Ian kam ihm schon entgegen, als eine dunkle Stimme von hinten an sein Ohr drang.

„Black?"

Sirius drehte sich um und war mit dem Schulleiter konfrontiert.

„Ja, Professor?"

Die blauen, durchdringenden Augen fixierten die von Sirius. Herrschaftlich war der Ausdruck in ihnen, befehlend. Kompromisslos. „Ich möchte gerne mit Ihnen sprechen. Kommen Sie mit in mein Büro."

Sirius unterdrückte noch gerade rechtzeitig ein Grinsen. Er vermutete, es war wegen der Szene von vorhin.

Stoikov sah kurz in die Runde, maß Mina und Alan. „De Maurice. Mitkommen."

Alan riss die Augen auf, sprang aber hastig auf. „Wieso denn, Sir?", wagte er protestierend zu fragen. „Ich habe nichts angestellt, Sir. Und hier wurde vorhin sowieso nicht gestritten. Ein kleines Missverständnis, Sir." Er lachte arglos.

Stoikov starrte ihn finster an. „Zehn Punkte Abzug für's Lügen, de Maurice", schnarrte er barsch. Seine Augen verengten sich gefährlich. „Und ich sagte, mitkommen."

Alan ließ den Kopf hängen. „Sir, ja, Sir", murmelte er.

Sirius schenkte ihm ein schiefes Lächeln. So schlimm konnte es nicht werden, zumal Alan vorhin sitzen geblieben war. Eigentlich hätte Mina mitkommen müssen.

Eigenartig.

Stoikov war bereits an ihnen mit schnellen, aber würdevollen Schritten vorbeigegangen und Alan beeilte sich, ihm zu folgen.

Sirius schlenderte gelassen hinter ihnen her. Er brauchte nicht zu hetzen. Schließlich musste er alles darauf anlegen, bei dem strengen Schulleiter in Ungnade zu fallen.

-

Peter ging mit James und Remus soeben aus der Großen Halle. Sie hatten zu Abend gegessen und die Einsortierung der Erstklässler mit nur mäßigem Interesse verfolgt. Gesprächsthema Nummer eins war Sirius. Wie bei allen in der Schule.

Die wildesten Gerüchte gingen herum.

Es hieß, Sirius Black sei von Drachenreitern entführt worden und seine Eltern hatten jenen Feinden im Namen Englands den Krieg erklärt. Dann sagte man sich, Sirius sei untergetaucht, weil er nichts mehr mit seiner Familie zu tun haben wollte und würde sich nun als Gangster in der Unterwelt durchschlagen. Es folgten Nachreden darüber, wie Regulus seinen Bruder irgendwo eingesperrt habe, um selbst das Erbe der Blacks antreten zu können, sowie, dass Sirius sich einer ominösen Sekte angeschlossen hätte, die Hogwarts demnächst angreifen und besetzen wollte. Als James einmal einigen Hufflepuffs erklärte, Sirius sei einfach nur nach Durmstrang geschickt worden, weil seine Eltern die Gesellschaft dort vorzögen, war er nur ausgelacht worden.

James, der es nicht ertragen konnte, wenn ihn jemand auslachte, hatte ein paar der Hufflepuffs kurzerhand verhext. Allerdings war er von Moody, Bruder von Alastor Moody, Hauslehrer Slytherins und Professor in Verteidigung der Dunklen Künste, erwischt worden, der dem Jungen mit einem breiten Grinsen fünfzehn Punkte abgezogen hatte.

Peter konnte es noch immer nicht fassen, dass Sirius in Durmstrang war. Hoffentlich schaffte er es, dort rauszufliegen. Er fand es eine sehr drastische Maßnahme von Mr Black, Sirius gleich auf eine andere Schule zu schicken. Und er fand es bedauerlich, trotz der Tatsache, dass Sirius manchmal recht grob und unfair zu ihm gewesen war. Aber Sirius war beliebt. Wie James konnte er gut zaubern und schützte ihn, Peter, vor den Attacken der anderen.

Und er war ein Black. Obwohl er ständig Streit mit den Slytherins suchte, herrschte dort eine Art Respekt zwischen ihnen, der darauf beruhte, dass er und die Slytherins alle reinblütig waren. Aus alten, adligen Zaubererfamilien stammten. Sie Großes erben würden.

Mit Sirius zusammen konnte man zwar in unendlich viele Schwierigkeiten geraten, doch trotz allem hatte Peter sich immer auf der sicheren Seite gefühlt.

Wie bei James, der mit den Slytherins eine solche Hassbeziehung führte, dass selbst McGonagall am Verzweifeln war.

Peter wusste, dass James für einige Tage bei Sirius gewesen war, doch er hatte nicht viel von diesem Aufenthalt erzählt bekommen. James wechselte immer zufällig das Thema oder tat, als hätte er Fragen darüber nicht gehört. Offenbar hatten Sirius und James einige Geheimnisse, die sie nicht mit Remus und ihm teilen wollten.

Peter hatte es schon in den Ferien bemerkt, als er sich zweimal mit Remus und James getroffen hatte. Und er war sehr gekränkt darüber. Sie waren doch Freunde. Freunde erzählten sich doch einander alles, vertrauten einander. Warum also verheimlichte James ihnen so ziemlich alles, was er im Hause Black so erlebt hatte?

Die beiden Jungs mussten dort einiges erlebt hatten. Denn James hatte erzählt, dass sie durch Zufall herausgefunden hatten, dass Severus Snape ein Halbvampir sei – Sohn des Untoten Vyperus.

Durch Zufall.

Solche Dinge fand man aber nicht einfach so heraus.

Peter war davon überzeugt, dass etwas passiert war, jedoch James es ihnen nicht erzählen wollte.

Auch, dass Snape ein Halbvampir war, fand Peter zunächst unglaubwürdig, aber da Remus es glaubte, tat er es auch. Er hatte es zunächst einfach nicht glauben wollen. Wieso wurden Halbvampire auf Hogwarts zugelassen? Nun, hatte er sich selbst zur Antwort gegeben, Werwölfe wurden es auch. Und vielleicht wusste Dumbledore von Snapes Herkunft ja nichts.

Remus hatte erzählt, dass Halbvampire keine Gefahr darstellten. Sie würden nur etwas länger leben, als gewöhnliche Menschen, sie würden Blut faszinierend finden, davon aber nicht abhängig sein, sie würden die Nacht lieben und die Sonne meiden, obwohl sie ihnen keinen Schaden zufügen konnte. Und Halbvampire würden Schwarze Magie anziehend finden. Faszinierend.

Remus erzählte auch, dass Werwölfe die natürlichen Feinde der Vampire waren. Warum das aber so war, wusste er selbst nicht so genau.

Sie waren natürlich alle der Meinung, dass jener Junge damals im Verbotenen Wald Snape gewesen war und der Slytherin somit versucht hatte, ihnen das Leben zu retten, als der Vampir sie angegriffen hatte.

Aber warum? Snape hasste sie. Hatte er sie schon damals gehasst? Oder hatte er sie schützen wollen, einfach nur, weil sie Schüler Hogwarts' gewesen waren?

James hatte gemutmaßt, dass er es um seines Vaters willen getan hatte. Weil Remus ein Werwolf war.

Peter hatte dagegen gehalten, dass Snape jedoch nicht wusste, dass Remus einer war.

James hatte mürrisch abgewinkt. Dann sei Snape eben auf Drogen gewesen, hatte er ihn angefahren.

Peter hatte erkannt, dass James den Gedanken, in Snapes Schuld zu stehen, nicht ertrug und hatte das Thema nie wieder angeschnitten.

Im Nachhinein fiel ihm vieles auf, was auf eine Verwandtschaft zwischen Snape und Vyperus hindeutete. Das Aussehen. Die Blässe. Diese dunkle Aura...

„Drei Monate ohne Sirius", sagte Remus gerade, als sie durch die geflügelte Tür der Großen Halle gingen und den breiten Flur betraten. „Es wird komisch sein."

„Ja", sagte James niedergeschlagen. „Es wird richtiggehend scheiße und langweilig werden."

Peter sah ihn verletzt von der Seite an. „Wir sind doch auch da", meinte er tröstend.

James schaute auf und lächelte schwach. „Hm, ja. Wäre ja sonst noch heftiger..."

Peter lächelte zurück. Er wollte soeben etwas erwidern, als eine kühle, arrogante Stimme zu ihnen drang.

„Sieh an, sieh an, die Überbleibsel der einst unzertrennlichen Rumtreiber-Clique."

Peter drehte sich herum, ebenso wie James und Remus, und sah drei Slytherins, die gemächlich auf sie zugeschlendert kamen.

Es war Evan Rosier, der gesprochen hatte, in Begleitung von Severus Snape und Thomas Mulciber.

„Halt deine Fresse, Bastard", entgegnete James barsch und zog bereits seinen Zauberstab. Seine braunen Augen funkelten aufgebracht.

Peter ging das alles viel zu schnell, er wich ein wenig zurück, zog aber auch den seinen.

Remus und die Slytherins kamen ihnen nach.

„Wo habt ihr Black gelassen?", erkundigte sich Mulciber hämisch. „Hat er es nicht mehr mit euch ausgehalten und hat sich davon gemacht?" Er lachte dreckig.

„Ich wäre auch davongelaufen, wenn ich in dem stinkenden Gryffindorhaus hätte wohnen müssen", fügte Rosier hämisch hinzu. „Mit all' den schmutzigen Schlammblütern kann man es ja auch nicht aushalten."

Snape grinste breit und boshaft. „Ich gebe Black eine Woche in Durmstrang", meinte er mit seiner öligen Stimme und gab damit zu, dass er der einfachen, ehrlichen Durmstrang-Version Glauben schenkte. „Dann wird er nichts mehr mit euch zu tun haben wollen."

James schnaubte. „Im Gegensatz zu dir weiß Sirius, was Freundschaft bedeutet, Snivellus", zischte er aggressiv. „Und Freundschaft findet man nicht im Blut."

Snape winkte lässig ab, seine dunklen Augen fixierten James. „Immer noch in deinen Traumwelten gefangen, Potter?"

„Vielleicht ist Black ja auch zu den Walpurgisrittern gegangen", behauptete Rosier grienend. „Hab' gehört, dort bekommt man erstklassige Privatausbildung."

Peter merkte, wie James' Miene sich verdüsterte. Schatten huschten über seine braune Iris und machte sie schwarz. Kein gutes Zeichen.

„Vielleicht hat Black ja auch nur Freundschaft mit Vampiren geschlossen und ist mit ihnen in die Unterwelt gegangen, um dort sein Unwesen zu treiben", presste James zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor; trotz seiner Wut war sein Sarkasmus nicht zu überhören.

Snape schien einzufrieren und starrte James an.

Dieser lächelte kalt zurück, den Zorn versuchend zu unterdrücken.

Mulciber und Rosier lachten nur.

„Ja, vielleicht, Potter."

„Und dann wird er wieder herkommen und euch alle umnieten", fügte James geflissentlich hinzu.

Die beiden Slytherins hörten auf zu lachen und wurden wieder wütend. Snape gewann seine Fassung wieder zurück.

James schwang seinen Zauberstab. „Na, was ist? Bereit für ein Duell, ihr Spinner?"

„Was weißt du schon über Vampire, Potter?", rief Snape nun höhnisch, ohne auf die Herausforderung einzugehen. „Als ob Vampire sich mit jemanden, wie Black abgeben würden."

James legte den Kopf ein wenig zur Seite und maß Snape mit undeutbaren Blicken. Er ließ nicht erkennen, was er dachte, in seinen Augen herrschte die Ruhe vor dem Sturm.

Peter wartete gespannt ab, was sein Freund antworten würde. Er selbst hörte nur zu. So, wie Remus.

James und Sirius waren es immer gewesen, die redeten, provozierten und rumpöbelten. Remus und Peter sahen immer nur zu, standen hinter ihnen, bereit, sie zu unterstützten, wenn es darauf ankam.

„Vielleicht weiß ich ja mehr über Vampire, als du denkst, Snivellus", antwortete James lauernd.

Snapes Augen verengten sich. „Gar nichts weißt du."

Seine Stimme war so kalt und gefährlich, dass Peter schauderte.

James zielte mittlerweile mit seinem Zauberstab direkt auf Snapes Brust.

„Sollen wir wetten, Snape?", fragte er tückisch, mit falscher Sanftheit. Der Ausdruck in seinen Augen strafte seine Stimme Lügen.

Mulciber grinste breit. Er wusste nicht, worum es hier ging, von daher nahm er es unbekümmert hin. „Wetten sind immer gut! Nimm' an, Snape!"

„Um was willst du wetten, Arschloch?", wollte Rosier barsch wissen.

„Mit euch habe ich nicht geredet", meinte James nur lässig, ohne Snape aus den Augen zu lassen.

Snape stieß derweil einen langen Atem aus. Er hatte nicht mit einer Konfrontation über Vampire gerechnet, das merkte Peter. Er versuchte zwar nichts von seinem Schock nach außen dringen zu lassen, aber die übertrieben aufrechte Haltung, das leicht vorgeschobene Kinn und die etwas zusammengepressten Lippen verrieten seine Unruhe.

Peter entging nichts. Er war gut im Beobachten. Er beobachtete immer, während James und Sirius ihre verbalen Kämpfe und physischen Prügeleien austrugen.

In Snapes dunklen Augen loderte es. „Wie wäre es mit einem Besuch in der Kapelle im Verbotenen Wald?", schlug er hinterlistig vor. „Wer verliert, geht allein dorthin und muss sich eine ganze Nacht ohne Zauberstab darin einschließen."

Peter blieb die Spucke weg. Mit offenem Mund starrte er Snape an. Welch' Dreistigkeit in Person er doch war. Jene Kapelle im Wald war eine von Vyperus' Zufluchten. Verstecken. Und er als dessen Sohn hatte selbstverständlich nichts zu fürchten, wenn er verlor. James hingegen würde damit seinen Tod hinaufbeschwören.

Allerdings wusste James sehr wohl etwas über Vampire, wie es schien. Sie alle wussten immerhin, dass Snape Sohn eines Vampirs war. Somit hätte James so oder so gewonnen.

James musterte Snape nachdenklich. Dann lächelte er flüchtig. Siegesgewissheit schwang darin mit, so stark, dass seine Augen zu leuchten begannen.

Snape wurde misstrauisch. Seine ganze Haltung sprach es aus. Sein Blick flackerte. Auch er hielt noch immer seinen Zauberstab auf James gerichtet, so, wie Rosier und Mulciber.

„Nun, Snivellus", begann James süffisant, „ein interessanter Vorschlag für jemanden, der mit einem-"

„Was ist denn hier los?", mischte sich eine neue Stimme ein.

Ein wenig schleppend, auf jeden Fall arrogant.

Regulus Black. Sirius' Bruder.

Peter sah, wie er sich hinter den Slytherins näherte und mit einem interessierten Blick in die Runde schaute, als er sich neben Snape stellte. Er war in Begleitung zweier Jungen, die recht bullig und stark aussahen. Sie wirkten wie seine Leibwächter.

Peter konnte es sich gut vorstellen. Regulus war hochnäsig genug für derartiges.

„Nichts, was dich angeht, Kleiner", winkte Mulciber unwirsch ab.

Regulus' Augen verengten sich unmerklich. Der anmaßende Ausdruck in seinen schwarzen Pupillen verhärtete sich, machte der Kälte bereitwillig Platz.

„Wenn Freunde aus meinem Haus sich mit dem Abschaum Gryffindors streiten wollen, werde ich euch meine Unterstützung anbieten, anstatt blind an euch vorbeizugehen", lächelte Regulus, betont arglos.

Es schien aufrichtig, dieses Lächeln; ein Lächeln, das dem von Sirius ähnelte, aber Peter entging nicht, dass es dessen dunkle Augen nicht erreichte.

Wie immer hatte Regulus sein schwarzes Haar aus seiner blassen Stirn gekämmt. Die feinen Gesichtszüge waren umhaucht von Arroganz und obwohl er jünger war als Snape und seine beiden Freunde, maß er sie mit herrischen Blicken.

„Wir wollten soeben mit Potter wetten", gab Rosier leichthin nach. „Er behaupteteüber Vampire Bescheid zu wissen und Sev schlug vor, dass eine einsame Nacht, eingeschlossen in der Kapelle im Verbotenen Wald, der Einsatz sein könnte."

Regulus hatte aufmerksam und mit leicht gesenktem Kopf zugehört, nun sah er Snape und James überrascht an.

Sein Blick blieb letztendlich bei James hängen. Undefinierbar, nebulös.

„Vampire, hm", wiederholte er, beinahe ausdruckslos.

Snapes Kopf ruckte zu Regulus; er musterte den Jüngeren argwöhnisch.

Regulus schien es zu bemerken, denn er wandte seinen Blick von James und schaute Snape an, wieder verlogen lächelnd.

„Was regt es dich denn auf, dass Potter behauptet, ein wenig über Vampire Bescheid zu wissen?", erkundigte er sich scheinbar ahnungslos.

Snape sah stur zurück. „Warum erweckst du nur den Eindruck, dass du Potter helfen möchtest?", antwortete er mit einer Gegenfrage. „... Anstatt uns?"

Peter horchte auf, Rosier und Mulciber ebenfalls.

Regulus hob seine linke Augenbraue, er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Du irrst, wenn du dies glaubst", rechtfertigte er sich schlicht.

Snape schnaubte. Langsam sah er nun zwischen James und Regulus hin und her. „Hast du in den Ferien deinen Kumpel Black besucht, Potter?"

James, der Regulus nachdenklich gemustert hatte, widmete Snape wieder seine Aufmerksamkeit. „Was interessiert dich das, Snape?"

Peter seufzte. Gegenfrage folgte auf Gegenfrage, niemand wollte eine Antwort geben, um nicht zu viel zu verraten. Die Jungen umrundeten einander verbal, wie Raubkatzen ihre Beute umrundeten.

Snape schien genug zu haben. Er zischte Regulus etwas zu, was Peter nicht verstand. Dieser wurde jedoch merklich blasser, dann wandte Snape sich ab und ging davon.

Mulciber und Rosier wirkten verblüfft. Mit gerunzelter Stirn sahen sie Snape hinterher, ehe sie wieder James und Regulus anvisierten.

„Was ist eigentlich los?", fragte Rosier lahm; Misstrauen beherrschte ihn.

„Keine Ahnung, was du meinst", sagte James mürrisch. Er selbst sah Snape noch bedauernd hinterher, offenbar hatte er gehofft, ihn noch verhexen zu können.

„Klar doch", spottete Mulciber. Sein Blick war feindselig. Er wandte sich zum Gehen. Dann versprach er düster: „Wir werden es schon herausfinden."

Er und Rosier gingen auf die Tür zu, die zu den Slytherinkerkern hinanführte.

Peter nahm sich vor, auch herauszufinden, was eigentlich los war.

Bis auf die Tatsache, dass Snape ein Halbvampir war, wusste er ja selbst nichts.

Regulus stand immer noch vor ihnen, seine beiden Begleiter flankierten ihn links und rechts. Er maß James mit wütenden Blicken.

„Pass' auf, was du sagst, du Idiot", zischte er.

Peter hob die Augenbrauen.

„Ich passe schon auf, was ich sage", verteidigte James sich, nicht weniger zornig.

Regulus' Augen wurden zu Schlitzen. Hass loderte in ihnen, so stark, dass er beinahe fühlbar war.

„Ich warne dich nur einmal, Potter", fing er kalt an. „Und es ist mir egal, wie gut du mit Sirius befreundet bist."

James stierte zurück. „So, wie es mir egal ist, dass du sein Bruder bist."

Einige Atemzüge vergingen. Die Momente zogen sich auseinander, dehnten sich und schienen den Augenblick zerreißen zu wollen.

Peter konnte das aggressive Glimmen der beiden Jungen fast schon fühlen.

Und dann lächelte Regulus plötzlich. Flüchtig nur, und es fand sogar seine schwarzen Augen; eine Sekunde lang erhellten sie sich, machten einen verwegenen Eindruck, so dass er Sirius fast schon zum Verwechseln ähnlich sah. Aber dann glitt Regulus zurück in seine kalte, arrogante Maske, und wirkte so hochtrabend, als gehöre ihm die Welt.

„Nein, Potter", meinte er schleppend, irgendwie genüsslich. Berechnend. „Dir ist es nicht egal."

-

Regulus wandte sich ab, ohne James eine Gelegenheit zu geben, darauf etwas zu erwidern, und ging ebenfalls zur Tür, um die Treppe dahinter hinabzusteigen, die in die Slytherinkerker führte.

James war es nicht gleich, dass er der Bruder seines besten Freundes war, das wusste Regulus.

Der Gryffindor mochte ihn zwar nicht, so, wie auch er ihn verabscheute, aber die wenigen Tage im Hause Black, die James dort verbracht hatte, hatten dafür gesorgt, dass sich irgendetwas im Verhältnis zwischen ihnen geändert hatte.

Regulus selbst konnte nicht genau sagen, was es war. Er schätzte, es war einfach Sirius. Sirius stand zwischen ihnen und würde es auch immer tun, bis er sich für eine Seite entschieden hatte und der anderen für immer den Rücken kehrte.

Es machte ihn wütend zu wissen, dass Sirius sich irgendwann nicht für seine Familie entscheiden würde. Es machte seinen Hass auf James größer, als er so schon war. Und seinen Neid.

Und obgleich es bedeuten würde, dass Regulus das wichtige Erbe des Hauses Blacks antreten würde, wenn Sirius freiwillig abdankte und sich aus dem Staub machte, würde er es nicht wollen. Noch nicht. Er würde seinen Verpflichtungen nachkommen, aber er würde sich trotzdem wünschen, Sirius in seiner Familie zu wissen, mit Denkweisen und Einstellungen, die seinen gleich waren.

Zudem hatte ihr Vater ihm immer gesagt, dass er als zweites Kind alles dafür tun müsste, um Sirius in seiner schweren Position zu unterstützen. Sie seien miteinander verbunden, unausweichlich, denn sie würden ihr Blut und somit ihre Verwandtschaft nicht leugnen können. Nie. Niemals.

Ihr Vater hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Sirius wieder vernünftig wurde. Und vielleicht würde Durmstrang ihm dazu verhelfen.

Regulus war in den Plan von Sirius und James eingeweiht worden. Sein Bruder hatte es ihm in der letzten Ferienwoche erzählt. Regulus hatte sich ohnehin schon gedacht, dass sie irgendetwas geplant hatten, dennoch hatte er nicht schlecht gestaunt, als Sirius ihm von Dumbledore erzählte und seiner Idee, sich aus Durmstrang rauswerfen zu lassen.

Dumbledore hatte allerdings später zugegeben, dass sein Einfluss auf den Schulleiter der Schule nur sehr, sehr gering war. Er könnte nur bewirken, dass Beauxbâton ihn nicht aufnahm und er würde Sirius selbstverständlich wieder nach Hogwarts lassen. Mit Stoikov aber müsste Sirius selber fertig werden.

Regulus, der Sirius einen unwiderruflichen Blutseid hatte schwören müssen, niemanden davon zu erzählen, war dennoch skeptisch. Was, wenn Stoikov Sirius nicht rauswerfen würde, da die Blacks immerhin sehr einflussreich waren, und er die Hoffnung hegte, Sirius auf den rechten Weg zu bringen?

Regulus war im Zwiespalt. Einerseits konnte es ihm nur recht sein, da er dann seinen Bruder für immer wieder hätte, andererseits könnte Sirius dort psychisch eingehen. So wusste er nicht, was er hoffen sollte: dass Sirius nach drei Monaten wieder zurückkam, oder eben nicht...

Aber zunächst sollten sie vielleicht die Sache mit dem Vampir erledigen. Auch Regulus wusste über die Drohung Vyperus' Bescheid, zu Sirius zurückzukommen, damit dieser ihm etwas über die Kette verriet.

Regulus hatte mit ihrem Vater darüber geredet, da es weniger auffiel, wenn er es tat, als wenn Sirius versuchteüber die Kette etwas in Erfahrung zu bringen, und als Gegenleistung von Sirius gefordert, ihm alles zu sagen, was er wissen wollte. So hatte Sirius ihm alles erzählen müssen, was er über Vampire wusste. Und so hatte Regulus von Serpentys und Snape erfahren.

Über die Kette war er nur bedingt schlauer geworden. Das Gespräch mit ihrem Vater war nicht einfach gewesen. Er erinnerte sich noch zu gut daran...

Regulus klopfte an der Bürotür seines Vaters an und trat nach einer Antwort herein.

Sein Vater saß hinter dem großen Schreibtisch, schaute auf und lächelte, als er Regulus sah.

Guten Morgen, mein Sohn", begrüßte er ihn warm.

Hi Dad." Regulus schloss die Tür hinter sich und blieb abwartend stehen. „Ich möchte mit dir reden."

Sein Vater nickte und deutete auf den Sessel vor dem Schreibtisch. „Setz' dich doch."

Regulus kam der Aufforderung nach und legte die Hände in seinen Schoß; kurz schob er die Unterlippe zwischen die Zähne und dachte nach. Er hatte sich seine Worte zurechtgelegt und hoffte, sie würden seinen Vater nicht misstrauisch machen. Er sollte schließlich nichts von Vyperus' Warnung erfahren.

Sogar James hatte es seinen Eltern erzählen wollen, aber Sirius hatte ihn davon abgehalten und damit gedroht, in Durmstrang zu bleiben, wenn er das täte. Es schien gewirkt zu haben.

Regulus wusste aus Erfahrung, dass sein Vater es nicht mochte, wenn jemand zu lange herumdruckste. Und schon gar nicht konnte er es leiden, wenn jemand auf listige Art und Weise versuchte, etwas aus ihm herauszubekommen. Deswegen versuchte er es mit halbherziger Offenheit.

Ich frage mich, warum der Vampir, der hier war, diese Kette gestohlen hat", begann er zögerlich.

Sein Vater verengte die Augen, während er sich in seinem Sessel zurücklehnte und die Hände hinter dem Kopf verschränkte. „Das fragst du dich", wiederholte er neutral. Ein flüchtig interessierter Ausdruck lag in seinem Blick.

Regulus nickte. „Ja. Der Vampir hat gesagt, sie sei der Schlüssel zu einer anderen Welt. Zu welcher Welt?"

Sein Vater hob eine Augenbraue. „Warum glaubst du, dass ich dir Antworten auf deine neugierigen Fragen gebe, Regulus?", erkundigte er sich scheinbar beiläufig. Er ließ den Jungen nicht aus den Augen.

Regulus schluckte. „Hm, weil ich dein Sohn bin", meinte er unsicher. „Weil..." Er zwang sich zur Ruhe und Selbstsicherheit. Alles andere verachtete sein Vater nämlich.

Weil ich somit ein Recht darauf habe, es zu erfahren. Besonders, wenn ein Vampir mich deswegen jagt." Er sah seinem Vater fest in die Augen, als er entschlossen fortfuhr.

Weil ich irgendwann auf meinen eigenen Beinen stehen muss und du nicht warten kannst, bis ich volljährig bin. Je eher ich über deine Geschäfte Bescheid weiß, umso besser. Dann lerne ich früh und kann von Anfang an Fehler vermeiden, die auf Unerfahrenheit zurückzuführen sind."

Sein Vater starrte ihn an. Dann lächelte er. „Eine kluge Antwort, mein Junge", lobte er. „Aber höre ich aus deinen Worten etwa heraus, dass du davon ausgehst, der Erbe unserer Familie zu werden?"

Regulus blinzelte nicht. „Nein, Dad", antwortete er standhaft. „Sirius wird es, aber ich werde ihn unterstützen müssen. Er wird jemanden brauchen, der zu ihm steht und dem er vertrauen kann." Er sah seinen Vater ein wenig treuherzig an. „Und bei allem Respekt, Dad, Sirius wird sich so schnell nicht für seine Pflichten interessieren. Ich aber tue es."

Sein Vater nahm die Hände herunter, stützte sich mit dem rechten Ellenbogen auf den Tisch und legte seinen linken Zeigefinger an seinen Mundwinkel; es war ein Zeichen des Nachdenkens.

Hm." Er überlegte. „Du hast Recht, Regulus, und es freut mich zu hören, dass du so gewissenhaft bist." Sein Blick wurde abwägend. „Also schön, ich werde auf ein paar deiner Fragen eingehen."

Regulus verspürte grenzenlose Erleichterung und Stolz, als er es vernahm. Sirius hätte ihren Vater nicht so schnell überzeugen können. Das schaffte nur er. Er war einfach besser als sein Bruder.

Der Vampir hat nicht ganz Unrecht, als er behauptete, die Kette sei ein Schlüssel zu einer anderen Welt", fing sein Vater an. Er klang ein wenig versonnen, obwohl sein prüfender Blick nicht von Regulus abwich. „Ich weiß nicht zu welcher Welt und ob es den Namen ‚Welt' überhaupt verdient. Aber... sie führt zu einem bestimmten Ort. Einem Ort der Schatten, habe ich mir sagen lassen." Er seufzte. „Leider kann auch ich nicht mehr dazu sagen."

Regulus starrte seinen Vater an. „Was ist das denn für ein Ort?"

Sein Vater wurde ungehalten. „Ich habe doch gerade eben gesagt, dass ich mehr dazu auch nicht sagen kann. Ich weiß es bedauerlicherweise selbst noch nicht."

Regulus senkte kurz den Blick. „Tut mir Leid, Dad." Er schaute wieder mit leuchtenden Augen auf. „Und wo findet man diesen Ort?"

Auch das weiß ich nicht. Ein Torbogen soll dorthin führen. Aber wo dieser zu finden ist, ist mir noch nicht bekannt."

Was glaubst du denn, was ein Ort der Schatten zu bedeuten hat?" Regulus war verwirrt. „Ob der Vampir es wohl weiß?"

Nun, er wird es wohl wissen." Sein Vater wurde grimmig, sein Blick glitt erstmals von Regulus weg und tauchte in die Ferne. „Vielleicht ist es eine Art von Zwischenwelt. Oder das Reich der Toten."

Regulus riss die Augen auf. „Das Reich der Toten? Wow!"

Sein Vater sah ihn wieder an, missbilligend. „Kein Grund so begeistert zu sein, Regulus", tadelte er ihn.

Ich finde es nur wahnsinnig interessant!", gab Regulus aufgeregt zu. „Woher hast du diese Kette?"

Sein Vater lächelte flüchtig. „Du wirst lachen, mein Sohn. Es ist wohl Ironie des Schicksals, dass ein Vampir mir diese Kette schenkte und ein anderer Vampir sie mir wieder nahm."

Ein Vampir hat sie dir geschenkt?" Regulus war verblüfft. „Was hast du denn so viel mit Vampiren zu tun?"

Sein Vater neigte den Kopf leicht zur Seite und musterte Regulus aus halbgeschlossenen Augen. „Weißt du, Vampire wissen vieles über längst vergessene Geschehnisse und Artefakten. Ihr Wissen ist sehr nützlich."

Sind ein paar etwa deine Verbündete?", fragte Regulus atemlos.

Sein Vater schüttelte leicht den Kopf. „Sie sind Geschäftspartner. Einige von ihnen. Und einem habe ich einen großen Gefallen getan, worauf er mir diese wertvolle Kette schenkte. Er meinte, dass sie mir oder einem meiner Nachfahren ja vielleicht einmal sehr nützlich sein kann. Ich solle sie gut bewahren." Seine Miene wurde finster. „Und dann tauchte dieser Vyperus auf und stahl sie mir." Er presste seine schmalen Lippen aufeinander. „Aber das wird er mir büßen."

Regulus stockte der Atem. „Du willst dich mit einem Vampir anlegen, Dad?" Er hielt es für keine gute Idee.

Weißt du, jeder hat seine Schwächen", entgegnete sein Vater listig und geheimnisvoll. „Auch ein Vampir. Und ich gedenke, Vyperus' Schwächen zu meinem Vorteil auszunutzen."

Wie?"

Sein Vater lachte leise. „Ich habe es zunächst nicht glauben können, aber meine Informanten konnten mir sagen, dass es eine Frau gibt, die der Vampir offensichtlich... liebt."

Der Slytherin sog den Atem ein. Ein Vampir liebte eine Frau? Auch Regulus war ungläubig. Konnten Vampire sich denn verlieben? War ihr Herz denn nicht so kalt geworden, wie der lange Atem der fortdauernden Ewigkeit?

Und doch... hatte Sirius ihm nicht erzählt, dass Vyperus einen Sohn hatte? Severus Snape. War Severus' Mutter vielleicht die Frau, die der Vampir liebte, entgegen aller realistischen Vorstellungen?

Und Stoyân", fuhr sein Vater fort, „der Vampir, der mir die Kette schenkte, berichtete mir, dass dieses Schmuckstück eigentlich nur persönliche Vorteile für Vyperus hätte." Er sah wieder nachdenklich an Regulus vorbei. „Vielleicht hängt ja alles mit dieser Frau zusammen... wenn ich sie nur finden könnte." ...

Regulus betrat inzwischen den Gemeinschaftsraum der Slytherins, gefolgt von seinen beiden bulligen Freunden. Grünsilbernes Licht schimmerte ihm entgegen, die meisten Tische und Stühle waren besetzt.

In einer Ecke konnte er Bellatrix mit ihren Freunden ausmachen, in einer anderen Narcissa. Snape saß weiter vorne und starrte ihn finster an.

Regulus blickte wütend zurück. Er hatte Snapes Worte von vorhin nicht vergessen, die eine Drohung beinhalteten. Was fiel dem Jungen eigentlich ein, einem Black drohen zu wollen?

Regulus fürchtete sich nicht. Niemand von den Slytherins würde es wagen, sich mit einem Black anzulegen. Und wenn Snape es tun würde, stände er ziemlich alleine da. Bellatrix würde ihn fertig machen, noch ehe Regulus selbst reagieren konnte, das wusste der Junge.

Und Bellatrix herrschte sozusagen ungekrönt in Slytherin. An Sirius' Statt.

Regulus setzte sich dort, wo noch frei war, und starrte ins Kaminfeuer.

Er hatte Sirius damals alles gesagt, was er von seinem Vater erfahren hatte.

Sirius war überrascht gewesen, dass ihr Dad mit Stôyan, dem Herrscher der vampirischen Unterwelt, Geschäfte machte. Die Kette war nun noch viel geheimnisvoller, als sie es vorher war. Und der Gedanke, dass man Vyperus gegenüber seine heimliche Liebe und seinen Sohn erwähnen könnte, würde Sirius in eine vorteilhafte Position bringen, wenn der Vampir ihn aufsuchen sollte.

Der Vollmond war zwar schon wieder vorbei und Vyperus war nicht gekommen, aber er würde es mit Sicherheit noch. Vielleicht war er verhindert gewesen. Oder er hatte bereits selbst alles erfahren, was er wissen wollte, und würde erst gar nicht bei seinem Bruder auftauchen.

Wer wusste das schon.


A/N:

Wow, wieder soooo viele Reviews! Ich hab mich irre gefreut!

Wie fandet ihr das 15. Kapitel?