Rückwärts in die Dunkelheit

Zu den Sternen schaut man auf,
wenn es auf der Welt nichts mehr zu sehen gibt.
Oder blickt man auf,
wenn man nichts mehr sehen will?

(- die letzten Worte eines Sterbenden.)


31. Kapitel

Dem Herzen folgen


„Wo viele Schatten sind,
da ist auch Licht."

(- unbekannt)

Noch in derselben Nacht vom 25. auf den 26. Dezember 1978.

Fenwick, der Sirius den Zauberstab abgenommen und ihm magische Handschellen angelegt hatte, zerrte ihn mit sich. Marlene lief hinterher und versuchte den Kommandanten der Polizeibrigade davon zu überzeugen, dass Handschellen nun wirklich nicht nötig seien. Fenwick wollte nichts davon wissen.

Er war ein kleiner, untersetzter Mann von 37 Jahren, mit wachen, grünbraunen Augen und aschblonden, kurzen Haaren. Er hatte ein sehr ansteckendes, sympathisches Lachen, wenn er denn mal lachte, denn meist war er hektisch, kommandierte alle herum und tobte wegen jeder schief gelaufenen Kleinigkeit. Dabei konnte er wie ein Flummiball aufgebracht auf und ab zu hüpfen.

Sirius selbst hüllte sich in Schweigen; er hatte eine ausdruckslose Maske aufgesetzt, ein fast schon belustigtes Glitzern hatte sich in seine Augen geschlichen. Er kam nicht umhin, es amüsant zu finden, verhaftet worden zu sein. Es mochte die eherne Gleichgültigkeit sein, die ihn zu solch einem Empfinden veranlasste. Diese Erkenntnis, in die Enge getrieben worden zu sein.

Sie betraten die Aurorenzentrale, Fenwick stieß Sirius in Clarks Büro. Dort befanden sich bereits die anderen, eine angespannte Stimmung herrschte vor. So knisternd, dass Sirius es fühlen konnte. Bestürzung kam hinzu, da sie fünf Auroren verloren hatten.

Felice Zabini stand in der Mitte des Raumes, die Hände waren ihm ebenfalls auf dem Rücken gefesselt worden. Das Gesicht war verschlossen, der Blick fast schon trotzig. Gideon und Fabian Prewett flankierten ihn; Clark Potter saß hinter seinem großen Schreibtisch im Drehstuhl und massierte sich die Schläfen. Schräg hinter ihm, an der Fensterbank, stand Amelia Bones.

Amelia Bones war eine leicht gemütliche aussehende Hexe mit hellbraunen Haaren, die sie zu einem Zopf geflochten trug. Sie war noch nicht mollig, aber jeder konnte erahnen, dass sie es später einmal sein würde. Ihre Wangen waren rosig und sie hatte einen leichten Silberblick. In ihren graugrünen Augen lag aber ein wacher Ausdruck, der ihre Flinkheit und Intelligenz verriet.

Frank Longbottom lehnte an der Tischkante, die Arme vor der Brust verschränkt und sah ärgerlich drein.

Alle trugen die Male des Kampfes. Platzwunden, Schrammen, halb zerrissene Kleidung. Erschöpfung und Müdigkeit kamen hinzu. Und dann diese Fassungslosigkeit.

Als Sirius, Fenwick und Marlene eintraten, sahen alle auf. Fenwick schloss geräuschvoll die Tür, schubste Sirius zum Schreibtisch, in die Nähe von Frank, und stellte sich daneben.

Marlene lehnte sich an die geschlossene Tür; sie sah sehr besorgt aus.

Clark maß Sirius mit halb wütenden, halb verständnislosen Blicken. Dann seufzte er, lehnte sich zurück und verschränkte seine Hände am Hinterkopf. Die rabenschwarzen Haare schienen unordentlicher denn je. Abwechselnd nahm er die beiden Rekruten ins Visier.

„Also?", begann er und klang unfreundlich. „Was habt ihr als Erklärung hervorzubringen, dass ihr erstens im Haus von Rose Snape wart, offenbar von den Angriffen Bescheid wusstet und zweitens einem Todesser oder Todesser-Rekruten zur Flucht verholfen habt, bei dem es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Regulus Black gehandelt hat?"

„Warum benutzt du nicht gleich den Wahrheitstrank?", erkundigte sich Sirius und konnte nicht verhindern, dass sein Ton spöttisch war. „Das erspart uns allen jede Menge Zeit."

Er bekam von Fenwick einen Schlag auf dem Hinterkopf. „Spar dir deine frechen Sprüche, Black!", knurrte er.

„Regulus hat mir am frühen Abend von einem geplanten Angriff einiger Todesser auf Mrs Snapes Haus erzählt", antwortete Felice schließlich mit ausgesuchter Höflichkeit. Er war vorsichtig, als stünde er auf Glasscherben.

„Und seit wann hast du Kontakt zu Regulus Black?", verlangte Amelia Bones stirnrunzelnd zu wissen.

„Seit gestern. Er hat mich kontaktiert."

„Und wieso hast du uns sofort nicht Bescheid gegeben, Rekrut?", blaffte Fenwick ihn wütend an. „Und warum, bei Merlins Bart, hast du ihm geholfen zu fliehen?"

Felice sah Fenwick an; der Trotz in seinen Augen wich einem gehetzten Ausdruck. „Regulus hat sich nicht in den Kampf eingemischt", entgegnete er etwas fahrig. „Somit hat er sich nicht strafbar gemacht. Und nur, dass er etwas trug, das wie eine Todesserkutte aussah, beweist gar nichts!"

Sirius starrte Felice ungläubig an. Dann lachte er. Das war eine geniale Ausrede. Felice hatte Recht. Regulus hatte sich niemals in den Kampf eingemischt, keinen einzigen Fluch ausgesprochen. Wenn sie streng nach dem Gesetz gingen.

Aber es war klar, dass die anderen nicht streng nach dem Gesetz gingen. Wer eine schwarze, bodenlange Robe und eine silberne Maske trug, machte sich schuldig.

„Zabini, willst du uns verarschen?", polterte Fenwick los. Dann stieß er Sirius in die Rippen. „Und du hör auf zu lachen! Ihr werdet des Verrats bezichtigt, kapiert ihr das denn nicht! Außerdem haben wir heute fünf Auroren verloren!"

Sirius wurde schlagartig wieder ernst. „Fenwick, wenn ihr den Wahrheitstrank einsetzen würdet, wüsstet ihr schon längst, dass wir keinen Verrat begangen haben." Und das mit den Auroren tat ihn leid.

Er wusste nicht, wieso er auch für Felice sprach, von dem er es doch gar nicht wusste. Ihm wurde es zunächst gar nicht bewusst. Aber da war etwas, dass Sirius glauben ließ, dass auch der ehemalige Slytherin keinen Verrat begangen hatte. Das lag vor allem daran, dass Felice ihn vor dem Todesfluch bewahrt hatte, obwohl er selbst dabei hätte draufgehen können. Wäre der junge Mann auf der Dunklen Seite, hätte er sich nicht auf Sirius geworfen.

„Moody bringt gleich den Wahrheitstrank", meinte Clark nun. Er rückte seine Brille mit den runden Gläsern zurecht. „Bis dahin werdet ihr uns die Fragen so beantworten." Er zog die Augenbrauen zusammen. „Euch muss klar gewesen sein, dass Regulus zu den Feinden gehört. Ihr hättet ihn verhaften müssen. Natürlich, er wäre noch heute wieder freigekommen, weil er sich in der Tat nicht eingemischt hatte. Aber – und darum geht es schließlich auch – wir hätten ihn verhören und zumindest schon mal feststellen können, ob er vollendeter Todesser ist, verdammt noch mal!" Clark redete sich in Rage, seine haselnussbraunen Augen sprühten nahezu Funken. „Aber nein, ihr habt ihn gehen lassen! Warum?"

Sirius wusste darauf keine Antwort. Vielleicht war es der letzte Rest an Anstand, den er verspürt hatte. Immerhin war Regulus sein Bruder, der ihm, Sirius, immer geholfen hatte, wenn dieser zum Beispiel Ärger mit den Eltern hatte.

Nun, da er wusste, dass Regulus sich den Todessern angeschlossen hatte, begann er allerdings, ihn zu verachten. Es war kein Hass. Noch nicht. Aber Verachtung, die von Sekunde zu Sekunde größer wurde. Als der Kampf stattgefunden hatte, hatte er kaum nachgedacht. Einfach nur nach Gefühl gehandelt.

„Regulus hat mir einmal das Leben gerettet", sagte Felice nun leise. Er sah Clark direkt aus seinen blassen Augen an. Eine tiefe Schramme zierte seine rechte Wange. „Ich sah mich gezwungen, ihn da wieder rauszuholen, um meine Schuld abzubezahlen." Seine Stimme klang tonlos; nur der schwermütige Kummer war leicht herauszuhören.

„Das hättest du uns alles schon längst erzählen müssen!", warf Amelia scharf ein.

Felice sah schweigend zurück, doch er konnte ihrem Blick nicht lange standhalten. Dann schaute er kurz zu Sirius, ehe er auf seine Füße starrte.

„Und was ist mit dir, Black?", erkundigte sich Frank sauer; das sonst so freundliche Gesicht wirkte verärgert. Es war das erste Mal, dass er sprach. Er war 25, hatte dunkelblondes Haar und braune Augen. „Woher hattest du Bescheid gewusst?"

„Etwa auch von diesem Regulus?", schlug Fenwick bissig vor.

Sirius warf ihm einen bösen Blick zu; dann bemühte er sich um Hohn. Oh, es war falsch, das wusste er, aber Fenwick nervte ihn gewaltig. Ganz gleich, dass dieser auch im Phönixorden war – er hatte diese dumme Fähigkeit, jeden total schnell anzustressen.

„Nein", presste er also hervor, „mein Vater schrieb es mir."

Kurzes, entgeistertes Schweigen.

„WAS?", polterte Fenwick dann auch schon aufgebracht los. „ICH DACHTE, DU HÄTTEST KEINEN KONTAKT MEHR ZU IHM!" Eine Zornesröte hatte sich auf seine Wangen gelegt. Er sprang kurz in die Luft.

Clark seufzte. „Und seit wann hast du Kontakt zu ihm? Und wieso? Und warum, verdammt noch eins, wissen wir nichts davon?" Er sprach leise, aber grimmig.

Sirius neigte leicht den Kopf und blinzelte. Er fixierte Clark mit einer Gelassenheit, die er im Innern nicht empfand. Alles, jede einzelne Frage führte letztendlich zu Mina, das wusste er. Und er wollte nichts von ihr erzählen, aber ihm war bewusst, dass spätestens das Veritasserum ihm alles dazu entlocken würde.

Okay, nun musste er als allererstes über das heimliche Treffen mit seinem Vater berichten. Sirius wusste genau, dass das alles nun nur noch schlimmer machen würde. Aber er kam nicht darum herum.

„Ich habe ihn in diesem Monat kontaktiert, weil ich einen geheimen Tipp bekommen habe über den Verbleib der Kette und diesbezüglich von einer tödlichen Falle, die Serpentys mir und letztendlich auch meinem Vater und Stôyan stellen wollte", fing er also an und schaffte es, gleichgültig zu klingen. So, als sei es nicht von besonderer Bedeutung.

Er merkte, wie die anderen ihn ungläubig anstarrten.

„Wir trafen uns und weil ich ihn sozusagen warnte, war er mir einen Gefallen schuldig. Ich forderte von ihm, Stôyan dazu zu bringen, dass er Voldemort von einem Bündnis mit den Werwölfen abbringt. Mein Vater kam dem nach und wie ihr seht, erfolgreich."

Jeder im Raum war Mitglied des Phönixordens und wusste um Remus' Geheimnis, mit Ausnahme von Felice, der nicht im Orden war. Dieser blinzelte Sirius auch sehr verwirrt an, wagte aber offenbar nicht, Fragen zu stellen.

Dumbledore hatte dieses notwendige Vertrauen gefordert. Zumal Snape das Geheimnis kannte und das Risiko groß war, dass es ohnehin raus kam. Die Grundmauern der Organisation wären erschüttert worden, hätten die Mitglieder vom Feind erfahren müssen, dass einer der ihren ein Werwolf war. So hatte der Schulleiter es nach Absprache mit Remus den anderen gesagt und niemand hatte sich dem jungen Mann gegenüber abweisend verhalten, auch wenn sie zunächst fassungslos gewesen waren. Aber schließlich wurden nur Auserwählte Mitglieder, alles Zauberer und Hexen, denen Dumbledore wohl zugetraut hatte, dass sie kein Drama daraus machen würden.

So pfiff Frank durch die Zähne. „Schau an, schau an", meinte er anerkennend. „Da er das Problem ja losgeworden ist – und wie wir alle dachten, ganz von selbst – stecktest in Wahrheit du dahinter. Und dein Vater und der Vampir Stôyan."

Mit er meinte er Remus.

Sirius nickte. „Ja. Das war der Grund, warum ich die Aurorenzentrale nicht darüber informierte. Hättet ihr – und vor allem die Polizeibrigade – vom Treffen gewusst, dann wärt ihr da ebenfalls aufgekreuzt und hättet alles vermasselt."

„WAS?" Fenwick schnaubte. Seine grünbraunen Pupillen funkelten. „WAS SOLL DAS DENN BITTE SCHÖN HEIßEN!"

Sirius rollte die Augen. „Kommen Sie schon, Fenwick", höhnte er. „Ihr hättet versucht, meinen Vater zu verhaften oder auszuspionieren, und zwar so, dass er es gemerkt hätte. Und alles wäre den Bach runter gegangen."

Fenwick zog seine Augenbrauen zusammen. Seine Augen wurden schmal. „So sehr vertraust du unseren Fähigkeiten, Black?", erkundigte er sich lauernd.

„So sehr vertraue ich in den Fähigkeiten meines Vaters, nicht blind in eine Falle zu tappen", entgegnete Sirius schroff. „Es ist bekannt, dass die Polizeibrigade seit vielen Jahren versucht, meinen Vater zu überführen, und kein einziges Mal ist es euch gelungen!"

„Ja, aber diesmal wäre es das! Du hättest den Köder spielen können!", schleuderte Fenwick ihm zornig entgegen und stapfte sodann gleich mit beiden Füßen wütend auf.

Sirius blieb nach außen hin bemerkenswert ruhig. Er wusste, im Notfall hatte er immer noch Dumbledore auf seiner Seite, dafür, dass er Remus aus diesem Dilemma gezogen hatte.

„Dann hätte er jetzt echt Probleme, weil mein Vater dann nie mit Stôyan geredet hätte und das weißt du auch." Er fixierte Fenwick nun seinerseits mit tückischen Blicken. „Oder ist er dir etwa nicht wichtig? Das sollte es aber..." Als Mitglied des Phönixordens. Letzteres sprach er nicht aus, aber jeder – außer Felice – wusste auch so, was Sirius so bedrohlich in der Luft schweben ließ.

„Okay, das erklärt einiges, aber nicht, wieso du heute bei Mrs Snape warst", meinte Clark nun.

Sirius wandte sich ihm zu. „Nun, mein Vater schrieb mir heute, dass er Serpentys angreifen wollte. Er schrieb es mir nur, weil er dachte, es würde mich interessieren. Schließlich war der Vampir auch hinter mir her. Deswegen wusste ich davon. Sonst habe ich keinen Kontakt zu meinem Vater." Und weil Sirius nun mal rebellisch war, konnte er sich trotzige Worte nicht verkneifen: „Und selbst wenn, so würde es euch alle nichts angehen. Er ist kein Todesser."

„PAH!", machte Fenwick; die Zähne zusammengepresst. „Du kleiner, arroganter, frecher Mistkerl-"

„Benjy", warf Amelia warnend ein. „Brich jetzt bitte keinen Streit vom Zaun."

„Und wieso bist du dann dahin? Um diesem Mädchen zu helfen, das bei dir war?", wollte Frank nun wissen. „Wer ist sie? Oder wolltest du gar deinem Vater helfen und hast sie dort nur zufällig getroffen?"

Sirius starrte ihn an; er merkte, wie seine innere Unruhe begann, sich in sichtbare Nervosität umzuwandeln.

Scheiße. Er wollte nichts über sie sagen. Nichts, das ihn auch noch verriet. Niemanden ging es etwas an, was zwischen ihm und Mina war. Am liebsten hätte er all das den Auroren und Eingreifzauberern gesagt, doch sie würden sich niemals damit zufrieden geben. Und der Wahrheitstrank würde es ohnehin ans Licht bringen. Besser, er sagte jetzt etwas dazu, als dass sie später nachbohrten.

„Ich... ich war ihretwegen da", gab er also zögerlich zu. Er widmete seine Aufmerksamkeit niemand Bestimmtem. Seine Stimme hörte sich einigermaßen neutral an. „Eigentlich habe ich nichts mit ihr zu tun, aber da wir uns aus Durmstrang kennen, war sie es, die mir jenen geheimen Tipp bezüglich Serpentys gegeben hatte. Und... und sozusagen war ich ihr auch was schuldig. Als ich erfuhr, dass sie auch da war, musste ich einfach dorthin."

Ja, das klang gut. Es war nicht die volle Wahrheit, aber auch keine ganze Lüge.

Zum Glück versäumten es alle, ihn danach zu fragen, woher er wusste, dass sie ebenfalls zugegen war. Vielleicht nahmen alle an, sein Vater habe es ihm geschrieben.

„Wer ist sie?", fragte Fabian nun neugierig. „Und woher hat sie ihre Informationen?"

Sirius winkte ab. „Ich weiß nicht, woher sie ihre Quellen bezieht. Sie heißt Mina Kisic", antwortete er möglichst gelassen. Sein Herz begann, schneller zu klopfen. „Sie ist aus Kroatien."

„Kroatien?", wiederholte Fenwick grob. „Das heißt, sie ist Schwarzmagierin !"

Sirius sah ihn sarkastisch an, eine Augenbraue hebend. „Ja? Ist jeder kroatischer Herkunft schwarzmagisch? Sind wir heute mal wieder richtig schön vorurteilsfrei?"

Fenwick drohte ihm mit der Faust. „Halt deine Klappe, Black! Halt einfach deine verdammte Klappe!"

„Hey, hört auf damit!", warf Clark gereizt dazwischen.

„Was ist eigentlich mit dem Vampir?", wollte Felice wissen, erstmalig redend, ohne gefragt worden zu sein.

Frank seufzte. „Er ist einfach verschwunden. Er wollte uns zwar umbringen, aber dann..." Er hob die Schultern. „Er ist einfach disappariert."

Es klopfte und bevor noch jemand antworten konnte, flog die Tür auf und Joanna Potter, James und Lily traten ein. Sie schauten neugierig drein, runzelten aber die Stirn, als sie die versammelten Auroren und Eingreifzauberer sahen, die allesamt finster dreinschauten.

Lily schloss die Tür.

„Was ist denn hier los?", fragte James lahm. Er fuhr sich mit seiner Hand durch seine schwarzen Haare und zerwuschelte sie.

Joanna, die Mutter von James, machte ein besorgtes Gesicht. Ihre kastanienbraunen, glatten Haare waren hochgesteckt, unter der offenen Robe trug sie ein einfaches, aber elegantes Kleid. Sie hatte es schon beim Weihnachtsessen getragen.

„Nun...", fing Clark matt an und fuhr sich nun selbst durch die abstehenden Haare, um sie unordentlicher zu machen, als er seine Frau fixierte. Dann fing er an, eine Kurzversion abzugeben.

Joanna starrte Sirius anschließend ungläubig an. „Ach, Sirius, was hast du dir dabei nur gedacht, Regulus zu helfen?", fragte sie. Sie klang nicht wütend, oder derartiges. Nur enttäuscht. Es schien, als wüsste sie, dass der Junge niemals ein Verräter sein konnte, sondern einfach aus Leichtsinn Dinge getan hatte, die nicht in Ordnung waren. Wie er es so oft tat. Dass er sich auch mit seinem Vater getroffen hatte, fand sie offenbar nicht weiter schlimm. Wahrscheinlich, weil er so die Sache mit Remus hatte regeln können.

Sirius presste die Lippen zusammen und hob trotzig die Schultern. „Ich hab nicht darüber nachgedacht", entgegnete er schroff. „Aber jetzt, wo ich es tue, denke ich, dass ich so gehandelt habe, weil er mein Bruder ist! Ich wollte ihm eine faire Chance geben!"

Fenwick schnappte empört eine Luft und gab Sirius erneut eine Kopfnuss. „Eine Chance, Black?", polterte er los. Seine kleinen Augen waren verengt. „Ich glaub, ich tick nicht mehr richtig!"

Sirius warf ihm einen flüchtigen Blick über die Schulter zu. „Das haben Sie noch nie", murmelte er.

Marlene und die Prewetts grinsten unwillkürlich, James lachte leise und Fenwick wollte auffahren, als Clark die Hand hob, um Ruhe zu gebieten.

„Schluss jetzt mit dem Unsinn", warf er warnend ein, Sirius und Fenwick missbilligend anschauend. Er sah ungeduldig zur Tür. „Wo bleibt denn Moody?"

Jetzt, wo sie sich die Versionen von Sirius und Felice angehört hatten, mussten sie nur noch mittels des Veritasserums nachprüfen, ob es auch wirklich stimmte.

„Er wird noch kommen", meinte Marlene. „Aber ich glaube den beiden." Mit einem Wink ihres Zauberstabes lösten sich Sirius' Handschellen und er konnte seine Arme wieder frei begeben.

Er lächelte Marlene dankbar an, rieb sich seine Handgelenke.

„Na gut, aber wehe, du befreist jetzt Zabini auch noch!", knurrte Fenwick wütend und blitzte Marlene an. „Er hat noch nicht viel gesagt!" Er gab auf Amelias Befehl hin Sirius inzwischen seinen Zauberstab wieder.

„Er hat das gesagt, was nötig war", warf Marlene aufrührerisch ein. „Und Benjy, er ist Auror, auch wenn wir zusammenarbeiten, so kann nur Clark über ihn bestimmen, und da ich für die Rekruten zuständig bin, habe ich da auch ein Wörtchen mitzureden!"

„So?" Fenwick grollte. „Das ist mir im Moment wirklich so was von scheißegal!"

Marlene stieß einen langen Atem aus und wurde bleich vor Ärger. „Wir warten, bis Moody kommt, dann wirst du schon sehen, dass dein Misstrauen mal wieder völlig paranoid war!"

„Tze! Wir haben keine Zeit zu warten!", meinte Fenwick mürrisch. Er nahm eine gerade Haltung ein und nickte Fabian und Gideon zu. „Bringt Zabini rüber in unsere Abteilung und sperrt ihn in die Zelle. Auch wenn er die Wahrheit gesagt hat – denn das nehme ich sogar an – hat er alles verspielt. Wir werden ihn vor Gericht bringen."

Felice wurde schlagartig panisch. Es wurde dadurch deutlich, dass er blass wurde. Seine Augen weiteren sich, die Pupillen huschten unruhig hin und her. Die Schatten, diese Wehmut wurden stärker.

„Das werdet ihr nicht tun!", rief Marlene erzürnt. „Er war doch nur da, um seine Lebensschuld bei Regulus Black auszugleichen! Und überhaupt! Er ist unser Rekrut!" Sie warf Clark einen flammenden Blick zu. „Clark, nun sprich doch endlich mal ein Machtwort!"

Clark runzelte nur die Stirn und lehnte sich im Stuhl zurück. „Marlene, wenn Moody hier nicht bald auftaucht, halte ich es ebenfalls für das Beste, Zabini in die Zelle zu führen. Und die Zellen sind nur drüben, bei den Eingreifzauberern."

Marlene stierte ihn entgeistert an. „Das ist nicht fair!" Sie musste wissen, dass Fenwick durchaus in der Lage war, Zabini zu verhaften.

„Was ist schon fair?", höhnte dieser.

„Oh, Benjy, ich bin nahe dran, dich zu verhexen!", rief Marlene außer sich vor Zorn aus.

Joanna trat an sie heran und mit einer Mischung aus Geduld und Strenge, die wohl nur jemand aufbringen konnte, der einen Tunichtgut geheiratet und einen noch viel schelmischeren Unheilstifter als Sohn hatte, legte sie ihre Hand auf Marlenes Arm und redete ihr leise, aber bestimmt etwas zu.

Sirius hatte derweil geglaubt, seinen Ohren nicht zu trauen. Fenwick wollte einen Auror-Rekruten verhaften, der nur versucht hatte, Job und Gewissen unter Einklang zu bringen? Der über Moral verfügte und nicht einfach so einen Freund der schwarzmagischen Seite hatte verraten können, weil man niemals einen Freund verraten sollte, ganz gleich, wie viel Schuld dieser sich aufgeladen hatte? Weil Felice dennoch bereit war, für die Weiße Magie einzutreten, aber alles daran gesetzt hatte, Regulus rauszuhalten? Weil er – neben der Lebensschuld – soviel Anstand und Intelligenz besaß, in so schweren, schwarz-weiß-gemalten Zeiten den Wert der Freundschaft aus ganzem Herzen zu verstehen?

Nur deswegen – und dessen war Sirius sich sicher – trug Felice doch seinen ganzen Kummer mit herum. Und das Wissen, seinen besten Freund auf der Seite zu wissen, die er selbst verraten hatte, mochte jeden schwermütig machen.

Sirius zollte Felice großen Respekt für das, was er getan hatte: zum einen, weil er mutig genug war, die andere Seite zu verlassen, der Familie und seinen Freunden den Rücken zu kehren, um den moralischen Verpflichtungen nachzugehen. Zum anderen, weil er an der aufrichtigen Freundschaft zu Regulus festhielt und versuchte, sie nicht auch noch zu verraten, ohne aber der Aurorenzentrale untreu zu werden.

Und Sirius wusste auch, dass nur einer, der sich von jener Seite, mit der man groß geworden war, abwandte, verstehen konnte, was dieser Verrat für einen selbst bedeutete.

Außerdem hatte Felice ihn unter tödlichem Risiko vor dem Avada-Kedavra-Fluch gerettet. Allein das bewies, dass der ehemalige Slytherin nicht mehr auf der Dunklen Seite stand.

Fabian und Gideon umfassten Felices Arme und zwangen ihn mit sanfter Gewalt Richtung Tür.

„Nein!" Marlene wirkte erschüttert, Joanna hatte sie mittlerweile am Arm ergriffen, um sie von leichtsinnigen Taten zurückzuhalten. Marlene fühlte sich immer verantwortlich für ihre Rekruten und setzte sich auch immer für sie ein.

Sirius entschied in dieser Sekunde, was er zu tun hatte. Er zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf Fabian. Seine Miene war sturmumwölkt, sein Blick eisig vor Kälte. „Lasst ihn los", befahl er mit gepresster Stimme.

Die Prewetts starrten ihn an, alle hielten inne.

Clark runzelte unwillig die Stirn. „Sirius", knurrte er. „Zauberstab runter. Sofort."

„Nein. Ich will, dass ihr Felice freilasst." Sirius blieb stur.

Er würde nicht verantworten können, dass Felice in die Zelle gebracht wurde. Dass er vor Gericht kam. Sie würden ihn verurteilen, nicht hinterfragen, ihn nicht verstehen, weil sie anders waren.

Sie alle hier waren keine Kinder aus schwarzmagischen Familien. Sie konnten nicht ahnen, was es hieß, sich der Weißen Magie zuzuwenden. Nur er und Felice wussten dies.

„BLACK!", brüllte Fenwick aufgebracht, er selbst hatte im Sekundenbruchteil seinen Zauberstab auf Sirius gerichtet. „RUNTER DAMIT ODER WIR NEHMEN DICH EBENFALLS MIT!"

Marlene rang schon beinahe mit den Händen. „Bei Merlin, hier muss doch niemand in die Zelle gebracht werden!"

„Oh, doch!", entgegnete Fenwick sauer.

„Black! Zauberstab runter, oder du kannst deine Ausbildung hier vergessen!", wandte Amelia scharf ein.

Sirius behielt Fabian im Auge. Er sah ihn beinahe entschuldigend an. Aber seine eisern gewordene Miene verriet, dass er nicht bereit war zu verhandeln. Entweder, sie ließen Felice frei oder er würde zu anderen Mitteln greifen.

Ihm war bewusst, dass er sich sprichwörtlich in die Scheiße ritt. Aber er würde jetzt auch nicht mehr nachgeben.

„Sirius!", mischte sich nun auch Joanna ein und klang verzweifelt. „Du machst alles nur noch schlimmer!"

„Lasst ihn frei", beharrte Sirius tonlos.

xx

James hatte die Szene, die sich ihm geboten hatte, schweigend beobachtet, nun stieß einen langen, frustrierten Atem aus und schloss für zwei Sekunden resigniert die Augen. Dann zückte er auch seinen Zauberstab und zielte damit auf Gideon.

Die Prewett-Brüder schnappten nach Luft, Fenwick stieß einen bösen Laut aus. Die anderen wurden unruhig.

„JAMES!", zischte Clark. „Lass den Unsinn!"

James ließ Gideon nicht aus den Augen. „Nein, Dad", antwortete er ruhig.

Er merkte, wie Lily sich neben ihm regte und ihn, Sirius und Felice abwechselnd ansah. Sie schien nicht zu wissen, wie sie reagieren sollte.

„Verdammt, James!", polterte sein Vater los. „Sirius hat hier gerade sämtliche Regeln verletzt, unser Vertrauen missbraucht, und ich sehe darin wirklich keinen Grund, dich auf seine Stelle zu stellen!"

Doch James blieb stur. Blieb erbarmungslos. „Er ist mein Freund."

Und das war Grund genug für James, Sirius selbst in den tiefsten Abgrund zu folgen, wenn es denn sein musste. Zu ihm zu halten, ganz gleich, was auf sie zukam.

Clark ließ seine Faust auf den Schreibtisch donnern, seinen Sohn wütend anfunkelnd. „Eure Freundschaft in Ehren, James, aber sie macht euch blind!"

James gab nicht nach.

Nein, Dad. Sie macht uns stark. Sie ist alles, was wir in einer Welt wie dieser noch haben, dachte er bitter.

Er vertraute Felice nicht. Er teilte die Meinung seines Vaters sogar. Er gab Fenwick Recht. Zabini gehörte in die Zelle. Doch dann würde Sirius auch dorthin gehören, oder nicht? Und soweit durfte es nicht kommen. Außerdem würde er sich als Verräter fühlen, wenn er Sirius jetzt im Stich ließ. Man ließ niemals einen Freund hängen. Und Freundschaft war nur wahr, wenn man selbst die schlechtesten Seiten eines Freundes kannte und akzeptierte.

„Um Himmels Willen, James! Hör sofort mit diesem Unsinn auf!", rief Joanna aus.

James beachtete sie nicht. Er merkte aus den Augenwinkeln, wie Lily nun ihren eigenen Zauberstab gezückt hatte. Sie seufzte leise, ließ ihren Arm aber noch gesenkt.

„Tu, was du tun musst, James", murmelte sie bedrückt. „Ich werde zu dir halten, ganz egal, für was du dich entscheidest."

Fenwick heulte fast schon auf, wieder stapfte er mit beiden Füßen auf. „Diese jungen Leute! Seid ihr auf Drogen, oder was?" Er fuchtelte mit dem Zauberstab herum und sah äußerst wild aus.

„Werdet vernünftig, oder es wird Konsequenzen nach sich ziehen!", rief Amelia bärbeißig.

„Felice kann gar kein Verräter sein", behauptete Sirius finster. „Wenn ihr mir glaubt, wieso nicht ihm? Wieso wartet ihr nicht, bis Moody kommt? Felice hat mir während des Kampfes das Leben gerettet. Wäre er ein Feind, hätte er es nicht getan."

Gideon murmelte eine Zustimmung, er hatte es ja mitbekommen. „Das stimmt. Zabini hat sich einfach auf ihn geworfen, als der Todesfluch auf Sirius zugezischt kam."

„Das ist hier irrelevant!", meinte Fenwick stur. „Tatsache ist, dass er Freundschaft zu diesem Regulus Black hegt, sich sogar in Lebensschuld bei ihm befindet oder zumindest bisher befand und uns gegenüber kein Wort darüber gesagt hatte! Wir müssen einander vertrauen können, nur so können wir siegen!" Er schnaubte. „Die Todesser sind uns doch ohnehin schon zahlenmäßig überlegen!"

In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und Moody trat ein. In der Hand hielt er eine Phiole mit heller Flüssigkeit. Er hielt abrupt inne, als er die Situation mit einem Blick erfasste. Dann hob er die Augenbrauen.

„Ah, Black. Potter. Sind wir mal wieder der Ansicht, sämtliche Regeln brechen und andere Leute bedrohen zu können?"

James schielte zu Moody und feixte. „So ungefähr. Aber das hat seinen guten Grund!"

„Alastor", seufzte Clark erleichtert. „Endlich. Komm rein und lass uns die beiden befragen. So muss jetzt auch niemand in die Zelle geführt werden und sämtliche Zauberer und Hexen hier können ihre Zauberstäbe wieder einstecken, ehe ich euch alle feuere!"

James' Vater hatte es bisher nicht für notwendig empfunden, selbst mittels Zauberstab zu intervenieren. Zu angespannt war die Stimmung, es bedurfte Geschicks und Diplomatie, sie ruhig zu halten. Aber selbst er musste irgendwann genug von dem ganzen Ärger haben.

Moody schloss die Tür. „Nun, Potter, für Ausreden seid ihr ja immer zu haben", spottete er. „Also? Darf ich auch den Grund erfahren, warum unsere Rekruten zwei Eingreifzauberer bedrohen?"

James hob die Schultern. „Ich tue es, weil ich zu Sirius halten will."

Er merkte, wie Sirius ihm ein schnelles, dankbares Lächeln zuschmuggelte.

„Und ich werde zu James halten", meinte Lily leise. Sie hielt ihren Zauberstab noch gesenkt. „Und auch zu Sirius."

„Na, das sind ja unschlagbare Argumente", behauptete Moony zynisch und verdrehte die Augen.

„Na ja, und ich tue es, weil Fenwick Scheiße ist und nicht peilt, dass Felice kein Verräter ist! Er hat nur Freundschaft und Job trennen wollen!", erklärte Sirius rebellisch.

„Benjy wollte Zabini in die Zelle führen", erklärte Clark an Moody gewandt.

„Wo er auch hin gehört!", knurrte Fenwick. Er bedrohte Sirius immer noch mit dem Zauberstab, welcher selbst die Prewetts damit in Schach hielt.

Moody schnalzte mit der Zunge. „Na, na, na. Immer mit der Ruhe." Man könnte meinen, dass er ebenfalls die Leitung in der Aurorenzentrale innehatte. „Zunächst befragen wir Zabini und Black mit dem Wahrheitstrank. Dann entscheiden wir, ob einer oder beide in die Zelle müssen."

James gestand sich ein, dass Moody immer gerecht war, wenn es um heikle Sachen geht. So paranoid, so übervorsichtig, so grob er auch manchmal sein konnte – er ließ die Gerechtigkeit niemals aus den Augen, wenn sie Gefahr lief, übersehen zu werden.

James, dem schon den ganzen Abend eine bestimmte Frage auf der Zunge brannte, seit er mit Lily und seiner Mutter hier angekommen war, nutzte die Gelegenheit der kurzen Stille, um sie loszuwerden.

Sie war an Lily gerichtet. Den ganzen Weihnachtsabend schon hatte er sie etwas fragen wollen. Erst, als er sie abgeholt hatte, aber da er spät dran war, hatte Lily zur Eile gedrängt, weil sie nicht unpünktlich bei seinen Eltern erscheinen wollte, dann nach dem Weihnachtsessen, als sie im Garten waren, aber Joanna hatte sie wieder reingeholt, da es kalt war. Schließlich im Wohnzimmer, als seine Eltern in der Küche waren, dann aber war Clark plötzlich so abrupt verschwunden. Ab da herrschte schon einmal Unruhe und sie waren die ganze Zeit bei Joanna, die sich nicht entscheiden konnte, in die Aurorenzentrale zu gehen, um zu überprüfen, was los war, oder hier zu bleiben. Letztendlich, spät in der Nacht, als er und Lily wieder für sich alleine waren, hatte er sie erneut fragen wollen, doch seine Mutter war hereingeplatzt und hatte bekannt gegeben, dass sie nun zur Zentrale gehe. Irgendetwas sei passiert. James und Lily gingen natürlich mit.

Und jetzt hatte James die Nase gestrichen voll. Diesmal würde er sich die Gelegenheit nicht vermiesen lassen. Es war alles andere, als der richtige Augenblick dafür. Sirius und Zabini steckten in Schwierigkeiten, sie hatten fünf Auroren verloren. Aber wenn er danach ginge, dann könnte er das nie durchziehen.

Schreckliche Dinge passierten, ja. Doch, so herzlos es sich im Moment auch anhören musste, das Leben ging weiter. Und dabei sollte man sich stets an das Licht wenden, egal, wie groß die Dunkelheit war. Schatten waren über England geworfen worden, so unzähmbar, so düster, wie noch nie. Allerdings... wo Schatten waren, musste auch irgendwo Licht zu finden sein.

„Du, Lily?", fing er also etwas hektisch an, hastig ignorierend, dass er sich das alles ganz anders vorgestellt hatte.

Er hatte seinen Arm sinken lassen, war aber bereit, jeden wieder mit dem Zauberstab zu bedrohen, um Sirius beiseite zu stehen. Er sah Lily an.

Sie blickte zurück. „Ja?"

James fuhr sich mit der freien Hand nervös durch die Haare.

In diesem Moment bewegte Gideon sich und er richtete wieder seinen Zauberstab auf ihn. Sie wollten Zabini doch etwa nicht abführen, auch wenn Moody nun mit dem Wahrheitstrank hier war?

„Zauberstäbe runter! SOFORT!", keifte Amelia erbost.

„Erst, wenn Fabian und Gideon Felice loslassen!", forderte Sirius aufsässig.

James ignorierte sie und konzentrierte sich stattdessen wieder auf seine Freundin und sammelte seine Gedanken. Er grinste unruhig. „Uuuhhhmmm... heirate mich!"

Mehrere sogen die Luft ein, dann wurde es schlagartig still.

James merkte es nicht, langsam ließ er wieder seinen Zauberstab sinken, während er Lily beobachtete, die ihn aus weitaufgerissenen Augen anstarrte.

„Prongs!", rief Sirius perplex aus. „Ich dachte, du hattest sie das schon gefragt!"

James konnte seinen Blick nicht von Lily lassen. Er schüttelte den Kopf. „Nee, Kumpel", antwortete er bedauernd. „Es kam immer etwas dazwischen."

„Okay..." Sirius sprach gedehnt. „Na, das hier ist auch nicht schlecht. Aber knie dich hin, Alter. Frauen mögen das. Und überhaupt, wo ist der Ring?"

James' Augen weiteten sich. Natürlich! Hastig kramte er nach einem Schmuckkästchen in seiner Hose, zog es heraus, öffnete es und beugte sein Knie. Er hielt ihr mit der linken Hand das Kästchen entgegen. Ein schmaler, silberner Ring war darin eingebettet; ein rotgoldener, kleiner Rubin funkelte auf.

Die anderen schwiegen noch immer völlig verblüfft. Nur Sirius grinste. Er hatte die Prewetts vorläufig außer Acht gelassen.

„Lily? Willst du meine Frau werden?"

„Oh, James...", hauchte Joanna, völlig hingerissen.

„Mom!", machte dieser, entrüstet darüber, dass sie etwas sagte, ehe Lily es tat. „Ich hab Lily gefragt!"

Seine Angebetene starrte ihn noch immer an. Ihre Mundwinkel hoben sich nun zu einem glücklichen Lächeln, so verliebt, das es in ihren grünen Augen hell aufglitzerte; einem warmen Lichte gleich, das niemals verglimmen würde, weil es von der Ewigkeit durchtränkt war.

„Ja", flüsterte sie selig. Dann schlug sie ihre Hände zusammen und strahlte James regelrecht an. „Ja!"

Sie ließ sich nun ebenfalls auf die Knie fallen und umarmte ihn stürmisch. „Ja", wiederholte sie beglückt.

James lachte, fühlte, wie er sich auf einmal so befreit, so schwerelos fühlte, küsste sie, dann löste er sich von ihr und steckte ihr, in Begleitung von Sirius' Johlen, den Ring an.

Alle schienen vergessen zu haben, dass sie von einem Kampf kamen, Verluste hinzunehmen hatten und sich aufgrund interner Unstimmigkeiten und angeblichem Verrat gestritten, gar einander bedroht hatten.

Lily nahm James' Gesicht in die Hände und küsste ihn.

Joanna und Clark starrten ihren Sohn und seine Verlobte erst verblüfft, dann sichtlich erfreut an. Marlene klatschte heiter in die Hände, offenbar froh, dass es eine Ablenkung gab.

Lily lehnte sich wieder zurück und lachte alle an.

Sirius lachte und klopfte James auf die Schultern. „Mann, Prongs! Glückwunsch! Dir auch, Lily!"

James merkte, wie Sirius augenblicklich fröhlicher geworden war.

Joanna strahlte, ließ sich ebenfalls auf die Knie fallen und umarmte abwechselnd James und Lily und mochte damit gar nicht mehr aufhören. Clark grinste wie ein Lausbube und sah seinem Sohn noch ähnlicher, als sonst. Er stand auf und ging um den Tisch herum, um das junge Paar zu beglückwünschen. Auch die anderen schlossen sich den Gratulationen an. Fenwick natürlich ebenso, der seine Wut über alles zurückstufte und aufrichtig lächelte.

So groß der Streit, der Zorn und die Anspannung zwischen allen gewesen war, so stark war nun das Unbekümmerte, das Heitere. Ein rasanter Stimmungswechsel, der schwindelig machen konnte.

Und schließlich, nach einer schier endlosen Weile, lenkte Moody wieder die Aufmerksamkeit auf den eigentlichen Grund, weswegen sie hier waren.

Moody sah auffordernd in die Runde. „Also? Zauberstäbe werden weggesteckt. Und ihr lasst Zabini los", fügte er an Fabian und Gideon hinzu.

Diese zögerten. Erst, als Fenwick ihnen ein knappes Nicken als Zeichen gab, fügten sie sich.

Sirius atmete aus und steckte seinen Zauberstab weg, jederzeit bereit, ihn wieder auf die Eingreifzauberer zu richten.

Den beiden jungen Rekruten wurde der Wahrheitstrank eingeflösst und mit blassen, leicht verzerrten Gesichtern erzählten sie exakt dasselbe, wie vorhin. Auch Sirius, der ja nicht gelogen hatte. Er hatte nur hier und da etwas verschwiegen, aber wer nicht konkret danach fragte, konnte es auch nicht mittels des Serums herausfinden.

Es kam noch heraus, dass es Felice gewesen war, welcher der Aurorenzentrale den geheimen Tipp über den Todesserangriff auf Mrs Snapes Haus gegeben hatte. Das hatte auch Fenwick etwas milde gestimmt. Auf die Frage, wieso Felice das nicht bereits erzählt hatte, kam eine Antwort, die vielleicht typisch für das junge Alter war: „Ihr habt ja nicht danach gefragt."

Moody verabreichte ihnen anschließend den Gegentrank und sah zufrieden drein. „Na, also. Kein Grund zur Aufregung. Es sind Jugendliche, die noch nicht wissen, wie sie mit alldem umzugehen haben."

Marlene schritt auf einmal vor, eine entschlossene Miene aufgesetzt. „Dem stimme ich zu, aber vorhin wollte ja niemand auf mich hören." Sie warf Fenwick einen langen Blick zu. „Was erwartet ihr von so jungen Menschen, die bereit waren, alles hinter sich zu lassen, mit das sie groß geworden sind? Sich von ihren Familien abzuwenden? Ich denke, das war ein großer Schritt von ihnen und wir können es ihnen nicht verübeln, wenn sie mal Dinge tun, die zwielichtig scheinen, aber in Wirklichkeit nur eines wiedergeben: dass ihr Herz immer noch am richtigen Fleck sind." Sie zog die Augenbrauen zusammen. „Wir haben nämlich immer leicht reden. Aus unseren Familien steht niemand auf der feindlichen Seite."

James, der mit Lily auf dem Boden an der Wand gelehnt saß und Händchen mit ihr hielt, ihr immer wieder etwas ins Ohr flüsterte, worauf sie ihre Unterlippe zwischen die Zähne schob und ihn neckisch ansah, widmete seine Aufmerksamkeit nur zum Teil auf die anderen. Es reichte, um alles mitzubekommen.

Fenwick grummelte vor sich hin. „Das mag ja alles sein, Marlene. Aber wir leben in einer Welt, in der tagtäglich einer der unseren zur Gegenseite überläuft! Da können wir uns solche Aktionen, wie sie es sich diese beiden Bengel hier geleistet haben, nicht erlauben!"

Er begann, auf und ab zu laufen. „Aber schön. Schön, schön, ich sehe schon, ich bin hier der einzige, der bereit wäre, sie in die Zelle zu stecken." Er blieb stehen und funkelte Clark an. „Dann unterlasst es. Der Wahrheitstrank hat gezeigt, dass sie keine Verräter sind. Aber..." Er warf Sirius und Felice warnende Blicke zu, „noch weitere Fehltritte und ihr kommt nicht mehr so leicht davon!"

Damit wandte er sich abrupt an, riss die Tür auf und eilte davon.

Clark runzelte die Stirn. „Dem stimme ich zu... noch einmal werdet ihr keine Feinde gehen lassen." Er sah Sirius und Felice warnend an. „Für dieses Mal hattet ihr vielleicht gute Ausreden. Beim nächsten Mal werdet ihr sie nicht mehr haben."

xx

Zwei Nächte später, 27. Dezember 1978.

Sirius saß auf der Kante seines Bettes, das er seit zwei Tagen schon nicht mehr benutzt hatte, weil jemand anderes darin lag.

Mina hatte, seit er sie hierher gebracht hatte, geschlafen. Einfach durchgeschlafen, es war ein komaartiger Schlaf.

Nun war sie vorhin am Abend allmählich wach geworden. Sie hatte geduscht, etwas gegessen und sich wieder hingelegt. Sie hatte kein Wort gesagt.

Sie war noch wach, denn sie blinzelte, als Sirius sich zu ihr gesetzt hatte.

Er schaute zurück. Niemand wusste, dass sie bei ihm war. Selbst James nicht, aber er mochte es ahnen. Er hatte nie direkt gefragt, wahrscheinlich, um einen Streit zwischen ihnen zu verhindern. Wohl, weil er gewusst hatte, dass Sirius nicht auf ihn hören würde.

Mina setzte sich etwas auf, ihre dunklen Korkenzieherlocken waren zerzaust und noch etwas feucht von der Dusche. Ihre Wunden waren verheilt, der lange, ausdauernde Schlaf hatte die dunklen Schatten der Erschöpfung in ihren silbernen Augen vertrieben.

Für eine Weile sahen sie sich einfach nur schweigend an. Die Fackeln erhellten nur matt den Raum; draußen war es schon seit Stunden dunkel.

„Was ist mit Vyperus?", fragte Mina schließlich. Ihre Stimme klang schleppend, wie eh und je, ein wenig kühl, ein wenig arrogant; doch nun auch ein wenig verschlafen. Und sanft...

„Er... er ist tot."

Mina riss die Augen auf. „Ehrlich? Wie das?"

„Nachdem wir verschwunden sind, hat er noch ein wenig herumgetobt, um die anderen zu töten. Aber dann ist er einfach disappariert. Es heißt, er sei, sobald die Sonne aufgegangen war, dem Licht einfach entgegen getreten." Sirius bemühte sich um einen neutralen Ton. „Als das Sonnenlicht ihn berührte, ist er zu Asche zerfallen."

Mina presste ihre Hand auf ihren Mund. „Oh, bei Greyan."

Sirius hob die Schultern. „Er war wahnsinnig, Mina. Und er hatte uns töten wollen."

Sie nickte leicht, schließlich nahm sie ihre Hand wieder herunter. „Schon, aber... es war dann Selbstmord." Bestürzung glomm in ihren Augen auf. „Das hat er bestimmt nur deswegen getan, weil er ihren Tod nicht ertragen konnte."

Sirius sagte nichts dazu. Ja, so musste es gewesen sein. Vyperus hatte schließlich viel für diese Liebe opfern wollen; er war sogar bereit gewesen, allen den Kampf anzusagen, nur um die Kette zu erlangen, um den Torbogen zu finden, damit er mit seiner Geliebten in das andere Reich gehen konnte. Damit er dort mit ihr auf ewig leben konnte, ohne sie ebenfalls zu einem Vampir zu machen. Diese Liebe war von Anfang an mit Leichen markiert. Als sie gestorben war, musste die Vorstellung, auf ewig alleine auf der Erde umherzuwandeln, viel zu düster gewesen sein. Viel zu schmerzhaft, und Vyperus hatte nur einen Ausweg gefunden: in den Tod zu fliehen, um der Unendlichkeit zu entrinnen.

„Und woher weißt du von seinem Tod?", erkundigte sich Mina nun.

„Vom Tagespropheten", antwortete er. Er spürte auf einmal eine Leere in sich aufsteigen, die er sich durchaus erklären konnte, aber ganz und gar nicht akzeptieren wollte. Eine dunkle, kalte Leere...

„Vyperus hat... Vyperus ist nach dem Kampf meinem Vater gefolgt und in das Haus eingebrochen", fuhr er tonlos fort. „Es war wohl der Hass, der ihn dazu getrieben hatte, denn die Kette hatte er nicht haben wollen, so hieß es." Sirius schaute Mina kurz an, die ihn aufmerksam an sah, dann schlug er seine Lider nieder. Er fürchtete sonst, dass seine Augen Emotionen und Gedanken verraten, die er sich selbst nicht zugestehen wollte. „Kein Sterblicher ist einem Vampir auf Dauer überlegen", meinte Sirius rau. „Vyperus tötete letztendlich meinen Vater."

Er wusste ganz genau, dass dieses beklemmende Gefühl, was ihn beherrschte, damit zusammenhing. Doch er wollte es nicht wahrhaben, er wollte es verdrängen. Sein Vater hatte ihn doch eh nicht geliebt, glaubte er, und so konnte es ihm egal sein, dass dieser nun tot war.

„Die Sonne ging kurz danach auf und er rannte einfach hinaus." Wieder schaute er flüchtig auf, mied es aber, Mina direkt anzusehen. „Meine Mutter und Regulus waren dabei. Auf ihre Aussagen stützt sich der Tagesprophet, als auch das Zaubereiministerium. Was mit der Kette ist, weiß anscheinend niemand. Aber ich denke, Regulus hat sie."

Wie Stôyan darüber wohl zu denken wagte? Immerhin war die Kette im Besitz eines Blacks. Der Vampir sollte ja gesagt haben, dass sie Mr Black selbst oder einem seiner Nachkommen einmal dienlich sein sollte.

Mina starrte Sirius währenddessen an, er konnte es spüren. Ihr Blick brachte eine Art Schwere mit sich, die auf ihn lastete, ohne jedoch unangenehm zu sein.

Dann tastete sie mit ihrer Hand vor und kurz danach umfasste sie die von Sirius. Ihre Haut war warm und weich. Mit dem Daumen strich sie zart über seinen Handrücken.

„Vermisst du ihn?", fragte sie vorsichtig.

Er blinzelte. „Nein."

„Und wenn doch, würdest du es niemals zugeben, nicht wahr?" Kein Spott war herauszuhören.

Sirius sog die Luft ein. Er wagte wieder, sie direkt anzusehen, funkelte sie an. „Ich will nicht, dass du mir Fragen stellst", sagte er brüsk.

Mina seufzte resigniert. „Ach, Sirius. Dinge verschwinden nicht, oder ändern sich nicht, indem du einfach die Augen schließt und sie nicht wahrhaben willst."

„Mir doch egal", behauptete er schroff.

Um nichts auf der Welt wollte er mit jemanden darüber reden, wie er über den Tod seines Vaters fühlte. Er wusste es doch selber nicht. Er wollte es auch gar nicht wissen.

Es mochte gut sein, dass Dinge nicht verschwanden, in dem man sie leugnete. Aber dadurch wurde nun mal vieles einfacher.

Sirius wollte sich ihrem Griff entziehen, aber sie hielt ihn plötzlich fest; ihre Hand umschlang seine, nicht willens, ihn loszulassen. Dann rückte sie näher, die Bettdecke fiel von ihren Schultern und zeigte, dass sie ein T-Shirt von Sirius trug. Es war ihr viel zu groß und machte sie zierlicher.

Sirius nahm unruhig wahr, wie die Empfindung an Schnee stärker wurde, je näher sie kam. Und dann war sie neben ihm und fixierte ihn unter dichten Wimpern mit unlesbaren Blicken.

Sirius sah zurück; er merkte, wie ihm wirklich alles andere gleichgültig wurde, außer sie. Es war, als tobte ein Sturm um sie beide herum, wild und unzähmbar, doch sie ruhten im Auge dieses Sturmes, wo es still, beinahe zeitlos war.

„Na gut", willigte sie halb lächelnd ein. „Dann stelle ich keine Fragen mehr." Etwas Forderndes lag in ihrem Ton.

Sirius wusste nicht mehr, wer den ersten Schritt getan hatte. Wahrscheinlich sie beide. Auf einmal spürte er jedenfalls ihre Lippen auf seinen Mund. Erst kurz und flüchtig, dann immer leidenschaftlicher. Das Feuer entfachte sich schnell und breitete sich rasant aus. Seine Zunge fuhr über ihre Lippen.

Sie hatte sein Gesicht in ihre Hände genommen und nach anfänglichem Zögern intensivierten sie den Kuss; ihre Zungen trafen sich und begannen ein Spiel; so verboten es auch war, so hoch war auch der Grad der Aufrichtigkeit.

Sirius spürte das wohlbekannte, heftige Prickeln in der Magengegend, das er bisher immer nur in Minas Gegenwart empfunden hatte, als sie sich küssten. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Ihre Hände vergruben sich mittlerweile in sein Haar.

Sirius rückte näher, bis sich ihre Körper berührten. Selbst durch den Stoff der Kleidung vermochte Sirius die Wärme zu verspüren. Seine Hände glitten über ihren Körper, schoben sich unter das T-Shirt, das sie trug und er konnte nackte, weiche Haut fühlen. Er brach den Kuss und widmete sich ihren Hals; fuhr mit der Zunge über die empfindliche Haut.

Sie bog ihren Kopf etwas zur Seite, um ihm mehr Spielraum zu verschafften und seine Zähne gruben sich spielerisch in ihre Halsbeuge. Er war absichtlich etwas grob, wohl, weil es gefährlich war, was sie taten. Er wollte es überspielen, denn es gab nichts mehr, was sie noch aufhalten konnte.

Minas Hände zerrten inzwischen ungeduldig an seinen Pullover. Er lachte atemlos, und er musste sich zurückziehen, weil sie ihm das Kleidungsstück ausziehen wollte. Sekunden später fiel es neben dem Bett zu Boden.

Weitere folgten, dann waren sie nackt. Sirius ließ seine Blicke begehrlich über ihren schlanken Körper streifen. Ihre Hände umschlangen seinen Nacken, während sie sich zurücklehnte, bis sie auf den Rücken lag und ihn mit sich zog. Er war über ihr; ihr heißer Atem streifte sein Gesicht. Verlangen lag in ihrem Blick.

Er fühlte ihre Hände über seinen Oberkörper gleiten; sein Atem wurde heftiger.

Wäre die Welt um sie herum in dieser Nacht untergegangen, sie hätten es nicht bemerkt.

xx

Am nächsten Morgen war es Sirius, der als erster erwachte. Er wusste sofort, was passiert war, spürte im selben Augenblick ihre Anwesendheit, als seine Sinne dem Reich der Träume entwichen. Sie hatte ihren Kopf an seine Schulter gelegt, ihre Haare, gleichwie ihr regelmäßiger Atem kitzelten seine Haut. Ein Arm lag über seinen nackten Oberkörper. Darüber war die Decke, nur halbherzig über sie beide gezogen worden.

Er selbst hielt sie im Arm. Sirius lag einfach so dar, starrte zur Decke und bereute keine einzige Sekunde mit ihr.

Ihm war bewusst, dass es falsch gewesen war. Wie sollten sie einander vergessen, wenn sie immer mehr Schritte in eine Richtung taten, die ein Vergessen unmöglich machten? Aber er verspürte keine Reue. Keine Gewissensbisse, dass er mit dem Feind im Bett lag.

Es war ihm schlichtweg gleich. Kein Mensch konnte immerzu nach Vernunft handeln, wenn das Herz Mitspracherecht forderte.

Er fragte sich lieber nicht, wie es jetzt weitergehen sollte. Er wusste, sie würde wieder gehen und ihre Wege würden sich wieder trennen. Aber im Augenblick wollte er einfach nur ihre Nähe genießen, diese Ruhe, die Illusion der zeitlosen Ewigkeit.

Alsbald regte Mina sich an seiner Seite. Ihre Hand glitt über seinen Oberkörper, als sie sich bewegte, kurz darauf blinzelte sie verschlafen mit den sturmgrauen Augen, sah ihn an.

Dann huschte ein Lächeln über ihre Lippen, warm und sanft. „Sirius?", war das erste, was sie murmelte, auf einer zarten Art und Weise, die sein Herz schneller schlagen ließ.

Er lächelte zurück. Die Welt um sie herum war unwichtig, sie existierte für diese Momente nicht. So war es leicht, unbekümmert zu sein. Die Sonne schien durch das Fenster, hatte alle Schatten verdrängt. Ihm war egal, dass er eigentlich in der Aurorenzentrale hätte sein sollen.

Sie seufzte, rückte noch näher, kuschelte sich an ihn und schloss verträumt wieder ihre Augen.

Sirius sah auf ihren dunklen, lockigen Haarschopf herab. Er fühlte sich noch nicht einmal durcheinander; ein klarer Gedanke hatte ihn erfasst, den er sogar versonnen hinnahm, nicht mehr versuchend, ihn zu leugnen.

Ich liebe dich.


A/N:

:grins:... die Fanfic läuft unter T (FSK 13/14), vielleicht sollte ich das noch bemerken und es als Rechtfertigung nennen, wieso ich an jener Stelle aufgehört habe, ins Detail zu gehen ;)

Und jah, ich weiß, James' Heiratantrag war nicht wirklich romantisch, aber ich wollte auch nicht kitschig werden und irgendwie wäre es sonst das bestimmt geworden. Und mein Beta brachte mich auf die lustige Idee, dass James' den Antrag mehrmals machen wollen, aber dann immer etwas dazwischen kam.

Na ja, und außerdem passt es ja auch zur Chaoten-Clique, finde ich :)

Mr Black ist tot – jaja, ich hätte es auch später machen können, aber für später gibt es schon genug Todesfälle. Irgendwann muss er ja sterben und so... für alle, die wissen wollten, ob er noch versucht hätte, Sirius zurückzugewinnen... versucht hätte er es bestimmt ;) Wahrscheinlich schön intrigenhaft und gemein, he he he.

Daaaaaanke für eure lieben Reviews! Freut mich, dass euch das letzte Kapitel so gut gefallen hat!