Rückwärts in die Dunkelheit

Zu den Sternen schaut man auf,
wenn es auf der Welt nichts mehr zu sehen gibt.
Oder blickt man auf,
wenn man nichts mehr sehen will?

(- die letzten Worte eines Sterbenden.)


33. Kapitel

Zwischen Himmel und Hölle


„Zwischen
Himmel und Hölle
liegt nur ein schmaler Pfad.
Mal wird er von Licht beschienen,
mal versinkt er in Dunkelheit."

(- unbekannt)

Ende November 1979.

James wohnte mit Lily zusammen in einer Wohnung mit schönem Ausblick. Er betrat gerade die Küche, nachdem er aufgestanden war und geduscht hatte, und lümmelte am Küchentisch herum. Mittels des Zweiwegspiegels unterhielt er sich mit Sirius, während er auf Lily wartete, die im Bad war. Er scherzte mit Sirius herum und schloss Wetten ab, wer diesmal nationaler Quidditchmeister wurde.

Dann beendeten sie ihre Unterhaltung und James stand auf, ans Fenster tretend. Alsbald spürte er hinter sich einen Luftzug, und wie ihm kurz danach jemand von hinten die Augen zuhielt. Er merkte, wie seine Brille verrutschte.

„Rate, was ich herausgefunden habe", hörte er eine fröhliche, aufgeweckte Stimme an seinem Ohr. Lilys Stimme. Ihr Körper drückte sich von hinten an seinen.

James grinste. „Dass ich unwiderstehlich bin?"

Lily schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Pah. Los, rate weiter!" Ihr glockenhelles Lachen erklang und in James' Magen kribbelte es.

„Dass ich am Liebsten Quidditchkapitän von Eintracht Pfützensee werden möchte?"

„Was?" Lily klang perplex.

James hob die Schultern. „Wär' doch cool, oder nicht?"

„Hm, vielleicht. Aber das hatte ich nicht herausgefunden!" Sie wurde ungeduldig, nahm ihre Hände herunter und James drehte sich zu ihr um.

Sie stand ganz nah vor ihm, er konnte ihre Körperwärme spüren. Ihre mittellangen, roten Haare fielen frei herab, sie hatte sie noch nicht gebürstet und sie waren somit zerzaust. Sie trug noch kurze Shorts und ein enges T-Shirt – ihren Schlafanzug sozusagen.

Ihr Gesicht leuchtete, so dass selbst ihre smaragdgrünen Augen strahlten. Als ginge die Sonne hinter ihnen auf, hinter diesen Juwelen, die mit ihrem Schimmern James jedes Mal in den Bann zogen. Ihr Mund lächelte glückselig; Lily presste sich noch näher an ihn, hob ihre Arme und schlang sie um seinen Nacken.

James beugte seinen Kopf herab und küsste sie kurz auf den Mund.

„Rate weiter", verlangte Lily.

James legte seine Arme um ihre Hüften; er grinste wieder, bevor er erneut mit seinen Lippen die ihren streifte. Seine Zunge schnellte vorwitzig hervor und strich ihre Konturen nach. Lily schmeckte nach Erdbeer-Zahnpasta; sie bog ihren Kopf leicht nach hinten.

„Ich will aber nicht mehr raten", sagte James und wollte sie wieder küssen.

Lily seufzte, zog ihre Arme zurück und presste ihre Hände auf James' Brustkorb, um ihn leicht von sich zu stemmen. Sie lehnte sich zurück, seine Arme gaben ihr Halt. „Du kommst eh niemals drauf", behauptete sie und zog eine freche Grimasse.

James hob seine Augenbrauen. „Und wieso sagst du es mir dann nicht einfach?", feixte er.

„Wieso sollte ich?" Sie befreite sich aus seiner Umarmung und trat zurück. Sie lachte ihn an.

„Ich könnte dich so lange auskitzeln, bis du aufgibst und es mir sagst", meinte James schalkhaft. Es funkelte lausbubenhaft in seinen haselnussbraunen Augen auf.

Lily streckte ihm nur die Zunge heraus und schien anzunehmen, dass er es nicht tun würde.

Doch da rannte James auf sie zu. Lily quiekte erschrocken auf und wich zurück. „Hör auf, James! Nicht!"

Sie lief rückwärts, James folgte ihr lachend und hörte nicht auf sie. Da floh sie, rufend, er sollte aufhören, sie zu jagen und ja nicht auf die Idee kommen, sie auszukitzeln. James aber rannte ihr hinterher; da alle ihre Räume schlauchartig miteinander verbunden waren und somit jeweils über zwei Türen verfügten, konnte Lily im Kreis laufen, um James zu entkommen.

Einmal war James anders herum gelaufen und als sie durch das Wohnzimmer eilte, und er plötzlich vor ihr stand, quietschte sie auf, schlitterte, tauchte unter seinen Händen hinweg und lief ins Schlafzimmer.

Dort blieb sie stehen; James kam, schlitterte, griff nach einem Kissen und bewarf sie damit.

„Hör auf!", rief Lily panisch. „Wir müssen doch aufpassen--"

Aber James dachte nicht daran; Lily hob ein Kissen auf und hielt es schützend vor sich, während sie bombardiert wurde. Die Kissen klatschten aufeinander, immer und immer wieder, sie rissen auf und alsbald war die Luft voll weißer Daunenfedern. James griff nach Lily, sie rollten über das Bett, dann schaffte er es endlich, sie unter sich zu begraben. Er saß auf ihren Beinen, sie lag auf den Rücken.

„Okay, hör sofort auf, James Potter!" Sie boxte ihm gegen die Brust.

James hörte auf, fing ihre Handgelenke und rutschte von ihren Beinen. Gleichzeitig war er direkt über ihr, ihre Handrücken links und rechts neben ihrem Kopf auf die Matratze gedrückt.

„Du verletzt sonst das Kind!", rief Lily hektisch.

James nahm ihre vorangegangenen Worte wahr. Seine Augen weiteten sich, er hielt inne. „Das KIND?"

Außer Atem sahen sie sich an. Die Daunenfedern schwebten noch immer durch die Luft, hatten sich in seinen und Lilys Haaren verfangen und bedeckten alles andere im Schlafzimmer.

Lilys Augen glänzten vor Glück. „Ja. Ich bin schwanger", sagte sie atemlos. Ihre Mundwinkel hoben sich.

James starrte sie an. Schwanger? Seine Gedanken drehten sich. Schwanger?

„Das bedeutet, wie schon gesagt, dass wir ein Kind bekommen, James", erklärte Lily, als er nicht reagierte.

James stierte sie noch immer an. Dann realisierte er und er fing an zu lachen. Erst fassungslos, vor allem darüber, so früh Vater zu werden, aber dann glücklich, jubelnd...

„Wir kriegen ein Kind?" Er rutschte von Lily herunter und zog sie in die Höhe; sie saßen auf dem Bett und James drückte sie selig an sich. „Das kann ich kaum glauben! Seit wann weißt du es? Und bist du dir sicher?" Die Fragen prasselten über seine Lippen.

„Ich weiß es seit gerade eben. Und ja, ich bin mir sicher."

James lehnte sich leicht zurück, um Lily anzustrahlen. „Wow! Das ist so cool!"

Und nun müssen wir aufpassen!" Sie legte eine Hand auf ihren Bauch. „Es ist noch so klein! Es kann verletzt werden, wenn wir kabbeln!"

Er nickte hastig.

Lily blickte zurück. Und plötzlich bemerkte James die Unsicherheit, die in ihren Augen aufkam. „Bist du dir sicher, dass es richtig ist?"

James blinzelte. „Wie meinst du das?"

Die Sonne schien durch das Fenster. Gestern Nacht war es sehr windig gewesen, aber jetzt am Morgen waren alle Wolken vertrieben und der milde Schein erhellte das Schlafzimmer in goldenen Tönen.

Lily löste sich ganz aus seiner Umarmung, nahm aber seine Hände in die ihrigen. „Nun ja...", fing sie zögernd an. „Ein Kind in diese Welt zu setzen. Ich weiß, wir haben schon längst darüber geredet... eine Familie zu gründen." Sie kaute kurz etwas nervös auf ihrer Unterlippe. „Aber... glaubst du, dass es richtig ist? Es herrscht Krieg und es gibt jeden Tag Todesopfer." Sie sah ihn eindringlich an, seinen Rat suchend. „Können wir es verantworten, einem Kind das Leben zu schenken auf einer Welt, die so finster geworden ist?"

James starrte sie an. Er wusste, was sie meinte. Es war gefährlich. Und eigentlich sogar verantwortungslos. Zudem war mit dem Eltern-Werden große Verantwortung verbunden. Sie mussten für ihr Kind Sicherheit schaffen, ihm ein geschütztes, wohlbehütetes Leben bieten, aber konnten sie das, wenn sie jeden Tag gegen Todesser zu kämpfen hatten? Wenn tagtäglich gemordet wurde für einen wahnsinnigen Zauberer, im Namen des reinen Bluts?

„... Ich weiß, was du meinst, Lily", antwortete James schließlich rau. Er atmete bewusst auf, und erkannte, wie schwache Spuren der Verzweiflung in den Augen seiner Frau aufblitzten.

Aber auf der anderen Seite war es ebenfalls falsch, ständig in Angst zu leben, keine Familie zu gründen, nur weil der Krieg das Leben beherrschte. Krieg sollte nicht ihr Leben beherrschen. Sie sollten in der Lage sein, inmitten dieser Dunkelheit eine eigene Welt aufzubauen, ein Licht zu schaffen, das ihnen zeigte, wofür es sich zu leben lohnte. Sonst würden sie zugrunde gehen. Falsch war, sich von Furcht leiten zu lassen.

„Ich denke, es ist richtig, Lily", sagte er also und seine Stimme klang fest. „Wir können nicht aufhören, ein normales Leben zu führen, nur weil wir uns für den Kampf gegen die Todesser entschieden haben. Wenn wir das tun, wenn wir auf alles verzichten, was uns glücklich machen wird, weil wir Angst haben, jemand könnte uns eben dieses Glück wieder nehmen. Dann werden wir irgendwann vergessen, wofür wir eigentlich kämpfen und jedes Mal unser Leben aufs Spiel setzen."

Er lächelte Lily gewinnend an.

Sie schaute ihn nachdenklich an; dann lächelte sie zurück. Es schien, als hätte sie gehofft, dass er genau das oder ähnliches sagen würde. Als hatte sie einfach nur seine Zustimmung gewollt, um ein Kind zu gebären, das in kriegerischen Zeiten zur Welt kommen würde.

„Ich bin so froh, dass du das gesagt hast", flüsterte sie. Sie lehnte sich vor, küsste ihn flüchtig, dann umarmte sie ihn heftig. So sehr, als wollte sie ihn nie wieder loslassen.

James war selig.

Noch ahnte er nicht, welche Verantwortung sich dahinter verbarg, welche Verpflichtungen er erfüllen musste, wenn ihr Kind geboren war. All das würde ihm noch bewusst werden – im Moment war er nur von unbekümmertem Glück erfüllt.

Er schlang seine Arme um Lily; er spürte ihre Nähe, diese bedingungslose Vertrautheit, und er glaubte, in den Gefühlen der Liebe keine Luft zu bekommen. Noch konnte er kaum fassen, dass er in ein paar Monaten Vater werden würde. Er konnte sich nicht ausmalen, was das für ein Gefühl sein würde. Aber er würde es ja bald erfahren.

Er fühlte sich wie im Himmel.

xx

Januar 1980.

Sie hatten einen Tipp bekommen. Hestia Jones, eine fünfundzwanzigjährige Hexe mit schwarzen Haaren und rosa Wangen hatte es herausgefunden.

Sie arbeitete inoffiziell als Spionin für die Aurorenzentrale in der Abteilung Spionage und Verdeckte Ermittlung. Das wusste aber so gut wie niemand. Offiziell war sie im Büro zur Regulation von Duellen im Zaubereiministerium angestellt.

Und sie hatte von dem Verbleib der magischen Juwelen erfahren, die einst Die Schlange, auch bekannt als der Vampir Serpentys (nur wenige kannten ihn unter dem Namen Vyperus), aus dem britischen Königshaus gestohlen hatte.

Einst hat Henry of Lancaster, Herrscher über England im 15. Jahrhundert, sie von einem Zauberer geschenkt bekommen, dessen Name uns nicht bekannt ist, wie vor einigen Jahren der Reporter Timmy Skeeter im Tagespropheten berichtet hatte. Eine Legende besagt, dass die Juwelen zu besitzen bedeutet, über die Quelle der Macht zu verfügen, aus der die Kraft des Gleichgewichtes zwischen Licht und Dunkelheit geschöpft wird. Sobald jemand die Magie der Edelsteine beeinflusst, vermag dieser die Harmonie zwischen Gut und Böse zu zerstören. Insgesamt sind es vier regentropfenförmige Juwelen, etwa zehn Zentimeter lang und mit einem Durchmesser von fünf Zentimetern. Zwei von ihnen sind kristallklar, die anderen beiden in Schattenfarben gehalten.

Serpentys hatte diese Juwelen an Voldemort verkauft, um im Gegenzug Informationen von dessen Spionen im Zaubereiministerium über den Verbleib des Torbogens zu bekommen, sowie eine Möglichkeit, daran zu kommen. Der Dunkle Lord hatte nie die Gelegenheit gehabt, sich zu revanchieren, weil der Vampir sich nach dem Tod seiner Geliebten im Licht der Sonne umgebracht hatte.

Die Abteilung für Magische Strafverfolgung wusste, dass die Juwelen – ganz gleich, ob noch unklar war, welche Kräfte sie besaßen – gefährlich waren. Und es war noch viel gefährlicher, dass Voldemort sie besaß.

Noch hatte er nicht herausgefunden, welche Macht sie bargen und wie er sie gegen die Weiße Magie einsetzen konnte. Aber laut Hestia Jones stand er kurz davor.

Hestia war nicht als direkte Spionin zu Voldemort gegangen. Sie schlich sich da nur heimlich herum, schnüffelte, fand mittels eines Tarnmantels Dinge heraus, verbarg ihre Anwesenheit, ihre magische Aura, damit sie nicht entdeckt wurde.

Das Problem war, dass ohne Beweise und ohne eine Rechtfertigung weder die Aurorenzentrale noch die Magische Polizeibrigade einen Angriff starten konnten. Normalerweise waren sie immer damit beschäftigt, sich zu verteidigen. Liebend gern wollten sie die Magischen Juwelen entweder für sich erringen oder zerstören. Hauptsache, Voldemort konnte nicht länger mit ihnen herumexperimentieren und ihre wahre Macht herausfinden. Aber das ließ sich nicht mit den Gesetzen vereinbaren.

So kam der Phönixorden ins Spiel. Clark gab seine Informationen von Hestia weiter an Dumbledore und zusammen mit Moody tüftelten sie einen Angriffsplan aus, den die Mitglieder der geheimen Organisation durchführen würden.

Die Einsatztruppen wurden von folgenden Zauberern und Hexen gebildet:

Alastor Moody, der das Kommando der Aktion führte. James Potter, Sirius Black, die nun Auroren waren, Lily Evans, Joanna Potter, Rodney McKinnon, Marlene McKinnon, Emily Prewett, Frank und Alice Longbottom, Remus Lupin und Caradoc Dearborn. Benjy Fenwick, Fabian und Gideon Prewett würden ebenfalls beteiligt sein.

Es war eine riesige geplante Aktion, die viel Fingerspitzengefühl benötigte. Sie durfte auf keinen Fall schief gehen, denn wer wusste schon, ob sie jemals wieder von dem Verbleib der Juwelen erfahren würden.

Hestia Jones hatte Clark den Ort genannt und mit Hilfe Dorcas' Meadowes, die sogar Todesserin geworden war, um ihre Tarnung als Spion für die Auroren noch überzeugender zu machen, das Haus genauestens beschrieben. Sie wussten zwar nichts vom Phönixorden, aber es war normal, dass sie alles an ihren Vorgesetzten – Clark – weitergaben, was sie wussten.

Es handelte sich um die Villa von Walden McNair, einem gerissenen, äußerst gefährlichen Todesser. Jede Nacht schob jemand Wachdienst bei den Juwelen. In der Nacht des geplanten Angriffs würde McNair selbst bis Mitternacht Wache halten. Anschließend Andrew Nott und Alec Mulciber. Sie würden sich im Drei-Stunden-Takt abwechseln.

Der Angriff sollte um zwei Uhr nachts erfolgen, wenn Andrew Nott Wache hielt. Meadowes hatte ihn als den ungefährlichsten der drei eingeschätzt. Aber nicht nur Nott allein würde Wache halten. Er würde die Leitung haben. Es würden noch mehrere andere Todesser aufpassen, jene, die ihm dann unterstellt waren.

Hestia und Meadowes glaubten, dass insgesamt sechs bis sieben Todesser da sein würden. Aber sie konnten nur schätzen.

Und so apparierten die Krieger des Lichts in einer mondlosen Nacht in der Nähe von McNairs Villa, trennten sich, bezogen Stellung, um jederzeit den Angriff zu starten.

James hatte dafür gesorgt, dass er in der Nähe von Lily war. Auch wenn man noch nichts von der Schwangerschaft merkte, fand er es nicht gut, dass sie mit dabei war. Lily hatte abgewinkt und gemeint, solange sie noch könnte, würde sie ebenfalls kämpfen. Sie hatte argumentiert, dass das Kind in einem solch frühen Zustand noch nicht in Gefahr gebracht werden könnte und hatte Alice als Beispiel genannt, die ebenfalls mit dabei war.

„Nur, weil wir jetzt schwanger sind, können wir nicht neun Monate aussetzen, James", hatte Lily in ungeduldigem Ton gesagt. Sie hatte sich an die Schwangerschaft gewöhnt und war nicht mehr so übertrieben vorsichtig. „Das können wir uns nicht leisten."

Und sie hatte ja Recht, irgendwo.

So standen sie nun in der Dunkelheit; das Sternenlicht reichte nicht aus, um die Nacht zu erhellen und die Laternen an der Straße waren zu matt.

James stand neben Lily, während sie auf Moodys Signal warteten. Lily drückte seine Hand; James lächelte ihr aufmunternd zu, wissend, dass sie es nicht erkennen konnte.

Das Schlimmste an solchen Aktionen war das Warten. Es reizte die Nervosität, es ließ die Gedanken immer um den Angriff kreisen. Aber jede Zeit des Wartens hatte mal ihr Ende und James war froh, als Moody das Signal gab.

Sie würden gewaltsam vorgehen. Und sie waren alle maskiert. Keiner der Feinde sollte sie erkennen; so wollten sie sicher gehen, dass niemals das Gerücht aufkam, es gäbe eine Widerstandsorganisation. Es mochte Überlegungen dazu geben, aber noch hatte es niemand in der Öffentlichkeit verlauten lassen.

Es gab eine dumpfe Explosion, welche die Schutzzauber der Villa brach. Sie schillerten auf, blendeten für einen Moment alle Kämpfer, dann erloschen sie. Noch während sie das taten, stürmten die Angreifer die Villa.

Es musste schnell gehen. James richtete seinen Zauberstab auf das Wohnzimmerfenster, in dessen Nähe er mit Lily Stellung bezogen hatte. Er hetzte einen Fluch auf die Scheibe, welche klirrend zerbarst. Dann kletterte er rasch hinein; Lily folgte ihm. Woanders im Haus waren bereits die anderen eingedrungen.

James hatte sich Meadowes' Plan des Hauses genau gemerkt. Die Juwelen befanden sich im Keller – Nott war sicherlich schon alarmiert, ebenso die McNairs. Die Zerstörung der Schutzwälle war laut genug gewesen, es hatte sich nicht vermeiden lassen.

Schattenhafte Gestalten stoben an James vorbei, als er mit Lily durch den Wohnsaal rannte, hin zur Eingangshalle. Es waren die Prewetts.

„Los, da lang!", raunte einer, der sich nach Fabian anhörte.

Im Dunkeln eilten sie durch die Halle zu einer verschlossenen Tür. Moody stand bereits davor und brach sie mit einem Fluch auf. Er, James und die anderen liefen die Treppen hinunter.

James, Lily, Sirius, Moody, die Prewetts, Alice, Frank und Fenwick sollten die Juwelen holen. Joanna, Marlene und ihr Rodney hatten die Order, vor der Kellertür Stellung zu beziehen und jeden Todesser davon fernzuhalten. Remus und Dearborn waren draußen und passten auf, hielten sich bereit, falls sie zu Hilfe kommen mussten.

Es war sofort klar, in welchem Kellerraum die Juwelen versteckt wurden. Zwei junge Männer flankierten die Tür, gerade dabei, sich hastig die Kapuzen in die Gesichter zu ziehen, um nicht erkannt zu werden und zückten ihre Zauberstäbe. James hörte, wie oben an der Kellertür Flüche ausgerufen worden – offensichtlich war McNair gekommen, vom Lärm angelockt. Und mit ihm sicher noch andere. Er hoffte, seine Mutter und die McKinnons konnten die anderen handlungsunfähig machen.

Moody schleuderte bereits einen Lähmungsfluch auf einen der beiden Wachen; der andere feuerte zurück und hätte beinahe Lily getroffen. Fabian belegte ihn mit dem Stupor, Gideon zerstörte die Tür. Dann drangen sie ein.

Andrew Nott war zu ihnen herumgefahren und schleuderte augenblicklich den Todesfluch gegen sie. James sah den grünen Lichtblitz auf sich zuschwirren, er duckte sich rasch, griff mit seiner Hand nach hinten und zog Lily ebenfalls brutal zu Boden. Stein bröckelte kurz daraufhin auf sie herab und verriet, dass der Avada Kedavra gegen die Wand geprallt war.

In der Zwischenzeit duellierte Moody sich mit Nott und andere Todesser – eingehüllt in schwarze Roben und mit der silbernen Maske – apparierten. Sie waren wohl alarmiert worden. Frank und Alice griffen sie sofort an. Wenn es einen Apparierschutz jemals gegeben hatte, so war er ohnehin durch die Vernichtung der Schutzzauber gebrochen worden. Aber draußen arbeitete Dearborn emsig daran, wieder den Anti-Apparierschutz aufzubauen; es müsste ihm jederzeit gelingen.

Die Luft war erfüllt von Schreien, Befehlen und bunten Blitzen. James hatte sich mit Lily aufgerappelt und begann sofort mit dem Angriff. Er streckte einen Todesser mit einem Zauber nieder und musste zurückweichen, um nicht selbst von dem Fluch eines anderen Todessers getroffen zu werden.

James sah sich hektisch um. Der Raum war überraschend klein, was dazu führte, dass die Luft von dem ganzen Andrang und dem Schwelen der Flüche schnell stickig wurde. Zudem standen keine Möbel im Raum, bis auf einen Tisch, der ganz hinten an der Wand hingestellt worden war. Darauf befand sich ein Glaskasten, darin waren die Juwelen, eingebettet in dunklen Samt. Sie waren in der Tat wie Regentropfen geformt, zwei schillerten kristallklar, die beiden anderen waren in anthrazitfarbenen Schwarzgehalten.

Ein Schutzwall umgab den Glaskasten, das konnte James am silbrigen Flimmern in der Luft erkennen.

Da keine weiteren Todesser mehr kamen, war Dearborn erfolgreich gewesen. Acht Todesser, mit Nott neun, standen im Raum und kämpften gegen den Phönixorden – zehn von ihnen. Sie waren um einen überlegen – hoffentlich schafften sie es.

Rauch war bereits aufgekommen; Fabian lag bewusstlos am Boden; Gideon setzte gleich zwei Todesser außer Gefecht. Sie alle waren in den Kampf verwickelt, so dass James sich unbemerkt zum Glaskasten vorschlagen konnte. Er riss seine Maske herunter.

Er schleuderte einen Fluch dagegen, um den Schutzwall zu brechen. Nichts geschah. Er versuchte es ein weiteres Mal, wieder nichts. Plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter und er fuhr herum, zum Fluch ansetzend.

Er sah in blinzelnde, grüne Augen.

„Lily!", rief er geschockt aus. „Verdammt, beinahe hätte ich dich geschockt!"

„Los, lass uns zusammen versuchen, den Schutzzauber zu brechen!", sagte sie nur hastig. Sie schien ihre Maske verloren zu haben.

Sie taten es; beim zweiten Mal klappte es. Es gab einen ungewöhnlich hellen Ton, dann verschwand das silberne Flimmern. Jemand brüllte auf – offensichtlich einer der Todesser – und wollte auf James und Lily zuzurennen, aber Moody stellte sich ihm in den Weg.

James und Lily arbeiteten schnell weiter. Der Lärm um sie herum war beinahe ohrenbetäubend. Schon bald hatten sie den Glaskasten zerstört. Sie hatten sich dabei so sehr anstrengen müssen, all ihre Konzentration und magische Kraft dafür verwenden müssen, dass sie sich erschöpft ansahen. James schwitzte. Lily griff bereits nach zwei Juwelen – einem dunklen, einem hellen – und James nahm die anderen beiden und steckte sie in seine Robentasche. Sie mussten ja nicht darauf achten, dass sie heil blieben. Hauptsache, Voldemort und seine Häscher hatten sie nicht länger.

Als er sich herumdrehte, zusammen mit Lily, da sie die Juwelen hatten und nun fliehen konnten, erstarrte er.

Direkt vor ihnen stand eine schlanke, hochgewachsene Gestalt in langen, schwarzen Roben und hochgeschobener Kapuze. James konnte das Gesicht nicht erkennen, aber ein rotes Glühen glomm unter dem Stoff schwach auf und er wusste, dass es Voldemort war.

Wie er hierher gekommen war, war im Moment völlig gleich.

Hinter Voldemort tobte weiterhin der Kampf. Fabian war wieder auf den Beinen, dafür war Sirius in Bedrängnis geraten. Moody kam ihm zu Hilfe, während die Prewett-Brüder Rücken an Rücken kämpften. Sirius musste sich gegen zwei Todesser verteidigen, Frank und Alice, ebenfalls ohne Masken, waren in James' und Lilys Nähe. Fenwick war an der Tür. Emily ebenfalls. Niemand schien den Dunklen Lord bemerkt zu haben, selbst dessen Diener nicht.

James hatte gehört, wie Lily neben ihm die Luft eingesogen hatte; beide hielten ihre Zauberstäbe auf ihn.

„Ihr habt etwas, das mir gehört", sagte er mit eiskalter, bedrohlicher Stimme; Lauer und dunkle Belustigung lag darin, als wäre er fest davon überzeugt, dass er die Juwelen bekommen und die Angreifer noch in dieser Nacht sterben würden. Obwohl er leise sprach, konnte James jedes Wort gestochen scharf hören.

James spürte diese Finsternis, die von ihm ausging. Er fröstelte unwillkürlich. Seine freie Hand ballte sich jedoch zur Faust, denn Hass stieg in ihm auf. Zum ersten Mal stand derjenige vor ihm, der für all das Übel in England verantwortlich war. Für all den Zwist, all den Fanatismus, all die Opfer, all das Böse.

„Jetzt gehört es nicht mehr dir, Voldemort", zischte James aufgebracht.

Voldemort zischelte leise, als ob er lachen würde. Das rote Glimmen unter der Kapuze wurde stärker. „Schau mal einer an. Du bist wohl einer der ganz Mutigen, hm?"

In diesem Augenblick schrie Emily im Hintergrund entsetzt auf. James lenkte seinen Blick über Voldemorts Schulter, sah mit einem Blick, dass die junge Frau vom Cruciatus-Fluch getroffen worden war und nun ein Todesser den Todesfluch auf sie hetzte.

James hielt geschockt den Atem an.

Fabian wirbelte herum; das Gesicht verzerrte sich, als sich Emilys Körper nach hinten bog und sie mit entsetztem Ausdruck auf den hübschen Zügen zu Boden fiel. Erstarrt. Und tot.

Lily hatte aufgeschrieen.

„NEEEEEIIIIIIIIINNNN", brüllte Fabian. Er hetzte zu Emily.

James schaute längst wieder zu Voldemort. Kalte Wut brannte in ihm. Er hatte Emily gemocht. Und sie war eine gute Freundin von Lily gewesen.

Avada Kedravra!", rief er aus, aber nichts geschah.

Voldemort lachte nur. „Netter Versuch, Bursche", bemerkte er mit höhnisch. Dann krallten sich seine langen, knochigen Finger mit den spitzen, schwarzen Nägeln in James' Roben und er riss ihn zu sich. „Genug gespielt!"

Er hielt James nun mit einer Hand fest, die andere wollte nach Lily greifen. James erkannte, dass Voldemort mit ihnen disapparieren wollte.

„AAHH", schrie Lily, dann warf sie sich einfach mit voller Wucht auf Voldemort. Dieser stolperte, James mit ihm und sie alle drei fielen zu Boden.

James spürte beim Aufprall, wie die Juwelen in seiner Robe zersplitterten; kurz danach fühlte er einen stechenden Schmerz in seiner Magengegend. Er atmete erstickt ein.

„ALICE! FRANK!", brüllte Lily, wohl ebenfalls wissend, dass diese ihnen beiden am nächsten waren.

Die beiden Auroren waren herumgefahren und hatten offenbar schnell bemerkt, dass es sich hierbei um Voldemort handelte. Flüche prasselten auf den Mann herab.

James hatte sich trotz des Schmerzes losgerissen, er rollte von Voldemort herunter; Lily war schon aufgesprungen; Voldemort hatte einen Schutzzauber hinaufbeschworen, der bewirkte, dass Franks und Alices Flüche abprallten und zurückgeworfen wurden.

Lily warf ihre Juwelen Frank zu, der in Deckung ging. „ZERSTÖRT SIE!"

Frank handelte sofort. Alice ebenfalls. Sie richteten ihre Zauberstäbe auf die Juwelen; Voldemort jaulte auf und sprang nach vorne, James, noch auf dem Boden liegend, streckte sein Bein aus. Der Dunkle Lord reagierte zwar gewandt, indem er auswich, aber er verlor an Zeit. Den Augenblick nutzten die Longbottoms und zerstörten die beiden Juwelen mit all ihrer Macht.

Splitter flogen durch die Luft.

James stand keuchend auf und presste seine Hand auf seine verwundete Stelle. Die Juwelensplitter hatten sich beim Aufprall in seine Haut gebohrt, das Blut lief zwischen seinen Fingern hindurch und tropfte zu Boden.

Er griff mit der anderen Hand in die Tasche und zog einige zerstörte Teile heraus. Voldemort, der zu ihm herumgewirbelt war, erkannte es.

Er gab einen unmenschlichen Laut von sich.

James bückte sich nach seinem Zauberstab; „RÜÜÜÜCKZUUUUUUUG!", brüllte Alice in diesem Moment.

Die anderen reagierten sofort. Fabian hatte Emilys leblosen Körper über seine Schulter geworfen; Gideon gab ihm Deckung, während sie zur Tür eilten. Frank und Alice schleuderten Rauch- und Nebelzauber durch den Raum, um Chaos anzurichten; James eilte zu Lily, packte sie und stürmte mit ihr davon. Voldemort war ihnen auf den Fersen, aber dann gab es von außen Krach. Wieder waren sämtliche neu-errichteten Schutzzauber zerstört worden – ob von Freund oder Feind, ließ sich nicht sagen.

Sekunden später apparierten ein Dutzend Todesser und die Frage war beantwortet.

Es war zugleich ihre Rettung.

„NEIN!" Voldemort schien es erkannt zu haben. „PACKT SIE EUCH!"

Er selbst griff nach James und schleuderte zeitgleich ohne Zauberstab einen Fluch auf Lily und Frank, als die Mitglieder des Phönixordens disapparierten.

xx

Im geheimen Treffpunkt des Ordens versammelten sie sich. Erhitzt und verletzt vom Kampf, übermannt von Erschöpfung, hatten sie sich in die Sessel geworfen.

Fabian und Gideon hatten Emilys Körper auf den Boden gelegt und knieten fassungslos daneben. Lily war zu ihnen hingegangen und starrte auf ihre tote Freundin herab. Sie war bleich, ihre Augen waren riesig. Noch standen keine Tränen darin, weil sie es nicht fassen konnte.

Alice und Frank hatten James die Juwelen abgenommen und sie mit den anderen auf einen Tisch gelegt. McGonagall besah sie sich, während Dumbledore mit ernster Miene Moodys vorläufigen Bericht lauschte. Dädalus Diggel, ein quirliger Zauberer mit pfeifender Stimme stand bei ihnen. Araballa Figg, eine recht konfuse Squib, die öfter mal lauthals rumschimpfte und nicht mit Beleidigungen sparte, sah sich soeben James' Wunde auf Muggleweise an.

Dearborn und eine völlig aufgelöste Marlene erschienen, sowie Remus.

James runzelte die Stirn. Marlene weinte; sie selbst war verletzt.

„Marlene?", fragte er; er stand auf, Arabella ignorierend, und ging zu ihr hin. Remus stand bei ihr und war sehr blass. „Remus?" James sah beide abwechselnd an. Ein dunkles Gefühl beschlich ihn.

Dearborn eilte zu Dumbledore und flüsterte ihm und Moody etwas zu.

„Wo sind meine Mom und Rodney?", wollte James wissen.

Remus starrte ihn an, Marlene wurde von einem Weinkrampf erschüttert.

In James war schon längst eine dunkle Ahnung hochgestiegen; er glaubte, eine kalte Klaue greife nach seinem Herz. Sein Atem stockte. Dann brach die Anspannung; seine Hände umfassten Marlenes Schultern und er schüttelte sie.

„WO IST SIE? SAG ES MIR! SOFORT!"

„JAMES!", rief Remus hektisch und versuchte, James wegzuziehen.

Sirius eilte herbei und half ihm. James stolperte zurück, direkt mit dem Rücken gegen Sirius.

Marlene war zurückgewichen. Mit schockiertem Gesichtsausdruck blickte sie James an. „SIE IST TOT!", rief sie auf einmal, völlig außer sich. Hysterisch. Ihre Lippen bebten. „UND RODNEY EBENFALLS! SIE SIND EINFACH TOT! TOT! HÖRST DU? TOT! UND ICH HABE SIE NOCH NICHT EINMAL MITNEHMEN KÖNNEN!"

James war regungslos geworden. Es war schlagartig still geworden, alle stierten Marlene an. Ihre Tränen waren für die Dauer ihres Ausbruchs versiegt, sie starrte James aus großen Augen an, in denen brutaler Schmerz tobte. Dann fing sie wieder an zu weinen, bitterlich und unendlich verzweifelt.

Remus trat an sie heran und weil Marlene kaum noch Halt fand, lehnte sie sich gegen ihn. Er legte einen Arm um sie, er sagte nichts, war einfach nur da.

Moody stürmte in diesem Moment aus dem Raum hinaus.

James, trotz seiner Ahnung, bekam kaum noch etwas mit. Das Blut rauschte viel zu laut in seinen Ohren. Sein Herz klopfte schnell und anklagend, sein Puls raste.

Sie war tot. Wie konnte das sein?

Er spürte, wie jemand die Hand auf seine Schulter legte, aber er nahm es nur am Rande wahr. Dann griff jemand anderes nach seiner Hand, aber auch das ließ ihn kalt.

Es war, als versinke die Welt um ihn herum, als stünde er im Wasser und war von einem Strudel erfasst worden, der ihn immer weiter in die Tiefe zog. Immer weiter in die Dunkelheit hinein. Und obwohl er Hände spürte, die ihn hinauszuziehen versuchten, glaubte er zu ertrinken.

Später würde er noch erfahren, wie tapfer seine Mutter gekämpft hatte. Aber die Todesser waren überlegen gewesen. Remus war von draußen in die Villa geeilt, um Marlene und Joanna zu unterstützen, nachdem Rodney getötet worden war. Kurz danach war Joanna vom Todesfluch getroffen worden – Marlene war außer sich vor Entsetzen. Sie wollte die leblosen Körper mitnehmen, als sie erkannten, dass sie fliehen konnten, Remus hatte sich darauf eingelassen, aber die Todesser stürzten sich auf sie. Sie waren selbst nur knapp entkommen und Remus würde noch oft auf Marlene einreden und ihr sagen, dass sie Rodney und Joanna hatten zurücklassen müssen. Es waren ja nur ihre Körper; ihre Seelen weilten nun andernorts. Sie hatten keine andere Wahl gehabt. Remus verstand sich sehr gut mit Marlene – stand ihr sehr nahe, und er war einer der wenigen Personen, der ihr Halt geben konnte.

Es war Clark, der James aus seiner Apathie holte. Er war (mit Moody) eingetreten und hatte mit einem Blick erfasst, wer fehlte.

James starrte ihn an. Sein Vater war leichenblass und sein Blick verlor sich in der Leere. In seinen Augen glomm dunkler Schmerz auf, so sehr, dass selbst James glaubte, davon verletzt zu werden.

Schließlich ging Clark auf James zu; dieser spürte, wie die Hand von seiner Schulter verschwand – es musste Sirius gewesen sein – während Lily neben ihm stehen blieb, aber etwas zur Seite ging, als Clark seinen Sohn umarmte.

Er schien Halt zu benötigen; stumm standen sie da, spürten des anderen innere Folterqualen.

„Ich hätte bei ihr sein müssen", flüsterte Clark irgendwann. Die Stimme klang erstickt und gepresst, zerfressen von Selbstvorwürfen. „Ich hätte an ihrer Seite kämpfen sollen."

James löste sich sanft aus der Umarmung und schaute hoch.

Clark sah noch immer ins Nichts. In düstere Finsternis.

James wusste im Augenblick nichts zu sagen. Niemand sagte etwas. Sie alle wussten, dass dieser Krieg Opfer forderte. Aber wenn es Menschen waren, die einem sehr nahe gestanden hatten, wenn man jene verlor, die man liebte, dann fragte man sich, wie das Leben eigentlich weiterzugehen vermochte. Wie sinnvoll der Kampf gegen die Dunkelheit war. Ob es all das wert war. All diese Toten, all diese Verluste. All diese Trauer, die einen zu vernichten drohte.

Aber das Leben ging nun mal weiter, diese Tatsache würde von nichts und niemandem verhindert werden. Selbst an Tagen, an denen sie glaubten, in tiefster Hölle zu sein, Wenn sie annahmen, innerlich von kalten Flammen vereist zu werden.

Auch nach der längsten Nacht würde irgendwann der Tag anbrechen. Die Frage war nur, wann... und ob man dazu fähig war, die innere, endlos mühevolle Kraft aufzubringen, darauf zu warten.


A/N:

Wie ihr gemerkt habt, war es das erste Mal, dass James und Lily, als auch Alice und Frank sich direkt gegen Voldemort gerichtet haben und ihm knapp entkommen sind – so, wie es laut der Prophezeiung in Band 5 gesagt wurde (drei mal). Ich werde nicht alle drei Male hier behandeln, nur noch ein weiteres Mal.

Lily und James wohnen noch nicht in Godric's Hollow; das tun sie erst später.

Ich habe mir von meinem Beta sagen lassen, dass Diamanten so mit das härteste Material ist, was es gibt, und nicht so leicht zersplittern können, wie in diesem Kapitel. Da sie aber zersplittert werden sollen, behaupte ich jetzt einfach mal, dass es sich hier um „besondere" weil magische Diamanten handelt, die doch schnell zerstört werden können :grins: Die Juwelen sind also zerstört und spielen keine weitere Rolle mehr – sie dienten als Zweck, um einen weiteren, wichtigen Kampf um etwas hinaufzubeschwören ;) Nun, vielleicht schafft es Dumbledore ja, sie wieder in Ordnung zu bringen... aber das ist WENN, dann eine Geschichte, die ein anderes mal erzählt werden soll, um mal diese oft genannten Worte auch zu verwenden :D

Auf Anfragen hin in Bezug darauf, dass Sirius Im letzten Kapitel ja aufgrund eines Versprechens an Regulus zur Hochzeit von Narcissa ging, um ihr Trauzeuge zu sein. Dieses Versprechen gab er seinem Bruder in Kapitel „21. Kapitel, Über Freunde und Feinde", die allerletzte Szene. Im Gegenzug dazu gab Regulus ihm Infos über die Kette. Regulus hatte also schon damals erahnen können, dass Sirius mit der Familie bricht (was ja leicht war, zu vermuten) und wollte somit versuchen, ihn wieder an sie zu binden bzw. Sirius dann allein zu einem Familientreffen locken, wo Leute, wie Potter nicht dabei sind.

Hab mich über eure Reviews sehr gefreut:strahl: