And the moon shines through the window
Nachdem Ved sich verabschiedet und bedankt hatte ging er zurück ins Heim und schlich sich diesmal erfolgreicher in sein Zimmer, wo er den Rest des Tages verbrachte. Die ganze Nacht
über konnte er jedoch kein Auge zu tun, weil er Angst hatte, dass die Chosen wieder kamen, denn immerhin hatte er noch nicht bezahlt. Am nächsten Morgen ging er dementsprechend zerknirscht zur Schule. Zum Glück hatte er zwei Freistunden nach Biologie, sonst wäre er sicher in der nächsten Stunde eingepennt. Genervt ließ er sich aufs Sofa fallen, welches in ihrem Stufenraum stand und auf dem Ram auch schon Platz genommen hatte. Cloe saß an einem Tisch gegenüber und schien in ein Buch vertieft zu sein. „Hey Veddy, altes Haus, wo bist den gestern gewesen?" erkundigte sich Ram neugierig.
Genervt antwortete Ved: „Hab verpennt, außerdem ging's mir nicht so gut."
„Ach so nennt man das also heute…"
„Ich weiß nicht was du meinst, sorry." Ved war wirklich nicht in Stimmung für Rams doofe Sprüche. Dieser sah seinen Kumpel verheißungsvoll an. „Na ja, Cloe war ja auch nicht da. Und da dachten wir ihr beide…"
„Nur weil wir zufällig am gleichen Tag fehlen?"
„Ach gib schon zu…" Damit stieß Ram ihm kräftig freundschaftlich in die Rippen.
Dabei durchfuhr Ved ein schrecklicher Schmerz, so dass er in die Knie ging, sich krümmte und anfing zu schreien. Mit geschocktem Gesicht sah Ram ihn an. „Scheiße, dass war doch nur ganz leicht…" Cloe, die durch den Lärm aufmerksam geworden war, stürzte sofort zu Ved und nahm ihn in den Arm. Sie konnte sich schon denken was passiert war. Ved, der erst das Gefühl hatte gleich ohnmächtig zu werden war froh, dass Cloe ihn festhielt. Dann sagte er immer noch mit schmerzverzerrter Stimme: „Man Ram, spinnst du?" Woraufhin Ram mit schlechtem Gewissen antwortete: „Sorry, das war aber eigentlich wirklich nicht feste."
„Ist schon gut Ram, du kannst nix dafür." mischte sich Cloe in das Gespräch ein und Ram sah sie fragend an. „Was ist den mit ihm?"
„Das wird er dir später erklären."
„Veddy, alles wieder okay? Du siehst total blass aus." erkundigte er sich besorgt, vorauf Cloe ihm zustimmte. „Ja Ved, du solltest lieber nach Hause gehen und dich ausruhen. Ich begleite dich."
„Aber du hast doch Unterricht." Ram sah sie verdutzt an, doch Cloe meinte nur mehr oder weniger genervt „Sag doch einfach ich wäre beim Zahnarzt, oder so."
„Aber…." wollte Ram noch erwidern, doch da waren die beiden schon zur Tür hinaus.
Draußen vor der Schule sah Ved Cloe missgelaunt an. „Du kannst mich jetzt loslassen, ich find schon alleine nach Hause."
„Ich dachte nur, falls du nicht nach Hause willst, können wir auch zu mir gehen." Eigentlich hielt Ved nicht viel von der Idee, und eigentlich wollte er ja auch auf Abstand zu Cloe gehen, aber wie gesagt: Eigentlich! In Wirklichkeit fiel es ihm schwer Cloe auch nur die kleinste Bitte abzuschlagen, also lies er sich auf ihren Vorschlag ein.
Bei Cloe angekommen, machte es sich Ved auf dem Sofa bequem, während Cloe sich um das Mittagessen kümmerte. „Ich hoffe du magst Spaghetti Bolognese?"
„Ja klar. Danke übrigens noch mal."
„Kein Problem. Wenn du willst, kannst du heute hier pennen, meine Alte ist eh nicht da."
Schon wieder! Ved tat mal wieder genau das Gegenteil von dem was er eigentlich geplant hatte zu tun, er nahm ihr Angebot dankend an. „Das wäre cool."
Den Abend verbrachten beide mit fernsehen. Cloe saß ganz dicht neben ihm, wenn er jetzt ein Date mit ihr im Kino gehabt hätte, hätte er nun den Arm um sie gelegt. Doch er wusste, dass ihre Beziehung keine Chance haben würde, darum wollte er es sich nicht mit ihr verderben. Es war eine willkommene Abwechslung zu einem Abend im Heim, also sollte er es auch als diese und nur als diese sehen. Es fiel ihm zwar schwer seine Gefühle unter Kontrolle zu halten, aber Cloe war wirklich auf dem besten Wege eine gute Freundin zu werden, jemandem dem er vertrauen konnte, daher war es besser kein Risiko einzugehen.
„Der Film ist wirklich zu lustig." sagte Cloe und schüttelte sich dabei vor Lachen.
Er grinste sie an. „Ja, ich hab schon lange nicht mehr so gelacht, dabei ist es echt gemein, es tut immer noch höllisch weh, wenn ich lache."
In der Nacht musste er immerzu an sie denken. „Es ist so nett von ihr, dass sie mich hier schlafen lässt. Außerdem hat sie die ganze Zeit über keine Fragen gestellt, was passiert ist. Doch wahrscheinlich kann sie sich eh ihren Reim darauf machen." Gedankenverloren stand er am Fenster und blickte den großen runden Mond an, der hell durch das Fenster schien, ohne zu merken, dass Cloe wach war und ihn verträumt beobachtete.
Da diesmal beide zusammen zur Schule gingen, wurde Cloe sogleich von Ellie gefragt: „Sag mal läuft da wieder was zwischen dir und Ved?"
Wütend schrie sie, etwas zu laut für normale Verhältnisse, zurück „Es ist nie etwas zwischen uns gewesen und es wird nie etwas Richtiges zwischen uns sein." Obschon es eigentlich genau das war, was sich aus tiefstem Herzen wünschte.
Ellie verdrehte die Augen. „Wer's glaubt, aber pass auf, bevor er dich wieder verletzt."
„Ich glaube, du solltest dir ehr Sorgen um ihn als um mich machen." entfuhr es Cloe ungewollt.
„Wie meinst du das?"
„Ach, nicht so wichtig. Sag mal was brauchen wir noch alles für die Klassenfahrt?" versuchte sie schnell vom Thema abzulenken.
