Feels Like I'm Dying

Zwei Wochen waren nach Veds Umzug zu Jay vergangen und er konnte sein Glück nicht fassen. Mit Jay lief wiedererwartend alles super, mit Cloe sowieso und die Chosen hatte er schon lange nicht mehr gesehen. Zufrieden packte er seinen Rucksack, er wollte die Nacht bei Cloe verbringen und rief Jay noch ein fröhliches „Tschüss" zum Abschied entgegen.

Er war noch nicht lange unterwegs, als er um eine Ecke bog und einen großen, dicken Jungen um lief. Als er aufblickte blieb ihm der Atem stehen. Er war geradewegs in eine größere Gruppe Chosen gelaufen. Noch während er versuchte sich umzudrehen und wegzurennen, wurde er am Rucksack festgehalten und zu Boden geschleudert.

„Na wen haben wir denn da?", fragte einer der Chosen, es war der Anführer Luke persönlich, mit gespielter Ironie. Dann fuhr er in zornigem Ton fort: „Du dachtest wohl mit deinem Auszug wäre dein Schuld beglichen. Aber da hast du dich getäuscht, du bist mindestens zehn Raten im Rückstand, plus Zinsen, das macht…oh, das wirst du wohl nie bezahlen können."

„Hatte ich auch nicht vor!", rief Ved mutig und erntete dafür sofort ein Tritt in die Rippen.

„Ach nein? Du hattest nicht vor zu bezahlen? Um ehrlich zu sein, macht das gar nichts, rein gar nichts. Du hast eh etwas viel wertvolleres. Wie heißt sie denn, deine kleine Freundin, mit der wird dich vor einiger Zeit im Heim gesehen haben? Eigentlich dachte ich, du hättest deine Lektion gelernt, aber scheinbar machst du genau den gleichen Fehler wieder."

Bei diesen Worten rappelte sich Ved auf und versuchte auf Luke einzuschlagen, doch er wurde von den Anderen festgehalten. „Wenn du Cloe irgendwas antust, bei Gott, ich schwöre ich bring dich um.", schrie er verzweifelt. Aber Luke sah nur auf ihn herab und meinte spöttisch: „Dann müsste ich eigentlich schon tot sein. Ach so, gut zu wissen, Cloe heißt sie also. C-l-o-e…schöner Name. Gefällt mir besser als Patsy, obschon, die kleine Schlampe hatte ganz schön was zu bieten, war ne ganz schöne Kratzbürste, hat sich mächtig gewehrt." Er legte eine kurze Pause ein und verzog das Gesicht, als würde er sich an etwas schrecklich Schönes erinnern. Dann fuhr er fort: „Also, jetzt pass mal gut auf, wenn du nicht noch mal Schuld sein willst, wenn „jemand" stirbt, solltest du besser mit der Kohle rausrücken."

„Ich hab aber nichts mehr.", stottert Ved panisch und versuchte sich loszureißen.

„Na klar. Ron, frag Ved doch mal auf deine netteste Art, ob er sich da ganz sicher ist.", forderte Luke einen der beiden Jungen auf, die Ved festhielten. Das ließ sich Ron nicht zweimal sagen, und trat wieder zu, diesmal so feste wie er konnte.

Ved musste die Zähne zusammenpressen, dennoch gelang es ihm nicht ganz seinen Schmerz zu unterdrücken. Mit zitternder Stimme sagte er: „Mein Bruder, er hat immer etwas Geld für schlechte Zeiten aufgehoben. Ich hole es euch."

Die Chosen stimmten zu, verzichteten aber nicht darauf Ved persönlich bis nach Hause zu begeleiten, wo er behutsam den Schlüssel ins Schloss steckte und ihm umdrehte. Er durfte Jays Aufmerksamkeit nicht auf sich lenken, also schlich er ins Haus, bis zu der Dose in der Jay das Geld gesammelt hatte. Zweihundert Euro. Er nahm alles an sich und schlich wieder zur Haustür. Auf halben Weg stieß er jedoch versehentlich gegen ein Regal, ausgerechnet mit seiner rechten Seite, die sowieso schon höllisch weh tat, und er konnte einen schmerzerfüllten Seufzer nicht unterdrücken.

Plötzlich hörte er Jays Stimme: „Ved? Hast du was vergessen?", schallte es von oben. Ved machte kein Geräusch, sondern kauerte sich auf dem Boden zusammen und wartete. Die Sekunden erschienen ihm endlos. Nach ca. drei Minuten ging er leise das letzte Stück bis zur Tür, dann rannte er den Weg entlang zur Grundstücksausfahrt, wo die Chosen auf ihn warteten.

Dort angekommen drückte er Luke das Geld in die Hand. „Hier zweihundert Euro! Mehr hab ich wirklich nicht. Und lasst Cloe in Ruhe. Wir sind nicht mehr zusammen."

Skeptisch musterte Luke ihn. „Wie, ihr seid nicht mehr zusammen? Und das soll ich dir glauben?"

Ved schluckte. „Sie hat mich erst betrogen, dann hat sie mich verlassen."

Er blickte zu Boden, damit niemand sah dass er rot wurde bei dieser Lüge.

„Oh, wie süß, der kleine Veddy lässt sich von so ner Schlampe verarschen.", lachte Luke laut drauflos und alle anderen stimmten mit ein. Dann wand er sich zum gehen, meinte aber noch mit scharfer Stimme: „Na schön, wenn du meinst, dann muss ich dir das wohl glauben. Aber wehe du lügst mich an. Wenn ich dich einmal mit der Schlampe sehe, dann… du weißt schon was dann passiert."

Die anderen Chosen folgten ihrem Anführer, Ron konnte es sich jedoch nicht verkneifen Ved noch einmal kräftig zu schubsen, so dass Ved auf dem harten Steinboden landete und sich die Hände aufschlug. Das Blut tropfte auf den grauen Stein und hinterließ dort eine rote Spur.