One Last Kiss
Vorsichtig rappelte sich Ved wieder vom Boden auf. Er betrachtete seine Hände und wischte sie am Gras ab, was zwar höllisch brannte, aber er war viel zu sehr in Gedanken verloren, als dass er es bemerkte. Er hatte den Chosen also wirklich weisgemacht, dass er von Cloe getrennt war. Nur musste er dafür sorgen, dass dies auch geschah. Niemals könnte er es ertragen noch einen Menschen, den er liebte, zu verlieren. Nachdem Patsy gestorben war, wäre er ihr am liebsten gefolgt, doch er hatte damals nicht den Mut dazu aufgebracht. Patsy! Allmählich kamen alle Erinnerungen, die er so tief verdrängt hatte wieder hervor. Es war die schlimmste Nacht seines Lebens gewesen, neben dem Tod seiner Eltern, aber er durfte seine Zeit nicht mit grübeln vertun. Es gab wichtigeres zu tun. Er musste Cloe beschützen. Und leider sah er keinen anderen Ausweg, als sich wirklich von ihr zu trennen. „Warum war mir nicht gleich klar, in welche Gefahr ich sie bringe, wenn mit mir zusammen ist? Ich hätte das Risiko besser einschätzen müssen, aber nein, ich hab mich ja mal wieder von meinen Gefühlen leiten lassen.", dachte Ved zornig auf sich selbst und machte sich auf den Weg ins Haus.
„Jay?"
„Hab ich mich doch nicht verhört, warum bist du schon wieder da?", fragte sein Bruder neugierig.
„Ich hab ganz vergessen, dass ich noch Hausaugaben machen muss. Ich werd mich dann später mit Cloe treffen.", meinte Ved resigniert.
„Okay, wie du meinst."
Cloe war gerade dabei ihren Kleiderschrank nach einem passenden Outfit für die Party heute Abend bei Ellie zu durchwühlen, als das Telefon klingelte. Sie nah den Hörer ab und sagte: „Hier Cloe."
„Hi Cloe. Hier ist Ved." antwortete die Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Hey Süßer, wo bleibst du den?"
„Ich muss noch Hausaufgaben machen. Ich komm dann sofort zu Ellie. Ist das okay für dich?"
„Klar."
„Okay, bis dann."
„Bye."
Cloe wunderte sich noch einen Moment warum Ved so kurz angebunden war, dann widmete sie sich wieder ihrem Kleiderproblem. Nach einigem hin und her entschied sie sich für ein hellblaues Top und einen schwarzen Minirock mit silbernem Gürtel. Als Accessoires nahm sie noch die sternförmigen Ohrringe und die Kette mit den zwei Herzen als Anhängern, die sie von Ved bekommen hatte. „Perfekt.", sagte sie zu sich selbst und machte sich auf den Weg zu Ellie.
Dort angekommen wurde sie stürmisch von Jack empfangen. „Hey Cloe, wo ist den Ved? Soll ich dir die Jacke abnehmen? Willst du was trinken?" Das war typisch Jack, dachte Cloe und gab ihm eine Antwort auf die ganzen Fragen: „Erstens: keine Ahnung, zweitens: das wäre lieb von dir, drittens: das kann ich auch alleine."
Verdutzt sah Jack sie an, dann grinste er. „Sorry, war wohl etwas viel auf einmal."
„Kann man wohl sagen, aber das mit Ved wundert mich schon etwas. Ich dachte, er währe schon hier." Damit gab sie Jack ihre Jacke und machte sich auf die Suche nach Ellie. Nachdem die beiden sich begrüßt hatten, gingen sie auf die Tanzfläche um sich zu amüsieren.
Etwa eine halbe Stunde später sah Cloe Ved in der Tür stehen und sie lief ihm freudig entgegen. „Hi Schatz. Was ist los? Krieg ich keinen Kuss?"
„Doch sofort.", murmelte er und gab ihr einen innigen Kuss. Als er sie wieder los ließ fragte sie neugierig: „Und, bist du fertig mit den Hausaufgaben?"
„Hausaufgaben? …Ach so, die, äh ja…bin fertig. Darum bin ich auch erst jetzt da."
„Na die Hauptsache ist doch, dass du da bist. Oh, was ist den mit deinen Händen passiert? Sieht echt übel aus.", erkundigte sich Cloe besorgt.
„Ach gar nichts. Bin heute Morgen hingefallen und hab mich mit den Händen abgefangen.", wich Ved aus.
„Sicher, dass alles in Ordnung ist?"
„Jahhhh, das hab ich doch gesagt."
Cloe merkte, dass Ved gereizt war, also wollte sie ihn und sich etwas ablenken: „Wollen wir vielleicht ne Runde tanzen? Dann bist du wahrscheinlich wieder besser gelaunt."
Ved drehte sich suchen um und antwortete: „Nein danke. Jetzt lieber nicht. Hast du zufällig Moz irgendwo gesehen?"
Cloe schlang ihre Arme um ihn und versuchte da weiter zumachen, wo sie gerade aufgehört hatten. „Was willst du denn mit der? Na ja, wenn du nicht tanzen willst, ich könnte auch ne Pause gebrauchen. Soll ich uns was zu trinken holen?"
„Ja, das wäre toll.", meinte Ved und er entspannte sich, als er Moz endlich gefunden hatte. Während Cloe auf dem Weg war die Getränke zu besorgen ging er zu Moz rüber und legte ihr von hinten die Hände über die Augen. „Rate mal wer ich bin!"
Moz riss mit einem Satz seine Hände weg und drehte sich um. „Ved? Was soll das?"
Ved musste seine ganze Überwindungskunst aufbringen um die nächsten Worte zu sagen. „Ich will dich, Baby. Lass es uns sofort hier und jetzt tun."
Moz sah ihn an als wäre er verrückt geworden. „Spinnst du, oder hast du zu viel Alk gesoffen? Darf ich dich daran erinnern, dass du ne Freundin hast?"
„Ach was, die ist doch egal, nur du zählst." Dabei nahm Ved ihre Hand und mit der anderen glitt er ihren Rücken immer tiefer hinunter.
„Jetzt bin ich dir also wieder gut genug? Ach Egal. Na gut, Ved Johnson, du weißt genau dass ich dir nicht widerstehen kann, also lass uns auf Ellies Zimmer gehen.", flüsterte Moz in ihrem verführerischstem Ton. Ved folgte ihr mit gemischten Gefühlen. Einerseits war er froh, dass sein Plan bis hierher so gut geklappt hatte, andererseits graute es ihm davor Cloe so zu verletzen.
In Ellies Zimmer machte er nur ein kleines Licht an, dann begann er Moz beim Ausziehen ihres Tops behilflich zu sein.
Währendessen war Cloe mit den Getränken zurück und da Ved nirgends zu sehen war, fragte sie Jack ob er ihn gesehen hatte. „Ich glaube der ist mit Moz in Ellies Zimmer verschwunden.", erhielt sie als Antwort. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Mit Moz? Ihr Ved? In Ellies Zimmer? Sofort setzte sie sich in diese Richtung in Bewegung und als sie die Zimmertür öffnete, ließ sie vor schreck die Flaschen fallen, die sie sich unter den Arm geklemmt hatte. Ved war gerade dabei Moz inbrünstig zu Küssen, und weiß Gott was zu tun, doch bei dem Lärm der zerschellenden Flaschen war er herumgefahren. „Cloe, es… es tut mir Leid.", stammelte er, aber Cloe war schon Hals über Kopf aus dem Zimmer gestürmt.
Sie schnappte sich wutentbrannt ihre Jacke und hörte nur noch Ellies Stimme, die ihr irgendwas nach rief. Doch sie wollte nichts hören, dazu war sie viel zu enttäuscht, wütend, traurig und verletzt. Sie rannte das ganze Stück bis nach Hause, wo sie feststellen musste, dass sie ihren Haustürschlüssel vergessen hatte. Wütend trat sie gegen die Tür und ließ sich dann auf eine der Treppenstufen fallen.
Plötzlich hörte sie ein knackendes Geräusch aus dem Garten. Als sie aufblickte stand Ellie neben ihr. „Hey Süße, Jack hat mir gesagt was passiert ist."
„Dieses miese Schwein…" Cloe konnte immer noch nicht fassen, was Ved getan hatte.
„Ja, er ist wirklich ein Arsch.", stimmte Ellie ihr zu und setzte sich neben sie.
„Ich hab ihm vertraut und er? Bei der erst besten Gelegenheit macht er mit ner anderen rum."
„Ja, Ved war schon immer ein Bad-Boy."
Cloe sah sie an. „Wahrscheinlich ist es meine eigene Schuld gewesen. Ich wusste ja, dass er ein Weiberheld ist als ich mich auf ihn eingelassen habe."
„So was darfst du gar nicht erst denken.", versuchte Ellie sie zu überzeugen, mit wenig Erfolg.
„Wieso? Warum sollte denn aufgerechnet ich die jenige sein, die den Badboy bekehrt? Es haben doch schon andere versucht und die sind auch kläglich gescheitert."
„Ja, vielleicht hast du Recht, Mädchen glauben immer an das Gute im Jungen. Vielleicht sollten wir aufhören so naiv zu sein." Seufzte Ellie, dann fragte sie: „Willst du nicht mit zu mir kommen? Du solltest jetzt nicht alleine sein."
Cloe stand auf und bedankte sich für das Angebot. „Nein, kein Problem, ich muss mir erstmal über einiges klar werden. Danke und bis morgen Ellie." Damit stand sie auf und ging zu dem Blumentopf unter dem ein Ersatzschlüssel lag.
In ihrem Zimmer angekommen schmiss sich mit samt Klamotten aufs Bett und fing hemmungslos an zu weinen. Schluchzend schlief sie erst nach einigen Stunden ein.
