The Pain of Love

„Meine Güte, Ved! Wer hat dich den verprügelt? Du siehst ja schrecklich aus.", meinte Moz mehr oder weniger ernsthaft besorgt, wobei sie über die blauen Flecken auf Veds Brust strich.

Mit dem Gedanken noch bei Cloe realisierte Ved nun was gerade passiert war und stieß Moz Hand beiseite. Diese war darüber natürlich nicht sehr begeistert. „Hey was soll den das? Ich dachte du willst mich?"

„Ach hau ab.", meinte Ved abwesend, dann zog er sich wieder an und verließ das Zimmer.

Auf dem Flur wartete schon ein ziemlich wütender Jack auf ihn. „Spinnst du eigentlich Ved? Warum hast du Cloe das angetan?"

Ved zuckte die Schultern und sagte: „Du weißt doch, dass ich beziehungsunfähig bin." Dann nahm er seine Jacke und ging.

Er wollte niemanden mehr sehen, nichts mehr hören und vor allem nichts mehr füllen. Die Trauer über die Trennung zerfraß ihn beinahe von innen. In seiner Verzweifelung ging er in den Park wo er und Cloe viele glückliche Stunden verbracht hatten. Er setzte sich ans Ufer des Sees und starrte in den Himmel. Da leuchtete er, ihr Stern. Das Zeichen für ihre Liebe oder was davon übrig geblieben war.

Als Ved am nächsten Morgen aufwachte war er durchnässt vom Tau und ihm war bitter kalt. Zitternd stand er auf und machte sich auf den Weg in Richtung zu Hause. Er musste sich noch eine Ausrede für Jay überlegen warum er einfach die ganze Nacht weg blieb, ohne anzurufen, denn das war gegen ihre Abmachung.

Beim öffnen der Haustür stand Jay schon im Flur und erwartete ihn. „Ved! Wo bist du gewesen?"

Ved sah seinen Bruder an und meinte betont lässig: „Hab wohl etwas zu viel getrunken gestern. Sorry Jay."

Jay ballte die Hände zu Fäusten um seine Wut zu unterdrücken. „Was denkst du dir eigentlich? Du hast dich nicht an die Regeln gehalten, das gibt ne Strafe. Außerdem ist da noch eine Sache, über die ich mit dir reden muss."

Nervös trat Ved von einen Fuß auf den anderen. „Was denn noch?"

„Na ja, es fehlen zweihundert Euro aus der Haushaltskasse. Hast du sie genommen?", fragte Jay unsicher.

„Nein, wie kommst du den da drauf?" Ved blickte zu Boden um nicht rot zu werden.

„Weil sonst niemand in diesem Haus wohnt, außer dir und mir."

„Und deshalb muss ich es gewesen sein?"

Betrete sah Jay ihn an. „Wenn du Geldprobleme hast, kannst du jeder Zeit mit mir darüber reden."

„Natürlich. Ich bin ja sowieso nur ein Penner aus einem Heim, ganz klar, dass ich das Geld genommen habe." Wütend stieß Ved Jay beiseite und rannte in sein Zimmer. Hinter ihm rief sein Bruder: „Zur Strafe wirkst du dich eine Woche lang nicht mit Cloe treffen."

„Sehr gut", dachte Ved, „dann muss ich mir wenigstens keine Erklärung für Jay ausdenken, warum ich mich nicht mehr mit ihr verabrede."

Da es Sonntag war, musste Ved nicht zur Schule, also tat er den ganzen Tag nichts anderes als deprimiert auf dem Bett zu liegen und die Decke anzustarren. Zweimal hatte Jay ihn nun schon zum Essen gerufen, doch er hatte keinen Hunger.

Am nächsten Morgen fühlte er sich trotz über sechzehn Stunden in seinem kuschelig warmen Bett wie gerädert. Das lag wahrscheinlich auf daran, dass er die ganze Nacht kein Auge zu getan hatte.

Als er in der Schule ankam sah er Cloe, Ellie und Jack in einer Ecke des Klassenzimmers stehen und als er Cloe musterte, konnte er sehen, dass auch sie nicht mehr als zwei Stunden geschlafen hatte. Sie blickte kurz zu ihm herüber, dann unterhielt sie sich weiter mit Ellie.

So ging das nun schon vier Tage lang. Ved versuchte zwar so gut es ging Cloe aus dem Weg zu gehen, aber da sie nun mal auf ein und dieselbe Schule gingen, war das nicht immer möglich. Den Rest der Zeit bemühte er sich sie zu ignorieren, aber da sie ihn keines Blickes mehr würdigte, genau wie Jack und Ellie, viel ihm dies ausnahmsweise nicht sehr schwer.

„Hey Ved. Lange nicht gesehen.", wurde Ved von Ram begrüßt.

„Hi Ram.", antworte er matt. „Du ich hab das von dir und Cloe gehört. Tut mir echt Leid für dich." Dabei klopfte er seinem besten Freund auf die Schulter.

„Wieso, war ja eh meine Schuld.", murmelte Ved resigniert und wand sich zum gehen. Doch Ram wollte ihn unbedingt aufheitern. „Ach komm schon, lass den Kopf nicht hängen. Gibt noch tausend andere geile Chicks."

„Wenn du meinst.", dabei faste Ved sich an den Kopf, denn er hatte das Gefühl dass dieser gleich explodieren würde. Und das lag bestimmt nicht nur an den zwei Mathestunden die er schon hinter sich hatte. Ram musterte ihn ernst: „Alles okay, Mann?"

Ved antwortete plötzlich übertrieben gut gelaunt: „Bestens, besten.", dann ging er in den Physikraum.

Am nächsten Tag wurde Ved von Jay geweckt. „Ved, aufstehen. Du hast verpennt." Er öffnete die Augen, schloss sie aber gleich wieder um nicht von dem Sonnenlicht geweckt zu werden, dass dank Jays Hilfe nun fröhlich sein Zimmer durchflutete. Aber das konnte nicht der einzige Grund sein, warum ihm so heiß war. Scheiße, sein ganzer Schlafanzug war verschwitzt. Als er sich verwirrt aufrichtet wurde ihm schwindelig und er ließ sich sofort ins Kissen zurückfallen. „Jay, ich fühl mich nicht so gut, kann ich bitte zu Hause bleiben?" fragte er.

Besorgt setzte sich Jay an sein Bett und legte die Hand auf seinen Kopf. „Mhn, du hast Fieber", murmelte er. „Ich ruf dann in der Schule an und melde dich krank."

„Danke."

„Versuch am besten weiter zu schlafen, wenn du was brauchst, dann ruf mich einfach."

Tatsächlich gelang es Ved zwischenzeitlich einzudösen, jedoch wurde er immer wieder ruhelos von Alpträumen über Patsy, Cloe und den Chosen aufgeschreckt.

Plötzlich hört er Jays Stimme von unten, die ihm befahl essen zu kommen. Bei dem Versuch aufzustehen wurde ihm zwar sofort wieder schwindelig, doch er kämpfte sich tapfer bis zur Treppe vor. Als er schon mehr als die Hälfte die Treppe heruntergetaumelt war, wurde ihm schwarz vor Augen und seine Beine gaben nach.

Jay, der gerade nachgucken wollte, wo Ved blieb, sah nur noch wie sein Bruder zusammenbrach, die letzten Stufen herunter viel und reglos liegen blieb. Sofort fühlte sich Jay an den Tod seiner Eltern erinnert. Geschockt nahm er Ved hoch und fuhr mit ihm zum nächsten Krankenhaus. Dort angekommen sagte man ihm sein kleiner Bruder wäre hier in guten Händen und er solle sich erstmal bei einem Kaffee von dem Schock erholen.

Nachdem Jay zwanzig Minuten gewartet hatte, kam einer der Ärzte und teilte ihm mit, dass Ved sich zwar keine Schäden von dem Sturz zugezogen hätte, aber an einer akuten Lungenentzündung litt und einige Tage im Krankenhaus bleiben müsse. Erleichtert wollte Jay sich bedanken und nach Ved sehen, doch der Arzt hielt ihn zurück. „Ihr Bruder hat einige Wunden und blaue Flecke, die unmöglich von einem Sturz kommen können. Wissen sie, ob er zu Hause geschlagen wird?"

Irritiert sah Jay den Arzt an. „Äh nein, äh ja, ich bin mir ganz sicher, dass er nicht geschlagen wird. Unsere Eltern sind tot müssen sie wissen, und ich schlag ihn ganz bestimmt nicht. Ich werd ihn sofort fragen, wenn er wach ist."

Der Arzt schien zwar überzeugt von Jays Erklärungen, jedoch meinte er: „Lassen sie ihm noch etwas Zeit, sie sollten nichts überstürzen viele Jugendliche reagieren sehr aggressiv, wenn man sie direkt darauf anspricht."

Benommen kam Ved nach zwei Stunden zu sich. Er konnte die Umrisse eines Krankenhauszimmers erkennen und dass Jay neben seinem Bett eingeschlafen war. „Jay? Was ist passiert?", krächzte er mit trockenem Hals. Erschrocken schnellte Jay hoch. „Was? Oh Ved, du bist wach. Du bist im Krankenhaus, hast eine Lungenentzündung und wirst wohl noch ein paar Tage hier bleiben." Ved wollte noch fragen, wie er hierher gekommen war, jedoch vielen seine Augen vor Müdigkeit schon wieder zu.