Tell Me What's Wrong With You

Jay hatte vor einigen Minuten einen Anruf von einem ihm unbekannten Mann erhalten, der meinte, dass er seinen Bruder abholen müsse. Sofort setzte sich Jay in sein Auto und fuhr zum Jahrmarkt. Er machte sich schreckliche Sorgen um Ved. Was konnte bloß passiert sein? Warum konnte Ved nicht alleine nach Hause kommen?

Nachdem er den halben Jahrmarkt abgesucht hatte, fand er endlich das „Spukhaus", wo Jimmy schon auf ihn wartete. „Hallo, ich bin Jimmy Streator, mit mir haben sie vorhin telefoniert." Atemlos fragte Jay: „Wo ist mein Bruder? Was ist passiert?"

Jimmys Antwort war kurz, aber sie reichte aus, um Jays Gesicht kreidebleich werden zu lassen. „Ich weiß nur, dass ihr Bruder und ein Mädchen schon fast am Ausgang waren, da sie mich kurz zuvor passiert hatten. Dann hörte ich auf mal einen Schrei des Mädchens und als ich nach dem Rechten sehen wollte, wurde das Mädchen von mehreren Kerlen bedrängt, einer versuchte wohl sie zu vergewaltigen."

„Oh mein Gott. Wissen sie, ob das Mädchen Cloe hieß?", unterbrach Jay ihn.

„Tut mir leid, den Namen weiß ich leider nicht."

„Und was ist mit meinem Bruder?"

Eine Pause entstand. „Nun ja, er saß da wie erstarrt. Ich habe zwar versucht mit ihm zu reden, aber er hat nichts wirklich Sinnvolles gesagt."

Jay bedankte sich, dann ging er in den Raum, wo Ved in einer Ecke eingewickelt in eine Decke saß. Er kniete sich zu seinem Bruder und sagte sanft: „Ved? Ich bin's, Jay."

Plötzlich sah Ved ihn direkt an und seine Augen hörten auf ins Leere zu starren. Stattdessen füllten sie sich mit Tränen und er ließ sich schluchzend gegen Jay fallen.

„Es ist so furchtbar…", schniefte er.

Jay nahm ihn in den Arme und hielt in fest. Immer wieder murmelte er: „Schon gut Kleiner, alles wird wieder gut. Ich werde dafür sorgen, dass dieser Kerl dir nie wieder etwas antun wird."

Es waren etliche Minuten vergangen, bis Jay Ved soweit beruhigen konnte, dass sie zusammen nach Hause gehen konnten. Dort angekommen zog er seinem Bruder die Jacke aus, dann setzten sie sich beide auf die Couch. Jay wollte warten bis Ved das Gespräch suchte, was er nach einer Weile auch tat. „Wo ist Cloe?"

„Soweit ich weiß ist sie im Krankenhaus."

„Dann fahr mich zu ihr!"

„Das geht jetzt nicht. Sie braucht Ruhe."

„Aber ich muss doch zu ihr. Muss ihr alles erklären."

Jay nahm Veds immer noch zitternde Hand und meinte ganz vorsichtig. „Wie wäre es, wenn du mir erstmal erklärst was passiert ist, dann ruf ich gleich im Krankenhaus an und frage nach wie es Cloe geht?"

Schweigen. Dann schluckte Ved und sagte mit monotoner Stimme: „Ich kann nicht."

Jay sah ihn an. „Okay, wie wäre es, wenn ich dir sage, was ich denke was geschehen ist und du sagst nur ja oder nein?" Ved nickte.

„Damals als du die Lungenentzündung hattest, da hat mir der Arzt gesagt, dass du noch andere Verletzungen hattest." Die nächsten Sätze vielen Jay sehr schwer zu sagen.

„Ich glaube, dass du von diesen Leuten verprügelt wurdest. Stimmt das?"

Kaum merklich nickte Ved.

„Oh Ved, es tut mir so leid. Hätte ich das gewusst. Der Arzt hat mir gesagt, dass ich dich nicht direkt darauf ansprechen soll, bitte verzeih mir."

Überrascht durch den Gefühlsausbruch seines Bruders murmelte Ved: „Schon gut, ist ja nicht deine Schuld. Du hast mich ja nicht verprügelt."

„Aber ich hätte viel eher reagieren müssen, hätte dich danach fragen müssen. Spätestens als ich gemerkt hatte, dass schon wieder Haushaltsgeld fehlte, war ich mir ziemlich sicher, dass du ein Problem hast. Ich dachte nur, es wäre kein so großes und du würdest mich wohl um Hilfe bitten, wenn ich dir Zeit lasse."

„Hätte ich dir bloß früher alles erzählt,", schluchzte Ved, „dann wäre das heute vielleicht gar nicht passier."

„Schon gut, dass kannst du nicht mit Bestimmtheit sagen. Ihr hattet noch Glück im Unglück, wenn der Mann nicht gekommen wäre, oh Gott, ich mag gar nicht daran denken, was dann passiert wäre."

Jay richtete seinen Blick wieder auf Ved und bemerkte, dass etwas nicht stimmte. „Ved?" fragte er vorsichtig. Ved sah ihn entgeistert an, wieder hatte er die Bilder von Patsy vor seinen Augen. Doch diesmal entschied er sich darüber zu reden. „Es ist schon Mal passiert … Damals … meine erste Freundin … Patsy. Die Chosen haben sie vergewaltigt und ich konnte gar nichts tun. Ich konnte ihr einfach nicht helfen, Jay."

Weinend vergrub er seinen Kopf zwischen den Händen. „Schhhh, schon gut, es war nicht deine Schuld Ved, gegen diese Leute hattest du keine Chance.", versuchte Jay ihn zu trösten.

Nachdem sich Ved wieder einigermaßen beruhigt hatte, schnitt Jay ein Thema an, dass ihm zu diesem Zeitpunkt zwar nicht unbedingt passend erschien, aber er dachte, es würde Ved vielleicht helfen besser damit fertig zu werden. „Da sie diesen Luke diesmal erwischt haben, wird es wohl zu einer Gerichtsverhandlung kommen. Hoffentlich landet er im Gefängnis und kommt nie wieder raus. Die Chancen stehen nicht schlecht, immerhin gibt es jede Menge Zeugen. Und vielleicht wäre Patsy ja auch bereit auszusagen was damals geschehen ist. Dann ist es sehr gut möglich, dass Luke für einige Jahre in den Bau wandert."

Ohne seinen Bruder anzusehen antwortete Ved. „Das wird sie nicht tun. Sie ist tot. Sie hat danach Selbstmord begangen."

Geschockt rief Jay: „Das tut mir so leid. Ved, ehrlich." Dann brachte er seinen kleinen Bruder ins Bett und wartete bis er eingeschlafen war. „Was Ved schon alles hatte durchmachen müssen.", dachte Jay traurig „Ich dachte immer, ich hatte es schwer, da ich neben unseren Eltern auch noch Rochelle verloren habe, aber Ved musste viel mehr leiden. Hätte ich ihn damals bloß nicht im Stich gelassen."


ja, du solltest auf jeden fall weiter schreiben. ich werds ganz bestimmt lesen. was sind denn deine anderen sachen?