It Takes My Pain Away
Als Cloe erwachte hörte sie dumpfe Stimmen, als wären diese ganz weit weg und ihre Ohren in Watte gepackt. „Ihr Tochter hat ein Beruhigungsmittel bekommen………………Hier ist ihre Kleidung….Was ist mit ihr passier?...Das weiß ich nicht mit hundertprozentiger Sicherheit….aber wahrscheinlich wollte man sie vergewaltigen…Oh mein Gott….."
Langsam öffnete sie die Augen und schloss sie sogleich wieder, obschon es in dem Zimmer angenehm gedämpftes Licht gab. Schemenhaft hatte sie eine Frau an ihrem Bett sitzen sehen, ihre Mutter? Noch bevor sie länger darüber nachdenken konnte war sie schon wieder eingeschlafen.
Auch Ved wälzte sich unruhig in seinem Bett hin und her. Ständig verfolgten ihn die Bilder von Patsy und Cloe in seinen Träumen, bis er es nicht mehr aushielt und aufstand.
Im ganzen Haus war es dunkel, also war Jay wohl schon ins Bett gegangen. Leise zog er sich seine Schuhe wieder an schlich zu Tür. Er musste hier raus, er konnte sie nicht länger ertragen, seine Gedanken. Draußen spiegelte sich der Halbmond in einem Fenster und Ved musste sich zwingen nicht nach oben zu gucken und nach Cloes Stern zu suchen.
Langsam ging er weiter in Richtung eines Ortes, den er schon sehr lange nicht mehr besucht hatte. Dem Friedhof. Doch den Weg zu Patsys Grab kannte er immer noch auswendig. Das Problem war eher das geschlossene, schwere Eisentor zu überwinden. Als er merkte, dass er nicht mehr die Kraft hatte sich herüber zuhieven, kroch er durch ein winziges Loch in der Hecke. Obwohl die Dornen sich überall in seine Haut bohrten schien er sie überhaupt nicht zu bemerken. Sein innerer Schmerz war viel zu größer.
Nachdem er dem schmalen Weg vorbei an den alten Eichen gefolgt war, stand er vor Patsys Grab. Es war genauso wie er es in Erinnerung gehabt hatte, ihre Mutter legte immer noch jeden Tag eine weiße Rose, ihre Lieblingsblume, auf das Grab. Natürlich war er früher schon nur bei Nacht hergekommen, denn ihre Mutter wäre alles andere als begeistert gewesen ihn dort anzutreffen. Schließlich war er Schuld an dem Tod ihrer Tochter, oder das dachte er zumindest.
Einige Zeit war vergangen in der Ved nur dastand und auf das Grab blickte, dann ging er über die Steine, die seitlich verlegt waren auf einen kleinen, sehr Dichten Strauch des ziemlich verwahrlosten Nachbargrabes zu und steckte seine Hand in den Strauch um nach etwas zusuchen. Tatsächlich, es war noch da, sein altes Tagebuch, verpackt in eine alte Plastiktüte und nun ein wenig heruntergekommen. Vorsichtig öffnete er die erste Seite. Damals hatte er das Buch angefangen um mit seinen Gefühlen klar zukommen. Er tat meist so als wäre Patsy noch da und schrieb in dem Buch was er ihr immer schon sagen wollte, was er den ganzen Tag gemacht hatte, wie sehr er sie vermisste. Meistens endeten die Einträge damit, wie leid ihm alles tat.
Ved durchblätterte das Buch und überflog die Seiten. „Liebe Patsy…du fehlst mir so wahnsinnig…ich werde dich immer lieben. Heute haben mich die Chosen wieder verprügelt…ich halt es nicht mehr aus. Ich denke ich werde zu dir kommen…"
Dann fand er einen Text, an den er sich schon fast nicht mehr erinnern konnte.
Part of me won't go away
Everyday reminded how much I hate it
Weighted against the consequences
Can't live without it so it's senseless
Want to cut it out of my soul
And just live with a gaping hole
Take control of my life
And wash out all the burnt taste
I made the problems in the first place
Hang my head low cause it's part of me
You hardly see right next to the heart of me
Heard of me the routine scar
New cuts cover where the old ones are
And now I'm sick of this
I can't stand the sandpaper thoughts that grade away on my sanity
I rather not even be then the man that's staring in the mirror through me
Cut myself free willingly
Stop just what's killing me
I feel it everyday
I feel I made my way
I feel it swell up inside, swell up inside
Swallowing me
It can't be frightening if you've never felt it
Once it's been dealt with you feel like you've been touched by something angelic
And then melted down into a pool of peace
Cease to be the animal he used to be
Remove the broken parts you know were wrong
And feel the karma when the problem's all gone
And then you start to see another piece of yourself that you can't let be
And that reason'll last fight to free yourself
Take it to the depths of the bottom of the well
And now you know you can choose to lose the part in your heart
Where your insides bruise
You can live if you're willing to
Put a stop to just what's killing you
Alive in me, inside of me, a part of me screams away silently
This part of me won't go away, part of me won't go away
Everywhere I look around I see how everyone aught to be
Every time I see myself I see there's always something wrong with me
Cut myself free willingly
Stop just what's killing me
Nachdem Lesen kam die Erinnerung wieder. Jetzt wusste er wieder wie er es damals doch geschafft hatte weiterzumachen. Er hatte einfach ein Messer genommen und sich immer wieder selbst verletzt. Der körperliche Schmerz wurde größer als der seelische, und er konnte ihn überwinden. Er dachte daran was es für ein Gefühl war, das Blut über seine Arme strömen zu spüren, der Schmerz nahm ihn mit, weit, weit weg von all den bösen Dämonen, den Erinnerungen. Es war, als würde er Patsy, seine Schuldgefühle ihr gegenüber und die Chosen einfach aus seinem Herz schneiden. Patsy hatte ihm damals gezeigt, was Freiheit war, doch dies war auch eine Art von Freiheit, eine andere, aber immerhin die einzige die er noch hatte.
Einmal hatte Cloe ihn gefragt woher die Narben an seinen Armen kämen, da hatte er stolz geantwortet: „Aus einem anderen Leben, einem Leben, dass ich zum Glück losgeworden bin."
Doch jetzt hatte ihn dieses Leben wieder eingeholt. Er war gerade so glücklich gewesen. Vielleicht zu glücklich? Vielleicht hatte er es einfach nicht verdient wieder glücklich zu sein, nachdem was er Patsy angetan hatte. Oder er gehörte einfach zu den Menschen die nie Glück hatten, denn er hatte schon so unendlich viel Pech im Leben gehabt: den Tod seiner Eltern, sein Bruder, der ihn im Stich gelassen hatte, das Heim, die Chosen, die ständigen Demütigungen. Aber nein, das konnte nicht sein, Cloe war sein ganzes Glück! Doch er hatte sie ja jetzt verloren… Egal, das würde eh nichts an der Situation ändern.
Langsam krempelte Ved sein Sweatshirt hoch und entblößte seine Arme. Er starrte eine Weile auf die Narben, dann hatte er sich entschieden, er musste nur noch das passende Werkzeug finden. Aber das schien kein Problem zu werden, war es früher auch nicht, auf einem Friedhof gab es immer irgendwelche scharfen Gegenstände. Er entschied sich für die Glasscherbe, die drei Gräber weiter lag. Erst überlegte er, ob er vielleicht nicht doch Patsy folgen sollte, doch er hatte es damals schon nicht übers Herz gebracht, also würde er diesmal wahrscheinlich auch nicht den Mut dazu aufbringen. Wenigstens hatte er noch das betäubende Gefühl des Schmerzes als das erste Blut floss und die alten Narben sich wieder öffneten. Der Schmerz nahm ihm alle Gedanken an Patsy und Cloe.
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