I'm Too Weak To Face Me
Als Ved aufwachte schien bereits die Sonne durch sein nicht verschlossenes Fenster. Orientierungslos streckte er die Hände aus bis er plötzlich etwas Weiches spürte. „Cloe?", dachte er verwundert. Dann strich seine Hand weiter nach oben, bis sie auf Haare traf, lange Haare. Also konnte es Cloe schon mal nicht sein. „Moz?", fragte er mürrisch.
Die Person neben ihm richtete sich auf und sah ihn mit wütendem Gesicht an. „Danke Ved, ich heiße Sarah."
Peinlich berührt murmelte Ved: „Sarah, natürlich. Tut mir Leid."
Doch besagte Sarah war schon dabei sich anzuziehen und aus dem Haus zu stürmen. „Sarah, warte…", bemühte er sich vergeblich, dann lies er sich wieder in sein warmes, kuscheliges Bett fallen. Nach einigen Minuten trieb ihn jedoch der Hunger runter in die Küche, wo er im vorbeigehen auf die Taste des Anrufbeantworters drückte. „Piep…Hi Ved, hier ist Lisa, meld dich doch bitte mal wieder bei mir…Piep…Veddylein hier spricht Moz, ruf mich bitte zurück…Piep…Hey Ved hier ist Caroline, wollte nur mal fragen wann du wieder Zeit hast, die Nacht war wirklich unglaublich, das können wir ruhig mal wieder machen."
Wer zur Höhle war Caroline? Ved konnte sich nicht mehr an sie erinnern. „Piep…Hier ist Cloe…" „Cloe?" Veds Herz fing an zu klopfen und freudig rannte er zum Anrufbeantworter. „Cloe Fisher, ich wollte mich nur dafür bedanken, dass du mich nach Hause gebracht hast, und für das danach natürlich auch. Piep. Keine weiteren Nachrichten."
„Cloe Fisher also.", dachte Ved enttäuscht. Nicht seine Cloe, die Cloe die er so sehr vermisste. Denn es gab einfach keine andere für ihn. Für niemand anderen konnte er so empfinden wie für Cloe. Obwohl die beiden schon eine Zeit lang zusammen gewesen waren, lief ihm bei ihren Berührungen immer noch ein wohliger Schauer über den Rücken. Egal mit wie vielen Mädchen er noch in Bett gehen würde, keine konnte Cloe auch nur annähernd das Wasser reichen.
Einen Tag später wachte Ved erneut orientierungslos in seinem Bett auf. Sein Kopf schien fast zu platzen als er sich aufrichte. Wenn er noch eine Erinnerung an den letzten Abend gehabt hätte, wüsste er jetzt warum sein Kopf so wehtat. Alkohol hatte schon immer eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf ihn gehabt. Benommen setzte er sich auf die Bettkante, wobei er auf einen auf dem Boden liegenden Zettel trat. Überrascht bückte er sich, was ihm sein Kopf sofort übel nahm. Zitternd hielt er das Blatt in den Händen, wobei ihm erst jetzt auffiel, dass seine linke Hand in einen weißen Verband gepackt und das Blatt teilweise mit Blut befleckt war.
She can't hide no matter how hard she tries
Her secret disguise behind her lies
And at night she cries away her pride
With eyes shut tight, staring at her inside
All her friends know why she can't sleep at night
All her family asking if she's all right
All she wants to do is get rid of this hell
But all she's got to do is stop kidding herself
She can only fool herself for so long
She can only fool herself
I'm too weak to face me
I never know just why you run
So far away, far away from me
I never know just why you run
So far away, far away from me
When it comes to how to live his life
He can't be told
Says he's got it all under control
Thinks he knows it's not a problem he's stuck with
But in reality, it'd be a problem to just quit
An addict and he can't hold the reigns
The pain is worse cause his friends have it the same
Tries to slow down the problem he's got
But can't get off the carousel
Until he makes it stop
He can only fool himself for so long
He can only fool himself
Beim Lesen kam allmählich auch seine Erinnerung zurück. Trostlos hatte er in seinem Zimmer gesessen und die Decke angestarrt. Warum war sie einfach weg gegangen, ohne sich zu verabschieden? Warum war sie einfach weggelaufen? Warum? Warum? Warum? War er wirklich der einzige Grund? War sie nur wegen ihm nicht mehr hier? Warum hatte sie IHN dann nicht gebeten zu verschwinden? Er hätte es sofort getan, wenn es ihr helfen würde die Sache zu überwinden. Diese Fragen rarsten immer wieder durch seinen Kopf.
„Ach sie macht sich doch nur was vor, wenn sie denkt so ihre Probleme lösen zu können, bitte, das ist dann nicht mehr meine Sache.", dachte Ved ärgerlich, doch in Wirklichkeit war es fast wahnsinnig vor Sorge nicht zu wissen wie es ihr ging. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus und er ging ins Badezimmer um sein Gesicht unter Wasser zu halten. Oder vielleicht wollte er auch etwas ganz anderes? Vielleicht wollte er einfach die Rasierklingen benutzten, die im kleinen Wandschränkchen hinten links in der Ecke lagen. Vielleicht wollte er das Blut einfach nur fließen sehen. Als er sich vom Wasserkran wieder aufrichtete, sah er in sein Gesicht. Wasser tropfte ihm vom Kinn und das Nass des Wassers vermischte sich langsam mit seinen Tränen. Er konnte sein eigenes Spiegelbild nicht länger ertragen. Er war zu schwach dafür. Doch einfach weggucken konnte er auch nicht. Wütend starrte er sich selbst im Spiegel an und die Wut wurde immer größer. Wie hatte er Patsy das antun können? Wie hatte er Cloe das antun können? Mit einem Ruck riss er seine Hand zurück, ballte seine Faust und schlug gegen den Jungen der ihn scheinbar herausfordernd anzublicken schien. So als wollte er sagen: „Du traust dich ja eh nicht. Dazu fehlt dir der Mut. Du hast ja nicht mal Patsy und Cloe helfen können." Scheppernd ging der Spiegel zu Bruch und sein Spiegelbild verschwand.
Das gab Ved zwar eine gewisse Befriedigung, aber dafür blutet seine linke Hand jetzt stark und er fühlte einen brennenden Schmerz. Erst wollte er zusehen, einfach nur zusehen wie das Blut floss und den Schmerz genießen wie er es früher schon so oft getan hatte, aber er zwang sich dazu damit aufzuhören. Schnell hielt er die Hand unter Wasser und wickelte dann einen ehemals weißen, der vom vielen benutzen jedoch schon leicht vergilbt war, Verband drum herum, was die Blutung sofort stoppte.
Er konnte nur hoffen, dass die Schnitte nicht so tief waren, dass sie genäht werden mussten.
„Schreiben, schreiben…", dachte Ved panisch und suchte in seinem Zimmer nach Stift und Papier, „schreib alle deine Gefühle auf, dass ist tausend mal besser als sich aufzuschlitzen."
So war das Geschriebene also entstanden.
Weiterhin konnte sich Ved noch daran erinnern, dass er die Scherben des Spiegels aufgefegt hatte und sich dabei eine Ausrede für Jay hatte einfallen lassen. Dann hatte es auch schon an der Tür geklingelt. Es war Ram, die beiden hatten sich nach dem „kleinen" Zwischenfall mit Cloe wieder vertragen und er wollte Ved zu einer LAN-Party bei Jack abholen. Ved wollte erst absagen, da er mit der kaputten Hand sowieso nicht hätte spielen können, doch Ram hatte ihn überredet trotzdem mit zu kommen. Danach konnte er sich an nichts mehr erinnern, das war wohl der Zeitpunkt wo der Alkohol, den es dort in Massen gab, angefangen hatte zu wirken.
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