Without Jealousy There Is No Love
Als Cloe am nächsten Tag nach Hause kam, erwartete sie ihre Mutter schon. „Cloe, bist du okay? Es tut mir ja so leid, ich wollte dich nicht verletzten, aber der ganze Stress in der Firma ist mir einfach zu viel geworden. Ich weiß doch wie viel du kannst. Daran darfst du nie zweifeln."
Skeptisch blickte Cloe ihre Mutter sie an. „Und das soll ich dir jetzt glauben?"
„Bitte glaub mir. Ich kann das manchmal nicht so zeigen, wie sehr ich dich lieb hab. Tut mir leid."
„Schon okay.", murmelte Cloe.
„Nein ist es nicht. Aber ich hab immer Angst, dass Mal eine Zeit kommt in der ich nicht mehr da bin und ich mich nicht mehr um dich kümmern kann. Ich will nicht, dass du dann nicht mehr klar kommst. Du darfst dich nicht zu sehr auf mich verlassen, ich bin die einzige Familie die du noch hast, ganz zu schweigen von dem Nichtsnutz von deinem Vater...daher, wenn ich mal nicht mehr da bin, dann sollst du auf eigenen Beinen stehen können. Ich will, dass du für dich selbst sorgen kannst.", meinte ihre Mutter mit Tränen in der Stimme.
„Ma? Wie kommst du darauf? Ist etwas mit dir nicht in Ordnung?", fragte Cloe besorgt.
„Doch doch, alles bestens. Nur bei meinem Beruf sieht man manchmal schreckliche Dinge, weißt du. Und ganz ungefährlich ist er ja auch nicht."
Cloes Mutter war Reporterin und sie war verdammt gut in dem was sie tat. Denn sie liebte ihre Arbeit, auch wenn sie oft gerne mehr Zeit für ihre Tochter gehabt hätte. Sie musste häufig viel riskieren um eine so spannende Story zu bekommen, von der es einigen Leuten oft lieber wäre wenn sie nicht darüber berichtete. Einmal war sie sogar von einem korrupten Firmenchef angeschossen worden. Jenes war mit der schrecklichste Moment in Cloes Leben gewesen. Nicht zu wissen ob ihre Mutter überleben würde, oder ob sie von nun an ganz alleine auf der Welt wäre…
Nun sah sie ihre Mutter fragend an. „Woran arbeitest du den gerade?"
„Ich recherchiere über eine Tierversuchstation auf einer Insel einige Meilen von hier. Was die die mit den Tieren machen, dass würde ich ja nicht mal deinem Vater gönnen…"
Beide lachten. Dann ergriff ihre Mutter erneut das Wort: „Cloe du kannst alles erreichen was du nur willst, glaub mir. Das darfst du nie vergessen." Wo hatte Cloe das gestern bloß schon gehört? „Du wirst jetzt zu einer Frau. Doch, wirklich du bist in letzter Zeit sehr erwachsen geworden. Trotzdem, du wirst immer meine Tochter sein. Die hübscheste Tochter die es gibt. Und ich weiß, dass du auch ohne mich klar kommen würdest."
Versöhnlich umarmten sich beide und danach widmeten sie sich gemeinsam dem Chaos in der Wohnung.
„Cloe, warum musst du bloß immer alles liegen lassen? Daran müssen wir aber noch arbeiten…"
„Tja, erwachsen werden ist halt manchmal nicht ganz einfach."
„Und erwachsen sein auch nicht.", konterte ihre Mutter grinsend.
Cloe und Dal saßen über ihren Chemiehausaufgaben und lachten weil Dal mal wieder einen mehr oder weniger guten Witz gerissen hatte. Doch in Wirklichkeit war Cloe so gut gelaunt weil Ved sie gleich besuchen würde und sie dann zusammen mit Dal und ihrer neuen Freundin Amber in einen neu eröffneten Club gehen wollten. Vielleicht war das Leben ja gar nicht so schlecht zu ihr, dachte Cloe. Nach einer Pechphase konnte es ja nur bergauf gehen.
Mittlerweile hatten sie und Dal jegliche Lust an Chemie verloren und verbrachten die Zeit mit Warten auf Ved indem sie sich gegenseitig mit Tinte bespritzten. Dal hatte schon einige Treffer erzielt, da schrie Cloe mit einem Blick auf die Uhr auf. „Scheiße, Ved müsste jeden Moment vor der Tür stehen. Mach mich mal bitte schnell sauber."
Sie hielt ihm ein Tuch hin und Dal machte sich behutsam daran ihr die Tinte aus dem Gesicht zu wischen, wobei sie fast Kopf an Kopf saßen.
Da ging plötzlich die Tür auf und Ved trat hinein. Ungläubig blieb er am Pfosten stehen und starrte die beiden an. Cloe, die nicht so ganz wusste wo sein Problem lag, ergriff sofort das Wort. „Was hast du Ved? Ja, okay ich sehe schrecklich aus, aber Dal ist gerade dabei mich sauber zu machen."
„Na dann will ich nicht weiter stören." Ved drehte sich um und machte auf dem Absatz kehrt.
„Warte!", rief Cloe ihm nach und suchte verzweifelt ihre Schuhe. Als sie sie gefunden hatte rannte sie ihm nach und erreichte ihn schon ein ganzes Stück von ihrem Haus entfernt.
„Was hast du denn?", wollte sie ehrlich wissen und packte ihn am Arm.
„Kannst du dir das nicht denken?" Er riss sich los und marschierte weiter.
„Nein kann ich nicht. Sag nicht es ist wegen Dal…"
Wütend blickte er sie an. „Natürlich ist es wegen Dal. Ständig hängst du mit ihm rum."
„Er hilft mir bei Chemie."
„So nennt man das also heute…"
Cloe schaute verletzt zu Boden. „Du wirst gemein Ved."
„Cloe, fast jedes Mal wenn ich dich anrufe ist der Kerl gerade bei dir und du sagst mir da läuft nichts."
„Ich sage es weil es die Wahrheit ist. Seit wann bist du eigentlich so eifersüchtig? Ich mache dir ja auch keine Szene, wenn du mal bei Ruby bist."
„Da hast du auch gar keinen Grund zu. Ich kann dich nicht kontrollieren, das geht bei einer Fernbeziehung nun mal nicht…"
Allmählich wurde Cloe wütend. Das war ja lächerlich, was Ved ihr da unterstellen wollte. Sie und Dal? Niemals. Also sagte sie in scharfem Ton. „Du willst mich kontrollieren? Ved, eine Fernbeziehung besteht nun mal ganz besonders aus Vertrauen und wenn du mir nicht vertrauen kannst, dann kann ich dir auch nicht helfen."
Dann drehte sie sich um und lief zurück nach Hause. Eigentlich hatte sie gehofft, dass Ved ihr nachlaufen würde um sich bei ihr zu entschuldigen, doch so langsam sie auch lief, hinter sich hörte sie keine Schritte.
Als Amber um acht bei ihr auftauchte war Cloes Stimmung auf dem Tiefpunkt angekommen. Dals sämtlich Versuche sie aufzuheitern waren fehlgeschlagen. Da konnte nur noch weiblicher Zuspruch helfen. Nachdem Cloe Amber erzählt hatte was passiert war, fühlte sie sich auch gleich besser.
Amber spielte mit ihren Haaren während sie Cloe riet die Sache nicht zu ernst zu nehmen. „Cloe Schatz, lass ihn doch erstmal schmollen. Der beruhigt sich schon wieder. Außerdem ist Eifersucht doch auch ein Liebesbeweis."
„Seit wann das denn?", wollte Dal wissen.
„Na ja, Jungs sind nur eifersüchtig, wenn ihnen viel an dem Mädchen liegt. „Eifersucht ist die Seele der Liebe" lautet zum Beispiel ein japanisches Sprichwort."
„Und ich dachte immer Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.", warf Dal grinsend ein. Wofür er aber direkt einen Tritt gegen das Schienbein von Amber bekam. „Das muntert Cloe jetzt auch nicht gerade auf… Aber ich weiß was dich ablenkt. Komm, mach dich fertig wir gehen jetzt in den Club."
Skeptisch sah Cloe sie an. „Club?"
„Ja genau. Du lässt dir doch von einem Typen nicht den Abend verderben."
Amber hatte Recht. Hier zu sitzen und Trübsal zu blasen würde auch nichts bringen. Ved war ein Idiot, aber darauf würde er schon selber kommen. „Gebt mir fünft Minuten und ich bin fertig.", rief Cloe und stürmte in ihr Zimmer.
Im Club angekommen war Cloes Stimmung schon wieder besser und sie fing an sich zu amüsieren. Die Tanzfläche war richtig voll und schon bald hatte sie Ved aus ihren Gedanken verdrängt.
Plötzlich merkte sie wie jemand von hinten einen Arm um sie legte. Normalerweise hätte sie diesen sofort weg geschlagen, doch der Alkohol machte sie friedfertiger als sonst. Sie drehte sich um und blickte direkt in Lexs Augen. „Oh. Hi Lex. Was machst du den hier?"
Lasziv strich sich Lex die Haare hinter die Ohren und raunte: „Hi Babe. Ich bin extra nur wegen dir den ganzen weiten Weg von Wellington nach hier gefahren."
„Na wenn das so ist.", grinste Cloe mehr oder weniger geschmeichelt.
„Kannst du dich noch an deiner erste Party in Wellington erinnern? Da warst du noch nicht mit diesem Trottel Ved zusammen."
Cloe wusste genau was er meinte. Damals hatten die beiden sich ziemlich gut amüsiert. „Ja, ich kann mich dunkel erinnern."
„Vielleicht können wir ja da weiter machen wo wir aufgehört haben, Babe.", versuchte Lex sie zu umgarnen.
„Vielleicht. Aber ich möchte erstmal was trinken."
Sofort ging Lex los um ihr einen Drink zu besorgen. „Der Kerl macht sich scheinbar wirklich Hoffnungen.", dachte Cloe. „Dabei will ich doch nur ein bisschen mit ihm spielen." Eigentlich war dies zwar nicht ihre Art, aber irgendwie musste sie ja den Ärger mit Ved vergessen. Und Lex konnte das haben, er war es ja gewöhnt des Öfteren abgewiesen zu werden.
Als Lex mit einem Bier in der Hand wiederkam verzog Cloe die Augenbraun. „Bier?"
Schulterzuckend setzte er sich neben sie und rutschte sehr dicht an sie heran. „Ja, ich weiß, Bier schmeckt nicht so gut wie du…" Dabei begann er an ihrem Ohrläppchen zu knabbern. Ein genüsslicher Seufzer führ Cloe über die Lippen. Scheinbar wusste Lex wirklich was er da tat, dass hätte sie ihm gar nicht zugetraut. Jedenfalls fühlte es sich sehr gut an und wer weiß, vielleicht hatte der gute Lex ja noch ganz andere Qualitäten. Cloe wurde gerade wirklich in Versuchung geführt. Für einen kurzen Moment wollte sie schon nachgeben und Lex zurückküssen, dann beschloss sie noch einmal darüber nachzudenken. Während sie so da saß hörte sie dem Lied zu was gerade gespielt wurde. The 411 mit „Dumb".
Up,
up the feeling, this is revealing
Boy, I didn't know you cared
Must've been up on the weekend, in the club freakin'
Boy, I could see your stare
You were lookin' right at me, lookin' right back we
Knew there was something there
And I know you knew that if we did do this
It would be an affair
'Cos my man's at home, looking at the finger his ring goes on
He got trust in me, how am I gonna live with myself if I cheat
That'd be dumb, diggy diggy di dumb
Da don't want none
'Though I know it'd be fun to get some
Gotta run now, gotta go, gotta get home
'Cos my baby boy's on his own
Up on the dancefloor, then you go
ask for
A night in with me
But you know that ain't gonna happen, I won't get trapped in
This, see it just ain't me
And you could try seduce me, but it's no use see
I'm in love with my baby
And I won't let you in, mess up and ruin
To do that I'd be crazy
There's
no way I'm gonna play
I don't care what you gon say
Even tho'
you make me crazy
I won't risk losin' my baby
Das Lied passte ja wie angegossen zu ihrer Situation. Und es stimmte, diese kleine Abenteuer würde es nicht wert sein Ved für immer zu verlieren. Sie würde jetzt nicht alles ruinieren, nur für ein One-Night-Stand. So was tat sie nicht, wenn sie sich in einer Beziehung befand. Sie wusste Treue zu schätzen und erwartete diese auch von ihrem Partner.
„Bitte, Lex hör auf.", sagte sie entschlossen.
„Gefällt es dir denn nicht?", fragte Lex und machte einfach weiter.
„Doch, aber darum geht es nicht. Ich bin immer noch mit Ved zusammen."
Dies schien für Lex kein passender Grund zu sein aufzuhören. Energisch stieß Cloe ihn bei Seite. „He…Babe…" Er fasste sie am Arm und wollte sie zum bleiben bewegen.
„Entweder du lässt los, oder…"
„Oder was?"
Cloe nahm das Bier und schüttete es in seine Richtung. Volltreffer. „Oder du stehst da wie ein begossener Pudel, im wahrsten Sinne des Wortes."
Zufrieden sah Cloe den pitschnassen Lex an und grinste. Sie wusste gar nicht was Ved hatte. Sie war doch treuer als er es jemals sein würde.
Zufrieden stiefelte sie davon um Amber und Dal von dem Geschehen zu berichten. Die beiden würden sich totlachen.
