At Least We Tried

Cloe war bei Amber weil sie unbedingt jemanden zum reden brauchte. Sie wollte zwar nicht, dass jeder wusste wie schlecht es Ved ging, aber sie fühlte sich so hilflos, dass sie sich einfach jemandem anvertrauen musste. Außerdem kannte Amber Ved ja nicht persönlich.

„Und er hatte wirklich diese Rasierklinge in der Hand?", fragte Amber besorgt nachdem sie zugehört hatte wie ihre Freundin ihr die schreckliche Geschichte erzählt hatte.

Cloe seufzte. „Ja, ich war vollkommen verzweifelt als ich ihn so gesehen hab."

„Hast du schon Jay davon erzählt?"

„Ja, wir sind uns einig, dass Ved unbedingt eine Therapie machen muss."

Zweifelnd blickte Amber sie an. „Denkst du Ved will das?"

„Er muss sich unbedingt helfen lassen. Zumindest hat er eingesehen, dass es so nicht weiter gehen kann."

„Hat er eigentlich noch was zu dem Kuss mit Jay gesagt?"

„Nein…da rüber haben wir noch gar nicht gesprochen.", antwortete Cloe zögernd und meinte dann: „Es ist alles so verwirrend. Ich weiß ja noch nicht mal, ob wir überhaupt noch richtig zusammen sind."

„Komm her. Lass dich drücken.", sagte Amber als sie Cloes traurigen Gesichtsausdruck sah. Nach der Umarmung fragte sie neugierig: „Du, wie war eigentlich der Kuss mit Jay?"

Grübeln lehnte Cloe sich zurück. „Darüber hab ich noch gar nicht so genau nachgedacht. Ich weiß nur, dass es nicht so war wie bei Ved. Keine Schmetterlinge im Bauch. Es war irgendwie anders. Ein Gefühl von Sicherheit trifft es nicht ganz, aber annähernd. Weißt du, Ved und Jay sind so unterschiedlich. Jay ist so voller Prinzipien, er will immer die Welt verbessern. Er kann sehr sensibel sein. Und Ved, er ist einfach so spontan, so leidenschaftlich und manchmal so unnahbar."

„Du meinst wohl arrogant."

„ Ich glaube eher seine Arroganz ist nur gespielt, damit man seine wahren Gefühle nicht sieht. Er ist schon immer gut darin gewesen sie zu verbergen. Das sind wir wohl beide."

„Wie lange läuft das zwischen euch schon so?", wollte Amber wissen.

„Viel zu lange hab ich manchmal das Gefühl.", entgegnete Cloe ehrlich. „Weißt du, ich habe mal zu Ved gesagt, dass wir nicht ohne aber auch nicht miteinander leben können. Vielleicht stimmt das ja. Schau uns doch an. Wir sind kein Paar wie Ellie und Jack bei denen die Hochzeit schon vorprogrammiert ist. Wir lieben uns irgendwie auf eine zerstörerische Art. Wie ein Junkie sein Heroin liebt."

„Und wie soll es jetzt weiter gehen mit euch?"

„Wenn ich das wüsste. Ich war mir zwar immer überzeugt, dass Ved und ich trotz aller Schwierigkeiten für einander bestimmt sind, doch seit ich Jay geküsst habe bin ich mir da nicht mehr so sicher. Versteh mich nicht falsch, das hat nichts mit Jay zu tun, ich mag ihn als Freund mehr nicht, aber irgendwie kriegen Ved und ich es doch einfach nicht auf die Reihe."

„Also willst du dich von Ved trennen?" fragte Amber überrascht.

„Ja, nein, ich weiß es nicht. Ich kann ihn ja wohl kaum in seinem Zustand verlassen."

„Du willst aus Mitleid bei ihm bleiben?"

„Nein, ach, ich weiß gar nichts mehr. Liebe ich ihn noch? Oder glaube ich nur ihn noch zu lieben? Ich hab einfach keine Ahnung. Doch eins weiß ich, ein Leben ohne ihn kann ich mir einfach nicht vorstellen. Verstehst du das?" Cloe war verzweifelt sie wusste einfach nicht was sie noch für Ved empfand. Mit ironischer Stimme meinte sie: „Na ja, man kann uns wenigstens nicht vorwerfen wir hätten es nicht versucht. Ich denke ich werde gleich noch zu Ved fahren und mit ihm reden."