Auf dem Rückweg kurz vor dem Haus der Evans blieb Lily stehen.
„Was hast du?", fragte James und blieb ebenfalls stehen.
„Lasst uns umdrehen, so lange wir noch können.", meinte Lily.
„Wieso? Was ist denn los?", fragte Sirius und blieb nun auch stehen.
„Seht ihr den Wagen da vorn?", fragte Lily und deutete auf einen Ford.
„Du meinst doch nicht etwas dieses mintgrüne Stück Schrott oder?", erkundigte sich James.
„Doch, genau das meine ich. Das ist der Wagen von Vernon.", antwortete Lily.
„Von wem?", fragten Sirius und James im Chor.
„Der Freund meiner Schwester.", erklärte Lily.
„Die hat einen Freund!", stieß Sirius hervor.
Lily lächelte matt.
„Ist der blind, taub, stumm oder ist alles zusammen? Oder hat er Angst, dass er keine andere abbekommt?", fragte Sirius verwundert.
„Er ist schrecklich. Wir sollten einfach umdrehen.", meinte Lily schlicht.
„Zu spät, Süße.", sagte James.
„Wieso?", fragte Lily.
„Deine Mum winkt uns etwas hysterisch zu sich.", antwortete James.
„Das darf doch nicht war sein.", jammerte Lily ging aber auf ihre Mutter zu.
„Lily, wo wart ihr?", fragte ihre Mutter sofort.
Doch bevor Lily antworten konnte sprach ihre Mutter schon weiter:
„Das ist jetzt auch egal, es gibt gleich Essen. Wir warten nur noch auf euch. Vernon ist zu Besuch, also sei nett!"
„Wir kommen gleich Mum, ich muss nur noch eben was klären.", gab Lily klein bei.
„Nein sofort, Lily.", beschloss Mrs Evans.
„Gleich Mum", wiedersprach Lily.
„Na gut, aber wehe wenn nicht.", ermahnte Lilys Mutter ihre Tochter.
Mrs Evans verschwand wieder im Haus.
„Erklärst du uns jetzt bitte was los ist?", fragte James.
„Ihr müsst mir etwas versprechen.", fing Lily an, „Egal, was gleich passieren mag. Ihr müsst mir versprechen, dass ihr es ertragt."
„Wie meinst du das?", fragte Sirius.
„Ich kann es nicht weiter erklären. Ihr müsst es mir einfach versprechen. Keine Zauberei, keine Wutausbrüche oder ähnliches. Ihr müsst es stumm ertragen.", antwortete Lily.
James sah seine Freundin besorgt an, versprach dann aber alles hinzunehmen was kommen möge.
„Sirius?", wandte sich Lily an diesen.
Er zögerte.
„Wenns sein muss.", meinte er dann.
„Es tut mir Leid, dass ihr das hier durchleben müsst.", entschuldigte sich Lily.
Doch schon öffnete sich die Haustür von neuem.
„Lily, nun kommt, wir wollen Grillen, schließlich ist so schönes Wetter.", sagte Mrs Evans und die Drei kamen ins Haus.
Sie folgten Mrs Evans in den Garten, indem Mr Evans bereits den Grill einheizte. James Blick wanderte durch den recht kleinen, aber gut gepflegten, Garten. Plötzlich tauchte ein dicker Mann mit blonden Haaren in seinem Blickfeld auf. Lily ging auf den Mann zu, neben diesem stand ihre Schwester Petunia und sah noch dürrer aus, als sie ohnehin schon war.
„Hallo Vernon.", versuchte Lily ihn freundlich zu begrüßen.
Vernon verzog den Mund und wandte sich an Petunia.
„Ich habe gehofft sie", er ruckte mit dem Kopf in Richtung Lily, „würde nicht da sein.".
Doch plötzlich bemerkte Vernon wie zwei große junge Männer hinter Lily traten.
„Hallo.", sagte James freundlich.
„G..Gu…Guten Tag.", stotterte Vernon leicht.
„James Potter.", stellte sich James vor und streckte seine Hand aus.
„Vernon Dursley.", stellte sich sein gegenüber vor und nahm James Hand.
„Sirius Black.", stellte sich Sirius vor und streckte ebenfalls Vernon seine Hand entgegen.
Vernon nahm auch seine Hand.
„Lasst uns etwas essen.", meinte Mr Evans und verteilte große Fleischstücken auf ihren Tellern.
Stillschweigend saßen sie alle da und aßen. Mr Evans hatte zum Fleisch noch zwei Salate auf den Tisch gestellt, natürlich von Mrs Evans zubereitet und Brot. Verschiedene Arten von Soßen, Ketchup und Majo standen ebenfalls für alle griffbereit.
„James und Sirius sind auch Zauberer wissen Sie?", wandte sich Mr Evans voller Freude an Vernon.
Vernon ließ den Bissen, den auf der Gabel hatte, auf halben Weg zu seinem Mund fallen. Lily seufzte. Dad was sagst du so was! Du weißt doch genau, dass er solche wie uns nicht leiden kann. Ich hoffe Sirius und James können sich noch an Versprechen erinnern, ging es Lily durch den Kopf. Vernons Mund verzog sich zu einem angewiderten Gesichtsausdruck.
„Ah, das sind also auch solche Freaks.", sagte er.
Lily sah wie James neben ihr den Mund aufmachte, doch schnell trat sie ihm gegen sein Bein. Er schluckte seine Antwort hinunter und begnügte sich damit seine Finger in die Tischplatte zu vergraben. Sirius hingegen schien das alles nicht sonderlich zu stören, völlig gelassen saß er da.
„Kann ich noch etwas Brot haben?", fragte er und mampfte genüsslich weiter.
„Ich habe gehofft ihre Tochter wäre eine Ausnahme schrecklicher Umstände.", sagte Vernon mit ekelerfüllten Blick auf Lily.
„Ich verstehe Ihr Problem nicht.", sprach nun Mrs Evans.
„Mein Problem ist diese Abnormalität in diesem Haus.", erwiderte Vernon.
„Es ist doch ganz lustig eine Hexe im Haus zu haben.", fand Mr Evans und schien leicht belustigt über die Haltung von Petunias Freund.
„Mich stört das ungemein. Ich finde es auch nicht richtig so etwas auch noch zu unterstützen. So etwas wie dieses Pack dort, sollte man wie damals verbrennen.", verkündete Vernon.
„Hören Sie mal, Sie reden immer noch von meiner Tochter.", brauste Mr Evans auf.
„Bei aller liebe für ihre Tochter, aber sie ist ein Freak, Mr Evans.", offenbarte Vernon.
Nun riss James der Geduldsfaden, der ohnehin nicht sonderlich lang zu sein schien.
„Halten Sie den Mund, wie können Sie es wagen, so von meiner Freundin zusprechen!", rief James und sprang vom Tisch auf.
Auf Vernons Gesicht zeichnete sich eine Spur von Panik ab.
„Lassen Sie mich in Ruhe, Sie Freak!", schleuderte ihm Vernon entgegen.
James zog seinen Zauberstab und richtete ihn drohend auf Vernon. Petunia schrie auf und Lily zerrte an James Arm, der den Zauberstab festumklammert hielt. Nun hörte auch Sirius auf zu essen und stand auf.
„Er ist es nicht Wert, Krone. Er ist nur ein, dummer, hässlicher, Muggel.", sagte Sirius schneidend zu James. James Arm bebte vor Zorn, doch er ließ den Zauberstab sinken.
„Komm Süße.", James nahm Lilys Hand, „Lass uns verschwinden."
Und die drei Hogwartsschüler verließen den Garten.
„Lily!", rief ihr ihre Mutter hinter her.
Doch Lily verschwand gemeinsam mit James und Sirius. Sie verließen die Straße und gingen in einen Park indem James seine Wut an einem Baum ausließ. Nachdem kaum noch etwas vom ehemals prächtigen Baum zusehen war, ließ er von ihm ab und legte sich zu Lily und Sirius ins Gras.
„Warum lässt du dich freiwillig als Freak beschimpfen, Kleines?", fragte Sirius.
„Ach weißt du, irgendwann hört man das schon gar nicht mehr.", antwortete Lily und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
„Ich will nicht, dass du dorthin zurückkehrst.", meinte James.
„Du weißt, dass du Blödsinn redest. Ich habe keine andere Wahl. Ich bin noch minderjährig.", erklärte Lily.
„Aber du wirst doch bald 18 oder?", erkundigte sich James hoffnungsvoll.
„Nächstes Jahr im Mai.", sagte Lily.
„Dann werden wir zusammenziehen.", schlug James vor.
Lily setzte sich auf und starrte James an.
„Ich liebe dich!", hauchte Lily während sie sich auf James warf.
„Ich dich auch.", erwiderte James und küsste Lily sanft und innig.
Die Drei lagen eine ganze Weile im Park, bis es völlig dunkel geworden war.
„Es ist gleich sieben", meinte Lily mit einem Blick auf ihre Uhr, die sie gerade noch erkennen konnte.
„Komm doch mit zu mir Lily. Ich bitte dich.", schlug James vor.
„Ich kann nicht James. Außerdem wird Vernon eh nicht mehr da sein.", schlug Lily den Vorschlag aus.
„Und wenn doch?", fragte James.
„Dann verhexe ich ihn.", antwortete Lily und lächelte schwach.
„Versprochen?", hakte James nach.
„Versprochen.", erwiderte Lily.
„Sollen wir morgen wiederkommen?", fragte Sirius.
„Nein, lasst mal lieber. Ich glaube meine Eltern müssen das von heute erst mal verdauen.", antwortete Lily.
Die Drei standen auf und lieferten Lily noch vor dem Haus der Evans ab. Lily küsste James noch einmal und fuhr ihm durch sein Haar, wobei sie es noch mehr verwuschelte als sonst. Sie drückte Sirius und ging zur Haustür. Kurz bevor sie im Haus verschwand winkte sie den Jungen noch einmal zu.
„Lily bist du es?", rief ihre Mutter als sie die Haustür hörte.
„Ja.", antwortete Lily und lief schnell die Treppe hinauf.
Sie hatte keine Lust mit ihrer Mutter über das Geschehene zu reden. Die Ferien waren eh bald zu Ende und dann wartete Hogwarts schon wieder auf sie. Und James. Lily legte sich auf ihr Bett und schloss die Augen, überrascht war sie schon, dass sie so plötzlich einschlief.
„Lily-Spätzchen?", weckte sie ihre Mutter sanft.
Lily öffnete die Augen. Die Sonne schien in ihr Zimmer, da sie gestern nicht einmal mehr die Vorhänge geschlossen hatte.
„Frühstück.", sagte ihre Mutter nur und verließ das Zimmer.
Lily war froh, dass ihre Mutter keine weiteren Fragen gestellt hatte. Lily verschwand als erstes im Bad und duschte sich, dabei fragte sie sich, wie das Frühstück wohl ablaufen würde. Nach einer halben Stunde betrat sie die Küche, der Rest der Familie Evans saß schon am Frühstückstisch. Wortlos nahm sich Lily ein Brötchen und bestrich es mit Butter.
„Der ist heute Morgen für dich angekommen.", sagte Mr Evans und reichte Lily einen Brief.
Sie nahm den Brief in die Hand und erkannte sofort das Siegel Hogwarts auf der Rückseite. Lily riss den Brief auf und studierte diesen. Zu der üblichen Bücherliste und dem Brief lag ein kleines Päckchen mit einem extra Zettel bei. Lily las den Zettel. Die Nachricht lies sie unwillkürlich lächeln.
„Was ist denn los Schatz?", traute sich Mr Evans zu fragen.
„Ich bin Schulsprecherin.", antwortete Lily.
Sie zog, ein auf den Gryffindor-Löwen geprägtes silbernes S, für Schulsprecher, Abzeichen aus dem Umschlag. Lily hielt eine rotgoldene Anstecknadel hoch.
Mr Evans wusste zwar nicht recht, ob das nun gut oder schlecht war, sagte dann aber im netten Tonfall: „Das ist ja schön. Herzlichen Glückwunsch."
„Danke, Dad.", sagte Lily, biss von ihrem Brötchen ab und verschwand aus der Küche, zusammen mit ihrem Brief aus Hogwarts.
In ihrem Zimmer nahm sie sich sofort Pergament und Feder zur Hand und schrieb:
Lieber
James,
es
ist alles in Ordnung. Weder meine Eltern noch Petunia haben das
Gestrige in irgendwelcher Form erwähnt.
Ich
habe gerade meinen Brief aus Hogwarts bekommen. Ich bin
überglücklich, dass Professor Dumbledore mich zur
Schulsprecherin ernannt hat. Weiß du zufällig wer
Schulsprecher geworden ist?
Wollen
wir zusammen in die Winkelgasse gehen? Unsere neuen Bücher
besorgen und einfach etwas Zeit miteinander verbringen?
Bitte
antwortete schnell…
Alles Liebe
Lily
Sie faltete den Brief zusammen und band ihn schnell am Bein ihrer Eule fest.
„Zu James", flüsterte sie und öffnete das Fenster.
Ihre Eule flatterte davon und Lily sah ihr nach. Wie gern würde sie jetzt auch zu James fliegen, aber er würde sich sicher mit ihr in der Winkelgasse treffen. Während Lily noch aus dem Fenster schaute wurde ihre Zimmertür aufgerissen und jemand trat ins Zimmer.
„Es ist alles deine Schuld!", keifte Petunia ihre jüngere Schwester an.
Lily drehte sich um.
„Was hab ich denn nun schon wieder verbrochen?", fragte sie.
„Nun tu nicht so unschuldig. Wegen deiner freakigen Freunde darf ich Vernon nicht mehr sehen. Dad meint, er sei schlechter Umgang für mich.", giftete Petunia los.
„Meine Freunde sind keine Freaks!", polterte Lily, „Außerdem hat Dad in meinen Augen mit Vernon völlig Recht.", schloss Lily.
„Wie kannst du nur. Ich liebe ihn. Nachdem diese Freaks ihn bedroht haben, will er bestimmt nichts mehr von mir wissen.", schluchzte Petunia und ließ sie auf Lilys bett fallen.
>Na und , dachte sich Lily.
Laut sprach sie jedoch, während sie sich neben Petunia aufs bett setzte: „Petunia, wenn er dich wirklich liebt, wird er darüber hinweg sehen.".
Petunia schluchzte erneut. Lily seufzte. Ihre Schwester trieb sie ja manchmal in den Wahrsinn, aber das wollte Lily auch nicht. Petunia stand auf und blieb an der Tür stehen.
„Wenn ich deinetwegen Vernon verlieren sollte, mach ich dir das Leben zur Hölle!", drohte sie und verschwand. Lily starrte ihrer Schwester nach.
Den ganzen Tag verbrachte Lily in ihrem Zimmer. Sie wartete auf eine Nachricht von James. Gegen Abend kam Mrs Evans in Lilys Zimmer.
„Na Spätzchen.", sagte sie und setzte sich auf Lilys Bett.
Lily schaute ihre Mutter an.
„Ich würde gerne mit dir über gestern Abend sprechen.", sagte Mrs Evans.
Lily, die inzwischen wieder an ihrem Fenster stand, wandte den Blick von ihrer Mutter ab und sah in die Dämmerung hinaus.
„Es tut mir Leid, dass Vernon dies über dich gesagt hat.", redete Lilys Mutter einfach so drauf los. Lily strich sich die Haare aus dem Gesicht, sagte aber nichts.
„Wir haben Petunia auch verboten ihn wieder zusehen. Schließlich ist so etwas für meine Töchter kein Umgang.", sprach Mrs Evans weiter.
Lily hörte noch immer schweigend zu.
„Ich muss aber auch zugeben, dass ich leicht Angst vor James hatte. Ich mein, mit seinem Zauberstab hätte er Vernon sonst etwas antun können.", meinte Lilys Mutter.
„Nichts was er nicht verdient hätte.", erwiderte Lily.
„Ich weiß, dass du sauer bist. Aber wir als Eltern können James Verhalten auch nicht dulden. Er scheint zwar ein sehr netter junger Mann zu sein, aber vielleicht nicht der Richtige für dich.", sagte Mrs Evans Zaghaft.
Lily sah ihre Mutter an.
„Das denke ich nicht.", wiedersprach Lily so ruhig, dass es schon fast wieder unwirklich wirkte.
„Zudem haben wir uns gefragt, warum du ihn uns immer verheimlicht hast.", redete Mrs Evans einfach weiter ohne auf Lily zuachten.
„Ich habe ihn nicht immer verheimlicht. Ich habe ihn bloß nie erwähnt. Warum auch? Wie ich sehe, scheint ihr ihn ja nicht sonderlich zu mögen.", meinte Lily.
„Das stimmt so direkt nicht, Lily-Schatz. Er hat bloß ein fragwürdiges Verhalten an den Tag gelegt. Da wir nicht diese Gabe besitzen wie du oder James, wissen wir außerdem nicht recht damit umzugehen. Wir können dem nichts entgegen setzten, Lilylein.", erklärte ihre Mutter.
„Ihr habt Angst vor mir?", fragte Lily geschockt ihre Mutter gerade heraus.
„Nein, Lily-Spatz. Nein, nein, wo denkst du hin?", antwortete Mrs Evans schnell.
Zu schnell.
Lily schüttelte den Kopf.
„Das glaube ich nicht. Ich habe euch nie gedroht oder ähnliches. Aber trotzdem habt ihr Angst vor mir? Ich bin doch kein Monster!", rief Lily.
„Lily, Kleines, Süße. So war das doch gar nicht gemeint.", sagte ihre Mutter und stand auf um auf ihre Tochter zuzugehen.
„Nein, bleib weg!", rief Lily und wich einen Schritt zurück.
Mrs Evans gestikulierte mit ihren Händen.
„Lily, bitte. Kannst du nicht einfach wieder unsere kleine Lily sein. Lass uns das von gestern vergessen und", doch Lily schnitt ihrer Mutter das Wort ab.
„Ich werde Hogwarts beenden. Komme was kommen wolle. Mit eurer Unterstützung oder ohne. Ich werde James nicht vergessen. Ich liebe ihn, wir sind füreinander bestimmt.", sagte Lily.
„Wir lieben dich Lily, von ganzem Herzen. Auch wenn wir deine Welt nicht kennen oder sie nicht verstehen. Du hast dich für sie entschieden und wir respektieren diese Entscheidung.", erklärte Mrs Evans und verließ mit diesen Worten Lilys Zimmer.
Lilys Eule kehrte am späteren Abend zurück. Freudig erregt erkannte Lily James Handschrift. Mit fliegenden Händen riss den Brief auf.
Liebe
Lily,
ich
hoffe, ich habe durch mein Erst-Handeln-dann-nachdenken-Verhalten
euren Familienfrieden nicht allzu doll durcheinander gewirbelt. Ist
der Typ heute noch einmal aufgekreuzt? Ich hoffe nicht. Sonst wird
der mich Ernsthaft kennen lernen.
Sirius,
von dem ich dich übrigens ganz lieb grüßen soll, und
ich haben heute auch unsere Hogwartsbriefe bekommen. Du wirst nicht
glauben wen Professor Dumbledore zum anderen Schulsprecher ernannt
hat…mich…ich kann es selbst kaum glauben. Ich schätze
Professor Dumbledore hat wohl ein paar Feuerwhisky über den
Durst getrunken. Aber so können wir wenigstens auch mal ein paar
ungestörte Minuten miteinander verbringen.
Natürlich
treffe ich mich mit dir in der Winkelgasse. Ich schätze nicht,
dass du ein Problem hast, wenn Sirius auch mitkommt? Er wird sich
auch benehmen. Wie wäre es also mit morgen um zwölf vor
Fortescues Eissalon?
Sag
bescheid, obs dir passt…
Dein
James
Lily bemerkte als sie den Brief beiseite legte, dass die Rückseite beschriftet war. Sie nahm den Brief erneut in die Hand und drehte ihn um. Nach ein paar kurzen Sätzen brach sie jedoch ab und runzelte die Stirn. Das klang verdächtig nach James Zaubertrankaufsatz. James war schon etwas schlampig. >Aber was solls , dachte sich Lily. Zurück kritzelte Lily:
Lieber
James,
du
solltest aufpassen, worauf du deine Briefe schreibst. Ich besitze nun
einen Teil deiner Zaubertrankhausarbeit. Ich hoffe es war nur eine
Vorschrift und du hast die Reinschrift.
Du
bist Schulsprecher? Das ist ja wunderbar. Ich freue mich ja so.
Aber wie kommt es, dass Dumbledore zwei Schulsprecher aus demselben
Haus ernennt?
Also
ich kann gerne morgen um zwölf vor Fortescues Eissalon
sein. Ich freue mich schon.
Grüß
Sirius ganz lieb von mir, bring ihn morgen ruhig mit.
Ich
vermisse dich!
Alles Liebe
Lily
Lily gönnte ihrer Eule keine Pause und schickte sie sofort wieder los. Was Lily mit einem Schnabelklackern und einem unsanften picken auf ihre Hand bezahlen musste. Trotzdem war die Eule froh, mal wieder gebraucht zu werden. Lily beschloss James das Gespräch mit ihrer Mutter lieber persönlich zu erzählen. Sie begutachtete noch einmal die Bücherliste. Ein, zwei neue Bücher standen nur darauf. Lily kritzelte auf einen Zettel eine Einkaufsliste, da ihr noch einige andere Sachen eingefallen waren, die sie besorgen wollte, z.B. brauchte sie einen neuen Zaubererumhang. Den letzten hatte James durch einen Streich komplett ruiniert. Lily legte sich auf ihr Bett und starrte ihre Zimmerdecke an. Inder einen Deckenecken war ein Spinnennetz.
>Das muss ich irgendwann mal sauber machen. , dachte Lily.
Um kurz vor zehn Uhr klopfte es an Lilys Zimmertür, schon zum zweiten Mal an diesem Abend kam ihre Mutter ins Zimmer.
„Morgen kommen uns Tante Gerda und Onkel Willhelm besuchen. Wir wollen schick ausgehen.", verkündete Mrs Evans.
„Ich bin morgen nicht da.", sagte Lily.
Ihre Mutter starrte sie an.
„Und wo bist du?", fragte Mrs Evans.
„Ich bin in der Winkelgasse.", antwortete Lily knapp.
„Ich hoffe doch nicht allein oder?", erkundigte sich ihre Mutter mit einem Anflug von Besorgnis.
„Nein, mit James und Sirius.", erklärte Lily mit einem leicht provozierenden Blick.
Sie wusste nicht recht wie ihre Mutter auf James, der eigentlich unter Merkwürdigäsverhalten an den Tag legen, abgestempelt wurde, reagieren würde. Mrs Evans schluckte.
„Ah, achso.", Mrs Evans machte eine Pause.
Offensichtlich rang sie mit sich, ihrer Tochter noch einmal zu verbieten James zu sehen.
„Na gut, dann viel Spaß morgen. Wann kommst du dann nach Hause?", fragte Mrs Evans dann.
„Ich schlafe bei James.", log Lily.
Lilys Mutter hüstelte nun, als hätte sie sich verschluckt.
„Bei James?", wiederholte sie, als glaubte sie Lily missverstanden zu haben.
„Ja, bei meinem Freund James.", antwortete Lily und sprach das Wort Freund so langsam und genüsslich aus, dass ihrer Mutter leicht schwindelig wurde.
„Ich möchte nicht, dass du bei James schläfst.", sagte Mrs Evans.
„Das kann wohl gut sein. Er ist ja gefährlich, genauso wie ich.", meinte Lily sarkastisch.
Mrs Evans erwiderte nichts.
„Außerdem glaube ich viel eher, dass du nicht möchtest, dass ich mit James schlafe. Aber ehrlich gesagt, ist mir das egal.", setzte Lily ihren Standpunkt fest.
„Lily.", brauste ihre Mutter auf.
„Ich werde die restlichen Ferientage auch bei James verbringen.", log Lily weiter.
„Das erlaube ich nicht.", fuhr Mrs Evans auf.
„Wie ich eben schon erklärt habe, interessiert mich das herzlich wenig. Diese paar Tage werdet ihr mich wohl kaum vermissen. Ich bin ja schließlich eine tickende Zeitbombe.", sagte Lily und stand von ihrem Bett auf.
„Außerdem würde ich jetzt gerne packen, also wenn du so gütig wärst.", Lily ruckte mit dem Kopf in Richtung Tür.
Mrs Evans starrte noch immer ungläubig ihre Tochter an, dann verschwand sie.
Lily seufzte und ließ sich wieder zurück auf ihr Bett fallen.
>Warum habe ich das gemacht, fragte sie sich während sie die Decke anstarrte. Ich will hier weg. Ich fühl mich hier nicht wohl. , jammerte Lily in ihren Gedanken und drehte sich auf die andere Seite.
>James , rief sie stumm, so als könne James Lily hören.
>James…ich liebe dich. Deine wuscheligen Haare, deine braunen Augen, dein Lächeln, deine Art mir zuzuhören… , Lily verlor sich in ihren Gedanken.
Um kurz vor Mitternacht kam Lilys Eule herein geflattert. Lily schreckte aus einem leichten Halbschlaf auf und nahm ihre Eule auf die Schulter. Sie löste den Brief von ihrem Bein und fütterte die Eule mit ein paar Eulenkeksen. Dann faltete sie den Brief auf und las:
Liebe
Lily,
da
Zaubertränke offensichtlich nicht dein Fall ist, habe ich dir
nun einen Teil meiner Verteidigung gegen die dunklen Künste
Hausarbeit geschickt.
Keiner
weiß, was in Professor Dumbledores Kopf vorgeht. Freu dich
einfach und nimms so hin. Hey und das lass dir von einem sagen, der
sich normalerweise nicht recht an die Regeln hält.
Also
machen wir uns morgen einen schönen Tag in der Winkelgasse. Ich
hab bei Qualität für Quidditch einen neuen Besen
gesehen. Ich sag dir, der ist viel besser als mein jetziger. Ich
werde ihn dir morgen vorführen.
Ich
freu mich auf dich!
Dein
James
Lily drehte den Brief um und stellte tatsächlich mit einem Schmunzeln fest, dass James den Brief auf seine Verteidigung gegen die dunkeln Künste Hausaufgaben, zumindest einen abgerissenen Teil davon, geschrieben hatte. Lily stand auf und öffnete ihren Schrank. Sie zog eine Reisetasche hervor und packte einen Stapel wohlgefaltete T-Shirts hinein. Lily packte ihre Tasche, die sie mit zu James nehmen wollte. Als sie der Meinung war, die Tasche wäre vollgestopft genug, zog Lily den Reisverschluss der Tasche zu. Dann schritt sie im Zimmer eine Weile auf und ab. Soll ich morgen einfach ganz früh abhauen ohne auch nur irgendjemanden zu sehen, fragte sich Lily und blieb kurz stehen. Sie zog ihren Zauberstab aus ihrem Hosenbund. Dann kann mich keiner aufhalten. Aber warum sollten sie mich aufhalten, unterbrach sich Lily selbst in ihren Gedanken, während sie mit ihren Händen den Zauberstab drehte.
>Egal. Ich werde morgen verschwinden. , beschloss Lily und umklammerte nun den Zauberstab.
Ganz so, als wolle sie ihn auch benutzen.
Lily legte sich mit voller Vorfreude auf den nächsten Tag und in Gedanken an James schnell schlafen, jedoch nicht ohne sich noch den Wecker für acht Uhr zu stellen.
Am nächsten Morgen, nachdem Lily sich frisch gemacht hatte, schwang sie sich die Tasche über die Schulter und ging in die Küche. Nachdem sie zwei Toasts gefrühstückt hatte, kam ihr Vater in die Küche.
„Oh", sagte er überrascht, „du bist schon auf Lily-Mäusschen." Lily sah ihren Vater an, schluckte den letzten Bissen Toast herunter, drückte ihren Vater an sich und sagte dann: „Ich meld mich aus Hogwarts!"
Sie verließ die Küche und zog sich ihre Jeansjacke über, morgens war es doch deutlich kälter als am Nachmittag.
„Was soll das denn heißen Lily?", rief Mr Evans ihr hinterher.
„So wie ich es gesagt habe.", sagte Lily und öffnete nun die Haustür.
„Aber", begann ihr Vater, doch Lily war schon aus dem Haus getreten und hatte die Tür hinter sich geschlossen. Sie sog die kalte und frische Morgenluft in sich hinein. Es war doch deutlich leichter, als ich geacht hatte. , stellte Lily fest.
>Ich hätte mit einem Aufgebot meiner Mutter gerechnet. Aber warum war sie nicht früh aufgestanden um mir aufzulauern , grübelte sie weiter.
>Egal. , verwarf Lily den Gedanken.
Dann lief sie zur Bushaltestelle. Sie überlegte kurz, welchen Weg sie am Besten zur Winkelgasse nehmen sollte. Sie studierte den Busplan. In ein paar Minuten würde schon der nächste Bus kommen. Sie setzte sich auf die kleine Bank im Wartehäuschen.
Kurze Zeit später fuhr der Bus auch schon vor und Lily kaufte sich eine Fahrkarte. Sie setzte sich auf einen der noch freien Plätze. Der Bus war für diese Uhrzeit, neun Uhr morgens, ziemlich voll. Lily überlegte, wohin die Menschen wohl fahren würden. Wahrscheinlich zur Arbeit, mit Sicherheit waren sie alle Muggel, doch da fiel Lily plötzlich ein Junge in ihrem Alter auf. Seine fettigen, schwarzen Haare fielen ihm immer wieder ins Gesicht. Sie kannte den Jungen irgendwoher. Plötzlich schaute der Junge vom Fenster her direkt in Lilys smaragdgrüne Augen. Seine fast pechschwarzen Augen funkelten sie an. Da erkannte sie ihn. Es war Severus Snape, ein Junge aus Hogwarts, der im Hause Slytherin war. Ohne seinen schwarzen Hogwartsumhang sah Severus ganz anders aus. Muggelkleidung stand ihm nicht besonders, oder lag es daran, dass Lily ihn damit noch nie gesehen hatte?
Wo will der denn schon so früh am Morgen hin, fragte sich Lily. Der Bus hielt und Lily starrte noch immer ihren Mitschüler an, ganz so, als würde sie erwarten, dass dieser jeden Moment aussteigen würde. Doch Lily wartete vergebens. Severus Snape rührte sich kein einziges Mal, außer das er nach ihrem kurzen Augenkontakt verbissen aus dem Fenster starrte. Einige Haltestellen und Severus Snape anstarrenden Augenblicken später drückte Lily seufzend einen Knopf, damit der Bus an der nächsten Haltestelle zum stehen kam. Nach einer Biegung hielt der Bus auf einer dichtbefahren Londonerinnenstadtstraße und Lily stand auf, Servers Snape ebenfalls.
Während sie ausstiegen grüßte Lily ihren Mutschüler mit einem freundlich „Hallo."
Er schaute sie leicht verdutzt an. Erwiderte dann aber mit seiner öligen Stimme: „Hallo."
Bevor sie ein weiteres Wort mit dem Slytherinschüler wechseln konnte, war dieser schon in der Menge untergetaucht.
