So, hier kommt Kapitel 9:

9.

„Was schaust du?", fragte Yaten und war hinter Taiki getreten. Erschrocken sah die Brünette sie an und beide erkannten, dass sie der selben Eingebung gefolgt waren. Beide hatten wieder ihren wahren Körper angenommen. Vielleicht war einer der Hauptgründe ihre Prinzessin gewesen. Sie fand es sehr amüsant, wenn sie in ihren männlichen Körper wechselten und sich dann aber trotzdem noch wie Frauen benahmen. Vor allem Yaten hatte da schon für den einen oder anderen Lacher gesorgt.

„Wie geht es Seiya?", fragte Taiki und setzte sich auf das Dach.

Yaten zuckte mit den Schultern und setzte sich neben sie.

„Sie ist die meiste Zeit in ihrem Zimmer und kommt nicht raus."

„Wir müssen ihr Zeit lassen", meinte Taiki und sah zu den Sternen hoch.

„Hoffentlich ist sie bald wieder die Alte. Mit wem soll ich mich denn sonst streiten!", entgegnete Yaten, stand auf und ging zum Teleskop. Interessiert sah sie kurz durch und drehte sich dann wieder zu Taiki um.

„Ist es das, was ich glaube, dass es ist?"

„Es ist unsere Galaxie …"

„Ich glaube es nicht. Es sieht beinahe so aus wie früher. Kinmokusei in der Mitte und die Sterne Fighter, Healer und Maker im Orbit", meinte Yaten und sah noch einmal hindurch. Ganz klein konnte sie ihre Heimat erkennen.

Schweigend blieben die beiden auf dem Dach. Schließlich brach Taiki das Schweigen.

„Du weißt, dass der Stern Fighter nicht nur so entstanden ist …"

„Ich weiß. Deine Magie traf Seiya direkt, ebenso meine. Die Folgen sind ziemlich klar", antwortete Yaten.

Taiki nickte nur und starrte dann wieder zu den Sternen.

„Meinst du, wir sollten es Seiya sagen?"

„Sie wird es wahrscheinlich eh bald herausfinden und uns dann köpfen. Wir sollten solange noch das Leben geniesen", meinte Yaten.

Es war Nachmittag, am nächsten Tag, als sich Prinzessin Kakyuu mit der Erdliteratur auseinandersetzte. Sowohl Taiki wie auch Yaten hatten ihr einige Buchvorschläge gemacht. Allerdings unterschieden sich die Genre doch ein wenig.

Kakyuu hatte sich mit einer Lektüre über Napoleon auf die Couch gesetzt und schlug die erste Seite auf, als es läutete. Mit einem Seufzen stand sie auf und öffnete die Tür.

„Konnichi wa Usagi- san", begrüßte Kakyuu die Blondhaarige.

„Konnichi wa! Ist Seiya da?"

Kakyuu nickte und ließ Usagi eintreten.

„Sie ist in ihrem Zimmer", erklärte die Prinzessin und deutete in die Richtung. Usagi bedankte sich und eilte dann zu Seiyas Zimmer, dass sie von früher noch kannte.

Anstandshalber klopfte sie an.

„Ich hab' gesagt, ich will meine Ruhe", konnte sie Seiyas Stimme hören und im nächsten Moment schien etwas gegen die Tür zu schlagen.

„Ich bin es, Seiya. Usagi!"

Da sie weder ein ja noch ein nein zu hören bekam, entschied sie sich schließlich einzutreten. Leise schloss sie die Tür wieder hinter sich und sah sich um. Es sah aus wie immer. Nahe der Tür, am Boden lag ein dickes Buch. Das musste vorhin gegen die Tür geflogen sein. Ansonsten herrschte wie üblich etwas Chaos in dem Zimmer. Taiki nannte es stets das organisierte Chaos.

Das Fenster war weit geöffnet und Seiya hatte sich hinausgelehnt. Trotz dem weiten T- Shirt und der Jogginghose erkannte Usagi darunter die zierliche Statur einer Frau und nicht die muskulöse eines Mannes. Es war ihr bewusst, dass es das erste Mal war, dass sie Seiya als Frau sah. Die Haare waren wie immer zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und fielen den Rücken hinunter.

„Seiya …" Usagi wusste nicht, was sie sagen sollte.

„Was willst du?", entgegnete Seiya harsch.

Sie wollte alleine sein. Sie wollte niemanden sehen. Sie wollte niemandem in die Augen blicken müssen. Alle schienen ihr vergeben zu haben- doch sie konnte sich selbst nicht vergeben. Sie hatte versucht ihre Prinzessin zu ermorden! Dafür gab es keine Entschuldigung.

„Ich wollte sehen, wie es dir geht", antwortete Usagi wahrheitsgemäß und berührte Seiya an der Schulter. Die Berührung ließ sie zusammenzucken. Seit Tagen versuchte sie jeden Körperkontakt zu vermeiden.

„Mir geht es gut", log Seiya.

Usagi versuchte ihr in die Augen zu sehen, doch sie hatte den Kopf weggedreht. Sie bemerkte die sternenförmige Brosche, die Seiya in einer Hand hielt und hin und her drehte.

Sie wirkt so zerbrechlich. So verletzlich. Sie wirkt so vollkommen anders als Fighter."

Einem Instinkt folgend umarmte Usagi Seiya. Diese schreckte erneut bei der Berührung zusammen und versuchte sich aus der Umarmung zu winden, was ihr schließlich auch gelang.

„Seiya …" Usagi hatte keine Ahnung, wie sie an Seiya herankommen sollte. Sie hatte sich so abgekapselt- ja man konnte beinahe sagen, sie war Menschenscheu geworden. Denn natürlich war es Usagi nicht entgangen, wie sie bei Berührungen zusammengezuckt ist.

„Geh'", sagte Seiya und sah ihr nicht in die Augen, sondern starrte hinaus aus dem Fenster. Es war ein Befehl.

Usagi öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch schloss ihn dann wieder und verließ das Zimmer. Eine einzelne Träne lief ihre Wange hinunter. Sie verabschiedete sich rasch von Prinzessin Kakyuu und lief dann nach Hause. Dort warf sie sich auf ihr Bett und umklammerte ihr Kissen.

Seiya … Warum kann ich ihr nicht helfen? Ich will ihr doch helfen, aber sie lässt mich nicht an sich ran. Sie ist so anders, so verändert! Ich erkenne sie nicht wieder …"

„Usagi- chan", erklang Lunas Stimme und sie sprang leichtfüßig auf das Bett.

„Was hast du?", fragte die Katze.

Kurz berichtete Usagi ihr von ihrem Besuch bei Seiya.

„Seiyas Verhalten ist nachvollziehbar! Sie schwor ihrer Prinzessin ewige Treue- doch stattdessen hätte sie sie fast getötet. Das muss ihr eine schwere seelische Wunde zugefügt haben, die nur heilen kann, wenn sie sich selbst vergibt", äußerte Luna.

„Aber es haben ihr doch alle vergeben. Niemand gibt ihr die Schuld. Reicht das nicht?"

„Nein …"