Die Kutschen fuhren einen langen Weg, bis sie in einem kleinen Dorf halt machten. In Godric's Hollow, dort waren Mr und Mrs Potter aufgewachsen. James stieg als erster aus der Kutsche aus. Er schloss die Augen um sein Gleichgewicht zu halten.

„James.", hauchte Lily und griff nach James linkem Arm.

„Geht schon.", erwiderte er und lächelte ihr leicht zu.

Lily seufzte und sah James in seine Augen. James nickte nur ein paar Mal und ging weiter. Sie betraten das Haus seiner Großeltern, Harrys Eltern. James Großeltern waren schon lange tot, ebenfalls von schwarzen Magiern umgebracht worden. Alles hatte eine dicke Staubschicht.

„Setzt euch doch, so lange wir warten.", schlug Dumbledore vor und wies die Freunde auf eine geblümte Couch.

Als sie sich setzten wirbelten mehre Staubwolken auf und Peter musste laut niesen. Nach und nach trafen weitere Leute ein, Freunde von James Eltern, ein paar Lehrer, unter anderem Professor McGonagall und Professor Williams, und Nachbarn. Es war ein kleiner, bescheidener Kreis aus Menschen. Alle wandten sich an James und drückten ihm ihr Beileid aus. Lily war die ganze Zeit an seiner Seite, ohne sie würde er dies bestimmt nicht durchstehen. Irgendwann sagte Dumbledore, dass sie jetzt hinaus auf den Friedhof gehen sollten. James, flankiert von Lily und Sirius, schlurfte zum Friedhof, der nicht weit vom Haus seiner Großeltern lag. Mitten auf dem Friedhof waren zwei große Löcher in denen jeweils ein Sarg lag. Sirius hatte inzwischen James rechten Arm gegriffen, damit sein bester Freund nicht umfiel.

Ein Pastor sprach einige Worte, bis er sich an James wandte: „Wollen Sie auch etwas sagen?"

James griff zitternd in seine Hosentasche und nickte. „Sollen wir dich nach vorne begleiten?", fragte Lily besorgt.

„Nein, geht schon.", murmelte James und trat nach vorn zum Pastor.

James faltete vorne seinen völlig zerknitterten Zettel auseinander und las vor:

„Liebe Freunde, Freunde meiner Eltern und Lehrer,
wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht so recht, was ich hier sagen soll. Meine Eltern waren mit immer, dass wichtigste und so ziemlich, außer meiner Freunde, das Einzigste was mir noch von meiner Familie geblieben ist. Aber nun steh ich hier, ohne jegliche Familie. Ich habe mich oft gefragt: Warum? Warum meine Eltern? Diese zwei tollen Menschen, die mir alles in meinem leben gezeigt und mich immer unterstützt haben. Die zwei Menschen, die meine Eltern waren und es immer sein werden. Doch meine Freunde haben mich gelehrt nach vorn zu sehen. Meine Eltern nicht zu vergessen, aber denn noch im heute, hier und jetzt zu leben.
Meine Freunde haben mir einmal einen Spruch aufgeschrieben in dem es heißt: „Freunde sind wie Sterne, man kann sie nicht immer sehen, aber sie sind immer da." Ich möchte diesen Spruch heute gerne umwandeln, indem ich sage: „Familie sind wie Sterne, man kann sie nicht immer sehen, aber sie sind immer da." Ich denke, dass meine Eltern, trotz ihres Todes, weiterhin an meiner Seite stehen werden. Komme was wolle."

Damit beendete James seine Rede. Als er aufsah, sah er in Lilys Tränen überströmtes Gesicht. Auch Sirius liefen vereinzelt Tränen über das Gesicht. Der Pastor gab James zwei Rosen, die er auf jeweils einen der Särge werfen sollte.

Vorne am Sarg seiner Mutter sagte James: „Ich danke dir für alles. Ich hoffe du siehst mir zu, wenn ich Lily heiraten werde. Du wolltest immer, dass ich das Beste bekomme und nun habe ich mehr als das gefunden."

Er warf die Rose auf den Sarg. Zu seinem Vater sprach James: „Eines Tages werden wir uns wiedersehen, aber bis dahin musst du auf mich warten und zusehen, wie ich mein eigenes Leben lebe. Meine Leben mit Lily."

Während er die letzten Worte sprach warf er die Rose auf den Sarg. Nachdem James von den Särgen zurück getreten war, taten es die anderem ihm gleich. Sirius war als zweiter dran und Lily als dritte. Als sie James Eltern die letzte Ehre erwiesen hatten, kamen sie auf James zu. Lily drückte ihn fest an sich.

„Ich lieb dich, ich liebe dich für immer und ewig.", sagte Lily und küsste James.

Zurück im Haus von James Großeltern. Es waren ein paar belegte Brötchen vorbereitet worden, doch James bekam keinen Bissen herunter. Selbst seine Tränen waren versiegt. Er konnte nicht mehr weinen, er fühlte sich einfach nur leer. Gedanken verloren starrte er aus dem Fenster. Zwischendurch traten immer wieder Menschen an James heran, um mit ihm zu sprechen, doch unter irgendwelchen dummen Vorwänden, gab James immer vor etwas zu tun zu haben. Irgendwann nahm Lily James bei der Hand und führte ihn ins obere Stockwerk. In dem alten Zimmer von James Vater, setzten sie sich auf das Bett. Lily legte ihren Kopf auf James Schulter.

„Willst du reden?", erkundigte sie sich sanft.

„Nein. Eigentlich will ich nur weg von hier. Ich will nicht mehr.", antwortete James. Lily hob den Kopf.

„Vielleicht", begann Lily und fing an James zu küssen, „würde dir, etwas Ablenkung gut tun."

Für einen Moment unterlag James der Versuchung Lily auf das Bett zuschmeißen und ihr das Kleid zuöffnen.

Doch dann wich er zurück und sagte: „Das ist nicht der richtige Zeitpunkt."

Lily sah ihn bestürtzt an.

„Ich versteh schon.", meinte Lily und stand auf.

„Lily, bitte.", sprach James sie an und griff nach ihrer Hand.

„Ich möchte jetzt bloß allein sein.", erwiderte Lily und lächelte einwenig, dann verließ sie das Zimmer.

James sah ihr tatenlos nach.

Im Badezimmer stand Lily vor dem Spiegel und Tränen rannen ihr übers Gesicht. Sie drehte sich immer wieder und fragte sich was denn mit ihr nicht stimme. War es doch schließlich das, was er immer wollte. Da sah sie im Spiegel hinter sich James im Türrahmen stehen.

„Lily, verstehst du denn nicht? Meine Eltern sind gerade gestorben.", sagte James. Lily weinte nun noch heftiger.

„Ich…ich wollte doch nur.", schluchzte sie. James machte ein paar Schritte auf Lily zu und nahm sie in dem Arm.

„Ich weiß, ich weiß.", beruhigte er Lily, während er sie sanft streichelte.

Plötzlich stand Sirius im Bad.

„Ich will nur ungern stören, aber die Leute unten würde gerne mit dir sprechen, Krone.", sagte Sirius leise.

„Ja, wir kommen gleich.", erwiderte James und nickte Sirius zu, dieser verstand und verließ das Bad.

„Lily.", wandte sich James an seine Freundin und sah ihr tief in die Augen.

Lily erwiderte seinen Blick, da Griff James in seine Jacketttasche und holte ein kleines Kästchen heraus. Lily schluckte.

„Was…was ist das?", hauchte sie.

„Ich weiß nicht, ob das der richtige Zeitpunkt ist, ob du es lieber Traditionell mit Kniefall oder ihn irgendwo versteckt in einem Stück Kuchen finden möchtest, aber ich halte diesen Zeitpunkt für perfekt. Für einzigartig und unwiderrufbar.", plapperte James einfach so drauf los.

Dann öffnete er das Kästchen und fragte: „Lily, willst du mich heiraten?"

Lilys Augen weiteten sich und ihr Mund stand offen. James hielt ihr das Kästchen hin und wartete, die Sekunden die Lily mit staunen und Überwältigung verbrachte, kamen ihm vor wie Stunden.

Da griff Lily nach dem Ring, steckte sich ihn auf und rief: „Natürlich will ich."

Sie küsste James immer und immer wieder. Auch James strahlte.

„Den Ring hat mir meine Mutter mal gegeben, ich sollte ihn der Frau meines Herzens schenken und ich bin mir sicher sie gefunden zu haben.", gestand James.

Lily lächelte über das ganze Gesicht. Sie zog den Ring vom Finger und bewunderte ihn. Er war einfach und aus Gold. Eine Grafuhr in der Innenseite des Ringes zog sich einmal um den Ring. Für die Frau meines Herzens, stand dort. Dann steckte Lily ihn wieder auf und nahm James Hand. Zusammen verließen sie das Bad.

Wieder unten im Wohnzimmer erklärte James sich endlich bereit mit den Leuten zu reden. Lily hielt die ganze Zeit seine Hand.

Am Ende der Bestattungsfeier, als sich langsam alle zum gehen wandten, meinte Professor McGonagall zu James: „Wir werden auch bald aufbrechen, es ist besser Sie machen sich abreise fertig."

James nickte.

„Ich würde gerne noch einmal das Grab meiner Eltern besuchen.", sagte James und machte sich in Richtung Tür auf.

„Soll ich mitkommen?", fragte Lily.

„Nein, ich würde gerne mit ihnen allein sein.", schlug James ihr Angebot aus.

Lily nickte.

„Okay, bis gleich dann.", meinte sie und James verließ das Haus.

Kurze Zeit später stand er vor den Gräbern seiner Eltern.

„Tja, Mum, Dad. Lily wird also nun endlich meine Frau. Ich hab mir das alles immer ganz anders vorgestellt. So wie alle es machen, mit auf die Knie fallen und irgendwo im Park mit einer schönen Lichtung und Sternenhimmel. So richtig romantisch eben, aber dass ich diesen romantischen Tatsch eines Tages über den Haufen werfen werde und Lily auf einer Beerdigung, noch dazu euer, um ihre Hand bitten würde, hätte ich mir nie träume lassen. Aber ich glaube, der Zeitpunkt sollte perfekt sein und nicht die Umgebung, nur damit wir irgendein Klischee erfüllen. Ich lieb sie, mit jeder Faser meines Herzens.", redete James mit seinen Eltern.

Er kniete sich hin und starrte auf die beiden Grabsteine.

„Dass es so endet, hätte ich nie gedacht. Aber nun erkenne ich, dass man nicht immer in seinen Träumen oder Wunschvorstellungen leben darf. Wie man sieht wird sowieso alles über den Haufen geworfen. Man sollte Träume haben, aber auch das Leben leben. Na gut, ich muss dann auch zurück nach Hogwarts. Ich komme mit Sicherheit wieder zurück.", versprach er ihnen und stand von den Gräbern auf.

Die Anderen standen schon vor den Kutschen.

„Alles in Ordnung?", erkundigte sich Sirius und stieg hinter James in die Kutsche.

„Ja, alles klar.", antwortete er.

Vor ein paar Stunden hätte er sich vielleicht noch vom Astronomieturm gestürzt, doch nun war alles anderes. Er war anders. Auf der Rückfahrt sprach niemand ein Wort und James hatte die Augen geschlossen. Das langsame klackern der Kutsche über Stock und Stein machte ihn müde, bis er schließlich einschlief.

„Hey, James wir sind da.", weckte ihn Lily.

„Hm?", machte James verschlafen.

„Wir sind wieder zurück.", wiederholte sie sich.

James rieb sich die Augen und sah aus der Kutsche. Hogwarts lag in Sternenlicht getaucht da und schien nur auf ihn zu warten. Die Marauder und Lily machten sich auf den Weg zum Gryffindorturm. Dort fielen sie alle in ihre Lieblingssessel vor dem Kamin. Vereinzelte Schüler waren noch auf starrten auffällig zu ihnen hinüber.

„Noch nie Menschen in einem Anzug gesehen!", blaffte Sirius sie unwirsch an.

Sofort starrten die Schüler wieder auf ihre Pergamente oder taten so als würden sie sich unterhalten.

„So, wenn es auch nichts ausmacht, würde ich gerne noch etwas besprechen.", wandte sich Sirius an seine Freunde und legte seine Beine auf den kleinen runden Tisch zwischen ihnen.

James nickte.

„Was ist los?", fragte Lily von einer leichten Neugier befallen.

„Es geht ihr noch immer um unseren lieben Wurmschwanz.", erklärte Sirius.

Remus seufzte.

„Tatze, du bist davon besessen.", meinte Remus und verdrehte die Augen.

„Dann geh, wenn es dir nicht passt.", riet ihm Sirius und funkelte ihn böse an. Remus schwieg.

„Also Wurmschwanz, ich warte.", wandte sich Sirius wieder dem in den Sessel zurückgezogenen Peter zu.

„Sag es doch einfach Wurmschwanz und die Welt ist wieder in Ordnung, mach da doch nicht so einen Film von.", meldete sich James leicht genervt zu Wort.

„Wie könnt ihr so auf eurem Freund rumhacken.", meinte Remus trotzig.

„Das ist kein rumhacken, das ist ein Wahrheit herausfinden.", widersprach ihm Sirius.

Peter kauerte sich in seinem Sessel zusammen.

„Nun rede endlich Wurmschwanz!", polterte Sirius und sprang auf.

Peters Augen weiteten sich und er verwandelte sich in eine Ratte.

„Wurmschwanz du feige Sau!", rief Sirius und versuchte die Ratte zu fangen, doch Peter entwischte ihm.

„Scheiße.", fluchte Sirius und trat gegen den Tisch.

„Ist doch auch egal.", meinte James. Sirius sah ihn an, dann schüttelte er den Kopf.

„Lily und ich gehen ins Bett. Gute Nacht zusammen.", verabschiedete sich James und nahm Lily bei der Hand.

Sirius grinste dreckig.

„Ja, ja, ihr zwei wieder.", rief er ihnen noch hinter her, da waren sie schon im Schlafsaal der Jungen verschwunden.

Die weiteren Oktober Wochen vergingen wie im Fluge. James nahm wieder am Unterricht teil, es gab weiter Tanzclub treffen und auch das Quidditchtraining hatte wieder einen festen Platz in James Leben. Das Schulsprecherdasein war eigentlich relativ angenehm, sie mussten nicht viel machen. Nur abends Streife gehen, aber das war James schon gewohnt gewesen, durch seine kleinen nächtlichen Ausflüge. Angenehm fand er es, dieses Mal bloß keinen Tarnumhang tragen zu müssen. Der kalte Novemberwind fegte durchs Schloss und zusätzlich zu ihren Umhängen zogen sie auch Schals und Handschübe über.

Eines der vielen Hogsmeadewochenenden stand vor der Tür und die Freunde zeigten gerade dem Hausmeister Filch ihre Erlaubnis, als Professor McGonagall über die Schülerschar hinweg rief: „Potter!"

James verdrehte die Augen in Richtung seiner Freunde und wandte sich dann der Lehrerin für Verwandlung zu: „Ja."

„Her kommen Potter.", fauchte Professor McGonagall.

James gab seinen Freunden ein Ich-komm-gleich-wieder-Zeichen und quetschte sich durch die plappernden Schüler zu ihr hinüber.

„Was gibt es denn Professor?", fragte James in seiner gewohnt lässigen Art.

„Seien Sie nicht so frech, Potter.", tadelte die Lehrerin James.

„Ja, ja ist ja schon gut. Was ist denn nun? Ich will eigentlich mit meinen Freunden nach Hogsmeade.", meinte James und gestikulierte in die Richtung der Marauder und Lily.

„Einen Teufel werden Sie tun. Hogsmeade ist für Sie gestrichen.", polterte Professor McGonagall.

„Was!", rief James entsetzt aus.

„Was ist denn das für ein Schwachsinn?", hakte er nach.

„Das ist kein Schwachsinn Mr Potter, das ist ihre Bestrafung.", verbesserte sie ihn.

„Aha, und wofür dieses Mal, wenn ich fragen darf?", fragte James etwas verwirrt.

„Stellen Sie sich nicht dumm Potter, Professor Williams hat ihnen mal wieder reichlich Punkte für ihr Fehlverhalten abgezogen und da sie anscheinend meinen, dass die Hauspunkte nicht wichtig seien, streiche ich ihnen hiermit die Hogsmeadewochenenden bis auf weiteres.", klärte sie James auf.

„Das ist ein schlechter Scherz, Professor.", meinte James und schluckte schwer.

„Ich wünschte es wäre so, glauben Sie mir, aber ich halte die Strafe bis auf weiteres für Sinvoll.", erwiderte Professor McGonagall.

„Sinnvoll!", wiederholte James und verdrehte die Augen.

„Das habe ich gesehen Potter und wenn sie noch weitere Respektlosigkeit an den Tag legen, werde ich sie vom Schulsprecheramt befreien.", drohte die Hauslehrerin von Gryffindor.

„Respektlosigkeit? Können sie mir bitte mal genaustens erklären was hier eigentlich los ist?", hakte James nach, noch immer hatte er den ganzen Zusammenhang nicht durchschaut.

„Mr Potter", holte Professor McGonagall förmlich aus, „Sie wissen doch, dass Sie mit Professor Williams, aus mir irgendwie unerfindlichen Gründen, nicht klar kommen. Und ich sehe nicht ein, dass das Haus Gryffindor wegen Ihnen noch weitere Punkte verliert, deshalb entziehe ich ihnen die Hogsmeadewochenenden. Wenn Sie sich in den Zaubertrankstunden gebessert haben, lasse ich mit Sicherheit noch mal neu mit mir verhandeln.", erklärte die Lehrerin.

James schluckte.

„Und was ist mit Professor Williams?", erkundigte sich James.

„Was soll mit ihm sein?", fragte Professor McGonagall zurück.

„Ich denke, dass auch er nicht verschont bleiben sollte. Schließlich gehören immer Zwei dazu.", antwortete James.

„Wozu?", hakte die Lehrerin für Verwandlung nach.

„Zudem, worüber sich die ganze Menschheit so aufzuregen scheint. Ich finde es ungerecht, wenn er keine Bestrafung bekommt.", beharrte James.

„Jetzt wagen Sie zu fehlen, Potter. Fünf Punkte Abzug, wegen Unverfrorenheit. Schönen Tag noch.", verabschiedete sich Professor McGonagall und verschwand.

Nun trat einer der seltenen Fälle ein in denen James Potter einmal sprachlos war. Die Marauder und Lily kamen zu James hinüber.

„Was ist denn los?", fragte Lily und sah James an.

James bewegte zwar den Mund, doch kamen keine Worte heraus, er fuchtelte mit seinen Armen umher und schienen irgendetwas sagen zu wollen, doch Lily verstand nur Bahnhof.

„Was ist denn James?", wiederholte Lily ihre Frage.

„Mensch Kleine, er erzählt doch gerade. Sei mal leise.", fuhr sie Sirius leicht an.

Lily runzelte die Stirn und sah abwechselnd von Sirius zu James und wieder zurück.

„James hat gesagt, dass die McGonagall ihn nicht nach Hogsmeade lässt und dass Williams irgendwie dafür verantwortlich ist. Wieso weiß ich nicht genau, weil unsere Kleine hier ja dazwischen labern musste.", erzählte Sirius und zwinkerte am Schluss Lily zu.

„Woher weißt du das?", hakte Lily nach.

„Hat er doch erzählt.", wiederholte sich Sirius.

„Wann?", fragte Lily.

„Gerade eben!", antwortete Sirius.

„Er hat nur mit den Armen gerudert und sonst nichts.", beharrte Lily.

„Ja, das glaubst du, aber mir hat er damit alles gesagt. Du Unwissende, du.", neckte Sirius Lily und grinste.

Lily seufzte.

„Na toll und nun?", fragte sie.

James hatte endlich sine Sprache wiedergefunden.

„Geht ohne mich. Bringt aber schön etwas mit ja!", sagte James und zwinkerte Sirius zu.

„Klar", stimmte ihm Sirius zu und zwinkerte zurück.

„Wieso habe ich nur das dumpfe Gefühl, dass wir dich in Hogsmeade treffen werden.", beschlich Lily eine Ahnung.

„Keine Ahnung.", erwiderte James und zuckte unschuldig mit den Schultern.

Lily zog beide Augenbrauen hoch. James zwinkerte und lief zurück ins Schloss.

„Aber McGonagall hat es ihm doch verboten.", meinte Lily.

„Kleine, du musst noch viel über Regeln, Verbote und Grenzen lernen und am meisten, wie man sie bricht, verletzt und einfach übergeht.", fand Sirius und grinste frech.

Somit machten sich die Marauder zusammen mit Lily ohne James auf den Weg nach Hogsmeade. Nach einem ausgiebigen Einkauf bei Zonkos Scherzartikelladen machten sich die Freunde auf, um ein wärmendes Butterbier in Madam Rosmertas Drei Besen zu trinken. Sirius gab ein Ihr-sucht-einen-Tisch-und-ich-organisier-Butterbier-Zeichen und sie trennten sich.

„Lass uns den dahinten nehmen.", schlug Remus vor.

„Ist ja auch der Einzigste, der frei ist.", erwiderte Lily und setzte sich.

„Das kommt noch hinzu.", meinte Remus und setzte sich ebenfalls.

Peter alias der Schatten, so hatte Lily ihn jetzt in ihren Gedanken getauft, setzte sich neben Remus. Lily beobachtete Sirius wie er mit Madam Rosmerta seine Späße trieb, dabei lächelte sie unwillkürlich. Sirius nahm immer alles auf die leichte Schulter und machte sich aus allem einen Spaß, doch wenn es darauf ankam, war er für einen da und tat alles in seiner machtstehende für einen. Ein wahrer Freund. Mit einem breiten grinsen balancierte Sirius fünf Butterbier zu ihrem Tisch. Er verteilte die Biere unter ihnen bis nur noch eins übrig blieb.

„Ich frag gar nicht erst.", meinte Lily und nahm einen Schluck Butterbier.

„Ach, frag ruhig.", forderte sie Sirius mit einem lächeln auf.

„Ich warte einfach ab, ob sich meine Vermutung bestätigt.", schlug Lily das nette Angebot aus und beobachtete weiter das Butterbier.

„Ist irgendwas mit dem Bier?", fragte plötzlich James, während er danach griff.

„Nein, schon okay.", antwortete Lily.

James warf den Tarnumhang über einen weiteren Stuhl und setzte sich zu ihnen.

„Siehste meine Vermutung hat sich bestätigt. Ganz ohne zu fragen.", meinte Lily zu Sirius.

„Super Kleine, echt. Top.", erwiderte Sirius und reckte den rechten Daumen.

„Ach, nerv nicht.", zickte Lily Sirius leicht an und streckte ihre linke Hand wie eine Art Schild gegen ihn.

Doch Sirius sah ihre Hand, als hätte er zuvor noch nie eine gesehen, fasziniert an griff nach ihr.

„Was ist denn nun los?", fragte Lily verwirrt und wollte ihre Hand wegziehen, doch Sirius umklammerte sie fest und hielt Lily nun ihre eigene Hand vor Augen.

„Da.", sagte er und wedelte mit ihrer Hand herum.

„Hallo! Was soll denn das sein?", hakte Lily nach. „Klein, golden, zudem noch an deinem Ringfinger.", half ihr Sirius auf die Sprünge.

Lily lächelte.

„Achso, das meinst du.", erwiderte sie.

„Ja, das. Seit wann?", fragte er und sah nun auch zu James hinüber, der ebenfalls grinste.

„Seit der Bestattungsfeier von James Eltern.", gab Lily Auskunft.

„Und ich muss das erst heute und auch noch auf diesem Wege herausfinden!", beschwerte sich Sirius und ließ endlich Lilys Hand los.

„Tut uns Leid Sirius, aber wir haben dich doch trotzdem lieb.", beschwichtigte ihn Lily.

„Echt!", fragte Sirius gekünstelt interessiert.

„Ja.", erwiderte Lily in genauso einem dümmlichen Ton.

„Dann ist meine Blümchenwelt ja wieder in Ordnung.", seufzte Sirius erleichtert auf.

Die Freunde fingen an zu lachen.

„Herzlichen Glückwunsch von mir an dieser Stelle hier.", sagte Sirius und umarmte erst Lily, dann James.

„Ja, wirklich alles Gute für euch.", stimmte ihm Remus zu und umarmte sie ebenfalls.

„Das ist ja so wunderbar.", quiekte Peter vergnügt und umarmte sie auch.

„Was gibt es denn zu feiern?", erkundigte sich Madam Rosmerta, als sie den Trubel an dem Tisch bemerkte.

„Hier.", sagte Sirius und griff zum zweiten Mal nach Lilys Hand um mit ihr vor Madam Rosmertas Nase herum zuwedeln.

„Sirius, ist gut. Ich kann ja gar nicht erkennen. Nimm doch mal die Hand aus meinem Gesicht.", fauchte Madam Rosmerta und wich einen schritt zurück.

Nun erkannte auch sie den Ring an Lilys Finger.

„Liebes, das ist ja wundervoll. Wer ist es?", fragte Madam Rosmerta und blickte in die Runde der Marauder.

James grinste schon so über verdächtig, dass Madam Rosmerta nicht anders konnte als seinen Namen zu nennen. Lily nickte heftig.

„Ach hier Zwei.", rief sie aus und drückte Lily und James fest an sich.

Auf dem Weg zurück hinter den Tresen rief sie dem ganzen Pub zu: „Ich geb einen aus, Butterbier für alle!"

Der ganze Drei Besen wackelte vor Freude. James und Lily grinsten und küssten sich. Sirius fing an zu johlen und die Freunde verlebten einen netten Nachmittag in den Drei Besen bis Professor McGonagall, Professor Flitwick und Professor Sprout den Pub betraten. Die Marauder und Lily bemerkten die Lehrer nicht. Ihr Pech, denn Professor McGonagall hatte James schon entdeckt.

„Was bilden Sie sich eigentlich ein Mr Potter?", fauchte sie den Gryffindor an. James verschüttete vor Schreck etwas Butterbier auf dem Tisch.

„Hallo Professor McGonagall.", begrüßte er seine Lehrerin.

„Sparen Sie sich das! Mitkommen! Und zwar alle! Und Wehe ich höre auch nur einen weiteren Mucks von ihnen.", drohte Professor McGonagall.

Die Freunde sahen alle betreten drein.

„Das nützt ihnen jetzt auch nichts mehr. Also los.", sagte die Lehrerin für Verwandlung zornig und verwies die Fünf zur Tür.

Die vertretende Schulleiterin führte die Rasselbande zum Schloss zurück, direkt in ihr Büro. Nachdem sie sich alle gesetzt hatten, streckte Professor McGonagall ihre Hand aus.

„Den Umhang Potter.", befahl sie unwirsch. James zögerte und versuchte mit Sirius Blicke auszutauschen.

„Worauf warten Sie, ich habe Ihren Tarnumhang schon lange gesehen. Also los.", forderte sie ihn erneut auf. James gab der Lehrerin den Umhang.

„Taschen leeren.", befahl sie weiter. James fing langsam an seine Umhangtaschen zu entrümpeln.

„Alle.", forderte sie nun auch die Anderen auf.

Eine Menge Krimskrams stapelte sich auf dem Schreibtisch der Stellvertretenen Schulleiterin. Da waren z.B. Stinkbomben, andere Zonkoartikel, ausgerissene Buchseiten, Schminke, und mehrere Stücken Pergament. Unter dem Stapel Pergament befand sich die Karte des Rumtreibers, gelöscht. Professor McGonagall beäugte die Sachen streng. Jedes Teil wurde einzelt untersucht und in zwei Haufen aufgeteilt. Zu ihrer Linken, der kleine Haufen an Sachen, die die Marauder und Lily zurückbekamen, zu ihrer Rechten, der um das fünffache größere Haufen, der Sachen, die sie konfiszieren wollte. Als am Stapel mit den Pergamenten angelangt war, nahm sie den ganzen Haufen in die Hand.

„Ich denke nicht, dass sie Pergament vermissen werden oder?", fragte sie ihre Schüler.

James biss sich auf die Zunge, doch Sirius sprach für ihn: „Ja wissen sie Professor, das mit den Pergamenten ist so eine Sache."

„Ja, Mr Black, ich bin ihrer neuen Lüge und weiteren Ausflüchten ganz Ohr.", gab die Lehrerin zornig bekannt.

„Also das gibt es diese Regenwaldaktion an der wir uns beteiligen.", half Lily aus.

„Miss Evans, ich habe Sie nicht um Ihre Meinung gebeten.", fauchte Professor McGonagall.

Stumm saßen die Fünf vor der Lehrerin. Sie mussten die Karte retten, aber wie?

„Sie können uns die Pergamente doch einfach zurückgeben. Ist viel leichter, als wenn wir uns jetzt irgendeinen Grund ausdenken müssten.", meinte James und versuchte es mit einem lächeln.

„Sie haben keinen Grund zu lächeln Mr Potter und zudem scheinen die Pergamente so wichtig für sie zu sein, dass sie ja förmlich noch etwas anderes seien müssen, als Pergamente.", zog Professor McGonagall ihre Schlussfolgerung.

„Wie wäre es, wenn sich jeder ein Pergament aussuchen könnte?", schlug Sirius vor.

„Mr Black, was soll denn so ein Käse?", fragte Professor McGonagall.

„Und fifty, fifty?", erkundigte sich James.

„Nein und nun unterlassen sie bitte solchen Schwachsinn. 10 Punkte Abzug, für jeden von ihnen und zusätzlich für Mr Potter Hogsmeade verbot und wenn sich irgendjemand von ihnen noch den kleinsten Fehltritt erlaubt, dann.", Professor McGonagall schnaubte nur verächtlich.

„Aber warum ziehen Sie auch uns Punkte ab?", fragte Lily.

„Weil sie alle genau wussten, dass es James verboten war Hogsmeade zu besuchen. Ganz einfach.", erwiderte die Lehrein kühl.

Lily verdrehte die Augen.

„Was ist nur los mit Ihnen, so kenne ich Sie gar nicht, Miss Evans.", gestand Professor McGonagall.

Lily wollte gerade etwa bissiges erwidern, doch stattdessen biss sie sich einfach auf ihre Unterlippe.

„Nun gut. Gehen sie bitte.", forderte die Hauslehrein sie auf.

„Und die Pergamente?", fragte Sirius.

Professor McGonagall lächelte gekünstelt.

„Die, werden Sie so schnell nicht wieder sehen Mr Black. Es sind doch schließlich nur Pergamente nicht wahr!", erwiderte die Lehrerin trocken. James und Sirius warfen sich einen Blick zu.

„Aber", setzte James noch an, doch die Lehrerin deute nun auf die Tür.

Geschlagen ließ er die Schultern hängen und verließ mit seinen Freunden das Büro.

„Scheiße!", fluchte er als sie auf dem Korridor waren.

„Da sind Marauder wohl an ihre Grenzen gestoßen.", verkündete Remus leise.

„Ach das waren also die Marauder für dich? Ein Umhang und eine Karte?", erwiderte Sirius zornig.

„Sirius bitte. Er hat es doch nicht so gemeint. Okay, lasst euren Zorn nicht aneinander aus.", predigte Lily.

Sirius hob beide Hände, als wolle er „okay, okay." sagen.

„Und jetzt?", erkundigte sich James.

„Hausaufgaben, Jungs. Davon haben wir jede Menge und über die Hälfte noch nicht erledigt.", antwortete Lily.

Sirius machte den Mund auf um zu wiedersprechen, doch Lily hob drohend dein Zeigefinger.

„Wehe auch nur ein Wort Sirius. Ihr müsst auch mal an die Schule denken. Also hopp hopp.", scheuchte Lily die Jungen in den Gryffindorturm.

Mit rauchenden Köpfen saßen die Freunde über ihren Hausarbeiten, bis spät in die Nacht. Nach und nach verließen immer mehr Schüler den Gemeinschaftsraum, bis nur noch die Marauder da saßen.

„Ich…hab…keinen…Bock…mehr.", jammerte Sirius stockend. Auch Remus gähnte und streckte sich.

„Ich denke wir können jetzt auch aufhören.", meinte er.

„Sie", Sirius ruckte mit dem Kopf in Lilys Richtung, „meckernd bestimmt gleich wieder rum, noch bevor wir überhaupt ein Buch zuschlagen und nach oben rennen können."

„Das glaube ich nicht.", widersprach ihm Remus.

„Und wieso?", fragte Sirius und gähnte herzhaft. Remus nahm Lily das Buch aus den Händen, hinterm sie ihr Gesicht versteckt hatte.

Lily hatte sich im Sessel zusammen gerollt und schlief ruhig und selig.

„Na ganz große Klasse, sie pennt hier und wir ackern uns zu Tode.", beschwerte sich Sirius und streckte sich.

„Lass uns einfach ins Bett gehen.", meinte James und nahm Lily hoch.

„Soll mir recht sein.", stimmte ihm Sirius zu und die Freunde gingen ins Bett.

Das verschobene Quidditchspiel, Gryffindor gegen Ravenclaw, fand nun endlich statt und ganz Hogwarts pilgerte zum Spielfeld.

„Okay Leute, das ist die letzte Session mit dem besten und am Meisten ausgefallen Sucher den jemals eine Mannschaft gehabt hatte.", verkündete Josh und klatsche James im Gryffindorumkleideraum auf die Schulter.

Die anderen Gryffindors klatschten Beifall und fohlten auf. James lächelte verlegen.

„Da beim letzten Mal die Strategie, den anderen Mannschaften mächtig in den Arsch zu treten, so wunderbar geklappt hat, würde ich sagen wir ändern nichts daran.", meinte Josh und grinste.

Die anderen nickten nur.

„Hey, ich will hier Elan haben und zwar 100, sonst geh ich mit euch nicht da raus, klar!", forderte Josh seine Mannschaft heraus.

Die Mannschaft riss plötzlich die Arme in die Höhe und alle samt fingen an zu tanzen und zu singen. Josh grinste.

„Genauso muss das!", rief er.

„Und nun auf in den Kampf!"

Die Gryffindors rannten hinaus auf das Spielfeld und der Stadionsprecher, Sirius, schrie in das Mikrophon.

„Ja, da kommen sie unsere Gryffindors. Angeführt von Capatin Joooooooosh", Sirius ließ eine Pause sodass die Menge „Smiiiiiiiiiiiith!" ergänzen konnte.

„Und die Jäger Arrooooooooon", Sirius ließ der Menge wieder Zeit.

„Paaaaaaaaarker!", schrie die Menge.

„Jeeeeeeeeeeeenny", heizte er die Menge weiter an.

„Mcaaaaaaaaaaaaain!", erwiderten die Schüler.

„uuuuund Boooooooooooooob", rief Sirius in Mikrophon.

„Caaaaaaaaaaaaaaaalsery!", schrie die Menge.

„Und unsere zwei Treiber Fraaaaaaaaaank", rief Sirius, der Menge etwas Zeit gebend.

„Haaaaaaaaaaaaaaaawkins", erwiderte die Menge johlend.

„Uuuuund Emiliiiiiiiiiiiiiie", rief Sirius den vorletzten Namen aus.

„Simpsooooooooooon", grölte die Menge.

„Und zu guter letzt unser Lieblinssucher Jaaaaaaaaaames", schrie Sirius nun schon seine Stimmenbänder strapazierend.

„Potteeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeer!", schrie die Menge aus Leibeskräften zurück.

Die Rawenclaws rief Sirius normal und mit nur einem Viertel so viel Elan aus.

„Besteigt eure Besen!", rief Madam Hooch, nachdem sich die beiden Capatin die Hand gereicht hatten.

Die Schietsrichterin ließ die Bälle frei und warf zu guter letzt den Quaffel hoch.

„So, los geht's.", rief Sirius und das ganze Stadion grölte.

„Aaaaah, sehr gut Arron Parker von den Gryffindors, sehr gut Mann übrigens, hat sich gleich erst mal den Quaffel gesichert und fliegt auf die gegnerischen Torstangen zu.", kommentierte Sirius das Spiel.

Professors McGonagall hatte immer ein wachsames Auge auf ihn, um dafür zu sorgen, dass er ja nichts Dummes sagte.

„Zeigs ihnen Arron!", rief Sirius ins Mikro und rutschte von Professor McGonagall fort, die ihn strafend anschaute.

„Parker gibt ab zu der bezaubernden Jenny Mcain, einfach süß das Mädchen und ihre blonden Haare", doch Professor McGonagall fuhr dazwischen.

„Kommen Sie zum Spiel zurück Black.", fauchte sie.

„Ja, klar. Also wo war ich, ja die süße Mcain fliegt gerade auf die Torstangen zu und weicht knapp einem Klatscher aus.", kommentierte Sirius weiter.

Die Jägerin holte aus und warf den Quaffel direkt durch einen der Ringe.

„Perfekt meine Süße, das bedeutet 10 zu Null für Gryffindor.", rief Sirius gegen die brüllende Menge an.

James flog über de ganzen geschehen hin und her und spähte über das Spielfeld. Der Schnatz musste irgendwo hier herumfliegen. Der Sucher der Ravenclaw war ein Junger Chinese. James hatte ihn schon ein paar Mal spielen gesehen, er war nicht schlecht, aber es gab bei weitem bessere Sucher. Sein Name war Chan Chang. Ein kleiner Zungenbrecher, fand James. Chang flog ebenfalls umher, ungefähr auf gleicher Höhe wie James. Sirius kommentierte weiter das Spiel, aber irgendwann fing James an, seinen besten Freund auszublenden und sich voll und ganz auf den Schnatz zu konzentrieren. Das letzte was er mitbekam war Bobs Treffer für ein 50 zu 20 für Gryffindor. James spähte das Spielfeld ab. Wo war dieser verflixte Schnatz! Sonst hatte er doch auch nicht solche Probleme ihn zu fangen, geschweige ihn denn erst mal zu finden. WUSCH. Ein Klatscher hatte James Kopf nur um ein Haar verfehlt.

„Was ist denn bloß mit dem lieben James los, träumst du, du Penner oder was!", rief Sirius und wich einer wütenden Professor McGonagall aus.

James grinste seinem besten Freund zu und schwang die Faust zum Spaß in der Luft.

„Ah ich sehe Potter versucht Luftdrohungen. Bloß gegen wen? Doch nicht etwa gegen den lieben Stadionsprecher oder!", witzelte Sirius.

„Black!", kreischte Professor McGonagall.

„Schuldingung Professor, also wo war ich? Ja, ich sehe den Ravenclaw Jäger mit dem Quaffel. Leute was macht ihr denn? Aufhalten!", rief Sirius nun wieder Feuer und Flamme für das Spiel.

Plötzlich flog was Kleines, Goldblinkendes an Chan vorbei. Überrascht griff er zu spät nach dem Schnatz. Das war James Chance. Er riss seinen Besen herum und flog dem Schnatz direkt entgegen. Chan flog dem Schnatz hinter her. Die beiden Jungen rasten aufeinander zu. Einer von ihnen musste ausweichen, sonst wären zwei Sucher reif für den Krankenflügel. Doch James würde sich nicht von dem Sieg abringen lassen. Er lehnte sich weiter nach vorn und der Besen wurde schneller. Er streckte den Arm aus um nach dem Schnatz zu greifen, Chan tat es ihm gleich.

„Seht euch mal James und den Chan-Man an!", rief Sirius auf einmal und starrte in den Himmel.

James lehnte sich noch weiter nach vorn, gleich würde er den Schnatz fest in der Hand halten.

„Einer muss von euch Beiden abdrehen, also Chan worauf wartest du?", riet Sirius und rutschte Mal wieder auf seinem Platz hin und her um Professor McGonagall geschickt auszuweichen.

James sah sich vor seinem geistigen Auge schon den Schnatz umschließen, da hatte er die Rechnung ohne den Schnatz selbst gemacht, der auf einmal abtauchte. James prallte mit voller Wucht gegen Chan. Zum abbremsen oder abdrehen war es zu spät gewesen.

„Scheiße, was ist denn nun da oben los?", fluchte Sirius und verrenkte seine Augen.

„Black, fluchen Sie nicht!", belehrte ihn Professor McGonagall, jedoch war ihr Blick besorgt in den Himmel gerichtet.

James hielt sich gerade noch so auf seinem Besen. Schmerzen durchströmten seinen Körper. Er hätte wetten können, dass es nicht noch einen Teil seines Körpers gab, der nicht gebrochen war. Doch viel wichtiger war, wo war der Schnatz abgeblieben?

James umklammerte mit Mühe und Not den Stiel seines Besens. Er schaute sich um. Chan schien genauso angeschlagen wie er selbst.

„Alles in Ordnung mit dir?", rief James zu ihm hinüber.

„Ja und bei dir?", erkundigte sich sein Gegner.

„Ach, nichts weltbewegendes.", erwiderte er.

Chan nickte. James versuchte sich etwas mehr aufzurichten, doch ein Schmerz in seinem Arm, auf den er sein Gewicht stützte, ließ ihn zusammenfahren.

„Oh, oh, oh, die Sucher scheinen schwer angeschlagen zu sein. Chan, warum hast du auch nicht abgedreht!", warf Sirius dem Sucher von Ravenclaw vor.

James lächelte in sich hinein. Die beiden Sucher zogen wieder ihre Kreise über dem Spiel. Jenny machte gerade einen weiteren Treffer für Gryffindor. 60 zu 20 für die Löwen. James flog langsam etwas tiefer, er erhoffte sich so, den Schnatz vielleicht schneller zu erspähen. Nach weiteren Ausweichmanövern, sah James einen kleinen, goldenen Punkt umherschwirren. Unter weiteren großen Schmerzen beugte er sich weit nach vorne über seinen Besen und flog geradewegs auf den Punkt zu. Aus den Augenwinkeln sah er wie Chang langsam aufholte. Nun waren sie gleich auf. Die Beiden rangelten eine Weile miteinander, es war ein Kopf an Kopf fliegen. Sie rasten auf den Boden zu. Beide flogen in einem Spitzenwinkel. Dann streckten sie ihre Arme aus. Jeder wollte den Schnatz als erster umklammern. James beugte sich nach vorne, ein stechender Schmerz durchzog seinen Körper. Doch fast wie blind ließ James sich weiter nach vorne fallen. Seine Hand streifte eine kleine Kugel. Er schloss die Hand und hatte somit den Schnatz gefangen. Doch der Schmerz war zu stark und James verlor den Halt auf seinem Besen. Er fiel hinab. In seinen Ohren rauschte es. Und Sirius Worte wie er schrie, dass Gryffindor gewonnen habe, erreichten James Bewusstsein nur noch benebelt. James fiel und er wartete schon förmlich darauf, wie er auf den Boden aufschlagen würde, als er komplett das Bewusstsein verlor.

Als James wieder zu Bewusstsein kam, lag er im Krankenflügel und Lily saß neben ihm und streichelte seine Hand. Sirius saß am Fußende des Bettes und starrte seinen besten Freund an. Remus und Peter hatten sich Stühle heran gezogen. James blinzelte mehrmals, dann kratzte er sich am Kopf, während er die Augen aufschlug.

„Wie geht's es dir?", fragte Lily sofort besorgt.

James wollte nicken, doch in seinem Schädel hämmerte es und er ließ den Kopf ruhig.

„Mhm.", nuschelte er. Dann setzte er sich unter Schmerzen auf.

„Du machst auch Sachen.", meinte Remus und musterte seinen Freund. James war noch immer Leichen blass.

„Was ist denn überhaupt passiert?", fragte James.

„Was passiert ist?", wiederholte Sirius.

James sah seinen besten Freund an.

„Du hast dir den Schnatz gegrabscht und dann bist du von deinem Besen gefallen. Alle waren geschockt und du bist auf dem Boden aufgeschlagen. Du bist aus gut drei Metern Höhe gefallen. Als wir dich erreicht hatten, warst du Bewusstlos. Dann ging alles sehr schnell und Madam Pomfrey hat dich wieder zusammengepflückt. Du hast alles Grund ihr zu danken.", erzählte Sirius die ganze Story in Kurzform.

James seufzte. Lily drückte James Hand. Er sah zu ihr hinüber. Sie lächelte verkrampft.

„Was ist mit Chang?", erkundigte sich James.

„Der liegt ein paar Betten weiter, ihm fehlt nicht viel. Er ärgert sich bloß, dass er den Schnatz nicht gefangen hat, dass ist alles.", klärte Remus ihn auf.

„Nun gut Kinder, ihr habt mit ihm gesprochen. Nun müsst ihr aber gehen. Husch, husch.", warf sie Madam Pomfrey hinaus, als sie ihre Stimme vernommen hatte.

Die Marauder und Lily verließen den Krankenflügel.