Wie ein einsamer Wolf streifte der Hund durchs Land. Immer den Bahnschienen nach trugen ihn seine Pfoten voran. Der Schnee rieselte auf ihn her nieder und wenn Sirius kein Hund gewesen wäre, der von seinem Fell geschützt wurde, dann wäre er schon lange als Mensch erfroren. Hechelnd streifte der Hund weiter. Der Viertelmond stand hoch am Himmel und der schwarze, zottelige Hund preschte neben den Schienen des Hogwartszuges her. Stunden um Stunden später, konnte er schon Hogwarts weit entfernt erspähen. Die Schule lag maiestädtisch da und schien geradewegs auf ihn zu warten. Ziemlich ausgezerrt von der langen Reise lief der Hund auf die Ländereien. Vor dem Eingangstor machte er halt. Er konnte unmöglich als Hund dort auftauchen. Jeder würde wissen, dass er ein Animagi wäre. Und zurückverwandeln wäre sicher auch nicht das wahre. Sicher, es gab Mädchen die sich darum reißen würden ihn nackt durch Hogwarts spazieren zu sehen, aber heute war definittief nicht die Nacht dafür, dies auszuprobieren. Der Hund streifte über die Ländereien, was sollte Sirius nun tun?

Er musste James oder Remus irgendwie auf sich aufmerksam machen. Aber wie?

Da fiel ihm nicht besseres ein, als Laut zugeben. Und der schwarze Hund bellte aus Leibenskräften. Er beobachtete ganz Hogwarts, ob irgendwo Lichter angingen oder Fenster aufgerissen wurden. Doch irgendwie schien das Schloss nicht ganz so zu wollen wie er. Mit gesenktem Kopf schritt der Hund auf und ab. Er brauchte wie es aussah einen anderen Plan. Wenn Hunde es könnten, würde dieser Hund auf alle Fälle mit den Schultern zucken, aber da Hunde dies nicht können, lief der Sirius-Hund einfach so auf das große Eingangstor zu und umklammerte mit seinen Pfoten die Klinge. Mit einem kleinen Kraftaufwand schaffte Sirius es die Tür zu öffnen und sich Zutritt zum Schloss zu verschaffen. Das Geräusch, was seine Pfoten auf dem Boden der Eingangshalle durch die Wände auf ihn zurückwarfen, hörte sich merkwürdig an und Sirius lief in seiner Hundegestalt schnell die Treppe hinauf. Jetzt konnte er nur hoffen, dass ihn niemand sah. Vorsichtig schlich der Hund im Schloss umher und stand irgendwann vor dem Portrait des Gryffindorturms. Sirius wollte das Passwort melden, doch stattdessen bellte er nur. Manchmal gewöhnte er sich so an seinen Tierischenzustand, dass er ihn völlig vergaß. Die fette Dame starrte den Hund an.

„Ein Hund?", stellte sie überflüssigerweise fest. Der Hund wedelte freundlich mit dem Schwanz.

„Was auch immer du hier zu suchen hast. Verschwinde!", fauchte die fette Dame und wich in ihrem Portrait zurück.

Ein Grinsen kam wohl diesem Hundegesicht am nahesten, denn Sirius spürte, dass die fette Dame Angst hatte.

„Das ist bestimmt wieder so ein Hirngespinst der Marauder!", murmelte die fette Dame und sah den Hund böse an.

„Los verschwinde, du blöder Hund du! Zurück zu den Nichtsnutzen von Maraudern!", schleuderte die fette Damen Sirius entgegen.

Plötzlich hörte der Hund auf mit dem Schwanz zu wedeln und fing leise an zu knurren. Er fletschte gefährlich die Zähne und funkelte die fette Dame böse an. Das Portrait, sich sichtlich bewusst etwas Falsches gesagt zu haben, versuchte den Hund zu beschwichtigen. Da fing Sirius an die fette Dame an zu bellen. Sich wundernd über den fremden Lärm, entscheiden sich Schüler nach zu sehen und das Portrait schwang zur Seite. Die beiden Schüler waren niemand geringeres als James und Remus. Als die Beiden den Hund erblickten liefen sie auf ihn zu und herzten ihn erst mal. James streichelte ihm lange den Kopf. Er hatte seinen besten Freund, trotz der sehr kurzen Spanne die sie getrennt waren, sehr vermisst.

„Lass uns lieber wieder reingehen.", schlug Remus gedämpft vor und die Truppe verschwand im Turm.

James und Remus schleusten den Hund in ihren Schlafsaal. Selbst wenn jemand den Hunde-Sirius bemerkt hatte, er würde sich unterstehen auch nur ein Wort zu sagen. Die Gryffindors waren langsam daran gewöhnt die Marauder mit ungewöhnlichen Dingen im Schloss herumlaufen zu sehen. Im Schlafsaal verwandelte sich Sirius zurück und zog sich rasch etwas an.

„Leute wie ich dieses Bett vermisst habe!", rief der Schwarzhaarige glücklich und schmiss sich auf sein Bett.

„Was war denn nun eigentlich passiert?", erkundigte sich James und saß im Schneidersitz auf seinem Bett.

Sirius atmete einen Moment still ein und aus, dann begann er zu erzählen. Von Ari und all ihren Problemen und wie alle für die Hochzeit waren, dem langen Gespräch mit seinem Bruder über Verrat, das Geschenk seiner Cousine Andromeda erwähnte er auch und wie er lange mit Ari gesprochen hatte, die ihn schließlich zum fortlaufen bewogen hatte. Das er im Grunde seines Herzens sie eigentlich nicht verlassen wollte, aber es sicher besser für alle sei. Nun waren es seine Freunde, die ihn schweigend musterten und leise atmeten.

„Ich bin froh, dass du wieder hier bist!", gestand James seinem besten Kumpel.

„Ich auch, ich auch.", stimme er ihm zu.

Sirius schloss die Augen und ehe er sich noch weiter dagegen wehren konnte, viel er in ein dunkles Loch des tiefen Schlafens.

Die Ferien gingen rasch zu Ende. Und bald läutete wieder die Schulglocke von Hogwarts für den Unterrichtsbeginn. Die Monate wurden wie von einem Sturm davon getragen und bald wurde aus dem eisigen Winter ein angenehmer und schön ausklingender Winter. Am Anfang des März gab es eine neue Aufgabe für die Schulsprecher, an der sie sich auch gleich heranwagten.

Im Schulsprecher Zimmer, das überseht mit Notiz bekritzelten Pergamenten war, saßen Lily und James auf dem Boden und waren voll in ihre Arbeit vertieft. Sie hatte noch ungefähr zwei Wochen Zeit das Frühlingsfest zu organisieren.

„Ich will Kostüme.", kam es von Lily.

„Wie meinst du das?", erkundigte sich James und war ein frisch bekritzeltes Pergament von seinem Schoß.

„Ja, alle müssen sich verkleiden und eine Maske tragen. Und dann um Mitternacht, werden die Masken abgenommen und man sieht, mit wem man den ganzen Abend so getanzt hat.", erklärte Lily und grinste.

James schien hin und her zuüberlegen.

„Na gut, okay. Kostüme. Schreibst du es auf?", fragte er, da er kein Pergament griff bereit hatte.

Lily sah sich um. „Irgendwie keins mehr sauber.", stellte sie fest.

„Hm", machte James nur. Doch Lily nahm eins der beschmierten Blätter, drehte es kurzer Hand um und schrieb es auf die Rückseite.

„Wie wäre es mit Blühten überall?", erkundigte sich James. „Find ich gut.", antwortete Lily und schrieb es unter die Kostüme.

„Darf man kommen, als was man will?", fragte James. Lily zuckte mit den Schultern. „Ja, eigentlich schon. Denk ich mal. Sagen wir doch einfach, man kann kommen als was man will, so nen Thema Müll ist doch Quatsch.", meinte Lily. James nickte.

„Um das Essen müssen wir uns doch nicht auch noch kümmern oder?", erkundigte sich Lily, während sie auf ihrer Feder herumkaute.

„Nein, das machen die Hauselfen.", antwortete James. Lily seufzte.

„Wie wäre es mit einem Banner auf dem Frühlingsfest oder so steht?", schlug Lily vor.

„Gekauft.", stimmte ihr James lächelnd zu.

„Und Musik, dir dürfen wir auf keinen Fall vergessen.", fiel es Lily wieder ein. James verzog das Gesicht.

„Na ja, wenn du das sagst.", murmelte er. Lily grinste.

„So ist brav", erwiderte sie und zwinkerte ihm zu.

Die Beiden planten noch eine Weile vor sich hin, bis sie das Entkonzept Professor McGonagall präsentierten. Diese segnete es ab und James und Lily verteilten überall Zettel für das Frühlingsfest.

„Morgen ist auch wieder Hogsmeade angesagt.", meinte James mit einem Blick auf das schwarze Brett.

„Stimmt. Da wird's sicher voll sein. Weil bestimmt viele noch ein Kostüm kaufen müssen.", erwiderte Lily.

„Ach ja.", murmelte James. Lily pinnte das Pergament an das Brett. „Als was gehst du?", fragte James, nachdem er noch einmal ihre Arbeit betrachtete.

„Lass dich einfach überraschen.", antwortete Lily geheimnisvoll lächelnd.

„Na toll.", tat James eingeschnappt. Lily lächelte noch mehr und strubelte durch sein Haar.

„Oha ne, womit hab ich das bloß verdient!", ertönte Sirius Stimme hinter ihnen.

Lily und James drehten sich um.

„Was ist denn los?", erkundigte sie sich.

„Ihr zwei. Leute, Mensch ne ey. Sucht euch ein Zimmer!", feixte Sirius.

Lily legte den Kopf schief und streckte ihm die Zunge heraus.

„Ach, kriegt euch mal wieder ein. Was verteilt ihr denn da schon wieder?", fragte er und klaute einen von Lilys Zetteln.

„Frühlingsfest.", antwortete Lily. Sirius studierte den Zettel.

„Hm, wenn das nicht nach einem guten Fest klingt.", erwiderte er fröhlich grinsend und stupste James spielerisch in die Seite.

„Und schon eine Idee für ein Kostüm?", wollte Lily wissen.

„Nö, aber ich denke, das entscheide ich eh fünf Minuten bevor es los geht.", erzählte Sirius und drückte Lily das Pergament wieder in die Hand.

Am nächsten Tag im überfüllten Hogsmeade.

Die Schüler drängten sich alle in die Läden, in der Hoffnung irgendwo ein passendes Kostüm zu finden. In einem der Läden stöberten auch die Marauder, Lily hatte sich von ihnen abgeseilt, sie wollte später lieber ohne die Jungs shoppen gehen. Die Jungs machten sich einen kleinen Spaß daraus verschiedene Kostüme anzuprobieren. Sirius war der erste, der sich verkleidete. Als er aus der Kabine trat war er ein Prinz, dann ein Indianer, darauf folgten ein grässliches, fratzenschneidendes Monster und ein Clown.

„Ich glaub ich hab es gefunden!", rief er als er das letzte Mal aus der Kabine trat.

Sirius trug einen langen schwarzen Mantel mit hochgestelltem Kragen und als er seinen Mund zu einem Grinsen veränderte, lugten zwei spitze Eckzähne hervor.

„Perfecht.", sagte er mit einer starken Vampir ähnlichen Stimme.

„Ich bin der Nächste.", meinte James nur und verschwand in der Kabine.

Seine Verkleidungen waren eine Mumie, das Monster von Sirius und auch das Prinzenkostüm war mit dabei.

„Oha ne, ich glaub, ich find hier nie was.", murrte James verzweifelt in der Kabine.

„Zieh das mal an.", schlug Sirius vor und hielt ihm ein Kostüm in die Kabine.

James zog es an und als er die Kabine verließ, strahlte er bis über beide Ohren.

„Das nehm ich!", rief er freudig und begutachtete sich in seinem Ritterkostüm im Spiegel.

„Ich mach mal weiter.", meinte Remus und schlüpfte in der Kabine in sein erstes Kostüm.

Heraus kam Remus der Pirat, das Monster und der Mönch. Das letzte was Remus trug war eine lilafarbene Toga mit verziertem Goldrand. In seinem blonden Haar trug er einen goldangesprühten Lorbeerkranz.

„So Wurmschwanz nun fehlt nur noch dein Kostüm.", sagte James und schob seinen Freund in die Kabine.

„Muss ich wirklich rauskommen?", fragte der dicke Junge aus der Kabine heraus.

„Ja.", antwortete James.

„Nun stell dich nicht so an!", fügte Sirius noch hinzu.

Langsam schlüpfte Peter aus der Kabine heraus. Er trug einen roten kleinen Umhang und hatte einen Stab hin der Hand, dessen Spitze eine Art Pfeil war, der rot blinkte. Auf seinem Kopf trug er passend zwei rot blinkende Hörner und an einem Gürtel war ein roter Schwanz befestigt. Die anderen Marauder brachen in ein lautes Gelächter aus.

„Hübsch Wurmschwanz.", meinte James und wischte sich die Tränen aus den Augen.

Peter stand etwas unbeholfen in seinem kleinen Teufelskostüm da.

"Das ist wirklich", Sirius wäre fast an seinem nächsten Lachanfall erstickt, „ein nettes Kostüm!"

Die Freunde bezahlten ihre Kostüme und verließen den Laden.

„Was meinst du wird Lily tragen?", fragte Sirius James als sie in Hogsmeade umherwanderten.

„Das ist eine gute Frage. Ich kann mir beim besten Willen nichts vorstellen.", antwortete James.

James und Lily bemerkten gar nicht wie die Woche verging, da sie ihre ganze Zeit mit der Schule und den Hausaufgaben, mit Quidditch oder dem Tanzclub oder mit dem Fest verbrachten. Doch endlich stand der 20. März bevor. Kurv vor beginn der Feier in der großen Halle.

„Sieht doch gut aus oder?", fragte Lily und sah sich in der Halle um.

Überall waren Lichterketten und Kerzen angebracht, die Decke der Halle war in ein tiefes Nachtblau getaucht und Blütengirlanden rankten sich an den Wänden. Frühlingsfarbene Stoffe hingen in großen Bahnen von der Decke herab und Blütenblätter lagen auf dem Boden verstreut. Üb der Tür hing ein großes Banner auf dem „Frühlingsfest" stand. Weitere Blumen verzierten das Bild. In der Halle selbst gab es in einer Ecke eine Bühne, davor eine große Tanzfläche. Links davon waren mehrere Tische mit Stühlen, bis hin zum Lehrertisch, aufgebaut.

„Ja klar, das haben wir ja auch fabriziert.", antwortete James und grinste.

„Dann lass uns umziehen gehen.", meinte Lily und rückte den letzten Stuhl zurecht.

James ließ auf jeden der kleinen Tische ein Teelicht in einem andersfarbigen Glas sinken und schloss sich Lily zum gehen an.

Im Gryffindorturm fragte James noch: „Treffen wir uns hier gleich wieder?"

„Geht ruhig schon vor. Ich brauche eh etwas länger.", antwortete Lily und stieg die Treppe zum Mädchenschlafsaal empor. Dies war einer der wenigen Momente in denen Lily wirklich in ihren Schlafsaal zurückkehrte und nicht in den der Jungen ging. James stieg in seinem Schlafsaal und platze mitten in die Umziehaktionen den restlichen Marauder. Alle außer Sirius schlüpften in ihre Kostüme. Sirius saß auf seinem bett und versuchte offensichtlich etwas aufzuschreiben, doch er war von mehr zerknüllten Pergamenten umgeben, als das er etwas aufs Papier gebracht hatte.

„Hey, was ist los?", fragte James und setzte sich gegenüber von seinem besten Freund.

Dieser schien wie aus Trance hochzuschrecken.

„Wie?", fragte er verwirrt.

„Wir wollen doch gleich runter, wärs nicht besser, du würdest dich fertig umziehen?", schlug James behutsam vor, Sirius kritisch musternd.

„Ja.", stimmte Sirius abwesend zu und schüttelte kurz den Kopf. James warf kurz einen Blick auf das Pergament, auf dem Sirius herum gekritzelt hatte.

Viel stand da nicht drauf. James konnte gerade noch den Namen Ari erhaschen bevor Sirius seinem Blick gefolgt war und das Blatt umgedreht hatte.

Fast eine geschlagene halbe Stunde später hatten sie es dann doch alle in ihre Kostüme geschafft.

„Treffen wir uns gleich mit Lily?", fragte Sirius, fast so gut gelaunt, wie sonst, während er sein Gesicht zum dritten Mal vorm Spiegel weiß puderte, wie Vampire nun einmal waren.

„Nein, sie will uns erst nachher treffen.", erklärte James und turnte hinter Sirius im Spiegel rum.

„Was soll denn das Krone?", fauchte Sirius und hätte sich beinnahe am Puder verschluckt.

„Ich kann mich nicht sehen.", murrte James.

„Ja das musst du doch auch nicht.", erwiderte Sirius und grinste.

James ließ sich auf sein Bett nieder.

„Ich hab langsam keine Lust mehr auf diesen ganzen Kostümkram.", meinte Remus und saß frustriert auf seinem Bett.

„Was ist denn los?", erkundigte sich James und sah zu ihm hinüber.

„Kannst du mir mal sagen, wie man solche Schuhe binden soll?", fragte er genervt und hielt ein Paar Sandalen, wie sie die alten Römer zu tragen pflegten, hoch. James grinste.

„Wart mal.", sagte er und stand auf. James musterte Remus Schuhe.

„Okay, das sieht komplizierte aus als es ist.", sagte James und fummelte an den Schuhen herum.

Fünf Minuten später hatte Remus sie noch immer nicht an den Füßen.

„Sind doch komplizierte als sie aussehen was!", neckte Remus James.

„Jungs, das ist ja schon fast peinlich, dass ihr keine Schuhe binden könnt.", mischte sich Sirius ein und hantierte nun ebenfalls mit den Sandalen herum.

Weitere fünf Minuten später hatte Remus immer noch keine Schuhe an.

„Leute, lassen wir das. Ich geh ohne Schuhe.", beschloss Remus. James zuckte mit den Schultern.

„Wenn du meinst.", sagte er und ließ von den Sandalen ab.

„Nein, eigentlich nicht. Aber was bleib mit anderes übrig?", fragte Remus und sah von James zur Sirius und wieder zurück.

„Hast du es schon mit Magie versucht?", fragte Peter von seinem Bett aus.

„Wurmschwanz, was ist denn das für eine Frage. Natürlich hat er es schon mit Magie versucht.", tadelte ihn Sirius.

Doch Remus Blick wurde unsicher.

„Oder?", hakte Sirius nach.

Remus schüttelte den Kopf.

„Na herzlichen Glückwunsch. Na dann mal ran.", sagte James. Remus zauberte sich die Sandalen an die Füße.

„Problem gelöst.", meinte Sirius und die Marauder verließen zusammen den Schlafsaal.

Als sie in der großen Halle ankamen, musste Sirius sich sogleich seine Faust in den Mund stecken um nicht laut los zulachen. James sah seinen Freund kurz an, folgte dann seinem Blick und ihm erging es nicht anders. Professor McGonagall sonst immer darauf bedacht gepflegt und ordentlich auszusehen, trug ein Rotkäppchenkostüm. Die Jungen setzten sich an einen Tisch und beobachteten die Menge, die noch etwas unsicher in der Halle auf und abging. Sich langsam Tische suchten und nervös die anderen musterten.

„Lily schon entdeckt?", erkundigte sich James und suchte die Menge ab.

„Glaub nicht, aber ich sehe einen Engel.", erwiderte Sirius und starrte auf die Hallentür.

„Was?", fragte James und sah seinen besten Freund an.

Doch Sirius schien es irgendwie komplett die Sprache verschlagen zu haben und er starrte weiter auf die Tür. Nun starrten auch die anderen Marauder auf die Hallentür. Dort stand, wie Sirius schon gesagt hatte, ein Engel. Weißes, hübsches Kleid, weiße Flügel, lange, offene, rote Haare, Smaragdgrüne Augen.

„Das ist Lily.", stieß Remus hervor. James stand auf und kam zu ihr hinüber.

„Na mein Engelchen.", sagte er zu ihr und küsste sie.

Lily lächelte.

Er nahm ihre Hand.

„Komm, lass uns zu den andren hinüber gehen.", sagte James.

Die Beiden kamen zu den anderen Maraudern hinüber. Nach einer Weile des Redens stand Professor Dumbledore auf und räusperte sich vernehmlich. Alle Schüler starrten ihn an.

„Ich möchte euch gerne auf dem Frühlingsfest willkommen heißen und mein ausgesprochener Dank, das es überhaupt stattfinden kann, geht an Lily Evans und James Potter, die Schulsprecher unserer Schule.", sagte Dumbledore.

Beifall erklang. „Ich wünsche euch allen nun viel Spaß und genießt den Abend!", beendete er seine Rede und hob symbolisch das Glas. Dann setzte er sich wieder und die Band, die in der Zwischenzeit auf die Bühne ihre Sachen aufgebaut hatten, fing an zu spielen. Wenige Schüler begaben sich auf die Tanzfläche, stolz stellte Lily fest, das die meisten welche aus ihrem Tanzclub waren.

„Wer tanzt mit mir?", fragte Lily die Jungen und sah einem nach dem anderen an.

„Ich!", rief Sirius und sprang auf.

Lily lächelte.

Etwas anderes hatte sie auch nicht erwartet.

Sirius folgte Lily auf die Tanzfläche.

„Wieso zum Teufel kann er so gut tanzen!", murrte James.

„Manche können es eben und andere nicht.", versuchte ihn Remus zu beruhigen.

„Ja, aber so ist das nicht fair.", protestierte James.

„Vieles im Leben ist nicht fair.", meinte Remus und stand auf.

„Ich hol mir was trinken!", sagte er noch und verschwand.

James seufzte und fing an mit seinem Stuhl zukippeln. Neben ihm saß der blinkende Peter. James linke Gesichtshälfte wurde immer wieder von einem roten Licht beleuchtet. An, aus, an, aus, an, aus, an, aus. Leicht gestört nahm James war, dass ein Mädchen auf ihn zusteuerte. Ihre langen blonden Haare wehten bei jedem Schritt und sie hatte leuchtend blaue Augen. Auf ihrem Kopf trug sie schwarze Häschenöhrchen. Erst jetzt erfasste James ihr ganzes Äußeres, viel war das nicht gerade. Das Mädchen trug einen engen schwarzen Body, an dem ein weißes Puschelschwänzchen am Hinter befestigt war. Sie lächelte ihn permanent an, bis sie neben James stand und ihre außergewöhnlich weißen Zähne entblößte.

„Hi, James.", sagte sie und setzte sich zu ihm und Peter an den Tisch.

James schüttelte seinen Kopf, als wolle er eine Fantasie aus seinem Kopf verbannen.

„Hi Jenny.", erst jetzt erkannte er das Mädchen aus seinem Quidditchteam.

„Du siehst wirklich umwerfend aus.", machte er ihr ein Kompliment.

„Oh, danke.", bedankte sich Jenny und lächelte verlegen, während ihre Wangen erröteten.

„Und bist du Lilys Ritter des Herzens?", fragte sie, sein Kostüm musternd. James grinste.

„Hoffe ich doch mal.", antwortete er. Jenny lächelte.

„Wo ist sie eigentlich?", erkundigte sie sich.

„Ach, sie tanzt mit Tatze irgendwo da so.", erklärte James und deutete mit der Hand auf die Tanzfläche.

Jenny lächelte.

„Tanzen ist nicht so deine Welt oder?", stellte sie überflüssigerweise fest.

„Nicht wirklich.", murrte James zurück

„Macht dir nichts daraus. Bei mir ist es auch nicht anders, obwohl ich dank Lily schon besser Tanzen kann. Ich hätte nie erwartet, dass der Tanzclub was bringt.", gestand Jenny verlegen.

James lächelte. Peter saß etwas unbehaglich neben den Beiden und blinkte vor sich hin. Auch Jennys Gesicht wurde nun von Peter bestrahlt. An, aus, an, aus, an, aus.

„Falls es dir nichts ausmacht, aber das blöde blinken macht mich ganz kirre, kannst du das nicht abstellen?", fragte Jenny Peter genervt.

Peter sah verlegen drein.

„Ich...ich versuchs.", antwortete er und fummelte an seinen Hörnern herum, doch das blinken wurde nur intensiver, als das es abnahm.

„Lass uns was trinken oder so.", schlug Jenny James vor und die Beiden verließen Peter.

Bedröpellt saß der dickliche Junge alleine an dem Tisch seiner Freunde.

Mitten auf der Tanzfläche signalisierte Lily Sirius auf einmal, dass sie etwas trinken wolle und die Beiden verließen die Fläche. Sirius schöpfte aus einer Schale Bowle heraus und reichte ein Glas an Lily weiter.

„Danke.", hauchte sie und setzte das Glas an die Lippen.

Während Lily trank lehnte sie sich gegen das Tischchen, auf dem die Bowle stand. Sie beobachtete die Schüler, als ihr Blick auf einen ihr wohlbekannten Ritter fiel, der offensichtlich mit einem Playboyhäschen zu flirten schien.

„Halt das Mal.", sagte Lily und drückte dem verdutzen Sirius ihr Glas in die Hand.

„Was ist denn los?", fragte er, doch Lily bahnte sich ihren Weg durch die Menge zu James und Jenny.

„Na ihr.", begrüßte Lily die Zwei. Sirius begriff erst zu spät und folgte ihr in einem gehörigen Abstand.

„Hi Lily.", begrüßte sie Jenny.

„Du siehst wirklich gut aus.", setzte sie noch hinzu.

„Dankeschön.", erwiderte Lily und lächelte.

„Na hast du dich ausgetanzt?", fragte James und legte Lily den Arm um die Schultern.

„Hey ho, na ihr.", begrüßte Sirius alle.

„Ah, genau dich wollte ich sehn.", sagte Jenny und grinste.

„Ach echt? Was gibt's denn Häschen?", fragte Sirius und beugte sich zu ihr hinüber.

„Wir tanzen jetzt.", antwortete Jenny und nahm Sirius bei der Hand.

Dieser lächelte und zwinkerte James so zu, dass es die Mädchen nicht mitbekamen, dann ließ er sich erneut auf die Tanzfläche ziehen. Plötzlich ertönte eins dieser Schmusesongs. In Lily keimte das unwiderrufliche Bedürfnis nun ebenfalls auf der Tanzfläche, Arm in Arm, zu stehen und sich sachte im Takt der Musik zu bewegen. Sehnsüchtig schweifte ihr Blick über die Paare. Lily hörte James seufzend und sie sah auf. Er nahm lächelnd ihre Hand und führte sie auf die Tanzfläche. Lily legte ihm die Arme um den Nacken und sah ihm lange dankbar in seine tiefen braunen Augen. Er hatte seine Arme um ihre Taille geschlungen und lächelte permanent. Langsam näherten sich ihre Gesichter und Lily musste sich schließlich auf ihre Zehenspitzen stellen um James Gesicht zu erreichen. Ihre warmen, weichen Lippen trafen auf die seinen und ein Kuss, so voller Leidenschaft, entbrannte.

Lily legte ihren Kopf an James Schulter. Und eine wohlige Wärme durchströmte sie. Sie war einfach so glücklich mit James. Nachdem James und Lily einfach nur so da standen und vor sich hin schaukelten, spürte sie jeweils den Herzschlag des anderen. Am Ende des zweites Schmusesongs, Lily war überrascht wie lange sich James gehalten hatte, führte sie ihn von der Tanzfläche, hinaus aus der Halle.

„Wo willst du denn mit mir hin?", erkundigte sich James und grinste verschmitzt.

Lily legte den Finger auf die Lippen und lächelte nur. Sie führte James die Eingangshallentreppe hinauf und öffnete wahllos irgendeine Klassenzimmertür im Korridor.

„Lily was", doch weiter kam er nicht, denn Lily hatte ihn schon geküsst.

Seineanfängliche Überraschung verwandelte sich in Leidenschaft, fast eine Art Begierde. Lily zog sich ihre Schuhe aus.

„Und du bist dir sicher?" fragte James nervös.

Lily lächelte, wie süß James doch sein konnte, ihre Antwort auf seine Frage war ein packender Kuss. Sanft küsste sich James langsam vor. Ihre Wange hinunter, entlang des Halses, das Lily eine Art Gänsehaut über die Haut fuhren ließ, bis hin zu ihrer Schulter, über die er mit seinem Finger streichelte und langsam, fast spielerisch den Träger ihres Kleides abstreifte. Lily fuhr mit ihren Fingern über James Kostüm und umfasste schließlich den Saum seines Kettenhemdes und zog es über seinen Kopf hinweg aus. Für einen Moment war Lily etwas verblüfft, James hatte wirklich einen durch Quidditch stark durchtrainierten Oberkörper. James reagierte nicht weiter darauf und wischte mit einer sanften Bewegung den anderen Träger von Lilys Kleid herunter. Das Kleid hatte sämtlichen Halt verloren und glitt zu Boden. Lily war irgendwie unsicher, sie hatte noch nie so nackt, zwar noch in Unterwäsche, vor James gestanden. James küsste Lily einfach unbeirrt weiter. Was die Beiden nicht bemerkt hatten war, dass die Klassenzimmertür einen Spalt breit aufgeblieben war. Zwei Gestalten hatten ebenfalls das Fest verlassen und trieben sich in der Schule umher. Die eine Person bemerkte den offen Türspalt sofort und stupste die andere Person an, um sie darauf aufmerksam zu machen. Die Schüler kicherten und schlichen sich an die Tür heran. Doch da, die eine Person Stöckelschuhe an hatte und etwas ungeschickt war, knickte sie um und stolperte gegen die Tür. Im nächsten Moment viel sie in das Klassenzimmer und starrte auf zwei Halbnackte. Verschreckt ließen Lily und James voneinander ab.

„Jenny?", stieß er überrascht hervor.

Das Mädchen versuchte sich rasch aufzurappeln, doch stattdessen flog sie erneut hin. Plötzlich tauchte eine helfende Hand auf. James folgte der Hand, entlang dem Arm und ein Schrei Lilys, der sich stark wie eine Schrille Version von dem Namen Sirius anhörte, ließ nun auch ihn seinen besten Freund erkennen. Lily griff sofort nach ihrem Kleid, das auf dem Boden lag und hielt es sich vor den Körper um genug zu verhüllen.

Als Jenny und Sirius etwas betreten vor den Beiden standen, fragte James: „Was zur Hölle tut ihr hier?"

Jenny schien rosa anzulaufen und sah auf den Boden, Sirius hingegen antwortete prompt: „Dir nachspionieren, damit ihr nicht irgendwas dummes macht!"

Er zwinkerte. James zwinkerte nicht. Auch kein Grinsen huschte über sein Gesicht oder ein Anflug eines Lächelns.

„Tatze, was zur Hölle soll das?", wiederholte er seine Frage erneut und funkelte seinen besten Freund böse an.

Sirius lächelte schief. Dies war irgendwie anders, als seine anderen peinliche Situation in denen er gesteckt hatte, diese war nicht nur peinlich für ihn, sondern auch für seine Freunde.

„Geh!", sagte James kühl.

Sirius wollte ihm wiedersprechen, doch James bestärkte sich selbst indem er es härter aussprach: „Verschwinde!"

Sirius warf James noch einen unsichern Blick zu, dann verließ er das Klassenzimmer. Jenny stolperte ihm hinter her. Seufzend ließ sich Lily auf einen der Klassenzimmerbänke nieder. James sah sie an. Er öffnete den Mund, doch Lily würgte ihn ab.

„Ist schon okay.", tat sie ab. James sah auf den Boden.

„Ist nicht deine Schuld.", redete sie weiter.

James hob sein Kettenhemd vom Boden auf, zog es über und verließ das Klassenzimmer. Still, in Unterwäsche mit einem Kleid halb verhüllt, saß Lily im Klassenzimmer und starrte auf den Boden.

Remus saß draußen auf der Treppe und starrte hinaus auf die Länderein. Die Schule im Rücken starrte er ins Dunkel hinaus. Seinen Lorbeerkranz hatte er neben sich gelegt. Müde und kaputt gähnte er und rieb sich die Augen. Remus hatte gerade eine besonders dichte Baumgruppe fixiert, als er bemerkte wie sich dort etwas bewegte. Für ein Tier war es eindeutig zu zweibeinig. Es musste ein Mensch sein, aber wer würde um diese Uhrzeit noch um eine dunkle Baumgruppe herumstolzieren. Da fiel die Person hin. Und bewegte sich nicht mehr. Remus starrte noch eine Weile ins Dunkel, bis er aufsprang und zu ihr hinüber lief. Mit gezücktem Zauberstab beäugte er die leblose Gestallt auf dem Rasen. Es war ein Mädchen. Remus kniete sich neben sie. Er drehte sie auf den Rücken und strich ihr die braunen Locken aus dem Gesicht. Er hatte das Mädchen noch nie zuvor gesehen.

James und Sirius trafen in ihrem Schlafsaal unverhofft wieder aufeinander.

James erste Frage war, die die er mehr Mals gestellt hatte: „Was zur Hölle sollte das?"

„Es war keine Absicht.", erwiderte Sirius.

„Wie kann so etwas keine Absicht gewesen sein?", erkundigte sich James.

„Das war diese offene Tür, meine Neugier, Langweile. Ach Krone, Mensch ey, du weißt, ich wäre der letzte Mensch, der dies nicht unterstützen würde!", meinte Sirius und setzte sich auf sein Bett.

James schwieg.

„Denkst du, es ist mein sehnlichster Wunsch dir und Lily dabei zu zusehen?", fragte Sirius verdrehte die Augen.

James würde etwas rosa.

„Nein, so war das auch wieder nicht gemeint.", versuchte James zu erklären.

„Krone, ich wollte das echt nicht. Wenn ich es ungeschehen machen könnte, glaub mir, dann würden wir hier nicht sitzen und darüber reden.", erklärte Sirius.

James seufzte.

„Weißt du wie peinlich das für mich war!", redete James sich von der Seele.

„Ja, tut mir ja Leid. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Ich wollte es wirklich nicht.", entschuldigte sich Sirius abermals.

James setzte sich neben Sirius aufs Bett.

Sirius ließ sich zurück fallen.

„Aber, ich muss zu geben, Lily sieht echt scharf in Unterwäsche aus.", gab er zu und grinste frech.

„Das war so klar, dass du sie angestarrt hast. Du, Hund du.", murmelte James und ließ sich ebenfalls zurück fallen.

„Oh, was für eine Beleidigung.", erwiderte Sirius und fing sich einen leicht geboxten Seitenschlag von James ein.

„Hey, hey, immer sachte mit den Jungenpferden.", beschwichtigte Sirius ihn, doch kam Sirius nicht umhin James noch zurück zuboxen. Und kurzerhand hatten die Beiden sich in der Wolle.

Remus sprach das Mädchen an: „Hey Mädchen!"

Er stupste sie sachte.

„Mädchen!", wiederholte er.

Sie zeigte keinerlei Reaktion. Remus fühlte ihren Puls. Schwach, aber er war da.

„Hey.", sprach er sie erneut an.

Doch das Mädchen schien wie völlig weggetreten.

Remus zog seinen Zauberstab aus seiner Toga und murmelte: „Locomotor Mädchen"

Das Mädchen wurde in die Luft gehoben und schwebte nun Remus her. Dieser lief die Länderein hinauf ins Schloss. Als er vor dem verschlossenen Krankenflügel stand, Madam Pomfrey feierte offensichtlich mit, sackte er verzweifelt zusammen.

„Hey, hallo!", reif er, vielleicht war ja irgendjemand hier, der ihn hörte.

„Ist hier jemand? Ich brauche Hilfe!", reif Remus in die Stille.

Da öffnete sich eine Klassenzimmertür und Lily streckte den Kopf heraus. Als sie Remus erblickte kam sie hinaus, ihr Kleid inzwischen wieder angezogen. Remus wollte gerade drauf los reden, als er Lily verheultes Gesicht sah.

„Hast du geweint?", fragte er überflüssigerweise.

Lily antwortete nicht.

„Ist alles in Ordnung? Ist irgendwas passiert?", drängte Remus weiter auf Lily ein.

„Ja, alles in Ordnung.", brachte Lily abgehackt hervor.

Remus musterte sie besorgt.

„Wer ist das?", erkundigte sich Lily und als Remus sich kurz zu dem Mädchen umdrehte, wischte Lily neue Tränen aus ihrem Gesicht.

„Ich hab keine Ahnung, aber wenn Madam Pomfrey nicht bald hier antanzt, dann wird sie das sicher nicht mehr lange machen.", meinte Remus.

Lily näherte sich dem Mädchen, fühlte Puls und Stirn und untersuchte sie fast. Remus verzog das Gesicht.

„Mach die Tür auf!", befahl Lily.

„Sie ist verschlossen.", antwortete Remus.

„Seit wann brauchen wir dafür einen Schlüssel, du Möchtegernmarauder!", fauchte Lily stellte sich vor die Tür und schwang ihren Zauberstab.

Die Tür flog auf und Lily ließ das Mädchen in den Krankenflügel schweben.

Als sie, sie auf einem Bett niedergelegt hatte, befahl sie Remus erneut etwas: „Los, hol du Madam Pomfrey, ich halte hier die Stellung!"

Kaum hatte Lily dies gesagt, lief sie in die kleine Kammer in der die Arzneien zustanden schienen. Zurück kam sie mit einem Arm voller Kräuter.

„Worauf wartest du!", fauchte sich Remus an, der sich noch immer nicht gerührt hatte.

Wie vom Blitz getroffen, lief er hinaus. Lily nahm sich eine Schale und einen Mörser und zerrieb Kräuter zu einem Brei. Nun war sie dankbar für Snapes Geschenk. „Waldhexen und Weiße Magie" hatte ihr viel neues Wissen eingebracht.

„Leute!", platze Peter herein.

James fiel vor Schreck vom Bett.

„Kommt schnell!", quiekte der dicke Junge.

„Ganz ruhig Wurmschwanz, was ist denn los?", fragte James und rieb sich den schmerzenden Ellbogen.

„Moony, er ist völlig aufgelöst auf das Fest gestürmt und hat Madam Pomfrey fortgezerrt.", erklärte Peter.

„Dieser alte Aufreißer.", meinte Sirius grinsend.

James warf Sirius kurz einen Blick zu, dann wandte er sich wieder an Peter: „Was ist denn passiert?"

„Ich weiß es nicht, Moony ist nur mit Madam Pomfrey in den Krankenflügel verschwunden, irgendeinem Mädchen sei etwas passiert, so viel hab ich mitbekommen.", erzählte Peter alles was er wusste.

James verzog das Gesicht und tauschte mit Sirius Blicke.

„Ach ja und Lily sei auch da.", fiel es Peter wieder ein.

„Was? Lily?", fragte James.

Peter nickte.

„Worauf warten wir dann!", sagte James und lief los.

Seine Freunde folgten ihm. Noch immer in ihren Kostümen. Stürmten sie aus dem Gryffindorturm. Sirius und James kamen einige Zeit vor Peter am Krankenflügel an. Ungestüm rissen die beiden Freunde die Tür zum Krankenflügel auf. Sofort erblickte James Lily und kam zu ihr hinüber gelaufen.

„Was ist passiert? Geht es dir gut? Alles in Ordnung?", erkundigte er sich nach ihr.

Madam Pomfrey sah James und Sirius tadelnd an.

„Ja, ja, mir geht's es gut. Aber sei leise.", antwortete Lily im Flüsterton.

Sirius hingegen schien völlig gebannt auf das Mädchen zustarren.

„Hey Tatze was ist los?", fragte James und klopfte seinem Kumpel auf die Schulter.

Sirius antwortete nicht, sondern trat näher an das Bett heran.

„Mr Black, ich bitte Sie, bleiben Sie zurück.", sagte die Krankenschwester, doch Sirius ignorierte sie.

„Ari", hauchte er.

„Was haben Sie gesagt? Kennen Sie das Mädchen?", fragte Madam Pomfrey.

Sirius nickte fast abwesend. Er nahm die Hand des Mädchens und streichelte sie.

„Mr Black, wer ist sie?", drängte die Krankenschwester.

Doch Sirius schien sie nicht gehört zu haben.

„Was ist passiert?", fragte er stattdessen.

Keiner sagte etwas.

„Was zum Teufel passiert ist, will ich wissen!", rief Sirius wütend und starrte alle der Reihe nach an.

„Ich…ich habe sie gefunden, wie sie aus dem Verbotenen Wald kam. Dann fiel sie bewusstlos zu Boden. Ich habe leider nicht mit ihr sprechen können.", erzählte Remus die Geschichte rasch.

Sirius sah wider das Mädchen an und strich ihr die Locken aus dem Gesicht.

„Tatze, wer ist denn das?", fragte nun auch James und trat zu seinem besten Freund.

„Ich versteh das nicht. Was macht sie hier?", war Sirius gegen Frage, mehr zu sich selbst als zu James.

„Hey, was ist denn los? Warum bist du so aufgelöst?", erkundigte sich James und legte Sirius erneut seine Hand auf die Schulter.

Sirius drehte den Kopf zu James um.

„Ich versteh das nicht.", antwortete er nur.

„Aber, wer", setzte James wieder an, doch da schien ihm ein Licht aufzugehen.

„Ist das Ari?", fragte er. Sirius nickte und sah das Mädchen wieder an.

Madam Pomfrey hatte Sirius als einzigem erlaubt die ganze Nacht bei Ari zubleiben. Am nächsten Morgen versammelten sich die Freunde wieder im Krankenflügel. Ari war wach.

„Ari, das sind Krone, seine Freundin Lily, Moony und Wurmschwanz. Leute das ist Ari.", stellte Sirius sie einander vor.

Ari hatte sich aufgesetzt und lächelte die Marauder und Lily an.

„Ari wollte mir gerade erzählen warum sie nun hergekommen ist.", erklärte Sirius und sah Ari an.

Diese schwieg und sah von Sirius zu seinen Freunden und wieder zurück.

„Das ist schon okay. Sie sind meine Freunde.", bestärkte Sirius sie.

Ari senkte ihren Blick und betrachtete das strahlende weiß der Bettwäsche. Ihre Zunge fuhr immer wieder über ihre Ober- und dann wieder über die Unterlippe.

„Hast du schon wieder mit jemandem aus deiner Familie gesprochen?", fragte Ari Zaghaft nach und warf Sirius einen raschen Blick zu.

„Nein.", antwortete er kurz, aber präzise.

„Es ist einiges in den letzten Monaten passiert, weißt du.", begann Ari, presste ihre Hand gegen ihren anderen Unterarm und begutachtete wieder das weiß der Bettwäsche.

„Was ist den los?", fragte Sirius und griff nach Aris Hand.

„Sirius es ist nicht mehr alles so wie du denkst.", redete Ari drauf los.

„Wie ist es denn? Ich versteh dich nicht, wenn du nur so halbe Sätze sprichst. Was ist passiert?", drängte Sirius nun schon fast.

„Sirius Regulus, er", begann Ari, doch die Worte vermochten nicht mehr aus ihrem Mund zukommen.

„Was ist mit ihm?", fragte Sirius mit einem Anflug rascher Besorgnis. Ari schüttelte den Kopf.

„Er, er ist ein Todesser geworden. Oh Sirius, es tut mir so Leid.", sagte Ari und sah Sirius mitfühlend an.

Sirius hatte für einen Moment aufgehört zu atmen. Seine Augen wirkten noch tiefer und schwärzer als sonst und sein Blick schien irgendwie in der Leere zu verschwinden. Langsam ballte sich Sirius Hand zur Faust und seine Adern am Unterarm traten hervor.

„Das…das ist aber nicht alles.", stotterte Ari weiter in die Stille hinein.

Sirius nickte kurz, zum Zeichen, dass er bereit war, weitere Informationen aufzunehmen.

„Als unsere Familie herausgefunden haben, dass wir…das wir nicht…", sie machte eine fortführende Handbewegung um es nicht aussprechen zu müssen, „da haben sie mich eingesperrt und mich dafür verantwortlich gemacht. Sirius sie haben…sie haben", doch Ari brach erneut ab und ließ endlich von der Umklammerung ihres Unterarms ab.

Sie offenbarte den Marauder und Lily ein Totenkopfsymbol aus dem sich eine Schlange wand. Kaum einer bemerkte, wie Peter rasch die Arme hinterm Rücken verschenkte und den Ärmel seines Pullovers über seinen Arm zog, sodass dieser auf jeden Fall richtig verdeckt wurde. Stumme Tränen des Leids kullerten über Aris Wangen. Sirius sah in die tief braunen Augen und konnte so viel mehr sehen, als den Schmerz, den das Mal Voldemorts ihr zugefügt hatte. Schnell presste Ari ihre Hand wieder auf ihren Unterarm und sah zurück auf die Bettwäsche.

„Ich will nicht, dass es jemand sieht. Ich…ich schäme mich so.", gestand Ari und schluchzte immer mehr.

„Hey, es ist nicht deine Schuld.", redete Sirius auf sie ein und legte seine Finger unter ihr Kinn, dann hob er es sachte ein Stück.

Sirius blinzelte nicht einmal, während er sie ansah, sachte die Hand von ihrem Unterarm löste und den Arm näher zu sich zog. Dann sah er hinab auf das Mal, fuhr mit dem Finger hinüber und sah dann wieder hinauf zu Ari.

„Sie wollten, sie wollten mich ihm ausliefern.", schluchzte das sie.

„Dich ausliefern? Wem denn?", fragte Sirius und ließ ihren Unterarm los.

„Vol...Voldemort.", antwortete Ari und ihre Augen sah hilfesuchend rasch in die von Sirius.

„Aber ich verstehe nicht, warum sollten sie dich Voldemort ausliefern?", hinterfragte Sirius Aris Geschichte.

„Ich habe unsere Familienehre besudelt, so etwas kann man nur mit einem Ehren vollen tot oder Opfer wieder ausgleichen.", erklärte Ari.

Plötzlich zerschnitt ein Holz splittern die Stille, die nach Aris Erzählungen eingetreten war. Alle in die Richtung aus der das Geräusch kam. Es war James und er hatte mit voller Wucht in einen benachbarten Nachttisch getreten.

„James.", sagte Lily leise und machte einen Schritt auf ihn zu.

„Ich hasse ihn!", erwiderte James fast im Flüsterton.

Lily nährte sich ihrem Freund behutsam.

„Ich hasse ihn!", wiederholte James nun etwas lauter.

„Wie kann er so etwas nur wagen, ich werde ihn, ich werde ihn…", James Stimme brach ab. Lily hatte ihren Freund nun schon fast die Hand auf die Schulter gelegt, als James sich wegdrehte.

Los schritt und sich auf ein entferntes Bett setzte, mit dem Rücken zum Geschehen. Lily wechselte kurz Blicke mit dem Rest der Marauder, dann wagte sie sich langsam an James heran. Stumm setzte sie sich neben ihn und legte ihren Kopf auf seine Schulter.

Ari hatte inzwischen wiederangefangen zu sprechen und Sirius wandte ihr den Kopf zu.

„Kann ich nicht hier bleiben?", fragte sie bittend. Sirius schwieg.

„Bitte!", bad Ari und sah Sirius noch einmal tief in die Augen. „Warten wir erst mal auf Dumbledore.", sagte Sirius dazu nur und sah auf die weiße Bettwäsche. Ari tat es ihm gleich.

Noch am selben Tag, bloß später, am Abend traf Dumbledore im Krankenflügel ein. Sirius saß noch immer an Aris Bettkante und hielt ihre Hand. Er war ihr nur, wegen weiterer untersuchen von ihrem Bett abgerückt. Die anderen Marauder mussten zur Schule und James hatte sich weiten Punktabzug bei Professor Williams eingefangen. Denn noch standen sie heute Abend um Aris Bett verteilt um Professor Dumbledores Worten zu lauschen. Nachdem Ari mit Unterstützung durch Sirius die Geschichte noch einmal erzählt hatte, schwieg der Schuldirektor lange.

„Was schlagen Sie vor Sir?", wagte Sirius irgendwann zu fragen.

Dumbledores Augen hinter seinen halbmondförmigen Brillengläsern ruhten lange auf Ari, dann bat er: „Könnt ich bitte einmal deinen Unterarm sehen?"

Ari tauschte einen kurzen verschüchterten Blick mit Sirius, der ihr auffordernd zunickte. Ari streckte Dumbledore zögernd den Unterarm entgegen. Der Schulleiter warf mehrere Blicke darauf.

„Und?", fragte Sirius und sah den Professor von der Seite her etwas ungeduldig an.

„Du kannst vorerst hier bleiben.", beschloss Dumbledore ruhig.

Ein Lächeln breitete sich auf Aris Gesicht aus und sie fiel dem Professor um den Hals.

Leicht rot lächelte er und stand auf.