Der gute Potter hat doch wohl niemanden verletzt, denn das sah sehr nach Blut aus. Na ja, erst Mal nach den Freunden fragen." dachte Draco und verwandelte seinen Hass, dem Grünäugigen gegenüber, in hochmütigen Stolz.

„Na, Potter, ganz allein?" Dracos Stimme schnarrte mit Überlegenheit und seine Augen blitzten herausfordernd wie Saphire.

„So allein wie du, Malfoy!" stellte der größere Junge fest und erwiderte den Blick Dracos mit Gleichmut.

Dieses Großmaul hatte Harry gerade noch gefehlt! Warum konnten sie ihn nicht einfach alle in Ruhe lassen, es kümmerte so wie so niemanden, was er fühlte!

„Aber im Gegensatz zu deinen Freunden, sind Crabbe und Goyle nicht hier, weil du sonst denkst, ich verstecke mich hinter ihnen, Schwächling!" reizte Draco den Gryffindor, „Haben dich die beiden Turteltauben von Vertrauensschüler rausgeschmissen?"

Draco hatte die beiden besten Freunde seines Rivalen Hand in Hand auf dem Bahnsteig gesehen, als er mit Pansy Schluss machte.

„Nein, ich habe es nicht mehr ausgehalten!" murmelte Harry und meinet dann, direkt an Draco gewand, „Ach ja Malfoy, ich habe gehört, dass alle Todesser außer deinem Vater aus Askaban geflohen sind. Was war los? Wollte sich der große Lucius Malfoy nicht die Füße nass machen? Oder ist er zu feige, um aus seiner Zelle hervor zu kriechen, weil er sich nicht mehr hinter Fudge verstecken kann?"

Harrys Hand befand sich immer noch in der Tasche, in der er die Scherbe versteckt hatte, doch nun umklammerten seine kräftigen Finger einen ca. 20cm langen Holzstab, bereit ihn Malfoy direkt zwischen die blauen Augen zu halten, falls dieser auch nur ansatzweise einen Angriffsversuch startete.

„Es wird sich zeigen, wer sich hier hinter wem versteckt, Potter. Doch dein Lieblingsplatz hinter Dumbledore hast du jawohl mit dem Mord an deinem Patenonkel verspielt." gab Draco lässig zurück und wich, seinen eigenen Zauberstab ziehend, einem Stupor-Zauber aus, den Harry wohl unabsichtlich, bei der Erwähnung Blacks, auf Draco los gelassen hatte.

Da hatte der Blonde wohl ins Schwarze getroffen. Vielleicht sollte er sich einfach mit Harry duellieren, wenn er Glück hatte, würde einer der Sprüche des Gryffindors ihn sogar töten.

„Deine Tante, Lestrange hat ihn umgebracht, nicht ich!" zürnte Harry, sich innerlich dafür verfluchen, dass er die Kontrolle über seine Gefühle verloren hatte. Doch dieser Slytherin hatte ja genau das ausgesprochen, was ihm die Seele zerfraß.

„Außerdem, " fuhr Harry nun selbst herausfordernd fort, „wolltest du mich nicht für irgendwas büssen lassen, Drache?"

„Da hast du verdammt Recht, Narbengesicht! Cru-" fauchte Malfoy und wollte seinen zweit Lieblingsspruch aussprechen, doch die Essenswagen-Hexe hatte sie entdeckt und sie ihrer Zauberstäbe entledigt.

„Nun, nun. Im Zug wird nicht duelliert!" erklärte sie lächelnd, „Sie sind Mr. Potter und Mr. Malfoy, nicht war? Wie schön, dass ich euch endlich erwische! Nun werde ich wohl für ein wenig Nachsitzen sorgen müssen!"

„Aber-" widersprach der Blondschopf hitzig, er wollte diesen Goldjungen aus Gryffindor all seinen eigenen Seelenschmerz zufügen!

„Nichts aber!" stellte die Hexe ihn unterbrechend fest und lächelte immer noch, „Sie werden beide die restliche Zugfahrt in einem speziellen Abteil verbringen!" Beide Jungen setzten zum Widerspruch an, doch die Hexe schnitt ihnen mit einer Handbewegung das Wort ab. Dann lächelte sie wieder und meinte, als ob sie ihnen einen großen Gefallen tat, „Ist doch besser als eine Strafarbeit in der Schule, oder!"

Oh, wie Draco diese Herzlichkeit auf die Nerven ging. Zu gerne hätte er diese alberne Person vom Erdboden gefegt! Doch der dunkle Lord persönlich hatte es ihm verboten, die Unverzeihlichen in der Öffentlichkeit einzusetzen. Es war also mehr sein Glück gewesen, dass diese Frau aufgetaucht war.

„So, hier geht es lang." Sagte sie und führte die Beiden, ihren Wagen mit einem Schutzzauber belegend, in Richtung Lock.

Hat er wirklich den Schmerzensfluch auf mich hetzen wollen?" fragte sich Harry erstaunt.

Nun gut, würde Harry diesen, durch aus praktischen Fluch beherrschen und wäre es nicht einer der Verbotenen, hätte er sicher genauso gehandelt, was an sich schon fast gespenstisch war. Aber wie gesagt, es war verboten diesen Fluch anzuwenden! Würde Draco einen Rausschmiss aus Hogwarts riskieren, nur um sich an ihm, Harry zu rächen? Nein! Dem jungen Malfoy war die Schule viel zu wichtig! Außerdem war da ja noch die Gefängnisstrafe, die als Strafe für ein solches Verbrechen diente.

Dennoch hatte Draco den Cruciatus-Fluch halbausgesprochen. Und so weit Harry wusste, gab es keinen Weg sich dem allsehenden Auge des Zauberereiministeriums zu entziehen!

Außer der Blonde war ein… Doch nein, was dachte Harry den da schon wieder? Draco Malfoy war doch wie er selbst erst sechzehn und wohl kaum ein Todesser. Und doch, gemein und hinterlistig genug war Draco ja eigentlich schon!

Als ob er eine Antwort im Gesicht des Slytherin suchte, sah Harry ihn im gehen an und wie schon halb erwartet erntete er dafür ein abfälliges Kommentar.

„Was glotzt du mich so an, Potter?" fragte Draco als ihm bewusst wurde, dass ihn der Gryffindor mit einem halb wissenden, halb fragenden Gesichtsausdruck anstarrte, „Du siehst aus als sähst du zum ersten Mal einen Malfoy!"

Ob dieser Potter mitbekommen hat, mit was ich ihn verfluchen wollte?" fragte sich Draco, „Hoffentlich nicht! … Und wenn doch, wer würde ihm schon glauben!"

Missachtend zischend richtete Harry seinen Blick wieder nach vorn und wurde innerlich auf sich selbst sauer!

Er hatte gerade eben doch tatsächlich in Gedanken bewundert, wie viel besser Malfoys Haar aussah, wenn es lang und frei von jeglichem Gehl über die breiten Schultern des adlig blassen Jungen fiel!

Das er schwul war, war also nicht Strafe genug, für was immer er auch getan hatte! Nein, jetzt musste er sich auch noch in den blonden und großmäuligen Slytherin verlieben! Harry brauchte wirklich ein paar Ritze, oder er würde bald durchdrehen!

Ja, dieses Ritzen war schon zu einer richtigen Sucht geworden, doch das kümmerte ihn wenig. Bald würde so wie so alles vorbei sein und er würde sich um nichts mehr Gedanken machen müssen!

„So, da sind wir!" riss ihm die Stimme der Hexe aus seinen melankolischen Gedanken. Sie standen vor dem ersten Abteil des Zuges.

„Bitte legt alle potenziellen Waffen auf das silberne Tablett, wenn ihr hinein geht. Und seit gewarnt, der Raum ist unter einem Zauber, er wird es mir sage, wenn ihr nicht alles abgebt. Dass ist nur zu eurer Sicherheit, ich will ja nicht, dass ihr euch gegenseitig verletzt!"

Harry zuckte zusammen. War die blutige Scherbe in seiner Tasche auch eine potenzielle Waffe? Was würde passieren, wenn er sie nicht abgab?