Hier muss ich leider einen kleinen Zeitsprung machen, ähnlich wie am Anfang, damit ich euch auch die Gefühle und Gedanken Harrys schildern kann.
Lupina
„Weil du eine verdammte Landplage bist, Potter!"
Sowohl die Worte, als auch der abneigende Klang der schnarrenden Stimme versetzten Harry einen schnitt ins Herz. Gut, es war nicht das erste Mal, dass ihn der blonde Slytherin beleidigte und dieser hatte auch schon weit aus schlimmere Dinge zu ihm gesagt, doch es hatte Harry nie so erreicht!
Jedoch ermahnte Harry sich es nicht zu zeigen und sagte sehr überzeugt, „Aber die Frage ist, woher du einen der Unverzeihlichen kannst und warum du einen Rausschmiss aus Hogwarts und einen Aufenthalt…"
Doch als der Gryffindor in die strahlend blauen Augen des Malfoy sah, bemerkte er, dass dieser seinen Worten keinerlei Aufmerksamkeit mehr schenkte, sondern vollkommen abwesend aussah.
„Starrt der wirklich auf meinen Mund, oder bilde ich mir das nur ein?" fragte sich Harry, in die unbeschreiblich schönen Augen des Slytherin sehend und dann auch den Rest des Adonischenkörper, seiner neuen Liebe betrachtend. Breite Schultern, über die wie platinfarbendes Wasser Dracos lange Haare fielen. Milchweiße Haut im perfekten Kontrast mit dem nachtschwarzen Umhang und der leicht rosa Mund, der an Schönheit und Vollkommenheit nur von den Augen des schönen Drachens übertroffen wurde.
Kaum hatte der Schwarzhaarige bemerkt, dass Malfoy seine Hand zur Berührung mit seinem Rivalen ausstreckte, da zog dieser sie auch schon mit fast ängstlichem Gesichtsausdruck zurück, wandte sich ab und rannte, wie von der Tarantel gestochen davon. Das Einzige, was Harry heraus brachte, bevor sich der Blondschopf außer hörweite befand, war ein überraschtes, „Was hast du denn Draco?"
Harry biss sich innerlich auf die Zunge, wie hatte er den Jungen nur beim Vornamen nennen können? Doch es schien Draco gar nicht zu stören, oder er hatte es gar nicht mehr gehört, denn der Slytherin machte keine Anstallten zurückzukommen.
Irgendwas in Harry sagte ihm, dass etwas nicht stimmte. Der Blick den sein Drache ihm zugedacht hatte, war so verträumt gewesen und doch hatte Sehnsucht und Schmerz darin gelegen. Ob dieser unverschämt gut aussehende Malfoy wohl das Gleiche fühlte wie Harry?
Wohl kaum Liebe! – Doch war es nicht seltsam, dass auch Draco nicht seine Taschen hatte leeren wollen? Vielleicht litt er unter dem gleichen Drang sich zu ritzen und hatte seinerseits einen blutigen Gegenstand in seinem Umhang gehabt. – Nein, sicherlich nicht!
Wie auch immer, Harry musste einfach noch einmal mit dem süßen Blonden reden, bevor er sich in die sichern Arme des Todes begab. Ihn gerade herauf fragen, ob er ein Todesser war und ob er sich auch ritzte. Ja vielleicht sogar fragen, ob es ihm etwas ausmachte, wenn Harry sich umbrachte.
Er sah wie Crabbe und Goyle aus dem Abteil traten und sich wieder davor stellten. Aufmerksam sah er sich um, es war niemand anderes zusehen und die Essenswagenlady war in einen anderen Wagon gegangen.
„Stupor!" hauchte der Gryffindor zweimal und die beiden Bodyguards fielen unmächtig zu Boden. Harry hatte dies tun müssen, auch wenn es eigentlich gegen seine Prinzipien verstieß. Die Beiden hätten ihn nie zu Draco gelassen.
Schnellen Schrittes ging er zu der Tür und atmete tief durch. Er legte seine Hand auf den Türgriff und wollte diesen gerade herunterdrücken, als ihm bewusst wurde, was er hier eigentlich tat. Als ob er sich verbrand hatte zuckte er von der Tür weg.
War er denn komplett durchgedreht? Wollte er Draco wirklich noch einmal sehen? – Nein, eigentlich nicht. Er wollte nur sterben! Mit diesem Gedanken wendete er sich von der Tür ab und tat einen Schritt, als er ein leises Klirren hörte, ein Klirren, als ob ein metallener Gegenstand auf den Boden des Zuger gefallen wäre. „Ein Messer?" dachte Harry erstaunt und sah die Tür abermals an.
„Ein Messer!" wiederholte er den Gedanken in seinem Kopf doch nun in Panik. Wenn es wirklich ein Messer gewesen war, wenn Draco sich wirklich geritzt hatte und das Messer dabei zu Boden gefallen war, hieß das nicht, dass…
Harry sprang zur Tür und wäre fast über Crabbe gestolpert. Nein, Draco war nicht so tollpatschig, dass er ein Messer fallen ließ! Hoffend sich zu irren und einen komplett gesunden Malfoy im Abteil vorzufinden, drückte der Gryffindor die Tür klinke hinunter und trat ein.
Ein Schrei des Entsetzens entfuhr dem jungen Mann, als er den blutigen Dolch auf dem Boden und das Blut aus den Handgelenken seines Geliebten pulsieren sah.
„Nein!" hauchte Harry, „Nein bitte nicht!"
Ein schnell gesprochener Zauber stoppte die Blutung, Harry beugte sich über den Blonden und fühlte dessen Puls. Schwach, unregelmäßig, aber da! Erleitherd seufzte er auf, Draco war nicht tot. Noch nicht zumindest!
Was sollte Harry nun tun? Er selbst kannte nur diesen einen Spruch, den er von Hermine gelernt hatte, um sich selbst heilen zu können, falls Voldemort ihn angreifen würde! – Hermine! Genau! Sie könnte Draco sicher helfen, doch würde sie es tun? Wenn Harry sie drum bat, sicher!
„Bitte Draco, " säuselte er ins Ohr des Anderen, auch wenn er sich sicher war, dass dieser ihn nicht verstand, „bitte stirb nicht! Ich brauche dich, mein schöner Drache. Und ich verspreche auch alles zu tun, was du willst, wenn du an Leben bleibst!"
Zögernd küsste er den unmächtigen Jungen auf die Stirn und rannte dann aus dem Abtei, zu Hermine und Ron. Malfoys Haut war weich gewesen, doch auch kalt durch den hohen Blutverlust. Ob er es wegen ihm getan hatte, fragte sich Harry.
Doch solche Vermutungen waren unrealistischer, als das Voldemort plötzlich vor ihm stand! Und wahrscheinlich hätte sich Draco noch mehr noch dem Tod gesehnt, wenn er gewusst hätte, was der Gryffindor für ihn empfand!
Wenn jemand fragen sollte, würde Harry einfach sagen, er hatte Crabbe und Goyle unmächtig gehext und war in das Abteil einfach so eingedrungen, weil Malfoy sich über Sirius lustig gemacht hatte.
Harry riss ohne zu klopfen die Tür zu seinem Abteil auf, und für einige Schreckenssekunden, war der halbtote Draco aus seinem Gedächtnis verschwunden.
