Ich bin von den Toten auferstanden und nach langer langer Zeit kommt hier nun das nächste Chapi.
Disclaimer: Siehe 1
Anmerkungen: Noch immer im Jahr 2965.
Kapitel 9 – Jedem das seineIthil schlief schon, als Elladan das Zimmer betrat und Elenya ihn mit kalten Augen musterte. „Was ist los, Elenya?" Sie stand auf und rauschte aus dem Zimmer. „Du nennst das hier ‚Babysitten'…." „Was ist daran falsch?", wollte er von ihr wissen, als sie endlich stehen blieb. „Ich bin 45 Jahre (rund 8 Menschenjahre) und kein Baby mehr wie Ithil!" Beleidigt setzte sie sich auf die, mit Leder überzogene, Couch.
Elladan wusste, dass er nun nicht mehr allzu viel machen könne. Beleidigt war sie ja schon und von daher versuchte er es mit einer Entschuldigung. „Für Entschuldigungen ist es zu spät….", sagte sie und ihre Stimme begann zu zittern. Schnell zog sie die Beine an, schlang ihre Arme drum und fing an zu schluchzen. Elladan war wie vom Blitz geschlagen und registrierte viel zu langsam, was gerade vorgefallen war.
Bedacht ging er auf sie zu und nahm Elenya in den Arm. Vorsichtig wiegte er sie hin und her. ‚Wie hätte ich das wissen sollen?', fragte er sich, als sie schluchzte: „Ich bin kein Baby…." „Es tut mir leid, Kleines.", meinte er und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Schließlich hatte Elenya sich soweit beruhigt und nur noch einzelne Schluchzer schüttelten ihren kleinen Kinderkörper durch.
„Ich werde dich nie wieder so nennen, dass verspreche ich dir." „Elladan…. Ich hab dich lieb!" Vorsichtig nahm er sie auf die Arme und legte sie neben Ithil, der von alldem nichts mitbekommen hatte, ins Bett. „Schlaf jetzt, Elenya! Morgen sieht die Welt ganz anders aus."
Glorfindel und Niviene saßen auf der Wiese vor dem Wasserfall und unterhielten sich. „Ihr seit wirklich der Balrogtöter des ersten Zeitalters?" Oh, wie er diese Fragen hasste, aber er begehrte sie, wo sie doch so anders ist als alle anderen Elbinnen. „Ja, der bin ich. Wie war es damals in Lorien? Ich war noch nie dort." „Dann habt Ihr was verpasst. Es war ein Traum. Die Jahreszeiten konnten dem Wald nichts anhaben. Im Winter war es schön warm und es lag dort kein Schnee. Auch die Sommer waren mild und wenn die Sonne durch die goldenen Blätter der Mallyrn schien, dann …. Ich werde noch ganz sentimental.", grinste sie.
„Es hört sich wirklich schön an." „Wie war Gondolin?" „Es lag im Tal von Tumladen, eingefasst zwischen den Umzingelnden Bergen wie ein grünes Juwel. Die Mauern waren weiß und hoch und der Turm des Königs Turgon war noch stark und schön. In den Gärten standen Bilder der Bäume von einst. Sie wurden Glingal und Belthil genannt. Überall waren schimmernde Brunnen aufgestellt…. Es schmerzt noch immer an seinen Untergang zu denken."
„Das wollte ich nicht. Es tut mir leid!" „Nein, ist schon gut. Schließlich ist das schon Jahrtausende her…." Niviene rutschte näher und legte ihren Kopf an seine Schulter. „Genießen wir die Schönheit Bruchtals!" ‚und die deine!', dachte Glorfindel und legte einen Arm besitzergreifend um sie.
„Mir ist schlecht!", stöhnte Tinúviel und schloß die Augen. „Ihr hättet nicht soviel trinken sollen, Lady.", meinte Haldir ruhig. „Hättet Ihr das nicht eher sagen können?" „Ich dachte, dass Ihr das wüsstet…." „Setzt euch, bitte, Haldir." „Soll ich euch ins Bett bringen?"
„Nicht nötig…. Bin ja selbst Schuld." Haldir grinste und massierte vorsichtig ihren Bauch. „Ihr habt genauso viel getrunken…. Vertragt Ihr mehr als ich?", wollte sie leicht benebelt wissen. „Anscheinend ist das so…. Wird es schon besser?" „Etwas, danke.", seufzte sie. Er fragte sich schon die ganze Zeit, wann der Alkohol wohl seine Wirkung zeigen würde.
Tinúviel öffnete ihre grauen Augen und sah ihn lange an. „Alles in Ordnung?", fragte er besorgt. „Ja, ich frage mich nur gerade, wie sich euer Haar wohl anfühlt!" Verwundert hob er eine Augenbraue. „Auch nicht anders als euers." „Woher willst du das wissen? Du hast es noch nie berührt!" Unbewusst hatte sie ihn geduzt. Seine Augenbraue ging noch etwas höher. „Ich wusste gar nicht, dass wir per du sind!"
„Warum nicht?" Tinúviel streckte ihre Hand aus und strich über sein silbernes Haar. Sanft fuhr sie die Kontur seines Ohres nach und sofort bildete sich eine Gänsehaut auf Haldirs Rücken. Tinúviel nahm die Hand runter und näherte sich langsam seinem Gesicht. „Lady….bitte!", stieß er noch hervor, bevor ihre Lippen seine sanft berührten, doch Haldir wich erschrocken zurück.
„Tinúviel!", entfuhr es ihm. Sie blickte ihn verführerisch an und sank dann erschöpft in seine Arme. Friedlich schlummerte Tinúviel ein. Haldir bemerkte dies, hob sie vorsichtig hoch, wie ein Bräutigam seine Braut und brachte sie in ihr Gemach. Darauf bedacht sie nicht zu wecken, legte er sie ins Bett. Als Haldir gehen wollte, ergriff sie sein Handgelenk. „Bleib!", sagte sie schlaftrunken und zog ihn näher, so dass er sich aufs Bett setzen musste.
„Aber nur, bis Ihr eingeschlafen seid." Tinúviel rutschte näher und er legte einen Arm um sie. Haldir hoffte, dass sie bald einschlafen würde, damit er Ithil noch von Elladan abholen konnte. Als Tinúviels Griff lockerer wurde, zog er langsam seine Hand weg und deckte sie zu. Leise erhob er sich und tupfte einen Kuss auf ihr nachtschwarzes Haar.
Am nächsten Morgen fanden sich fast alle zum Frühstück ein. Laifennas saß Haldir gegenüber und stocherte im Essen herum. Auch ihm ging es nicht besser. „Hast du dich gut mir Lady Tinúviel verstanden?" „Ja, kann man wohl sagen….", erwiderte er und erinnerte sich an den Kuss. Laifennas grinste. „Was hat sie denn gemacht?" „Sie war….angeheitert…." „Und?", drängelte sie. Das Essen war jetzt nur noch zweitrangig.
„Und sie hat mich geküsst…." „Oh, wie schrecklich!", sagte sie sarkastisch. „Ich habe sie dann zu Bett gebracht.", erklärte Haldir weiter. „Wo ist das Problem?" „Sie hat mich geküsst!" „Sie war betrunken!" Haldir verdrehte die Augen und blickte auf sein Essen. Auch Laifennas versuchte sich aufs Essen zu konzentrieren, aber irgendwie hatte sie keinen sonderlichen Appetit.
„Wie war dein Spaziergang mit Legandir?" „Ganz schön. Wir haben uns über dies und jenes unterhalten…." Haldir zog eine Augenbraue hoch. „Was guckst du mich so an?", fragte sie gespielt entrüstet. „Du und Legandir?" Laifennas war sprachlos. „Wie kommst du darauf?" „Nur so…." „Sag schon!" „Schlafen Ithil und Elenya noch?", fragte er, um das Thema zu wechseln. „Lenk nicht ab… Ja, sie schlafen noch. Es wurde wohl gestern doch etwas später…." Haldir stützte sein Kinn auf seine Hand und ließ seinen Blick über ihr fast unberührtes Essen schweifen.
„Sieh mal, wer da kommt!" Er drehte sich langsam um und erblickte Tinúviel. Sie sah bezaubernd aus. Ihr ebenholzfarbenes Haar und ihre grauen Augen ergaben einen schönen Kontrast zu ihrer elfenbeinfarbenen Haut. Tinúviel trug ein schwarzes Kleid mit langen roten Ärmeln, ihr Haar war offen und floss in langen Wellen ihren Rücken hinab.
Neben ihr stand Legandir in einer blauen Robe gekleidet. Auch sein braunes Haar war offen und reichte ihm bis zu den Hüften. Laifennas blickte rasch wieder auf ihr Essen als er sie ansah. Haldir hatte sich wieder umgedreht und zupfte nun gedankenverloren an einem seiner Kriegerzöpfe herum bis Legandir neben ihnen stand. „Guten Morgen, Lord Legandir.", meinte der Galadhrim. „Captain Haldir, Lady Laifennas!" Sie nickte ihm zu.
„Ich störe doch hoffentlich nicht!" „Nein, natürlich nicht.", versicherte ihm Haldir. „Wie geht es Lady Tinúviel? Ich hörte, dass sie gestern Abend zuviel getrunken hätte.", sagte Laifennas als Legandir neben ihr Platz nahm. „Ihr geht es dementsprechend. Sie hat nur Kopfschmerzen…. Mich wundert das nicht. Tinúviel schlägt öfters mal über die Strenge."
„Macht sie dann auch Sachen, die sie sonst nicht tut?", fragte Haldir. „Inwiefern?" „Dass sie, zum Beispiel, jemanden einfach küsst!" Legandir schmunzelte. „Das ist gut möglich. Ihr ist alles zuzutrauen. Sie meint es sicherlich nicht ernst." „Da bin ich beruhigt." Sie schwiegen und aßen, bis Haldir schließlich meinte: „Wenn ihr mich entschuldigen wollt, ich werde unsere beiden Kleinen aufwecken." „Damit sie auch noch was vom Frühstück haben?", grinste Laifennas. Haldir nickte und ging zur Tür.
„Was war gestern Abend los mit dir?" „Verzeih, aber….ich….musste zu Elenya, sie ins Bett bringen.", antwortete Laifennas. „Das kann ich verstehen, aber dein plötzlicher Aufbruch ohne dich von mir zu verabschieden, hat mir doch zu denken gegeben." „Es tut mir leid. Ich weiß auch nicht, was mit mir los war." „Ist doch nicht weiter schlimm, Laifennas.", sagte er und legte seine Hand auf ihre. Sie schwiegen und blickten sich tief in die Augen.
„Nana?" Laifennas seufzte und erhob sich. „Was ist denn, Elenya?" „Sag Ella, dass er mich nicht Baby nennen soll!" „In Ordnung, wo ist er?" In Gedanken legte sie sich schon alle Mordwerkzeuge zurecht, die sie brauchen würde, wenn sie mit Elladan alleine wäre. „Er kommt gleich." Laifennas verschwand nach draußen während Elenya sich zu Legandir setzte.
Er musterte sie stumm. „Du siehst deinem Vater so ähnlich?", bemerkte er nach einer Weile als sie ihn fragend ansah. „Ihr kennt ihn?" „Ja, wir waren früher mal befreundet bis er sich veränderte…." „Veränderte?" „Er sollte die Taktiken der Feinde voraussehen, damit wir effektiver gegen die Orks vorgehen konnten. Dafür musste er den Feind bis ins letzte kennen und wurde von ihm auf ihre Seite gezogen…."
Elenya verstand zwar nur die Hälfte von dem, was Legandir ihr gerade gesagt hatte, aber es kam ihr bekannt vor. „Ada hat böse Dinge getan…." „Ja, woher weißt du das?" „Nana deutet es immer an und Ada hat es selbst gesagt." „Wann?" „Vor fünf Jahren.", antwortete Elenya nach einigem Überlegen. Legandir blickte sie fragend an. „Er kam in einer gewittrigen Nacht und sprach mit mir…. Nana war stinksauer auf ihn als ich es ihr erzählte."
„Dass kann ich verstehen." „Ada hat bestimmt für seine Taten gebüßt!" „Das glaub ich auch, aber er hat soviel Schlechtes getan, dass es eine Ewigkeit dauern wird, bis die Valar gnädig mit ihm sind." Beide schauten hoch als sie Laifennas' Stimme hörten. „Du kannst von Glück sagen, dass du so eine Mutter hast." „Ich weiß. Sie hat bloß Angst…." „Wovor?" „Davor sich neu zu verlieben und ihr Leben wieder in die Hände eines anderen zu geben. Sie hat Angst, dass ihr das wieder passiert wie bei Ada…. Dass er sie verlässt, obwohl er sie doch so sehr liebt…." „Das wusste ich nicht….", stieß er atemlos hervor.
„Woher auch. Man kann es nur in ihren Augen sehen, sonst überspielt sie es…. Aber zurzeit sehe ich es wieder in ihrem Verhalten zu mir." „Inwiefern?" „Früher war sie Tag und Nacht bei mir, hat sogar Einladungen zu Banketten abgeschlagen und jetzt? Nana war gestern auf einem solchen Bankett und Ella musste auf uns aufpassen. Das hätte sie früher nie getan…." „Und du sollst wirklich erst 45 Jahre sein?", schmunzelte Legandir.
Elenya grinste. „Ich bin sehr reif für mein Alter." „Das glaub ich gern." Legandir lächelte sie an. „Ihr habt schönes Haar, Lord…." „Dankeschön. Ich bin Lord Legandir." Laifennas trat wieder ein, gefolgt von einem ziemlich mitgenommenen Elladan. Sie drehte sich zu den beiden um. „Elenya, komm. Es gibt Frühstück!" „Ich komme, Nana. Auf wieder sehen, Lord Legandir." „Man sieht sich, Elenya."
Laifennas setzte sich erschöpft neben ihn und fragte: „Habt ihr euch schön unterhalten?" „Es war ein sehr aufschlussreiches Gespräch." Sie nickte und warf einen Blick zu Elenya, die neben ihren Freundinnen saß. Legandir hielt die Ungewissheit nicht aus und wollte es nun ganz genau wissen. „Hast du wirklich Angst davor dich zu verlieben?" „Was?" Laifennas' Kopf flog herum und sie starrte ihn entsetzt an.
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