Die Weihnachtsferien standen vor der Tür. Es hatte schon mächtig geschneit. Der Schnee lag schon hoch.
Wie jedes Jahr brachte Hagrid riesige Weihnachtsbäume aus dem Wald mit, die Professor Flitwick mit größter Freude schmückte.
Dieses Jahr waren die meisten Schüler über die Ferien nach Hause gefahren.
Erstaunlicherweise waren nur sehr wenige in der Schule geblieben, gerade mal 10 Schüler. Das hatte es noch selten gegeben. Darunter Harry und Ron, der seinen besten Freund nicht alleine lassen wollte. Es würde ein sehr ruhiges Fest werden, aber irgendwie auch sehr familiär.
Es waren noch 2 Tage bis dahin und Sisilia wäre noch zu gerne nach London gegangen, um noch einige Dinge einzukaufen.
Außerdem sollte sie noch einige Formalitäten im Zaubereiministerium persönlich erledigen.
Dumbledore war nicht erbaut über ihre Idee. Er wollte nicht, dass sie alleine fuhr, deshalb sprach er beim Abendessen Snape an:
„Severus, Sie müssen doch Morgen nach London, da könnten Sie doch Sisilia einen Gefallen tun und sie mitnehmen. Sie hat noch etwas wichtiges in Ministerium zu erledigen."
Snape war überrascht und machte ein erstauntes Gesicht. Ihm schien es gar nicht zu passen.
„Aber Professor Dumbledore, ich werde den ganzen Tag beschäftigt sein, ich kann nicht... nicht... Kindermädchen spielen!"sagte er empört.
Sisilia wollte protestieren, aber Dumbledore hob die Hand und fuhr fort, es Snape zu erklären.
„Nein, nein, Severus, so war das nicht gemeint. Es würde schon ausreichen, wenn Sie Sisilia im Tropfenden Kessel absetzen würden und am Abend wieder mit zurück nähmen. Ich
möchte nur nicht, dass sie die Reise alleine macht."
Widerstrebend erklärte er sich dann doch bereit, aber wohl eher deshalb, weil Dumbledore ihn darum gebeten hatte.
Snape erklärte Sisilia, dass sie in der Nacht reisen würden, da er früh am Morgen schon in London sein musste.
Nach dem Essen stand Snape auf und als er ging, sagte er zu Sisilia:
„Wir brechen in 2 Stunden auf, bitte seien Sie pünktlich", sagte er glatt und verschwand.
Sisilia war früh dran, etwa 10 Minuten zu früh, sie setzte sich auf die unterste Stufe in der Eingangshalle und wartete. Etwa gegen 22 Uhr kam Snape.
„Können wir?" fragte er knapp und sah sie gefühllos an.
„Ja, ich bin soweit, und vielen Dank, dass Sie mich mitnehmen."
„Ich tue nur Professor Dumbledore einen Gefallen. Gehen wir."
Snape wirkte sichtlich angespannt und nervös. Er sprach unterwegs nur das nötigste.
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Als sie am frühen Morgen, im Tropfenden Kessel angekommen waren, sagte er nur kurz zu ihr:
„Ich werde Sie heute Abend um 22 Uhr hier abholen, bitte seien Sie pünktlich. Wenn Sie nicht da sind, werde ich alleine nach Hogwarts zurückkehren." Es klang fast wie eine
Drohung.
Dann machte es Plopp und Snape war disappariert.
Es war noch ganz leer in der Gaststätte. Selbst der Wirt schien noch zu schlafen, doch Dumbledore hatte ihr erklärt, wo sie hin musste. Es war nun gegen sechs Uhr und sie hatte noch Zeit, bis sie zum Ministerium gehen konnte, so früh war wohl noch keiner dort. So
beschloss sie, noch eine Weile im Gastraum sitzen zu bleiben.
Eine halbe Stunde später kam der Wirt herunter und als er sie sah, fragte er, ob sie ein
Frühstück haben wolle. Was sie mit dem Gedanken an ein bisschen Toast und Eier bejahte.
Nach dem Frühstück machte sie sich auf den Weg.
Zuerst wollte sie ins Ministerium. Sie beschloss, per Flohpulver ins Ministerium zu reisen und ging zu dem Kamin an der Stirnseite des Gastraumes. Dann nahm sie einen kleinen Beutel aus ihrer Tasche öffnete ihn und nahm eine Hand voll Flohpulver heraus und warf es in das
Feuer, das nur noch leicht brannte. Die Flammen wurden ganz grün und Sisilia stellte sich in die Mitte des Kamins hinein und sagte: „ Zauberministerium."
Alles um sie herum begann sich zu drehen. Sie schloss die Augen. Erst als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, öffnete sie ihre Augen wieder und stieg aus dem Kamin heraus, in dem sie angekommen war.
Sie fand sich wieder in einer großen Halle mit einem spiegelblank polierten dunklen
Holzfußboden. In der pfauenblauen Decke waren schimmernde goldene Symbole eingelassen, die sich ständig bewegten und veränderten wie auf einer riesigen Anzeigetafel. In die mit dunklem Holz getäfelten Seitenwände waren viele vergoldete Kamine eingebaut. Aus einem davon war sie gerade gestiegen. In der Mitte der Halle stand ein wunderschöner großer Brunnen mit einer Gruppe vergoldeter Statuen, die über 2 Meter groß waren, inmitten eines Wasserbeckens. Die größte Figur stellte einen vornehmen Zauberer dar, um ihn herum standen noch eine Hexe, ein Zentaur, ein Kobold und ein Hauself. Aus Zauberstäben, Hüten und Pfeilspitzen schossen Wasserstrahlen heraus, die sanft in das Becken plätscherten.
Gegenüber war eine Theke, das musste die Information sein. Da saß eine etwas ältere, dickere Dame mit einer dunklen Brille. Sie hatte dunkles kurzes Haar und trug ein braunes, grobes Kleid.
Sisilia stöberte in ihrer Tasche und suchte die Unterlagen heraus, die sie brauchte. Sie wollte gerade an die Theke herantreten, als zwei Zauberer aus einem der Aufzüge heraus traten und einer davon wütend herumbrüllte. Sie drehte sich um, wie alle anderen auch, die gerade in der Halle waren, und schaute zu den beiden lauten Männern hinüber. Der eine, ein schlanker Mann, mit hellblonden fast weißen lange Haaren, fuchtelte wild mit seinem Stock durch die Gegend. Ihm folgte ein etwas kleinerer schlanker rothaariger Mann mit Brille.
„Ich lasse mir das nicht von ihnen gefallen, Weasley. Ich werde mich beschweren", brüllte der größere Mann.
„Sie wissen genauso gut wie ich, dass diese Anordnung ganz von oben kommt, Malfoy. Ich habe nur die Anweisungen des Ministers ausgeführt. Ich weiß gar nicht, was Sie wollen. Ist doch besser als in Askaban zu sitzen. Wenn es nach mir gegangen wäre, säßen sie noch da" , fauchte der kleinere Mann ihn mit hochrotem Kopf an.
"Gehen sie zu Mr. Fudge und beschweren sie sich da! Guten Tag."Und Mr. Weasley ging schnaubend zurück in den Aufzug und verschwand nach oben.
Dies musste Lucius Malfoy sein, ja, sein Sohn war ihm doch sehr ähnlich. Sie hatte ihn gleich erkannt. Er stürmte wütend zur Information und verlangte nach Cornelius Fudge.
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Aber da bekam er nur die Auskunft, dass dieser noch nicht im Hause sei, aber bald eintreffen müsste, woraufhin Malfoy wütend beschloss, auf ihn zu warten. Er stapfte zornig auf die
Sitzreihe am Rande der Halle zu.
Erst als Malfoy auf einer Bank gegenüber der Information Platz genommen hatte, ging Sisilia vor.
„Guten Tag Mrs., ich habe dieses Schreiben erhalten und sollte mich hier melden. Können sie mir sagen, wo ich hin muss?"
Sie schaute sich das Schreiben an und blätterte dann in einer Liste, die auf ihrem Pult vor ihr lag.
„Ja, Miss Sisilia, gehen Sie bitte in den 5. Stock, Zimmer 18, da wird man Ihnen
weiterhelfen."
Sie tat wie ihr geheißen und ging zu einem der Aufzüge und trat ein. Es stiegen noch fünf weitere Personen mit ihr in den Fahrstuhl. Als der Lift das 3. Mal hielt und Folgendes
durchgesagt wurde: „5. Stock, Abteilung für Internationale Magische Zusammenarbeit, mit dem Internationalen Magischen Handelsstandardausschuss, dem Internationalen Büro für
Magisches Recht und Internationalen Zauberervereinigung, britische Sektion", stieg sie aus. Zimmer 18 war leicht zu finden. Sie musste nur nach rechts den Gang entlang gehen. Dort war dann das Büro auf der rechten Seite.
Es dauerte nicht lang. Sie musste nur ein kleines Formular ausfüllen und auf die
Gegenzeichnung des Schriftstückes warten. Danach schickte man sie wieder hinunter in die Halle, wo sie auf die Papiere warten sollte, mit der Begründung: ‚Leider sei der Chef noch nicht im Hause, aber es könne nicht mehr lange dauern.'
Sisilia ging wieder in die Halle hinunter, in der immer noch Malfoy auf einer Bank saß und wie viele andere Leute, die inzwischen angekommen waren, wartete. Es waren nur noch zwei Plätze in der ganzen Halle frei und die befanden sich rechts und links von Mr. Malfoy.
Wenn sie nicht stehen wollte, was sie eigentlich nicht vor hatte nach der schlaflosen Nacht, und nach dem, was sie noch tun wollte, musste sie sich wohl oder übel neben ihn setzen. Sie wusste ja auch nicht, wie lange es dauern würde bis sie ihre Papier bekam und ging hinüber zu ihm.
„Ist hier noch frei?" fragte sie ihn.
Malfoy schaute hoch und als er sie sah, lächelte er. Dieses Lächeln kenne ich, wie der Vater, so der Sohn´, dachte Sisilia.
„Ja, bitte, nehmen Sie doch Platz.", sagte er und machte eine einladende Handbewegung.
„Sie sind nicht von hier?", fragte er neugierig, „ Ich habe Sie hier noch nie gesehen und so ein hübsches Gesicht würde ich nie vergessen."
Was für ein Schleimer dachte sie bei sich.
„Ich war einige Jahre im Ausland", antwortete sie knapp.
Die Dame vom Empfang kam auf sie zu.
„Professor Sisilia?" fragte sie.
„Ja?", antwortete Sisilia und schaute hoch.
„Hier bitte schön, Ihre Papiere. Sie wären dann fertig. Auf Wiedersehen."
„Danke, auf Wiedersehen."
Und zu Mr. Malfoy sagte sie dann.
„Mr. Fudge erwartet Sie in seinem Büro, Sie kennen ja den Weg."
„Ja danke," antwortete er. Malfoy stand auf und wandte sich noch mal an Sisilia.
„Professor Sisilia? Sind Sie nicht die neue Lehrerin in Verteidigung gegen die dunklen
Künste? "
„Ja, das stimmt, genau."
„Mein Sohn hat mir von Ihnen erzählt. Dann stimmt es wohl auch, dass Sie Unterricht bei
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Professor Snape nehmen, in Zaubertränke?"
„Ja, auch das stimmt, da hat Sie Ihr Sohn aber gut informiert."
„Er ist ein guter Junge, er erzählt immer, was so in der Schule los ist und von Ihnen scheint er sehr angetan zu sein. Was ich jetzt, nachdem ich Sie kennen gelernt habe, voll und ganz
verstehen kann. Vielleicht sehen wir uns wieder, Professor Sisilia. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag."Er verschwand in einem der vielen Aufzüge ‚Ich kann gut darauf
verzichten', dachte Sisilia so bei sich und beschloss per Flohpulver in den Tropfenden Kessel zurückzukehren.
In dem kleinen Pub zurück, machte sie sich auf in die Winkelgasse, um ein paar Sachen zu besorgen. Sie stöberte in fast allen Läden und suchte nach passenden Geschenken.
Für Dumbledore fand sie ein paar wunderschöne warme Fell-Hausschuhe. Für Harry einen Federkiel, der immer hustet, wenn man ein Wort falsch schreibt, für Ron das neueste Buch über seine Lieblings-Quidditch-Mannschaft, die Chudley Cannons, und für Hermine das Buch ‚Zauberschulen auf der ganzen Welt und ihre Geschichten', für Hagrid schließlich eine
limitierte Sonderausgabe des ‚Monsterbuch der Monster'.
Dann sah sie plötzlich die Nummer 93. ‚Weasleys Zauberhafte Zauberscherze'stand auf dem Schild über der Tür und sie erinnerte sich, dass Ron ihr erzählt hatte, dass er seinen Brüdern Fred und George gehören würde. Sie hatte schon so viel über die beiden gehört, dass sie
neugierig geworden war und sich entschloss, dem Laden mal einen Besuch abzustatten.
Sie ging hinein. Es war recht voll, viele Leute standen rum und sahen sich die vielen Sachen an und diskutierten heftig. Sisilia versuchte, über die Köpfe der Leute hinwegzusehen. Dann, zwischen der großen Menschenglocke, erblickte sie einen großen hageren jungen Mann, der die gleichen roten Haare hatte wie Ron. Das musste wohl einer von ihnen sein. Plötzlich
wurde sie angesprochen. Sie drehte den Kopf und sah nach rechts, von wo die Stimme herkam und erschrak etwas. Derselbe junge Mann, der noch gerade hinter der Theke bedient hatte, stand plötzlich neben ihr.
„Guten Tag, Miss, kann ich Ihnen Helfen?", fragte er freundlich.
Sisilia schaute noch mal zur Theke, aber da stand die gleiche Person immer noch. Doch dann fiel es ihr wieder ein, Fred und George waren doch Zwillinge und sie musste fast lachen über ihre eigene Vergesslichkeit.
„Hallo, ist ja mächtig viel los hier", sagte sie und deutete in die Runde.
„Über mangelndes Geschäft können wir nicht klagen", grinste er.
„Ja, das sehe ich. Ach, mein Name ist Sisilia. Ron, Ihr Bruder, hat mir soviel von Ihnen und Ihrem Laden erzählt, dass ich einfach mal vorbeischauen musste."
„Oh ja, Ron hat uns auch von Ihnen erzählt in seinem letzten Brief, als er eine Bestellung
geschickt hatte. Sie sind Professor Sisilia, die neue Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste,"sprudelte es aus ihm heraus.
„Das mit der Bestellung habe ich aber überhört"zwinkerte sie ihm zu.
„George, George, komm doch mal her, ich möchte dir jemanden vorstellen!"rief er seinem Bruder zu.
Der kam sofort hinter der Theke vor und trat zu den beiden.
„George, das ist Professor Sisilia, du weißt doch, die neue Lehrerin.."
„..für Verteidigung gegen die dunklen Künste!"beendete er den Satze seines Bruders.
Er reichte ihr die Hand und schüttelte sie heftig.
„Oh, Ron hat doch nicht etwa irgendwas angestellt?"erkundigte er sich.
„Nein, ich bin nur zufällig hier, weil ich noch ein paar Einkäufe zu machen hatte, und war neugierig. Ich wollte mal Ihren Laden sehen, von dem Ron und Ginny immer so schwärmen."
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„Schade, dachte, er kommt doch etwas mehr nach uns."
Fred und George strahlten nun beide um die Wette.
„Eigentlich schade, dass wir nicht mehr in der Schule sind", sagte George und betrachtete Sisilia genauer.
Fred schaute George an, er brauchte eine Sekunde, bis er begriff, was sein Bruder meinte.
„Oh, oh, ja, stimmt, du hast recht, aber wenn, dann hätte ich gerne nur noch ein
Unterrichtsfach", sagte er und zwinkerte Sisilia zu.
Diese wurde leicht rot. Ein kleiner Junge zupfte George am Ärmel, George entschuldigte sich und ging mit dem Jungen an ein Regal, wo er ihm etwas herausholte.
„Ich will Sie nicht länger stören, ich sehe ja, dass Sie viel zu tun haben", meinte Sisilia und deutete in die Runde.
„Es war uns eine Ehre, dass Sie uns besucht haben. Und vielleicht können wir ja doch mal was für Sie tun"meinte Fred mit einem Augenzwinkern und deutete hinter sich in den Laden.
Inzwischen war George wieder zu dem beiden getreten
„Es war mir eine Ehre, Sie beide kennengelernt zu haben. Ich wünsche Ihnen weiterhin so gute Geschäfte."Und Sisilia reichte beiden die Hand.
„Richten Sie bitte Grüße an Ron aus. Er und Harry sind ja über Weihnachten in Hogwarts", bat George.
„Werde ich machen!" Sie winkte noch im Hinausgehen zurück.
Als sie wieder auf der Straße stand, musste sie lachen. Die beiden waren genauso, wie Ron, Harry und Ginny sie beschrieben hatten.
Sie blickte auf ihre Uhr. Es war bereits Mittag.
So beschloss sie, eine Mittagspause im Tropfenden Kessel zu machen, wo sie etwas aß und den Wirt fragte, ob sie ihre Einkaufstaschen bei ihm lassen könnte. Sie würde sie später dann abholen. Der Wirt schloss sie für sie in einen Schrank ein. Am frühen Nachmittag ging sie dann noch mal los. Nach zwei Stunden hatte sie fast alles, was sie wollte.
Nun brauchte sie nur noch etwas für Snape, sie wollte ihm etwas schenken, weil er sich soviel Mühe gab mit ihr, sie machte es ihm bestimmt nicht immer leicht. Sisilia erinnerte sich an ein vergangenes Gespräch mit ihm, über ein Kraut, das er suchte. Sie wollte versuchen, es zu
finden. Sie ging in einen Kräuterladen, der nicht weit vom Tropfenden Kessel war. Sie schaute sich um, doch musste noch eine Weile warten, da der Zauberer vor ihr, ein kleiner dicker Mann, der einen hellgrünen Umhang trug und einen ebenso hellgrünen Hut, sich nicht sicher war, was er nun wollte. Vor allem bei den Mengen war er sich nicht schlüssig. So wollte er erst 4 Pfund Schlangenhaut, und als der Verkäufer es eingepackt hatte, fiel ihm ein, dass es doch nur ein halbes Pfund war.
Aber dann endlich, nach fast einer viertel Stunde, verließ er vollgepackt mit vielen Päckchen den Laden.
„Guten Tag, Miss, kann ich Ihnen helfen?", fragte der Verkäufer, ein hagerer älterer Mann mit Schnurrbart, der aufatmete, als der Mann den Laden verlassen hatte.
Sisilia holte eine kleine Liste aus ihrer Tasche und reichte sie ihm. Es waren Sachen die sie selbst benötigte.
Sofort fing er an, die Sachen zusammenzusuchen. Währendessen schaute sie sich noch etwas um und hoffte, das Kraut irgendwo zu entdecken. Aber sie hatte kein Glück.
Der Verkäufer war fertig mit dem Zusammenstellen der Sachen und hatte diese schon in
kleine Päckchen verpackt.
„Ist das alles, oder kann ich noch was für Sie tun?"
„Mmm, ja. Ich hoffe es. Ich suche noch ein Kraut, Helleborus niger. Haben sie das?", fragte Sisilia den Mann.
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Dieser bekam große Augen und starrte sie an.
„So was haben wir nicht, diese Sachen finden sie in keinem anständigen Laden, das finden sie nur in der Knockturngasse. Was wollen Sie denn damit?", fragte er, aber Sisilia gab keine Antwort, sondern bezahlte für die Kräuter, die sie gekauft hatte und verließ den Laden.
Warum war der Mann denn so unfreundlich geworden. Sie konnte es nicht verstehen. Was sagte er? Knockturngasse. Hatte sie das nicht schon mal gelesen? Das musste irgendeine Querstrasse hier sein und sie machte sich auf den Weg, um das Sträßchen zu finden. Sie hatte Glück, nach nur 10 Minuten fand sie sie. Es war eigentlich nur Zufall, dass sie den
Straßennamen erkennen konnte auf dem alten Schild. Sie drückte sich in die enge Gasse
hinein. Es war eine komische Stimmung hier. Selbst das letzte Licht der Sonne schien hier irgendwie nicht mehr hereinzukommen.
In dem ersten Laden waren Schrumpfköpfe im Schaufenster ausgestellt. Es sah ekelhaft aus. Sie ging langsam weiter und suchte nach einem Kräuterladen. Es waren nicht viele Leute auf der Strasse, als sie die Schaufenster entlang ging und sehr wohl fühlte sie sich ehrlich gesagt auch nicht. Sie überlegte schon, ob sie umkehren sollte, als sie ein Schild über einem Laden sah. Darauf stand Cabbage and Toxin. Spice Shop.
Das war ein Laden, der Kräuter verkaufte. Nichts wie hin und schnell den Einkauf erledigen und dann wieder raus hier, dachte sie sich.
Sie öffnete die Türe. Es ertönte ein knarrendes Geräusch, als die Tür aufschwang. Sie schaute nach oben und da klapperten einzelne, als Mobile aufgehängte, kleine Knochen aneinander. Makabre Türklingel, dachte sie bei sich.
Es war sehr schummrig in dem Laden. Es standen viele Fässer herum, die bis oben hin mit den verschiedensten Sachen gefüllt waren. Der Geruch lud nicht gerade zum Verweilen ein.
Sofort kam ein dicker, schweißglänzender Mann hinter seiner Verkaufstheke hervor. Er hatte fast keine Haare mehr auf dem Kopf und die, die er noch hatte, standen nach allen Richtungen ab. Seine kleinen verschlagenen Augen hatten tiefe dunkle Ringe.
„Oh, welch selten schöner Anblick in meiner Stube, was kann ich für Sie tun, Gnädigste?"
Der Mann sah aus, als wäre er in ein Ölfass gefallen, und genau so schmierig, wie er aussah, benahm er sich.
„Ich suche das Helleborus niger. Haben Sie so etwas?", frage Sisilia und hoffte, dass sie so schnell wie möglich wieder hier rauskam.
„Aber selbstverständlich, für was braucht eine junge hübsche Frau wie sie dieses Kraut?"fragte er, erwartete aber wohl keine Antwort, denn er fragte gleich weiter. „Wie viel darf es denn sein?"
„Ich denke, ¼ Pfund dürften genügen", antwortete sie ihm.
Er verschwand und kam nach einer Minute mit einem kleinen Päckchen in der Hand zurück. Sisilia bezahlte und steckte das Päckchen in die Tasche ihres Mantels.
„Ich hoffe, Sie beehren uns bald wieder, Madam", schleimte der Mann noch hinterher. Es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter. Sisilia wollte nur noch schnell raus hier und zurück in die Winkelgasse.
Als sie den Laden verlassen hatte, fand sie ein anderes Bild vor. Es war inzwischen
stockdunkel geworden und nur ein paar Fackeln erhellten die Strasse etwas. Es gab sehr viele dunkle Ecken. Sisilia wurde es richtig unheimlich zumute und wollte schnellstens zurück in den Tropfenden Kessel. Sie blickte sich um und ging los.
Als sie ein paar Schritte gegangen war, traten drei dunkle Gestalten aus einem Laden zu ihrer Linken heraus. Sie trugen lange schwarze Mäntel und hatten die Kapuzen über die Gesichter gezogen. Sisilia griff fast automatisch mit ihrer rechten Hand in ihren Mantel, wo ihr
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Zauberstab steckte. Sie ergriff ihn, ließ ihn aber in der Tasche stecken. Mit dem Zauberstab fest in der Hand, ging sie schneller und versuchte dabei einen großen Bogen um die Gruppe zu machen, sofern dies in der relativ engen Gasse möglich war, doch plötzlich stellten sich die Kapuzenträger ihr in den Weg.
„Wohin denn so schnell, schöne Frau?"fragte eine der Gestalten und zog sich die Kapuze vom Kopf.
Sisilia erschrak und es stockte ihr der Atem. Der Kopf des Kerls war widerlich. Er hatte überall riesige hässliche Warzen, sogar oben auf seiner kahlen Schädeldecke. Er war sehr groß und hager und er grinste sie höhnisch an. Seine hervorquellenden Augen sahen scheußlich blutunterlaufen aus. Sisilia ekelte sich vor dieser Gestalt, die plötzlich in ihrer rechten Hand einen schäbigen Zauberstab hielt. Er drehte den Kopf zu den anderen beiden Kapuzenträgern.
„Hört mal, Jungs, wenn sich schon mal so ein süßes Püppchen hierher verirrt, dann könnten wir doch unsern Spaß mit ihr haben. Oder was meint ihr?", fragte er grinsend zu seinen Kumpanen, die auch ihre Kapuzen abnahmen. Darunter kamen nicht weniger hässliche Gesichter zum Vorschein. Ein etwas kleinerer rundlicher Mann mit langen zerzausten weißen Haaren und einer Augenklappe auf dem rechten Auge, verzog seinen Mund zu einem grausamen Lächeln. Der dritte Mann hatte dunkle Haare und eine lange Narbe, die quer durch das ganze Gesicht lief. Als er seinen Mund öffnete und sie angrinste, sah sie, dass er nicht mehr viele Zähne im Mund hatte. Dafür war er sehr groß und kräftig.
Sisilia holte tief Luft und versucht mit einer festen Stimme zu sprechen.
„Gehen Sie mir bitte aus dem Weg!"
Aber die Burschen lachten nur. „Ganz schön vorlaut die Lady, ob sie das auch noch ist, wenn wir mir ihr fertig sind?"
Der vermeintliche Anführer ging einen Schritt auf sie zu und versuchte ihren Arm zu greifen. Aber sie zuckte schnell zurück und er griff ins Leere. Sie machte einen Schritt zurück und zog ihren Zauberstab aus dem Mantel.
„Oha, was willst du denn mit dem Spielzeug? Steck das lieber weg, bevor du noch jemandem die Augen ausstichst", sagte das Warzengesicht. Die Männer lachten.
„Nein, das werde ich nicht tun, Sie werden mir jetzt aus dem Weg gehen und mich vorbei lassen", sagte sie mit einer harten verbissenen Stimme und packte ihren Zauberstab noch
fester.
Sie schaute sich kurz um, ob es nicht noch eine andere Möglichkeit gab zu entkommen, aber da sie hier fremd war und der einzige Fluchtweg, den sie kannte, hinter den widerlichen
Kerlen lag, blieb ihr nur noch die Flucht nach vorne.
Doch die ekelhaften hässlichen Kerle dachten nicht im Traum daran, Sisilia ziehen zu lassen. Im Gegenteil.
„Ich gebe euch jetzt noch eine Chance, mir aus dem Weg zu gehen,"sagte sie, nun zu allem bereit. Die Männer grinsten nur.
Sisilia hob den Zauberstab zielte auf den großen Mann mit der Glatze und sagte: „STUPOR!"
Ein roter Lichtstrahl schoss aus der Spitze ihres Zauberstabes und traf ihn mitten in der Brust. Er krachte nach hinten und fiel um. Jetzt wollte sie versuchen, zwischen den Männern hindurch zu rennen. Doch noch bevor sie einen Schritt machen konnte, packte sie ein vierter Mann, den sie nicht gesehen hatte von hinten und hielt sie fest. Da rief der kleine weißhaarige Mann laut.
„EXPELLIARMUS!" und ehe Sisilia wusste, was los war, wurde ihr der Zauberstab aus der Hand gerissen. Dieser flog im hohen Bogen davon und landete in einer dunklen Ecke.
Der Mann, der sie von hinten gepackt hatte, legte einen Arm um ihren Hals und drückte so fest zu, dass sie kaum noch Luft bekam. Mit seiner anderen Hand packte er nun ihren rechten
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Arm und drehte ihn ihr hinter ihren Rücken. Sie hatte keine Chance zu entkommen, er war viel zu kräftig.
Nun trat der Mann mit der Narbe vor Sisilia, streckte seinen langen schmutzigen Arm aus und nahm ihr Kinn in die Hand.
„Sei doch nicht so unfreundlich hübsches Kind, wenn du mitmachst, wirst du auch deinen Spaß haben, das verspreche ich dir."
Sisilia versuchte, sich loszureisen, aber gegen den Bär von Mann hinter sich hatte sie keine Chance, er waren einfach zu übermächtig, da half auch kein Treten. Er schien die Tritte gegen sein Schienbein, die Sisilia verteilte, überhaupt nicht zu spüren.
Plötzlich hörten sie hinter sich aus der Dunkelheit eine Stimme. Irgendwie kam ihr diese sehr vertraut vor , aber sie wusste in dem Moment nicht, wem sie die Stimme zuordnen konnte.
„Aber Hallo, was ist denn hier los?"Der Mann, der Sisilia festhielt, drehte sich um und zerrte Sisilia immer noch festhaltend mit sich herum. Vor ihnen stand ein Mann, der ebenfalls seine Kapuze über dem Kopf trug.
Aber als er nah genug an der Gruppe heran war, zog er die Kapuze mit der linken Hand vom Kopf. In der anderen Hand hielt er einen Zauberstab. Es war Professor Severus Snape.
Sisilia wurde schwindlig. Das war genau die Szene die sie gesehen hatte, als sie, mit ihrem Amulett in der Hand, auf dem Sofa eingeschlafen war vor einigen Wochen. Sie bekam noch mehr Angst. Gehörte er etwa zu ihnen? Würde er sie nun töten? War dies das Ende? Sie bekam weiche Knie. Sie wusste nicht, was schlimmer war, die widerlich stinkenden Kerle oder der Zauberstab von Snape, der direkt auf sie zeigte. Sie starrte ihn an. In seinem Gesicht regte sich nichts.
„Wir wollen nur unseren Spaß mit der Lady hier haben und sonst nichts", sagte der Kerl, der Sisilia festhielt und schaute auf den Zauberstab, den Snape in der Hand hatte.
„Sie gehört uns, wir haben sie zuerst gesehen, also verzieh dich!"erwiderte der Kleinste der drei Kerle und hielt seinen Zauberstab wiederum auf Snape gerichtet.
„Nicht so schnell, Freunde. Die Lady gehört zu mir, habt ihr verstanden?"Er sagte es und deutete dabei mit dem Zauberstab auf sie.
„Also, lasst sie los und verschwindet, bevor es euch noch leid tut!"
Sisilia wusste nun überhaupt nichts mehr. Was hatte dies alles zu bedeuten? Hatte sie sich geirrt? Wollte er sie nicht töten, sondern ihr helfen? Hatte sie alles nur falsch gedeutet?
Die düsteren Gestalten lachten nur wild.
„Dann hol sie dir doch,"forderte er ihn auf. Er ließ ihren Arm los, hielt sie aber weiterhin mit seinem linken Arm, den er um ihren Hals geschlungen hatte, vor sich fest. Er wühlte in
seinem Mantel und sie vermutete, dass er nun ebenfalls seinen Zauberstab zog. Dabei lockerte sich sein Griff etwas, zumindest soweit, dass sie wieder genug Luft bekam.
Snape trat noch einen Schritt näher und hob den Arm mit dem Zauberstab in die Höhe.
Snape sah Sisilia an, und sie starrte zurück. Dann rief er ihr zu:
„Runter Sisilia!"
Sie reagierte blitzschnell und stieß dem Mann hinter sich einen Ellenbogen in die Seite.
Woraufhin er seinen Griff um ihren Hals soweit lockerte, dass sie sich herauswinden und nach unten und links wegtauchten konnte.
„EXPELLIARMUS!", rief Snape. Überrascht von dessen Attacke, wurde der Mann nach hinten geschleudert, zur gleichen Zeit flog der Zauberstab, den dieser zuvor noch in der Hand gehalten hatte, in einem hohen Bogen davon. Dann krachte er hart mit dem Kopf auf den Boden, wo er regungslos liegen lieb.
Der kleine weißhaarige Mann erhob nun seinen Zauberstab und rief „IMPEDIMENTA!" Snape aber hechtete nach rechts davon, rollte sich über die Schulter ab und kam wieder auf
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die Beine. So schoss der Fluch ins Leere. Sisilia hatte inzwischen den Zauberstab des Mannes aufgehoben, den sie vorhin geschockt hatte.
Der vierte Mann, mit der riesigen Narbe über sein ganzes Gesicht, trat aus der Dunkelheit, in der er vorher gestanden hatte, heraus. Er stand schräg hinter Snape, der ihn nicht bemerkt hatte und richtete seinen Zauberstab auf ihn. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, erhob Sisilia den Zauberstab, den sie gefunden hatte und rief: „PETRIFICUS TOTALUS!"Der Mann blieb wie angewurzelt stehen. Seine Beine klappten zusammen und er kippte nach hinten um, wo er bewegungsunfähig liegen blieb.
Plötzlich wurde Sisilia von einem harten Gegenstand an der rechten Seite getroffen. Sie spürte einen starken Schmerz in ihrer Rippengegend und hörte, wie es knackte. Sie wusste sofort, dass ein oder zwei Rippen gebrochen waren. Bei diesem Angriff verlor sie den Zauberstab. Sie knickte ein und japste nach Luft. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass der Mann, der sie festgehalten hatte, mit einer Eisenstange auf sie eingeschlagen hatte. Er holte erneut zu einem Schlag aus. Sisilia versuchte noch, trotz der starken Schmerzen auf die Seite zu hechten, strauchelte aber, da sie sich nicht mehr so bewegen konnte, wie sie gerne wollte. Der Schlag hätte sie bestimmt auch getroffen, doch da hörte sie Snape rufen.
„STUPOR!", und sie sah einen roten Lichtstrahl, der die Brust des Mannes mit der Eisenstange in der Hand traf. Dieser wurde nach hinten geschleudert, verlor dabei die Eisenstange, die mit lautem Gepolter auf den Boden fiel, krachte gegen eine Hauswand und rutschte sie langsam mit verdrehten Augen hinunter auf den Boden. Dort blieb er nun
endgültig regungslos liegen.
Als der kleine weißhaarige Mann sah, dass seine drei Freunde am Boden lagen, machte er auf dem Absatz kehrt und rannte in die Dunkelheit davon.
Snape sah, während er auf Sisilia zuging, nach den anderen beiden Männern, die beide
ohnmächtig waren.
Dann erreichte er Sisilia, die zusammengekrümmt am Boden lag. Die Rippen taten ihr weh und sie versuchte, ruhig durchzuatmen.
„Alles in Ordnung, oder sind Sie verletzt?", fragte er.
Obwohl sie Schmerzen hatte, wollte sie es nicht zugeben und antwortete:
„Nein, nicht so schlimm."Er half ihr auf die Beine
„Danke, Sie..., Sie haben mir das Leben gerettet", stotterte sie. Doch er antwortete nur:
„Kommen Sie, lassen sie uns hier verschwinden, bevor der Kerl noch mit Verstärkung
zurückkommt."
„Meinen Zauberstab! Der muss noch irgendwo hier liegen"sagte sie und begann ihn zu
suchen. Sie fand ihn auch gleich direkt an der Treppe zu dem Geschäft, aus dem die drei
Kerle herausgetreten waren und steckte ihn in ihren Mantel zurück.
Nun war ihr klar, dass sie ihre Vision falsch gedeutet hat. Snape hatte sie nicht umbringen wollen, sondern er hatte ihr das Leben gerettet. Eines war sicher, wenn er nicht gekommen wäre, die Kerle hätten sie nicht am Leben gelassen, solche Kreaturen konnten keine Zeugen brauchen.
„Was machen Sie eigentlich hier?", fragte Snape sie, als sie in paar Schritte gegangen waren.
„Das kann ich Ihnen nicht sagen, zumindest noch nicht", gab Sisilia zurück.
„Also, als Lebensretter hätte ich doch die Wahrheit verdient, oder?" hakte Snape noch einmal nach.
„OK. Aber nicht hier, lassen Sie uns in den Tropfenden Kessel gehen. Ich glaube, ich brauche jetzt einen Schnaps."Ihre Knie zitterten immer noch und sie hielt sich die Seite.
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Als sie im Pub angekommen waren, suchten sie sich einen Tisch hinten in einer Ecke, wo es ruhiger war.
„Nun?"fragte Snape, als sie es sich gemütlich gemacht und sich jeder ein Butterbier und einen Feuerwhisky bestellt hatte.
„Sie werden es mir bestimmt nicht glauben. Ich wusste nicht, dass dies so eine verkommene Ecke ist. Ich habe ein Weihnachtsgeschenk gesucht und der Mann in dem Kräuterladen hier an der Ecke hat mir gesagt, dass ich das, was ich suche, in der Knockturngasse finden würde." Erklärte sie etwas zerknirscht.
„Haben Sie es wenigstens gefunden?", fragte Snape fast amüsiert.
„Ja, das habe ich", antwortete sie, und konnte dabei sogar schon wieder etwas lachen.
Der Wirt brachte die Getränke.
Sisilia hob ihr Glas und sagte: „Auf meinen Retter."
Snape wurde kurz etwas verlegen, aber er hob auch sein Glas und stieß mit ihr an.
„Auf Ihr Glück, dass ich gerade zufällig in der Nähe war."
Ihr fiel erst jetzt auf, dass er nicht mehr nervös war, so wie heute Morgen. Er gab sich sogar viel entspannter, als in der Schule. Das gefiel ihr, denn das machte ihn gleich sympathischer.
„Wie heißen Sie eigentlich mit Vornamen?", fragte Snape schließlich.
„Ich habe nur einen Namen, er ist Vor- und Nachname in einem."
Snape schaute sie ungläubig an.
„Ich kann es Ihnen beweisen, ich habe heute meine Papiere bekommen.", sagte Sisilia und fing an, in ihrer Tasche zu stöbern
„Nein, lassen Sie nur, ich glaube es Ihnen."
„Warum fragen sie?", wollte Sisilia nun wissen.
„Ich dachte, nach dem kleinen Duell vorhin, wäre es an der Zeit, dass wir uns beim Vornamen nennen?"
„Ja sicher, warum denn nicht, dann sagen sie Sil zu mir, meine Freunde nennen mich alle so"sagte sie und sah ihn dankbar an. Severus nickte kurz, dann hoben sie die Gläser und prosteten sich zu.
Sisilia hatte vergessen, dass ihre Rippen gebrochen waren und fuhr zusammen, als sie bei einer unbedachten Drehung wieder schmerzten.
„Was ist, Sil? Sind Sie doch verletzt?", fragte Snape nun besorgt.
„Oh, nicht so schlimm, nur ein oder zwei Rippen haben was abbekommen."
Als Snape vorsichtig mit seiner Hand gegen ihre Rippen drückte, stieß sie einen kleinen Schrei aus. „Ah, nicht! Das tut weh!", schimpfte sie.
Er überlegte und sagte dann: „So können Sie heute Nacht nicht reisen. Wir übernachten hier und nehmen Morgen den Fahrenden Ritter zurück", bestimmte er.
„Aber, ich dachte...?", wollte Sisilia protestieren.
„Keine Widerrede, ich will nichts hören. Es bleibt dabei!", er blieb unerbittlich.
Snape schaute sich in der Schänke um. „Erwarten Sie noch jemanden?", fragte Sisilia ihn, als sie seine Blicke bemerkte.
„Ich? Nein, nein", stammelte er. Sie schaute ihn an und fragte sich, wie es wohl kam, dass Snape gerade zur rechten Zeit am rechten Ort war.
„Ach, da fällt mir ein, warum waren Sie denn in der Knockturngasse?"
„Ich hatte etwas zu erledigen. Entschuldigen Sie mich einen Augenblick."
Mehr sagte er nicht, sondern stand auf und ging zum Wirt hinüber. Er verhandelte einige Zeit mit ihm und kam dann zurück an den Tisch. Sisilia fragte sich warum er immer ihren Fragen auswich.
„Wir haben da ein kleines Problem. Der Wirt hat nur noch ein Zimmer frei. Wegen der
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Weihnachtsgeschäfte ist sonst alles ausgebucht. Aber er meinte, es gäbe noch ein Sofa in dem Zimmer. Also wenn es Ihnen nichts ausmacht, Sil...."
„Ach was, reden Sie nicht, das ist schon OK. Ich habe Ihnen schon genug Probleme gemacht. Ich denke, es würde aber auch gehen, wenn wir gleich nach Hogwarts aufbrechen", schlug sie noch einmal vor.
„Kommt nicht in Frage, Sie werden sich erst einmal hinlegen. Es reicht, wenn wir morgen zurück fahren. Ich gebe noch Professor Dumbledore Bescheid, dass er sich keine Sorgen macht. Hier ist der Schlüssel, gehen Sie schon nach oben, ich komme dann nach."
Mit den Worten reichte er ihr den Schlüssel.
Sie standen auf und gingen durch den Schankraum. Als sie an der Theke vorbeikamen, fragte Sisilia den Wirt noch nach ihren Taschen, die er daraufhin holte und ihr gab.
Sie stieg die Stufen zu den Gästezimmern hoch. ‚Nr. 9' stand auf dem Lederanhänger, der an dem Schlüssel angebracht war.
Oben angekommen musste sie sich nach links wenden. Die letzte Türe im Gang war es.
Sie öffnete die Türe und trat ein.
Sehr groß war das Zimmer nicht. Links neben der Tür stand ein Spiegeltischchen mit einem Stuhl davor. Darauf stellte sie ihre Taschen. Dann stand an der linken Wand ein Bett mit einem Baldachin. An der rechten Wand, gegenüber der Türe, stand ein Diwan, der nicht gerade sehr einladend aussah, denn er war recht schmal.
Sie legte ihren Umhang ab und hängte ihn hinter die Türe auf einen Haken. Dann nahm sie ihren Zauberstab, den sie aus der Manteltasche gezogen hatte und richtete ihn auf die schon vorbereiteten Holzscheite im Kamin. „INCENDIO." Sofort brannte ein gemütliches warmes Feuer.
Sie war im Grunde froh, dass Snape darauf bestanden hatte, erst morgen früh zu reisen, da ihre Seite schon ziemlich weh tat, aber es war ihr auch peinlich, dass sie ihretwegen nicht gleich zurück konnten.
Es dauerte keine zehn Minuten, da klopfte es an der Tür. Sisilia ging hin und öffnete. Es war Snape und sie ließ ihn herein. Er sah sich um und blickte dann zu ihr.
„Sie nehmen das Bett, ich werde es mir da drüben gemütlich machen,"bestimmte Snape und hängte noch an, als Sisilia protestieren wollte, „und keine Widerrede!"
So blieb ihr nur noch übrig zu tun, was er sagte.
Sie legte sich vorsichtig auf das Bett. Es dauerte eine Weile bis sie eine Position gefunden hatte, in der ihre Rippen nicht weh taten. Inzwischen hatte auch Snape versucht, es sich so gut es ging, auf dem Sofa gemütlich zu machen. Er benutze seinen Reiseumhang als Zudecke.
„Versuchen Sie zu schlafen, Sil, es wird Morgen eine anstrengende Reise für Sie" sagte er zu ihr.
„Ja, in Ordnung, gute Nacht, Severus", antwortete sie ihm.
Sie lag noch eine ganze Weile wach und konnte nicht einschlafen. Nach den Geräuschen, die Snape von sich gab, zu urteilen, war er auch noch wach.
Sie richtete sich vorsichtig auf und sah zu Snape hinüber. Auch er bewegte sich und als er sah, dass sie im Bett saß, richtete er sich auf.
„Können Sie auch nicht schlafen Severus?", fragte sie mit leiser Stimme in die Dunkelheit hinein.
„Nein, nicht wirklich", gab er zu.
„Können wir uns noch ein wenig unterhalten?", fragte sie.
„Von mir aus, gerne.", antwortete er und legte seinen Umhang zur Seite.
Sisilia musste husten, dabei taten ihre Rippen weh und sie hielt sich die Stelle mit der rechten Hand.
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„Möchten Sie einen Schluck Wasser haben?", fragte Snape, der sie im Schein des Kaminfeuers beobachtet hatte.
„Oh ja, das wäre sehr nett", antwortete sie ihm. Er stand auf und ging zu dem Spiegeltischchen, auf dem eine Karaffe mit Wasser stand. Er nahm das Glas, das verkehrt herum daneben gestanden hatte und füllte es mit Wasser. Dann ging er um das Bett herum und reichte es Sisilia.
„Danke sehr", sagte sie. Aber als Snape wieder zu seinem Sofa gehen wollte, ergriff sie seine Hand.
„Bitte bleiben Sie ein wenig hier. In der dunklen Ecke kann ich Sie gar nicht sehen.", bat sie ihn. Er zögerte kurz, setzte sich dann aber ans seitliche Fußende des Bettes und schaute sie an. Nachdem sie einen Schluck getrunken hatte, stellte sie das Glas auf das Nachttischchen und fragte dann.
„Was haben Sie Professor Dumbledore erzählt, warum wir erst Morgen zurückkommen?"
„Ich habe ihm nur kurz mitgeteilt, dass wir erst Morgen kommen, aber keinen Grund genannt, das wollte ich Ihnen überlassen", antwortete er sarkastisch.
„Mir wäre es am liebsten, Professor Dumbledore würde es überhaupt nicht erfahren. Es ist mir so peinlich. Könnten wir ihm nicht einen anderen Grund nennen, Severus?"
„Sie können ihm von mir aus erzählen, was Sie wollen, Sil, aber wenn er mich fragen sollte, werde ich ihn nicht belügen. Dumbledore ist ein guter Mann und er vertraut mir, und ich werde dieses Vertrauen nicht aufs Spiel setzen. Ich hoffe, Sie verstehen das, Sil."
Sisilia seufzte. Aber im Grunde gab sie ihm recht. Sie wollte ja nur nicht eine Strafpredigt von ihrem Onkel hören.
„Ich möchte natürlich nicht, dass Sie ihn belügen, nur weil ich eine Dummheit begangen habe. Es tut mir leid, dass ich Sie darum gebeten habe. Vergessen Sie es einfach."
Während sie das sagte, schwang sie ihre Beine aus dem Bett und setzte sich so, dass sie nun neben Snape saß.
So saßen sie eine Weile da und blickten stumm ins Feuer.
Sisilia sah Snape von der Seite her unauffällig an. Sie merkte, dass in ihr etwas vorging, dass sie inzwischen mehr als nur Sympathie für ihn empfand. Er war zwar oft verschlossen und schien nach außen kalt und berechnend zu wirken, doch hatte sie das Gefühl, dass hinter dieser harten und kalten äußeren Schicht sich ein wunderbarer Mensch verbergen würde. Sie wusste nichts von seiner Vergangenheit und auch nicht, warum er so viel unterwegs war, aber im Grunde war dies für sie nicht wichtig. Sie fühlte sich sehr stark zu ihm hingezogen.
Sie spürte das brennende Verlangen, ihn zu berühren. Sie streckte ihre Hand nach der seinen aus und sehr zögerlich legte sie ihre Hand auf die seine.
Er drehte den Kopf zu ihr und schaute sie an. Sie schauten sich tief in die Augen und sie sah, wie er sich ihr näherte. Er hat wunderschöne braune Augen, dachte sie noch, als sich ihre Lippen berührten.
Sehr vorsichtig, wegen ihrer Rippen, schlang sie die Arme um seinen Nacken.
Doch plötzlich nahm er seinen Kopf zurück, zog ihre Arme von sich und stand auf.
„Sil, nein, es darf nicht sein. Ich... ich.. kann nicht. Es tut mir leid", er blickte sie verwirrt und entschuldigend an.
„Severus, warum? Gibt es..... eine andere Frau in deinem Leben?"
„Wenn es so einfach wäre. Nein Sil, es gibt keine andere Frau. In mein Leben passt keine Frau oder sonst ein Mensch. Mein Leben ist viel zu verwirrt und zu gefährlich. Ich könnte niemanden zumuten, mit mir zusammen zu sein. Es... es.... es tut mir leid. Ich kann es dir nicht besser erklären", sagte er, trat zum Kamin und blickte ins Feuer. Sisilia stand auf und stellte sich neben ihn.
„Aber du leugnest nicht, dass du etwas für mich empfindest?", fragte sie ihn und sah ihn von der Seite her an.
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Doch anstatt zu antworten, sagte er:
„Es ist besser, wenn du nun versuchst zu schlafen. Ich werde noch mal nach unten gehen." Er nahm seinen Mantel vom Sofa und drehte sich um, ohne sie noch mal anzusehen und ging aus dem Zimmer.
Sisilia schaute ihm verwirrt hinterher. Sie blickte noch auf die geschlossene Tür, als er schon eine Weile weg war. Die Gedanken kreisten nun wirr in ihrem Kopf. Was meinte er damit, er könnte niemanden zumuten, mit ihm zusammen zu sein. Sie schüttelte den Kopf und ging zurück zu ihrem Bett. Sie lag noch lange wach und überlegte, es war schon weit nach Mitternacht, als sie dann endlich einschlief. Bis dahin war Snape aber nicht zurück.
Am nächstem Morgen wurde sie wach, als eine Hand sie an der Schulter berührte.
„Sil, Sisilia! Aufwachen. Du solltest dich fertig machen, wir müssen los, bevor die ganze Straße draußen vor Muggel wimmelt."Es war Snape. Draußen war es noch dunkel. Es musste noch sehr früh sein. Sisilia hatte nicht mitbekommen, wann er zurückgekommen war. Sie setzte sich auf und ihr fiel der gestrige Abend wieder ein.
„Wann bist du zurückgekommen? Ich habe dich nicht gehört.", fragte sie ihn.
„So gegen halb drei, denke ich", antwortete er.
„Ich warte unten."
Er nahm seinen Reisemantel , hing ihn sich über seinen Arm und ging.
Sie machte sich fertig und ging ebenfalls hinunter. Severus wartete schon.
Sie hatten vor, mit dem Fahrenden Ritter, einem 3 stockigem lilafarbenen Zaubererbus, nach Hogsmade fahren. Sie zog ihren Reisemantel über. Dann machten sie sich auf und traten vor den Tropfenden Kessel. Es war niemand auf der Straße zu sehen. Snape schwang seinen rechten Arm mit dem Zauberstab in die Luft.
Mit einem Knall tauchte ein grellvioletter Dreideckerbus am Straßenrand vor ihnen auf und wäre fast gegen eine Laterne geknallt, wäre diese nicht im letzten Moment auf die Seite gesprungen. Sie stiegen ein und Snape kaufte zwei Fahrkarten. Es standen überall Stühle und Sessel kunterbunt verteilt im Bus. Einige von ihnen waren auch besetzt.
Sie gingen ganz nach hinten, wo noch ein paar Plätze frei waren.
Sisilia setzte sich in einen gemütlich aussehenden weichen Sessel und Snape schob sich einen Stuhl ran, auf dem er Platz nahm. Sie saßen eine ganze Weile schweigend da.
„Sisilia. Wegen gestern Abend. Es tut mir leid, ich hätte es nicht soweit kommen lassen dürfen. Bitte, lass uns das ganze einfach vergessen", bat er sie.
„Nein, Severus, ich will es nicht vergessen. Aber ich muss wohl deinen Standpunkt akzeptieren, auch wenn es mir schwer fällt", sie sah ihn an, doch er schaute weg und blickte mit steinerner Miene aus dem Fenster. Sie redeten nichts mehr, die ganze Fahrt über.
Bis Stan, der Schaffner, zu ihnen nach hinten kam.
„Miss, Sir, wir sind gleich da", erklärte er ihnen.
Keine fünf Minuten später hielt der Bus in Hogsmade und sie stiegen aus.
Sie gingen schweigsam durch den noch ruhigen verschneiten Ort. Als die letzten Häuser hinter ihnen lagen, blieb Sisilia stehen und hob sich die rechte Seite.
„Könnten wir etwas langsamer gehen?", fragte sie Snape.
„Ja natürlich, tut mir leid, ich hatte es vergessen", antwortete er und ging langsamer weiter. Kurz bevor sie den Eingang von Hogwarts erreicht hatten, hielt Sisilia nochmals an.
„Severus?"
„Ja? sollen wir eine kurze Pause machen?", fragte er.
„Nein es geht schon, ich wollte dich nur etwas fragen."
„Ja?"
„Ich hoffe du verstehst das nicht falsch, aber könnten wir vielleicht trotzdem Freunde sein?", fragte sie vorsichtig.
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Er blickte sie an. Es schien sich so etwas wie eine Erleichterung in seinem Gesicht breit zu machen und auch so etwas wie Verwunderung.
„Bist du sicher, dass du Freundschaft meinst? Ich bezweifle, dass das so einfach funktionieren kann", antwortete er ihr und sah sie nachdenklich an.
„Ich werde es dir beweißen", antwortete sie ihm trotzig und ging voran hinein ins Schloss.
Sie wusste nicht warum, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, langsam zu ihm durchzudringen. Er war nicht mehr ganz so verschlossen wie am Anfang, als sie ihn kannengelernt hatte. Da hatte sie das Gefühl gehabt, ein Eisblock würde vor ihr stehen.
Hatte sie das Eis ein kleinwenig zum Schmelzen gebracht? Sie würde jedenfalls nicht so leicht aufgeben. Auch wenn sie jetzt noch mal einen Schritt zurück gemacht hatte.
Es war Weihnachtsabend.
Dumbledore hatte mitten in der Halle einen Tisch für alle,
Lehrer und Schüler, aufgestellt. Die Halle strahlte und die
Bäume, die Hagrid mitgebracht hatte, waren wunderschön
geschmückt worden. Überall funkelte und blitzte es. Blickte
man hoch in die verzauberte Decke, sah man Schneeflocken herabfallen,
die sich aber 2 Meter über dem Boden in Luft auflösten.
Zwischen den Tellern, Gläsern und Platten lagen geschmückte
Tannenzweige. Es sah herrlich aus.
Acht Lehrer und zehn Schüler waren da. Sie hatten sich alle am Tisch eingefunden. Und Dumbledore, der am Kopfende des Tisches platzgenommen hatte, begann zu sprechen.
„Dieses Jahr sind wir nur eine sehr kleine Gruppe, die in Hogwarts zurückgeblieben ist.
Ich wünsche allen nichts desto trotz ein wunderschönes Fest!", dabei sah er Sisilia an.
Als er fertig geredet hatte, füllten sich die Goldenen Platten, wie von Geisterhand, mit den leckersten Sachen.
Truthahn, Hähnchen, gebratene Äpfel. Es war alles da, was das Herz begehrte.
Es wurde ein wunderschöner Abend. Sisilia, die bei Hagrid und Harry, Ron und Hermine am unteren Ende der Tafel saß, unterhielt sich lebhaft mit Harry und Ron.
Ab und zu sah sie auf und schaute in die Runde, Snape schien nicht gerade bester Laune zu sein. Er blickte mürrisch in die Gegend.
Die Schüler gingen schon bald nach dem Essen in ihre Gemeinschaftsräume, so dass nur noch die Lehrer am Tisch saßen. Auch Hagrid verabschiedete schon sehr früh, denn er wollte noch nach Fang, seinem Hund, sehen, der alleine in der Hütte geblieben war.
Sisilia wechselte ihren Platz und setzte sich nun zu den übrig gebliebenen: Dumbledore, McGonagall, Hooch, Sprout, Flitwick und Snape.
„Möchtest du vielleicht ein Glas Wein, Sisilia?", fragte Snape und hielt die Karaffe hoch. Seit die Schüler den Tisch verlassen hatten, schien sich seine Laune wesentlich gebessert zu haben.
„Ja, gerne.", sagte sie und reichte ihm ihr Glas.
So saßen sie noch ein wenig und unterhielten sich. Bis der Schulleiter gähnte und sagte:
„Ich werde nun zu Bett gehen, es ist spät geworden."Er stand auf und sagte in die ganze Runde:
„Ich wünsche allen eine gute Nacht."
Auch die anderen standen auf und verabschiedeten sich.
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Jetzt saßen nur noch Sisilia und Snape am Tisch.
„Komisch, ich bin eigentlich noch gar nicht müde", sagte sie zu ihm.
„Ich auch nicht, wollen wir noch bei mir ein Glas Sherry trinken? Ich finde es hier in der großen Halle recht ungemütlich"fragte er sie.
„Das ist eine prima Idee, gerne", sagte sie und erhob sich von ihrem Stuhl.
Sie verließen gemeinsam die Halle und gingen in das Büro von Professor Snape.
Es war im Augenblick noch recht kühl, denn das Feuer im Kamin brannte nicht. Snape trat vor den Kamin, packte noch ein paar Holzscheite hinein, zog seinen Zauberstab und sprach:
„Incendio!"
Und schon prasselte ein gemütliches Feuer.
„Setz dich doch, ich hole nur noch 2 Gläser."
Sisilia nahm sich einen Stuhl und stellte ihn vor den Kamin und setzte sich.
Er kam mit zwei Gläsern und einer Karaffe zurück. Er stellte die Gläser auf den Tisch und schenkte sie halb voll, eines gab er Sisilia. Er zog sich den anderen Stuhl heran und setzte sich mit dem anderen Glas in der Hand schräg neben sie.
Sie saßen ein Weile, schauten ins Feuer und sprachen kein Wort.
Doch wie es der Zufall wollte, fingen dann beide gleichzeitig an zu reden.
„Du zuerst, Sisilia," forderte er sie dann auf.
„Gut,"sagte sie.
„Ich wollte mich bedanken, dass du nichts zu Professor Dumbledore gesagt hast, wegen.."
„Er hat nicht gefragt, so gab es für mich auch keine Veranlassung, etwas zu sagen. Aber ich bleibe dabei, ich werde ihn nicht belügen!", beteuerte er und nach einer kurzen Pause wechselte er das Thema.
„Was machen deine Rippen? Was hat Madame Pomfrey gemeint?", wollte er wissen.
„Oh, zwei sind gebrochen, ist aber schon fast wieder in Ordnung. Ich habe einen Trank von ihr bekommen, der hat sehr gut geholfen. In ein bis zwei Tagen bin ich wieder fit."
„Schön, dann können wir evtl. noch ein paar Zaubertränke üben, bevor die Ferien zu Ende sind", flachste er. Es war das erste Mal, dass sie auch über private Dinge sprachen, was Sisilia sehr froh stimmte, denn auch wenn sie es nicht wirklich zugeben wollte, sie hatte sich ein klein wenig in den Lehrer für Zaubertränke verliebt.
Am nächsten Morgen erwachte Sisilia ziemlich spät. Sie wollte sich gerade fürs Frühstück fertig machen, als es an ihrer Tür klopfte. Sie schlüpfte schnell in ihren Morgenmantel und öffnete die Tür.
Es war Dumbledore.
„Darf ich hereinkommen? Ich wollte dir etwas bringen."
Sie öffnete die Türe ganz und ließ ihn herein.
„So, erst mal vielen Dank für dein Geschenk, die Hauschuhe sind phänomenal. Woher hast du gewusst, dass mein altes Paar vor ein paar Tagen kaputt gegangen ist?"
Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dann hielt er ihr ein Paket hin.
„Und das hier ist für dich, ich hoffe es gefällt dir, ich bin in solchen Sachen leider nicht so
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erfahren, aber Poppy hat mir beim Aussuchen geholfen."
Sie öffnete es, und heraus kam ein wunderschönes türkisfarbenes Kleid.
„Oh, Onkel, es ist wunderschön. Ich werde es gleich anziehen!"Sie hielt es vor sich und tanzte einmal damit im Kreis herum, gab ihrem Onkel einen Kuss auf die Wange und verschwand damit in ihrem Schlafzimmer. Doch sie schaute noch einmal kurz heraus.
„Du kannst ruhig schon vorgehen, ich komme dann gleich nach."Sie verschwand wieder.
Dumbledore tat wie ihm geheißen und ging schon mal zum Frühstück.
Sisilia freute sich sehr über das Kleid und es stand ihr auch ausgezeichnet. Sie bürstete noch ihr langes Haar und schaute noch mal in den Spiegel. Sie nickte sich selber zu und machte sich auf nach unten.
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