Die Vision

Noch am gleichen Abend musste Snape fort. Es war so wichtig, dass er es Sisilia nicht einmal persönlich mitteilen konnte. Sie erfuhr es erst beim Abendessen von den Kollegen. Er kam auch die nächsten Tage nicht wieder. Direkt nachfragen bei ihrem Onkel konnte sie auch nicht, das war zu auffällig und auf Anspielungen reagierte er nicht oder wollte nicht reagieren. Am letzten Tag des Jahres saß Sisilia in ihrem Büro und studierte in einigen Büchern, als sie ein komisches Gefühl beschlich. In ihrem Kopf fing es an zu dröhnen und es wurde ihr leicht schwindelig. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Sie kannte dieses Gefühl, hatte es aber schon lange nicht mehr gehabt. Immer, wenn sie eine Vision bekam, tauchten diese Symptome vorher auf. Diesmal war es genauso. Sie fingerte nach ihrem Amulett, dass ihr half, sich besser zu konzentrieren. Sie verfiel in Trance. Es waren ganz klare Bilder, die sie sah. Sie sah Todesser, fünf oder sechs, in ihren langen schwarzen Mänteln mit den Kapuzen über den Köpfen. Man konnte keine Gesichter erkennen, denn sie trugen Masken. Sie hörte eine Stimme, eine grauenvoll kalte und widerliche hohe Stimme, die ihnen Befehle gab. „Ihr werdet die drei Schlammblütlerkinder entführen, sie dürfen Hogwarts nie erreichen", sagte er und lachte. Es war ein so furchterregendes Lachen, das Sisilia da vernahm, dass sie unwillkürlich aufstöhnte. Der Mann der gesprochen hatte, trat nun auf einen der Todesser zu und legte ihm seine Hand auf die Schulter. „Du mein Freund, wirst einen Plan ausarbeiten, ich verlasse mich auf dich." Sisilia erkannte lange weiße spinnenartige Finger, die sich in den Umhang des Mannes drückten, den er angesprochen hatte. Der Mann verbeugte sich noch tiefer. „Jawohl, Eure Lordschaft, wie ihr wünscht", antworte der Mann ehrfurchtsvoll. „Hinterlasst keine Spuren, die auf euch deuten würden", sprach er weiter und ging wieder ein paar Schritte zurück. „Dumbledore darf auf keinen Fall erfahren, dass wir hinter dieser Sache stecken. Dann bringt ihr sie zu mir. Ich habe noch was mit ihnen vor. Mit ihrer Hilfe werde ich meine Macht noch weiter ausbauen können. Sie sind wichtig für unser Ziel. Ich brauchen sie. Habt ihr verstanden?"Den letzten Satz flüsterte er fast. „Ja Herr.", antworteten die Kapuzenträger im Chor und verneigten sich.

Sisilia erwachte aus der Trance und stieß einen kurzen Schrei aus. Sie wusste nun, wessen Stimme sie da gehört hatte. Es war die Stimme von Lord Voldemort. Und was hatte er vor? Drei Kinder wollte er entführen lassen? Sie musste es Dumbeldore sagen, und zwar sofort. Sie lief ohne Umschweife zu ihm und berichtete ihm von ihrer Vision. Er hörte sich erst einmal alles genau an, was Sisilia im berichtete. Dann sagte er laut. „Ich weiß, welche drei Kinder es sind. Sie wohnen alle drei in dem gleichen Viertel in London. Es kommt sehr selten vor, dass in einer Gegend drei Zauberer geboren werden, deren Eltern alle Muggel sind und das auch noch im gleichen Jahr." „Es gibt eine sehr alte Weissagung, die besagt, dass diese drei Kinder etwas besonderes sind. Sie sollen einmal eine Kraft besitzen, die für die Magische Welt von großer Bedeutung sein wird." Er machte eine kurze Pause, in der er nachdachte. „Das muss Voldemort irgendwie herausbekommen haben, obwohl es bisher streng geheim gehalten wurde. Wenn ich nur wüsste woher er........." Dumbledore zupfte sich seinen Bart und überlegte. „Du meinst also, es gibt irgendwo eine undichte Stelle?", fragte Sisilia, die gleich verstand. „Das fürchte ich, ja", antwortete er knapp. Dumbledore stand auf und ging auf Sisilia zu. Er legte seine Hände auf ihre Schultern. „Es war sehr gut und wichtig, dass du mir das gesagt hast. Ich bin nun sehr froh, dass ich dich hier habe. Ich habe eine Bitte an dich. Versuche noch mehr darüber zu erfahren. Vielleicht findest du heraus, wann diese Entführung stattfinden soll. Ich werde auch mein möglichstes tun. Ich lasse sie beobachten. Wir müssen die Kinder auf jeden Fall schützen!" „Heißt das, ich darf jetzt endlich für den Orden tätig werden?", fragte Sisilia vorsichtig. Dumbledore ließ sie los und ging zurück zu seinem Schreibtisch. Er blieb dahinter stehen und schaute Sisilia eindringlich an. „Mein Kind, eigentlich tust du es doch schon." Dumbledore seufzte leicht und sagte dann mit fester Stimme. „Ja, ich werde dich bei der nächsten Gelegenheit in den Orden des Phönix einführen. Aber eine Bedingung habe ich dann!" „Und die wäre?" „Keine Geheimnisse vor mir!", sagte er kurz und knapp. Sisilia dachte daran, dass niemand wusste, dass sie ein Animagi war. Aber diese Tatsache klammerte sie für sich aus der Bedingung aus. Das zählte für sie nicht. Und sie nickte. „In Ordnung Onkel", sagte sie, obwohl sie sich nicht so ganz wohl dabei fühlte.

Die letzten Ferientage vergingen rasch. Sisilia versuchte noch etwas zu erfahren, in dem sie sich bewusst in Trance zu versetzen versuchte, was aber kläglich misslang. Sie erfuhr nichts mehr, was diese Sache betraf. Snape kehrte erst am Vorabend des letzten Ferientages zurück. Er war aber so verschlossen wie immer und schwieg über die Tatsache, dass er einige Tage weg war. Beim Abendessen teilte er ihr mit, dass Professor Dumbledore einverstanden war, dass sie Mittwoch nachmittags seinem Unterricht bei den UTZ Klassen beiwohnte. Von da an half sie Snape auch im Mittwoch-Nachmittags-Unterricht, was die meisten Schüler sehr freute. Einige machten viel mehr mit als vorher und auch die Resultate hatten sich bei dem einen oder anderen verbessert. Snape verhielt sich in dieses Zeit sehr distanziert ihr gegenüber. Gesprächen, die über das Berufliche hinaus gingen, wich er immer wieder aus.

So vergingen einige Wochen, in denen nichts außergewöhnliches passierte und es wurde März. Der Nachmittagsunterricht bei der 6. Klasse war schon fast vorüber. Sisilia half noch Nevill Longbottom, seinen Trank zu vollenden, während Snape die Ergebnisse der Schüler, die schon fertig waren, kontrollierte. „Wer seine Probefläschchen abgegeben hat, macht seinen Platz ordentlich sauber. Wer damit fertig ist, kann dann gehen. Aber seien Sie leise, die andern Klassen haben noch Unterricht" Das Aufräumen ging bei den meisten sehr schnell. Harry und Hermine winkten Sisilia noch zu, als sie das Klassenzimmer verließen. Seit Sisilia da war, hatte Harry nicht mehr so unter Snape zu leiden. Da sie immer, wenn er sich wieder Harry vorknöpfen wollte, ihn mit einer Frage ablenkte und er so nur noch selten die Gelegenheit bekam, ihn zu schikanieren, was Harry ihr hoch anrechnete. Neville war gerade dabei, noch die letzte Essenz hinzu zu geben, als die letzten seiner Klassenkameraden den Unterrichtsraum verließen. Es waren also nur noch Neville, Sisilia und Snape im Raum. „So, und nun nur noch einen Tropfen hiervon und dann langsam 3 mal gegen den Uhrzeigersinn umrühren," sagte Sisilia und reicht ihm ein kleines bauchiges Glasfläschchen. In dem Moment, als Neville die Flasche vorsichtig über den Kessel hob, tauchte Snape, fast geräuschlos, hinter dem Rücken der beiden auf und fragte ungeduldig. „Sind Sie bald fertig, Mr. Longbottom?" Neville erschrak so heftig, dass er das ganze Fläschchen in den Kessel fallen ließ. Im Kessel brodelte es plötzlich auf. Snape, der sofort sah, was Neville angerichtet hatte, stieß Sisilia und Neville von dem Kessel fort. Doch schon gab es einen Knall und ein Teil der Flüssigkeit schoss aus dem Kessel, wie bei einem Vulkanausbruch. Sisilia und Neville tauchten ab und brachten sich unter einem Tisch in Sicherheit. Sie hatten Glück und bekamen nichts ab, aber Snape schaffte es nicht mehr ganz wegzukommen. Und ein Teil der Masse ergoss sich auf seinen linken Ärmel. Sofort begann es auf dem Stoff zu zischen, und die Flüssigkeit fraß sich sekundenschnell wie Säure durch den Ärmel hindurch. Sisilia, die gleich wieder aufgestanden war, reagierte zum Glück sofort, als sie das sah und packte den Ärmel des Umhangs und riss ihn mit großer Kraft aus seinen Nähten. An ein paar Stellen hatte sich die Flüssigkeit schon bis auf die Haut durchgefressen und sie verätzt, so dass sich Brandblasen bildeten. „Schnell mit Wasser abspülen!"Sisilia zog Snape, der leise fluchte, ans Waschbecken heran und drehte den Wasserhahn auf. Während das Wasser über seinen Arm lief, schaute sie sich nach Neville um. „Mr. Longbottom, sind Sie OK?" „Ich, ich...... Ich habe nichts abbekommen, mir geht es gut. Es t - tut mir so leid."Und er senkte den Kopf. „Schon gut, Sie können gehen!" Longbottom machte sich geknickt, aber schnell, davon. „Du solltest zum Krankenflügel gehen und dir was von Mme. Pomfrey geben lassen.", meinte Sisilia nachdenklich, als sie seinen Arm betrachtete. Als Neville gegangen war schimpfte Snape los. „Dieser Bengel macht nur Mist, ich fasse es nicht, warum ich mich überreden lassen hab, ihn in meinem Kurs zu behalten. Ich hätte ihn schon längst hinauswerfen sollen!" Während er so schimpfte und Richtung Türe blickte, durch die Nevill gerade verschwunden war, drehte Sisilia seinen Arm, um die Innenseite nach Brandblasen zu untersuchen. Aber hier hatte er nichts abbekommen. Doch was war das? Sie sah genauer hin. Da erkannte sie es. Auf seinem Unterarm. Eine Tatoowierung, einen Totenkopf, aus dessen Mund eine Schlange hervorkam. Sie wusste, was dieses Zeichen bedeutete. Es war das Zeichen der Todesser. Sie erschrak. Gehörte er zu ihnen? War er die undichte Stelle, hatte er Voldemort das mit den Kindern erzählt? War das sein Geheimnis und der Grund dafür, dass er sie abgewiesen hatte? Die Gedanken wirbelten nur so in ihrem Kopf.

Blitzschnell, bevor Snape wusste, was geschah, griff sie in seinen Mantel und nahm seinen Zauberstab an sich, trat einige Schritte zurück und hielt ihn auf Snape gerichtet. Dabei sah sie abwechselnd auf seinen Unterarm und dann wieder auf sein Gesicht. Er schaute auch auf seinen Arm und erkannte, was sie gesehen hatte. Er deckte es im ersten Moment reflexartig mit seiner rechten Hand ab, nahm aber die Hand wieder weg. Sisilia schaute ihn mit großen Augen an. „Das ist das Zeichen der Todesser", sie deutete auf seinen Arm. „Du..... du hast uns alle belogen! Du gehörst zu ihm. Dumbledore hat dir vertraut. Und du hast uns alle belogen!" Tränen schossen ihr in die Augen. Sie konnte es nicht fassen. Sie wollte es nicht wahrhaben, nein das konnte nicht sein. Er war ein Todesser. Und in ihn hatte sie sich verliebt. Sie war außer sich vor Wut. „Das ist also der Grund, warum du immer wieder weg bist. Und das ist auch der Grund, warum du nicht wolltest, dass ich dir zu nahe komme, du hattest Angst, dass ich dein Geheimnis lüften würde. Jetzt wird mir so einiges klar", fauchte sie ihn an. Er fing an zu sprechen, wollte ihr eine Erklärung abgeben. „Hör zu Sisilia, ich kann dir das....." „Halt den Mund, ich will kein Wort mehr von dir hören!"schrie sie ihn an. Snape zuckte zurück, als sie wild mit dem Zauberstab herumzufuchteln begann. „Wir werden jetzt zu Dumbledore gehen, und tu nichts Unüberlegtes, ich werde nicht zögern und dich töten, wenn es sein muss! Los, du gehst vor!" Sie deutete mit dem Zauberstab Richtung Tür. Er setzte noch mal zum Sprechen an. „Kein Wort mehr!", zischte sie ihm ins Gesicht. Snape zuckte mit den Schultern, drehte sich um und ging hinaus. Sisilia folgte ihm in einem angemessenen Abstand. Sie zitterte und ihre Gedanken drehten sich im Kreis. An der Türe hielt Snape an und drehte sich zu ihr um: „Sisilia, es ist nicht so, wie du denkst, lass es mich dir doch..." „HALTE DEINEN MUND!", rief sie voller Zorn. Da beschloss Snape, lieber nichts mehr zu sagen und ging brav vor ihr her. Die meisten Schüler saßen noch im Unterricht, und auch sonst war niemand in den Gängen unterwegs. Sie trafen auf dem Weg nach oben niemanden. Oben vor der schweren hochglanzpolierte Eichentüre angekommen, schaute Snape sich zu Sisilia um. „Klopfe!", forderte sie ihn auf. Snape ergriff den greifenförmigen Bronzeklopfer, klopfte damit an die Tür und als sie ein ´Herein hörten, gab Sisilia ihm das Zeichen, die Türe zu öffnen. Professor Dumbeldore, der an seinem Bücherregal stand, blickte erstaunt auf die Beiden, als sie eintraten. Snape mit nur einem Ärmel an seinem Umhang und Sisilia, die ihn mit dem Zauberstab bedrohte. „Was beim Barte des Merlin ist geschehen?", fragte er überrascht, aber dennoch mit ruhiger Stimme. Sisilia stellte sich neben den Schulleiter, immer noch den Zauberstab auf Snape gerichtet und begann zu erklären. „Es hat einen kleinen Unfall im Unterricht gegeben, dabei hat Severus sich am Arm verletzt. Als wir die Säure von seinem Arm gewaschen haben, habe ich das Mal entdeckt. Er trägt das Zeichen der Todesser. Er gehört zu ihm!"

Die letzten Worte schrie sie fast und deutete mit dem Zauberstab auf Snape. Ihre Hand zitterte. Sie erwartete, dass Dumbledore etwas unternehmen würde, aber zur ihrer Überraschung blieb dieser ganz ruhig. Im Gegenteil, er lächelte. Sie blickte Snape an und wieder zu Dumbledore, der im ruhigen Ton zu sprechen begann. „Beruhige dich Sisilia. Du irrst dich. Lass es dir erklären. Gib den lieber mir, bevor noch etwas passiert."Dabei nahm er ihr den Zauberstab aus der Hand. „Ist das nicht Ihrer, Severus?"Snape nickte und Dumbledore gab ihn ihm zurück. „Danke, Professor Dumbledore. Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Sir, ich denke, es wäre wohl besser, sie würden Sisilia etwas mehr einweihen. Da sie jetzt sowieso zum Orden dazu gehören soll. Bevor sie noch auf die anderen Mitglieder losgeht. Nicht auszudenken, wenn die Schüler das Theater mitbekommen hätten!", sagte Snape grimmig und schaute Sisilia an, die überhaupt nichts mehr verstand und von einem zum andern schaute. „Sie haben recht, mein lieber Severus. Es tut mir leid. Ich hätte es schon längst tun sollen, und ich denke, es ist wohl an der Zeit, dies nachzuholen." Dumbledore blickte auf Snapes Arm. „Das sieht nicht schön aus, Sie sollten gleich zum Krankenflügel gehen und sich von Madame Pomfrey eine Salbe geben lassen." Snape schaute fragend zu Sisilia, die verwirrt und mit offenem Mund da stand. „Ich werde es ihr erklären, gehen Sie nur", sagte Dumbledore und schob Sisilia zu einem Stuhl, wo sie sich bereitwillig hinsetzte. Als Snape das Büro verlassen hatte, setzte er sich in seinen hohen Lehnstuhl und begann, Sisilia einiges zu erklären.

Zwei Stunden später hatte Sisilia das Büro ihres Onkels verlassen und war auf dem Weg nach unten. Nun, da sie von Dumbledore einiges erfahren hatte, sah sie vieles klarer. Woher sollte sie auch wissen, dass Snape auf der gleichen Seite stand wie sie, dass er zwar früher einen Fehler gemacht hatte, aber nun doch für die gute Sache kämpfte. Dass er jedes Mal, wenn er weg musste, sein Leben für den Orden aufs Spiel setzte. Ihr war auch klar, dass Dumbledore ihr nicht alles erzählt hatte, nur was er für notwenig hielt. Irgendwie war sie auch wütend auf Dumbledore, der sie so lange im Ungewissen gelassen hatte. Trotzdem war es ihr auch irgendwie peinlich, wie sie Snape behandelt hatte, sie fühlte sich deshalb elend. Aber woher hätte sie wissen sollen, dass er auch im Phönix-Orden war. Ob er ihr es verzeihen würde, wie sie ihn behandelt hatte? Oh, hätte Dumbledore sie doch schon früher eingeweiht! Sie fühlte sich mies, wegen der Sachen, die sie Snape an den Kopf geworfen hatte, aber auch erleichtert zugleich, dass er nicht das war, wofür sie ihn gehalten hatte. Sie hatte schon fast ihr Büro erreicht, als plötzlich Severus vor ihr stand. Er hatte an einem Fenster gelehnt, in der Nähe ihrer Bürotüre. Sie war so in Gedanken vertieft, dass sie ihn nicht bemerkt hatte und fast gegen ihn gelaufen war. Sie erschrak, als er plötzlich vor ihr Aufgetaucht war. „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich würde gerne mit dir reden", meinte er und deutete auf ihre Bürotüre. Sie sah, dass er sich inzwischen umgezogen, und den zerrissenen Umhang gegen einen anderen ausgetauscht hatte. Sisilia nickte und sie betraten ihr Büro. Als Sisilia die Tür geschlossen hatte, fing sie gleich wie ein Wasserfall an zu reden. „Oh Severus, es tut mir so leid, ich hatte doch keine Ahnung. Wenn ich gewusst hätte, dass....... dass du auch zum Orden gehörst. Aber ich weiß von den Kindern, die entführt werden sollen und Dumbledore meinte, irgendwie muss es Voldemort erfahren haben," Snape zuckte zusammen, als sie Voldemorts Namen aussprach, aber sie ignorierte es. „Und als ich dieses Mal auf deinem Arm gesehen hab, dachte ich, du hättest... du wärst......" „Jetzt beruhige dich. Du wusstest es nicht. Ich hätte mir nur gewünscht, du hättest mich angehört, als ich es dir erklären wollte. Aber du scheinst ja ein richtiger Hitzkopf zu sein", sagte Severus und sie glaubte, in seiner Stimme Enttäuschung zu hören. Sisilia senkte den Kopf, ging zum Fenster und schaute hinaus. Vielleicht hatte sie wirklich zu heftig reagiert. Aber als sie das Mal auf seinem Arm gesehen hatte, gingen einfach die Gäule mit ihr durch. Der ganze Hass, den sie auf Voldemort und seine Anhänger hatte, kam in ihr hoch. Und alle diese Gefühle hatte sie in dem Moment gegen Severus gerichtet. Sie hätte ihn sogar getötet. Ja, in dem Moment wäre sie dazu bereit gewesen. Sie schauderte und sie war froh, dass es nicht soweit gekommen war. Nach einer kurzen Pause sagte sie. „Es tut mir leid, du hast recht. Ich habe überreagiert. Ich habe die Nerven verloren, das hätte nicht passieren dürfen." Sie holte tief Luft. „Du hasst mich jetzt bestimmt." „Wenn ich das tun würde, Sisilia, wäre ich nicht gekommen." Er folgte ihr zum Fenster und stellte sich hinter sie. Sie blickte noch immer hinaus, in Richtung des Verbotenen Waldes, ohne aber wirklich etwas wahrzunehmen. Sie starrte ins Leere. Er legte seine Hand auf ihre Schulter und sie drehte sich langsam zu ihm um. „Severus, ich......"fing sie an, doch er legte ihr seine Hand auf ihren Mund. Als sie ruhig war, nahm er ihr Gesicht in seine Hände und sah ihr tief in ihre grünen Augen. Langsam näherte er sich ihrem Gesicht. Sie blickte in seine Augen und hatte das Gefühl, sie würde sich darin verlieren. Als seine Lippen die ihren berührten, schloss sie ihre Augen, schlang ihre Arme um seinen Hals und erwiderte seinen Kuss. Doch dann war sie es, die sich plötzlich von ihm löste, ein Stück zurück wich und ihn fragend anschaute. „Bist du dir diesmal auch sicher?" „Ja Sil, bin ich mir ganz sicher", flüsterte er und schloss sie fest in seine Arme.

Am nächsten Morgen machte Sisilia sich auf den Weg in die große Halle zum Frühstück. Als sie den Korridor im ersten Stock entlang ging, hörte sie plötzlich ein „Pst!" Sie drehte sich um und in einer Nische stand Snape und winkte sie zu sich heran. „Ich muss unbedingt mit dir reden", sagte er zu ihr und schaute sich um, ob jemand in der Nähe war. „Komm hier herein" Er zog sie in das leere Lehrerzimmer und schloss die Tür hinter sich. Er deutete auf einen Stuhl und sie setzten sich an den langen Lehrertisch. „Es ist so,"fing er an. „Ich muss dich bitten, zum Schutz von uns allen, erzähle bitte niemandem etwas von uns und gestern Abend." Sie schaute ihn verwirrt an. Er versuchte ihr es zu erklären. Dadurch, dass er wichtige Aufgaben hatte, sei es zu gefährlich, wenn jemand wüsste, dass es in seinem Leben einen Menschen geben würde, der ihm am Herzen liegt. Er hätte bisher selten irgendwelche Gefühle zugelassen, zum Schutz für sich und andere. „Ich bitte dich, sage niemandem etwas, ich will nicht, dass dir etwas passiert. Und versuche dir nichts anmerken zu lassen, das Risiko wäre zu groß!" „Du hast Angst um mich? Das bedeutet, du liebst mich?", fragte sie und strahlte ihn an. Er nickte unmerklich und sie konnte sehen, dass es ihm doch schwer fiel, dies zuzugeben. Sisilia war überglücklich. Doch verstand sie auch seine Angst und seine Bedenken. Und es war ihr selber auch nicht so unrecht. „Ich weiß, du hast recht, es ist wohl das Beste, wenn es niemand erfährt", entgegnete sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Gehen wir zum Frühstück, sonst vermissen sie uns noch!", sagte Snape sichtlich erleichtert. „Geh nur schon mal vor, ich komme dann nach", sagte Sisilia, die am liebsten die ganze Welt auf einmal umarmt hätte. Er schaute hinaus, kam dann aber noch mal kurz zurück, küsste sie und verließ das Lehrerzimmer. Sisilia blieb alleine mit ihren Gedanken zurück. Jetzt hatte sie zwei Geheimnisse, die sie nicht verraten durfte. Dabei war sie so glücklich und sie hatte das Gefühl, sie würde platzen vor Glück. Aber er hatte recht, das wusste sie und sie wünschte sich, die Zeiten wären nicht so schrecklich wie sie es waren. Sie spürte wieder diesen unendlichen Hass auf Lord Voldemort in sich aufflammen. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als den Tod des Dunklen Lords, der ihr und anderen so schreckliches Leid zugefügt hatte.