Die Abschlussprüfung

Als Sisilia wieder zu sich kam, brummte ihr der Kopf. Sie wusste zuerst nicht, wo sie war und was passiert war. Sie brauchte einige Zeit, bis ihr wieder einfiel, was passiert war. Sie öffnete die Augen und schaute sich um. Sie erkannte, dass sie im Krankenflügel in Hogwarts lag. Sie drehte den Kopf, wodurch es ihr leicht schwindelig wurde und sie stöhnte auf, als auch noch ein Brummen unter der Schädeldecke dazukam. Sie schloss die Augen und atmete tief durch und langsam ließen der Schwindel und das Brummen nach. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie, dass sie nicht alleine war. Ein Gesicht tauchte in ihrem Sichtfeld auf. Es war Albus Dumbledore. Während er sie ansah, lächelte er. „Sisilia! Bin ich froh, dass du endlich aufgewacht bist. Ich habe mir schon solche Sorgen gemacht. Wie fühlst du dich?", fragte er fürsorglich. „Ich weiß nicht so recht", antwortete sie noch ziemlich verwirrt. Als das Brummen in ihrem Kopf aufhörte, versuchte sie, sich aufzusetzen. Da merkte sie, dass nicht nur ihr Kopf etwas abbekommen hatte, sondern auch ihre Rippen taten weh, doch noch schlimmer war der Schmerz in ihrem Bein. Sie stöhnte und ließ sich wieder zurück auf ihr Kissen fallen. „Was ist passiert?", fragte sie mit zusammengebissenen Zähnen. „Oh, es ist nicht so schlimm, das wird schon wieder, meinte Poppy, nur mit dem Bein wird es wohl noch ein wenig dauern." So langsam kam ihre Erinnerung zurück. Sie hatte gegen Todesser gekämpft und, als Lucius Malfoy Harry töten wollte, hatte sie sich zwischen sie gestellt. Ihr Herz begann zu rasen und sie setzte sich trotz der Schmerzen ruckartig in ihrem Bett auf. „Was ist mit Harry? Geht es ihm gut?" „Beruhige dich Sisilia, es geht ihm gut. Es ist niemandem etwas passiert. Du bist die Einzige, die verletzt worden ist. Und du solltest dich schonen", beruhigte er sie. „Aber was ist geschehen?"wollte sie wissen. Dumbledore setzte sich wieder auf den Stuhl, auf dem er schon gesessen haben musste, bevor sie aufgewacht war. „Ich werde es dir erzählen, wenn du vorher versprichst, dass du dich schonen wirst", forderte er. Sisilia nickte blickte ihn erwartungsvoll an. Er nahm ihre Hand und begann zu berichten. Er erzählte ihr, dass Harry, Ron und Hermine zu ihm kamen und ihm von den Dementoren berichtet hatten. Daraufhin hatte er Kontakt mit dem Hauptquartier aufgenommen und versucht, ein paar Leute nach Hogsmeade zu holen. Leider konnte er auf die Schnelle nur Tonks und Lupin auftreiben, die so bald wie möglich kommen wollten. „Sie kamen dann auch und durchstreiften Hogsmeade, aber sie fanden nichts und sind dann in die Schule gekommen", fuhr er fort. „Dort haben wir dann festgestellt dass Harry, Ron und Hermine verschwunden waren. Sie hatten sich wohl Sorgen um dich gemacht und wollten dich suchen. Da sind wir zusammen, Lupin, Tonks, Minerva und ich, ins Dorf hinunter. Dort haben wir euch gefunden." „Dann warst du es, der mich vor Malfoys Fluch gerettet hat?" „In der Tat, mein Kind. Aber du hast leider trotzdem noch was abbekommen." Er deutete auf ihr Bein. „Aber du lebst und das ist das Wichtigste", beteuerte er. „Was ist mit den Todessern geschehen?", wollte sie wissen. „Sie sind, als wir gekommen waren, allesamt disappariert, nur denjenigen, den du geschockt hattest, haben wir dem Ministerium übergeben" Er schwieg eine Weile und schaute Sisilia an, dann fuhr er fort. „Du hättest nicht alleine losgehen sollen, das war nicht klug von dir. Es war viel zu gefährlich, du hättest auf Unterstützung warten müssen", sagte er sehr ernst. „Doch von Severus weiß ich, was in dem leer stehenden Haus passiert ist. Du warst sehr mutig und du hast dich von Malfoy nicht unterkriegen lassen. Auch den Imperius-Fluch hast du, mit Hilfe von Severus, überwunden. Ich bin sehr stolz auf dich, mein Kind." „Er hat mir geholfen, gegen den Imperius Fluch?" Sisilia überlegte und jetzt fiel ihr wieder ein, sie hatte zwei Stimmen wahrgenommen. Dann war er es, der sie gerettet hatte. Dumbledore nickte, erhob sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „So, nun wird es aber Zeit, dass ein anderer den Platz an deiner Seite einnimmt. Ich könnte mir vorstellen, dass er es kaum erwarten kann, zu erfahren, dass es dir wieder besser geht", sagte er und blickte sie über seine Halbmondbrille an. Sisilia schaute ihn erstaunt an. Sie verstand nicht gleich, was er meinte. „Ja, Severus hat mir noch ein paar Dinge mehr erzählt, die ich eigentlich lieber von dir hätte erfahren wollen. Aber gut. Ich kann auch verstehen, warum ihr es geheim gehalten habt. Und ich fürchte, ihr werdet es auch besser weiterhin geheim halten müssen. Severus' Arbeit ist zu wichtig für den Orden, als dass seine Tarnung auffliegen dürfte. Aber das brauch ich dir ja nicht zu sagen", erklärte er und zwinkerte ihr zu. Sisilia schämte sich ein wenig, denn sie hätte nicht gedacht, wie locker er dies aufnahm. Sie wusste in dem Moment auch nicht was sie antworten sollte. So nickte sie nur stumm. „Ich hole ihn und werde dann heute Abend noch mal nach dir schauen." Er ging zur Türe, doch noch, bevor er sie erreicht hatte, ging sie auf und Snape trat herein. „Oh, Severus, gerade wollte ich Sie holen lassen. Sie ist gerade aufgewacht", erklärte er ihm. Sisilia sah, wie sich ein Lächeln auf dem Gesicht von Snape breit machte. „Danke, Professor Dumbledore", gab er zurück und glitt an dem Schulleiter vorbei zu Sisilias Bett. Dumbledore blickte ihm kurz nach und als er fast das Bett erreicht hatte, nickte er Sisilia noch einmal zu, drehte sich dann um und verließ den Krankensaal. Snape setze sich zu ihr aufs Bett und ergriff ihre Hand. „Sil, ich bin ja so froh, ich hatte schon Angst, du....", begann er, doch dann brach er ab, nahm sie in seine Arme und küsste sie. Plötzlich hörten sie, wie eine Türe aufging. Sie lösten sich schnell voneinander. Miss Pomfrey war hereingekommen und sie trug ein Tablett mit sich, auf dem einige verschiedene Flaschen und ein Glas standen. Sie schien nichts bemerkt zu haben, und wenn doch, ließ sie sich nichts anmerken. „Oh, hervorragend, Professor Sisilia. Schön dass Sie endlich aufgewacht sind. Ich hatte schon Sorge, nachdem Sie nun fast fünf Tage geschlafen haben", strahlte sie. „Ich habe fünf Tage geschlafen? Du meine Güte, dann haben doch schon die Prüfungen angefangen und ich sollte nicht hier rumliegen", sprudelte es aus ihr heraus und sie wollte die Bettdecke wegziehen, um aufzustehen. Doch Snape hielt sie fest. „Sei unbesorgt, die Prüfungen laufen. Lupin hat für dich übernommen, bis du wieder auf den Beinen bist", erklärte er ihr. „Sie müssen sich schonen, Professor Sisilia und Sie müssen nun erst mal ihre Medizin nehmen, damit Sie bald wieder gesund sind", bestimmte Madame Pomfrey und reichte ihr ein Glas mit einer giftgrünen Flüssigkeit darin, das sie gerade zusammengemixt hatte. Sisilia blickte in das Glas und schaute dieses Gemisch misstrauisch an. „Na, nun nimm schon, oder willst du, dass die arme Madame Pomfrey den ganzen Tag hier rumstehen und warten muss?", drängte Snape. Sisilia schaute ihn an und blickte dann zu Madame Pomfrey. Dann setzte sie an und trank es auf einmal leer. Es schmeckte genau so, wie es aussah: Schrecklich! Und Sisilia schüttelte sich. Zufrieden nickend verlies Madame Pomfrey den Raum und verschwand wieder in ihrem Zimmer. Sisilia blickte Snape an. „So, und du hast Dumbledore das von uns erzählt?", wollte sie nun wissen. „Er hat gefragt, Sil. Ich habe dir schon vor längerem gesagt, dass ich Dumbledore niemals anlügen werde", erklärte er ihr. „Ja, du hast recht, und ich denke, es ist gut, dass du es gesagt hast. Ich hatte ihm auch versprochen, keine Geheimnisse vor ihm zu haben." Es entstand eine kleine Pause zwischen ihnen und Sisilia merkte, dass er noch etwas auf der Seele hatte. „Sil, ich..., da ist noch was, das ich dich fragen möchte. In der Nacht, als du aus dem Fenster geflohen oder besser gesagt, gesprungen bist...", sprach er und blickte auf ihre Hand, die er hielt. „Also, ich habe mir da so meine Gedanken gemacht, du bist da hinausgesprungen, wie, wie ein Vogel, als ob du fliegen könntest. Und dann warst du plötzlich weg, wir haben keine Spuren gefunden im Gras, keine Abdrücke, die da hätten sein müssen, wenn du unten aufgekommen wärst. Ich hab nur das hier gefunden." Er steckte seine Hand in seine Tasche und zog etwas heraus. Sisilia erblickte eine Eulenfeder. Er hielt sie ihr an ihre langen Haare. „Die Farbe der Feder hat die gleiche Farbe wie dein Haar, Sisilia." Erst jetzt wieder schaute er ihr in die Augen. Sisilia erwiderte seinen Blick und richtete sich noch gerader auf. „Gut, ich werde dir mein Geheimnis anvertrauen, und dann muss ich wohl oder übel auch Dumbledore davon erzählen", erwiderte sie und lachte dabei. „Ich bin ein Animagus. Ich kann mich in eine Eule verwandeln." Sie erzählte im alles und wie es dazu gekommen war, dass sie nicht registriert war. Es machte ihr nichts mehr aus, dieses Geheimnis zu teilen. Im Gegenteil, sie war froh, dass sie es mit ihm teilen konnte. „Du bist der erste, dem ich es anvertraue", beichtete sie ihm. Er nahm sie in den Arm. Plötzlich hörten sie Fußgetrappel und wie die Türe in den Krankenflügel aufgestoßen wurde. Snape ließ Sisilia erschrocken los und stand wie vom Donner gerührt auf. Sie blickten zur Tür und sahen, wie sich 4 Köpfe neugierig durch den Spalt schoben. Es waren Ginny, Ron, Hermine und Harry. „Haben Sie denn keine Manieren, Potter? Hat man Ihnen denn nicht beigebracht, dass man anklopft, bevor man einen Raum betritt?", polterte Snape los. Ginny bekam einen roten Kopf und trat einen Schritt vor. „Es tut mir leid, Professor Snape, ich habe die Türe aufgemacht, ohne anzuklopfen", erwiderte sie und schaute auf ihre Füße. „Zehn Punkte......!" „Severus, bitte nicht", hielt Sisilia ihn auf. Er blickte sie entrüstet an. Gab aber nach und sagte in einem kühlen Ton. „Ich werde später noch mal vorbeisehen", drehte sich um und glitt zur Türe. Sisilia winkte unterdessen die vier herein. Snape warf noch einen verächtlichen Blick auf Harry, der ihn einfach ignorierte, was Snape noch wütender zu machen zu schien. Er rauschte mit wehendem Umhang hinaus und als er die Tür zumachte, fiel sie nicht gerade leise ins Schloss. Die vier traten an Sisilias Bett, Harry auf der linken und die drei anderen auf der rechten Seite. Ginny schien es immer noch peinlich zu sein, dass sie vergessen hatte anzuklopfen. „Ähm, Entschuldigung, Professor, dass ich nicht geklopft habe. Und, und, ähm danke, wegen der Punkte", sagte sie und schaute ganz verlegen. „Professor McGonagall hat uns gesagt, dass sie wieder wach sind, und da wollten wir sie gleich besuchen", erklärte Hermine. „Ja Snape...." „Professor Snape, Ron!", ermahnte sie ihn freundlich. „Ja, wie auch immer, jedes Mal, wenn wir Sie besuchen wollten, hat er uns weggeschickt"erklärte er ihr aufgebracht. „Jedes Mal? Wie oft wart ihr denn hier?", wollte Sisilia wissen. „Wir haben uns abgewechselt, ich denke so zwei bis drei Mal am Tag haben wir es versucht." „Es hat uns auch keiner sagen wollen, wie es ihnen geht", erklärte Ginny aufgebracht. „Komisch", murmelte Sisilia und überlegte, ob Snape wirklich so viel Zeit an ihrem Bett verbracht hatte. „Ist denn alles.. , ich meine, werden Sie denn wieder ganz gesund?", wollte Harry wissen. „Madame Pomfrey meinte, es dauert noch ein wenig, aber es würde wohl alles wieder in Ordnung kommen", beruhigte sie die vier. Harry, Hermine, Ron und Ginny blickten sie erleichtert an. Harry sah zu den drei anderen und Hermine nickte unmerklich. „Ich denke, wir gehen dann besser wieder, dass Sie sich noch ein wenig ausruhen können", erklärte Hermine. „Jetzt schon?", fragte Ron und Hermine trat ihm gegen sein Bein. „Oh, ja klar, natürlich. Aber wir kommen wieder", sagte er und fügte dann noch mit einem fragenden Gesichtsaudruck hinzu. „Wenn wir dürfen?" „Aber sicher doch, ihr dürft mich jederzeit besuchen", sagte Sisilia und zwinkerte ihnen zu. „Dann bis morgen", sagten die drei gleichzeitig. Hermine, Ginny und Ron machten sich auf den Weg nach draußen, nur Harry blieb noch stehen. „Professor, darf ich Sie noch was fragen", fragte Harry und schaute sich nach seinen Freunden um. „Wir warten draußen, Harry!"rief Ron noch und schloss die Türe hinter sich. „Nun was gibt es, Harry?" Sisilia schaute Harry fragend an. „Es ist wegen, nun, also Samstag Nacht, bei der Heulenden Hütte, da.., nun, da haben sie sich vor mich gestellt, als Lucius Malfoy mich..., als er mich töten wollte. Na ja, ich wollte wissen, warum sie das getan haben?", stammelte Harry. „Komm her, Harry, setz dich, ich erkläre es dir", antwortete sie nun mit ruhiger und ernster Stimme. Harry zog sich den Stuhl heran, der neben dem Bett stand und setzte sich. „Es gibt eine Menge Gründe, Harry. Ich kann dir noch nicht alle nennen, denn es gibt auch private Gründe, die ich dir nicht sagen kann und nicht sagen darf, noch nicht, aber irgendwann werde ich dir diese auch erklären." Harry schaute sie an, als ob er sagen wollte, jetzt kommen wieder die ‚du bist noch zu jung' Gründe, und Sisilia hob abwehrend die Hand. „Nein, Harry, das hat absolut nichts mir dir zu tun. Nicht mit deinem Alter oder deiner Person, es sind ausschließlich private Gründe. Aber ich kann dir einige sehr wichtige Gründe nennen", erklärte sie ihm nun weiter. „Punkt eins ist ganz einfach, ich mag dich, du bist ein prima Kerl. Punkt zwei ist, dass Voldemort uns beiden das gleiche angetan hat. Er hat deine Eltern getötet, genauso wie auch meine." Harry starrte sie an, sagte aber nichts. „Punkt drei wirst du verstehen, wenn ich dir folgendes erkläre, was aber unter uns bleiben sollte", sie überlegte kurz und fügte hinzu, „Ok, Hermine und Ron kannst du es sagen, was du ja sowieso tun wirst", sagte sie und zwinkerte ihm zu. „Also, Punkt drei ist, ich gehöre auch zum Phönix-Orden, Harry." Sisilia glaubte, Harry würde überrascht sein, aber er nickte nur kurz. „Hermine hat es schon vermutet", sagte er leise. „Hat sie, tatsächlich? Wie kam sie denn darauf?"fragte Sisilia neugierig. „Sie meinte, Sie würden sehr viel Zeit mit Professor Dumbledore, Professor McGonagall und Professor Snape zusammen verbringen, und da die drei auch Mitglieder des Phönix-Ordens sind...", erklärte er ihr. „Ja, Hermine hat eine gute Beobachtungsgabe und kann sehr gut schlussfolgern, das habe ich schon bemerkt", sie machte eine kurze Pause und überlegte, wie sie Harry den nächsten Punkt klar machen sollte. Doch sie entschied sich dafür, keine großen Umstände zu machen und fuhr einfach fort. „Und der für mich wichtigste Punkt ist, Harry, ich kenne die Prophezeiung." Harry schreckte auf und blickte sie ungläubig an. „Ja, Harry, ich kenne sie und da ich keinen größeren Wunsch habe, als den, dass du es schaffst, Voldemort entgültig zu vernichten, würde ich alles dafür tun, alles, glaube mir, dich zu beschützen. Deshalb war und ist es für mich wichtig, dass du überlebst und deshalb habe ich mich vor dich gestellt, um dich zu schützen." Harry wurde leicht rot und blickte nun verlegen auf seine Hände. Sie spürte, dass die Last, die er auf seinen jungen Schultern trug, ihm jäh wieder bewusst wurde. Sie fühlte auch die Angst vor der großen Verantwortung, die er hatte. Und auch die Hilflosigkeit, die er empfand und sie versuchte, ihn zu beruhigen und zu bestärken. „Harry, ich weiß, es wird nicht einfach werden, von dir wird viel erwartet. Aber lass dir eines sagen. Du bist nicht alleine. Ich werde dir zur Seite stehen, nein, wir alle, der ganze Orden wird dir zur Seite stehen und du hast wunderbare Freunde, denen du vertrauen kannst. Wir werden alles tun, alles, verstehst du, dass Voldemort entgültig von dieser Welt verschwindet. Ich glaube an dich, Harry, du wirst es schaffen, wir werden es schaffen. Da bin ich mir ganz sicher." Sie blickte Harry an, der nun langsam seinen Kopf hob und ihren Blick erwiderte. Er setzte zum Sprechen an, schloss aber seinen Mund wieder und nickte nur stumm. Beide hörten, wie sich eine Tür öffnete und drehten den Kopf. Madame Pomfrey trat in den Raum. „So, junger Mann, jetzt wird es aber Zeit, Professor Sisilia muss sich ausruhen", sagte sie in einem Ton, der keine Widerrede duldete. Harry der sichtlich froh war für diese Unterbrechung, erhob sich und ging stumm zur Tür. „Harry?", rief Sisilia hinterher und Harry wandte sich noch einmal um. „Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr vier mich morgen noch mal besuchen kommt?", lächelte sie ihn an. „Natürlich, machen wir", antwortete er und konnte auch schon wieder etwas zurücklächeln.

Sisilia hatte die Zeit im Krankenflügel genutzt, um sich auf ihre Prüfung vorzubereiten. Hermine war jeden Abend für gut eine Stunde gekommen und hatte sie abgehört. Auch Snape, der fast jede freie Minute bei ihr verbrachte, wenn nicht gerade andere Besucher da waren, arbeitete noch einmal alles mit ihr durch, was er für wichtig hielt. Eine Woche später war sie schon wieder auf den Beinen. Nun ja, fast. Ihr Bein schmerzte immer noch. Aber das war wenigstens besser, als das Taubheitsgefühl, das sie bisher gehabt hatte. Die Schmerzen waren wenigstens ein Zeichen dafür, dass das Leben in ihr Bein zurückkehrte und mit Hilfe einer Krücke konnte sie schon wieder sehr gut herumlaufen.

Sobald Madame Pomfrey sie entlassen hatte, lies sie es sich auch nicht nehmen, ihren Unterricht wieder selber zu übernehmen, auch wenn das Schuljahr schon fast zu Ende war. Die Prüfungen für die Schüler waren vorbei und diese freuten sich schon auf die Ferien. Es war inzwischen schon Sommer geworden und die Sonne zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Schüler lagen überall draußen im Gras oder gingen spazieren. Alle genossen die Sonne. Auch Sisilia ließ es sich nicht nehmen und ging jeden Tag ein wenig Spazieren, um ihr Bein etwas zu trainieren, das sie lange hatte schonen müssen und es war immer jemand bei ihr. Einmal ging sie mit Hagrid sogar in den Verbotenen Wald, um nach den Einhörnern zu sehen.

Schließlich waren es nur noch zwei Tage, bis zu ihrer Prüfung und langsam stieg die Anspannung in ihr hoch. An diesem Abend konnte sie nicht einschlafen. Sie wollte noch ein wenig an die frische Luft gehen. Aber nicht hinaus vors Schloss. Sie wollte auf den Westturm hoch. Sie ging den Flur entlang und stieg dann die Stufen in Richtung Eulerei hoch. Unterwegs begegnete ihr Mr. Filch, der Hausmeister. „Guten Abend, Professor", sagte er. „Guten Abend, Mr. Filch", antwortet sie ihm. War dann aber froh, dass er sie nicht fragte, wohin sie noch so spät wollte. Sie ging an der Eulerei vorbei und wandte sich die steinerne Wendeltreppe nach oben . Dann stieg sie durch eine Öffnung aus dem Turm heraus. Der laue Nachtwind wehte ihr ins Gesicht, als sie sich an die Mauer stellte und hinaussah. Der Mond schien hell. Es war beinahe Vollmond. Sisilia entschloss sich, einen kleinen Rundflug zu machen. Sie verwandelte sich und hüpfte auf die Mauer, dann breitete sie ihre Flügel aus und flog hoch in den Nachthimmel hinauf. Es war so herrlich angenehm warm. Sie glitt hinunter zum See, überflog ihn einmal, drehte dann wieder um und kehrte zurück zum Schloss. Als sie einmal um den ganzen Komplex herumgeflogen war, sah sie eine Gestalt auf dem Westturm stehen. Sie flog näher heran und erkannte Snape. Er stand da und schien irgendwas zu suchen. Sie flog heran und landete auf der Mauer neben ihm. Snape erschrak, als sie heranrauschte und trat einen Schritt zurück. Doch dann trat er zu ihr heran. Als er seinen Arm nach ihr ausstreckte, hüpfte Sisilia darauf und kletterte hoch auf seine Schulter, wo sie sich eng an ihn schmiegte. Da hörten sie beide ein Geräusch, jemand kam die Treppe hochgestiegen. Snape drehte sich um zu der Öffnung und sah, wie Professor Dumbledore die Treppe hochgestiegen kam. „Oh, Severus, was machen Sie denn hier? Können sie etwa auch nicht schlafen?", fragte Dumbledore überrascht. Sisilia gab Geräusch von sich und da erst bemerkte Dumbledore die Eule, die auf Snapes Schulter saß. Sie wusste, dass es nun wohl an der Zeit war, auch ihrem Onkel zu beichten, dass sie sich in eine Eule verwandeln konnte. Deshalb beschloss sie, es gleich zu tun. Dumbledore sah sich die Eule an und schaute dann zu Snape. „Wollten sie noch Post verschicken?", fragte er ihn erstaunt. „Ähm, nein, Sir, ich....", begann er. Doch Sisilia ließ ihn nicht mehr ausreden. Sie breitete ihre Flügel aus und schwebte zum Boden. In dem Moment, als sie ihn berührte, verwandelte sie sich zurück. Dumbledore sah sie erstaunt an. „Sisilia!", rief er erstaunt aus. „Ja, ich bin es und ich glaube, es wird allerhöchste Zeit für eine Erklärung", antwortete sie ihm. „Das denke ich auch. Seit wann bist du ein Animagus?", wollte Dumbledore wissen und Sisilia erzählte auch ihm die ganze Geschichte. Dumbledore hörte ruhig zu und unterbrach sie nicht. Auch als sie geendet hatte, sagte er noch nicht gleich etwas. „Du erinnerst mich sehr an deine Mutter, Sisilia."Und er sah sie eindringlich an. „Ich hoffe nur, du hast nicht noch mehr Geheimnisse, die du mir Häppchenweise präsentierst", in seiner Stimme klang ein wenig Enttäuschung mit. „Nein, das war wirklich das Letzte, es gibt nun absolut keine Geheimnisse mehr. Es tut mir leid, ich weiß ich hätte es schon viel früher sagen sollen. Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, Professor Dumbledore." „Nein, Sisilia, böse bin ich dir nicht, nur enttäuscht, dass du mir nicht gleich die Wahrheit gesagt hast."Und nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu: „Aber vielleicht habe ich es auch verdient. Ich habe dich auch nicht von Anfang an eingeweiht, erst, als sozusagen das Kind schon fast in den Brunnen gefallen war, hab ich dir vom Phönix-Orden und seinen Mitgliedern erzählt. Ich denke, jetzt sind wir quitt", lächelte er sie über seine Halbmondbrille an. Sisilia war so froh, dass ihr Onkel nicht böse war und sie konnte nicht anders, als ihm um den Hals zu fallen und ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken. Als sie ihn losließ, blickte er sie an. „Oh, ungezügelte junge Dame, ich glaube, du hast dich bei der Person geirrt. Ihn solltest du in den Arm nehmen und nicht mich."Und er deutete mit einem Augenzwinkern auf Snape. „Ich werde jetzt in die Küche gehen und mir eine Tasse heiße Milch holen, das ist jetzt genau das, was ich brauche", sagte er, drehte sich um und ging. Sisilia und Snape blickten ihm noch hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war. „Was machst du auf eigentlich auf dem Turm?", fragte Sisilia ihn neugierig. „Ich habe dich gesucht, und Filch meinte, du wärst in diese Richtung gegangen", antwortete er. „Und was machst du so spät noch hier draußen?", wollte er wissen. „Ich konnte nicht schlafen und wollte noch ein wenig an die frische Luft", erklärte sie ihm. „Es ist so eine herrliche Nacht und ich wollte den Wind um meine Nase wehen lassen", sagte sie, stellte sich an die Mauer und schaute über das Land. Severus stellte sich hinter sie. Er legte seine Arme um sie und schmiegte seine Wange an die ihre. So standen sie eine Weile da, schauten auf den See und sagten nichts. Dann löste Severus seine Umarmung und ergriff ihre Hand. Sie drehte sich zu ihm um. Severus sah sie an und streckte auch seine andere Hand aus, die sie ergriff. „Ich habe dich heute das erste Mal als Eule gesehen und doch war mir war von Anfang an klar, dass du es bist." „Woran hast du mich erkannt?", wollte Sisilia nun wissen. „An deinen Augen, an deinen wunderschönen grünen Augen", flüsterte er ihr zu. Er zog sie zu sich heran und küsste sie leidenschaftlich.

Am Nachmittag vor der Prüfung saß Sisilia an ihrem Schreibtisch und studierte das Buch Tausend Magische Kräuter und Pilze. Die Sonne schien inzwischen sehr warm in ihr Büro, sie blickte hoch und schaute hinaus. Dann klappte sie das Buch zu und beschloss, es gut sein zu lassen. Was sie bisher nicht wusste, würde sie in der kurzen Zeit auch nicht mehr lernen. Sie stand auf und als sie die vergnügten Schüler auf den Ländereien des Schlosses sah, welche die Sonne genossen, beschloss sie, auch hinauszugehen. Sie ging zum See hinunter. Dort suchte sie sich einen Baum aus, wo keine Schüler waren und setzte sich darunter. Aus der Ferne beobachtete sie nun die Schüler, die schon in Ferienstimmung waren. Einige badeten ausgelassen im See und andere wiederum beschäftigten sich mit irgendwelchen Spielen und saßen in kleinen Gruppe beisammen und unterhielten sich. Sie sah auch einige Pärchen, die Hand in Hand in der Sonne spazieren gingen oder auf einer Bank saßen. Mit Schrecken dachte sie wieder an ihre Prüfung. Und das schlechte Gewissen fing an, sie zu plagen. So ging sie, als die Sonne sich dem Horizont näherte, wieder zurück in ihr Büro, um das ein oder andere noch mal nachzuschlagen.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück musste Sisilia in den ersten Stock in ein leeres Klassenzimmer kommen. Dort wartete Professor Marchbanks, die Leiterin der Zaubererprüfungsbehörde auf sie. Sie war eine kleine, gebückte Hexe, die ein sehr faltiges Gesicht hatte. Sie saß am Lehrerpult und hatte einige Pergamente vor sich ausgebreitet. „Ah, da sind Sie ja, guten Morgen, Professor Sisilia", sagte die kleine Hexe laut. Sisilia erwiderte ihren Gruß und sah sich um. Eigentlich hatte Sisilia erwartet, dass auch Snape anwesend war, was ihr aber, nachdem sie das erste Mal richtig darüber nachgedacht hatte, blödsinnig vorkam, denn er hatte ja selber Unterricht. Professor Marchbanks forderte Sisilia auf, an einem der Pulte Platz zu nehmen. „So meine Liebe, Sie haben 2 Stunden Zeit, um die Fragen zu beantworten. Bitte fangen Sie an", sagte sie und legte ihr das Prüfungsblatt hin. Pergamentrollen, Federkiel und Tinte standen schon auf dem Pult bereit. Mit leicht vor Aufregung zitternden Händen machte Sisilia sich an die Fragen. Doch zu ihrer Freude musste sie feststellen, dass die Fragen überhaupt nicht so schwer waren, wie sie befürchtet hatte. Es ging ihr sehr leicht von der Hand. Sie hatte das vierte Pergament bis unten hin vollgeschrieben und die letzte Frage sehr ausführlich beantwortet, als sie auf die Uhr sah. Es waren erst 1 ½ Stunden vergangen und sie war bereits fertig. Sie beschloss, alles noch einmal durchzulesen und dann ihre Arbeit abzugeben. „Ähm, Professor Marchbanks", sagte Sisilia und als diese nicht reagierte, sagte sie noch mal etwas lauter. „Professor Marchbanks? Ich wäre fertig, kann ich schon abgeben?" „Wie, oh ja, natürlich, wenn Sie so nett wären und es mir bringen würden. Der zweite Teil der Prüfung wird dann heute Nachmittag um zwei stattfinden. Professor Snape war so freundlich, uns seinen Unterrichtsraum zur Verfügung zu stellen. Bitte seien Sie pünktlich", sagte sie, während sie die Pergamentrollen zusammenpackte und in ihre Tasche stopfte. Sisilia verließ das Klassenzimmer. Den ersten Teil hatte sie nun hinter sich. Aber das war auch der leichtere Teil gewesen. Mehr Angst hatte sie vor der praktischen Prüfung. Sie ging nicht zum Mittagessen hinunter. Sie hatte keinen Hunger und war sich auch sicher, dass sie keinen Bissen hinunter bekommen würde, selbst wenn sie sich dazu zwingen würde. Sie war stattdessen in die Eulerei hinaufgestiegen, hatte sich an eines der Scheibenlosen Fenster gesetzt und schaute hinaus über die Ländereien. Es war viel passiert in diesem Jahr. Ihr Leben hatte sich von Grund auf verändert. Und sie war eigentlich sehr glücklich hier. Nicht nur, dass sie zurück durfte in die Welt, in die sie eigentlich gehörte. Sie konnte einen Beruf ausüben, der ihr mehr Freude bereitete, als sie sich je hätte vorstellen können. Sie war ein Mitglied des Phönix-Ordens geworden, sie hatte viele neue Freunde gefunden und... und sie hatte sich verliebt. Severus Snape war im Grunde ein wunderbarer Mensch, dachte sie. Gut, er hatte seine Fehler und Eigenheiten, und sie verstand immer noch nicht, warum er Harry so unfreundlich, ja fast feindselig behandelte. Denn eigentlich standen sie ja auf der gleichen Seite. Vielleicht würde er es ihr eines Tages erzählen, vielleicht auch nicht. Während sie so überlegte, hörte sie ein leises ‚schuhu' und drehte sich um. Sie sah, wie sich eine weiße Eule von ihrem Schlafplatz erhob, ihre Flügel ausbreitete und zu ihr hinunterschwebte. Die Eule landete auf ihrer Schulter. Sisilia spürte, wie die Eule ihre Beine zweimal kurz fester in ihre Schulter grub. „Na, Hedwig, kannst du nicht schlafen?"fragte Sisilia die hübsche weiße Schleiereule. Hedwig, schmiegte sich sanft an Sisilias Gesicht, die ihren Druck leicht erwiderte. Sisilia schloss für den Moment die Augen. Dann fiel ihr plötzlich wieder ein, dass sie noch zur Prüfung musste. Sie schaute auf die Uhr. Es war 15 min. vor zwei. Sisilia sprang so plötzlich auf, dass Hedwig erschrocken davonflog und lauthals protestierte. „Entschuldige, Hedwig, ich muss doch zur Prüfung", rief ihr Sisilia im Hinausrennen noch zu. Sie sah noch aus den Augenwinkeln, dass Hedwig ganz nach oben in die Turmspitze flog und sich da ein ruhiges Plätzchen suchte. Sisilia lief, so schnell sie mit ihrem noch immer leicht schmerzenden Bein konnte, die ganzen Stufen hinunter. Völlig außer Atem kam sie vor dem Unterrichtsraum für Zaubertränke an. Vor der Tür stand ein schon fast aufgelöster Snape. „Da bist du ja endlich", begrüßte er sie. „Ich befürchtete schon, du würdest dich verspäten. Und das vor deiner Prüfung!" Doch noch bevor sie eine Chance gehabt hätte zu antworten, was nicht so einfach gewesen wäre, da sie immer noch nach Atem rang, nahm er sie in den Arm, wünschte ihr Glück und schob sie in den Unterrichtssaal hinein.

Die Aufgabe, die ihr Professor Marchbanks gestellt hatte, war nicht einfach und hatte es in sich, aber Sisilia arbeitete sehr genau und gewissenhaft, so wie Snape es ihr beigebracht hatte. Und als die vorgegebene Zeit zu Ende war und Professor Marchbanks ihr das abgefüllte Probefläschchen abnahm, war sich Sisilia doch ziemlich sicher, dass sie die Prüfung zumindest bestanden haben musste. Sie hoffte nur noch, dass ihre Leistungen ausreichen würden, um sich mit den Noten auch als Auror beim Ministerium bewerben zu können. Während Sisilia noch ihren Platz saubermachte, trat Professor Marchbanks zu ihr. „Professor Sisilia, sie werden in ca. 2 Wochen eine Eule mit ihren Prüfungsergebnissen erhalten. Ich wünsche Ihnen noch alles Gute."Mit diesen Worten verließ die kleine alte Dame den Unterrichtsraum. Kaum war diese gegangen, öffnete sich die Türe erneut. Sisilia, welche die letzten Zutaten zurück in den Schrank räumte, sah auf. Es war Snape, der eingetreten war. Zuerst sah er sie an und schaute dann auf die Tafel, auf der immer noch die Prüfungsaufgabe stand, welche Sisilia zu erledigen hatte. Seine Miene wurde noch härter, als sie es normal schon war. „Du musstest wirklich diesen Trank herstellen?", fragte er entsetzt. „Diese Aufgabe kam das letzte mal vor über 10 Jahren dran. Ich dachte, man hätte diesen Trank aus den Prüfungsfragen herausgenommen", erklärte er. „Ist das dein Ernst?", fragte Sisilia verdutzt. „Sicher, sonst hätte ich den doch mit dir geübt", erklärte er ihr sauer. „Sie wird schon ihre Gründe gehabt haben, Severus. Es war schon recht schwer, aber ich denke, ich habe ihn hinbekommen. Ich hoffe es wenigstens", beruhigte sie ihn und ging ihm entgegen. Als sie vor ihm stand, ergriff sie seine Hände und blickte ihm tief in die Augen. „Habe ich mich eigentlich schon bei dir bedankt, dass du mir geholfen hast, mich auf die Prüfung vorzubereiten?", säuselte sie. Er schaute sie an und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. „Wenn ich so recht überlege", meinte er und zog seine Stirn in kraus, als würde er angestrengt nachdenken. „Nein, ich glaube, das hast du bisher noch nicht getan." „Dann wird es aber allerhöchste Zeit", flüsterte sie und schlang ihre Arme um seinen Nacken und ihre Lippen verschmolzen mit den seinen, während auch er seine Arme um sie legte.

Es war der letzte Schultag. Wie auch schon die ganze letzte Woche fand kein Nachmittagsunterricht mehr statt. Die Schüler hatten somit genug Zeit, ihre Koffer für die Heimreise zu packen. Sisilia hatte sich mit Harry, Ron, Hermine und Ginny bei Hagrid zum Tee verabredet, wie jeden Freitag schon das ganze Schuljahr über. Nur diesmal war es etwas anders, da es das letzte mal für dieses Schuljahr war. Hermine wollte alles ganz genau über die Prüfungsfragen wissen, die Sisilia zu beantworten hatte und war ganz geschockt, dass sie eine Prüfungsaufgabe bekommen hatte, die vor über zehn Jahren aus dem Unterrichtsplan genommen worden war. Harry war mürrisch, weil er wieder mal zu den Dursleys musste. Doch Sisilia versprach ihm, ihn zu besuchen, wenn sie in London war, auch um zu sehen, ob sein Onkel und seine Tante ihn gut behandelten. „Professor Sisilia?" „Ja, Ginny, was ist denn?", fragte Sisilia, die gerade Tee von Hagrid nachgeschenkt bekam. „Hm, ich würde gerne wissen, ob Sie nächstes Jahr auch wieder Verteidigung unterrichten werden?", fragte sie und alle rundherum wurden still und schauten Sisilia erwartungsvoll an. Diese blickte von einem zum andern. Denn eigentlich wusste sie selber noch nicht, was sie machen wollte. Zumal sie ja auch nicht wusste, wie ihre Prüfung ausgefallen war. „Eine gute Frage, Ginny", antwortete sie und stellte die Tasse zurück auf den Tisch. „Ganz ehrlich, ich weiß es noch nicht. Es hängt von vielem ab. Ich hatte in den letzen Wochen auch gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Und dann hängt es ja auch davon ab, wie meine Prüfungsergebnisse sind. Selbst wenn ich bestanden haben sollte, weiß ich nicht, ob ......", sie unterbrach sich. Es wurde ihr erst jetzt bewusst, was es bedeuten würde, wenn sie sich als Auror bewerben würde. Und sie war sich nicht mehr sicher, ob sie dies noch wollte. „Wie auch immer, ich habe in den nächsten Wochen genug Zeit, darüber nachzudenken und ihr werdet es schon rechtzeitig erfahren, ob ihr mich noch ein weiteres Jahr ertragen müsst oder nicht." Harry, Ron , Hermine und Ginny fingen lauthals an zu protestieren und versicherten ihr, dass sie sich keinen besseren Lehrer für Verteidigung vorstellen könnten als sie. Selbst Hagrid ließ es sich nicht nehmen, noch ein paar lobende Worte zu sagen.

Als die sechs dann am Abend ins Schloss zurückkehrten, war schon überall hektisches Treiben. Viele Schüler strömten bereits in die große Halle, die schon für das Abschlussfest geschmückt war. Dieses Mal in leuchtendem Blau. An der Türe, die in die große Halle führte, standen Malfoy, Grabbe und Goyle. Sie unterhielten sich angeregt. Doch als die kleine Gruppe sich ihnen näherte, verstummten sie und Malfoy blickte grimmig in die Runde. Sisilia konnte es sich nicht verkneifen und sprach ihn an. „Was machen Sie den für ein Gesicht, Mr. Malfoy, freuen sie sich nicht, dass sie morgen heim dürfen, es sind doch Ferien?" Ohne eine Antwort abzuwarten, schritt sie mit den andern, die allesamt mehr oder weniger zu lachen begannen, in die Halle hinein. Hagrid und Sisilia gingen vor zum Lehrertisch, wo sie beide Platz nahmen. Auch Snape war schon da und schien schon auf sie gewartet zu haben. Nach weiteren zehn Minuten waren alle Schüler und Lehrer eingetroffen und Professor Dumbledore erhob sich. Sofort wurde es ruhig in der großen Halle. „Wieder ist ein Jahr vorüber. Und eure Köpfe sind um einiges voller und wie ich hoffe, nur mit lauter nützlichem Zeug. Bevor wir unsere Bäuche mit den leckeren Köstlichkeiten füllen können, muss ich nun noch den Hauspokal für dieses Jahr überreichen. Dieses Jahr war es eine sehr knappe Entscheidung und es freut mich, den Hauspokal diesmal an ein Haus überreichen zu können, das ihn eigentlich schon lange einmal verdient hat. Aber erst einmal der Punktestand. Hufflepuff belegt den vierten Platz mit Vierhundertzehn Punkten. Gefolgt von Slytherin mit vierhundertdreizehn Punkten, auf Platz 2 Gryffindor mit vierhunderteinundzwanzig Punkten und dieses Jahr auf Platz eins, Ravenclaw mit vierhundertvierundzwanzig Punkten." Die Tischreihe links neben den Gryffindors erhoben sich zu einen tosenden Applaus. Selbst Hermine klatschte Beifall. Und als die anderen Gryffindors dies sahen, folgten sie ihrem Beispiel. Auch die Schüler aus Hufflepuff schlossen sich dem an. Nur bei den Slytherins gab es einige Lücken, da klatschten nicht alle. Nachdem Dumbledore Professor Flitwick, stellvertretend für sein Haus, den Pokal überreicht hatte, füllten sich die Teller und Schalen mit einem leckeren Festmahl.

Am nächsten Morgen begleiteten Sisilia und Hagrid die Schüler zum Bahnhof nach Hogsmeade. Sie und Hagrid standen am Bahnsteig und schauten dem bunten Treiben der Schüler zu, die ihre Koffer in den Zug trugen. Auch Harry, Ron, Hermine und Ginny hatte ihr Gepäck inzwischen verstaut, doch sie kamen noch einmal aus dem Zug heraus, um sich zu verabschieden. Sie standen alle etwas betreten herum. „Nun ihr, dann würde ich mal sagen, habt schöne Ferien. Und gebt auf euch acht", murmelte Hagrid den vieren zu und gab ihnen die Hand. Harry klopfte er auf die Schulter, dass er fast in die Knie ging und sagte ihm augenzwinkernd. „Stell ja nichts an, und wenn dich die Dursleys ärgern, dann schreib mir, dann bekommen die es mit mir zu tun." Harry lachte. Sisilia wünschte den Mädels eine schöne Zeit und drückte auch Ron die Hand. Als sie vor Harry stand, sagte sie ihm: „Pass gut auf dich auf, ja? Ich werde dich besuchen kommen und vielleicht kannst du ja auch noch ein paar Wochen zu den Weasleys. Molly hat jedenfalls gemeint, wenn Dumbledore einverstanden ist, würde sie sich sehr freuen." Sisilia reichte ihm die Hand. Der Hogwarts Express tutete einmal, und die Vier stiegen schnell in den Zug ein. Als sie ihr Abteil erreicht hatten, öffnete Ron das Fenster und sie schauten noch einmal heraus. Der Zug rollte langsam an und als Sisilia ihnen hinterher blickte, fasste sie einen Beschluss. „Macht's gut bis nächstes Jahr!"und sie winkte noch, bis der Zug um die nächste Kurve verschwand.

„Lisa Dorel", sagte Hagrid, der hinter sie getreten war. Sisilia erschrak, sie hatte den Namen lange nicht mehr gehört. Es war der Name den sie trug, als sie in Hogwarts zur Schule ging. Sie drehte sich zu Hagrid um und sah ihm ins Gesicht. „Seit wann weißt du es?", fragte sie ihn überrascht. „Seit dem Nachmittag, an dem du's erste Mal zum Tee bei mir warst. Erinnerst du dich?", fragte er sie, doch ohne eine Antwort abzuwarten sprach er gleich weiter. „Ich hatte das Gefühl, du wollt'st nich erkannt werden, deshalb hab ich nich weiter gefragt, auch wegen Harry, Ron und Hermine, die da waren. Aber jetzt sind wir alleine und ich würd gerne wiss'n warum?" „Ach Hagrid, ich bin irgendwie sehr froh, dass du es weißt. Aber ich kann dir trotzdem den wahren Grund nicht sagen. Dumbledore hält es für zu gefährlich, solange Voldemort noch irgendwo da draußen ist." „Nun, wenn Dumbledore es für besser hält, das du's keinem sagst, wird er schon seinen Gründe für haben.", entgegnete Hagrid und rieb sich seinen Bart. Sie machten sich auf den Weg zu den Kutschen, mit denen sie zurück zum Schloss fahren wollten. „Welcher isn' nun dein richtiger Name?", wollte Hagrid wissen. Sisilia musste leise lachen. „Mein richtiger Name ist Sisilia. Lisa Dorel haben mich meine Eltern nur genannt, um mich zu schützen. Irgendwann, Hagrid, werde ich dir die ganze Wahrheit sagen, das verspreche ich dir. Ich hasse es, nichts sagen zu dürfen", erklärte sie traurig. „Is vielleicht auch besser so, ich mit meinem Plappermaul. Was ich nich weiß, kann ich auch nich ausverseh'n ausplappern." „Danke Hagrid", sagte sie sichtlich erleichtert, dass er nicht weiter nachfragen wollte und lächelte ihn an. Sie stiegen beide in eine der Kutschen ein, und fuhren zurück zum Schloss.