Die Begegnung mit den Trollen
Es dauerte nur wenige Sekunden und sie apparierte auf einer harten Straße. Sisilia wankte etwas, als sie ankam. Das Apparieren bedeutete für sie im Augenblick eine große Anstrengung . Sie atmete tief durch und sah sich um. Die Sonne war bereits untergegangen, es dämmerte schon und es hatte leicht angefangen zu regnen. Als sie niemanden auf der Straße entdecken konnte, ging sie so schnell sie konnte auf die Nummer 12 zu. Mit aller Kraft hämmerte sie mit ihrer Faust gegen die Tür und als nicht gleich jemand öffnete, zog sie mehrmals an der Klingel. Sisilia fühlte sich schrecklich schlapp und hatte sich deshalb seitlich gegen die Tür gestützt. Als diese abrupt geöffnet wurde, verlor sie den Halt stolperte sie hinein. Ein kräftiger Arm fing sie auf, so dass sie nicht hinfiel. „Sisilia, du meine Güte, was ist denn passiert?", fragte Lupin erschrocken und hielt sie an den Schultern fest. Sein Gesicht wurde noch blasser, als es sowieso schon war. Erst jetzt viel Sisilia auf, dass hier im Flur ein schreckliches Geschrei war. Sie blickte sich um und sah, wie zwei große Vorhänge sich wie in einem Sturmwind aufblähten und von daher schien auch das Geschrei zu kommen. „Ach, das ist nur das Bild von Sirius Mutter, beachte es einfach nicht", erklärte Lupin ihr, als er sah, dass sie mit entsetztem Gesicht darauf starrte. Er musterte sie besorgt von oben bis unten. „Komm mit in die Küche", sagte er und schob sie, den Arm als Stütze um sie gelegt, zur Tür, aus der in diesem Moment Alastor Moody heraustrat. Er hatte wohl mit seinem magischen Auge gesehen, dass hier draußen etwas nicht stimmte. Trotzdem erschrak er, als er Sisilia sah. Er öffnete den Mund, doch noch bevor er etwas sagen konnte, deutete Lupin zum schreienden Bild. „Alastor, würdest du dich bitte um das Bild kümmern?" Moody nickte und stapfte davon, um die Vorhänge wieder vor das Bild zu ziehen und damit das Geschrei zu beenden. Sisilia und Lupin betraten die Küche, in der sich fast alle Ordensmitglieder aufhielten, wie Sisilia feststellen konnte. Es wurde schlagartig still in dem Raum, als sie Sisilia erblickten. „Du meine Güte, was ist denn passiert?", fragte Tonks, die in der Nähe der Tür gestanden hatte. Mrs Weasley, die gerade Tee auf den Tisch gestellt hatte, wurde ganz bleich. „Ist was mit Ron und Harry?", fragte sie und Sisilia konnte hören, wie ihre Stimme zitterte.
"Mach dir keine Sorgen, Molly, den Jungs geht es gut", beruhigte Sisilia sie. Sie sah wie sich ihr Gesicht wieder etwas entspannte. Lupin schob Sisilia weiter zum Tisch, wo ihr Bill einen Stuhl hinschob, auf den sie sich nun setzte. Da trat Professor Dumbledore zu ihr, den sie vorhin noch gar nicht gesehen hatte. „Sisilia, was ist denn passiert? Geht es dir gut?", wollte er besorgt wissen. „Es geht mir gut, aber die Grangers und Severus, sie sind in Gefahr, wir müssen ihnen helfen", begann Sisilia, die am liebsten alles in einem Satz erklärt hätte, um schnell wieder los zu können. Doch Dumbledore legte ihr seine Hand auf die Schulter und versuchte sie zu beruhigen. „Jetzt mal ganz langsam und der Reihe nach", sagte er zu ihr in einem ruhigen Ton. „Molly würdest du ihr bitte etwas Tee bringen?", bat er Mrs Weasley, die ihr sofort eine Tasse einschenkte und sie ihr reichte. Dumbledore hatte sich mittlerweile auch einen Stuhl herangezogen und sich gegenüber von Sisilia hingesetzt. Sisilia nahm einen Schluck von dem heißen Getränk und sie merkte, dass es ihr sehr gut tat. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass es schon sehr lange her war, als sie das letzte Mal etwas zu sich genommen hatte. Nach zwei weiteren großen Schlucken stellte sie die Tasse auf den Tisch, atmete tief durch und sah dabei in die Gesichter der anderen Ordensmitglieder, die sie nun alle anblickten und auf ihre Geschichte warteten. Sie senkte kurz den Blick auf den Boden, sie hatte das Gefühl, sich so besser konzentrieren zu können. „Alles hat damit angefangen, dass Harry, Ron und ich in der Bibliothek waren. Ich habe mir ein Buch zum Lesen geholt und dann hatte ich plötzlich diese Vision...", begann sie. Sie berichtete den andern genau, was sie gesehen hatte und wie sie dann nach Frankreich aufgebrochen waren. Von dem Buch, das sie im Wohnwagen gefunden hatten und davon, dass sie sich aufgemacht hatten, um Hermine und ihre Eltern zu suchen. Als sie berichtete wie Severus sie im Wald gefunden hatte, erzählte sie auch davon, dass er zuerst Hilfe holen wollten, sie aber darauf bestanden hatte, die Suche gleich fortzusetzen. Bevor sie nun weitersprach, nahm sie noch einen Schluck aus ihrer Tasse. Dann sah sie Dumbledore an. Sie berichtete von der Höhle und wie sie zuerst Severus und dann sie gefangen hatten. „Sie haben mich dann in die Höhle gebracht, wo Voldemort und seine Anhänger schon warteten.", erklärte sie und sie hörte, wie ein Stöhnen durch die Küche ging, als sie seinen Namen aussprach. Dumbledore nahm Sisilias Hand. Sie schaute ihn an und sah sein entsetztes Gesicht. Seine sonst so gütig dreinblickenden Augen schauten sie beunruhigt über seine Halbmondbrille hinweg an. „Er weiß wer ich bin, er hat herausgefunden, dass ich.......", sie sprach den Satz nicht zu Ende. Sie hatte gespürt, wie die Hand ihres Onkels unmerklich zusammenzuckte und sie konnte die Tränen nicht mehr zurück halten. Keiner sagte ein Wort. Obwohl sie alle nicht verstanden, was sie meinte, wagte es doch keiner, eine Frage zu stellen. Dumbledore reichte ihr ein Taschentuch und sie wischte sich die Tränen ab. „Erzähle weiter, was ist dann geschehen.", bat er sie eindringlich. „Voldemort hat Severus holen lassen und ihm dann befohlen, mich zu töten, als Beweis für seine Treue zu ihm. Dieser hat zugestimmt, mit der Bitte es auf seine Weise tun zu dürfen.", fuhr sie fort. „Dieser verdammte Verräter!", rief Lupin und sprang wütend von seinem Stuhl auf. „Das stimmt nicht, Remus, er hat mich gerettet und dabei sein Leben aufs Spiel gesetzt", fuhr sie ihn schroffer an, als sie eigentlich wollte. „Wir sollten sie erst mal zu Ende erzählen lassen, bevor wir es uns erlauben, uns ein Urteil zu bilden, Remus", sagte Dumbledore knapp und bedeutete Lupin, sich wieder zu setzten. Sisilia wartete, bis er sich gesetzt hatte. Er machte ein sehr wütendes und verständnisloses Gesicht, öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, überlegte es sich dann aber doch wieder und sank zurück auf seinen Stuhl. Sisilia berichtete, wie Snape es geschafft hatte, Voldemort zu täuschen und so getan hatte, als würde er sie töten und wie er sie dann mit dem Gegenmittel gerettet hatte. „Er ist zu ihnen zurück gegangen und will versuchen, die Grangers zu befreien, bevor Voldemort sie den Trollen als Geschenk anbietet. Wenn er dahinterkommt, dass ich noch lebe, wird er ihn töten. Wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen.." „Nein, Sisilia du bleibst hier, das werden wir erledigen", sagte Dumbledore mit strenger Miene. Sisilia setzte sich senkrecht hin. „Auf keinen Fall, ich werde mitgehen. Ich kann nicht hier rumsitzen und Däumchen drehen."„Das geht nicht, Sisilia. Wenn Voldemort dich sehen würde, wäre es das Todesurteil für Severus", widersprach Dumbledore ihr nun heftigst. „Er wird mich nicht sehen, ich werde nicht in meiner normalen Gestalt dort sein", erklärte sie, was noch mehr Unverständnis bei den anderen Ordensmitgliedern auslöste. Dumbledore sah sie eindringlich an, doch dann nickte er. Es schien ihm klar zu sein, dass er sie nicht aufhalten konnte. Nun war es Professor McGonagall, die auf Sisilia zutrat. „Wenn ich es richtig verstanden habe, sind Sie ein Animagus, Sisilia?", fragte diese nun ganz offen. „Ja, das ist richtig. Ich kann mich in eine Eule verwandeln", erklärte sie nun allen. „Eine Eule? Ich dachte, es wäre nicht möglich, dass sich Zauberer in geflügelte Wesen verwandeln können", wunderte sich McGonagall und schaute sie verständnislos an. „Doch, Minerva, es ist möglich. Es gibt nur sehr wenige Animagi, die dazu fähig sind und Sisilia scheint eine dieser Ausnahmen zu sein", erklärte Dumbledore ihr. McGonagall nickte und schaute Sisilia bewundernd an. „Wir sollten aufbrechen. Wer ist bereit uns zu begleiten?", fragte Dumbledore die Anwesenden. „Professor Dumbledore, ich denke, ich spreche für alle hier, dass Sie uns das nicht zu fragen brauchen. Wir werden alle mitkommen", sagte Lupin und schaute in die Runde. Alle stimmten ihm zu. „Gut, ich danke Ihnen", sagte Dumbledore erleichtert, drehte sich aber dann noch mal zu Mrs Weasley um. „Molly, dich möchte ich bitten, hier zubleiben und auf die Kinder acht zu geben."Mrs Weasley nickte und sah ängstlich zu ihrem Mann und ihrem Sohn. Dumbledore erklärte ihnen noch, wo sie genau hinmussten. Dann machten sie sich fertig. Als die anderen beschäftigt waren, trat Lupin zu Sisilia. „Ich wollte mich bei dir wegen vorhin entschuldigen. Ich denke, ich war zu voreilig mit meinen Äußerungen", sagte Lupin etwas zerknirscht. „Ist schon gut, Remus, ich kann es dir nicht verdenken. Ich hatte in dem Moment, als er mir das Gift verabreichte, das gleiche gedacht, deshalb kann ich verstehen, dass du wütend geworden bist", beschwichtigte Sisilia ihn. „Sisilia, es ist nicht nur das", begann er herumzustottern. „Du musst wissen, auch wenn wir uns noch nicht lange kennen, ich mag dich. Verstehe mich bitte nicht falsch, was ich sagen will ist, ich mag dich wie eine Schwester, die ich nie hatte. Wenn er dir etwas angetan hätte, dann hätte ich......"Er sprach den Satz nicht zu Ende, doch Sisilia verstand, was er sagen wollte. „Ich danke dir, Remus. Wenn ich einen Bruder hätte, wünschte ich mir, er wäre wie du", sagte sie zu ihm und drückte ihn kurz an sich. Lupin lächelte sie an. Molly nahm ihren Mann und ihren Sohn Bill noch einmal fest ihn ihre Arme und wünschte ihnen viel Glück. Dann machten sie sich in kleinen Gruppen auf den Weg, um nach Frankreich zu apparieren. Dazu mussten sie das Haus verlassen, da es im Grimmauldplatz 12 selber nicht möglich war, zu apparieren oder zu disapparieren. Sisilia ging gleich mit der ersten Gruppe mit. Dumbledore, Moody, McGonagall, Remus und Sisilia traten auf die Straße. Es war inzwischen dunkel geworden und nur noch ein paar Laternen erhellten die Gehsteige. Dumbledore griff in seine Tasche und holte einen silbernen Gegenstand hervor, der aussah wie ein silbernes Feuerzeug. Er ließ den Deckel aufschnappen und hielt es hoch in Luft. Er ließ es einmal knipsen und mit einem leisen ‚Plopp' ging die am nächsten liegende Straßenlaterne aus. Er wiederholte den Vorgang so oft, bis fast die ganze Straße im Dunkeln lag. Dann gingen sie auf die gegenüberliegende Straßenseite, auf der sich ein kleines Rasengrundstück mit einigen Bäumen und Büschen befand. Hier stellten sie sich in der Dunkelheit auf. „Können wir?", fragte Dumbledore leise und alle nickten. Es dauerte nicht lange und die vier apparierten in einem dunklen Waldstück in der Bretagne. Sisilia schauderte, als sie sich umsah. Es drang kein Licht in den Wald, da hier die Baumkronen so dicht waren, dass sie nicht einmal den Himmel sehen konnten. Auch hörten sie keine Tiere, es war unheimlich ruhig hier. „Sisilia, bitte, du solltest...", erinnerte sie Dumbledore daran, dass sie sich verwandeln sollte. Sisilia nickte. Sie wollte kein Risiko eingehen, dass sie von irgendjemanden gesehen wurde. Dumbledore gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn. „Viel Glück!", sagte Sisilia noch und verwandelte sich. Als sie die Gestalt eine Eule hatte, breitete sie ihre Flügel aus und erhob sich vom Boden, flog eine kleine Runde und landete auf der Schulter ihres Onkels, wo sie nun sitzen blieb. Lupin und McGonagall betrachteten sie neugierig. Sisilia spürte, dass Alastor sie mit seinem Magischen Auge ansah. Er wollte wohl nicht offen seine Neugier zeigen. Es dauerte auch nicht lange und die anderen trafen ein. Kingsley, Tonks, Arthur und Bill Weasley waren die nächsten, die hier im Wald nur einige Meter von ihnen apparierten. Es dauerte keine weitere drei Minuten, dann waren auch Mundungus Fletcher, Elphias Doge, Emmeline Vance und Sturgis Podmore da. „Sisilia, könntest du vielleicht vorausfliegen und schon mal nachsehen, wie die Lage aussieht?", fragte Dumbledore nun zur der Eule gewand, die auf seiner Schulter saß. Sisilia schuhute leise als Antwort. „Gib auf dich acht!", sagte Dumbledore noch zu ihr, als sie abhob und hoch hinauf die Wipfel der Bäume flog.
Sie spürte den kühlen Nachtwind in ihrem Gefieder, als sie in die Lüfte aufstieg. Die Gruppe unter ihr, die ihr nachsah, wurde immer kleiner. Da die Bäume hier sehr hoch waren, flog sie auch höher hinauf, bis zu den ersten Ästen, damit sie sich sicher sein konnte, von niemandem gesehen zu werden. Sie spähte in die Ferne, ob sie irgendwo etwas erkennen konnte. Bis jetzt war alles ruhig und dunkel, so flog sie noch ein Stück weiter und suchte den Wald ab. Die Gegend hier war leicht ansteigend. Es lag etwas wie ein kleiner Berg vor ihr, auf dessen Gipfel sie nun zuflog. Es war fast windstill und die Blätter in den Bäumen bewegten sich kaum. Die Dunkelheit hatte sich über den ganzen Wald gelegt wie ein dunkles Tuch. Es war extrem still hier. Nicht einmal die Geräusche der Nachttiere konnte man hören, geschweige denn waren irgendwo irgendwelche Tiere zu sehen. Es herrschte ein komische Stimmung hier in dem Wald heute Nacht und Sisilia schauderte. Als sie den Horizont absuchte, glaubte sie ein leichtes Leuchten in der Ferne wahrzunehmen. Ihre Augen hatten sie nicht getäuscht. Hinter der Bergkuppe fand sie eine kleine Lichtung, eine Talsenke, von woher das Licht schimmerte. Es sah aus wie das Licht von Fackeln oder einem kleinen Feuer, da es unruhig flackerte. Diese Senke war fast rundherum mit Bäumen eingerahmt. Sie beschloss, näher ran zu fliegen und sich die Sache genauer anzusehen. Sie landete fast geräuschlos auf einem der Bäume, die am Rand des Platzes standen. Es bot sich ihr ein makabres Schauspiel. Auf der einen Hälfte des Platzes - eigentlich war es mehr als die Hälfte, eher schon zwei Drittel des Platzes - standen mindestens zehn riesengroße Waldtrolle. Ihre blassgrüne Haut schimmerte in Licht der Fackeln noch widerwärtiger, als sie es sonst schon tat. Diese drei bis vier Meter hohen Geschöpfe standen oder saßen im Halbkreis um einen besonders großen Troll herum, der als einziger grünes schütteres Haar hatte. Dies schien der Anführer der Trolle zu sein. Auf der anderen Seite, mit dem Rücken zu einem großen Höhleneingang, standen Voldemort und dessen Anhänger. Einer seiner Diener schien die Verhandlungen mit einem der Trolle zu führen. Verstehen, was geredet wurde, konnte sie nicht. Dazu war sie zu weit weg. Und sie wollte es auch nicht riskieren näher ran zu fliegen. Sie hielt Ausschau nach Severus oder den Grangers. Doch konnte sie von hier keinen von ihnen entdecken. So beschloss sie, auf die andere Seite, also in den Rücken der Trolle zu fliegen und sich die Sache von da genauer anzusehen. So lautlos wie möglich hob sie ab und segelte sehr weit oben am Rand des Platzes, immer in der Deckung der Bäume entlang und landete im Schatten eines dicken Astes, auf einer gigantischen Kiefer. Von hier aus hatte sie einen besseren Blick auf die Todesser. Und da sah sie auch, ganz hinten, neben dem Höhleneingang, an einen Baum gefesselt, drei Leute stehen. Sie erkannte sofort Hermine mit ihrem buschigen braunen Haaren, die in der Mitte ihrer Eltern stand. Zumindest waren sie noch am Leben, dachte Sisilia und atmete erleichtert auf. Sie beobachtete das Geschehen noch kurz und wollte sich dann auf den Weg zurück machen. Da sah sie eine schwarzgekleidete Gestalt, die neben den Grangers aufgetaucht war. Er schien zu ihnen gehen zu wollen, doch stoppte er abrupt, als er den Bewacher der Gefangenen erblickte. Ein Gesicht konnte sie nicht erkennen, da die Person die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte. Aber sie war sich ziemlich sicher, dass es Severus war. Sie überlegte, ob sie ihm ein Zeichen geben konnte, damit er wusste, dass Hilfe unterwegs war. Zuerst fiel ihr nichts ein, was unauffällig genug war, aber dann hatte sie eine Idee. Mit dem Schnabel riss sie sich eine ihrer Federn aus, dann stieß sie sich ab und glitt so gut wie geräuschlos zu dem Baum hinüber, an den die Grangers angebunden waren. Als sie genau über Severus war, ließ sie die Feder fallen und flog dann aber rasch wieder davon, so dass sie nicht mehr gesehen werden konnte. Sie hatte Glück. Da es ziemlich windstill war, fiel die Feder fast senkrecht zu Boden, wo sie schräg vor Severus' Füßen landete. Sie sah, dass er sie bemerkt hatte und sich danach bückte. Er hob sie auf und schaute sich dann unauffällig nach oben hin um. Da sah sie sein Gesicht und wusste, dass sie recht gehabt hatte. Sie hoffte, er hatte verstanden, was sie ihm damit sagen wollte. Nun musste sie aber schleunigst zurück und den anderen die Lage beschreiben. Noch einen kurzen Blick auf die Trolle werfend machte sie sich auf den Weg zurück zu Dumbledore. Es dauerte nicht lange, bis sie die Gruppe erreicht hatte. Sie flog noch einen großen Kreis, um zu sehen, ob sie auch nicht beobachtet wurden. Sie konnte nichts verdächtiges entdecken. Sie schienen bis jetzt unbemerkt geblieben zu sein. Dann landete sie auf Dumbledores Schulter. Sie wusste, dass sie sich zurückverwandeln musste, um den anderen erzählen zu können, was sie gesehen hatte. „Oh gut, Sisilia, da bist du ja wieder. Hast du sie gefunden?", wollte Dumbledore nun wissen. Sisilia schuhute kurz und flatterte dann zu Boden. Doch noch bevor sie sich verwandeln konnte, trat Moody zu ihr. „Warte, ich denke es ist sicherer, wenn du den hier umlegst.", sagte er und legte seinen Tarnumhang, den er anscheinend mitgenommen hatte, über sie. „Alastor, das ist eine wunderbare Idee", lobte Dumbledore ihn. Sisilia war erleichtert, das minimierte das Risiko fast auf Null. Sie verwandelte sich zurück und die Gruppe versammelte sich im Halbkreis um sie. Sie erklärte ihnen, was sie gesehen und auch, dass sie Severus ein Zeichen gegeben hatte. „Ich hoffe, er hat verstanden.", sagte sie noch nachdenklich zum Schluss ihrer Erklärung. „Ich bin mir sicher, das hat er, Sisilia, mach dir keine Sorgen", beruhigte Dumbledore sie und begann zu überlegen. Nach ein paar Minuten sagte er dann. „Das beste wird sein, Alastor, du versuchst mit deinem Tarnumhang an die Grangers heranzukommen, sie loszubinden und sie in Sicherheit zu bringen. Sisilia wird dich beobachten und du gibst ihr ein Zeichen, wenn du soweit bist. Dann werden wir ein Ablenkungsmanöver starten, du hast genug Zeit, mit ihnen zu verschwinden", schlug er nun vor. „Sisilia, ich denke, ein kurzer Schrei dürfte genügen. Dann solltest du dich in Sicherheit bringen", erklärte er ihr. Sisilia biss sich auf die Lippen. Sie war froh, dass er sie nicht sehen konnte, denn sie war sich nicht sicher, dass sie einfach wegfliegen würde, sie hatte vor, auf jeden Fall in der Nähe zu bleiben. Doch das sagte sie nicht. Dumbledore blickte finster in ihre Richtung. Ahnte er etwas? Oder vielleicht konnte er.... Nein das konnte nicht sein, oder? Sie hatte fast das Gefühl, er würde sie sehen, aber das musste sie sich einbilden. „Und wie lenken wir sie ab, Albus?", fragte McGonagall und schaute ihn fragend an, während sie ihre schmalen Lippen fest zusammen presste. „Ich werde mir etwas einfallen lassen, wenn wir dort sind und ich mir ein exaktes Bild von der ganzen Sache machen konnte", antwortete er nachdenklich. „Sisilia, du sagtest, dass es sich um eine Talsenke handelt, nicht war?", fragte er noch einmal und Sisilia nickte, was ihr aber dann absurd vorkam, da er sie unter dem Umhang doch gar nicht sehen konnte. Trotzdem fuhr er mit seinem Plan weiter fort. „Also, am besten werden wir uns alle um die Senke verteilen, so haben wir die beste Angriffsposition und gemeinsam die beste Übersicht. Aber ich bitte euch alle: sobald wir die Grangers in Sicherheit gebracht haben, werden wir sofort nach London zurückkehren. Ich möchte, wenn möglich, direkte Kämpfe vermeiden. Die anderen sind uns zahlenmäßig weit überlegen. Und ich würde alle, die hier sind, gerne heute Abend gesund und munter im Grimmauldplatz wieder sehen.", sagte er und sah jeden einzelnen von ihnen eindringlich an. „Aber wir haben doch das Überraschungsmoment auf unserer Seite, Professor. Vielleicht könnten wir es sogar schaffen....", begann Kingsley, doch Dumbledore hob die Hand und er brach mitten im Satz ab. „Nein, Kingsley, heute Abend ist es noch nicht so weit. Der große Tag wird noch kommen, an dem entschieden wird, was aus uns allen in Zukunft werden wird. Aber dies wird mit Sicherheit noch nicht heute sein. Heute geht es nur um das Leben von Hermine und ihren Eltern", sagte Dumbledore mit Bestimmtheit. Er schaute noch einmal in die Runde und als er sicher war, dass es alle verstanden hatten, nickte auch er. „Gut. Sisilia, bitte.", nickte er zu ihr und sie verstand. Sie verwandelte sich wieder in eine Eule, und Moody nahm seinen Umhang auf und hängte ihn sich selber um seine Schultern. Dann machten sie sich auf zu der Lichtung.
Sisilia hatte sich hoch oben auf einen Baum gesetzt, in der Nähe, wo die Grangers standen. Hier konnte sie den Platz am besten einsehen. Es hatte sich nichts verändert. Die Verhandlung mit den Trollen schien sich als sehr zäh zu gestalten und Sisilia hatte das Gefühl, Voldemort war nicht sehr viel weiter gekommen. Es wunderte sie sowieso, dass er persönlich hier aufgetaucht war, da er so etwas doch normalerweise immer von seinen Dienern erledigen ließ. Severus stand immer noch auf derselben Stelle wie vorhin, als sie weggeflogen war und beobachtete das Geschehen. Sie sah, dass er auch immer den Rand des Tales um Auge behielt, wo auch Sisilia ihren Blick nun hinwandern lies. Sie konnte sehen, dass die meisten Ordensmitglieder schon ihre Plätze rund um die Senke eingenommen hatten, mit gezogenen Zauberstäben geduckt dastanden und auf ihr Signal warteten. Sie suchte nach Alastor Moody. So langsam müsste er unten angekommen sein, doch sie entdeckte noch nichts. Sie konnte Hermines Gesicht sehen. Sie sah sehr verzweifelt aus und die Tränen, die wohl schon lange verebbt waren, hatten ihre Spuren in dem mit Dreck verschmierten Gesicht hinterlassen. Ihre normalerweise so schönen und gepflegten Haare waren zerzaust, auch Blätter und kleine Äste hatten sich darin verfangen. Auch im Gesicht der Eltern konnte Sisilia die Angst sehen und sie hatte das Gefühl, die drei hatten die Hoffnung schon aufgegeben. Doch plötzlich straffte sich Hermines Körper und sie schien angestrengt zu lauschen. Es schien wieder Leben in Hermines Augen zu kommen und dann nickte sie kurz. Moody musste mit ihr geredet haben, das war das einzige, was Sisilia sich vorstellen konnte. Ähnlich war es nun auch mit ihren Eltern. Sisilia beobachtete die Grangers weiter, aber es passiert weiter nichts. Sie warf Severus einen flüchtigen Blick zu und sah im gleichen Moment, wie auch sein Körper sie kurz versteifte und er kurz den Kopf drehte, aber gleich wieder nach vorn schaute. Anscheinend unterrichtete Alastor ihn über den Plan. Sie war sehr froh darüber und rechnete es ihm hoch an, dass er dies tat. So konnte Severus sich darauf vorbereiten und wurde nicht von der ganzen Sache überrascht. Severus trat ein paar Schritte zurück, von den anderen weg und griff nun langsam und unauffällig in seinen Mantel hinein. Er schien seinen Zauberstab zu packen, zog ihn aber noch nicht heraus. Der Wächter, der auf die Gefangenen aufpasste, schien in dem Moment irgendwas bemerkt zu haben, denn er schritt auf die drei zu und betrachtete sie argwöhnisch. Sisilia hielt unwillkürlich ihren Atem an. Hoffentlich ging nichts schief. Dann ging der Mann um den Baum herum und kontrollierte die Stricke. Er nickte sich selber zufrieden zu und trat dann wieder etwas nach vorne, um weiter den Verhandlungen zu lauschen. Sisilia atmete erleichtert auf, doch Ihr Herz trommelte wie wild, während sie weiter auf das Zeichen von Moody wartete. Sie konnte nun sehen, wie ein kleiner Ruck durch Hermines Vater ging, anschließend auch durch Hermine und ihre Mutter. Alastor musste die Stricke gelöst haben. Doch rührten sich die Grangers noch nicht vom Fleck. Sisilia sah kurz Alastors Hand aus dem Umhang auftauchen. Das war das Zeichen. Sie stieß einen kurzen spitzen Schrei aus und dann brach das Chaos los.
Einer der Trolle stieß einen wütenden, lauten Schmerzensschrei aus und hob erbost seine Keule, die er in der Hand hatte, in die Höhe. Er grunzte nun sehr wütend seinen Artgenossen etwas zu, die ihn verwirrt ansahen. Kurz darauf sprang ein zweiter Troll, der auf dem Boden gesessen hatte, auf und brüllte wie ein Besessener. Die Anhänger Voldemorts sahen sich entsetzt an. Sie verstanden nicht, was los war. Voldemort selber hatte nun seinen Zauberstab in der Hand und einige seiner Diener taten es ihm gleich, was aber die Trolle noch wütender zu machen schien. Sisilia konnte sich schon denken, was Dumbledore damit beabsichtigte. Indem er den Trollen Flüche aufhalste, würden Voldemort und seine Anhänger nicht auf die Idee kommen, dass jemand anders die Finger im Spiel hatte und der dunkle Lord würde nie erfahren, warum seine Verhandlungen gescheitert waren. Die Trolle hatten sich inzwischen alle erhoben und schwangen wütend ihre Keulen oder dicken Äste, die sie bei sich hatten. Einer von ihnen packte einen kleineren Baum, der neben ihm wuchs, riss ihn mitsamt den Wurzeln aus dem Boden und schleuderte ihn den Todessern, die auf der linken Seite standen, entgegen. Diese wichen rasch zurück und stolperten gegenseitig übereinander. Die Trolle schienen zu glauben, Voldemort hätte ihnen diese Zauber verpasst und so gingen sie auf ihn los. Die Todesser wichen erschrocken zurück. Einige schleuderten noch Flüche gegen die Trolle, die diese bis jetzt aber noch locker einsteckten. Sisilia hatte das Gefühl, die Flüche waren für die Trolle nichts weiter als nur kräftige Ohrfeigen. Da holte der Anführer der Waldtrolle mit seiner dicken Keule aus und schleuderte sie gegen Lord Voldemort. Dieser richtete seinen Zauberstab auf das mächtige Stück Holz, das auf ihn zugeflogen kam und ließ es mit einem Feuerregen in der Luft explodieren. Der Troll hatte die Zeit genutzt, in der Voldemort mit dem Geschoss abgelenkt war und stürzte sich nun auf ihn. Der riesige haarige Troll hatte Voldemort schon fast erreicht und wollte ihn packen, als dieser von einer auf die andere Sekunde verschwand. Er war einfach disappariert und der Troll griff ins Leere. Von seinem Schwung angetrieben, konnte er sich nicht mehr halten und krachte mit voller Wucht auf den Boden, wo er mächtig wütend rumzubrüllen begann. Sisilia schaute nun nach den Grangers und sie konnte gerade noch erkennen, wie die drei sich hinter dem Baum in Sicherheit brachten. Der Wächter, der seine Schrecksekunde recht schnell überwunden hatte, drehte sich nun nach den Gefangen um und als er bemerkte, dass diese versuchten zu verschwinden, zog er seinen Zauberstab. Doch noch bevor er dazu kam, einen Fluch auszusprechen, sah Sisilia, wie der Mann abrupt stehen blieb, nach vorne kippte und hart auf dem Boden aufschlug. Sie suchte nach demjenigen, der den Wächter gelähmt hatte. Als sie sich umsah, konnte sie sehen, wie Severus den Arm senkte, sich umdrehte und nun versuchte, unauffällig zu verschwinden. Er musste den Lähmzauber ausgesprochen haben. Er wollte hinter den Grangers herlaufen, doch er kam gerade mal nur zwei Schritte weit, denn die anderen Todesser drängten ihn zurück zum Eingang der Höhle. Er hatte so keine Möglichkeit, ungesehen wegzukommen. Also ging er mit den anderen, die vor den wütenden Trollen in die Höhle hinein flüchteten. Die Trolle hatten schon fast den Eingang erreicht, da sah sie, wie einige der Todesser, die in der Höhle standen, ihre Zauberstäbe auf die Decke des Höhleneingangs richteten. Sisilia erkannte, was sie vorhatten. Sie wollten den Eingang sprengen, dass die Trolle ihnen nicht nachkommen konnten. Da erkannte sie eine Gestalt, die am Rande des Tunnels auf den Ausgang zuschlich. Doch in dem Moment lösten sich schon die ersten Gesteinsbrocken aus der Decke. Sisilia sah, dass es Severus war, der sich, als es krachte, duckte und noch versuchte hinaus zu hechten, als ihn ein großer Stein am Rücken traf und ihn zu Boden riss. Dann ging alles sehr schnell. Es gab ein lautes Knirschen und dann ein schreckliches Getöse, als die Decke in sich zusammenkrachte. Severus versuchte noch aufzustehen und wegzukommen, doch er schaffte es nicht mehr, und die Felsen begruben ihn innerhalb von Sekunden unter sich. Riesige Staubwolken wurden aufgewirbelt und man konnte den ehemaligen Eingang nur noch erahnen. Sisilia erstarrte, ihr Magen krampfte sich zusammen. Fast automatisch breitete sie ihre Flügel aus, um zu ihm hinunter zu fliegen, doch dann waren die Trolle an der Stelle angekommen und schlugen wütend gegen den verschütteten Eingang. Dies dauerte aber nicht lange und als die grünen Monster merkten, dass sie keine Chance mehr hatten in die Höhle reinzukommen, drehten sie schnaubend und grunzend um und gingen davon in den Wald hinein. Sofort führte Sisilia das aus, was sie vorhin schon tun wollte und flog auf den verschütteten Eingang der Höhle zu. Der Staub hatte sich inzwischen gelegt und sie konnte wieder etwas sehen. Sie landete in der Nähe der Stelle, wo Severus unter den Steinen liegen musste. Sie war schon drauf und dran sich wieder zu verwandeln, als sie eine Stimme hinter sich hörte. „Sil, nein nicht!"Es war Lupin, der von hinten auf sie zu kam. Sie hatte ihn überhaupt nicht kommen hören. „Du bleibst so, wie du bist, verstanden? Ich werde mich darum kümmern", sagte er mit scharfem Ton und schaute sie eindringlich an. Dann begann er, mit Hilfe seines Zauberstabes und dem Schwebezauber die Felsbrocken auf die Seite zu räumen. Sisilia schaute abwechselnd auf den Geröllberg und behielt gleichzeitig die Gegend im Auge, falls jemand auftauchen sollte, doch niemand anderes war zu sehen. Es dauerte nicht lange und Sisilia sah einen Arm unter dem ganzen Schutt herausschauen. Sie flog rasch hinüber, während Lupin den letzten großen Brocken von seinem Rücken herunterschweben ließ. Er trat zu ihm heran, schaufelte die letzten kleineren Gesteinsbrocken von Hand von ihm herunter und tastete dann an seinem Hals nach dem Puls. Sisilia hielt den Atem an. Sie hatte schreckliche Angst. Lebte er noch? Es wäre fast ein Wunder. Er sah fürchterlich aus. Er blutete an mehreren Stellen und sein rechtes Bein schien gebrochen. Sisilia blickte angstvoll auf Lupin, der immer noch nach einem Lebenszeichen suchte. „Er lebt, Sil, aber ich denke, er braucht sofort Hilfe. Fliege zu Dumbledore und sag ihm, was passiert ist, forderte er sie auf. „Ich werde ihn solange etwas versorgen und ihn für die Reise fertig machen", forderte er sie auf. Und als sie nicht gleich reagierte und nur auf Severus starrte, ging Lupin zu ihr und berührte sie am Flügel. „Sil, hast du verstanden? Er lebt noch, aber er braucht dringend Hilfe", erklärte er ihr noch mal eindringlich. Sisilia war, als wäre sie aus einer Trance erwacht, nur dass dies alles hier direkt vor ihr passierte. Sie musste schnell Hilfe holen. Sie schüttelte ihren Kopf und spannte ihre Flügel und hob ab. Sie brauchte fast 5 Minuten, bis sie Dumbledore und die anderen gefunden hatte, da die sich gut verborgen hatten. Sie warteten wohl auf sie und Lupin. Sisilia sah, dass es Hermine und ihren Eltern gut ging, worüber sie sehr froh war. Sie landete wieder auf Dumbledores Schulter, blieb aber nur kurz da und flog zu Moody hinüber. Dieser hatte sofort verstanden was sie wollte. Er legte seinen Tarnumhang über sie, so dass sie sich wieder zurückverwandeln konnte, ohne dass sie jemand sehen konnte. Sie trat zu Dumbledore und erzählte in kurzen Worten, was geschehen war. Dumbledore bedeutete den anderen hier zubleiben und zu warten. Dann wandte er sich um und war mit einem Wirbeln seines Umhangs verschwunden. Sisilia überlegte, ob sie ihm folgen sollte, doch Minerva McGonagall trat zu ihr und sprach sie an. „Sisilia, du solltest dich einen Moment ausruhen. Albus wird alles tun, was in seinen Kräften steht, um Severus zu helfen", beruhigte sie sie und deutete auf eine Gruppe kleiner Felsen, wo auch schon Hermine und ihre Eltern sich hingesetzt hatten. „Danke, Minerva, aber mir geht es gut", sagte Sisilia und ging ein paar Schritte in die Richtung, in der Remus und ihr Onkel sich um Severus kümmerten. Sie blieb neben einem Baum stehen und stütze sich daran ab. Sie sah in die Ferne, so als hoffte sie, die drei würden gleich hier auftauchen. Ihr ging das Bild von Severus nicht aus dem Kopf, wie er so zerschunden und bewegungslos dalag. Sie bekam schreckliche Angst, was ist, wenn er es nicht schaffte, wenn sie ihn nicht mehr rechtzeitig in ein Krankenhaus bringen konnten? Sie begann am ganzen Körper zu zittern und ihre Knie gaben nach. Sie sank am Fuße des Baumes in die Knie und nahm die Hände vors Gesicht. Da hörte sie, wie sich ihr jemand näherte und zu ihr hinunter beugte. Sie wandte den Kopf. Es war Alastor. Er war wohl der einzige, vermutete sie, der sie mit seinem magischen Auge unter dem Umhang sehen konnte. Er legte ihr seine Hand auf die Schulter. „Sisilia, Professor Dumbledore und Lupin werden tun, was sie können", beruhigte er sie. „Ich weiß, aber ... Seid ihr alle in Ordnung?", fragte sie dann, als ihr einfiel, dass sie noch gar nicht nach den anderen gefragt hatte. „Wir sind alle OK. Eigentlich hatten wir ja nicht viel zu tun, das haben die Trolle doch alles für uns erledigt. War fast schon langweilig", sagte er zu ihr und versuchte das alles runterzuspielen, doch er merkte, dass er damit nicht bei ihr ankam. Plötzlich hörte sie ein Rascheln hinter sich. Dumbledore war wieder erschienen. Sie erhob sich von ihrem Platz und ging rasch zu ihm. Er sah besorgt in die Runde. „Wie geht es ihm?", fragte McGonagall ihn. „Es sieht nicht gut aus, Minerva. Ich habe Lupin und ihn per Portschlüssel ins St. Mungos geschickt. Ich hoffe, die Heiler können ihm helfen", antwortete er ihr. Professor McGonagalls Lippen wurden schmal und sie sah besorgt drein. Dann blickte Dumbledore Sisilia über seine Halbmondbrille besorgt an. Sie hatte wieder das Gefühl, er konnte sie sehen, trotz des Tarnumhangs, den sie trug. Sisilia erwiderte seinen Blick, öffnete den Mund, doch sie konnte nichts sagen. Etwas schien ihre Kehle zuzuschnüren. Dann wandte sich Dumbledore an die anderen. „Wir sollten von hier verschwinden. Einige sollten die Grangers nach Hause begleiten und dann müssen wir noch Harry und Ron holen", erklärte Dumbledore ihnen. „Arthur, ich denke, du und Bill könnten die Grangers zurückbringen und sich um sie kümmern?"Die beiden nickten und Dumbledore sah sich suchend um. Doch er schien nicht zu finden, was er suchte, dann griff er in die Innentasche seines Mantels und zog ein kleines Buch heraus. Er sah es kurz an und nickte. „Es ist nicht sonderlich groß, aber ich denke, es wird seine Aufgabe erfüllen.", erklärte er und legte es auf einen der Steine. Dann tippte er es mit seinem Zauberstab an und sagte: „PORTUS!" Arthur und Bill winkten die Grangers zu sich heran und sie traten zu ihnen. Hermine, die sich wohl schneller wieder erholt hatte, als ihre Eltern, erklärte ihnen ausführlich, wie ein Portschlüssel funktionierte, während Dumbledore sich noch mal kurz an Mr. Weasley wandte. „Arthur, ich wäre dir dankbar, wenn du mir dieses Buch wieder zukommen lassen könntest. Ich habe es aus der Schulbücherei und Madam Pince wäre bestimmt nicht sonderlich erfreut, wenn ich es nicht mehr zurückbringen würde." „Das ist kein Problem, Professor, ich schicke es ihnen mit einer Eule", antwortete er. Als die fünf mit dem Portschlüssel verschwunden waren, schickte Dumbledore auch die anderen zurück nach London. Bis auf Tonks und Moody, die er bat, sich um Sisilia zu kümmern, während er vorhatte, sich mit Professor McGonagall nach Harry und Ron zu sehen. Er trat auf Sisilia zu, welche die letzten Minuten nur stumm da gestanden und dem Geschehen zugesehen hatte. „Geht es dir gut, Sisilia?", fragte er besorgt und sah sie eindringlich an.
„Ich bin nicht verletzt, falls du das meinst", antwortete sie ihm ausweichend. „Nein, das meinte ich nicht", gab er nachdenklich zurück, doch ging er nicht mehr auf ihre ausweichende Antwort ein. Er schien zu merken, dass sie darüber im Moment nicht reden wollte. „Nun gut. Ich möchte, dass du mit Tonks und Moody in den Grimmauldplatz zurückkehrst und da auf uns wartest. In Ordnung?" „Aber ich möchte ins St. Mungos, ich muss doch sehen wie es ...", begann sie ihrem Onkel zu widersprechen. „Du kannst momentan nichts tun, Sisilia. Remus wird uns Nachricht geben, sobald er etwas Neues weiß. Er bleibt dort, hat er gesagt", erklärte er ruhig, aber bestimmt. Sisilia wusste zwar, dass er recht hatte, auch schon deshalb, weil sie sich wirklich nicht sehr wohl fühlte. Dennoch wollte sie bei Severus sein, wenigstens in seiner Nähe. Und als ob er ihre Gedanken erraten hätte, sagte er nach einer kurzen Weile. „Nun gut, vielleicht sollte ich dich doch besser ins St. Mungos gehen lassen. Aber dann versprichst du mir, dass du dort gründlich untersuchen lässt, während du auf Neuigkeiten wartest?" „In Ordnung, danke", murmelte sie, denn sie wäre so und so nicht in den Grimmauldplatz gegangen. Vielleicht war das auch der Grund, warum er es ihr erlaubt hatte, weil er das wusste. Sie ging nun zu Tonks und Moody. Professor McGonagall trat zu Dumbledore, der den dreien noch einmal zunickte und dann verschwanden sie beide. „Können wir?", fragte Tonks in die Richtung, in der sie Sisilia vermutete, und auch die letzten drei verließen den Platz in dem düsteren Wald.
Als sie im St. Mungo´s angekommen waren, erkundigten sie sich sogleich nach Severus. Sisilia hatte zur Sicherheit einen Umhang angezogen und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, damit sie keiner erkennen konnte. Es war recht ruhig um die Uhrzeit. Es musste wohl so drei oder vier Uhr morgens sein. Die mollige Blondine, die an einem Pult saß, an dem ein Schild hing, auf dem Auskunft stand, hatte ihnen gesagt, dass er im Augenblick im Erdgeschoss sei, sie aber im Augenblick nicht zu ihm könnten, da die Heiler sich noch um ihn kümmerten. Sie schickte sie durch eine Tür in den hinteren Teil des Hauses, wo sie warten sollten. Sisilia ging voraus, den Gang entlang, gefolgt von Tonks und Moody. Sie fanden Lupin, den Kopf gesenkt, der auf einem Stuhl saß und wartete. Er sprang sofort auf, als er die drei reinkommen sah, trat vor Sisilia und nahm ihre Hand. „Wie geht es ihm?", fragte sie ihn und sah ihn ängstlich an. „Ich weiß es nicht, Sil, ich habe noch nichts erfahren. Es sind drei Heiler bei ihm, die sich um ihn kümmern, wir können nur abwarten", sagte er und schob sie zu einem der Stühle, die hier an der Wand aufgestellt waren. Sie sprachen die ganze Zeit kein Wort.
Sie saßen über drei Stunden da. Es war inzwischen schon hell geworden und sie hatten immer noch nichts neues gehört. Es gingen nur immer wieder ein paar Schwestern hin und her, doch die konnten oder wollten nichts sagen. Tonks war inzwischen in den 5. Stock hochgegangen, um allen einen Kaffee zu holen. In dem Moment, als sie wiederkam, ging eine Tür auf und einer der Heiler trat heraus. Sisilia stand sofort auf und ging ihm entgegen. Auch Lupin trat nun auf ihn zu. Tonks stellte die vier Tassen, die sie mitgebracht hatte, auf dem Fenstersims ab und lauschte ebenfalls. „Gehören sie alle zu Professor Snape?", wunderte sich der Heiler und schaute sie fragend an. Lupin sagte nur knapp. „Ja, wir sind Kollegen von ihm", erklärte er ihm, doch der Mann schien sich damit zufrieden zu geben. „Nun, ich muss ihnen ganz ehrlich sagen, wir wissen nicht, ob er durchkommen wird. Es hat ihn sehr schwer erwischt. Es ist sowieso schon ein Wunder, dass er überhaupt noch am Leben ist. Wir haben alles getan, was möglich ist, jetzt bleibt uns nur noch abzuwarten", erklärte er besorgt. Sisilia wurde es plötzlich schwarz vor Augen und sie knickte weg. Lupin sah es sofort und fing sie auf, bevor sie auf den Boden fiel, setzte wieder auf einen der Stühle, wo sie wieder zu sich kam. Der Heiler trat sofort auf sie zu und schaute sie besorgt an. „Was haben Sie?", fragte er sie. Doch noch bevor sie antworten konnte, tat Lupin es für sie. „Es war wohl alles etwas zuviel für sie, die letzten Tage. Sie ist wohl nur erschöpft", erklärte er dem Heiler. „Kommen Sie am besten mit, ich werde Sie zur Sicherheit mal untersuchen", sagte er zu ihr. Sisilia schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht, doch Remus und Tonks sahen sie streng an, und sie erinnerte sich auch, dass sie es ihrem Onkel versprochen hatte, so gab sie nach und ließ sich von ihm in ein Untersuchungszimmer führen.
Als sie eine halbe Stunde später wieder herauskam, fühlte sie sich körperlich schon wieder etwas besser. Der Arzt hatte ihr etwas zur Stärkung gegeben, was ihr aber ganz und gar nicht für ihre Seele half. „Sie sollten darauf achten, dass sich ihre Kollegin einmal richtig ausschläft und regelmäßig isst, dann wird es ihr bald wieder besser gehen", sagte der Heiler noch, als er Sisilia bei Lupin, Tonks und Moody abgeliefert hatte. „Und denken Sie daran, Miss, Sie sollten sich unbedingt schonen", sagte er noch ernst. Er verabschiedete sich von ihnen und verschwand hinter einer der Türen. „Alles in Ordnung?", wollte Tonks nun wissen, setze sich neben sie und reichte ihr einen Kaffee, den sie gerne entgegen nahm. „Ja, Tonks, mir fehlt nichts. Du hast doch gehört, etwas Essen und ein wenig Schlaf, dann wird es schon wieder", antworte sie ihr. Sisilia sah, wie sich Tonks und Lupin einen Blick zuwarfen. Dann legte Tonks fürsorglich den Arm auf ihre Schulter. „Ich denke, es wäre wohl das Beste, wir gehen zum Grimmauldplatz und du isst was und schläfst dich aus. Wir werden dann abwechselnd hier bleiben, wenn es was neues gibt, sagen wir dir Bescheid", schlug Tonks ihr nun vor. Sisilia stimmte ihr ohne eine Widerrede zu, was die drei zu verwundern schien, da sie wohl eher erwartet hatten, dass sie nicht mitgehen wollte. Aber Sisilia war es nicht nach einer Diskussion. Sie wollte nun eher alleine sein. Sie hatte das Gefühl, nun niemanden um sich haben zu wollen. Alastor erklärte sich bereit, als erster im St Mungo´s zubleiben. So machten Tonks, Remus und Sisilia auf den Weg.
Sisilia lag im Bett. Sie hatte vorhin versucht etwas zu essen, es aber nur geschafft, ein halbes Brot hinunter zu würgen. Dann war sie nach oben gegangen. . Jetzt lag sie wach auf dem Bett und dachte nach. Doch sie konnte keinen richtigen Gedanken fassen. Die Geschehnisse der letzten Tage schwirrten wirr in ihrem Kopf herum. Sie hatte doch schon soviel erreicht, was sie sich vorgenommen hatte und nun war alles aus dem Ruder geraten. Dieser schreckliche Unfall von Snape und diese Ungewissheit. Was sollte sie jetzt tun, konnte sie überhaupt noch weitermachen, gab es noch ein Chance für sie, oder waren ihre Träume entgültig gescheitert. Sie wusste es nicht mehr. Sie war zu durcheinander und zu geschockt von dem heutigen Tag. Sie würde erst noch eine Weile brauchen, um sich klar zu werden, wie es weitergehen sollte. Irgendwann war sie dann doch eingeschlafen, aber es war kein tiefer Schlaf. Immer wieder träumte sie von den Trollen und davon, wie die Höhle einstürzte. Sie schreckte mehrmals hoch, um darauf wieder total erschöpft einzuschlafen und denselben Traum wieder und immer wieder zu träumen. Irgendwann wachte sie auf. Als sie auf ihre Uhr sah, stellte sie fest, dass sie fast den ganzen Tag verschlafen hatte, es war bereits fast 5 Uhr nachmittags. Sie wollte wissen, ob es etwas neues gab. Schnell zog sie sich an und ging hinunter in die Küche. Als sie eintrat, verstummten alle. Tonks, die sich gerade mit Molly unterhalten hatte, sah zu ihr auf und musterte sie. Mr Weasley senkte den Tagespropheten, den er gerade gelesen hatte. „Gibt es irgendetwas Neues?", fragte Sisilia beunruhigt. „Nein, ich war bis vor einer Stunde im Krankenhaus, aber er ist noch nicht wieder bei Bewusstsein", erklärte Tonks und sah sie nachdenklich an. „Du solltest dir keine Vorwürfe machen, Sisilia. Du kannst nichts dafür. Es war nicht deine Schuld, dass das passiert ist. Er wusste, auf welches Risiko er sich da eingelassen hat", meinte sie noch. „Wusste er das wirklich?", fragte Sisilia halblaut in die Runde, ging zum Tisch und setzte sich auf einen der Stühle. Sie glaubte nicht, dass die anderen wirklich begriffen. Er hatte sich ihr und ihrer Sturheit zuliebe in Gefahr gebracht. Hätte sie nicht darauf gepocht, auf eigene Faust nach den Grangers zu suchen, wäre das alles nie passiert. „Professor Snape ist ein wirklich fähiger Mann, er ist für sich selbst verantwortlich und für das was er tut. Es gibt also keinen Grund, dir Vorwürfe zu machen, Sisilia", sagte Mr. Weasley nun und legte seine Zeitung weg. „Doch natürlich muss ich mir Vorwürfe machen, denn es wäre nicht soweit gekommen, wenn ich nicht darauf bestanden hätte, Hermine alleine zu suchen", schrie sie nun aufgebracht Mr. Weasley an, der erschrocken zurückzuckte. In dem Moment ging die Küchentür auf, und Lupin trag herein. „Sisilia, bitte, könnte ich dich einen Augenblick unter vier Augen sprechen?", bat er sie. Sisilia zuckte mit den Schultern und stand auf und folgte ihm. Molly warf ihrem Mann noch einen Blick zu, als wollte sie sagen, es wäre besser gewesen, du hättest deinen Mund gehalten. Worauf dieser nur zerknirscht mit den Schultern zuckte. Lupin ließ Sisilia vor gehen und schloss hinter sich die Tür. „Gehen wir hoch in die Bibliothek, da sind wir ungestört", sagte er, doch Sisilia bewegte sich nicht und sah ihn ängstlich an. „Ist irgendwas mit Severus?", stotterte sie ängstlich. „Nein, von ihm gibt es nichts neues. Es geht um dich, aber nicht hier, lass uns das oben bereden." Sisilia war etwas verwirrt, aber trotzdem stieg sie die Stufen nach oben. In der Bibliothek angekommen schob Lupin Sisilia zu einem der Sessel, wo sie sich hinsetzte und Lupin ansah. Er schob den zweiten Sessel näher zu ihr ran und setzte sich ebenfalls. „Sisilia, ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst...", begann er, doch sie unterbrach ihn. „Ach ja? Kannst du das? Ich glaube nicht, dass du das kannst", gab sie grimmig zurück. „Bitte höre mir doch erst einmal zu, was ich dir zu sagen haben. Dann kannst du mich immer noch anschreien oder mir was an den Kopf werfen, in Ordnung?", bat er sie eindringlich. Eigentlich hatte sie nicht im mindesten Lust, sich irgendwelche Vorträge anzuhören, aber dennoch gab sie nach. „In Ordnung", murmelte sie missmutig. „Gut. Also, ich kann mir gut vorstellen, wie es dir geht. Du hast Angst um Severus und es war auch ein wenig viel in den letzten Tagen, was alles passiert ist. Aber ich denke, es wäre besser, wenn du versuchst, dich nicht so gehen zu lassen. Du musst jetzt stark sein. Ich bin sicher, Severus würde das von dir auch erwarten." „Aber ich...", wollte sie widersprechen. „Nein, jetzt hörst du mir erst einmal zu. Die anderen haben mich gefragt, warum du dir so fürchterliche Sorgen um ihn machst. Ich habe ihnen gesagt, du würdest dir die Schuld an seinem Unfall geben. Ich denke es ist in deinem und Severus' Sinn, dass ich nichts von eurer Beziehung erzählt habe. Und wenn du weiterhin möchtest, dass es niemand erfährt, dann solltest du dich etwas zusammenreißen, denn irgendwann glaubt mir keiner mehr meine Version", sagte er fast schon wütend. „So, und jetzt kannst du mich anschreien, wenn du willst", endete er. Sisilia kam sich so dumm vor. Vor lauter Selbstmitleid hatte sie fast alles vergessen, was eigentlich wichtig war. Sie wusste, dass er Recht hatte, auch wenn er nicht alles wusste. Sie musste sich zusammenreisen und nach vorn sehen. Schließlich hatte sie noch Pläne. „Remus, es tut mir leid. Ich ... ich war so ein Idiot. Du hast vollkommen recht, ich darf nicht nur an mich denken. Ich habe die Wut, die ich auf mich habe, an Arthur ausgelassen. Ich werde mich bei ihm nachher gleich entschuldigen", erklärte sie und senkte kurz den Kopf. „Remus?", sagte sie dann und schaute ihn an. „Ich möchte mich bei Dir bedanken. Du bist was besonderes, weißt du das?" „Ach schon gut, Sil. Wozu sind denn Freunde da. Manchmal eben auch um dem anderen mal tüchtig den Kopf zu waschen", sagte er, und Sisilia musste sogar ein wenig lachen. Sie erhob sich aus ihrem Sessel und gab Lupin einen Kuss auf die Wange. „Danke" „Jetzt würde ich trotzdem gerne zu Severus gehen", sagte sie und blickte Lupin an. „Wie wär's, du isst jetzt erst einmal etwas und in einer Stunde gehen wir zusammen hin?", machte er nun den Vorschlag. Sisilia nickte, denn eigentlich hatte sie doch Hunger, und sie wollte nicht wieder im Krankenhaus zusammenbrechen, wenn sie nichts gegessen hatte.
Sisilia hatte wieder ihre Kapuze weit ins Gesicht gezogen, als sie das St. Mungo´s betreten hatten. Heute Nachmittag war es wesentlich voller in der Halle als die Nacht davor. Lupin führte sie an der Information vorbei zu den Aufzügen. „Sie haben ihn in den zweiten Stock verlegt. Da hat Severus ein Zimmer für sich alleine bekommen. Dumbledore hat das organisiert, dann kannst du ihn auch ohne Probleme besuchen", zwinkerte er ihr zu. Als sie das zweite Stockwerk erreicht hatten, verließen sie den Fahrstuhl und gingen dann ganz nach hinten durch bis zu letzten Tür. Gegenüber an der Wand saß Moody auf einem Stuhl und döste. So dachte Sisilia zumindest. Doch als sie ihn erreichten, hob er der Kopf. „Ihr seid früh dran", sagte er. „Ist schon gut, Alastor, wir übernehmen jetzt. Du kannst gerne nach Hause gehen und dich ausruhen", sagte Lupin zu ihm. „Soll mir recht sein", gab dieser nun zurück, wünschte den beiden eine angenehme Nacht und stapfte davon. „Soll ich hier draußen warten?", fragte er Sisilia, als Mad Eye weg war. „Nein, bitte, komm mit rein", bat sie ihn. Er nickte und öffnete die Tür. Sisilia trat in das große, eigentlich für sechs Personen eingerichtete Krankenzimmer. Sie sah sich um. Rechts und links standen jeweils 3 Betten, aber nur das letzte hinten auf der linken Seite war belegt. Sie sah, wie Severus mit einem dicken Verband um den Kopf in seinem Bett lag und ruhig atmete. Langsam ging sie auf ihn zu. Sie hatte das Gefühl, (oder war es mehr ihr Wunsch?) dass er gleich, wenn sie neben ihm stehen würde, die Augen öffnen würde und zu ihr sagen würde: ‚Wird auch Zeit, dass du endlich kommst'. Doch er rührte sich nicht. Selbst, als sie ihm einen Kuss gab, kam keine Reaktion. Lupin war hinter sie getreten. Er zog seinen Zauberstab aus der Tasche, machte eine schwungvolle Bewegung und neben Sisilia erschien ein Stuhl. Lupin schob ihn zu ihr heran. Als sie sich gesetzt hatte, legte er seine Hand auf ihre Schulter. „Ich werde mich mal nach einem Heiler oder einer Schwester umsehen und sie fragen, ob es schon etwas neues gibt", sagte er leise zu ihr. Doch als er sich umdrehen wollte um zu gehen, legte sie ihre Hand auf seine Hand, die auf ihrer Schulter lag und sah ihn kurz an. „Danke, Remus", hauchte sie. Er nickte nur kurz und ging hinaus. Sisilia schob den Stuhl etwas näher an das Bett heran, nahm Severus' Hand und betrachtete sein Gesicht. Sie kämpfte verzweifelt gegen die Tränen, die in ihr hochstiegen. Sie musste jetzt stark sein, für sie beide stark sein. „Severus, bitte wach doch auf, ich brauche dich doch", flüsterte sie ihm zu und strich über sein Gesicht, doch er reagierte nicht. Die Angst kroch ihre Eingeweide hoch, und alles verkrampfte sich in ihr. Was würde sein, wenn er es nicht schaffte, dann ... Nun war es vorbei mit ihrer Beherrschung. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Sie wusste nicht, wie lange sie alleine dagesessen hatte, als sich plötzlich die Tür öffnete. Sisilia wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht und schaute sich um. Es waren Lupin und ein Heiler, die auf sie zu kamen. Der Mann, er war bestimmt schon über 70, groß und sehr schlank, kam auf das Bett zu. Er grüßte Sisilia kurz und grimmig, und begann dann noch einmal eingehend mit einer Untersuchung. Sisilia trat zu Lupin, der sich an das Fenster gestellt hatte, das am Ende des Zimmers war. „Ich hab ihn gebeten, noch einmal nach ihm zu sehen", erklärte Lupin und klopfte leicht mit der Faust in seinen Handteller. Sisilia verstand, was er meinte, er hatte ihn wohl mit Nachdruck und ein paar Drohungen dazu überredet. Nach gut fünfzehn Minuten war dieser fertig und trat auf die beiden zu. „Nun, die Knochenbrüche scheinen alle gut geheilt zu sein und die inneren Verletzungen sind wohl auch nicht so schlimm. Das einzige, was mir Sorgen macht, sind seine Kopfverletzungen. Wobei die nicht lebensgefährlich sind. Ich denke, wenn nicht noch was dazukommt, wird er es überleben. Ich kann nur nicht sagen, wann und ob er wieder aufwachen wird. Da bleibt uns nichts anderes übrig als abzuwarten", erklärte er sachlich und ohne große Emotionen. „Kann ich jetzt wieder an meiner Arbeit gehen?", fragte er Lupin zerknirscht. „Natürlich, ich danke Ihnen für Ihre Kooperation", entgegnete er ihm und dieser verzog missmutig das Gesicht, drehte sich um und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. „Das sind ja mal wenigstens gute Nachrichten", sagte Lupin, doch Sisilia sah ihn skeptisch an. „Sil, der Mann hat gerade gesagt, dass er gute Chancen hat. Komm schon, der alte Schniefelus ist eine Kämpfernatur. Er schafft das schon", versuchte Lupin sie aufzumuntern. „Wie hast du ihn genannt?", fragte Sisilia ihn verdutzt. „Schniefelus?" „Tut mir leid, das ist mir so rausgerutscht. James, Sirius und ich haben ihn immer so genannt. Weiß auch nicht wie ich gerade darauf komme", erklärte er ihr und rieb sich verlegen das Kinn. „Schniefelus, gefällt mir irgendwie", überlegte sie laut und musste lachen. „Sag das aber lieber nicht zu ihm, sonst verhext er dich noch. Er hasst diesen Namen." „Wenn es helfen würde, dass er wieder zu sich kommt, würde ich das in Kauf nehmen", sagte sie nun wieder betrübt und schaute Severus an. Sie ging wieder hinüber zu seinem Bett und setzte sich. Nach ein paar Minuten drehte sich sie wieder zu Lupin um. „Du musst nicht hier bleiben. Ich denke, es reicht, wenn einer hier ist. Du bist bestimmt müde." „Bist dir sicher? Fühlst du dich gut genug, um alleine hier zu bleiben?" „Ja, danke, Remus. Es ist alles in Ordnung. Ich bin auch inzwischen sicher, dass er es schafft, es ist bestimmt nur eine Frage der Zeit", erklärte sie ihm zuversichtlich. „Gut, in Ordnung. Bill wird die nächste Schicht übernehmen. Pass auf dich auf", sagte Lupin gab ihr einen Kuss auf die Stirn und ging. Sisilia blieb die ganze Nacht bei Severus. Irgendwann war sie, seine Hand haltend, vorübergebeugt auf sein Bett, eingeschlafen.
Inzwischen war schon über eine Woche vergangen, aber am Zustand von Severus hatte sich noch nichts verändert. Sisilia ging nun jeden Abend zu ihm und unter Tags kümmerte sie sich um Jakob, Diana und Elisabeth. Auch Harry, Ron und Ginny waren da. Nur Arthur und Molly verbrachten ein paar Tage im Fuchsbau. Lupin hatte Sisilia dazu überredet, diese Aufgabe zu übernehmen, dass sie etwas auf andere Gedanken kam. Und Mrs Weasley war auch froh darüber, noch ein paar private Dinge zu Hause erledigen zu können.
Sisilia hatte in den Nächten, an denen sie an Severus' Bett saß, viel Zeit nachzudenken. Und um so mehr Zeit verging, um so weiter reifte ein Entschluss in ihr. Sie hatte sehr lange hin und her überlegt, was sie tun sollte, doch schien ihr das die einzige Möglichkeit zu sein, nach allem, was passiert war, zur Sicherheit aller. So war es wohl für sie auch am einfachsten, weiter an ihren Plänen festzuhalten. Es fiel ihr verdammt schwer und es tat ihr in ihrer Seele weh, aber sie war sich sicher, dass es einfach nicht anders ging. Sie hatte sich auch schon eine Geschichte überlegt, die sie allen erzählen würde. Dann würde wohl keiner etwas anderes vermuten. Die Heiler machten ihr, je mehr Zeit verging, immer weniger Hoffnung, dass Severus wieder aufwachen würde, was sie noch verzweifelter machte. Doch selbst wenn, würde sie ihren Plan durchziehen. Davon würde sie keiner mehr abbringen. Sie traf heimlich schon einige Vorbereitungen und schickte einen Brief an Onkel und Tante in Deutschland. Als Tonks diesen Abend kam, um bei den Kindern zu bleiben, machten sich Sisilia und Lupin, der sie heute begleiten wollte, auf ins St. Mungo´s.
Es dauerte nur wenige Sekunden und sie apparierte auf einer harten Straße. Sisilia wankte etwas, als sie ankam. Das Apparieren bedeutete für sie im Augenblick eine große Anstrengung . Sie atmete tief durch und sah sich um. Die Sonne war bereits untergegangen, es dämmerte schon und es hatte leicht angefangen zu regnen. Als sie niemanden auf der Straße entdecken konnte, ging sie so schnell sie konnte auf die Nummer 12 zu. Mit aller Kraft hämmerte sie mit ihrer Faust gegen die Tür und als nicht gleich jemand öffnete, zog sie mehrmals an der Klingel. Sisilia fühlte sich schrecklich schlapp und hatte sich deshalb seitlich gegen die Tür gestützt. Als diese abrupt geöffnet wurde, verlor sie den Halt stolperte sie hinein. Ein kräftiger Arm fing sie auf, so dass sie nicht hinfiel. „Sisilia, du meine Güte, was ist denn passiert?", fragte Lupin erschrocken und hielt sie an den Schultern fest. Sein Gesicht wurde noch blasser, als es sowieso schon war. Erst jetzt viel Sisilia auf, dass hier im Flur ein schreckliches Geschrei war. Sie blickte sich um und sah, wie zwei große Vorhänge sich wie in einem Sturmwind aufblähten und von daher schien auch das Geschrei zu kommen. „Ach, das ist nur das Bild von Sirius Mutter, beachte es einfach nicht", erklärte Lupin ihr, als er sah, dass sie mit entsetztem Gesicht darauf starrte. Er musterte sie besorgt von oben bis unten. „Komm mit in die Küche", sagte er und schob sie, den Arm als Stütze um sie gelegt, zur Tür, aus der in diesem Moment Alastor Moody heraustrat. Er hatte wohl mit seinem magischen Auge gesehen, dass hier draußen etwas nicht stimmte. Trotzdem erschrak er, als er Sisilia sah. Er öffnete den Mund, doch noch bevor er etwas sagen konnte, deutete Lupin zum schreienden Bild. „Alastor, würdest du dich bitte um das Bild kümmern?" Moody nickte und stapfte davon, um die Vorhänge wieder vor das Bild zu ziehen und damit das Geschrei zu beenden. Sisilia und Lupin betraten die Küche, in der sich fast alle Ordensmitglieder aufhielten, wie Sisilia feststellen konnte. Es wurde schlagartig still in dem Raum, als sie Sisilia erblickten. „Du meine Güte, was ist denn passiert?", fragte Tonks, die in der Nähe der Tür gestanden hatte. Mrs Weasley, die gerade Tee auf den Tisch gestellt hatte, wurde ganz bleich. „Ist was mit Ron und Harry?", fragte sie und Sisilia konnte hören, wie ihre Stimme zitterte.
"Mach dir keine Sorgen, Molly, den Jungs geht es gut", beruhigte Sisilia sie. Sie sah wie sich ihr Gesicht wieder etwas entspannte. Lupin schob Sisilia weiter zum Tisch, wo ihr Bill einen Stuhl hinschob, auf den sie sich nun setzte. Da trat Professor Dumbledore zu ihr, den sie vorhin noch gar nicht gesehen hatte. „Sisilia, was ist denn passiert? Geht es dir gut?", wollte er besorgt wissen. „Es geht mir gut, aber die Grangers und Severus, sie sind in Gefahr, wir müssen ihnen helfen", begann Sisilia, die am liebsten alles in einem Satz erklärt hätte, um schnell wieder los zu können. Doch Dumbledore legte ihr seine Hand auf die Schulter und versuchte sie zu beruhigen. „Jetzt mal ganz langsam und der Reihe nach", sagte er zu ihr in einem ruhigen Ton. „Molly würdest du ihr bitte etwas Tee bringen?", bat er Mrs Weasley, die ihr sofort eine Tasse einschenkte und sie ihr reichte. Dumbledore hatte sich mittlerweile auch einen Stuhl herangezogen und sich gegenüber von Sisilia hingesetzt. Sisilia nahm einen Schluck von dem heißen Getränk und sie merkte, dass es ihr sehr gut tat. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass es schon sehr lange her war, als sie das letzte Mal etwas zu sich genommen hatte. Nach zwei weiteren großen Schlucken stellte sie die Tasse auf den Tisch, atmete tief durch und sah dabei in die Gesichter der anderen Ordensmitglieder, die sie nun alle anblickten und auf ihre Geschichte warteten. Sie senkte kurz den Blick auf den Boden, sie hatte das Gefühl, sich so besser konzentrieren zu können. „Alles hat damit angefangen, dass Harry, Ron und ich in der Bibliothek waren. Ich habe mir ein Buch zum Lesen geholt und dann hatte ich plötzlich diese Vision...", begann sie. Sie berichtete den andern genau, was sie gesehen hatte und wie sie dann nach Frankreich aufgebrochen waren. Von dem Buch, das sie im Wohnwagen gefunden hatten und davon, dass sie sich aufgemacht hatten, um Hermine und ihre Eltern zu suchen. Als sie berichtete wie Severus sie im Wald gefunden hatte, erzählte sie auch davon, dass er zuerst Hilfe holen wollten, sie aber darauf bestanden hatte, die Suche gleich fortzusetzen. Bevor sie nun weitersprach, nahm sie noch einen Schluck aus ihrer Tasse. Dann sah sie Dumbledore an. Sie berichtete von der Höhle und wie sie zuerst Severus und dann sie gefangen hatten. „Sie haben mich dann in die Höhle gebracht, wo Voldemort und seine Anhänger schon warteten.", erklärte sie und sie hörte, wie ein Stöhnen durch die Küche ging, als sie seinen Namen aussprach. Dumbledore nahm Sisilias Hand. Sie schaute ihn an und sah sein entsetztes Gesicht. Seine sonst so gütig dreinblickenden Augen schauten sie beunruhigt über seine Halbmondbrille hinweg an. „Er weiß wer ich bin, er hat herausgefunden, dass ich.......", sie sprach den Satz nicht zu Ende. Sie hatte gespürt, wie die Hand ihres Onkels unmerklich zusammenzuckte und sie konnte die Tränen nicht mehr zurück halten. Keiner sagte ein Wort. Obwohl sie alle nicht verstanden, was sie meinte, wagte es doch keiner, eine Frage zu stellen. Dumbledore reichte ihr ein Taschentuch und sie wischte sich die Tränen ab. „Erzähle weiter, was ist dann geschehen.", bat er sie eindringlich. „Voldemort hat Severus holen lassen und ihm dann befohlen, mich zu töten, als Beweis für seine Treue zu ihm. Dieser hat zugestimmt, mit der Bitte es auf seine Weise tun zu dürfen.", fuhr sie fort. „Dieser verdammte Verräter!", rief Lupin und sprang wütend von seinem Stuhl auf. „Das stimmt nicht, Remus, er hat mich gerettet und dabei sein Leben aufs Spiel gesetzt", fuhr sie ihn schroffer an, als sie eigentlich wollte. „Wir sollten sie erst mal zu Ende erzählen lassen, bevor wir es uns erlauben, uns ein Urteil zu bilden, Remus", sagte Dumbledore knapp und bedeutete Lupin, sich wieder zu setzten. Sisilia wartete, bis er sich gesetzt hatte. Er machte ein sehr wütendes und verständnisloses Gesicht, öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, überlegte es sich dann aber doch wieder und sank zurück auf seinen Stuhl. Sisilia berichtete, wie Snape es geschafft hatte, Voldemort zu täuschen und so getan hatte, als würde er sie töten und wie er sie dann mit dem Gegenmittel gerettet hatte. „Er ist zu ihnen zurück gegangen und will versuchen, die Grangers zu befreien, bevor Voldemort sie den Trollen als Geschenk anbietet. Wenn er dahinterkommt, dass ich noch lebe, wird er ihn töten. Wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen.." „Nein, Sisilia du bleibst hier, das werden wir erledigen", sagte Dumbledore mit strenger Miene. Sisilia setzte sich senkrecht hin. „Auf keinen Fall, ich werde mitgehen. Ich kann nicht hier rumsitzen und Däumchen drehen."„Das geht nicht, Sisilia. Wenn Voldemort dich sehen würde, wäre es das Todesurteil für Severus", widersprach Dumbledore ihr nun heftigst. „Er wird mich nicht sehen, ich werde nicht in meiner normalen Gestalt dort sein", erklärte sie, was noch mehr Unverständnis bei den anderen Ordensmitgliedern auslöste. Dumbledore sah sie eindringlich an, doch dann nickte er. Es schien ihm klar zu sein, dass er sie nicht aufhalten konnte. Nun war es Professor McGonagall, die auf Sisilia zutrat. „Wenn ich es richtig verstanden habe, sind Sie ein Animagus, Sisilia?", fragte diese nun ganz offen. „Ja, das ist richtig. Ich kann mich in eine Eule verwandeln", erklärte sie nun allen. „Eine Eule? Ich dachte, es wäre nicht möglich, dass sich Zauberer in geflügelte Wesen verwandeln können", wunderte sich McGonagall und schaute sie verständnislos an. „Doch, Minerva, es ist möglich. Es gibt nur sehr wenige Animagi, die dazu fähig sind und Sisilia scheint eine dieser Ausnahmen zu sein", erklärte Dumbledore ihr. McGonagall nickte und schaute Sisilia bewundernd an. „Wir sollten aufbrechen. Wer ist bereit uns zu begleiten?", fragte Dumbledore die Anwesenden. „Professor Dumbledore, ich denke, ich spreche für alle hier, dass Sie uns das nicht zu fragen brauchen. Wir werden alle mitkommen", sagte Lupin und schaute in die Runde. Alle stimmten ihm zu. „Gut, ich danke Ihnen", sagte Dumbledore erleichtert, drehte sich aber dann noch mal zu Mrs Weasley um. „Molly, dich möchte ich bitten, hier zubleiben und auf die Kinder acht zu geben."Mrs Weasley nickte und sah ängstlich zu ihrem Mann und ihrem Sohn. Dumbledore erklärte ihnen noch, wo sie genau hinmussten. Dann machten sie sich fertig. Als die anderen beschäftigt waren, trat Lupin zu Sisilia. „Ich wollte mich bei dir wegen vorhin entschuldigen. Ich denke, ich war zu voreilig mit meinen Äußerungen", sagte Lupin etwas zerknirscht. „Ist schon gut, Remus, ich kann es dir nicht verdenken. Ich hatte in dem Moment, als er mir das Gift verabreichte, das gleiche gedacht, deshalb kann ich verstehen, dass du wütend geworden bist", beschwichtigte Sisilia ihn. „Sisilia, es ist nicht nur das", begann er herumzustottern. „Du musst wissen, auch wenn wir uns noch nicht lange kennen, ich mag dich. Verstehe mich bitte nicht falsch, was ich sagen will ist, ich mag dich wie eine Schwester, die ich nie hatte. Wenn er dir etwas angetan hätte, dann hätte ich......"Er sprach den Satz nicht zu Ende, doch Sisilia verstand, was er sagen wollte. „Ich danke dir, Remus. Wenn ich einen Bruder hätte, wünschte ich mir, er wäre wie du", sagte sie zu ihm und drückte ihn kurz an sich. Lupin lächelte sie an. Molly nahm ihren Mann und ihren Sohn Bill noch einmal fest ihn ihre Arme und wünschte ihnen viel Glück. Dann machten sie sich in kleinen Gruppen auf den Weg, um nach Frankreich zu apparieren. Dazu mussten sie das Haus verlassen, da es im Grimmauldplatz 12 selber nicht möglich war, zu apparieren oder zu disapparieren. Sisilia ging gleich mit der ersten Gruppe mit. Dumbledore, Moody, McGonagall, Remus und Sisilia traten auf die Straße. Es war inzwischen dunkel geworden und nur noch ein paar Laternen erhellten die Gehsteige. Dumbledore griff in seine Tasche und holte einen silbernen Gegenstand hervor, der aussah wie ein silbernes Feuerzeug. Er ließ den Deckel aufschnappen und hielt es hoch in Luft. Er ließ es einmal knipsen und mit einem leisen ‚Plopp' ging die am nächsten liegende Straßenlaterne aus. Er wiederholte den Vorgang so oft, bis fast die ganze Straße im Dunkeln lag. Dann gingen sie auf die gegenüberliegende Straßenseite, auf der sich ein kleines Rasengrundstück mit einigen Bäumen und Büschen befand. Hier stellten sie sich in der Dunkelheit auf. „Können wir?", fragte Dumbledore leise und alle nickten. Es dauerte nicht lange und die vier apparierten in einem dunklen Waldstück in der Bretagne. Sisilia schauderte, als sie sich umsah. Es drang kein Licht in den Wald, da hier die Baumkronen so dicht waren, dass sie nicht einmal den Himmel sehen konnten. Auch hörten sie keine Tiere, es war unheimlich ruhig hier. „Sisilia, bitte, du solltest...", erinnerte sie Dumbledore daran, dass sie sich verwandeln sollte. Sisilia nickte. Sie wollte kein Risiko eingehen, dass sie von irgendjemanden gesehen wurde. Dumbledore gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn. „Viel Glück!", sagte Sisilia noch und verwandelte sich. Als sie die Gestalt eine Eule hatte, breitete sie ihre Flügel aus und erhob sich vom Boden, flog eine kleine Runde und landete auf der Schulter ihres Onkels, wo sie nun sitzen blieb. Lupin und McGonagall betrachteten sie neugierig. Sisilia spürte, dass Alastor sie mit seinem Magischen Auge ansah. Er wollte wohl nicht offen seine Neugier zeigen. Es dauerte auch nicht lange und die anderen trafen ein. Kingsley, Tonks, Arthur und Bill Weasley waren die nächsten, die hier im Wald nur einige Meter von ihnen apparierten. Es dauerte keine weitere drei Minuten, dann waren auch Mundungus Fletcher, Elphias Doge, Emmeline Vance und Sturgis Podmore da. „Sisilia, könntest du vielleicht vorausfliegen und schon mal nachsehen, wie die Lage aussieht?", fragte Dumbledore nun zur der Eule gewand, die auf seiner Schulter saß. Sisilia schuhute leise als Antwort. „Gib auf dich acht!", sagte Dumbledore noch zu ihr, als sie abhob und hoch hinauf die Wipfel der Bäume flog.
Sie spürte den kühlen Nachtwind in ihrem Gefieder, als sie in die Lüfte aufstieg. Die Gruppe unter ihr, die ihr nachsah, wurde immer kleiner. Da die Bäume hier sehr hoch waren, flog sie auch höher hinauf, bis zu den ersten Ästen, damit sie sich sicher sein konnte, von niemandem gesehen zu werden. Sie spähte in die Ferne, ob sie irgendwo etwas erkennen konnte. Bis jetzt war alles ruhig und dunkel, so flog sie noch ein Stück weiter und suchte den Wald ab. Die Gegend hier war leicht ansteigend. Es lag etwas wie ein kleiner Berg vor ihr, auf dessen Gipfel sie nun zuflog. Es war fast windstill und die Blätter in den Bäumen bewegten sich kaum. Die Dunkelheit hatte sich über den ganzen Wald gelegt wie ein dunkles Tuch. Es war extrem still hier. Nicht einmal die Geräusche der Nachttiere konnte man hören, geschweige denn waren irgendwo irgendwelche Tiere zu sehen. Es herrschte ein komische Stimmung hier in dem Wald heute Nacht und Sisilia schauderte. Als sie den Horizont absuchte, glaubte sie ein leichtes Leuchten in der Ferne wahrzunehmen. Ihre Augen hatten sie nicht getäuscht. Hinter der Bergkuppe fand sie eine kleine Lichtung, eine Talsenke, von woher das Licht schimmerte. Es sah aus wie das Licht von Fackeln oder einem kleinen Feuer, da es unruhig flackerte. Diese Senke war fast rundherum mit Bäumen eingerahmt. Sie beschloss, näher ran zu fliegen und sich die Sache genauer anzusehen. Sie landete fast geräuschlos auf einem der Bäume, die am Rand des Platzes standen. Es bot sich ihr ein makabres Schauspiel. Auf der einen Hälfte des Platzes - eigentlich war es mehr als die Hälfte, eher schon zwei Drittel des Platzes - standen mindestens zehn riesengroße Waldtrolle. Ihre blassgrüne Haut schimmerte in Licht der Fackeln noch widerwärtiger, als sie es sonst schon tat. Diese drei bis vier Meter hohen Geschöpfe standen oder saßen im Halbkreis um einen besonders großen Troll herum, der als einziger grünes schütteres Haar hatte. Dies schien der Anführer der Trolle zu sein. Auf der anderen Seite, mit dem Rücken zu einem großen Höhleneingang, standen Voldemort und dessen Anhänger. Einer seiner Diener schien die Verhandlungen mit einem der Trolle zu führen. Verstehen, was geredet wurde, konnte sie nicht. Dazu war sie zu weit weg. Und sie wollte es auch nicht riskieren näher ran zu fliegen. Sie hielt Ausschau nach Severus oder den Grangers. Doch konnte sie von hier keinen von ihnen entdecken. So beschloss sie, auf die andere Seite, also in den Rücken der Trolle zu fliegen und sich die Sache von da genauer anzusehen. So lautlos wie möglich hob sie ab und segelte sehr weit oben am Rand des Platzes, immer in der Deckung der Bäume entlang und landete im Schatten eines dicken Astes, auf einer gigantischen Kiefer. Von hier aus hatte sie einen besseren Blick auf die Todesser. Und da sah sie auch, ganz hinten, neben dem Höhleneingang, an einen Baum gefesselt, drei Leute stehen. Sie erkannte sofort Hermine mit ihrem buschigen braunen Haaren, die in der Mitte ihrer Eltern stand. Zumindest waren sie noch am Leben, dachte Sisilia und atmete erleichtert auf. Sie beobachtete das Geschehen noch kurz und wollte sich dann auf den Weg zurück machen. Da sah sie eine schwarzgekleidete Gestalt, die neben den Grangers aufgetaucht war. Er schien zu ihnen gehen zu wollen, doch stoppte er abrupt, als er den Bewacher der Gefangenen erblickte. Ein Gesicht konnte sie nicht erkennen, da die Person die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte. Aber sie war sich ziemlich sicher, dass es Severus war. Sie überlegte, ob sie ihm ein Zeichen geben konnte, damit er wusste, dass Hilfe unterwegs war. Zuerst fiel ihr nichts ein, was unauffällig genug war, aber dann hatte sie eine Idee. Mit dem Schnabel riss sie sich eine ihrer Federn aus, dann stieß sie sich ab und glitt so gut wie geräuschlos zu dem Baum hinüber, an den die Grangers angebunden waren. Als sie genau über Severus war, ließ sie die Feder fallen und flog dann aber rasch wieder davon, so dass sie nicht mehr gesehen werden konnte. Sie hatte Glück. Da es ziemlich windstill war, fiel die Feder fast senkrecht zu Boden, wo sie schräg vor Severus' Füßen landete. Sie sah, dass er sie bemerkt hatte und sich danach bückte. Er hob sie auf und schaute sich dann unauffällig nach oben hin um. Da sah sie sein Gesicht und wusste, dass sie recht gehabt hatte. Sie hoffte, er hatte verstanden, was sie ihm damit sagen wollte. Nun musste sie aber schleunigst zurück und den anderen die Lage beschreiben. Noch einen kurzen Blick auf die Trolle werfend machte sie sich auf den Weg zurück zu Dumbledore. Es dauerte nicht lange, bis sie die Gruppe erreicht hatte. Sie flog noch einen großen Kreis, um zu sehen, ob sie auch nicht beobachtet wurden. Sie konnte nichts verdächtiges entdecken. Sie schienen bis jetzt unbemerkt geblieben zu sein. Dann landete sie auf Dumbledores Schulter. Sie wusste, dass sie sich zurückverwandeln musste, um den anderen erzählen zu können, was sie gesehen hatte. „Oh gut, Sisilia, da bist du ja wieder. Hast du sie gefunden?", wollte Dumbledore nun wissen. Sisilia schuhute kurz und flatterte dann zu Boden. Doch noch bevor sie sich verwandeln konnte, trat Moody zu ihr. „Warte, ich denke es ist sicherer, wenn du den hier umlegst.", sagte er und legte seinen Tarnumhang, den er anscheinend mitgenommen hatte, über sie. „Alastor, das ist eine wunderbare Idee", lobte Dumbledore ihn. Sisilia war erleichtert, das minimierte das Risiko fast auf Null. Sie verwandelte sich zurück und die Gruppe versammelte sich im Halbkreis um sie. Sie erklärte ihnen, was sie gesehen und auch, dass sie Severus ein Zeichen gegeben hatte. „Ich hoffe, er hat verstanden.", sagte sie noch nachdenklich zum Schluss ihrer Erklärung. „Ich bin mir sicher, das hat er, Sisilia, mach dir keine Sorgen", beruhigte Dumbledore sie und begann zu überlegen. Nach ein paar Minuten sagte er dann. „Das beste wird sein, Alastor, du versuchst mit deinem Tarnumhang an die Grangers heranzukommen, sie loszubinden und sie in Sicherheit zu bringen. Sisilia wird dich beobachten und du gibst ihr ein Zeichen, wenn du soweit bist. Dann werden wir ein Ablenkungsmanöver starten, du hast genug Zeit, mit ihnen zu verschwinden", schlug er nun vor. „Sisilia, ich denke, ein kurzer Schrei dürfte genügen. Dann solltest du dich in Sicherheit bringen", erklärte er ihr. Sisilia biss sich auf die Lippen. Sie war froh, dass er sie nicht sehen konnte, denn sie war sich nicht sicher, dass sie einfach wegfliegen würde, sie hatte vor, auf jeden Fall in der Nähe zu bleiben. Doch das sagte sie nicht. Dumbledore blickte finster in ihre Richtung. Ahnte er etwas? Oder vielleicht konnte er.... Nein das konnte nicht sein, oder? Sie hatte fast das Gefühl, er würde sie sehen, aber das musste sie sich einbilden. „Und wie lenken wir sie ab, Albus?", fragte McGonagall und schaute ihn fragend an, während sie ihre schmalen Lippen fest zusammen presste. „Ich werde mir etwas einfallen lassen, wenn wir dort sind und ich mir ein exaktes Bild von der ganzen Sache machen konnte", antwortete er nachdenklich. „Sisilia, du sagtest, dass es sich um eine Talsenke handelt, nicht war?", fragte er noch einmal und Sisilia nickte, was ihr aber dann absurd vorkam, da er sie unter dem Umhang doch gar nicht sehen konnte. Trotzdem fuhr er mit seinem Plan weiter fort. „Also, am besten werden wir uns alle um die Senke verteilen, so haben wir die beste Angriffsposition und gemeinsam die beste Übersicht. Aber ich bitte euch alle: sobald wir die Grangers in Sicherheit gebracht haben, werden wir sofort nach London zurückkehren. Ich möchte, wenn möglich, direkte Kämpfe vermeiden. Die anderen sind uns zahlenmäßig weit überlegen. Und ich würde alle, die hier sind, gerne heute Abend gesund und munter im Grimmauldplatz wieder sehen.", sagte er und sah jeden einzelnen von ihnen eindringlich an. „Aber wir haben doch das Überraschungsmoment auf unserer Seite, Professor. Vielleicht könnten wir es sogar schaffen....", begann Kingsley, doch Dumbledore hob die Hand und er brach mitten im Satz ab. „Nein, Kingsley, heute Abend ist es noch nicht so weit. Der große Tag wird noch kommen, an dem entschieden wird, was aus uns allen in Zukunft werden wird. Aber dies wird mit Sicherheit noch nicht heute sein. Heute geht es nur um das Leben von Hermine und ihren Eltern", sagte Dumbledore mit Bestimmtheit. Er schaute noch einmal in die Runde und als er sicher war, dass es alle verstanden hatten, nickte auch er. „Gut. Sisilia, bitte.", nickte er zu ihr und sie verstand. Sie verwandelte sich wieder in eine Eule, und Moody nahm seinen Umhang auf und hängte ihn sich selber um seine Schultern. Dann machten sie sich auf zu der Lichtung.
Sisilia hatte sich hoch oben auf einen Baum gesetzt, in der Nähe, wo die Grangers standen. Hier konnte sie den Platz am besten einsehen. Es hatte sich nichts verändert. Die Verhandlung mit den Trollen schien sich als sehr zäh zu gestalten und Sisilia hatte das Gefühl, Voldemort war nicht sehr viel weiter gekommen. Es wunderte sie sowieso, dass er persönlich hier aufgetaucht war, da er so etwas doch normalerweise immer von seinen Dienern erledigen ließ. Severus stand immer noch auf derselben Stelle wie vorhin, als sie weggeflogen war und beobachtete das Geschehen. Sie sah, dass er auch immer den Rand des Tales um Auge behielt, wo auch Sisilia ihren Blick nun hinwandern lies. Sie konnte sehen, dass die meisten Ordensmitglieder schon ihre Plätze rund um die Senke eingenommen hatten, mit gezogenen Zauberstäben geduckt dastanden und auf ihr Signal warteten. Sie suchte nach Alastor Moody. So langsam müsste er unten angekommen sein, doch sie entdeckte noch nichts. Sie konnte Hermines Gesicht sehen. Sie sah sehr verzweifelt aus und die Tränen, die wohl schon lange verebbt waren, hatten ihre Spuren in dem mit Dreck verschmierten Gesicht hinterlassen. Ihre normalerweise so schönen und gepflegten Haare waren zerzaust, auch Blätter und kleine Äste hatten sich darin verfangen. Auch im Gesicht der Eltern konnte Sisilia die Angst sehen und sie hatte das Gefühl, die drei hatten die Hoffnung schon aufgegeben. Doch plötzlich straffte sich Hermines Körper und sie schien angestrengt zu lauschen. Es schien wieder Leben in Hermines Augen zu kommen und dann nickte sie kurz. Moody musste mit ihr geredet haben, das war das einzige, was Sisilia sich vorstellen konnte. Ähnlich war es nun auch mit ihren Eltern. Sisilia beobachtete die Grangers weiter, aber es passiert weiter nichts. Sie warf Severus einen flüchtigen Blick zu und sah im gleichen Moment, wie auch sein Körper sie kurz versteifte und er kurz den Kopf drehte, aber gleich wieder nach vorn schaute. Anscheinend unterrichtete Alastor ihn über den Plan. Sie war sehr froh darüber und rechnete es ihm hoch an, dass er dies tat. So konnte Severus sich darauf vorbereiten und wurde nicht von der ganzen Sache überrascht. Severus trat ein paar Schritte zurück, von den anderen weg und griff nun langsam und unauffällig in seinen Mantel hinein. Er schien seinen Zauberstab zu packen, zog ihn aber noch nicht heraus. Der Wächter, der auf die Gefangenen aufpasste, schien in dem Moment irgendwas bemerkt zu haben, denn er schritt auf die drei zu und betrachtete sie argwöhnisch. Sisilia hielt unwillkürlich ihren Atem an. Hoffentlich ging nichts schief. Dann ging der Mann um den Baum herum und kontrollierte die Stricke. Er nickte sich selber zufrieden zu und trat dann wieder etwas nach vorne, um weiter den Verhandlungen zu lauschen. Sisilia atmete erleichtert auf, doch Ihr Herz trommelte wie wild, während sie weiter auf das Zeichen von Moody wartete. Sie konnte nun sehen, wie ein kleiner Ruck durch Hermines Vater ging, anschließend auch durch Hermine und ihre Mutter. Alastor musste die Stricke gelöst haben. Doch rührten sich die Grangers noch nicht vom Fleck. Sisilia sah kurz Alastors Hand aus dem Umhang auftauchen. Das war das Zeichen. Sie stieß einen kurzen spitzen Schrei aus und dann brach das Chaos los.
Einer der Trolle stieß einen wütenden, lauten Schmerzensschrei aus und hob erbost seine Keule, die er in der Hand hatte, in die Höhe. Er grunzte nun sehr wütend seinen Artgenossen etwas zu, die ihn verwirrt ansahen. Kurz darauf sprang ein zweiter Troll, der auf dem Boden gesessen hatte, auf und brüllte wie ein Besessener. Die Anhänger Voldemorts sahen sich entsetzt an. Sie verstanden nicht, was los war. Voldemort selber hatte nun seinen Zauberstab in der Hand und einige seiner Diener taten es ihm gleich, was aber die Trolle noch wütender zu machen schien. Sisilia konnte sich schon denken, was Dumbledore damit beabsichtigte. Indem er den Trollen Flüche aufhalste, würden Voldemort und seine Anhänger nicht auf die Idee kommen, dass jemand anders die Finger im Spiel hatte und der dunkle Lord würde nie erfahren, warum seine Verhandlungen gescheitert waren. Die Trolle hatten sich inzwischen alle erhoben und schwangen wütend ihre Keulen oder dicken Äste, die sie bei sich hatten. Einer von ihnen packte einen kleineren Baum, der neben ihm wuchs, riss ihn mitsamt den Wurzeln aus dem Boden und schleuderte ihn den Todessern, die auf der linken Seite standen, entgegen. Diese wichen rasch zurück und stolperten gegenseitig übereinander. Die Trolle schienen zu glauben, Voldemort hätte ihnen diese Zauber verpasst und so gingen sie auf ihn los. Die Todesser wichen erschrocken zurück. Einige schleuderten noch Flüche gegen die Trolle, die diese bis jetzt aber noch locker einsteckten. Sisilia hatte das Gefühl, die Flüche waren für die Trolle nichts weiter als nur kräftige Ohrfeigen. Da holte der Anführer der Waldtrolle mit seiner dicken Keule aus und schleuderte sie gegen Lord Voldemort. Dieser richtete seinen Zauberstab auf das mächtige Stück Holz, das auf ihn zugeflogen kam und ließ es mit einem Feuerregen in der Luft explodieren. Der Troll hatte die Zeit genutzt, in der Voldemort mit dem Geschoss abgelenkt war und stürzte sich nun auf ihn. Der riesige haarige Troll hatte Voldemort schon fast erreicht und wollte ihn packen, als dieser von einer auf die andere Sekunde verschwand. Er war einfach disappariert und der Troll griff ins Leere. Von seinem Schwung angetrieben, konnte er sich nicht mehr halten und krachte mit voller Wucht auf den Boden, wo er mächtig wütend rumzubrüllen begann. Sisilia schaute nun nach den Grangers und sie konnte gerade noch erkennen, wie die drei sich hinter dem Baum in Sicherheit brachten. Der Wächter, der seine Schrecksekunde recht schnell überwunden hatte, drehte sich nun nach den Gefangen um und als er bemerkte, dass diese versuchten zu verschwinden, zog er seinen Zauberstab. Doch noch bevor er dazu kam, einen Fluch auszusprechen, sah Sisilia, wie der Mann abrupt stehen blieb, nach vorne kippte und hart auf dem Boden aufschlug. Sie suchte nach demjenigen, der den Wächter gelähmt hatte. Als sie sich umsah, konnte sie sehen, wie Severus den Arm senkte, sich umdrehte und nun versuchte, unauffällig zu verschwinden. Er musste den Lähmzauber ausgesprochen haben. Er wollte hinter den Grangers herlaufen, doch er kam gerade mal nur zwei Schritte weit, denn die anderen Todesser drängten ihn zurück zum Eingang der Höhle. Er hatte so keine Möglichkeit, ungesehen wegzukommen. Also ging er mit den anderen, die vor den wütenden Trollen in die Höhle hinein flüchteten. Die Trolle hatten schon fast den Eingang erreicht, da sah sie, wie einige der Todesser, die in der Höhle standen, ihre Zauberstäbe auf die Decke des Höhleneingangs richteten. Sisilia erkannte, was sie vorhatten. Sie wollten den Eingang sprengen, dass die Trolle ihnen nicht nachkommen konnten. Da erkannte sie eine Gestalt, die am Rande des Tunnels auf den Ausgang zuschlich. Doch in dem Moment lösten sich schon die ersten Gesteinsbrocken aus der Decke. Sisilia sah, dass es Severus war, der sich, als es krachte, duckte und noch versuchte hinaus zu hechten, als ihn ein großer Stein am Rücken traf und ihn zu Boden riss. Dann ging alles sehr schnell. Es gab ein lautes Knirschen und dann ein schreckliches Getöse, als die Decke in sich zusammenkrachte. Severus versuchte noch aufzustehen und wegzukommen, doch er schaffte es nicht mehr, und die Felsen begruben ihn innerhalb von Sekunden unter sich. Riesige Staubwolken wurden aufgewirbelt und man konnte den ehemaligen Eingang nur noch erahnen. Sisilia erstarrte, ihr Magen krampfte sich zusammen. Fast automatisch breitete sie ihre Flügel aus, um zu ihm hinunter zu fliegen, doch dann waren die Trolle an der Stelle angekommen und schlugen wütend gegen den verschütteten Eingang. Dies dauerte aber nicht lange und als die grünen Monster merkten, dass sie keine Chance mehr hatten in die Höhle reinzukommen, drehten sie schnaubend und grunzend um und gingen davon in den Wald hinein. Sofort führte Sisilia das aus, was sie vorhin schon tun wollte und flog auf den verschütteten Eingang der Höhle zu. Der Staub hatte sich inzwischen gelegt und sie konnte wieder etwas sehen. Sie landete in der Nähe der Stelle, wo Severus unter den Steinen liegen musste. Sie war schon drauf und dran sich wieder zu verwandeln, als sie eine Stimme hinter sich hörte. „Sil, nein nicht!"Es war Lupin, der von hinten auf sie zu kam. Sie hatte ihn überhaupt nicht kommen hören. „Du bleibst so, wie du bist, verstanden? Ich werde mich darum kümmern", sagte er mit scharfem Ton und schaute sie eindringlich an. Dann begann er, mit Hilfe seines Zauberstabes und dem Schwebezauber die Felsbrocken auf die Seite zu räumen. Sisilia schaute abwechselnd auf den Geröllberg und behielt gleichzeitig die Gegend im Auge, falls jemand auftauchen sollte, doch niemand anderes war zu sehen. Es dauerte nicht lange und Sisilia sah einen Arm unter dem ganzen Schutt herausschauen. Sie flog rasch hinüber, während Lupin den letzten großen Brocken von seinem Rücken herunterschweben ließ. Er trat zu ihm heran, schaufelte die letzten kleineren Gesteinsbrocken von Hand von ihm herunter und tastete dann an seinem Hals nach dem Puls. Sisilia hielt den Atem an. Sie hatte schreckliche Angst. Lebte er noch? Es wäre fast ein Wunder. Er sah fürchterlich aus. Er blutete an mehreren Stellen und sein rechtes Bein schien gebrochen. Sisilia blickte angstvoll auf Lupin, der immer noch nach einem Lebenszeichen suchte. „Er lebt, Sil, aber ich denke, er braucht sofort Hilfe. Fliege zu Dumbledore und sag ihm, was passiert ist, forderte er sie auf. „Ich werde ihn solange etwas versorgen und ihn für die Reise fertig machen", forderte er sie auf. Und als sie nicht gleich reagierte und nur auf Severus starrte, ging Lupin zu ihr und berührte sie am Flügel. „Sil, hast du verstanden? Er lebt noch, aber er braucht dringend Hilfe", erklärte er ihr noch mal eindringlich. Sisilia war, als wäre sie aus einer Trance erwacht, nur dass dies alles hier direkt vor ihr passierte. Sie musste schnell Hilfe holen. Sie schüttelte ihren Kopf und spannte ihre Flügel und hob ab. Sie brauchte fast 5 Minuten, bis sie Dumbledore und die anderen gefunden hatte, da die sich gut verborgen hatten. Sie warteten wohl auf sie und Lupin. Sisilia sah, dass es Hermine und ihren Eltern gut ging, worüber sie sehr froh war. Sie landete wieder auf Dumbledores Schulter, blieb aber nur kurz da und flog zu Moody hinüber. Dieser hatte sofort verstanden was sie wollte. Er legte seinen Tarnumhang über sie, so dass sie sich wieder zurückverwandeln konnte, ohne dass sie jemand sehen konnte. Sie trat zu Dumbledore und erzählte in kurzen Worten, was geschehen war. Dumbledore bedeutete den anderen hier zubleiben und zu warten. Dann wandte er sich um und war mit einem Wirbeln seines Umhangs verschwunden. Sisilia überlegte, ob sie ihm folgen sollte, doch Minerva McGonagall trat zu ihr und sprach sie an. „Sisilia, du solltest dich einen Moment ausruhen. Albus wird alles tun, was in seinen Kräften steht, um Severus zu helfen", beruhigte sie sie und deutete auf eine Gruppe kleiner Felsen, wo auch schon Hermine und ihre Eltern sich hingesetzt hatten. „Danke, Minerva, aber mir geht es gut", sagte Sisilia und ging ein paar Schritte in die Richtung, in der Remus und ihr Onkel sich um Severus kümmerten. Sie blieb neben einem Baum stehen und stütze sich daran ab. Sie sah in die Ferne, so als hoffte sie, die drei würden gleich hier auftauchen. Ihr ging das Bild von Severus nicht aus dem Kopf, wie er so zerschunden und bewegungslos dalag. Sie bekam schreckliche Angst, was ist, wenn er es nicht schaffte, wenn sie ihn nicht mehr rechtzeitig in ein Krankenhaus bringen konnten? Sie begann am ganzen Körper zu zittern und ihre Knie gaben nach. Sie sank am Fuße des Baumes in die Knie und nahm die Hände vors Gesicht. Da hörte sie, wie sich ihr jemand näherte und zu ihr hinunter beugte. Sie wandte den Kopf. Es war Alastor. Er war wohl der einzige, vermutete sie, der sie mit seinem magischen Auge unter dem Umhang sehen konnte. Er legte ihr seine Hand auf die Schulter. „Sisilia, Professor Dumbledore und Lupin werden tun, was sie können", beruhigte er sie. „Ich weiß, aber ... Seid ihr alle in Ordnung?", fragte sie dann, als ihr einfiel, dass sie noch gar nicht nach den anderen gefragt hatte. „Wir sind alle OK. Eigentlich hatten wir ja nicht viel zu tun, das haben die Trolle doch alles für uns erledigt. War fast schon langweilig", sagte er zu ihr und versuchte das alles runterzuspielen, doch er merkte, dass er damit nicht bei ihr ankam. Plötzlich hörte sie ein Rascheln hinter sich. Dumbledore war wieder erschienen. Sie erhob sich von ihrem Platz und ging rasch zu ihm. Er sah besorgt in die Runde. „Wie geht es ihm?", fragte McGonagall ihn. „Es sieht nicht gut aus, Minerva. Ich habe Lupin und ihn per Portschlüssel ins St. Mungos geschickt. Ich hoffe, die Heiler können ihm helfen", antwortete er ihr. Professor McGonagalls Lippen wurden schmal und sie sah besorgt drein. Dann blickte Dumbledore Sisilia über seine Halbmondbrille besorgt an. Sie hatte wieder das Gefühl, er konnte sie sehen, trotz des Tarnumhangs, den sie trug. Sisilia erwiderte seinen Blick, öffnete den Mund, doch sie konnte nichts sagen. Etwas schien ihre Kehle zuzuschnüren. Dann wandte sich Dumbledore an die anderen. „Wir sollten von hier verschwinden. Einige sollten die Grangers nach Hause begleiten und dann müssen wir noch Harry und Ron holen", erklärte Dumbledore ihnen. „Arthur, ich denke, du und Bill könnten die Grangers zurückbringen und sich um sie kümmern?"Die beiden nickten und Dumbledore sah sich suchend um. Doch er schien nicht zu finden, was er suchte, dann griff er in die Innentasche seines Mantels und zog ein kleines Buch heraus. Er sah es kurz an und nickte. „Es ist nicht sonderlich groß, aber ich denke, es wird seine Aufgabe erfüllen.", erklärte er und legte es auf einen der Steine. Dann tippte er es mit seinem Zauberstab an und sagte: „PORTUS!" Arthur und Bill winkten die Grangers zu sich heran und sie traten zu ihnen. Hermine, die sich wohl schneller wieder erholt hatte, als ihre Eltern, erklärte ihnen ausführlich, wie ein Portschlüssel funktionierte, während Dumbledore sich noch mal kurz an Mr. Weasley wandte. „Arthur, ich wäre dir dankbar, wenn du mir dieses Buch wieder zukommen lassen könntest. Ich habe es aus der Schulbücherei und Madam Pince wäre bestimmt nicht sonderlich erfreut, wenn ich es nicht mehr zurückbringen würde." „Das ist kein Problem, Professor, ich schicke es ihnen mit einer Eule", antwortete er. Als die fünf mit dem Portschlüssel verschwunden waren, schickte Dumbledore auch die anderen zurück nach London. Bis auf Tonks und Moody, die er bat, sich um Sisilia zu kümmern, während er vorhatte, sich mit Professor McGonagall nach Harry und Ron zu sehen. Er trat auf Sisilia zu, welche die letzten Minuten nur stumm da gestanden und dem Geschehen zugesehen hatte. „Geht es dir gut, Sisilia?", fragte er besorgt und sah sie eindringlich an.
„Ich bin nicht verletzt, falls du das meinst", antwortete sie ihm ausweichend. „Nein, das meinte ich nicht", gab er nachdenklich zurück, doch ging er nicht mehr auf ihre ausweichende Antwort ein. Er schien zu merken, dass sie darüber im Moment nicht reden wollte. „Nun gut. Ich möchte, dass du mit Tonks und Moody in den Grimmauldplatz zurückkehrst und da auf uns wartest. In Ordnung?" „Aber ich möchte ins St. Mungos, ich muss doch sehen wie es ...", begann sie ihrem Onkel zu widersprechen. „Du kannst momentan nichts tun, Sisilia. Remus wird uns Nachricht geben, sobald er etwas Neues weiß. Er bleibt dort, hat er gesagt", erklärte er ruhig, aber bestimmt. Sisilia wusste zwar, dass er recht hatte, auch schon deshalb, weil sie sich wirklich nicht sehr wohl fühlte. Dennoch wollte sie bei Severus sein, wenigstens in seiner Nähe. Und als ob er ihre Gedanken erraten hätte, sagte er nach einer kurzen Weile. „Nun gut, vielleicht sollte ich dich doch besser ins St. Mungos gehen lassen. Aber dann versprichst du mir, dass du dort gründlich untersuchen lässt, während du auf Neuigkeiten wartest?" „In Ordnung, danke", murmelte sie, denn sie wäre so und so nicht in den Grimmauldplatz gegangen. Vielleicht war das auch der Grund, warum er es ihr erlaubt hatte, weil er das wusste. Sie ging nun zu Tonks und Moody. Professor McGonagall trat zu Dumbledore, der den dreien noch einmal zunickte und dann verschwanden sie beide. „Können wir?", fragte Tonks in die Richtung, in der sie Sisilia vermutete, und auch die letzten drei verließen den Platz in dem düsteren Wald.
Als sie im St. Mungo´s angekommen waren, erkundigten sie sich sogleich nach Severus. Sisilia hatte zur Sicherheit einen Umhang angezogen und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, damit sie keiner erkennen konnte. Es war recht ruhig um die Uhrzeit. Es musste wohl so drei oder vier Uhr morgens sein. Die mollige Blondine, die an einem Pult saß, an dem ein Schild hing, auf dem Auskunft stand, hatte ihnen gesagt, dass er im Augenblick im Erdgeschoss sei, sie aber im Augenblick nicht zu ihm könnten, da die Heiler sich noch um ihn kümmerten. Sie schickte sie durch eine Tür in den hinteren Teil des Hauses, wo sie warten sollten. Sisilia ging voraus, den Gang entlang, gefolgt von Tonks und Moody. Sie fanden Lupin, den Kopf gesenkt, der auf einem Stuhl saß und wartete. Er sprang sofort auf, als er die drei reinkommen sah, trat vor Sisilia und nahm ihre Hand. „Wie geht es ihm?", fragte sie ihn und sah ihn ängstlich an. „Ich weiß es nicht, Sil, ich habe noch nichts erfahren. Es sind drei Heiler bei ihm, die sich um ihn kümmern, wir können nur abwarten", sagte er und schob sie zu einem der Stühle, die hier an der Wand aufgestellt waren. Sie sprachen die ganze Zeit kein Wort.
Sie saßen über drei Stunden da. Es war inzwischen schon hell geworden und sie hatten immer noch nichts neues gehört. Es gingen nur immer wieder ein paar Schwestern hin und her, doch die konnten oder wollten nichts sagen. Tonks war inzwischen in den 5. Stock hochgegangen, um allen einen Kaffee zu holen. In dem Moment, als sie wiederkam, ging eine Tür auf und einer der Heiler trat heraus. Sisilia stand sofort auf und ging ihm entgegen. Auch Lupin trat nun auf ihn zu. Tonks stellte die vier Tassen, die sie mitgebracht hatte, auf dem Fenstersims ab und lauschte ebenfalls. „Gehören sie alle zu Professor Snape?", wunderte sich der Heiler und schaute sie fragend an. Lupin sagte nur knapp. „Ja, wir sind Kollegen von ihm", erklärte er ihm, doch der Mann schien sich damit zufrieden zu geben. „Nun, ich muss ihnen ganz ehrlich sagen, wir wissen nicht, ob er durchkommen wird. Es hat ihn sehr schwer erwischt. Es ist sowieso schon ein Wunder, dass er überhaupt noch am Leben ist. Wir haben alles getan, was möglich ist, jetzt bleibt uns nur noch abzuwarten", erklärte er besorgt. Sisilia wurde es plötzlich schwarz vor Augen und sie knickte weg. Lupin sah es sofort und fing sie auf, bevor sie auf den Boden fiel, setzte wieder auf einen der Stühle, wo sie wieder zu sich kam. Der Heiler trat sofort auf sie zu und schaute sie besorgt an. „Was haben Sie?", fragte er sie. Doch noch bevor sie antworten konnte, tat Lupin es für sie. „Es war wohl alles etwas zuviel für sie, die letzten Tage. Sie ist wohl nur erschöpft", erklärte er dem Heiler. „Kommen Sie am besten mit, ich werde Sie zur Sicherheit mal untersuchen", sagte er zu ihr. Sisilia schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht, doch Remus und Tonks sahen sie streng an, und sie erinnerte sich auch, dass sie es ihrem Onkel versprochen hatte, so gab sie nach und ließ sich von ihm in ein Untersuchungszimmer führen.
Als sie eine halbe Stunde später wieder herauskam, fühlte sie sich körperlich schon wieder etwas besser. Der Arzt hatte ihr etwas zur Stärkung gegeben, was ihr aber ganz und gar nicht für ihre Seele half. „Sie sollten darauf achten, dass sich ihre Kollegin einmal richtig ausschläft und regelmäßig isst, dann wird es ihr bald wieder besser gehen", sagte der Heiler noch, als er Sisilia bei Lupin, Tonks und Moody abgeliefert hatte. „Und denken Sie daran, Miss, Sie sollten sich unbedingt schonen", sagte er noch ernst. Er verabschiedete sich von ihnen und verschwand hinter einer der Türen. „Alles in Ordnung?", wollte Tonks nun wissen, setze sich neben sie und reichte ihr einen Kaffee, den sie gerne entgegen nahm. „Ja, Tonks, mir fehlt nichts. Du hast doch gehört, etwas Essen und ein wenig Schlaf, dann wird es schon wieder", antworte sie ihr. Sisilia sah, wie sich Tonks und Lupin einen Blick zuwarfen. Dann legte Tonks fürsorglich den Arm auf ihre Schulter. „Ich denke, es wäre wohl das Beste, wir gehen zum Grimmauldplatz und du isst was und schläfst dich aus. Wir werden dann abwechselnd hier bleiben, wenn es was neues gibt, sagen wir dir Bescheid", schlug Tonks ihr nun vor. Sisilia stimmte ihr ohne eine Widerrede zu, was die drei zu verwundern schien, da sie wohl eher erwartet hatten, dass sie nicht mitgehen wollte. Aber Sisilia war es nicht nach einer Diskussion. Sie wollte nun eher alleine sein. Sie hatte das Gefühl, nun niemanden um sich haben zu wollen. Alastor erklärte sich bereit, als erster im St Mungo´s zubleiben. So machten Tonks, Remus und Sisilia auf den Weg.
Sisilia lag im Bett. Sie hatte vorhin versucht etwas zu essen, es aber nur geschafft, ein halbes Brot hinunter zu würgen. Dann war sie nach oben gegangen. . Jetzt lag sie wach auf dem Bett und dachte nach. Doch sie konnte keinen richtigen Gedanken fassen. Die Geschehnisse der letzten Tage schwirrten wirr in ihrem Kopf herum. Sie hatte doch schon soviel erreicht, was sie sich vorgenommen hatte und nun war alles aus dem Ruder geraten. Dieser schreckliche Unfall von Snape und diese Ungewissheit. Was sollte sie jetzt tun, konnte sie überhaupt noch weitermachen, gab es noch ein Chance für sie, oder waren ihre Träume entgültig gescheitert. Sie wusste es nicht mehr. Sie war zu durcheinander und zu geschockt von dem heutigen Tag. Sie würde erst noch eine Weile brauchen, um sich klar zu werden, wie es weitergehen sollte. Irgendwann war sie dann doch eingeschlafen, aber es war kein tiefer Schlaf. Immer wieder träumte sie von den Trollen und davon, wie die Höhle einstürzte. Sie schreckte mehrmals hoch, um darauf wieder total erschöpft einzuschlafen und denselben Traum wieder und immer wieder zu träumen. Irgendwann wachte sie auf. Als sie auf ihre Uhr sah, stellte sie fest, dass sie fast den ganzen Tag verschlafen hatte, es war bereits fast 5 Uhr nachmittags. Sie wollte wissen, ob es etwas neues gab. Schnell zog sie sich an und ging hinunter in die Küche. Als sie eintrat, verstummten alle. Tonks, die sich gerade mit Molly unterhalten hatte, sah zu ihr auf und musterte sie. Mr Weasley senkte den Tagespropheten, den er gerade gelesen hatte. „Gibt es irgendetwas Neues?", fragte Sisilia beunruhigt. „Nein, ich war bis vor einer Stunde im Krankenhaus, aber er ist noch nicht wieder bei Bewusstsein", erklärte Tonks und sah sie nachdenklich an. „Du solltest dir keine Vorwürfe machen, Sisilia. Du kannst nichts dafür. Es war nicht deine Schuld, dass das passiert ist. Er wusste, auf welches Risiko er sich da eingelassen hat", meinte sie noch. „Wusste er das wirklich?", fragte Sisilia halblaut in die Runde, ging zum Tisch und setzte sich auf einen der Stühle. Sie glaubte nicht, dass die anderen wirklich begriffen. Er hatte sich ihr und ihrer Sturheit zuliebe in Gefahr gebracht. Hätte sie nicht darauf gepocht, auf eigene Faust nach den Grangers zu suchen, wäre das alles nie passiert. „Professor Snape ist ein wirklich fähiger Mann, er ist für sich selbst verantwortlich und für das was er tut. Es gibt also keinen Grund, dir Vorwürfe zu machen, Sisilia", sagte Mr. Weasley nun und legte seine Zeitung weg. „Doch natürlich muss ich mir Vorwürfe machen, denn es wäre nicht soweit gekommen, wenn ich nicht darauf bestanden hätte, Hermine alleine zu suchen", schrie sie nun aufgebracht Mr. Weasley an, der erschrocken zurückzuckte. In dem Moment ging die Küchentür auf, und Lupin trag herein. „Sisilia, bitte, könnte ich dich einen Augenblick unter vier Augen sprechen?", bat er sie. Sisilia zuckte mit den Schultern und stand auf und folgte ihm. Molly warf ihrem Mann noch einen Blick zu, als wollte sie sagen, es wäre besser gewesen, du hättest deinen Mund gehalten. Worauf dieser nur zerknirscht mit den Schultern zuckte. Lupin ließ Sisilia vor gehen und schloss hinter sich die Tür. „Gehen wir hoch in die Bibliothek, da sind wir ungestört", sagte er, doch Sisilia bewegte sich nicht und sah ihn ängstlich an. „Ist irgendwas mit Severus?", stotterte sie ängstlich. „Nein, von ihm gibt es nichts neues. Es geht um dich, aber nicht hier, lass uns das oben bereden." Sisilia war etwas verwirrt, aber trotzdem stieg sie die Stufen nach oben. In der Bibliothek angekommen schob Lupin Sisilia zu einem der Sessel, wo sie sich hinsetzte und Lupin ansah. Er schob den zweiten Sessel näher zu ihr ran und setzte sich ebenfalls. „Sisilia, ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst...", begann er, doch sie unterbrach ihn. „Ach ja? Kannst du das? Ich glaube nicht, dass du das kannst", gab sie grimmig zurück. „Bitte höre mir doch erst einmal zu, was ich dir zu sagen haben. Dann kannst du mich immer noch anschreien oder mir was an den Kopf werfen, in Ordnung?", bat er sie eindringlich. Eigentlich hatte sie nicht im mindesten Lust, sich irgendwelche Vorträge anzuhören, aber dennoch gab sie nach. „In Ordnung", murmelte sie missmutig. „Gut. Also, ich kann mir gut vorstellen, wie es dir geht. Du hast Angst um Severus und es war auch ein wenig viel in den letzten Tagen, was alles passiert ist. Aber ich denke, es wäre besser, wenn du versuchst, dich nicht so gehen zu lassen. Du musst jetzt stark sein. Ich bin sicher, Severus würde das von dir auch erwarten." „Aber ich...", wollte sie widersprechen. „Nein, jetzt hörst du mir erst einmal zu. Die anderen haben mich gefragt, warum du dir so fürchterliche Sorgen um ihn machst. Ich habe ihnen gesagt, du würdest dir die Schuld an seinem Unfall geben. Ich denke es ist in deinem und Severus' Sinn, dass ich nichts von eurer Beziehung erzählt habe. Und wenn du weiterhin möchtest, dass es niemand erfährt, dann solltest du dich etwas zusammenreißen, denn irgendwann glaubt mir keiner mehr meine Version", sagte er fast schon wütend. „So, und jetzt kannst du mich anschreien, wenn du willst", endete er. Sisilia kam sich so dumm vor. Vor lauter Selbstmitleid hatte sie fast alles vergessen, was eigentlich wichtig war. Sie wusste, dass er Recht hatte, auch wenn er nicht alles wusste. Sie musste sich zusammenreisen und nach vorn sehen. Schließlich hatte sie noch Pläne. „Remus, es tut mir leid. Ich ... ich war so ein Idiot. Du hast vollkommen recht, ich darf nicht nur an mich denken. Ich habe die Wut, die ich auf mich habe, an Arthur ausgelassen. Ich werde mich bei ihm nachher gleich entschuldigen", erklärte sie und senkte kurz den Kopf. „Remus?", sagte sie dann und schaute ihn an. „Ich möchte mich bei Dir bedanken. Du bist was besonderes, weißt du das?" „Ach schon gut, Sil. Wozu sind denn Freunde da. Manchmal eben auch um dem anderen mal tüchtig den Kopf zu waschen", sagte er, und Sisilia musste sogar ein wenig lachen. Sie erhob sich aus ihrem Sessel und gab Lupin einen Kuss auf die Wange. „Danke" „Jetzt würde ich trotzdem gerne zu Severus gehen", sagte sie und blickte Lupin an. „Wie wär's, du isst jetzt erst einmal etwas und in einer Stunde gehen wir zusammen hin?", machte er nun den Vorschlag. Sisilia nickte, denn eigentlich hatte sie doch Hunger, und sie wollte nicht wieder im Krankenhaus zusammenbrechen, wenn sie nichts gegessen hatte.
Sisilia hatte wieder ihre Kapuze weit ins Gesicht gezogen, als sie das St. Mungo´s betreten hatten. Heute Nachmittag war es wesentlich voller in der Halle als die Nacht davor. Lupin führte sie an der Information vorbei zu den Aufzügen. „Sie haben ihn in den zweiten Stock verlegt. Da hat Severus ein Zimmer für sich alleine bekommen. Dumbledore hat das organisiert, dann kannst du ihn auch ohne Probleme besuchen", zwinkerte er ihr zu. Als sie das zweite Stockwerk erreicht hatten, verließen sie den Fahrstuhl und gingen dann ganz nach hinten durch bis zu letzten Tür. Gegenüber an der Wand saß Moody auf einem Stuhl und döste. So dachte Sisilia zumindest. Doch als sie ihn erreichten, hob er der Kopf. „Ihr seid früh dran", sagte er. „Ist schon gut, Alastor, wir übernehmen jetzt. Du kannst gerne nach Hause gehen und dich ausruhen", sagte Lupin zu ihm. „Soll mir recht sein", gab dieser nun zurück, wünschte den beiden eine angenehme Nacht und stapfte davon. „Soll ich hier draußen warten?", fragte er Sisilia, als Mad Eye weg war. „Nein, bitte, komm mit rein", bat sie ihn. Er nickte und öffnete die Tür. Sisilia trat in das große, eigentlich für sechs Personen eingerichtete Krankenzimmer. Sie sah sich um. Rechts und links standen jeweils 3 Betten, aber nur das letzte hinten auf der linken Seite war belegt. Sie sah, wie Severus mit einem dicken Verband um den Kopf in seinem Bett lag und ruhig atmete. Langsam ging sie auf ihn zu. Sie hatte das Gefühl, (oder war es mehr ihr Wunsch?) dass er gleich, wenn sie neben ihm stehen würde, die Augen öffnen würde und zu ihr sagen würde: ‚Wird auch Zeit, dass du endlich kommst'. Doch er rührte sich nicht. Selbst, als sie ihm einen Kuss gab, kam keine Reaktion. Lupin war hinter sie getreten. Er zog seinen Zauberstab aus der Tasche, machte eine schwungvolle Bewegung und neben Sisilia erschien ein Stuhl. Lupin schob ihn zu ihr heran. Als sie sich gesetzt hatte, legte er seine Hand auf ihre Schulter. „Ich werde mich mal nach einem Heiler oder einer Schwester umsehen und sie fragen, ob es schon etwas neues gibt", sagte er leise zu ihr. Doch als er sich umdrehen wollte um zu gehen, legte sie ihre Hand auf seine Hand, die auf ihrer Schulter lag und sah ihn kurz an. „Danke, Remus", hauchte sie. Er nickte nur kurz und ging hinaus. Sisilia schob den Stuhl etwas näher an das Bett heran, nahm Severus' Hand und betrachtete sein Gesicht. Sie kämpfte verzweifelt gegen die Tränen, die in ihr hochstiegen. Sie musste jetzt stark sein, für sie beide stark sein. „Severus, bitte wach doch auf, ich brauche dich doch", flüsterte sie ihm zu und strich über sein Gesicht, doch er reagierte nicht. Die Angst kroch ihre Eingeweide hoch, und alles verkrampfte sich in ihr. Was würde sein, wenn er es nicht schaffte, dann ... Nun war es vorbei mit ihrer Beherrschung. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Sie wusste nicht, wie lange sie alleine dagesessen hatte, als sich plötzlich die Tür öffnete. Sisilia wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht und schaute sich um. Es waren Lupin und ein Heiler, die auf sie zu kamen. Der Mann, er war bestimmt schon über 70, groß und sehr schlank, kam auf das Bett zu. Er grüßte Sisilia kurz und grimmig, und begann dann noch einmal eingehend mit einer Untersuchung. Sisilia trat zu Lupin, der sich an das Fenster gestellt hatte, das am Ende des Zimmers war. „Ich hab ihn gebeten, noch einmal nach ihm zu sehen", erklärte Lupin und klopfte leicht mit der Faust in seinen Handteller. Sisilia verstand, was er meinte, er hatte ihn wohl mit Nachdruck und ein paar Drohungen dazu überredet. Nach gut fünfzehn Minuten war dieser fertig und trat auf die beiden zu. „Nun, die Knochenbrüche scheinen alle gut geheilt zu sein und die inneren Verletzungen sind wohl auch nicht so schlimm. Das einzige, was mir Sorgen macht, sind seine Kopfverletzungen. Wobei die nicht lebensgefährlich sind. Ich denke, wenn nicht noch was dazukommt, wird er es überleben. Ich kann nur nicht sagen, wann und ob er wieder aufwachen wird. Da bleibt uns nichts anderes übrig als abzuwarten", erklärte er sachlich und ohne große Emotionen. „Kann ich jetzt wieder an meiner Arbeit gehen?", fragte er Lupin zerknirscht. „Natürlich, ich danke Ihnen für Ihre Kooperation", entgegnete er ihm und dieser verzog missmutig das Gesicht, drehte sich um und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. „Das sind ja mal wenigstens gute Nachrichten", sagte Lupin, doch Sisilia sah ihn skeptisch an. „Sil, der Mann hat gerade gesagt, dass er gute Chancen hat. Komm schon, der alte Schniefelus ist eine Kämpfernatur. Er schafft das schon", versuchte Lupin sie aufzumuntern. „Wie hast du ihn genannt?", fragte Sisilia ihn verdutzt. „Schniefelus?" „Tut mir leid, das ist mir so rausgerutscht. James, Sirius und ich haben ihn immer so genannt. Weiß auch nicht wie ich gerade darauf komme", erklärte er ihr und rieb sich verlegen das Kinn. „Schniefelus, gefällt mir irgendwie", überlegte sie laut und musste lachen. „Sag das aber lieber nicht zu ihm, sonst verhext er dich noch. Er hasst diesen Namen." „Wenn es helfen würde, dass er wieder zu sich kommt, würde ich das in Kauf nehmen", sagte sie nun wieder betrübt und schaute Severus an. Sie ging wieder hinüber zu seinem Bett und setzte sich. Nach ein paar Minuten drehte sich sie wieder zu Lupin um. „Du musst nicht hier bleiben. Ich denke, es reicht, wenn einer hier ist. Du bist bestimmt müde." „Bist dir sicher? Fühlst du dich gut genug, um alleine hier zu bleiben?" „Ja, danke, Remus. Es ist alles in Ordnung. Ich bin auch inzwischen sicher, dass er es schafft, es ist bestimmt nur eine Frage der Zeit", erklärte sie ihm zuversichtlich. „Gut, in Ordnung. Bill wird die nächste Schicht übernehmen. Pass auf dich auf", sagte Lupin gab ihr einen Kuss auf die Stirn und ging. Sisilia blieb die ganze Nacht bei Severus. Irgendwann war sie, seine Hand haltend, vorübergebeugt auf sein Bett, eingeschlafen.
Inzwischen war schon über eine Woche vergangen, aber am Zustand von Severus hatte sich noch nichts verändert. Sisilia ging nun jeden Abend zu ihm und unter Tags kümmerte sie sich um Jakob, Diana und Elisabeth. Auch Harry, Ron und Ginny waren da. Nur Arthur und Molly verbrachten ein paar Tage im Fuchsbau. Lupin hatte Sisilia dazu überredet, diese Aufgabe zu übernehmen, dass sie etwas auf andere Gedanken kam. Und Mrs Weasley war auch froh darüber, noch ein paar private Dinge zu Hause erledigen zu können.
Sisilia hatte in den Nächten, an denen sie an Severus' Bett saß, viel Zeit nachzudenken. Und um so mehr Zeit verging, um so weiter reifte ein Entschluss in ihr. Sie hatte sehr lange hin und her überlegt, was sie tun sollte, doch schien ihr das die einzige Möglichkeit zu sein, nach allem, was passiert war, zur Sicherheit aller. So war es wohl für sie auch am einfachsten, weiter an ihren Plänen festzuhalten. Es fiel ihr verdammt schwer und es tat ihr in ihrer Seele weh, aber sie war sich sicher, dass es einfach nicht anders ging. Sie hatte sich auch schon eine Geschichte überlegt, die sie allen erzählen würde. Dann würde wohl keiner etwas anderes vermuten. Die Heiler machten ihr, je mehr Zeit verging, immer weniger Hoffnung, dass Severus wieder aufwachen würde, was sie noch verzweifelter machte. Doch selbst wenn, würde sie ihren Plan durchziehen. Davon würde sie keiner mehr abbringen. Sie traf heimlich schon einige Vorbereitungen und schickte einen Brief an Onkel und Tante in Deutschland. Als Tonks diesen Abend kam, um bei den Kindern zu bleiben, machten sich Sisilia und Lupin, der sie heute begleiten wollte, auf ins St. Mungo´s.
