Lucius' falsches Spiel

Falsches Spiel mit Moony

Die folgenden Tage verliefen sehr ruhig. Außer dem albernen Gekicher und Getuschel einiger Schüler waren es normale alltägliche ruhige Schultage. Fast schon zu ruhig, dachte Sisilia bei sich.

Dumbledore hatte bis jetzt nicht viel bei den Wassermenschen erreicht. Er hatte herausgefunden, daß es auch unter ihnen abtrünnige gab, die sich entschlossen hatten, dem Dunklen Lord zu folgen. Denn die Selkies selbst würden Excalibur niemals freigeben. Sie hatten Merlin versprochen, es für immer zu hüten, und daran würden sie sich halten.

Albus hatte gehofft, daß sie es ihm zur Aufbewahrung geben würden oder bereit wären, es endgültig zu zerstören, damit es nicht in falsche Hände geraten kann, aber in der Richtung blieben sie bisher stur. So blieb ihm nichts weiter übrig, als zu hoffen, daß es die abtrünnigen nicht in die Hände bekommen würden.

Es war Freitagnachmittag, das Ende der zweiten Schulwoche war gerade angebrochen.

Severus war mit Dumbledore irgendwo in Schottland unterwegs, um etwas neues zu erfahren, wegen Excalibur und der Kinder.

Sisilia wollte zuerst mit Harry, Ron, Hermine und Ginny zu Hagrid zum Tee gehen, aber Hagrid selber musste auch irgendwas für Dumbledore erledigen. Harry, Ginny und Ron hatten ein kurzfristiges Quidditchtraining, und Hermine wollte natürlich ihrem Ron dabei zusehen.

So entschloss sich Sisilia, ein Buch zu nehmen, sich im Schlosshof eine schöne schattige Ecke zu suchen und ein wenig zu lesen. Es war herrliches, warmes Wetter, und die Sonne schien sich noch einmal richtig ins Zeug legen zu wollen. Ein paar Vögel zwitscherten in der Nähe, und in der Ferne hörte man die Schüler, die sich auf dem Schulgelände aufhielten, miteinender reden und lachen.

Sie saß auf einer steinernen Bank unter einer Esche, als sie Schritte auf sich zukommen hörte. Sie hob den Kopf und sah Remus, der ihr entgegenschlenderte. Er sah blass aus, aber sein Lächeln verriet ihr, daß es ihm gut ging.

„Hallo, schöne Frau, gestatten Sie, daß ich mich zu Ihnen setze?", fragte er galant.

„Es wäre mir eine Freude, der Herr.", antwortete sie ihm.

„So alleine hier?"

„Jetzt nicht mehr. Und ich bin froh darüber, das Buch ist nicht gerade der Hit.", Sisilia deutete darauf und legte es dann zur Seite.

„Dann bin ich ja froh, daß ich es gewagt habe, dich zu stören...", begann Remus, als plötzlich eine große, dunkle Eule auf die beiden zuflog und etwas über Sisilias Schoß fallen ließ. Sie fing es geschickt auf und sah es überrascht an.

„Erwartetst du keine Post?", fragte er neugierig, als er ihren Blick sah.

„Nein, eigentlich nicht, keine Ahnung von wem das ist.", erklärte sie, und Remus sah einen besorgten Ausdruck auf ihrem Gesicht.

„Soll ich es für dich öffnen?", bot er ihr an, da sie es immer noch anstarrte.

„Nein, schon gut, danke. Ich werde es aufmachen.", sagte sie und wendete die Pergamentrolle. Da erst sah sie, daß die Rolle ein Siegel hatte, und als sie diese genauer betrachtete, erkannte sie von wem es war.

„Der Brief trägt das Siegel meines Großvaters.", sagte sie erstaunt, brach es auf und entrollte das Pergament.

Liebste Sisilia,

Ich glaube, ich habe mir Ärger mit dem Ministerium eingebrockt. Ich brauche dringend Deine Hilfe. Sage aber bitte nichts zu Deinem Mann oder Albus. Du weißt doch, wie sie sind.

Bitte komme gleich in den Eberkopf.

Dein Großvater

Aberforth

Sisilia schaute irritiert auf den Brief. Wieso sollte ihr Großvater Ärger mit dem Ministerium haben? Und was sollte sie dabei tun? Und irgendwas störte sie an dem Brief, sie wusste nur nicht, was das war? Sie reichte Remus den Brief, welcher ihn kurz las.

„Was wirst du tun?", fragte er sie und gab ihr das Pergament zurück.

„Selbst wenn ich Severus und meinem Onkel was erzählen wollte, könnte ich nicht. Sie sind nicht da. Aber ich werde auf jeden Fall nach Hogsmeade gehen und nach dem Rechten sehen. Wobei ich den Brief schon recht merkwürdig finde.", sagte sie, faltete ihn und steckte ihn in das Buch hinein, welches sie vorhin gelesen hatte, und legte es wieder neben sich auf die Bank.

„Sil, dann werde ich dich nach Hogsmeade begleiten, zumindest bis vor das Haus. Bist du damit einverstanden?", bot Remus ihr an.

„Sicher Remus, danke. Komm lass uns gleich gehen.", forderte sie ihn auf.

Sie marschierten auf kürzestem Weg hinunter nach Hogsmeade und direkt zum Eberkopf.

Als sie vor dem Eingang ankamen, sahen sie, daß an der Tür ein Schild hing.

Wegen privater Angelegenheiten vorrübergehend geschlossen!

„Ich werde hier draußen warten, in Ordnung? Wenn du mich brauchen solltest, dann ruf einfach.", sagte Remus.

„Danke, ich hoffe, es ist nicht so schlimm, wie es sich in dem Brief dargestellt hat.", sagte Sisilia besorgt und klopfte an die Tür. Doch niemand öffnete. Sie drückte die Klinke, und zu ihrer Überraschung war diese nicht verschlossen. Sie nickte Remus noch einmal zu und betrat den Schankraum.

Es war sehr dunkel hier drinnen, da die Scheiben so verdreckt waren, daß sie kaum Licht in den Raum ließen. Es roch auch nicht gerade besonders gut hier. Es war ein Gemisch aus Bier, Rauch und... Ziegen. Ja, es roch hier irgendwie nach Ziegen. Sisilia sah sich suchend um, doch es schien niemand hier zu sein.

„Großvater?", rief sie nun und ging langsam weiter nach hinten durch zum Schanktisch.

Da sie keine Antwort bekam, entschloss sie sich, in den privaten Räumen zu suchen. Sie ging durch die Tür, welche sich hinter der Theke befand, einen kleinen Gang entlang und gelangte in den Wohnraum. Dort war es auch sehr dunkel, da die Vorhänge zugezogen waren.

„Großvater?", rief Sisilia noch einmal und wollte zum Fenster gehen, um die Vorhänge aufzuziehen. Da vernahm sie plötzlich ein Geräusch. Sie drehte sich blitzschnell um und konnte eine Gestalt langsam auf sich zugehen sehen. Da es sehr dunkel war, konnte sie das Gesicht der Person nicht erkennen. Doch was sie mit Bestimmtheit sofort sagen konnte war, daß dies nicht ihr Großvater war. In der Sekunde, als Sie das erkannte, griff in ihrem Umhang, um ihren Zauberstab zu ziehen.

„Lass ihn lieber stecken, mein Täubchen.", sagte eine Stimme, die ihr nur zu bekannt vor kam.

„Lucius Malfoy!", zischte Sisilia fluchend. Sie wusste nun, daß dies eine Falle war. Er trat noch ein paar Schritte auf sie zu, und sie konnte sein Gesicht schemenhaft erkennen. Sein weißblondes, langes Haar rahmte wie immer sein fieses und arrogantes Gesicht ein.

Sisilia dachte nicht daran, seinen Anweisungen zu folgen und zog ihren Zauberstab heraus.

„An deiner Stelle, liebste Schwägerin, würde ich nicht versuchen, ihn zu benutzen, das könnte sehr schlecht für die Gesundheit deines Großvaters sein.", sagte er drohend und lachte dann, als er sah, daß Sisilia zusammenzuckte.

„Was hast du mit ihm gemacht, du widerlicher Hund?", fauchte Sisilia ihn wütend an. Sie behielt aber immer noch ihren Zauberstab gegen Lucius gerichtet. Sie hätte ihm am liebsten einen Fluch auf den Hals geschickt, aber sie wusste nicht, was mit Aberforth war, und sie hatte Angst um ihn.

„Deinem Großvater geht es gut, noch. Ich habe ihn unten im Keller eingesperrt. Aber wenn du nicht tust, was ich von dir verlange, dann werde ich ihn töten, einfach so.", sagte er und schnippte kurz mit seinen Fingern.

Was sollte sie tun, sollte sie es riskieren und gegen Malfoy kämpfen? War er alleine? Das konnte sie sich nicht vorstellen, und auch just in dem Moment bekam sie den Beweis.

Sie hörte, wie sich zwei Personen dem Zimmer näherten und dann eintraten. Sie blieben abrupt stehen, als Sisilia ihren Zauberstab auf die beiden richtete.

„Lucius, ich dachte, du hast das Weib unter Kontrolle.", sagte eine schrille Frauenstimme und blickte ihn an.

„Bellatrix, mach dir keine Sorgen, das hab ich.", und zu Sisilia gewandt: „Nun meine Liebe, ich denke, es wäre nun an der Zeit, daß du mir deinen Zauberstab gibst. Du möchtest doch nicht, daß sich unsere gute Bellatrix hier ein wenig um deinen Großvater kümmert, oder?"Er trat einige Schritte auf Sisilia zu und streckte seine Hand aus. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Konnte Remus helfen, wenn sie um Hilfe rief? Sollte sie versuchen, es mit den dreien aufzunehmen? Sie steckte in einer Zwickmühle. Aber so leicht aufgeben wollte sie nicht. Sie musste es wenigstens versuchen. Sie ging schnell einen großen Schritt zurück, richtete ihren Zauberstab auf Bellatrix Lestrange und rief.

„STUPOR!"Ein roter Lichtblitz traf diese in die Brust, und noch bevor sie wusste, was geschah, kippte sie nach hinten um.

„Remus!", rief Sisilia fast zur gleichen Zeit laut Richtung Fenster und richtete ihren Zauberstab gegen den zweiten Mann, den sie nicht kannte. Doch diesmal hatte sie nicht so viel Glück. Malfoy hatte ebenfalls seinen Zauberstab gezogen, und noch bevor Sisilia ihren zweiten Fluch aussprechen konnte, hatte Malfoy sie schon mit „EXPELIARMUS!"entwaffnet. Es riss ihr ihren Zauberstab aus der Hand, während sie leicht ins Schwanken geriet, und Malfoy fing ihn geschickt auf.

„So, die frischgebackene Mrs Snape will es also mit uns aufnehmen.", sagte er dann, seinen Zauberstab auf sie gerichtet. Mit einem Kopfnicken deutete er seinem Kumpanen an, sich um Bellatrix zu kümmern.

„Weck sie wieder auf, und dann sucht mir diesen Remus Lupin, der muss sich draußen irgendwo rumtreiben. Und bringt ihn mir, verstanden?"Malfoy ging nun weiter auf Sisilia zu, die nach hinten vor ihm auswich. Doch dann spürte sie die Wand in ihrem Rücken, sie konnte nicht weiter zurück. Malfoy grinste sie an, als er keine dreißig Zentimeter vor ihr stehen blieb.

„Das war sehr ungezogen von dir. Ich hätte gedacht, daß du vernünftiger bist.", sagte er wütend und richtete seinen Zauberstab direkt auf ihr Gesicht.

Inzwischen war Bellatrix wieder auf den Beinen und fluchte. Sie zog ihren Zauberstab und wedelte damit drohend in der Luft herum, während der andere Mann sie hinausschob. Dann war Sisilia mit Malfoy alleine in dem Raum.

„Und nun, mein Täubchen, wirst du mir erst mal noch einige Fragen beantworten, hast du mich verstanden?", zischte er ihr ins Gesicht.

„Wie hast du es geschafft, meinen Todesfluch zu überleben?"fragte er sie. Er blickte ihr dabei direkt in die Augen. Sisilia sagte nichts, sie hatte nicht vor, ihm die Wahrheit zu sagen, um keinen Preis. Malfoy kniff die Augen zusammen und kam noch ein paar Zentimeter näher. Die Spitze seines Zauberstabes hatte er nun gegen ihren Hals gedrückt. Sein Gesicht war knapp vor dem ihren, so daß sie seinen Atem spüren konnte.

„Rede endlich!", fauchte er sie an.

„Selbst, wenn ich es wüsste, Lucius Malfoy,", sie betonte jede Silbe seines Namens, „würde ich es Ihnen nicht sagen.", zischte sie ihm als Antwort zu.

Malfoy wurde wütend, trat blitzschnell ein paar Schritte von Sisilia zurück, richtete seinen Zauberstab auf sie und rief:

„CRUCIO!"

Sisilia erwartete nun, daß sie gleich ein fürchterlicher Schmerz erfassen würde. Sie zuckte automatisch zusammen, doch zu ihrer Verwunderung spürte sie nur ein Kribbeln in ihrem Körper. Sie blickte wieder zu Malfoy, der sie verwundert mit großen Augen ansah. Doch bevor er noch etwas sagen oder tun konnte, ertönte ein Gepolter von draußen, und Bellatrix und der Mann stießen Remus in den Wohnraum. Dieser stolperte herein und fiel von der Wucht des Stoßes auf alle Viere auf den Boden, direkt vor Sisilias Füße. Sisilia bückte sich sofort und half ihm aufstehen.

„Remus, es tut mir leid...", begann sie, doch Remus, der sich das Genick rieb, das anscheinend beim Kampf gegen die beiden etwas abbekommen hatte, unterbrach sie.

„Es braucht dir nicht leid zu tun, Sil, ihm wird es gleich leid tun, diesem...", sagte er und deutete auf Malfoy.

„Ich glaube nicht, daß Sie sich in der günstigen Lage befinden, irgendwelche Drohungen gegen mich auszusprechen, Professor Lupin. Ach nein, Sie sind ja kein Professor mehr, man hat Sie ja von der Schule geworfen, als man herausgefunden hat, daß Sie ein Werwolf sind.", sagte er amüsiert.

„Sie irren sich, Malfoy, ich bin selber gegangen.", protestierte Remus.

„Ach, das kommt doch auf dasselbe heraus. Wenn Sie nicht gegangen wären, hätte man Sie gefeuert.", sagte er sarkastisch und sah die beiden kurz nachdenklich an.

„Aber da kommt mir doch eine hervorragende Idee. Diesmal scheint das Glück gänzlich auf meiner Seite zu stehen. Wenn ‚ich' es nicht schaffen kann, dich zu töten, dann werde ich es eben jemanden anderen erledigen lassen. Heute nacht ist Vollmond, nicht wahr, Lupin?", sagte Malfoy und sein Grinsen wurde immer breiter, als er Remus ansah. Dieser wurde kreidebleich.

„Wie wäre es denn, wenn ich euch beiden hübschen zusammen in einen Raum einsperre für heute nacht? Wie viele würden da morgen früh wohl noch lebend herauskommen?", fragte er sie nun.

Remus sah von Malfoy zu Sisilia.

„Hast du heute...?", fragte sie nur knapp und Remus schüttelte verzweifelt den Kopf. Sisilia verstand. Er hatte seinen Wolfsbanntrank heute noch nicht genommen. Das hieße, wenn der Mond aufging, würde er sich heute verwandeln und gefährlich sein.

„Das können Sie nicht machen, Malfoy, das ist mehr als unmenschlich.", sagte Remus und sah ihn ungläubig an.

„Ach, kann ich nicht? Sie glauben gar nicht, was ich alles kann. Und der Gedanke gefällt mir immer besser. Ich brauche nicht mal meine Hände schmutzig zu machen. Sie werden das für mich erledigen.", lachte Malfoy nun auf.

„Packt sie!", befahl er nun seinen beiden Helfern.

Remus merkte, daß, egal, was er sagen würde, es Malfoy nicht davon abhalten würde, seinen teuflischen Plan auszuführen.

„Sil, sie können dir nichts tun, du musst hier verschwinden.", forderte Remus sie nun auf.

Doch sie schüttelte nur den Kopf.

„Er hat meinen Großvater und er wird ihn töten, wenn ich weglaufe.", erklärte sie in einem ruhigen Ton, so als würde sie nur erzählen, was es heute Abend zu essen gab. Remus sah sie verständnislos an.

„Kluges Mädchen.", sagte Malfoy und trat hinter sie. Sisilia stand ruhig und steif da, während er ihre Haare hinter ihr Ohr schob und ihr etwas zuflüsterte.

„Wenn du mir dein Geheimnis verrätst, werde ich deinen Großvater verschonen. Ist das nicht ein Angebot.", hauchte er ihr ins Ohr.

„Nimm deine dreckigen Finger von ihr, Malfoy!", fauchte Remus ihn an und wollte sich auf ihn stürzen, doch die beiden Helfer hielten ihn fest.

„Ach, spielst du jetzt ihren Beschützer, wenn Severus nicht da ist? Ja, ich hab schon von Draco gehört, daß Severus und du jetzt gute Freunde seid. Aber keine Angst, Lupin, ich mag keine gebrauchten Sachen. Das scheint ja eher dein Metier zu sein.", sagte er und betrachtete angewidert Lupins Kleidung. Lupin wurde immer wütender, und die zwei Todesser hinter ihm hatten alle Mühe ihn festzuhalten. Da richtete Malfoy seinen Zauberstab auf ihn.

„Ich kann auch ganz anders.", fauchte dieser ihn nun an. Sisilia stellte sich schnell schützend vor Remus. Sie wusste jetzt, daß irgendwelche Flüche ihr nichts anhaben konnten, deshalb hatte sie auch keine Angst, das zu tun.

Malfoy sah sie einige Sekunden an, ließ dann seinen Zauberstab sinken, und Sisilia drehte sich zu Remus um.

„Bitte, tu was er verlangt.", bat sie ihn nun und sah ihn eindringlich an. Sie hoffte, er würde verstehen, was sie ihm klarmachen wollte.

„Sil, aber wenn er uns zusammen für die Nacht einsperrt, dann werde ich dich töten. Ich habe den Trank heute noch nicht genommen, du.. du hättest keine Chance!", versuchte er ihr verzweifelt zu erklären. Er verstand nicht, wie sie so ruhig bleiben konnte. Sisilia stellte sich nun direkt vor ihn. Sie sah ihn ruhig an.

„Remus, wenn ich schon sterben soll, ist es mir lieber, du tust es, als er. Ich habe keine Angst. Vergiss nicht, der Tod ist nicht das Ende. Der Tod verleiht dem Leben nur Flügel.", sagte sie, und Remus sah sie aufgrund ihrer Worte verwirrt an. War sie jetzt übergeschnappt, überlegte er. Doch dann fiel bei ihm der Groschen, und er nickte unmerklich.

Sisilia wusste nun, er hatte verstanden, was sie ihm sagen wollte. Werwölfe töteten nur Menschen, aber keine Tiere. Malfoy wusste nicht, daß Sisilia sich in eine Eule verwandeln konnte, so drohte ihr keine Gefahr von ihm. Remus entspannte sich etwas.

„So ein dummes Geschwafel.", fauchte Bellatrix „Tot ist tot, und das wirst du bald sein, Süße.", lachte sie nun spitz auf.

Remus und Sisilia ließen sich nun ohne große Widerwehr nach unten in den Keller bringen.

Als sie an dem Lagerraum vorbeigingen, dessen Tür ein vergittertes Fenster hatte, sprach Sisilias Großvater, der dort heraussah, sie an.

„Oh, beim Barte des Merlin. Ich hatte gehofft, du wirst nicht kommen. Hast du meine Warnung nicht verstanden Kleines?", fragte er sie voller Sorge. Sisilia ging zur Tür, keiner hielt sie dabei auf, und sie sah ihren Großvater an.

„Ich bin ja so dumm, ich wusste, daß etwas an diesem Brief nicht stimmte, doch mir wird erst jetzt klar was es war." Er hatte sie in seinen Briefen nie mit Namen angeredet und auch nie seinen Namen darunter gesetzt. „Es hätte mir auffallen müssen.", sagte sie und sah ihren Großvater besorgt an. Sie hatten es in der Tat immer vermieden, aus Sicherheitsgründen, Namen in den Briefen zu verwenden. Er hatte sie immer nur meine Kleine genannt.

„Geht es dir gut?", fragte sie ihn besorgt.

„Mir geht es gut, mach dir keine Gedanken.", antwortete er ihr.

„Genug geschwafelt.", fauchte Bellatrix nun und zog Sisilia von der Tür fort.

„Was habt ihr mit ihr vor?", rief Aberforth ihnen hinterher.

„Mach dir keine Sorgen um mich, Großvater. Ich liebe dich!", rief sie ihm noch zu, während Malfoy und die anderen beiden sie in den hinteren Teil des Kellers schoben.

Sie kamen zu dem letzten Raum hinten im Keller, der mit einer großen, schweren Gittertür versehen war. Malfoy richtete seinen Zauberstab auf die Tür, worauf diese unter Quietschen aufsprang. Sie schoben zuerst Lupin hinein und stießen dann Sisilia hinterher. Remus hielt Sisilia fest, die beinahe gestürzt wäre.

„Ein nettes Bild, ihr beiden, was Severus nur dazu sagen würde?", fragte er süffisant.

Sisilia hatte keine Lust, auf die Anspielungen von Malfoy einzugehen, und so ignorierte sie einfach seine Worte. Als er dies merkte, wurde sein Blick wieder ernst.

„Ach ja, macht euch keine Hoffnungen, dank deines so klugen Großvaters liegt ein Antiapparierzauber auf dem Haus. Also könnt ihr auf dem Weg nicht entkommen."

Er hob wieder seinen Zauberstab und verschloss magisch die Gittertür.

„Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig als Euch einen amüsanten Abend zu wünschen. Ich denke, ihr könnt es verstehen, wenn ich nicht bleibe und bei dem Schauspiel zusehe. Ich kann es nicht leiden, wenn so viel Blut fließt. Ich werde später wiederkommen und sehen, ob der Werwolf seine Arbeit gut gemacht hat", sagte er kalt, nickte den anderen beiden zu, die hämisch grinsten, und machte auf dem Absatz kehrt.

„Wenn hier einer eine Bestie ist, dann Sie, Malfoy!", schrie Sisilia ihm hinterher, doch er hob, ohne sich umzudrehen, nur den Arm, winkte kurz und ging ohne ein weiteres Wort davon. Sie hörten noch einige Geräusche, und wie ein Tür ging, dann wurde es ruhig. Sie warteten, bis die drei nicht mehr zu hören waren.

„Wie kannst du nur so ruhig bleiben?", fragte Remus und sah sie besorgt an.

„Ganz einfach, Remus. Ich habe noch ein paar Trümpfe im Ärmel, oder sagen wir mal in den Fingern.", sagte sie, lächelte Remus an und machte eine kreisende Bewegung mit der Hand in Richtung Türschloss. Sie hörten ein leises Knacken, und Sisilia ging nach vorne, öffnete die Tür und machte eine einladende Handbewegung. Remus blieb der Mund offen stehen.

„Sag mal, woher kannst du das schon wieder?"

„Ich denke mal, das muss in der Familie liegen. Ich habe erst vor kurzem entdeckt, daß ich so etwas kann. Ist jedenfalls nicht schlecht, wenn man seinen Zauberstab mal nicht zur Hand hat, obwohl ich zugeben muss, daß es leider bisher nur bei einfachen Dingen funktioniert.", erklärte sie.

„Muss ich mich jetzt vor dir fürchten?", fragte er sie bewundernd.

„Ach, was denkst du denn, du doch nicht. Komm, wir müssen meinen Großvater befreien." Sie schaute sich vorsichtig um, aber keiner war zu sehen. Sie und Remus schlichen vorsichtig in den vorderen Teil des Kellers.

Als sie an der Tür angekommen waren, sahen sie, daß diese offen stand. Sisilia öffnete sie ganz und sah hinein.

„Verdammt, sie haben ihn mitgenommen. Was tun wir jetzt?", fragte sie und sah Remus hilfesuchend an.

„Auf jeden Fall sollten wir hier raus. Es wird langsam dunkel draußen.", sagte Remus und deutete besorgt auf das Kellerfenster.

„Du hast recht.", antwortete sie ihm und ging zur Treppe. Doch da hörten sie plötzlich ein Geräusch.

„Zurück, es kommt jemand.", sagte Sisilia. Sie stiegen die wenigen Stufen, die sie bereits hochgegangen waren, wieder hinunter und versteckten sich unter der Holztreppe, neben der einige Fässer aufgestapelt waren, so daß man sie nicht gleich sehen konnte.

Jemand schien den Keller zu betreten und langsam die Treppe hinunter zu steigen. Durch die Stufen konnten sie nun ein Paar schwarze Stiefel erkennen. Der Mann ging sehr langsam, als ob er sich gründlich umsehen würde. Sisilia und Remus verständigten sich mit Blicken. Sie wollten, wenn er unten angekommen war, sich auf ihn stürzen, und sie machten sich bereit.

Sie sahen nicht viel von dem Mann, nur daß er schwarze Stiefel trug und einen schwarzen Umhang. Er hatte nur noch drei Stufen, zwei, eine.... Sisilia und Remus hechteten aus ihrem Versteck hervor. Der Mann drehte sich blitzschnell um, seinen Zauberstab auf die beiden gerichtet und...

Sisilia stoppte abrupt, als sie ihn erkannte. Remus war dagegen nicht so schnell und knallte gegen Sisilia, die durch den Stoß nach vorne gegen Severus krachte, welcher sie geschickt abfing.

„So eine stürmische Begrüßung hatte ich nicht erwartet.", sagte Severus und sah sie an.

„Sehr witzig, Severus.", sagte Sisilia, der überhaupt nicht nach lachen zumute war.

„Wir dachten, du wärst einer von ihnen. Wie hast du uns gefunden?", fragte sie ihn.

„Ihr seid nicht zum Abendessen gekommen, da hab ich euch gesucht. Im Schulhof fand ich dann das hier.", sagte er und zog das Buch und den Brief aus seinem Mantel und reichte es ihr.

„Manchmal ist es wohl ganz gut, daß ich so schusslig bin und immer alles irgendwo liegen lasse.", sagte Sisilia erleichtert.

„Was ist denn geschehen, und wer dachtest du, daß ich bin?", wollte Severus nun wissen. Remus erzählte ihm von der Falle, die Malfoy Sisilia gestellt hatte, davon, was er mit ihnen vorgehabt hatte, und daß sie Aberforth immer noch in ihrer Gewalt hatten.

„Dieser verdammte...", sagte Severus und ballte seine Hand zu einer Faust.

„Hast du oben jemanden gesehen?", fragte Sisilia ihn.

„Nein, als ich kam, war keiner da."

„Severus, ich will ja nicht drängen, aber es wird dunkel, wir sollten wirklich langsam verschwinden.", gab Remus zu bedenken. Severus sah ihn kurz erschrocken an, so als ob ihm erst jetzt klar wurde, was er meinte.

„Du hast Recht, kommt, wir werden Hilfe im Schloss holen. Sil, wir werden deinen Großvater schon retten, hab keine Angst", sagte Severus und stieg die ersten beiden Stufen hinauf.

Da hörten sie plötzlich Stimmen.

„Los, Alter, schenk uns was zu trinken ein.", sagte eine Männerstimme.

„Ihr glaubt doch nicht, daß ich euch hier bediene, während meine Enkelin unten im Keller ist und von einem Werwolf zerrissen wird.", schrie er sie wütend an. Dann hörte man ein Krachen und Gläser zerbersten. Dann einen dumpfen Schlag und Ruhe.

„Der schläft jetzt ne Weile.", erklärte der Mann, und eine Frau lachte schrill.

„Ihr Idioten, was sollte das denn? Er sollte doch noch einen Brief an Dumbledore schreiben.", sagte Malfoy nun wütend zu ihnen.

In dem Augenblick hörten sie, wie noch mehr Leute den Pub betraten. Es waren mindestens 5 oder 6 Personen, wenn nicht sogar noch mehr.

„Schafft ihn nach hinten und fesselt ihn.", befahl Malfoy ihnen nun.

„Da seid ihr ja endlich.", sagte er wohl zu den Neuankömmlingen.

„Da kommen wir nicht mehr raus. Gibt es hier noch einen anderen Ausgang?", fragte Severus und sah Sisilia an. Doch sie war vorher auch noch nie hier unten gewesen und hatte keine Ahnung. Sie zuckte mir den Schultern.

Sie sahen sich suchend um, als Remus plötzlich steif wurde. Sie sahen ihn beunruhigt an, doch er erholte sich gleich wieder.

„Verdammt, der Mond geht auf.", fluchte er, „Ich werde es nicht mehr schaffen. Ihr müsst mich hier irgendwo einsperren. Es wird nicht mehr lange dauern, und ich werde mich verwandeln.", sagte er und sah flehend von Sisilia zu Severus.

Er erinnerte sich nur zu gut an die erste Begegnung mit Lupin als Werwolf. Sirius hatte ihm damals in der Schule eine Falle gestellt (er wollte ihm einen Streich spielen, war damals seine Erklärung, doch Severus hatte bis heute die unumstößliche Meinung, daß er vorhatte, ihn zu töten), und ihn zu der Heulenden Hütte gelockt. Wäre James damals nicht gekommen und hätte ihn gerettet (was er auch für fingiert hielt), hätte Remus ihn mit Sicherheit damals in Stücke gerissen. Das hatte er Sirius nie verziehen.

„Remus, wir können dich doch nicht hier zurücklassen.", sagte Sisilia besorgt.

„Das werdet ihr wohl müssen, selbst wenn ihr einen Weg hier raus finden solltet. Ich wäre nur eine Gefahr für euch. Malfoy wird mir nichts tun, solange ich verwandelt bin, und ich bin sicher, bis der Mond untergegangen ist, habt ihr längst Hilfe geholt.", sagte er, und wieder ging ein Zucken und Reißen durch seinen Körper.

„Beeilt euch, wir dürfen keine Zeit mehr verlieren.", sagte er und ging zu dem hinteren Raum zurück, in den sie Malfoy vorhin eingesperrt hatte. Severus und Sisilia folgten ihm.

„Ist das die einzige Möglichkeit?", fragte sie ihn noch einmal, und er nickte ihr stumm zu. Sie nahm ihn einen Moment in den Arm und drückte ihn, dann ging er in den Raum hinein.

Severus verschloss die Tür mit seinem Zauberstab.

„Vergesst nicht, ihr dürft die Tür nicht öffnen, solange ich ein Wolf bin. Ich würde euch nicht erkennen und euch töten.", sagte er noch, als sein Körper sich wieder versteifte.

Remus drehte sich um und starrte hasserfüllt zum vergitterten Kellerfenster hinaus, in dem sich der große runde Mond spiegelte. Sisilia erschrak. Sie hätte nie gedacht, daß sich soviel Hass in seinem Gesicht wiederspiegeln konnte. Dann konnte sie sehen, wie sich sein ganzer Körper aufbäumte und zu zittern begann. Ein schauriges Knurren drang aus seinem Mund, und dann begann er, vor Schmerzen zu schreien und zu stöhnen. Kurz darauf konnten sie sehen, wie die Form seines Kopfes sich zu verändern begann. Er zog sich langsam in die Länge, während seine Schultern immer mehr schrumpften. Unwillkürlich machten sie einen Schritt rückwärts. Sisilia konnte sehen, wie Haare auf seiner Haut und seinen Händen wuchsen. Es war ein erschreckender Anblick, und doch konnten sie ihre Blicke nicht von ihm wenden. Remus hatte sich dem Fenster zugewandt und sah hinaus. Er öffnete sein inzwischen riesiges Maul und sie konnten lange, scharfe Fangzähne erkennen, dann begann er, fürchterlich zu schreien. Doch seine Schreie gingen immer mehr in ein gefährliches Knurren und Heulen über und seine Hände, die er zu Fäusten geballt hatte, verwandelten sich in riesige und gefährliche Pranken mit langen scharfen Krallen. Er begann sich die Kleider vom Körper zu reißen und verletzte sich dabei immer wieder selber, wobei er abwechselnd knurrte, heulte und schrie. Sisilia konnte es nicht mehr ertragen, ihn so leiden zu sehen und drehte sich zu Severus um. Sie presste ihr Gesicht an seine Schulter, und er legte tröstend seinen Arm um sie.

Plötzlich wandte Lupin sich abrupt um und stürzte sich gegen die Gittertür. Sisilia und Severus wichen erschrocken weiter nach hinten zurück. Sie sahen in leuchtend gelbe Augen, die sie mordlüstern anstarrten. Die Gestalt vor ihnen hatte nichts mehr mit Remus gemein. Sisilia rann es eiskalt den Rücken hinunter, als sie in diese unheimlichen Augen sah.

„Wir sollten etwas untenehmen, ich bin mir nicht sicher, ob die Gitter halten werden.", sagte Severus und betrachtete besorgt die Metallstangen.

„Vielleicht könnten wir die Gitter verstärken?", schlug sie nun vor.

„Man könnte das Gitter versilbern.", überlegte Severus laut.

„Bist du verrückt, das könnte ihn töten. Nein, wir müssen es so versuchen."

„Gut, ich werde die Gitter verstärken, und dann hoffen wir, daß es reichen wird.", sagte er, hob seinen Zauberstab und murmelte ein paar Sprüche. Währenddessen warf sich der Werwolf immer wieder gegen das Gitter, doch der Zauber schien zu wirken, das Gitter hielt.

„Besser, wir verschwinden hier.", sagte Severus

„Ja, du hast recht, lass uns nach einem Ausgang oder so etwas suchen.", sagte sie und ging, ohne einen weiteren Blick auf Remus zu werfen, zur gegenüberliegenden Wand und suchte sie ab. Severus sah sich weiter vorne genauer um.

Sisilia hatte das merkwürdige Gefühl, daß hinter dieser Wand noch etwas sein musste und untersuchte sie genauer. Immer wieder heulte der Werwolf laut auf, um sich dann anschließend wieder gegen die Tür zu werfen. Sisilia versuchte das Heulen und das Gepolter zu ignorieren, was aber nicht einfach war, denn jedes Mal, wenn er von neuem zu heulen begann, rann ihr eine Gänsehaut über ihren Rücken.

Dann, sie wusste nicht, warum sie das tat, ging sie einen Schritt zurück, hob ihre Hände, und es sah so aus, als würde sie in der Luft etwas abtasten, dabei schloss sie ihre Augen. Dann hielt sie inne. Sie wusste nicht, wieso, aber sie hatte das Gefühl, daß genau vor ihr eine Tür war. Sie öffnete die Augen, aber sie konnte nur eine kahle Wand erblicken. Dann schloss sie ihre Augen wieder und sah vor ihrem geistigen Inneren eine hölzerne Tür. Sie zögerte kurz, doch dann griff sie einfach nach dem Türknauf, den sie zu sehen glaubte. Und tatsächlich hatte sie einen in der Hand. Sie drehte ihn herum und zog die Tür auf.

Als sie jetzt die Augen wieder öffnete, sah sie in einen anderen Raum hinein. Severus, der sie beobachtete hatte, trat nun zu ihr.

„Wie hast du das gemacht?", fragte er sie.

„Ich bin mir nicht sicher, aber wenn ich die Augen geschlossen habe, konnte ich diese Tür hier sehen.", erklärte sie ihm.

Er sah sie erstaunt an und schaute dann in den Raum hinein. Drinnen standen mindestens 20 verschieden große und verschiedenfarbige Ziegen. Sisilia und Severus sahen sich überrascht um.

„Jetzt verstehe ich wenigstens, wo der Gestank herkommt.", sagte Sisilia und deutete auf die Tiere.

Plötzlich hörten sie Schritte von oben.

„Das möchte ich mir gerne ansehen, ich hab noch nie einen Werwolf gesehen.", sagte eine kratzige Männerstimme. Schnell schob Severus Sisilia in den Raum mit den Ziegen und zog die Tür hinter ihnen zu. Sofort konnten sie nichts mehr von draußen hören. Anscheinend war ein Schallschutzzauber auf den Raum hier gelegt worden, daß man die Ziegen draußen nicht hören konnte.

Sisilia ging mitten in den Raum hinein und sah sich um. Unter der Decke hingen einige Lichtquellen. Sisilia war sich nicht sicher, was das war, sie sahen aus wie lauter kleine Sonnen, vier Stück an der Zahl, und der Raum hatte keine Fenster oder erkennbare Türen, außer der einen, durch die sie hereingekommen waren.

„Was machen wir jetzt?", fragte sie.

„Jetzt könnten wir Potters Tarnumhang gebrauchen.", sagte er und begann sich ebenfalls umzusehen.

„Harry besitzt einen Tarnumhang?", fragte Sisilia überrascht, während sie weiter die Wände absuchte.

„Ja, hat er von seinem Vater vererbt bekommen, soweit ich das weiß.", erklärte er und schob ein paar hartnäckige Ziegen aus dem Weg.

Sie suchten alle Wände ab, aber sie fanden keine weitere Tür.

„Ich fürchte, wir sitzen hier fest.", sagte er und sah Sisilia an, die es noch einmal mit geschlossenen Augen versuchte. Doch damit hatte sie diesmal kein Glück.

„Nichts, verdammt. Was, meinst du, werden sie tun, wenn sie feststellen, daß ich nicht mehr da bin?"

„Wie ich Malfoy kenne, wird er erst mal überall nach dir suchen lassen. Remus interessiert ihn nicht. Du bist es, die er will.", sagte er und nahm Sisilia, die ihn ängstlich ansah, in den Arm.

„Woher weißt du das?", frage sie.

„Er hat mir schon einige Eulen geschickt. Natürlich ohne seinen Namen anzugeben, aber ich wusste trotzdem, daß sie von ihm waren. Es waren alles Drohbriefe. Ich habe sie dir nicht gezeigt, weil ich dich nicht noch mehr beunruhigen wollte.", sagte er zu ihr.

„Er kann es einfach nicht verstehen, wie du es geschafft hast, seinen Todesfluch abzuwehren. Das scheint ihm einiges Kopfzerbrechen zu breiten."

„Du hast recht, das war das erste, was er mich gefragt hat.", begann sie, und als Severus sie fragend ansah, fügte sie noch hinzu: „Keine Angst, ich hab ihm nichts gesagt, und als er merkte, daß er mir nichts tun kann, kam er auf die Idee, mich mit Remus in einen Raum zu sperren, weil er hoffte, „er"würde mich dann töten.", Sisilia verkrampfte sich, als sie an Remus dachte, der nur ein paar Meter von ihnen entfernt als Werwolf den Mond anheulte.

„Ich wusste nicht, daß es so schlimm ist. Ich hatte keine Ahnung, daß es so fürchterliche Schmerzen sind, die er jedes Mal ertragen muss.", sagte sie, und ein paar Tränen rannen aus ihren Augen.

„Mit dem Trank ist es nicht mehr so schlimm, Sil. Er spürt weniger Schmerzen, und da er nicht wild wird, fügt er weder sich noch anderen Verletzungen bei. Ich glaube, er kann damit sehr gut leben. Es ist diesmal eine große Ausnahme, da er heute seinen Trank nicht rechzeitig nehmen konnte.", erklärte er ihr. Sisilia verstand, doch das, was sie vorhin mit ansehen musste, war doch sehr hart für sie gewesen.

„Komm, gehen wir nach da hinten.", sagte er und schob Sisilia zwischen den Ziegen durch in eine Ecke, in der frisches Stroh und Heu lag. Sie mussten über eine Art Absperrung steigen, aber zumindest hatten sie dort Ruhe vor den neugierigen Ziegen, die sie anzuknabbern versuchten.

„Wir können doch nicht einfach hier bleiben und nichts tun.", sagte Sisilia und machte Anstalten, wieder zurück zur Tür zu gehen, doch Severus hielt sie auf.

„Warte, wir werden es später versuchen, aber jetzt sollten wir erst mal abwarten, bis sie fertig sind das Haus abzusuchen. Sonst laufen wir ihnen direkt in die Arme.", sagte er und setzte sich auf das Stroh.

„Du hast recht, ich hab nur Angst um Remus und meinen Großvater.", sagte sie und setzte sich neben ihn.

Severus legte seinen Arm um sie und zog sie an sich heran.

„Wir warten eine Stunde, dann versuchen wir, hier rauszukommen.", sagte er mit ruhiger Stimme. Sisilia setzte sich aufrecht hin und sah ihn ungläubig an.

„Wie kannst du nur so ruhig bleiben?" Er schüttelte den Kopf.

„Es sieht nur so aus, als wäre ich so ruhig, Sil. Ich habe gelernt, oder besser gesagt, ich musste lernen, meine Gefühle zu unterdrücken, anders hätte ich nicht überleben können.", erklärte er ihr. Sisilia nickte nur, sie konnte nichts mehr sagen.

So saßen sie eine ganz Weile da, jeder seinen Gedanken nachhängend. Sisilia beobachtete die Ziegen, als ihr etwas auffiel.

„Wozu hat mein Großvater hier unten Ziegen versteckt?", fragte sie schließlich.

Severus sah sie überlegend an und zuckte ratlos mit den Schultern.

„Das würde ich auch gerne wissen. Dein Onkel hat einmal erzählt, dein Großvater hätte Probleme mit dem Zaubereierministerium gehabt, als er irgendwelche verbotenen Zauber mit Ziegen ausgeführt hat. Er hat nur nie erwähnt, welche das waren.", sagte er und begann nun ebenfalls die Ziegen genauer zu beobachten.

„Das einzige, was mir bei Ziegen einfällt ist, daß sie Milch geben, daß man Käse daraus machen kann und... daß sie furchtbar stinken.", sagte Sisilia und sah ihn nun fragend an.

„Nun ja, das erste, was mir einfällt bei dem Wort Ziegen, das ist Bezoar. Nur hab ich nie davon gehört, daß man die speziell in den Ziegen züchten kann. Vor allem muss er die Tiere dann doch schlachten, um an die Steine heranzukommen. Du kannst ihn ja fragen, wenn wir hier wieder raus sind.", schlug Severus ihr vor und sah dann auf seine Uhr.

„Ich glaube, jetzt könnten wir es versuchen. Du wartest hier, ich werde nachsehen. Wenn die Luft rein ist, hole ich dich. Wenn nicht, dann versuchst du es später selber.", sagte er und kletterte über die Absperrung.

„Severus, aber...!"

„Nein, keine Diskussion. Wenn ich nicht zurückkomme, dann versuchst du ins Schloss zu gelangen und holst Hilfe, verstanden?", sagte er sehr bestimmt. Sisilia sah ihn ängstlich an, so daß er sich noch einmal umdrehte, zu ihr ging und sie kurz in den Arm nahm.

„Wir werden das schaffen, wir haben schon schlimmere Sachen geschafft.", sagte er ihr aufmunternd. Dann ging er zur Tür und öffnete sie leise einen Spalt. Sofort konnte sie wieder das Heulen des Werwolfs vernehmen, und ihr Magen zog sich zusammen.

Als er sich sicher war, daß niemand vor der Tür war, ging er hinaus. Er deutete noch kurz an, daß er klopfen würde, wenn er zurück sei und schloss dann die Tür hinter sich. Sofort war es wieder still, nur die Ziegen waren noch zu hören.

Doch als er weg war, fiel ihr ein, daß er weder die Tür finden würde, noch sie sein Klopfen hören könnte. Sie rannte schnell durch die Ziegenherde, so schnell es ihr eben möglich war, da einige der sturen Tiere nicht bereit waren, zur Seite zu gehen, und sie um sie herum jonglieren musste.

Sie nahm den Türknauf in die Hand und überlegte. Sollte sie besser nicht doch warten? Sisilia entschied sich dagegen. So leise sie konnte, drehte sie den Türknauf und schaute durch einen kleinen Spalt hinaus. Sofort hörte sie wieder das Knurren und Heulen. Auf dem Flur war keiner zu sehen. So holte sie tief Luft und öffnete die Tür ganz. In dem Moment, als sie die Tür wieder ins Schloss fallen lassen hatte, war diese für das normale Auge wieder verschwunden. Sie warf einen kurzen Blick zu Remus hinüber, der mit dem Gesicht zum Mond gewandt dasaß und immer wieder den Kopf in den Nacken warf und anfing, den Mond anzuheulen. Er hatte fürchterliche Schrammen und Kratzer auf seinem ganzen Körper, die teilweise stark bluteten.

Sisilia musste sich von dem schrecklichen Anblick losreißen, und dann ging sie Richtung Treppe. In dem Augenblick hörte sie, wie jemand die Treppe heruntergeschlichen kam. Sie stellte sich schnell hinter ein Weinflaschenregal und drückte sich gegen die Wand. Als sie vorsichtig zwischen den Flaschen hindurchlinste, konnte sie sehen, daß es Severus war, der wieder zurückkam. Sie trat hinter dem Regal vor. Severus, der im ersten Moment erschrak und seinen Zauberstab auf sie richtete, ging nun flüsternd auf sie zu.

„Was zum Henker machst du hier draußen? Du solltest doch da drinnen warten!", sagte er und deutete mit seinem Kinn auf die Wand hinter ihr.

„Du bist gut. Du kannst die Tür nicht öffnen, und wenn du klopfst, kann ich dich nicht hören.", erklärte sie ihm.

„Daran hab ich gar nicht gedacht. Ich weiß nicht, wie viele noch im Haus sind. Es ist ziemlich ruhig gerade, aber ich fürchte, wir kommen hier nicht raus. Sie haben zwei Wachen abgestellt.", erklärte er.

„Die könnten wir doch locker ausschalten.", sagte Sisilia und grinste ihn an.

„Womit bitte willst du das machen? Lucius hat immer noch deinen Zauberstab, vergessen?"

„Wer braucht denn einen Zauberstab? Hier gibt es doch genug Schlagwerkzeug.", erklärte sie und zog eine dicke Weinflasche aus dem Regal, „Oder hast du etwa Angst?", fragte sie ihn.

„Die Idee ist schon wieder so verrückt, daß sie funktionieren könnte.", sagte er und griff sich auch eine Flasche. Sisilia sah ihn erstaunt an.

„Auf die Art und Weise hab ich es noch nie versucht, und den hab ich ja auch noch, falls es nicht klappen sollte.", sagte er und hob den Zauberstab in die Höhe.

„Sie stehen übrigens je einer links und einer rechts neben der Tür. Welchen hättest du gerne?", fragte er flüsternd. Sisilia überlegte kurz und deutete dann nach links. Severus nickte, und sie stiegen leise die Stufen hinauf. Als sie oben angekommen waren, sahen sie sich an, Severus zählte stumm mit den Fingern auf 3, und dann stupsten sie die beiden Wachen an den Schultern an, worauf diese sich verwundert herumdrehten. Doch noch bevor die beiden wussten, wie ihnen geschah, hatten Sisilia und Severus ihnen schon die Weinflachen mit großer Wucht auf ihre Köpfe geschlagen, so daß die Flaschen in tausend Scherben zersprangen. Die Männer taumelten und fielen dann bewusstlos zu Boden.

„Das beginnt ja langsam, richtig Spaß zu machen.", sagte er leise, grinste, hob seinen Zauberstab und begann, die beiden zu fesseln und zu knebeln.

Sisilia leckte sich über die Finger, über die der Wein aus der Flasche gespritzt war.

„Hm, ich glaube wir hätten vorher auf das Etikett schauen sollen, ich hab leider einen guten Wein erwischt, schade.", sagte sie und grinste ihn an.

Leise gingen sie weiter. Sisilia blieb vor dem Wohnraum stehen. Es war total finster da drin, doch schien es ihr, als würde sie ein Atmen vernehmen. Sie ging langsam hinein. Sie entdeckte direkt neben der Tür auf einem Sekretär eine Kerze. Mit einem leichten Hauch fuhr sie mit der Hand über den Docht, der daraufhin anfing zu brennen. Sie nahm die Kerze mitsamt Halter und trat vorsichtig ins Zimmer hinein. Severus folgte ihr mit erhobenem Zauberstab. Als sie um den Tisch herumgegangen war, sah sie Beine hinter dem Sofa hervor schauen. Sie erkannte sofort, daß es die Beine ihres Großvaters waren. Schnell lief sie zu ihm, stellte die Kerze neben ihm auf den Boden und kniete sich neben ihn.

Als sie sah, daß er atmete, löste sie erleichtert seine Fesseln.

„Großvater.", sagte sie und begann leicht seine Wangen zu tätscheln. Severus kniete sich neben die beiden, und als Aberforth begann, sich zu bewegen, half er ihm, sich aufzusetzen.

„Mr. Dumbledore, wie geht es ihnen?", fragte er.

Zuerst zuckte Aberforth erschrocken zurück, als er Severus erblickte, doch dann erkannte er Sisilia, und erst jetzt schien er zu begreifen, wen er vor sich hatte.

„Professor Snape, Sie sollten sich vielleicht mal andere Kleidung zulegen. In dem schwarzen Sachen hält Sie doch jeder für einen Todesser.", sagte Aberforth zu ihm, und Severus sah ihn irritiert an, antwortete jedoch nichts darauf.

„Können Sie aufstehen?", fragte Severus ihn nun.

„Ich hab eine auf den Kopf bekommen, nicht auf die Beine. Sicher kann ich aufstehen.", brummte er und ließ sich von Severus und Sisilia hochziehen.

„Großvater.", ermahnte sie Aberforth, doch dieser ignorierte Sisilia.

„Wo ist den dein Freund, dieser Lupin?", fiel ihm plötzlich ein, und er betrachtete Sisilia von oben bis unten, so als wolle er feststellen, ob sie unverletzt war.

„Er ist unten im Keller, wir mussten ihn einsperren, da er sich verwandelt hat.", erklärte sie ihm und senkte ihren Blick.

„Ich dachte, ihr beiden mixt ihm immer so einen Trank?", fragte er und sah sie beide abwechselnd an.

„Sicher tun wir das, aber er konnte ihn heute nicht nehmen.", erklärte Sisilia ihm.

„Was für ein toller Tag heute. Zuerst überfallen diese Todesser meine Kneipe, dann wollen sie meine Enkelin töten, und jetzt hab ich noch einen Werwolf im Keller.", brummte dieser nun ärgerlich.

„Und damit sich diese Liste nicht fortsetzt, wäre es vielleicht ratsamer, wenn wir nun verschwinden würden.", sagte Severus und drängte zum Gehen.

„Und was passiert mit dem Werwolf?", fragte Aberforth unsicher. „Der kommt doch aus dem Keller nicht raus, oder?"

„Severus hat die Gittertür verstärkt, wir denken, daß sie halten wird. Und keine Angst, deine Ziegen wird er schon nicht anrühren."

Aberforth kniff die Augen zusammen. „Hätte ich mir ja denken können, daß du die Tür findest.", brummte er, „Deiner Mutter konnte man auch nie was verheimlichen."

Sisilia musste lachen.

"Das beste wird sein, wir gehen nach Hogwarts. und wenn es hell wird, werde ich Remus hier rausholen. Solange er ein Werwolf ist, wird Lucius sich nicht trauen. ihm zu nahe zu kommen-", sagte Severus und ging in den Flur. um nachzusehen, ob die Luft rein war.

„Irgendwie gefällt mir dein Mann. Sisilia, er hat so was verwegenes-", flüsterte er und grinste Sisilia an. „Außerdem lässt er sich absolut nicht aus der Ruhe bringen, das ist immer nützlich, besonders, wenn er mal auf das Kind aufpassen muss."

Sisilia knuffte ihn in den Arm, doch dann musste sie selber grinsen. In dem Moment kam Severus zurück.

„Es scheint keiner mehr da zu sein, wir können...", begann er. Als er in die Gesichter von Sisilia und Aberforth sah, was ihn dann doch zu irritieren schien, stockte er.

„Wir können auch den Hinterausgang benutzen. Von dort führt dann ein kleiner Pfad direkt hoch zum Schloss.", erklärte Aberforth schnell und ging vor, um den beiden den Weg zu zeigen. Sisilia machte es ihrem Großvater nach und folgte ihm wortlos, so blieb Severus nur übrig, hinter ihnen herzugehen.

Sie hatten das Schloss über einen kleinen, versteckten Pfad erreicht, ohne daß sie von irgend jemanden gesehen worden waren.

Sie hatten sofort Albus Dumbledore benachrichtigt und ihm berichtet, was vorgefallen war.

Albus und Aberforth forderten Sisilia mehrmals auf, schlafen zu gehen, doch sie wollte und konnte jetzt nicht schlafen. Doch als auch Severus begann, auf sie einzureden, gab sie nach und verließ das Büro ihres Großonkels. Doch sie ging nicht zu Bett, sondern in Lupins Zimmer und suchte Kleidung für ihn zusammen. Da er das, was er getragen hatte, ja bei seiner Verwandlung zerrissen hatte, würde er etwas neues brauchen. Sie verbrachte die restliche Zeit in ihrem Wohnraum, dann sie konnte absolut nicht schlafen und machte sich die ganze Zeit Gedanken über das, was geschehen war.

Als es langsam begann, hell zu werden, ging Sisilia in die Eingangshalle und wartete dort. Es dauerte auch nicht lange, bis Albus, Aberforth und Severus herunterkamen. Sie waren überrascht Sisilia hier unten zu sehen.

„Eigentlich hätte ich es mir denken können, daß du nicht schlafen würdest.", sagte Severus zu Sisilia.

„Gut, dann können wir ja gehen, oder?", fragte sie in die Runde.

„Wir? Du wirst hier bleiben.", sagte Aberforth schroff.

„Sisilia, ich finde auch, daß es besser ist, wenn du im Schloss bleibst. Wir werden das regeln.", sagte Albus und sah sie eindringlich an. Doch Sisilia machte immer noch einen entschlossenen Eindruck, mitgehen zu wollen.

„Was sagen Sie?", fragte Aberforth nun an Severus gewandt.

„Es wäre auch mein Wunsch, daß sie hier bleibt. Doch befehlen werde ich ihr es nicht. Sisilia hat ihren eigenen Kopf.", antwortete Severus und sah Sisilia an. Sie blickte nun von einem zum andern.

„Gut, ihr habt gewonnen, ich werde hier bleiben. Wenn ihr aber in einer Stunde nicht zurück seid, komme ich mit Verstärkung nach.", entgegnete sie ihnen.

Albus Dumbledore und ihr Großvater nickten ihr kurz zu und machten sich auf den Weg. Severus wollte sich schon zu gehen wenden, als Sisilia ihn noch einmal aufhielt.

„Severus, warte.", sagte sie und ging ihm ein paar Schritte hinterher.

„Hier hab ich Kleidung für Remus."Sie streckte ihm ein Bündel entgegen.

„Du denkst auch an alles.", antwortete er ihr, drückte ihr noch einen Kuss auf den Mund und folgte dann den Dumbledores.

Es war nun schon fast eine ganze Stunde vergangen, und sie hatte immer noch nichts von ihnen gehört. Nervös ging sie im Wohnraum auf und ab. Sisilia wurde immer unruhiger und sie überlegte schon, ob sie Minerva und Hagrid holen sollte, als endlich die Tür aufging und Severus eintrat.

Schnell ging sie ihm entgegen und sah ihn fragend an.

„Remus geht es bis auf ein paar Kratzer gut. Wir haben ihn zu Madam Pomfrey gebracht. Von Lucius und den anderen haben wir nichts mehr gesehen, sie haben sich wohl auf und davon gemacht.", beruhigte er sie, und Sisilia atmete erleichtert auf.

„Deinen Zauberstab habe ich leider nirgendwo gefunden, ich fürchte, Lucius hat ihn als Andenken behalten."

„Prima, dann muss ich mir auch noch einen neuen Zauberstab besorgen.", stöhnte Sisilia und verdrehte die Augen. Doch im Grunde war ihr das nicht so wichtig. Was zählte, war, daß es Remus gut ging.

„Dein Großvater hat darauf bestanden, im Eberkopf zu bleiben. Er meinte, er müsse ihn ja schließlich heute Abend wieder aufmachen.", fasste er vollends kurz zusammen und sah sie dann mit gekräuselten Lippen an.

„Was?", fragte sie nur.

„Jetzt weiß ich wenigstens, woher du deinen Sturkopf hast.", antwortete er.

„Gut. Dann werde ich jetzt meinen Sturkopf nehmen und kurz nach Remus sehen.", lachte Sisilia erleichtert, drückte Severus kurz und ging dann schnurstracks nach oben.

Als sie beim Krankenflügel ankam, sah sie, daß die Tür nur angelehnt war. Leise drückte sie diese weiter auf. Sie sah Remus mit dem Rücken zu ihr auf einem der Betten sitzen. Er hatte sein Hemd ausgezogen, und Madam Pompfrey wollte gerade seine Verletzungen mit einer Salbe versorgen.

„Sie sehen wieder furchtbar aus. Es ist lange her, als Sie das letzte Mal so schlimme Verletzungen gehabt haben. Warum haben Sie auch nur ihren Banntrank vergessen.", sagte diese bedauernd.

Sisilia ging leise näher und trat neben Madam Pomfrey, der sie, als sie sie bemerkt hatte, ein Zeichen gab, nichts zu verraten. Sie nahm ihr den Tiegel mit der Salbe ab und begann, die gelb-grüne Masse vorsichtig auf die Verletzungen auf Remus Rücken aufzutragen.

„Es war mein eigener Fehler, ich hab es gestern immer wieder hinausgeschoben, ihn zu trinken, wollte es erst beim Abendessen machen, und dann war es zu spät. Künftig werde ich ihn doch besser schon mittags zu mir nehmen.", antwortete er.

Madam Pomfrey ging nun zu einem Bett gegenüber und begann dort leise, mit Verbänden herumzuhantieren.

Sisilia konnte sehen, daß sich die Wunden an den Stellen, wo sie die Salbe aufgetragen hatte, langsam zu schließen begannen und nur noch leichte rote Narben zu sehen waren, welche wohl erst nach einigen Tagen verblassen würden. Sie wunderte sich sehr, daß er kaum reagierte, wenn sie die Salbe auftrug, denn sie wusste, daß diese Salbe doch ganz schön brannte, zumindest am Anfang, bis sich die Wunden verschlossen hatten.

Sie erkannte auch viele alte Narben auf seiner Haut, die von früheren Verletzungen stammen mussten. Ihr Magen verkrampfte sich bei der Vorstellung.

„Diese neue Salbe ist besser, als die, die Sie früher hatten, oder sind Sie heute nur besonders vorsichtig beim Auftragen?", fragte er.

Automatisch antwortete Madam Pomfrey von der anderen Seite.

„Es ist eine neue Rezeptur, Professor Snape hat...", begann sie, doch stockte sie gleich wieder und sah Sisilia entschuldigend an.

Remus, dem das sofort aufgefallen war, drehte sich überrascht um.

„Sil?"

„Hallo Remus.", sagte sie und lächelte ihn an. Er sah sie einen Moment lang an, dann stand er auf nahm ihr den Tiegel aus der Hand und stellte ihn aufs Bett.

„Sil, bitte tu das nicht.", sagte er zu ihr.

„Warum, ich hab doch nur Salbe auf deinen Wunden getan.", sagte sie nun durcheinander.

„Das meine ich nicht."Er schüttelte energisch den Kopf. „Ich sehe es doch in deinen Augen, was du denkst. Ich möchte nicht von Dir bemitleidet werden. Ich komme inzwischen damit gut zurecht, es ist ein Teil meines Lebens. Es tut mir zwar sehr leid, daß du das gestern mit ansehen musstest, aber glaube mir, es ist nicht so schlimm, daß ich dein Mitleid brauche.", sagte er schroff.

„Jetzt halt aber mal die Luft an, Remus!", sagte Sisilia ärgerlich. „Ich habe mir nur Sorgen um dich gemacht, und das werde ich wohl noch dürfen, oder?"Sie sah ihn mit funkelnden Augen an. Dann ergriff sie wieder den Tiegel und forderte Remus auf:

„Und jetzt setzt dich gefälligst wieder, ich war noch nicht fertig."Sie deutete auf das Bett.

„Es tut mir leid, Sil.", begann er und nahm wieder auf dem Bett Platz. „Es ist nur so, daß die meisten Angst haben, und diejenigen, die keine Angst haben, kommen immer mit dieser Mitleidstour, und das habe ich inzwischen so satt.", erklärte er ihr.

„Schon gut, ich kann dich ja verstehen. Aber keine Angst, ich habe absolut kein Mitleid mit dir.", sagte sie und drückte nun beim Einreiben etwas fester auf.

„Au!", zuckte Remus plötzlich zusammen. „Ich glaube, ich möchte doch lieber die Sil von vor zwei Minuten wieder haben.", brummte er.

„Jetzt auf einmal?", lachte Sisilia.

„Ja, bitte, hab doch Erbarmen mit mir.", flehte er sie an.

„Aber Remus, du weißt doch, ein Snape kennt kein Erbarmen.", flachste sie. Ihr war der Satz gerade wieder eingefallen. Sie hatte ihn vor gut einem halben Jahr in einem der Flure während einer Pause von einem Schüler gehört.

„Ach, wirklich nicht?", hörten sie plötzlich von hinten eine Stimme.

Severus hatte den Krankenflügel betreten, ohne dass sie ihn gehört hatten, und stand mit verschränkten Armen hinter ihnen. Sisilia drehte sich zu ihm um.

„Nein, wirklich nicht.", antwortete Sisilia neckend. Severus ging auf sie zu und sah dann zu Remus.

„Entschuldige, Remus, aber ich glaube, ich muss da kurz was mit meiner Frau ausdiskutieren.", sagte er, schlang seine Arme um sie, zog sie an sich heran und begann, sie zu küssen. Sisilia, die in einer Hand den Tiegel hielt und deren andere Hand voll Salbe war, konnte sich nicht wehren, und eigentlich wollte sie es auch gar nicht.

„Leute, ich störe Eure Diskussion ja nur ungern.", sagte Remus nach einiger Zeit „Aber mir wird langsam etwas kalt hier. Dazu kommt, daß ich gewaltigen Hunger habe, da ich gestern das Abendessen verpasst habe, und drittens werde ich langsam müde. Also wäre es vielleicht möglich, daß jemand meine restlichen Verletzungen versorgt?", fragte Remus, der langsam ungeduldig wurde. Aber er bekam nicht gleich ein Antwort und stöhnte theatralisch auf.

„Und, überzeugt?", fragte Severus Sisilia und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Hm, noch nicht ganz!", antwortete diese. „Aber ich glaube, das sollten wir später ausführlicher weiterdiskutieren. Ich muss zugeben, daß ich auch gewaltig Hunger habe und mit leerem Magen kann ich nicht gut argumentieren, wie du weißt.", erwiderte sie.

„Einverstanden.", sagte Severus und lies Sisilia los, die dann noch die restlichen Wunden von Remus versorgte.