Die Wahrheit über Lucius Malfoy
Sie erreichten St. Mungos gegen Mittag. Severus bestand darauf, dass Sisilia ihre Verletzung noch einem Heiler zeigen sollte, was sie dann noch wiederwillig tat.
„Die Wunde ist sehr tief, aber wenn sie die Schulter ein paar Tage schonen, wird es bestimmt bald wieder in Ordnung kommen", sagte er nachdem er ihre Wunde versorgt und vorsorglich noch einmal verbunden hatte.
„Am besten sie bleiben einfach noch ein paar Tage hier!" schlug der Heiler nun vor.
„Nein, ich möchte zurück nach Hogwarts. Ich kann ja zu Madam Pomfrey gehen, wenn etwas ist", protestiert Sisilia und stand von der Liege auf. Der Heiler Pye, sah sie einen Moment lang an, nickte dann aber.
„Gut in Ordnung. Madam Pomfrey ist eine begabte Heilerin, ich denke bei ihr sind Sie gut aufgehoben. Aber bitte schonen Sie auf jeden Fall ihren Arm!" sagte er noch mal eindringlich.
„Werde ich", antwortete Sisilia ihm, reichte ihm zum Abschied ihre Hand und verließt den Behandlungsraum.
Severus wartete draußen auf sie und sah sie besorgt an.
„Alles klar soweit, ich soll nur meinen Arm etwas schonen", erklärte sie ihm und lächelte ihn an.
„Dann bin ich beruhigt, ich hab mir schon Sorgen gemacht, weil er immer wieder angefangen hat zu bluten", antwortete er erleichtert.
„Gut dann lass uns nach Hogwarts zurück kehren. Ich möchte unbedingt noch mit Diana und Jakob sprechen. Ich hoffe sie verkraften das Ganze", sagte Sisilia und sah Severus nachdenklich an.
„Ich glaube sie stecken das leichter weg, als du", erwiderte er und legte seine Hände auf ihre Hüften. Er blickte sich kurz um und als er keinen sah, zog er Sisilia an sich heran und gab ihr einen Kuss. Sie erwiderte sein Kuss und ließ sich dann gegen ihn sinken.
„Ich bin so froh, dass ich dich habe, Severus. Ich liebe dich!" hauchte sie ihm entgegen. Er strich mit seiner Hand über ihr Haar und schob ihr eine Haarsträhne hinter ihr Ohr.
„Ich liebe dich", hauchte er ihr zu und sah ihr tief in ihre Augen. Sie fühlte eine starke Wärme und Geborgenheit in sich, schlang ihre Arme fest um ihn und legte ihren Kopf gegen seine Schulter. Sie standen so über eine Minute, als die Türe aufging und ein Heiler auf den bisher menschenleeren Flur hinaus trat. Sisilia hob den Kopf, hakte sich bei Severus ein und beide gingen wortlos zu den Treppen.
Sie apparierten vor den Toren von Hogwarts und betraten das Schulgelände. Es war wieder ein sehr sonniger Nachmittag als Sisilia auf das Schloss schaute.
„Es ist einfach wunderbar hier, ich liebe den Anblick dieses alten Schlosses", sagte sie und stemmte ihre Hand in die Hüfte. Die andere hatte sie unter Severus' Umhang, um seine Hüften gelegt. Dann blieb sie stehen.
„Du ich glaube ich möchte noch nicht ins Schloss", sagte sie plötzlich.
„Warum nicht? Was hast du?" fragte er sie überrascht und sah sie besorgt an.
„Ich fühle mich noch nicht stark genug, den Kindern unter die Augen zu treten, irgendwie gebe ich mir immer noch die Schuld an Elisabeths Tod", sie sah betreten zu Boden.
„Sei doch nicht töricht, du hast keine Schuld, mein Liebes", sagte er und sah sie ernst an.
„Vielleicht hast du Recht, aber ich bin einfach noch nicht so weit. Bitte geh mit mir noch ein wenig spazieren. Ich würde gerne die Einhörner besuchen, danach wird es mir bestimmt besser gehen", bat sie ihn.
„Ich weiß nicht, ob es gut wäre, wenn ich mit zu den Einhörnen gehen würde. Sie kennen dich und vor dir haben sie keine Angst, wenn ich dabei bin, werden sie nur fortlaufen", antwortete er ihr und seine Finger fuhren durch ihre Haare.
„Dann werde ich sie nur ansehen, wenn sie nicht herkommen. Bitte ich möchte so gerne, dass du mitkommst", sagte sie und sah ihm in die Augen.
„Gut, wenn es dir so wichtig ist, werde ich mitkommen", antwortete er und sie gingen gemeinsam auf den verbotenen Wald zu. Sie hatte sich bei ihm eingehakt und schmiegte sich an seine Seite. Es dauerte nicht lange und sie hatten die kleine Lichtung im Wald erreicht. Doch zu Sisilias Bedauern war keines der Einhörner zu sehen.
Sie wollten schon wieder gehen, als sie ein Geräusch hörten. Es war ein leises Schnauben und sie drehten sich wieder um. Aus dem Wald auf der anderen Seite der Lichtung, trat das Einhorn heraus und beobachtete nun Sisilia und Severus, die sich nicht bewegten, um das Tier nicht zu erschrecken. Es dauerte keine zwei Minuten und das erste Fohlen trat zu seiner Mutter und schaute auch zu den beiden. Das große Einhorn trat weiter auf die Lichtung heraus und fing an zu grasen.
Sisilia sah zu Severus, der die beiden Tiere beobachtete und seinen Kopf zu ihr drehte, als er bemerkte, dass Sisilia ihn ansah.
„Sind sie nicht wunderschön?" flüsterte sie leise und Severus nickte nur als Antwort.
Sisilia ging ein paar Schritte nach vorn auf das Einhorn zu, ganz langsam näherte es sich ihr.
Sie streckte ihre Hand aus streichelte sie am Hals. Dann kam ein zweites Fohlen aus dem Wald und sah Sisilia neugierig an, machte einen kleinen Sprung in die Luft und trabte langsam auf sie zu. Sisilia wartete bis sie vor ihr stand und begann dann das Kleine am Hals zu kraulen. Sie legte ihr Gesicht gegen den Hals des Tieres. Sie spürte die angenehme Wärme, die von ihm ausging und fühlte wie eine Kraft sie durchströmte, es war wie eine Art Energie die von dem Tier in sie floss. Sie schloss ihre Augen für einen Moment, bei diesem wunderbaren einmaligen Gefühl.
Severus hatte sich gegen einen Baum gelehnt und sah Sisilia zu, wie sie sich zärtlich an das Fohlen schmiegte und ihre Hände um seinen golden glänzenden Hals schlang. Er genoss dieses Bild, vor allem weil er sah, wie glücklich Sisilia dabei aussah, ihre Augen strahlten dabei so, dass er sie am liebsten in seine Arme schließen wollte, doch er hielt sich zurück, da er sie nicht stören wollte, blieb da stehen wo er war und gab sich damit zufrieden ihr nur dabei zu zusehen.
Plötzlich erschrak er, als etwas Weiches gegen seinen Arm stieß. Er drehte rasch den Kopf und sah das andere Fohlen, den kleinen Hengst, neben sich. Dieser machte, als Severus hastig seine Kopf bewegt hatte, einen erschrockenen Schritt zurück, blieb dann aber stehen und sah ihn neugierig an. Severus war sehr erstaunt. Er wusste, dass Einhörner normalerweise die Gegenwart von Frauen bevorzugten, um so überraschter war er, als das neugierige Fohlen auf ihn zu kam und ihn wieder mit seiner Nase anstupste. Er sah das Fohlen an und blickte dann zu Sisilia, die dies inzwischen auch bemerkt hatte. Sie sah ihn auch überrascht an, lächelte dann aber. Sie deutete auf den Kleinen und machte eine Handbewegung, die ihm zeigen sollte, dass er das Einhorn streicheln sollte. Er sah sie fragend an und deutete ungläubig mit dem Finger auf sich. Sisilia nickte heftig, während sie das Fohlen neben sich weiter kraulte.
Severus war sich nicht sicher, ob er es wirklich tun sollte. Doch als er noch mal einen Blick zu Sisilia warf und diese heftig nickte, hob er langsam seine Hand. Vorsichtig streckte er die Finger nach dem Kopf des Einhornfohlens aus, während der Kleine ungeduldig seinen Kopf schüttelte. Es schien im alles zu langsam zu gehen und es machte noch einen Schritt auf Severus zu. Vorsichtig legte dieser nun seine Hand auf den Hals des Tieres, er fühlte das weiche Fell unter seinen Fingern und spürte die Wärme, die das Tier ausstrahlte. Dann legte er die ganze Hand auf seinen Hals und begann es langsam zu streicheln. Es war ein merkwürdiges und beruhigendes Gefühl, das dieses Wesen ausstrahlte. Er hatte den Eindruck, alle seine Sorgen und Probleme würden von ihm genommen, die schwere Last, die ihn schon seit Jahren bedrückte schien mit einen Mal verschwunden zu sein. Er hob nun auch seine andere Hand und legte sie auf die Stirn des Tieres, welches nun genüsslich zu schnauben begann, mit seinen Nüstern gegen Severus Körper stupste und sich gegen ihn drückte.
Severus hatte so etwas noch nie erlebt, es war ein wunderbares Gefühl, denn das Fohlen schien ihm vorbehaltlos zu vertrauen, sonst hätte es sich ihm nicht genähert. Er sah das Fohlen ungläubig an und richtete seinen Blick wieder auf Sisilia, die ihn anlächelte.
Dann sprang das kleine Fohlen an Sisilias Seite plötzlich davon und versteckte sich wieder hinter seiner Mutter. In dem Moment machte auch das Tier neben Severus einen kleinen Sprung, stupste Severus noch einmal gegen die Hand und galoppierte zurück auf die Wiese, wo es neben seiner Mutter stehen blieb und ebenfalls anfing zu grasen.
Sisilia ging langsam auf Severus zu, sie strahlte ihn an und als sie ihn erreichte legte sie ihre Hände um seinen Nacken.
„Der kleine Artus mag dich", sagte sie zu ihm und sah ihm ins Gesicht.
„Artus?"
„Ja, Hagrid hat ihn so genannt", erklärte sie ihm, dann wendete sie den Kopf und deutete auf das zweite Fohlen. „Und sie habe ich Lisa genannt, weil sie ein kleiner Angsthase ist, so wie ich es früher immer war."
Severus sah ihr eine ganze Zeit in die Augen, bevor er weiter sprach.
„Danke!" sagte er und als Sisilia den Mund aufmachte um etwas zu sagen, legte er ihr einen Finger darauf und sie schwieg.
„Danke, dass du mich mit hier her genommen hast. Und danke dafür, dass du mich liebst. Ich habe vorher nie gewusst wie schön das Leben sein kann, erst durch dich durfte ich das alles erfahren", sagte er zu ihr und legte seine Arme um sie. Sisilia wusste nicht was sie darauf antworten sollte, es waren die wunderbarsten Worte, die sie je von ihm gehört hatte, sie spürte, dass er es tatsächlich so meinte und es wurde ihr wunderbar warm ums Herz.
Er senkte seinen Kopf zu ihr und gab ihr einen Kuss, seine Lippen pressten sich zart auf die ihren. Sie erwiderte seinen Kuss und schlang ihre Arme fester um ihn. Dann lehnte sie sich gegen ihn und beide sahen Arm in Arm noch ein paar Minuten stumm den Einhörnern beim Fressen zu.
Sisilia hob den Kopf an und blickte Severus an.
„Ich denke wir sollten ins Schloss gehen, sicher warten sie schon auf uns", erklärte Sisilia und löste sich aus seiner Umarmung.
„Du hast recht, gehen wir", sagte er, warf noch einen kurzen Blick auf die Tiere und bot Sisilia seinen Arm an. Sie hakte sich bei ihm ein und sie gingen zurück ins Schloss.
Als sie im Schlosshof ankamen wurden sie schon von einigen Schülern begrüßt. Auch Hermine und Ron kamen ihnen entgegen, als sie die beiden sahen.
„Professor Sisilia, geht es ihnen wieder gut?" fragte Hermine und sah dann auch zu Professor Snape und wurde etwas verlegen, doch Sisilia gelang es das Ganze leicht zu überspielen.
„Danke Hermine es geht uns soweit ganz gut, nur ein kleiner Kratzer auf der Schulter, aber das wird schon wieder. Und bei euch alles klar?" Sisilia sah kurz zu Ron und dann wieder zu Hermine, die daraufhin leicht verlegen wurde.
„Ja sicher, alles bestens", antwortete sie und warf einen kurzen Blick auf Ron, der daraufhin leicht errötete.
Sisilia lächelte, denn sie hatte gleich verstanden was los war, anscheinend hatte Ron und Hermine jetzt endlich etwas Privates geklärt.
„Na dann, das freut mich Hermine", antwortete Sisilia. „Wir sehen uns am Montag im Unterricht", zwinkerte sie Hermine noch einmal zu und dann gingen sie und Severus ins Schloss.
Sie machten sich auf den Weg zu Albus Dumbledore, der sie beide sicher sehen wollte. Aber als sie den ersten Stock erreicht hatten, blieb Sisilia stehen und sah in den Gang hinunter, der zum Krankenflügel führte.
Severus bemerkte das, nahm ihre Hand und sah sie an.
„Wenn du gerne zu den Kindern gehen möchtest, dann tu das nur, ich gehe zu Albus und werde mit ihm reden", bot er ihr an, als er ihren Blick bemerkt hatte.
„Aber...."
„Nein schon gut, ich sehe doch, dass es dir sehr wichtig ist. Wir sehen uns dann nachher", sagte er, drückte kurz ihre Hand und machte sich auf den Weg zu dem wasserspeienden Brunnen.
Sisilia blickte ihm noch kurz nach und ging dann in den Krankenflügel.
Leise öffnete sie die Türe und trat ein.
Sie sah die beiden, in zwei nebeneinander stehenden Betten sitzen. Sie saßen sich gegenüber und redeten miteinander, als Sisilia eintrat verstummten sie. Doch als sie Sisilia erkannten, kam ein Strahlen auf ihre Gesichter und sie sprangen beide aus dem Bett und rannten auf Sisilia mit ausgebreiteten Armen zu. Auch Sisilia breitete ihre Arme aus und nahm die beiden in Empfang. Sie presste sie an sich und kämpfte dabei mit den Tränen.
„Geht es euch gut?" fragte sie die beiden.
Diana trat einen Schritt zurück und sah Sisilia an.
„Sie sollten nicht mehr traurig sein, Professor. Ich bin mir sicher, Elisabeth hätte nicht gewollt, dass wir weinen", sagte sie zu ihr und nahm ihre Hand.
Sisilia sah Diana erstaunt an. Sie klang so verdammt erwachsen, als sie das sagte, dabei war sie doch noch ein Kind von elf Jahren. Auch Jakob nickte, als sie ihn ansah.
„Professor Dumbledore hat mit uns lange gesprochen und wir wissen jetzt, dass Elisabeth sehr viel für die Zaubererwelt getan hat", sagte Diana.
„Ja, sie ist eine richtige Heldin", fügte Jakob hinzu. Sisilia führte die beiden wieder zu ihren Betten.
„Ja, ihr habt recht, das ist sie, eine richtige kleine Heldin. Das würde kaum ein Erwachsener fertig bringen, was sie gemacht hat", bestätigte sie die beiden nun und wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln.
„Das hat Professor Dumbledore auch gesagt. Er ist wirklich ein sehr kluger Mann", sagte Diane und hüpfte wieder auf ihr Bett.
„Ja, auch da hast du recht, das ist er wirklich", sagte sie, als ihr wieder etwas einfiel.
„Ich glaube, ich muss mich noch bei euch bedanken", begann Sisilia dann.
„Für was denn?", fragte Jakob nun neugierig und überrascht, „Wir haben doch gar nichts gemacht."
„Oh doch. Ihr habt meinem Großonkel das Leben gerettet. Ich glaube, nein ich bin mir sicher, er hätte die Verletzung, die Voldemort ihm mit dem Schwert beigebracht hat, sonst nicht überlebt", erklärte sie ihnen.
„Aber das war doch das Selbstverständlichste auf der Welt, Professor. Wir konnten doch nicht zusehen, wie Professor Dumbledore stirbt. Er hat doch so viel für uns getan", sagte Diana beinahe entrüstet, wie Sisilia nur so etwas glauben konnte.
„Ich danke euch trotzdem", sagte Sisilia und gab jeden von ihnen einen Kuss auf die Stirn.
„Wann dürft ihr denn wieder aufstehen?" fragte sie nun um das Thema zu wechseln, denn sie hatte das Gefühl, dass es den beiden unangenehm war.
„Keine Ahnung, ich glaube Madam Pomfrey würde uns gerne noch eine ganze Woche hier behalten, dabei fehlt uns nichts. Könnten Sie nicht mit ihr sprechen? Wir würden so gerne am Montag schon zum Unterricht, wir haben sowieso schon so viel verpasst", flehte Diana sie an und Jakob nickte zustimmend.
„Gut ich werde sehen was sich machen lässt", sagte Sisilia und sah die beiden erleichtert an. Severus hatte wirklich recht gehabt, die beiden schienen das Ganze einfacher zu verkraften, als sie selbst.
Sie selbst hatte die letzte Nacht davon geträumt, wie Elisabeth sich vor sie gestellt hatte und das Schwert ihren kleinen zarten Körper durchbohrte. Sie war dann schweißgebadet aufgewacht und hatte danach sehr lange gebraucht, bis sie wieder eingeschlafen war.
Sisilia ging noch kurz zu Madam Pomfrey und sprach mit ihr. Diese stimmte nach einer kurzen Diskussion doch zu, die beiden schon am Montag zum Unterricht zu entlassen.
Sisilia teilte dies Diana und Jakob mit, die sich sehr freuten und sich überschwänglich bei ihr bedankten.
Sisilia hauchte den beiden noch einen Kuss auf die Stirn, auch wenn sie wusste, dass sie eigentlich keine Schüler bevorzugen sollte, aber mit den beiden verband sie mehr, als nur ein Lehrer – Schüler Verhältnis und sie wollte sich das auch von keinem verbieten lassen. Sie drückte die beiden noch, bevor sie dann wieder ging, weil es höchste Zeit wurde, sich für das Abendessen fertig zu machen.
Sisilia ging hinunter zu ihren Zimmern, sie wollte auf Severus warten und mit ihm über das Gespräch mit Albus sprechen. Da merkte sie aber, dass sie ganz schön müde war. Sie hatte die letzte Nacht ja so gut wie nicht geschlafen. So setzte sie sich aufs Sofa, lehnte sich zurück und schloss für einige Minuten die Augen. Nur ein paar Minuten ausruhen, dachte sie bei sich und war aber schon nach ein paar Sekunden eingeschlafen.
Sie erwachte erst wieder, als sie einen Kuss auf ihren Lippen spürte. Sie schreckte hoch und öffnete ihre Augen. Sie merkte, dass sie auf dem Sofa lag und Severus hatte sich über sie gebeugt.
„Hallo, mein Schatz", sagte er, als sie ihre Augen aufgeschlagen hatte und setzte sich zu ihr.
„Ich bin wohl kurz eingenickt", antwortete sie und stemmte sich nach oben.
„Kurz eingenickt ist gut, du hast eine ganze Stunde geschlafen", erwiderte Severus und lächelte sie an.
„Warum hast du mich nicht geweckt?" fragte Sisilia leicht empört.
„Du hast so süß ausgesehen, als du geschlafen hast. Ich konnte nicht anders und musste dich die ganze Zeit ansehen", sagte er und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Doch jetzt dachte ich, du wirst bestimmt Hunger haben und wenn ich dich zum Essen nicht wecke, sicherlich böse mit mir sein."
„Essen? Sicher! Ich habe Hunger wie ein Wolf", antwortete sie ihm und sah ihn mit einem Augenaufschlag lächelnd an.
„Aber zuerst will ich noch eine Vorspeise haben", säuselte sie zuckersüß, legte ihre Arme um seinen Nacken, zog ihn zu sich hinunter und küsste ihn.
Als er den Kopf wieder hob, sah er sie grinsend an.
„Also wenn das die Vorspeise war, dann freu ich mich schon auf den Nachtisch", hauchte er.
„Du bist unmöglich, weißt du.................", doch sie konnte den Satz nicht mehr zu Ende sagen, da plötzlich etwas an ihrem Fenster scharrte. Sie sahen beide erschrocken dorthin, wo das Geräusch aufgeklungen war.
„Eine Eule. Erwartest du Post?" fragte Severus sie erstaunt.
„Nein, eigentlich nicht."
Severus stand auf, ging zum Fenster und öffnete es. Er sah eine sehr edel wirkende Eule, die auf der Fensterbank saß. Als das Fenster offen war, breitete diese ihre Flügel aus und flog in den Wohnraum hinein. Sie machte eine elegante Drehung über dem Sofa und Sisilia dachte schon, sie würde ihre Post nun über ihr abwerfen, aber sie wendete wieder und flog zu Severus, über dem sie das Pergament fallen lies. Überrascht fing er es auf und sah dann der Eule zu, wie sie, mit einem weiteren elegant aussehendem Flügelschlag, wieder aus dem Fenster in die Dämmerung davon flog.
Severus sah das Pergament erstaunt an.
„Von wem ist der?" wollte Sisilia nun wissen und setzte sich ganz auf.
Severus drehte es um und sah ein Siegel auf dem Papier. Er erkannte es sofort.
„Das ist das Siegel der Malfoys. Es ist bestimmt wieder nur einer seiner Drohbriefe", brummte Severus grimmig und wollte ihn schon ungelesen ins Feuer im Kamin werfen.
„Warte, lass ihn mich bitte lesen", bat Sisilia ihn nun. Severus sah sie überrascht an und nickte dann aber, er ging auf Sisilia zu und öffnete unterwegs das Siegel. Doch als das Blatt aufrollte und darauf sah, stutzte er.
„Der ist überhaupt nicht von Lucius", sagte er nun erstaunt, blieb stehen und begann zu lesen.
„Nicht? Von wem ist er dann?"
Severus Augen flogen über die Zeilen hinweg und verengten sich dann.
„Severus?"
„Er ist von seiner Mutter. Hör dir das an", begann er, setzte sich neben Sisilia auf das Sofa und las vor, was in dem Brief stand.
Mein lieber Severus,
Du wunderst dich sicher sehr, dass ich dir nach so vielen Jahren schreibe, aber heute hatte ich eine Unterredung mit meinem Sohn und ich denke, ich muss etwas Wichtiges richtig stellen.
Es fällt mir nicht leicht, doch ich kann einfach nicht mehr damit leben, vor allem, weil ich weiß, wie wichtig es für dich ist und weil ich denke, dass ich es dir und deiner Familie schuldig bin. Ich glaube, ich werde ganz von vorn beginnen.
Ich war gerade wenige Wochen verheiratet (meine Eltern haben mich damals gezwungen Gordon Malfoy zu heiraten), als ich auf einem Fest, welches dein Vater gegeben hatte, einen jungen Mann kennen gelernt habe. Ich hatte mich damals sofort in ihn verliebt und begann auch schon bald mit ihm eine Affäre. Dieser Mann war der Bruder deiner Mutter, Antony. Dein Vater fand das heraus und er verlangte von mir, dieses Verhältnis sofort zu beenden, sonst würde er es meinem Mann erzählen. Bei diesem Gespräch kam es zwischen mir und deinem Vater zu einer heftigen Auseinandersetzung, die darin endete, dass er sich an mir verging. Es tut mir leid, wenn ich dir das erzählen muss, aber es ist wichtig, dass du es erfährst.
Ich stellte einige Wochen danach fest, dass ich schwanger war. Ich hatte aber zunächst keine Ahnung, wer der Vater des Kindes war. Es kamen ja drei Männer in Betracht. Ich schäme mich dafür, das kannst du mir glauben und doch war es Tatsache.
Ich hatte, nachdem dein Vater gedroht hatte Antony zu töten, die Verbindung zu diesem abgebrochen und dein Vater hat meinem Mann nie etwas von meinem Verhältnis erzählt, so dass dieser bis zu seinem Tod davon überzeugt war, dass Lucius sein Sohn war.
Nur ich weiß und wusste wer der wahre Vater ist. Lucius hat einen Leberfleck, den auch sein Vater hatte, genau die gleich Form und genau an der selben Stelle.
Dein Vater dachte immer Lucius sei sein Sohn und ich ließ ihn in dem Glauben, auch nachdem dein Vater, nach dem Tod meines Mannes, Lucius das erzählt hatte. Aber das stimmt nicht, dein Onkel ist der Vater.
Ein weiterer Grund warum ich es niemanden erzählt hatte war, dass dein Vater Jahre nach deiner Geburt, herausgefunden hatte, dass dein Onkel kein richtiger Zauberer war, sondern ein Squib, der lediglich deiner Mutter zuliebe so getan hatte, als wäre er ein normaler Zauber. Frag mich nicht, wie er das geschafft hatte, aber es war ihm gelungen es jahrelang vorzutäuschen. Deine Mutter hatte sich unsterblich in deinen Vater verliebt und sie wusste, dass dieser sie niemals heiraten würde, wenn er erfahren würde, dass es in ihrer Familie einen Squib gibt, du weißt ja wie wichtig deinem Vater diese Dinge immer waren.
Doch irgendwann fand er es dann doch heraus und tötete erst im Streit deine Mutter und dann ihren Bruder.
Jetzt weißt du warum, dein Vater sich immer so für Lucius stark gemacht hat und dich später verachtet hat. Mein Sohn war und ist immer noch sehr stolz darauf, ein Reinblüter zu sein und ich fürchte, wenn er je erfahren würde, dass sein Vater ein Squib war, würde er auch mich töten. Es ist schrecklich, aber ich fürchte mich vor meinem eigenen Sohn.
Ich wollte nur, dass du weißt, das Lucius nicht dein Halbbruder sondern nur dein Cousin ist.
Ich wünschte Lucius hätte mehr von Antony geerbt, als nur diesen Leberfleck, aber vielleicht ist das meine Strafe dafür, dass ich meinen Mann betrogen habe, der eigentlich ein herzensguter Mensch war und mich dann auch noch allzu früh verlassen hat.
Ich weiß, dass dieses Geheimnis bei dir gut aufgehoben ist, du bist ein guter Mensch und ich wünsche dir alles Glück dieser Erde.
V. Malfoy
P.S. Bitte antworte mir nicht, da meine Schwiegertochter immer meine ganze Post liest.
Sisilia sah Severus mit großen Augen an. Dieser blickte immer noch fassungslos und ungläubig auf das Stück Pergament, welches er in seinen Händen hielt.
Sisilia fand schneller die Fassung wieder als er, sie legte eine Hand auf seinen Arm, woraufhin er sie ansah.
„Severus, weißt du was das bedeutet?" fragte sie ihn, doch er wusste nicht gleich, auf was sie hinaus wollte.
„Verstehst du nicht, wenn Lucius nicht dein Halbbruder ist, dann kann Draco auch keine besonderen magischen Fähigkeiten besitzen. Er ist nur ein gewöhnlicher Zauberer", erklärte sie ihm und sah ihn an. Severus nickte nur, er schien das alles noch nicht richtig verstanden zu haben und begann noch einmal den Brief zu lesen. Sisilia beobachtete ihn dabei, bis er den Brief wieder sinken ließ und sie ansah.
„Er ist nicht mein Halbbruder. Ich weiß von meinem Onkel Antony nicht viel. Er hat die meiste Zeit im Ausland gelebt, ich hab ihn nur einmal gesehen und das war kurz vor seinem Tod, als er meine Mutter besucht hatte. Ich hätte nie gedacht..........", hier stockte er und sah Sisilia nun an.
„Wir sollten das alles vorerst für uns behalten. Weder Lucius noch Draco sollten im Moment davon erfahren. Ich möchte nicht, dass Mrs Malfoy etwas passiert, sie ist eine sehr nette Frau, ich hab sie immer schon gemocht. Versprich mir, dass du es keinem sagst", bat er Sisilia und nahm ihre Hand. Sie erwiderte seinen Blick und nickte.
„Sicher, wenn es dir wichtig ist, dann werde ich es keinem sagen, versprochen", versprach sie ihm, er legte seine Arme um sie und drückte sie kurz an sich.
„Danke", sagte er knapp. Dann stand er auf, nahm den Brief und schloss ihn sorgfältig weg.
„Gehen wir jetzt zum Essen? Es ist schon recht spät!" sagte er und sah Sisilia auffordernd an. Sisilia wusste, dass er jetzt nicht mehr darüber reden wollte, er brauchte wohl einige Zeit um damit klar zu kommen. So stand sie ebenfalls auf und ging lächelnd auf ihn zu.
„Gehen wir essen", antwortete sie, hakte sich bei ihm ein und sie machten sich auf den Weg in die Große Halle.
