Marek Alucard
Oder wie man einem Vampir ein Geheimnis entlockt
In den nächsten Wochen war es sehr ruhig. Auch sonst passierte nicht viel, es gab so gut wie keine Angriffe der Todesser mehr. Anscheinend waren sie noch immer angeschlagen von der Geschichte in Deutschland. Doch Dumbledore war sich sicher, dass dies nicht langen anhalten würde, so bat er alle Ordensmitglieder, die Augen offen zu halten und besonders wachsam zu sein.
In der Schule ging alles seinen geregelten Gang. Diana und Jakob lebten sich sehr gut ein und schafften es mit Sisilias und Hermines Hilfe den Stoff, den sie verpasst hatten locker wieder aufzuholen.
Inzwischen war es Spätherbst geworden und die Bäume verloren bereits ihre Blätter. Es war ein herrlicher Samstagnachmittag, die Sonne strahlte vom blauen Himmel. Heute war Halloween und am Abend würde wie immer das jährliche Halloweenfest stattfinden. Sisilia freute sich schon sehr darauf, es war endlich mal etwas anderes.
Aber noch hatte sie Zeit, so saß sie im Schulhof auf ihrem Lieblingsplatz unter der Esche und las ein Buch. Es war heute warm genug dazu und sie wollte die letzten Sonnenstrahlen dieses Jahres noch genießen.
Doch nun hatte sie das Buch auf die Seite gelegt blinzelte kurz in die Sonne und sah dann zu den Schülern, die sich im Garten aufhielten. Von der Bank aus, auf der sie saß, konnte sie fast den ganzen Platz, vom Schloss bis zu Quidditch Feld einsehen und als ihr Blick in diese Richtung ging, sah sie Hermine und Ron dort eng beieinander stehen. Er schien ihre Hand zu halten und sie redeten miteinander. Sisilia lächelte in sich hinein und beobachtete beide noch ein wenig. Die Beiden gaben ein sehr nettes Paar ab, dachte sie sich, als sie sah, wie Ron sich schnell vorbeugte und Hermine einen Kuss auf die Lippen hauchte. Dann machte er kleinen Schritt zurück und sah sich kurz vorsichtig um, als wolle er nachsehen, ob ihn jemand dabei beobachtet hatte und kratzte sich dann verlegen am Kopf, während er Hermine schüchtern anlächelte.
Dann sah sie wie Harry aus dem Stadion heraustrat und hörte ihn rufen.
„Sag mal willst du jetzt trainieren oder weiter Händchen halten", rief er so laut zu Ron hinüber, dass es alle in der Nähe mitbekommen mussten. Sisilia konnte sogar von ihrem Platz aus sehen, dass Ron rot anlief. Dieser rief Harry dann etwas zu, was klang wir: „Komm ja schon" und er folgte Harry aufs Quidditch Feld. Sisilia beobachtete noch wie Hermine zum Aufgang zu den Tribünen ging und wollte dann wieder nach ihrem Buch greifen, als sie jemanden auf sich zukommen sah.
„Professor Trelawney?" sagte sie überrascht und schaute zu ihr. Sie wunderte sich, was die Professorin für Wahrsagen hier unten machte, denn es war sehr untypisch für sie ihren Turm zu verlassen.
„Professor Sisilia. Guten Tag. Ich habe mich gefragt, ob es ihnen recht wäre...? Ich würde gerne mit ihnen ein paar Worte sprechen?" sagte sie und sah sie fragend an. Ihre, durch die Brille sehr groß wirkenden Augen, musterten Sisilia einen Augenblick lang.
„Sicher doch, setzten Sie sich. Um was geht es denn?" fragte Sisilia sie nun neugierig, drehte sich etwas in ihre Richtung und sah sie freundlich an.
„Nun also, es ........ Professor Sisilia, Sie müssen wissen, ich habe schon an ihrer Hochzeit ihr durchaus sehr beeindruckendes Amulett gesehen und bewundert. Und es ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Es kam mir irgendwie bekannt vor", begann sie zu erklären.
„Mein Amulett? Es kam ihnen bekannt vor?" wiederholte Sisilia überrascht.
„Ja und es hat mir keine Ruhe gelassen. Ich habe lange in meinen Büchern gesucht und heut Morgen in einem ganz alten Buch, welches ich von meiner Großmutter noch habe, habe ich etwas gefunden. Sie müssen wissen, meine Großmutter war Cassandra die große Seherin", erklärte sie Sisilia, die ihr aufmerksam zuhörte und dann ehrfurchtsvoll bei dem letzten Satz nickte.
„Ich habe in diesem Buch gelesen und ein paar Dinge erfahren, die Sie bestimmt interessieren dürften", erklärte Professor Trelawney ihr und hielt ihr das Buch hin. Sisilia sah sie fragend an und nahm ihr das Buch dann ab. Doch die Lehrerin für Wahrsagen, hielt es noch fest und sah ihr überrascht auf die Hand.
„Wo haben Sie denn ihren Ring?" fragte sie Sisilia erstaunt, als sie feststellte, dass sie ihn nicht am Finger hatte. Erst nachdem sie diese Frage gestellt hatte, ließ sie auch das Buch los und Sisilia sah sie überrascht an.
„Ich trage ihn nicht mehr. Severus meinte, nach dieser Sache....", sie sah Trelawney kurz eindringlich an und diese nickte ihr verstehend zu, „er würde Unglück bringen und er möchte nicht, dass ich ihn trage."
„Aber wissen Sie denn nicht, dass Ihr Amulett und der Ring zusammen gehören?" sagte Professor Trelawney schon fast entsetzt.
„Wie meinen Sie denn das?" fragte Sisilia die jetzt neugierig geworden war.
„Es steht alles in dem Buch", erklärte Trelawney ihr und deutete erneut darauf. Sisilia begann das Buch aufzuschlagen und darin zu blättern.
„Mir ist die Ähnlichkeit, der Stücke zwar aufgefallen, doch ich dachte, das wäre nur ein Zufall. Ich hatte keine Ahnung, dass diese Stücke zusammengehören", antwortete Sisilia ihr nun erstaunt. Trelawney sah sie darauf hin mit noch größeren Augen an, als sie sowieso schon durch die starken Gläser ihrer Brille hatte.
„Sie meinen, Sie kennen nicht die Kraft, die diese beiden Dinge haben? Vor allem die, die diese Dinge gemeinsam haben?" fragte Sie erstaunt, doch Sisilia schüttelte zu ihrer Verwunderung den Kopf.
„Ich habe das Amulett von meiner Mutter bekommen, doch sie hatte nicht mehr die Zeit, mir die ganzen Fähigkeiten und Kräfte von ihm zu zeigen und zu erklären. Ich wusste nur, dass es eine Art Transmitter oder Verstärker ist. Aber, dass es einen Ring gibt, der dazugehört, wusste ich überhaupt nicht", erklärte Sisilia der ganz überraschten Trelawney. Sie sah sie einen Moment lang überlegend an.
„Sie sollten den Ring tragen, meine Liebe, denn beide Stücke haben eine stark beschützende Kraft. Oder wenn Sie ihn schon nicht an Ihrem Finger tragen wollen, dann wenigstens nah bei sich, das genügt auch schon", schlug Professor Trelawney ihr daraufhin vor.
Sisilia kam da ein Gedanke. Damals, als Lucius versucht hatte sie mit dem Avada Kedavra Fluch zu töten, hatte sie ihn nicht getragen, doch es war durchaus möglich, dass Severus ihn bei sich gehabt hatte. Das musste sie noch herausfinden.
Professor Trelawney saß stumm da und starrte nachdenklich auf Sisilias Amulett, das sie um ihren Hals trug. Sisilia fiel der Blick sofort auf, dann begann Trelawney langsam und bedächtig zu sprechen.
„Es ist schon bemerkenswert, welche Kraft so ein Schmuckstück in den richtigen Händen besitzen kann", sagte sie und dann streckte sie ihre Hand danach aus.
„Darf ich es einmal anfassen?" doch Sisilia ergriff ihr Amulett reflexartig, noch bevor Trelawney es mit ihren Fingern berühren konnte. Diese sah sie daraufhin irritiert an.
„Warten Sie, bitte. Sie dürfen es nicht einfach berühren", erklärte Sisilia ihr und begann am Verschluss der Kette zu hantieren.
„Sie dürfen es ansehen, aber ich es werde es abnehmen", fügte sie hinzu, nahm es ab und reichte es ihr. Professor Trelawney nahm es ehrfurchtsvoll entgegen, ihre Augen leuchteten und sie betrachtete es wirklich sehr genau und sehr lange. Sisilia blätterte weiter in dem Buch, beobachtete Trelawney aber aus den Augenwinkeln.
Sie konnte sehen wie diese das Amulett nun in ihre Hand nahm, diese um das Amulett schloss und dann auch noch ihre Augen zu machte. Sie saß vielleicht eine Minute so da. Bis sie wieder die Augen öffnete und ihr das Amulett zurück gab. Sisilia sah nun hoch und blickte in ein sehr enttäuschtes Gesicht.
„Es scheint wohl wirklich nur bei ausgewählten Personen zu funktionieren", sagte diese und ihre Augen blieben auf Sisilia haften, die sich das Amulett sofort wieder um den Hals hängte. Sie ging nicht auf den letzten Satz von Trelawney ein, sie kannte die Geschichten um diese Frau nur zu genüge. Doch trotzdem verspürte sie eine gewisse Ehrfurcht vor ihr, da sie es war, welche die Prophezeiung für Harry und Voldemort gemacht hatte.
„Darf ich mir das Buch ausleihen?" fragte sie stattdessen und deutete auf das kleine Buch in ihrer Hand.
„Sicher, deshalb hab ich es Ihnen doch gebracht", sagte sie und nickte ihr aufmunternd zu. Sisilia hatte in dem Moment die Seite aufgeschlagen, wo sich eine Abbildung ihres Amulettes befand. Sie starte mit offenem Mund darauf. Es war das erste Mal, dass sie „ihr" Amulett irgendwo abgebildet sah.
„Das ist doch nicht möglich", flüsterte sie nun und betrachtete das Bild. Es stimmte wirklich bis auf das letzte Detail mit dem Original überein. Als Überschrift stand auf der Seite:
„DAS AMULETT DER 6 MYTHEN"
Sisilia blätterte die Seite um und war noch erstaunter, als sie auf der anderen Seite noch eine genauso exakte Abbildung des Ringes fand, den sie von Severus zur Hochzeit bekommen hatte.
„Ich werde Ihnen das Buch solange überlassen, wie sie es brauchen" erklärte Professor Trelawney ihr, stand wieder auf und sah sie an.
„Wissen Sie, ich beneide Sie um Ihr Talent", sagte sie zu Sisilia, drehte sich dann ohne eine Antwort abzuwarten um und ging zurück zum Eingang des Schlosses. Sisilia sah ihr noch nachdenklich hinterher. Dann schaute sie wieder in das Buch hinein und begann darin zu lesen.
Die Aufgaben des Amulettes sind sehr vielfältig. Sie reichen vom Sehen, egal ob in die Zukunft oder in die Vergangenheit, bis hin zum Schutz vor bösen Flüchen und Angriffen. Dieses Amulett besitzt, wie sein Name schon sagt, sechs verschiedene Kräfte. Jeder Stein in diesem Amulett steht für eine dieser Funktionen. Und mit Hilfe des Ringes, kann die Kraft des Amuletts noch verstärkt werden.
Nicht jeder kann es benutzen, sondern nur ganz bestimmte Auserwählte, sie haben die Kraft und die Gabe, das Amulett entsprechend einzusetzen.
Die erste und meistgenutzte Funktion dieses seltenen Stückes ist die, dass man mit ihm in die Zukunft sehen kann.
Die zweite Funktion, ist ähnlich doch diesmal geht es um die Vergangenheit. An Orten, an denen viel geschehen ist, existieren immer noch die Schwingungen der Vergangenheit, die mit Hilfe des Amulettes aufgefangen und gedeutet werden können.
Die dritte Funktion ist eine große Hilfe für den Träger oder die Trägerin. Da mit Hilfe des Amulettes die Zauberkraft, die er oder sie sowieso schon besitzen, noch verstärkt wird und so ein Zauberspruch ohne Mühe gelingt. Einige Träger schafften es sogar beinahe gänzlich auf den Zauberstab zu verzichten.
Die vierte Funktion ist eine andere, aber sehr vorteilhafte. Die Funktion des Schutzes. Der Schutz geht von einfachen Warnungen vor Gefahren, bis hin zum Schutz gegen Angreifer. Dieser Schutz kann durch viele andere Einflüsse verstärkt, aber auch vermindert werden.
Die fünfte Funktion ist wohl die einfachste und trotzdem nützlichste ihrer Art. Man kann mit dem Amulett die Gedanken anderer erfassen, was wir vielleicht mit Legilimentik vergleichen können. Doch auch andersherum funktioniert dies, das Amulett kann, bei entsprechender Übung auch verhindern, dass ein anderer die Gedanken des Trägers erfassen kann.
Die sechste und letzte Funktion, ist nur mit Hilfe des Ringes möglich, der wenn er mit dem Amulett zusammen getragen wird, auch bei den anderen Funktionen verstärkend wirkt.
Gibt der Träger des Amulettes seinen Ring an eine andere Person, so kann er oder sie Kontakt zu der anderen Person aufnehmen und sie auch sehr leicht finden, vorausgesetzt es besteht eine persönliche Bindung zu den anderen Person.
Geschmiedet wurde dieses einmalige Stück in Griechenland in der Nähe von Athen unter der Aufsicht von Kassandra der großen Seherin, die ihre Gabe angeblich von dem Gott Apollo erhalten hatte, welcher sich in sie verliebt hatte. Es wird behauptet, dass dieser Schlangen ausgesendet hatte, die ihr als Kind am Ohre leckte und ihr so die Gabe des Sehens einhauchte. Kassandra wuchs bei ihrem Vater auf, der ein sehr gerechter König war. Und später lebte sie in einem Apollotempel, um dort zu studieren. Es wird vermutet, dass die Schmuckstücke auch dort entstanden sind. Nachdem sie Apollos Werben zurückgewiesen hatte und er sie dann damit verfluchte, dass niemand ihren Weißsagungen mehr glauben schenkte, ließ sie diese Schmuckstücke herstellen. Ihre Fähigkeiten dort hinein geben, durch einen schwierigen alten Zauber. Nur den Fluch des Apollo behielt sie. Kurze Zeit später wurde sie dann ermordet, doch ihre Gaben, waren von da an in dem Amulett gut aufgehoben und wurden von ihren Nachfolgern genutzt.
Sie hatte über dem Buch vollkommen Zeit und Raum vergessen und zuckte zusammen, als ihr jemand die Hand auf die Schulter legte. Sie drehte den Kopf und sah Albus Dumbledore hinter sich stehen.
„Was machst du denn hier so alleine?" fragte er sie und ging um die Bank herum. Er blickte kurz auf die Bank und Sisilia nickte ihm bejahend zu, woraufhin er sich neben sie setzte.
„Seid ihr schon zurück?" Wollte Sisilia wissen und sah sich automatisch nach Severus um, da sie annahm, dass er auch in der Nähe sein musste.
„Nicht ganz. Severus erledigt noch etwas für mich. Er müsste aber auch bald kommen", erklärte er ihr.
„Oh, gut", antwortete Sisilia etwas enttäuscht. Dann blickte Albus Dumbledore auf das Buch in ihrer Hand.
„Was liest du da?" wollte er wissen und deutete darauf.
„Ach, das hat mir Professor Trelawney gebracht. Es ist ein Buch über Schutzamulette und ihre Eigenschaften", erklärte sie ihm und hob es ihm mit der Abbildung ihres Amulettes vor die Nase.
„Leider wird hier nicht erklärt, wie diese alle funktionieren, sie sagen nur was es alles kann", seufzte sie nun auf.
„Zumindest kenne ich jetzt den Herkunftsort, des Amulettes und des Rings", murmelte sie mehr, als dass sie es sagte.
„Ja, deine Mutter kannte die Geheimnisse des Amulettes sehr gut. Es ist wirklich sehr schade, dass sie dich nicht mehr in alle einweihen konnte", gab er betrübt zurück und sah sie mit einem Bedauern in seinen Augen an. Doch dann schien ihm bewusst zu werden, was sie vorhin noch gesagt hatte.
„Der Ring? Welchen Ring meinst du?" fragte er sie und Sisilia hob kurz die Hand und bedeutete ihm einen Moment zu warten. Dann blätterte sie das Buch um und zeigte ihm die Abbildung von dem Ring.
„Sieh her, das ist der Ring, den ich von Severus bekommen habe, er gehört zu dem Amulett dazu. Sie wurden beide zusammen geschmiedet und beide zusammen haben noch mehr Kräfte", erklärte sie ihm und unterstrich ihre Aussage noch mit einem kräftigen Nicken.
Albus Dumbledore sah sie lange und nachdenklich an.
„Was hast du?" fragte Sisilia ihn, als sie sah, dass seine Gesichtszüge ernst wurden.
„Ich glaube, dass es etwas zu bedeuten hat, dass ausgerechnet jetzt diese beiden Teile, die doch schon so lange getrennt waren, wieder zusammengefunden haben", sagte er zu ihr.
„Wie meinst du das?" fragte Sisilia irritiert.
„So wie ich es gesagt habe mein Kind, genau so. Nur weiß ich nicht was es bedeuten soll, aber glaube mir, dir ist bestimmt noch eine wichtige Aufgabe beschieden." Er sah sie immer noch mit ernstem Gesicht an.
„Das, mein Kind weiß ich auch nicht, doch ich weiß, dass du etwas Besonderes bist, das habe ich schon in der Stunde gefühlt, als du zur Welt kamst. Nicht nur ich habe das gespürt, auch deine Mutter wusste es, deshalb, hat sie auch so darauf geachtet, dass deine Herkunft geheim blieb, denn sie hatte Angst um dich", sagte er und ergriff ihre Hand, während sie ihn immer noch verwirrt ansah.
„Sisilia, Kleines hab keine Furcht. Egal was kommen wird, wir können es nicht verhindern. Du brauchst davor keine Angst zu haben, egal was sein wird, wenn wir zusammen halten und uns gegenseitig beistehen werden wir es schaffen. Und sieh mal, du hast einen wunderbaren Mann, der alles, wirklich alles für dich tun würde, weil er dich über alles liebt. Doch wir alle können unserem Schicksal nicht entrinnen, aber wir können es schaffen, es uns gegenseitig erträglicher zu machen", er sah sie an und hielt ihre Hand dabei fest. Sisilia erwiderte seinen Blick und nickte dann.
„Ich weiß, dass du recht hast Onkel. Ich fühle es schon die ganze Zeit, doch ich habe auch schreckliche Angst. Angst um mein Kind, Severus, dich, um Harry und um alle Freunde. Ich...", sie brach mitten im Satz ab und senkte den Kopf.
„Schon gut mein Kind, ich kann dich verstehen, es geht mir auch nicht anders, glaub es mir. Doch ich bin mir sicher, wenn wir zusammenstehen, können wir es schaffen", sagte er aufmunternd und lächelte sie zuversichtlich über seine Halbmondbrille hinweg an.
Sie hatte das Gefühl dieses vertraute Lächeln würde ihr Kraft schenken und sie richtete sich auf und lächelte zurück.
„Du hast Recht, ja du hast vollkommen Recht!" erwiderte sie und sah ihn nun mit einer Entschlossenheit an.
„Onkel, ich möchte noch mehr über das Amulett und seine Fähigkeiten erfahren. Vielleicht sollte ich nach Athen fahren, dorthin wo es herstammt, wo es erschaffen wurde. Vielleicht finde ich da etwas darüber heraus", sagte sie zu ihm, doch eigentlich war dies keine Frage mehr, sondern eher ein Entschluss, den sie gerade gefasst hatte und ihm mitteilte.
„Aber, was ist mit deinem Unterricht?" fragte Albus.
„Ich werde erst in den Weihnachtsferien gehen, keine Angst. Vielleicht wird Severus mich dann begleiten, vorausgesetzt du kannst uns entbehren", sie blickte ihn fragend an.
Er seufzte und nickte dann doch.
„Sicher doch, wenn nichts Außergewöhnliches geschieht, könnt ihr natürlich gehen. Ich denke es ist mit Sicherheit wichtig, vor allem für dich", antwortete er ihr. Daraufhin beugte Sisilia sich nach vorn nahm Albus kurz in den Arm und gab ihm eine Kuss auf die Wange.
„Danke", hauchte sie. Doch dann zog sie ihren Umhang enger um ihre Schultern, weil ihr nun bewusst wurde, wie frisch es doch schon geworden war.
„Wir sollten langsam rein gehen, denke ich. Bald wird die Sonne untergehen und es ist doch schon recht kalt", sagte Albus Dumbledore ruhig als ihm das auffiel. Er stand auf und reichte Sisilia seinen Arm. Sie nahm die beiden Bücher und hakte sich ein, dann gingen sie gemeinsam zurück ins Schloss.
Als sie gerade die Eingangshalle durchquert hatten, ging die Türe erneut auf und Severus trat mit großen Schritten herein.
„Albus, einen Moment bitte", rief er Dumbledore hinter her, der sofort stehen blieb und sich umdrehte.
„Severus, du bist schon zurück? Hast du etwas erfahren?" er sah ihn fragend an.
„Allerdings. Hallo Sil", sagte er als er sie beide erreicht hatte.
„Ich habe erfahren, wo sich dieser Marek Alucard aufhalten soll. Ich mache mich auch gleich auf den Weg, um mit ihm zu reden, ich wollte nur kurz Bescheid geben", erklärte er dem Schulleiter und sah ihn an, als wartete er auf sein OK.
Albus sah ihn kurz nachdenklich an und nickte dann.
„Wo ist er denn?" wollte er noch wissen.
„Er ist in Scarborough. Er soll in diesem Luna Park arbeiten, einem Vergnügungspark, was immer das auch sein soll", erklärte er.
Sisilia beobachtete beide bei dem Gespräch und dachte nach.
„Du willst da hin gehen? Jetzt gleich?" fragte sie noch einmal nach und er nickte als Antwort.
„Gut, dann komm ich mit", sagte sie zu ihm, doch er hob gleich abwehrend die Hände.
„Nein das geht nicht, Sil. Das ist zu gefährlich. Dieser Marek Alucard ist ein Vampir."
„Na und mein Lieber, du vergisst, was ich unterrichte. Ich kenne mich mit Vampiren aus", erklärte sie Severus und blickte ihm direkt in die Augen. Er sah sie kurz nachdenklich an und nickte dann doch.
„Gut in Ordnung, dann komm mit. Vier Augen sehen mehr als zwei."
Sisilia nickte und lächelte dann.
„Wir brauchen uns nicht mal umzuziehen. Heute Abend findet wie jedes Jahr das große Halloween Fest, in Scarborough statt, so dass wir da nicht weiter auffallen werden", erklärte Sisilia Severus und sah von ihm zu Dumbledore.
„Woher weißt du das schon wieder?" fragte Severus erstaunt.
„Ich lese Zeitung, mein Lieber, auch Muggelzeitungen", erklärte Sisilia ihm mit einem zwinkern in den Augen.
„Ach, ist das diese komische Zeitung, die einmal die Woche kommt?" fragte er eine Augenbraue hebend.
„Genau Severus und sie ist nicht komisch", protestierte sie und stemmte die Hände in die Hüften. „Man muss schließlich informiert sein über das, was in der Welt geschieht", fügte sie noch an und sah dann hilfesuchend zu ihrem Onkel, der zustimmend nickte.
„Schon gut, aber wir sollten los. Ich will den Kerl so schnell wie möglich finden", drängte Severus jetzt.
„Gebt mir Bescheid, wenn ihr etwas erfahren habt", bat Albus die beiden, wendete sich zum gehen und blieb dann doch noch mal kurz stehen.
„Gebt auf euch acht, ja?" sagte er und sah beide mit besorgtem Blick an.
„Sicher Onkel, mach dir keine Sorgen. Wir werden vorsichtig sein", erwiderte Sisilia ihm und er ging dann sie Stufen nach oben, in Richtung seines Büros.
„Gehen wir", sagte Severus, doch Sisilia hob noch einmal kurz die Hand.
„Gut, ich muss nur noch mal aufs Zimmer, etwas holen, bin in zwei Minuten wieder zurück", sagte Sisilia und ging schnell zu ihrem Wohnraum.
Sie legte das Buch, welches sie von Professor Trelawney bekommen hatte, in das Regal. Dann ging sie nach unten ins Schlafzimmer, wechselte ihren Umhang gegen einen wärmeren aus und kramte nach dem Ring, den sie von Severus zur Hochzeit erhalten hatte. Sie wollte ihn mitnehmen, denn wenn das stimmte, was in dem Buch stand, verstärkte er die Kräfte des Amuletts, das sie trug. Und sie dachte sich, wer weiß, wann diese Tatsache von Nutzen sein kann. Sie packte ihn aber in die Innentasche ihres Umhangs und ging dann wieder nach oben zu Severus, der an der Türe auf sie wartete.
„Ich bin soweit", sagte sie, als sie ihn erreicht hatte.
„Gut, dann lass uns gehen", antwortete er und öffnete die Türe. Als sie das Schloss verlassen hatten, hängte sich Sisilia bei ihm ein und er sah sie einen Moment lang an.
„Ist etwas?" fragte sie nun unsicher und blieb stehen. Auch er hielt an und stellte sich vor sie.
„Allerdings. Ich habe den Eindruck, du wirst jeden Tag hübscher", sagte er und lächelte sie an. Sisilia sah ihn überrascht an und wurde fast verlegen. So etwas hatte er vorher noch nie zu ihr gesagt. Doch dann schlang sie ihre Arme um seinen Hals, gab ihm einen Kuss und hauchte in sein Ohr: „Danke." Er erwiderte die Umarmung und drückte sie fest an sich.
„Ich meine was ich sage", antwortete er ihr leise, nahm dann ihre Hand und sie machten sich auf den Weg.
Als sie das Schlossgelände verlassen hatten, apparierten sie sofort nach Scarborough.
Sie tauchten unbemerkt am Rande des Ortes auf, der sich im Laufe der letzten Jahrzehnte von einem kleinen Fischerort in eine große Touristen anziehende Kleinstadt verwandelt hatte.
In einer kleinen einsamen Nebenstraße apparierten sie fast gleichzeitig und sahen sich dann vorsichtig um.
Das Erste was Sisilia wahrnahm, war der andere, strenge Geruch. Hier roch es nach Salz und Fisch, was ihr zeigte, dass sie nicht weit weg vom Meer waren.
Die Sonne war schon fast untergegangen und es wehte ein mäßiger Wind, der ihren Umhang leicht aufblähte.
„Jetzt musst du mir nur noch sagen, wie dieser Marek Alucard aussieht", sagte Sisilia und Severus sah sie etwas verwundert an.
„Na ja wie Vampire eben aussehen. Die typischen Merkmale. Ich dachte du kennst dich mit Vampiren aus?" fragte er verblüfft und sah sie skeptisch an.
„Ja sicher tu ich das, in der Theorie schon, aber ich habe noch nie einen echten Vampir getroffen", erklärte sie abwartend. Severus schüttelte den Kopf, da sie es wieder geschafft hatte ihn reinzulegen, dann hob er resignierend die Arme.
„Nun gut", sagte er dann etwas zerknirscht, „Der Kerl ist sehr schlank, klein, schlaksig und hat dunkle Haare. Seine Augen sehen immer aus, als hätte er schon Nächte lang nicht mehr geschlafen und er wirkt immer irgendwie kränklich. Nur eines glaub ich nicht, dass der Kerl einen Umhang trägt. Er wird bestimmt nicht rumlaufen wie einer dieser Muggelvampir Gestalten", fügte er noch an und deutete dann auf einen, als Vampir verkleideten Muggel, der an ihre Seitenstraße, mit ein paar anderen schaurigen Gestalten an ihnen vorbei ging.
Hinter ihm folgten dann noch drei Schönheiten, die lange schöne Mittelalterliche Kleider trugen. Ihre extrem langen schwarzen Haare glänzten im Licht der angehenden Laternen.
Severus schüttelte den Kopf, als er sie sah.
„Die Muggel sind schon sehr seltsam, auf was für Ideen die kommen", sagte er und sah dann zu Sisilia.
„Los gehen wir, er müsste inzwischen wach sein, die Sonne ist untergegangen", erklärte er und verließt die Seitenstraße. Er trat auf eine Art Hauptstraße, die im Zickzack nach unten zum Vergnügungspark führte und Sisilia ging an seiner Seite mit.
Auf einer Anhöhe konnten sie die Reste des alten Schlosses sehen, das sich hoch über den Klippen am Ende des Ortes auftürmte und in der Abenddämmerung sehr gespenstisch wirkte.
Sie machten sich auf den Weg nach unten und sahen unterwegs immer wieder verkleidete Leute. Vampire, Werwölfe, schaurige Monster und Gespenster. Kinder gingen als Feen, Kobolde und kleine Hexen und Zauberer. Sisilia schmunzelte, als sie den Blick von Severus bemerkte, der drei kleine Kinder, vielleicht 5 oder 6 Jahre alt, beobachtete, die sich als Hexen und Zauberer verkleidet hatten und nun an einer der zahlreichen Haustüren klingelten. Als diese aufgemacht wurde, sagten die Kinder einen Spruch auf.
„Wir wollen was Süßes, sonst verhexen wir dich in eine Kröte", sagte der Kleine, ganz in schwarz gekleidete kleine Junge, der einen dunkelblauen Umhang trug, zu der schon älteren Frau. Die dann mitspielte und tat, als ob sie Angst vor ihm hätte und ihm und seinen Freunden eine große Handvoll Süßigkeiten herausreichte.
Severus bemerkt den Blick von Sisilia, die ihn nun angrinste.
„Das gefällt dir wohl was", sagte sie neckend und deutet zu den Kindern, die sich jetzt zur nächsten Haustüre aufmachten.
„Du kommst auf Ideen, ich wusste nicht was die vorhaben, deshalb hab ich mir das angesehen", verteidigte er sich. Sisilia stieß ihm leicht gegen die Rippen.
„Gib es doch zu, es gefällt dir", forderte sie ihn auf und trat nun vor ihn, ging aber rückwärts weiter, währen sie mit beiden Händen seinen Umhang an seiner Brust packte und ihn etwas näher zu sich heran zog. Er schüttelte seinen Kopf und hielt ihrem Blick stand.
„Gib es endlich zu, ich weiß, dass dir das gefällt", lachte sie und ging immer noch rückwärts vor ihm her.
„Pass lieber auf, dass du nicht hinfällst", ermahnte er sie.
„Werde ich schon nicht, ich halte mich ja an dir fest. Aber ich gebe nicht auf, bis du es zugegeben hast", sagte sie und grinste noch breiter.
„Du gibst wohl nie auf?" stöhnte er, bleib stehen und ergriff ihre Schultern.
„Nein", antwortete sie knapp und kippte ihren Kopf etwas zur Seite und sah ihn immer noch abwartend an. Doch anstatt einer Antwort senkte er seinen Kopf und gab ihr einen Kuss, den sie erwiderte. Aber als er weitergehen wollte, hielt sie ihn immer noch fest.
„Du schuldest mir immer noch einen Antwort", sagte sie dann und Severus verdrehte kurz die Augen.
„Schon gut, du hast Recht, das hat mir gefallen. Zufrieden jetzt, können wir weitergehen", fragte er und sah sie gespielt genervt an.
„Nein können wir nicht", antwortete sie ihm und er blickte sie überrascht an.
„Warum nicht?" fragte er erstaunt.
„Weil ich einen Stein im Schuh habe", lachte sie und begann sich mit einer Hand an ihm haltend, den rechten Schuh abzustreifen und den kleinen Stein raus zu werfen. Dann zog sie ihn wieder an und hob beide Hände seitlich in die Höhe und machte ein unschuldiges Gesicht.
„Jetzt können wir wieder", sagte sie zu ihm und strahlte ihn an.
„Du bist unmöglich weißt du das? Aber gerade deshalb liebe ich dich", sagte er, schlang seine Arme kurz fest um sie und dann gingen sie weiter, den Menschentrauben hinterher, hinunter zum Park, der sich langsam immer mehr mit Besucher füllte.
Nach der nächsten Biegung konnten sie nun hinunter auf das Meer sehen, das in der Dämmerung tiefschwarz und sehr ruhig vor ihnen lag. Auf seiner Oberfläche spiegelten sich die bunten Lichter wieder, die überall in der Bucht brannten und die immer mehr wurden.
Jede Spielbude, jedes Fahrgeschäft machte nun seine Beleuchtung an und es schimmerte immer bunter auf dem Gelände.
Sie erreichten ein großes Tor, an dem ein orange buntes Plakat hin, auf dem geschrieben stand, dass heute die Nacht der Nächte stattfinden würde. Das 13. Halloween Fest in Folge. Um Kostümierung wird gebeten.
Sisilia lachte als sie das Plakat ansah, denn vorn abgebildet war ein gruseliger Vampir, ganz in schwarz gekleidet, dem das Blut nur so von den Zähnen tropfte.
„Na wie passend", sagte sie sarkastisch und sie betraten nun den Park, mit vielen anderen verkleideten und nicht verkleideten Muggel und sahen sich um.
Direkt am Anfang des Geländes war ein großes Zelt aufgebaut worden, das mit Bildern von Gruselgestalten bemalt worden war. Über dessen Eingang war mit blutroten Buchstaben geschrieben.
‚HALLOWEEN PARTY ZELT'
Sie konnten schaurige Musik aus dem Zelt hören und dann immer wieder das aufbrüllen eines Möchtegern Monsters gefolgt von dem Gekreische einiger Frauen. Anscheinend schien die Party in dem Zelt schon im vollen Gange zu sein.
Doch Sisilia und Severus achteten nicht weiter darauf, sondern gingen an dem Zelt vorbei zu dem Hauptweg, der zwischen den Schaubuden und den Fahrgeschäften verlief.
„Was denkst du arbeitet er?" fragte Sisilia, als sie die Unmengen von verschiedenen Geschäften sah.
„Wenn ich das wüsste", antwortete Severus zerknirscht, als ihm klar wurde, dass es nicht so einfach werden würde, wie er sich das vorgestellt hatte.
„Am besten wir suchen jeder auf einer Seite, dann geht es schneller. Aber unternimm nichts, falls du ihn findest, gib mir Bescheid, hast du verstanden", ermahnte er sie und sah sie eindringlich an.
„Keine Angst, das werde ich" antwortete sie ihm und nahm sich dann die linke Seite vor, während Severus auf die rechte Seite marschierte.
Sisilia betrachtete die Kostüme der Leute und dachte noch bei sich, dass Severus und sie höchstens damit auffallen würden, dass ihre Kleidung eher langweilig war, gegenüber den aufgedonnerten Kleidern, welche die Muggel angezogen hatten.
Es war inzwischen schon gut voll und viele Menschen hatten sich eingefunden. Die Buden waren voll belagert und Sisilia hatte oft Mühe überhaupt jemanden zu sehen, der für das entsprechende Geschäft arbeitet. Sie musste sich teilweise durch hartnäckige Menschentrauben arbeiten, um in die Spielbuden hineinzukommen. Um dann, nachdem sie festgestellt hatte, dass der Gesuchte nicht da war, sich wieder genau so mühsam nach draußen zu kämpfen. Als sie nach einigen Minuten auf die andere Seite sah, konnte sie Severus sehen, dem es nicht viel besser zu gehen schien, mit dem einen Vorteil, dass er ein ganzes Stück größer war und über die Köpfe vieler hinweg schauen konnte, wenn er sich auf die Zehenspitzen stellte.
Sisilia sah kurz zu ihm hinüber und schüttelte den Kopf. Auch er schüttelte den Kopf und deutet mit der Hand nach vorn. Sie verstand, er wollte weitersuchen. So machte sie sich auch wieder an die Arbeit. Sie suchte in jeder Bude, sah in jedes Kassenhäuschen der Fahrgeschäfte, aber sie hatte kein Glück. Sie fand niemanden auf den die Beschreibung hätte passen können.
Nach einer guten halben Stunde trafen sie sich in der Mitte eines kleinen Platzes, auf dem so etwas, wie eine Erntedank Säule aufgebaut worden war, an der Obst und Gemüse, Getreide Mais und vieles mehr, in bunter Reihenfolge angebracht worden war.
„Nichts", sagte er, als sie ihn endlich erreichte. Auch Sisilia schüttelte den Kopf. Er sah sich noch mal in der Menschenmenge um und blickte dann wieder zu Sisilia.
„Jetzt verpasst du das Fest in Hogwarts. Du hattest dich doch so darauf gefreut", sagte er plötzlich zu ihr.
„Das macht nichts, ich bin viel lieber mit dir zusammen. Und vielleicht haben wir ja doch noch Glück und schaffen es noch später dazuzukommen", zwinkerte sie ihm zu.
Er wollte gerade etwas darauf erwidern, als eine ausgelassene sichtlich hübsche junge Frau, die als Hexe verkleidet war, auf ihn zu kam, ihm um seinen Hals viel und eine Kuss auf die Wange drückte.
„Wussten Sie, dass ein Kuss von einer Hexe Glück bringt?" fragte sie ihn und lächelte ihn mit einem Augenaufschlag an, doch Severus schob sie vorsichtig aber bestimmt von sich.
„Danke, aber wenn, dann lasse ich mich lieber von meiner eigenen Hexe küssen", antwortete er zum Erstaunen Sisilias und zog diese zu sich heran.
Die andere Frau sah ihn enttäuscht an und hob bedauernd ihre Arme.
„Schade, dann halt nicht", seufzte sie bedauernd und ging wieder zu ihren Freundinnen, die nur ein paar Meter weiter kichernd auf sie gewartet hatten.
Sisilia blickte ihn an und hauchte ihm dann einen Kuss auf dem Mund.
„Das war gut", grinste sie ihn an und hakte sich dann bei ihm ein. Severus antwortete nicht darauf, sondern musterte sie nur einen Moment lang und setzte dann den Weg fort.
Den ersten Teil des Parks hatten sie inzwischen abgesucht, so machten sie sich auf zum nächsten, den man aber nur erreichen konnte, wenn man über eine breite gewölbte Holzbrücke ging.
Von hier aus hatte man einen wunderschönen Blick auf das Meer und unter der Brücke rauschte ein kleiner Fluss der in das Meer mündete. Sisilia blieb am Geländer stehen, blickte auf die dunkle See hinaus und seufzte leise.
Severus stellte sich seitlich hinter sie und sah sie an.
„Alles in Ordnung?" fragte er sie ehrlich besorgt.
„Es ist alles in Ordnung, Severus. Ich war nur in Gedanken. Warum suchst du diesen Vampir eigentlich? Was denkst du, weiß er?" fragte Sisilia, während sie sich ihm zuwandte.
Severus sah sich kurz um und senkte dann die Stimme, als er sprach.
„Er hat vielleicht wichtige Informationen über die weiteren Pläne von Voldemort. Ich weiß, dass er den Auftrag von ihm bekommen hat, andere Vampire zu rekrutieren und sie dazu zu bringen, ihm zu helfen. Ich hoffe........", er unterbrach sich kurz selber, als ein Paar nahe an ihnen vorbei ging und sprach erst weiter, als diese wieder außer Hörweite waren.
„Ich hoffe, er kann uns sagen was Voldemort vor hat", erklärte er ihr und sein Blick wurde besorgt.
„Ich verstehe", antwortete sie knapp und wurde wieder nachdenklich.
„Komm lass uns weitersuchen, ja?" sagte sie dann und Severus nickte. Sie überquerten die Brücke und erreichten den nächsten Teil des Parks, in dem es einige Fahrgeschäfte und Karussells gab. Auf der linken Seite kam eine Spielhalle mit vielen verschiedenen Automaten und danach kam die Attraktion des Parks eine mächtige Achterbahn, an der sich große Menschentrauben versammelt hatten. Ein Teil von ihnen hatte sich angestellt, weil sie mitfahren wollten, während andere wiederum nur zusahen, wie die Waggongs auf und ab rasten und die Fahrgäste lauthals kreischten.
Sisilia sah hoch zu der Bahn, die zwei gewaltigen Ansteigungen hatte, welche die Wagen nicht schafften hochzukommen, ohne Hilfe eines zusätzlichen Motors, der sie hochzog.
Sie liebte Achterbahnen und irgendwie juckte es sie, sich auch anzustellen und eine Runde mitzufahren, doch sie wusste, dass jetzt nicht die richtige Zeit dafür war und verwarf den Gedanken ganz schnell wieder. Sisilia sah, wie Severus auf den Eingang der Achterbahn zu ging und folgte ihm verwundert. Sie blicke seitlich in sein Gesicht und sah wie sich Severus' Augen verengten und er zu den Männern am Bedienungspult der Achterbahn starrte.
„Ist er das?" fragte sie an sein Ohr gelehnt. Er antwortete nicht darauf sondern nickte nur, ohne seine Augen von ihm zu wenden.
„Warte hier", sagte er knapp und stieg über die Absperrung, an den wartenden Fahrgästen vorbei, direkt auf Marek Alucard zu.
Sisilia sah ihm hinterher, ließ aber diesen Mann an dem Bedienungspult nicht aus den Augen, ihre Hand griff in ihren Umhang und ihre Finger umschlossen den Griff ihres Zauberstabes, doch lies sie ihn noch stecken. Dieser Marek schien Severus nicht zu bemerken, er war wohl voll und ganz damit beschäftigt, die Fahrgäste zu beobachten, die gerade die Wagen bestiegen, für die nächst Fahrt. Er ließ den Zug dann abfahren und sah ihm noch hinterher, bis er verschwunden war. In dem Moment übersprang Severus die Gleise und ging rasch auf ihn zu. Als Alucard ihn bemerkte, zuckte dieser merklich zusammen.
Severus war einfach über die Absperrung geklettert, über die Schienen gesprungen und direkt auf Alucard zugegangen. Dieser war zuvor so mit seiner Arbeit beschäftigt gewesen, dass er ihn nicht gleich bemerkt hatte, erst als er direkt vor ihm stand. Er sah wie er erschrak.
„Marek Alucard, endlich hab ich dich gefunden", sagte er langsam und betont. Seine Augen verengten sich, während er sich vor ihm aufbaute, so dass er nicht weglaufen konnte.
„Professor Snape, Sir. Wie, was ...?" stotterte dieser nun und sah sich hilfesuchend um.
„Ich will mit dir reden. Sofort", sagte Severus kalt zu ihm und kein Muskel regte sich in seinem Gesicht. Alucard wurde nervös und seine Augen huschten hin und her.
„Ich... ja sicher, ähm warten Sie...", sagte er zu ihm und sein Blick wanderte nach hinten. Dort winkte er einem Kollegen, der gleich daraufhin herkam und zu ihm trat. Alucard sprach kurz mit ihm, aber so dass Severus nicht richtig verstand was er sagte, er bekam nur etwas mit von: ‚Problemen auf der Strecke und dass er an der zweiten Steigung etwas überprüfen müsste.'
Der Kollege übernahm dann das Bedienungspult, als die nächsten Wagen wieder von ihrer Fahrt zurückkamen. Doch der Kollege ließ nur die Fahrgäste aussteigen, aber keine neuen einsteigen, zur Verwunderung von Severus und den Leuten, die es kaum erwarten konnten Platz zu nehmen. Er erklangen Protestrufe der Fahrgäste und Alucards Kollege rief ihnen beschwichtigende Worte zu und sagte etwas von Kontrollfahrt.
Alucard schob Severus nun zu den Wagen und dieser sah ihn fragend an.
„Los, einsteigen", forderte Alucard Severus auf, doch dieser sah ihn überrascht an und wollte zuerst nicht.
Wenn Sie in Ruhe mit mir reden wollen, dann steigen Sie ein. Hier", er deutete auf die Wägen, „kann uns keiner zuhören", drängelte er. Daraufhin stieg Severus widerwillig ein und nahm Platz. Marek Alucard setzte sich neben ihn, die Sicherheitsbügel schlossen sich über ihnen und die Wagen setzten sich in Bewegung. Langsam wurden die Wagen nach oben gezogen und Alucard wendete seinen Kopf zu Severus.
„Gut was wollen Sie von mir?" fragte er ihn und sah ihn aus seinen schwarzen funkelnden kleinen Augen fragend an. Severus hatte das komische Gefühl, dass Alucard etwas im Schilde führte, trotzdem entschloss er sich erst mal seine Frage zu stellen, ihn aber nicht aus den Augen zu lassen.
„Ich komme gleich zum Punkt. Ich weiß, dass du beim Dunklen Lord warst", begann er. Inzwischen hatten die Wagen die Hälfte der ersten Steigung überwunden. Severus sah kurz von Marek weg und hinunter auf die Leute, die unten standen und blickte dann wieder zu Marek, der ihn nun mit ängstlichem und erschrockenem Gesicht ansah.
„Ich.......... woher wissen Sie...?" fragte er und seine Augen verengten sich und huschten nervös hin und her, so als ob er befürchtete, dass irgendjemand unterwegs zugestiegen sein könnte.
In dem Moment hatten sie die Kuppe der ersten Anhöhe der Achterbahn erreicht. Severus zuckte zusammen, als die Wagen an Fahrt gewannen und er konnte fast senkrecht nach unten auf die Schienen sehen.
Unwillkürlich griff er an die Bügel und klammerte sich an ihnen fest. Mit hoher Geschwindigkeit schoss der Wagenzug in die Tiefe, um an der nächsten Steigung wieder nach oben zu rasen. Dann legten sich die Wagen in die Kurve und es ging anschließend wieder nach unten und gleich wieder in die Höhe. An dieser zweiten Steigung, die ebenfalls sehr hoch war, wurden sie wieder langsamer und irgendwann griff ein Motor ein, der die Wagen wiederum nach oben zog. Der Kettenzug ratterte und langsam ging die Fahrt weiter bis an die Spitze. Als aber der erste Wagen die Spitze erreicht hatte, streckte Alucard seinen Arm heraus und winkte kurz. Worauf hin der Zug plötzlich anhielt und die Bügel sich wie von Geisterhand öffneten.
Sisilia beobachte zuvor besorgt wie Severus sich in die Achterbahn hatte drängen lassen von dem Kerl. Sie war überzeugt davon, dass er nicht wirklich wusste, worauf er sich da eingelassen hatte. Sie sah ihnen noch nach, als sich die Wagen in Bewegung setzten und ging dann auf die andere Seite, um sie besser sehen zu können. Sie stand nun etwas abseits, als sie sah, wie die Wagen auf der zweiten Anhöhe plötzlich anhielten. Sie konnte sehen wie sich die Sicherheitsbügel öffneten und Alucard aus dem Wagen aufsprang und auf die Wartungsbrücke neben den Gleisen stieg.
Sogleich ging ein Rucken durch die Fahrzeuge, die sich daraufhin gleich wieder in Bewegung setzten, nur die Bügel schlossen sich nicht mehr.
Sisilia erschrak, als sie das sah. Sie konnte sehen wie Severus ebenfalls aufstand und versuchte aus den Fahrzeugen zu klettern, doch in dem Moment sah sie auch, dass sein Wagen sich schon langsam nach unten neigte. Er stieg schnell auf die andere Seite, stieß sich ab und hechtete auf die Rampe zu, rutschte dann jedoch mit den Füßen ab und drohte in die Tiefe zu stürzen.
Sisilia stieß, ebenso wie viele Leute um sie herum, die das Ganze auch beobachte hatten, einen Entsetzensschrei aus und presste ihre Hand vor den Mund, als sie das sah. Dann war er aus ihrem Sichtfeld verschwunden, da die Wagen die nun in die Tiefe rauschten, ihr die Sicht nahmen. Ihr Magen krampfte sich zusammen und sie hatte das Gefühl ihr Herz würde stehen bleiben. Sie starrte immer noch starr vor Schreck hinauf auf die Stelle, wo sie Severus gesehen hatte. Es kam ihr fast wie eine Ewigkeit vor, bis die Wagen endlich alle an der Stelle vorbei waren und sie freie Sicht hatte. Da sah sie eine Gestellt auf dem Gerüst hängen und trotz der Entfernung konnte sie sehen, dass es Severus sein musste, denn Alucard trug keinen Umhang. Als sie sich genauer umsah, konnte sie Alucard ein Stückchen weiter weg erkennen, der stehen geblieben war und sich nach Severus umdrehte.
Dieser hatte sich gerade noch fangen können und hing nun frei schwebend hoch oben an einem Metallgitter. Sisilia griff in ihren Umhang und fischte nach ihrem Zauberstab, um ihm helfen zu können, falls er sich nicht halten konnte, doch noch bevor sie ihn gezogen hatte, sah sie, wie er sich nach oben zog und ein Bein über die Brüstung schwang und sich dann auf die Standfläche rollte. Er blieb eine Sekunde liegen atmete durch und stand dann aber ruckartig auf, um die Verfolgung von Alucard aufzunehmen. Sie hörte wie Severus Alucard etwas hinterher rief, was sich wie der Name des Vampirs anhörte, der auf dem Absatz kehrt macht und die Stufen der Wartungsbrücke nach unten rannte. Severus stürmte sehr wütend hinter ihm her, immer zwei oder drei Stufen auf einmal nehmend und langsam holte er auf. Da machte die Treppe eine 180 Grad Wendung, was Severus ausnutze und über das Geländer sprang, um seinen Weg abzukürzen. Im gleichen Moment als seine Füße die Treppe berührten griff er nach Alucard. Er bekam ihn an der Schulter zu fassen und riss ihn von den Beinen. Doch durch die große Wucht des Sprunges, verlor Severus das Gleichgewicht und krachte gegen ihn, woraufhin beide zu Boden stürzen und Severus genau auf ihm landete. Alucard stöhnte auf, als er das gesamte Gewicht von Severus abbekam. Doch aufgrund seiner Kraft, die der Vampir hatte, schaffte er es seine Beine unter Severus anzuziehen und stieß ihn mit großer Kraft von sich weg. Severus flog fast wie eine Puppe nach hinten weg und knallt mir starker Wucht, gegen das Geländer. Er stöhnt kurz auf, als sein Rücken gegen das harte Metall krachte.
Sisilia und die Menschen um sie herum stöhnten ebenfalls auf. Marek Alucard nutzte diese Schrecksekunde von Severus aus, rappelte sich hoch und rannte weiter. Doch Severus fing sich geschickt am Geländer ab, sah dem Vampir wütend und mit schmerzverzerrtem Gesicht hinterher.
„Verdammter Bastard", presste er zwischen den Zähnen heraus und nahm die Verfolgung wieder auf.
Sisilia wollte näher an die beiden heran. Sie erkannte sofort was Alucard vor hatte und rannte auf die Stelle zu, wo sie vermutete, dass er wohl runterkommen würde. Das war nicht so einfach, da das ganze Gelände rund um die Achterbahn mit Metallabsperrungen abgesichert war. So musste sie über einige der Absperrungen klettern, was sie sehr viel Zeit kostete. Immer wieder sah sie nach oben, zu den beiden.
Alucard hatte inzwischen eine metallene Leiter erreicht, die nach unten führte. Er war schon ein ganzes Stück nach unten geklettert, als Severus ebenfalls an der Leiter angekommen war. Er hatte dann noch das Pech, dass sich sein Umhang irgendwo an einer Schraube verfangen hatte und er musste ihn erst losreißen, was ihn wiederum ein paar Sekunden kosteten, aber dann hatte er es geschafft und stieg ihm, so schnell er konnte hinterher.
Sisilia hatte die Hälfte der Strecke schon geschafft, doch sie merkte, dass sie nicht vor Alucard am Fuße der Achterbahn sein würde, dazu waren zu viele Hindernisse da, die sie noch zu überwinden hatte.
Severus sah nach unten zu Marek und er merkte, dass er es so nicht schaffte ihn einzuholen. In dem Moment sah auch Alucard nach oben, sein Blick wirkte gehetzt und er schien sich noch mehr anzustrengen, um ihm zu entkommen.
Als Marek Alucard den Boden erreicht hatte, war Severus noch etwa drei Meter über ihm. Sisilia konnte sehen wie Severus eine Hand von der Treppe löste sich halb umdrehte und dann nach unten sprang. Er landete genau im Rücken des Vampirs und riss ihn zu Boden. Seine Hände krallten sich an ihm fest und sie rollten ein paar mal um ihre eigene Achse, als sie endlich auf dem felsigen Boden zu liegen kamen. Alucard rutschte ihm dadurch aus die Finger doch er stürzte sich sofort erneut auf ihn, griff gleichzeitig in seinen Umhang und zog seinen Zauberstab heraus. Er umschloss ihn mit seiner Hand so, als würde er einen Dolch halten und hob sie hoch über die Brust des Mannes, den er mit der anderen Hand zu Boden presste.
Sisilia beobachtete das Ganze, als sie über die letzte Absperrung geklettert war und rannte auf die Beiden zu.
„Verdammter Narr", fauchte Severus ihn wütend an. „Wage das nicht noch einmal oder ich werde dich auf der Stelle töten", schleuderte er ihm entgegen und seine Augen funkelten sehr böse. So wütend hatte Sisilia ihn noch nie gesehen und so blieb sie schwer atmend hinter den beiden stehen. Sie sagte lieber nichts, sondern beobachtete sie nur, wobei ihre Hand wieder zu ihrem Zauberstab wanderte.
„Du weißt aus was für einem Material mein Stab ist", zischte er, dabei konnte er sehen, wie Alucards Augen angstvoll zwischen seinem Gesicht und dem Zauberstab hin und her huschten und dann nickt er heftig.
„Sie meinen ...", er schluckte hart, „ Er ist aus Eiche, ich weiß", hauchte er dann heißer und schwer atmend.
Severus nickt nur stumm und sah ihn immer noch sehr wütend an.
„Du wirst mir jetzt sagen was du weißt, oder ich stoße zu", zischte er dem ängstlichen Kerl unter ihm zu.
„Severus, nicht hier. Die Leute", ermahnte Sisilia ihn nun und sah sich um.
Severus nickte nur, ließ ihn aber nicht los.
„Ist das Ihre Frau?" fragte er nun und sah grinsend an Severus vorbei.
„Dir wird das Grinsen noch vergehen. Und ja das ist meine Frau, auch wenn dich das nichts angeht", brummte Severus.
„Du hast recht Sil", sagte er und sah sich kurz um. Er erkannte, dass sich eine Menschenmenge um sie gebildet hatte, die zwar noch in einiger Entfernung stand, aber er war sich sicher, dass das nicht lange so bleiben würde.
„Wir gehen woanders hin", murmelte er und sah dann Alucard drohend an.
„Mach keine falsche Bewegung Freundchen, ich werde keinen Augenblick zögern und dir meinen Stab ins Herz rammen, wenn du so Metzchen noch einmal versuchst, hast du mich verstanden?", drohte er ihm. Marek Alucard sah kurz zu Severus Stab und nickte dann sichtlich ängstlich.
„Gut", antwortete Severus, stand auf und zog Alucard am Kragen seiner Jacke mit sich nach oben. Er hielt ihn noch kurz fest und kam seinem Gesicht sehr nahe und zischte ihm ins Ohr.
„Überlege dir jede Bewegung gut", sagte er leise zu ihm. Alucard schluckte, als er das ernste Gesicht von Severus direkt vor sich sah. Dann ließ ihn Severus los, stieß ihm gegen die Brust, als Aufforderung loszugehen und folgte ihm dann gleich darauf. Den Zauberstab hielt er immer noch einsatzbereit in der Hand, versteckte ihn jedoch unter seinem Umhang. Alucard sah noch kurz zu Sisilia bevor er sich umdrehte und losmarschierte.
„Wo wollen Sie mich hinbringen?" fragte er dann unsicher und ängstlich und sah kurz zu den beiden zurück.
„Gute Frage, du hast doch sicher eine Wohnung, oder so etwas, wo du dich tagsüber aufhältst. Wie wäre es damit?" sagte Severus mit zusammengebissenen Zähnen. Sisilia hatte Severus noch selten so erlebt, doch ihr war auch klar, dass er so reagieren musste, denn ein Vampir war sehr gefährlich und unberechenbar. Sie fragte sich sowieso, warum dieser Kerl hier ein fast normales Leben führte und arbeitete, mal von der Tatsache abgesehen, dass Vampire eigentlich ja tot waren. Aber sie konnte sich schon denken, warum er sich hier aufhielt. Hier gab es viele Menschen und viele Fremde kamen hier tagtäglich her. Da fiel es nicht unbedingt so auf, wenn ab und zu mal einer spurlos verschwand, denn ein Vampir brauchte schließlich frisches Blut, um weiter existieren zu können. Sie fragte sich nur, was er dann wohl mit den Leichen der Menschen gemacht hatte und sie erschauderte bei dem Gedanken, wie viele unschuldige Personen wohl schon durch seine Hand, oder besser gesagt durch seinen Biss hatten sterben müssen. Ihre Miene wurde nun ebenfalls härter, als sie den Mann wieder ansah, der kurz stehen geblieben war.
„Ich lebe in einem umgebauten Bauwagen am Rande des Vergnügungsparks, wir können da hin gehen", schlug er mit zittriger Stimme vor.
„Gut, dann geh voraus, aber .........." begann Severus.
„Ich hab verstanden, ich werde keinen Blödsinn mehr machen", antwortete er und ging dann vor. Zuerst verließen sie das Gelände der Achterbahn und dann führte sie Alucard in Richtung Meer. Kurz vor dem Strand führte parallel ein schmaler Weg weiter, den sie entlang gingen. Es dauerte keine fünf Minuten und sie hatten einen alten blauen Bauwagen erreicht, der von außen sehr heruntergekommen aussah.
„Hier wohne ich", sagte Alucard und deutete auf ihn.
„Hätte ich mir ja denken können, dass es bei dir nicht zu mehr reicht, als zu einer kleinen schäbigen Holzbude", sagte Severus und Sisilia hatte das Gefühl, es machte ihm Spaß den kleinen Kerl zu reizen, als sie sah, dass sich seine Lippen bei dieser Aussage kräuselten.
„Professor, Sie wissen doch, dass nicht alles immer so ist, wie es nach außen hin scheint", erklärte ihm der Vampir, der inzwischen wohl wieder seine Fassung etwas zurückgewonnen hatte und ihn leicht sarkastisch angrinste. Er stieg die Trittstufe nach oben und öffnete die Türe, des Bauwagens, knipste ein Licht im Inneren an und machte eine einladende Handbewegung.
„Darf ich bitten", sagte er in einem gespielten scharmanten Ton. Severus wurde wütend, wegen des Theaters von diesem Kerl und er packte ihn erneut am Kragen, stieß ihn grob in seine Behausung hinein. Alucard krachte mit dem Rücken gegen den Schrank, der sich gegenüber der Tür befand und Severus hatte seine Hand um dessen Kehle gelegt und drückte leicht zu.
„Versuch uns nicht hereinzulegen, verdammter Vampir", fauchte er ihn wütend an. Sisilia folgte den beiden schnell, nicht gerade erbaut über die sehr grobe Art, die Severus an den Tag legte. Sie betrat den Bauwagen und war wirklich sehr überrascht über das, was sie hier sah. Von Innen war der Wagen eine richtige Luxusvilla, wenn man mal von der knappen Größe absah. Rechts von ihr befand sich eine gemütliche Sitzecke mit bestickten seidenen Kissen und Spitzentischdecke. Zu ihrer Linken war eine Küchenzeile eingerichtet, mit Kühlschrank, Kochgelegenheiten und vielem mehr. Dann gab es gegenüber der Küchenzeile 3 große Schränke.
Am anderen Ende befand sich ein Bett, es war riesig und mit Seidenlaken überzogen, die er in den Farben rot und schwarz gewählt hatte. Auch gab es einen Fernseher und eine Videoanlage und alles was noch so dazugehörte. Und alles nur vom feinsten, das konnte man sofort sehen.
Sisilia sah zu den Beiden und Severus deutete ihr an die Türe zu schließen, was sie dann auch tat. Severus sah Alucard nun wieder an, seine Hand nahm er nicht von seinem Hals.
„Was haben Sie vor? Wollen Sie mich erwürgen?" fragte er sarkastisch. „Da werden Sie wohl Pech haben, ich bin schon tot", presste er heiser hervor. Severus hatte inzwischen wieder seinen Zauberstab unter seinem Umhang hervor geholt und hielt ihm diesen unter die Nase.
„Lass deine dummen Witze", zischte er, „und rede endlich. Was hat Voldemort vor?" fragte er. Er merkte wie Alucard zusammenzuckte, als er den Namen des Dunklen Lords aussprach, doch es war ihm egal.
„Ich weiß nicht, was er plant, ehrlich, ich habe keine Ahnung", antwortete der Mann schnell und seine Augen huschten hektisch von Severus zu dessen Zauberstab und dann zu Sisilia.
„Ach und warum glaub ich dir das nicht? Warum bist du dann weggelaufen? Los sag endlich was du weißt, oder...", er hob erneut seinen Zauberstab an, bereit jederzeit zuzustoßen.
„Schon gut, schon gut, ich sag Ihnen was ich weiß", er hob beschwichtigend seine Hände.
„Nun es ist war, ich war bei Ihm‚ dessen Name nicht genannt werden darf, er hat mir den Auftrag gegeben...", er schluckte, es schien ihm schwer zu fallen, das zu erzählen und erst als Severus seinen Griff verstärkte, sprach er weiter.
„Er hat mir den Auftrag gegeben, ich solle noch anderer wie mich finden, die bereit sind für ihn zu arbeiten", sagte er dann leise, er schien Angst zu haben, dass es vielleicht noch jemand hören konnte, der vielleicht zufällig in der Nähe war.
„Und was hat er euch dafür versprochen?" fragte Severus ihn ruhig.
„Versprochen?" fragte er und tat überrascht. „Wie kommen Sie denn darauf, dass er uns etwas versprochen hat?"
„Ganz einfach Marek, weil du und deinesgleichen nie etwas tun würden, wenn sie nicht nachher auch davon profitieren könnten. Also rede, was hat er euch dafür geboten."
Alucard zögerte und Severus erkannte, dass es in dessen Gehirn fieberhaft zu arbeiten begann.
„Rede!" fauchte Severus ihn erneut an und hob drohend den Zauberstab ein Stück weiter an.
„Ist ja gut", stotterte er, „Er hat uns eine Schloss versprochen, das wir für uns alleine haben können", presste er zwischen den Zähnen hervor.
„Ein Schloss? Was für ein Schloss meinst du?" fragte Severus der nun etwas verwirrt war. Alucard bemerkte dies sofort und ein sarkastisches Grinsen flog über dessen Gesicht.
„Können Sie sich das nicht denken?" fragte er und sein Grinsen wurde noch breiter. Sisilia ahnte was er meinte und als Severus einen kurzen Blick zu ihr wandte, sah sie, dass auch er zu wissen glaubte, was Alucard sagen wollte.
„Hogwarts", flüsterte er und drehte seinen Kopf zurück zu Alucard. Doch dieser war in den kurzen Sekunden, in denen Severus überrascht zu Sisilia gesehen hatte, nicht untätig geblieben und in dem Moment, als Severus ihn wieder ansah, rammte er ihm sein Knie zwischen die Beine, was diesem die Luft nahm und ehe er es sich versehen hatte, spürte er auch schon die Rechte des Mannes an seinem Kinn, was ihn nach hinten schleudern ließ und er krachte mit dem Kopf hart gegen die Tischplatte, wo er benommen zu Boden sank. Das Ganze geschah so schnell, dass Sisilia gar keine Chance hatte einzugreifen. Sie war auch sehr überrascht über die Kräfte, des doch sehr schmächtig wirkenden Mannes. Sie sah wie Severus gegen den Tisch krachte und wollte sich auf Alucard stürzen, noch im Laufen riss sie ihren Zauberstab heraus und richtete ihn auf den Vampir. Doch dieser war nicht nur kräftig, sondern auch unglaublich schnell. Noch bevor sie einen Zauberspruch aussprechen konnte, hatte Alucard ihr den Zauberstab aus den Händen gerissen und ihn in eine Ecke geworfen, dann packte er sie hart und Sisilia spürte die stahlharten Finger um ihre Arme. Sie stöhnte kurz auf vor Schmerzen, dann hatte er sie auch schon herumgeschleudert und auf das Bett gestoßen. Das war mit solch einer Kraft geschehen, dass ihr im ersten Moment die Luft wegblieb, doch Alucard ließ ihr keine Zeit zu Handeln. Er stürzte sich sofort auf sie und drückte sie auf das Bett. Sie versuchte nach oben wegzurobben, doch er kam einfach hinter her. Er setzte sich rittlings über sie und es entbrannte ein heftiger Kampf zwischen ihnen beiden. Dann bekam er ihre Arme zu fassen, die er hart neben ihrem Kopf auf die seidenen Laken presste. Sisilia versuchte sich loszureißen, sie wand sich unter ihm und mit den Beinen versuchte sie nach ihm zutreten. Doch sie merkte sehr bald, dass sie es nicht alleine schaffen würde. Sie sah nach oben und erkannte plötzlich, dass sich das Gesicht des Mannes verändert hatte. Es war zu einer hässlichen Fratze geworden. Sie sah lange dolchartige Zähne, die nun aus seinem Oberkiefer ragten, seine Augen waren blutunterlaufen und Gier und Hass schien aus ihnen zu leuchten. Alucard grinste diabolisch und er beugte sich langsam zu Sisilia hinunter, die nach dieser Schrecksekunde, als sie in sein Gesicht gesehen hatte, wieder anfing sich gegen ihn zu wehren.
Der Griff des Mannes wurde noch härter und sie hatte das Gefühl, er würde ihr jeden Moment die Handgelenke brechen, sie stöhnte laut auf unter den Schmerzen.
„Nein", keuchte sie, „lass mich los", schrie sie verzweifelt, worauf der Mann anfing teuflisch zu lachen. Er war ihrem Gesicht nun schon verdammt nahe gekommen und Sisilias Bemühungen ihm zu entkommen wurden noch stärker, doch was sie auch tat und was sie auch versuchte, er gab ihr keine Chance, er hatte eindeutig die besseren Karten in den Händen. Er sah ihr noch einmal mit teuflisch funkelnden Augen ins Gesicht, hob seinen Kopf ein paar Zentimeter an, um seine Zähne kraftvoll in ihrem Hals zu stoßen.
In dem Augenblick spürte Sisilia, wie ein Ruck durch den Körper von Alucard ging und dieser bestialisch aufschrie. Er warf seinen Kopf in den Nacken, ließ ihre Arme los, fuchtelte wild umher und versuchte dann mit seinen Händen nach hinten auf seinen Rücken zu greifen.
Sisilia merkt plötzlich, dass er sie losgelassen hatte und robbte unter ihm weg in eine Ecke des Bettes und sah ihn mit entsetzten Augen an. Als sie ihren Kopf etwas hob, erkannte sie Severus, der hinter dem Mann stand. Ihr Blick viel erneut auf Alucard und dann sah sie, warum er plötzlich aufgeschrieen hatte. Severus hatte ihm seinen Zauberstab auf der Höhe des Herzens in seinen Rücken gerammt und nun versuchte Alucard verzweifelt diesen wieder herauszuziehen, doch er kam nicht an ihn ran. Langsam verwandelte sich das Schreien des Vampirs in ein Stöhnen und seine Bewegungen wurden langsamer und unkontrollierter. Er sah beide noch mal an, mit einer Mischung aus Hass, Verzweiflung und Unverständnis, dann brach er neben Sisilia auf dem Bett zusammen und bewegte sich nicht mehr. Sisilia rutschte an ihm vorbei, vom Bett herunter auf Severus zu, der seine Hand nach ihr ausstreckte.
„Bist du in Ordnung?" fragte er und sah sie eindringlich an.
„Mir geht es gut, ich .... oh mein Gott, ich hatte keine Ahnung wie kräftig diese Vampire sind", sagte sie und ließ sich gegen Severus sinken, der seine Arme um sie legte. Sisilia spürte wie ihre Knie noch immer leicht zitterten und fühlte jetzt erst, wie ihre Handgelenke schmerzten.
„Danke", seufzte sie und hob ihren Kopf um Severus anzusehen. „Das war für mich eine lehrsame Lektion. Ich werde nie wieder behaupten mich mit etwas auszukennen, das ich nicht auch wirklich kenne", sagte sie zu ihm und wollte sich noch einmal zu Alucard herum drehen.
Doch Severus hielt sie davon ab, in dem er ihren Kopf in seine Hände nahm.
„Nein, sie nicht hin", sagte er zu ihr.
„Aber warum nicht?" fragte sie ihn überrascht und versuchte den Kopf zu drehen, doch Severus hielt sie fest.
„Vertrau mir einfach, ja?" forderte er sie auf und sah ihr in die Augen, worauf hin sie dann nickte.
„In Ordnung, ich vertraue dir", sagte sie und als er ihren Kopf los ließ, wendete sie ihn nicht um, sondern sah weiter auf Severus.
„Komm lass uns gehen", sagte er nun und schob Sisilia Richtung Türe, drehte sich dann selber aber noch einmal um und holte seinen Zauberstab. Sisilia beugte sich über den Tisch und nahm ebenfalls ihren Zauberstab, den Alucard vorhin auf die Sitzbank geschleudert hatte und steckte ihn in ihre Tasche und verließ den Wagen. Severus folgte ihr kurze Zeit später, löschte das Licht und verschloss die Türe wieder.
Er trat zu ihr legte einen Arm um ihre Schultern und sie gingen stumm ein ganzes Stück in Richtung Meer, wo sie am Strand stehen blieben.
„Warum sollte ich mich nicht umdrehen?" fragte Sisilia ihn, der das Ganze nicht aus dem Kopf ging.
„Ich wollte dir den Anblick ersparen. Alucard ist noch nicht lange genug Vampir gewesen, dass er ganz zu Staub zerfallen wäre", erklärte er ihr und Sisilia nickte, denn sie wusste was er meinte. Vermutlich war auf dem Bett nur eine halbverweste Leiche zurückgeblieben und auf so einen Anblick konnte sie gut verzichten, es schüttelte sie schon, wenn sie nur daran dachte.
„Danke", hauchte sie und versuchte ein Lächeln. Sie schauten beide noch ein paar Minuten auf das Meer hinaus, Sisilia hatte sich an Severus gelehnt, der immer noch seinen Arm um ihre Schulter gelegt hatte. Beide hingen ihren Gedanken nach und keiner sprach ein Wort. Sie drückte sich noch enger an ihn, als sie merkte, dass es langsam frisch wurde. Auch der Wind, der vom Meer her kam, wurde etwas stärker und blies in ihre Umhänge.
„Ich wusste gar nicht, das dein Zauberstab aus Eiche ist", sagte sei dann in die Stille hinein und sah ihn an.
„Eigentlich hab ich gar keine Ahnung aus was dein Zauberstab besteht, komisch", fügte sie noch hinzu, wobei das eher laut gedacht, als eine Frage war.
„Wusstest du nicht? Doch er ist aus Eiche, 12eindrittel Zoll und im Kern befindet sich Drachenherzfasern von einen Schwarzen Hebriden, falls dir das etwas sagt", erklärte er ihr.
„Ich weiß was ein Schwarzer Hebride ist. Das ist ein britischer Drache, der gerne als Einzelgänger lebt und ein sehr großes Territorium für sich alle beansprucht. Er wird bis zu zehn Meter lang, hat purpurrote Augen und sein Schwanz endet in einem Pfeilscharfen Stachel. Seine Flügel sind Fledermausartig und er ernährt sich von Wild und Rindern. Und .........", sie machte eine Kunstpause, „....ich habe wirklich schon mal einen Gesehen. Gordon McFusty hat, mir damals, als ich mit meinen Eltern einmal dort zu Besuch war einige gezeigt. War sehr beeindruckend", endete sie mit ihrer Erklärung und Severus sah sie beeindruck an.
„Das ist Unterrichtsstoff, das hatten wir letzte Woche, deshalb war es noch in meinem Gedächtnis", grinste sie ihn an. Severus erwiderte nichts darauf und sah sie nur an.
„Ich möchte jetzt zurück, es wird kalt", sagte sie und zog ihren Mantel enger um ihren Körper, dabei langte sie wie automatisch an ihre Kette. Doch dann erschrak sie, sie war nicht mehr da, sie musste sie irgendwo verloren haben. Severus merkte, dass irgendwas nicht stimmte.
„Was hast du?" fragte er irritiert und sah sie an.
„Verdammt, nein. Ich habe mein Amulett verloren, es ist nicht mehr da. Vielleicht vorhin beim dem Kampf gegen Alucard?" schlussfolgerte sie.
„Wir müssen noch mal zurück", sagte Sisilia und ging los zurück in Richtung zum Bauwagen. Severus folgte ihr und ging dann neben ihr her. Es war ihr mehr als unangenehm, dass sie erst jetzt bemerkt hatte, dass der Anhänger fehlte, umso mehr beeilte sie sich nun. Sie waren schon ganz in der Nähe und Sisilia so in Gedanken, weil sie sich darüber ärgerte, dass sie erschrak, als Severus sie an der Schulter packte, zurück riss und hinter eine Hecke zog. Sisilia sah ihn zuerst überrascht an, doch als er einen Finger auf seine Lippen legte und mit seinem Kinn nach vorn deutete, wo der Bauwagen stand, drehte sie den Kopf und schaute dorthin. Erst jetzt sah sie, dass sich auf dem Platz davor einige Männer aufhielten, darunter zwei Polizisten.
Sisilia unterdrückte einen Fluch. Anscheinend hatte irgendjemand schon die Leiche von Alucard entdeckt und die Polizei gerufen. Severus deutete Sisilia an, ihm leise zu folgen und so gingen sie hinter dem Gebüsch ein Stückchen näher heran, so dass sie besser sehen konnten. Von hier aus konnten sie nun auch etwas hören. Ein älterer Mann trat in dem Moment aus dem Bauwagen, seinem Gesicht zufolge, war das was er da drin zu sehen bekommen hatte, nicht sehr angenehm gewesen. Er ging ein paar Meter vom Bauwagen weg in ihre Richtung und blieb dann stehen. Er wischte sich mit einem Taschentuch über den Mund und drehte sich um, als ein anderer Mann seinen Namen rief.
„Inspektor Perkins? Ich hab hier noch etwas gefunden", sagte eine kleinerer, um einiges jüngerer, hagerer Mann, der trotz seines noch jungen Alters schon sehr schütteres braunes Haar hatte. Er ging auf den Inspektor zu, der sich nun mit seinen Fingern durch ursprünglich schwarze und inzwischen schon sehr angegraute Haar fuhr.
„Ja was denn?" fragte er und sah seinen Kollegen erwartungsvoll an. Dieser streckte seine Hand aus und reichte dem Inspektor eine kleine durchsichtige Tüte in der sich etwas Glitzerndes befand. Sisilia presste eine Hand vor ihrem Mund, um nicht laut aufzustöhnen. Was der Mann da seinem Chef gebracht hatte, war nichts anderes als ihr Amulett.
„Der Kerl hatte es zwischen seinen Fingern, Sir. Ich vermute er hat es dem Täter oder der Täterin abgerissen", mutmaßte er.
Sisilia sah nun wütend und verzweifelt zu Severus. Sie wollte es unbedingt wiederhaben. Sie war noch nie wirklich ohne die Kette gewesen und sie fühlte sich verdammt nackt ohne sie. Ohne weiter groß zu überlegen trat sie von der Seite her aus dem Gebüsch heraus. Sie wollte mit dem Mann reden, ihr würde schon etwas einfallen, egal wie, sie musste ihr Amulett wiederbekommen, koste es was es wolle.
In dem Moment, als sie den Vorplatz erreicht hatte, hörte sie einen anderen Mann aufschreien, den sie vorher nicht gesehen hatte, da er neben dem Bauwagen gesessen hatte.
„Das ist sie!" rief er. „Inspektor das ist die Frau, die mit Alucard mitgegangen ist", rief er aufgebracht und wedelte wild mit seinen Händen.
Sisilia griff automatisch in ihren Unhang nach ihrem Zauberstag, doch noch bevor sie ihn richtig greifen konnte, hatte der Inspektor schon seine Pistole auf sie gerichtet. Sie sah in die Mündung der Waffe und ließ ihren Zauberstab wieder los. Ganz langsam nahm sie ihre Hand wieder aus dem Umhang und hob sie hoch, während ihr Blick immer wieder von der Waffe zu dem Inspektor wanderte.
Noch ehe Sisilia es sich versah, waren dann auch schon die zwei Polizisten herbeigeeilt und hatten sie zwischen sich gepackt und hielten sie nun an den Armen fest.
Inspektor Perkins trat auf sie zu und sah sie an, dann nickte er einem der Bobbys zu, der sie dann grob nach Waffen durchsuchte.
Severus erschrak sehr, als Sisilia plötzlich aus dem Gebüsch heraustrat. Er hatte noch versucht sie zurück zu halten, doch er konnte sie nicht mehr fassen, sie war zu schnell weg. Und dann überschlugen sich die Ereignisse.
Er überlegte was er tun sollte, hielt es aber vorerst für das Beste in seinem Versteck zu bleiben und auf eine günstige Gelegenheit zum eingreifen zu warten.
„Sie ist unbewaffnet, Sir", sagte der Polizist zu dem Inspektor. Er hatte ihn ihrer Tasche ihren Zauberstab gefunden und zeigte ihn seinem Vorgesetzten.
„Was hatten Sie vor, wollten Sie mich verzaubern?" lachte der Mann, als er den Zauberstab erblickte.
„Sicher was dachten Sie, ich dachte Sie würden sich als Fettchen ganz gut machen", antwortete Sisilia sarkastisch, woraufhin der Mann erneut loslachte. Sisilia dachte sich nur, ‚wenn er wüsste, dass sie das wirklich tun könnte' und antwortete dann, so ruhig sie konnte.
„Es tut mir leid, ich wollte nur meinen Ausweis herausholen, ich dachte Sie wollten ihn vielleicht sehen", erfand sie nun, was auch kein Problem war, denn sie hatte tatsächlich ihren Muggelausweis ebenfalls in der Tasche.
„Danach hab ich Sie doch noch gar nicht gefragt. Aber gut. Sie könnten mir trotzdem Ihren Namen sagen", forderte er sie auf.
„Mein Name ist Dorell, Lisa Dorell. Darf ich fragen was hier los ist?" fragte sie jetzt mit fester Stimme, denn sie hatte ihre Fassung recht schnell wiedergefunden. Sie hoffte nur Severus würde sich zurückhalten und sie schielte kurz vorsichtig zu dem Gebüsch, hinter dem sie ihn vermutete.
Doch noch bevor der Inspektor etwas antworten konnte kam der Mann, der vorhin gerufen hatte auf sie zu.
„Das ist die Frau, sie und ein großer schwarzhaariger Mann sind vorhin mit Marek hier her verschwunden und da hatte er noch gelebt. Sie hat bestimmt etwas damit zu tun. Fragen sie sie nach dem Mann, Inspektor", sagte der blonde kräftige Mann und gestikulierte wie wild mit seinen Händen und deutete immer auf Sisilia.
„Was soll das heißen er hatte noch gelebt? Soll das bedeuten, dass Mr. Alucard...?" fragte Sisilia den Inspektor überrascht.
Severus musste zugeben, dass sie ihre Rolle fantastisch spielte, sogar er hätte ihr abgenommen, dass sie nichts von Alucards Tod wusste, hätte er es nicht besser gewusst.
„Ja in der Tat, er ist tot", antwortete er. „Sie geben also zu, dass sie diesen Alucard kannten?" fragte sie daraufhin.
„Nur flüchtig, eigentlich so gut wir gar nicht. Aber ich verstehe das nicht, er hat doch vorhin noch gelebt. Was ist denn passiert?" wollte Sisilia wissen und stellte sich dabei sehr geschickt an.
„Glauben sie ihr kein Wort", rief der Mann dazwischen. Ich bin überzeugt, dass sie und ihr Freund da, dieser Mann mit den langen schwarzen Haaren, dass sie beide Marek Alucard ermordet haben!" Der Mann war so aufgebracht und ließ sich nicht von seiner Meinung abbringen, dass er Inspektor sich entschloss Sisilia auf die Polizeiwache bringen zu lassen, um sie in Ruhe verhören zu können.
„Aber ich hab doch gar nichts gemacht, Sir. Hören sie ich muss auch nach Hause, sie können mich doch nicht einfach verhaften, ich hab nichts getan", schimpfte Sisilia los, als die zwei Bobbys sie zu einem Wagen schoben, wohin der Inspektor sie begleitete.
„Sie sind nicht verhaftet, noch nicht jedenfalls. Ich möchte sie nur ihn Ruhe verhören. Wo ist ihr Begleiter?", fragte Inspektor Perkins und steckte ihren Zauberstab kopfschüttelnd zu der Kette in seine Tasche.
„Ich bin alleine", antwortete sie ihm und sah ihm ins Gesicht. Perkins verzog das Gesicht und dann gab er seinem Kollegen noch ein paar Anweisungen und setzte sich dann zu Sisilia in den Wagen. Sie war von den Polizisten in den Font des Wagens gesetzt worden, in den der Inspektor sich nun ans Steuer setzte.
„Hören Sie, ich vertraue darauf, dass Sie sich anständig verhalten, deshalb erlasse ich Ihnen die Handschellen", sagte er als er sich noch einmal nach hinten umdrehte.
„Schon gut", brummte Sisilia, „Ich verspreche, dass ich nichts anstellen werde", fügte sie dann noch hinzu und sah schnaubend aus dem Wagen, als dieser losfuhr.
Sie wusste nicht was Severus nun tun würde, doch sie hoffte, er würde sich nicht in Gefahr bringen.
Es dauerte nicht lange und sie kamen schon an der kleinen Polizeistation des Ortes an. Inspektor Perkins brachte Sisilia nach oben in den ersten Stock, in ein kleines düsteres Büro. Als er das Licht einschaltete, flackerte eine grelle kalte Neonlampe an der Decke auf. Er bot Sisilia einen Platz an und setzte sich dann hinter den Schreibtisch.
„So und jetzt sagen Sie mir bitte doch noch mal ihren Namen, ihre Adresse und so weiter", forderte er von ihr und sie machte ihre Angaben. Als er das alles auf einem Formbogen notiert hatte, lehnte er sich in seinem Schreibtischsessel zurück und sah sie an. Dann griff er in seine Tasche, holte den Zauberstab und das Amulett hervor. Den Zauberstab legte er auf den Tisch und das Amulett, welches immer noch in der Tüte steckte hielt er ihr vor die Nase.
„Kennen sie diese Kette?" fragte er gleich direkt. Sisilia sah sie an und schluckte unmerklich. Sie überlegte, ob sie einfach danach und nach ihrem Zauberstab greifen sollte, sie waren ja alleine und gegen ihn würde sie ohne Probleme ankommen. Doch noch bevor sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzten konnte, krachte die Türe des Büros auf und ein anderer Polizist stolperte mit Severus in der Mangel in den Raum. Dann reagierte Sisilia und es ging alles sehr schnell.
Sie griff nach ihrem Zauberstab und schockte den Inspektor. Wahrscheinlich überrascht von dem was Sisilia getan hatte, reagierte der andere Polizist sehr langsam und als dieser dann zu seiner Waffe greifen wollte, hatte Sisilia auch ihn ins Reich der Träume geschickt und er krachte zu Boden.
Severus schloss schnell die Türe, so dass die anderen draußen nicht sehen konnten, was hier vor sich ging und verschloss sie dann magisch.
„Wie ich sehe, kommst du auch ganz gut ohne mich zurecht", sagte Severus sarkastisch und grinste sie an.
„Nicht ganz. Wir haben wohl nicht viel Zeit, bis die andern die Türe aufgebrochen haben. Kannst du das Gedächtnis von den beiden verändern?" fragte Sisilia und sah Severus an.
„Ich denke schon, ist ja nicht das erste Mal", gab Severus zurück und richtete seinen Zauberstab auf den Inspektor.
In dem Moment klopfte es schon an die Türe und eine Stimme fragte, ob alles in Ordnung sei. Severus ließ sich nicht von dem Gepolter und dem Geschrei stören. Er richtete seinen Zauberstab auf den Kopf des Inspektors.
„OBLIVATE", sagte er und murmelte dann noch ein paar unverständliche Sätze. In der Zeit ließ Sisilia, den Bogen Papier, den dieser zuvor ausgefüllt hat in Flammen aufgehen und griff sich ihre Kette.
„Danke, sagte sie an den Inspektor gewandt, nahm sie aus der Tüte und legte sie sich gleich wieder um.
„Schon viel besser", murmelte sie und nahm das Metall in ihre Hand. In der Zwischenzeit war Severus mit dem Inspektor fertig und kümmerte sich um den anderen Mann. Perkins saß noch etwas abwesend auf seinem Stuhl, doch Severus wusste, dass dies normal war, er würde in ein paar Minuten wieder der alte sein, mit der einen Tatsache, dass er sich an heute Abend würde nicht mehr erinnern können.
Das Poltern gegen die Türe würde immer lauter, Sisilia rechnete damit, dass sie gleich aufkrachen würde, so trieb sie Severus zur Eile an.
Er nickte nur, versuchte das Poltern weiter zu ignorieren und veränderte auch das Gedächtnis des anderen Mannes. Dann nickte er Sisilia kurz zu und in dem Moment, als sie beide aus dem Büro disapparierten, krachte die Tür auf und die beiden Männer in dem Büro, sahen ihre Kollegen sehr überrascht an.
Severus und Sisilia apparierten vor dem Hogwarts Gelände.
„Das war verdammt knapp", stöhnte Sisilia nun auf und atmete erst einmal in Ruhe durch.
„Allerdings", antwortete Severus und sah sie strafend an.
„Es war keine Gute Idee, einfach zu ihnen zu laufen, das hätte auch ganz anders gehen können und dann hätten wir mächtig Ärger mit dem Ministerium bekommen können", sagte Severus leicht wütend.
„Es tut mir leid, ich wollte keinen Ärger machen, ich wollte doch nur das Amulett zurück. Ich war noch nie ohne, seit ich es habe. Es ist ja noch mal alles gut gegangen. Ich danke dir für deine Hilfe", sagte sie, legte ihre Arme um seinen Nacken und gab ihm einen Kuss, woraufhin er ihr nicht mehr wirklich böse sein konnte. Er legte eine Hand an ihr Gesicht und strich mit seinem Daume über ihre Wange. Sie presste ihr Gesicht in seine Hand und lächelte ihn an.
„Wie hast du mich eigentlich gefunden?" fragte Sisilia, der das erst jetzt bewusst wurde.
„Ganz einfach, ich habe aufgepasst", erklärte er sah sie an.
„Ich habe gehört, wo sie dich hinbringen wollten. Dieses Polizeirevier ist mir aufgefallen, als wir uns auf den Weg zu diesem Luna Park gemacht haben. Also hab ich mich einfach auf den Weg dorthin gemacht und da hab ich dich ja auch gefunden. Nur, dass mich dieser Kerl nicht zu dir gehen lassen wollte, na ja und den Rest kennst du ja", grinste er nun.
„In der Tat den kenne ich. Weißt du? Eigentlich sind wir ein ganz gutes Team muss ich schon sagen", grinste sie ihn nun erleichtert an, dann nahm sie seine Hand und sie gingen zurück ins Schloss.
„Du ich glaub ich möchte nicht mehr zum Fest gehen, irgendwie steckt mir das alles noch zu sehr in den Knochen, was da vorhin passiert ist. Ich würde lieber gleich zu uns gehen", sagte sie als sie das Stimmenwirrwarr aus der Großen Halle hörte.
„Gut kein Problem. Ich muss nur Albus einen kurzen Bericht geben, er wird bestimmt schon warten", erklärte Severus, hauchte Sisilia einen Kuss auf die Lippen und marschierte in die Große Halle hinein.
Sisilia ging direkt in den Wohnraum, sah sich kurz um und beschloss dann, ein schönes warmes Bad zu nehmen. Und da heute wohl alle Schüler, auch die Vertrauensschüler beim Halloween fest waren, war das Bad der Vertrauensschüler mit Sicherheit leer.
So ging sie hinunter ins Schlafzimmer, nahm sich Handtücher und Bademantel und was sie sonst noch brauchte, schreib Severus einen Zettel und ging nach oben in das Bad.
