Apollo und Kassandra
Sisilia sah sich um und konnte einige Menschen um sich herum erkennen, die sie alle anstarrten, was auch kaum verwunderlich war, in ihrer Kleidung, die aus dem zwanzigsten Jahrhundert stammte und ihr plötzliches Auftauchen ...
Die Frauen hier trugen alle lange bunte Gewänder und die Männer Tuniken und Togen, die sie über die Schulter geschwungen hatten. Die Luft roch auch anders, sie konnte wieder diesen Blütenduft wahrnehmen, den sie heute Mittag bei der Vision schon gerochen hatte. Nicht so intensiv, aber dennoch eindringlich.
Also waren sie wirklich in der Vergangenheit gelandet. Ein aufgeregtes Tuscheln und Murmeln war entstanden und alle starrten sie ungläubig an. Die Kinder, die hier herumstanden, hatten sich hinter ihre Mütter gestellt, die unsicher geworden waren, was sie tun sollten, sie hatten eindeutig Angst.
Auf einmal kamen Männer angelaufen, es waren mindestens neun oder zehn, so wie es aussah Soldaten. Sie trugen über ihren Gewändern so eine Art Schutzkleidung aus dickem Leder und Metall und waren mit Schwertern und Lanzen bewaffnet. Sie kamen auf sie zu, ihre Lanzenspitzen auf sie gerichtete.
Als Sisilia vor Schreck schnell einen Schritt zurück wich, stieß sie mit der Schulter gegen Severus. Dieser stellte sich blitzschnell, als er das bemerkte, schützend vor Sisilia. Er hatte zuerst noch vorgehabt nach seinem Zauberstab zu greifen, doch, als einer der Männer seine Lanze mit der Spitze auf dessen Brust setzte, lies er es bleiben und hob nur beschwichtigend die Hände. Die Soldaten hatten sie umringt und starrten sie an. Inzwischen standen die drei Rücken an Rücken und blickten abwartend auf die Soldaten.
„Und was jetzt?", fragte Severus und warf einen kurzen Blick auf Dimitris, in der Hoffnung, dass dieser einen Vorschlag machen würde, wie sie sich zu verhalten hatten.
Einer der Männer begann, ihnen Fragen zu stellen, die weder Severus noch Sisilia verstanden. Doch Dimitris wohl, der nun für sie drei zu antworten begann. Zögernd und stotternd begann der Grieche zu sprechen, doch als er merkte, dass ihn der Mann tatsächlich verstand, wurde er sicherer und versuchte zu erklären, dass sie Kassandra sprechen wollten. So schlussfolgerte Sisilia, da sie immer wieder Kassandras Namen aus seinen Worten heraus hören konnten.
Einer der Männer nickte dann, gab seinen Leuten eine Anweisung, die ihre Lanzen zurück zogen und sie in ihre Mitte nahmen.
„Was hat er gesagt?", wollte Severus von Dimitris wissen. Er hatte leise gesprochen und sah leicht unsicher in die Gesichter der Soldaten.
„Ich habe ihm erklärt, dass wir mit der großen Kassandra sprechen wollen. Er wollte wissen, woher wir kommen und ich habe ihm erklärt, wir seien von den Göttern geschickt worden. Ich hoffe, er hat es mir geglaubt. Zumindest hat er gesagt, dass er uns zu Kassandra bringen will. Wir sollen ihm folgen", erklärte er ebenso leise und ging dann dem Soldaten hinterher, der in Richtung Apollo Tempel voran marschierte. Die anderen Soldaten folgten ihnen rechts und links, ihre Lanzen im Anschlag.
Doch plötzlich verließen sie den Weg, der nach oben führte und sie wurden zu einem der Häuser geschoben, die am Wegesrand standen. Dimitris fragte den Anführer der Soldaten etwas, doch dieser antwortete ihm nicht, sondern dirigierte sie nur sehr bestimmt in das Haus hinein.
Aufgrund der bedrohlichen Waffen, die auf sie gerichtet waren, beschlossen sie erste einmal den Anweisungen folge zu leisten und betraten das kleine, aus schwerem Stein gebaute Haus. Die wenigen Fenster des Hauses waren gerade mal so groß, dass vielleicht eine Katze durchpasste, was auch dafür sorgte, dass es nicht besonders hell hier drin war. Das Haus bestand nur aus diesem einem Raum, in den sie gebracht wurden. An der Seite befand sich eine offene Feuerstelle, in der aber kein Feuer an war. Zumindest schien das Haus benutzt zu werden, sie konnte noch den kalten Rauch riechen, den das letzte Feuer verbreitet hatte. In der hinteren Ecke stand eine Art Bett, welches aus grobem Holz gezimmert worden war. Die Matratze war nur Stroh auf welches Decken ausgebreitet worden waren.
Als sie in dem Zimmer standen sagte der Soldat noch etwas und verschloss dann Türe von außen. Ihnen war allen klar, dass sie nun hier eingesperrt waren. Trotzdem ging Severus zur Tür und versuchte sie zu öffnen. Als er sich vergewissert hatte, dass sie wirklich verschlossen war, zog er seinen Zauberstab und richtete ihn auf die Türe.
„Mr. Snape, bitte warten Sie. Ich denke wir sollten erst einmal abwarten. Er sagte er würde Kassandra Bescheid geben. Vielleicht haben sie auch nur Angst vor uns", versuchte Dimitris ihn von seinem Vorhaben abzubringen.
„Das sollten sie auch. Ich lasse mich nicht gerne einsperren", brummte Severus und drehte sich um. Er sah Sisilia, welche Dimitris zustimmte und nickte dann.
„In Ordnung, ich gebe ihnen eine Stunde, wenn sie uns dann nicht hier raus gelassen haben, werde ich mir selber die Türe öffnen", erklärte er und steckte seinen Zauberstab zurück in die Tasche. Er ging dann zu einem der kleinen Fenster und sah hinaus.
Sisilia blickte sich in dem Raum suchend um, doch es gab nicht wirklich etwas zu sehen hier, so setzte sie sich auf das Bett und begann nachzudenken. Hoffentlich hatten sie nicht zu unüberlegt gehandelt mit ihrer Zeitreise. Ihr wurde etwas mulmig zu Mute und eine gewisse Angst, die in ihr auf kam, verdrängte ihre vorherigen Euphorie.
„Was wird jetzt weiter geschehen, Dimitris? Was glauben Sie?", fragte sie dann nach einer Weile. Dimitris, der sich auf den Stuhl neben dem schweren Holztisch gesetzt hatte sah schulterzuckend zu ihr.
„Ich kann nur Vermutungen anstellen. Ich denke mal, sie werden ihrer Herrin Bericht erstatten. So wie ich sie kenne, wird sie uns auf jeden Fall sehen wollen, doch was sie dann tun wird? Ich weiß es nicht. Ich hoffe sie ist so neugierig, wie sie immer beschrieben wird, dann wird sie uns auch anhören und der Rest ergibt sich dann. Wenn sie wirklich das Amulett erschaffen hat, glaube ich nicht, dass sie uns abweisen wird", mutmaßte der alte Grieche.
„Ja, das hoffe ich auch", gab sie zurück und blickte zu Severus, der immer noch aus dem Fenster starrte.
„Kannst du etwas erkennen?", wollte sie nun von ihm nach einiger Zeit des Schweigens wissen.
„Nein, es ist vollkommen ruhig da draußen. Ich hoffe, sie haben uns nicht vergessen. Langsam wird es auch dunkel", er drehte sich um und sah Sisilia an, doch dann wandte er sich an Dimitris.
„Sagen Sie mal Dimitris. Sie haben doch den Soldaten erzählt, dass die Götter uns schicken würden, nicht wahr?", fragte Severus ihn.
„Ja, das hab ich. Warum?", fragte dieser ihn nun etwas irritiert.
„Das ist ganz einfach. Die Mugg ..., die Menschen wollen doch immer Beweise. Warum liefern wir ihnen nicht irgendeinen Beweiß?", schlug Severus vor.
„Wie meinen Sie das? Was für einen Beweis?"
„Ich dachte vielleicht daran, dass wir ihnen zeigen, dass uns keine Mauern aufhalten können. Ich könnte zum Beispiel einfach aus dem Gebäude disapparieren und vor dem Haus wieder auftauchen. Oder wir öffnen diese Tür einfach und marschieren hinaus", schlug er vor.
Sisilia sah zu Dimitris, der seine Stirn kurz in Falten legte und nachdachte.
„Eigentlich eine wunderbare Idee. Doch sie werden draußen Wachen abgestellt haben, die bewaffnet sind", warf er als Einwand ein.
„Wenn es nur das ist", Severus Lippen begannen sich zu kräuseln und er zog schon seinen Zauberstab. Sisilia hatte sich inzwischen erhoben und war zu Severus gegangen.
„Ich finde die Idee auch gut. Solange wir keinen verletzen", sie sah Severus an und ihr Gesicht hellte sich wieder etwas auf.
„Das wird nicht notwendig sein. Wir üben einfach mal wieder ein wenig die Dinge, die wir in Verwandlung gelernt haben", erklärte er und hob grinsend eine Augenbraue.
„Gut, dann bin ich dabei. Was denken Sie Dimitris?", es war Sisilia, die ihm diese Frage gestellte hatte und ihn nun abwartend ansah.
„Wenn keiner zu Schaden kommt. Dann bin dafür. Denn wir haben nicht viel Zeit, das Vertrauen Kassandras zu gewinnen und das wäre vielleicht eine Möglichkeit", nickte er nun beiden zu.
„Dann wollen wir mal." Mit ein paar Schritten hatte Severus die Tür erreicht und seinen Zauberstab auf das Schloss gerichtet.
„Alohomora", sagte er leise und sie konnten ein leises Knacken vernehmen, was ihnen zeigte, dass sich die Türe entriegelt hatte.
Sisilia hatte inzwischen auch ihren Zauberstab in der Hand und hatte sich zu Severus gestellt. Dieser nickte ihr als Startzeichen zu und zog dann die Türe auf.
Draußen drehten sich zwei Männer, die als Wachposten vor der Türe abgestellt worden waren, überrascht zu ihnen um. Beide richteten sofort ihre Lanzen auf sie und forderten sie unmissverständlich wieder auf, zurück in das Haus zu gehen. Doch die drei dachten nicht im Traum daran. Severus richtete seinen Zauberstab auf die Lanze des einen Soldaten, der seine Waffe auf ihn gerichtet hatte und murmelte etwas. Die Lanze verwandelte sich, in dessen Händen, in eine große lange Schlange. Als dem Soldaten bewusst wurde, was er da in seinen Händen hielt, lies er es vor Schreck ganz schnell fallen und wich erschrocken ein paar Schritte zurück. Der andere Mann, der das sah, wusste nicht so recht, was er tun sollte. Das Entsetzten war in sein Gesicht geschrieben. So wich er ebenfalls zurück und starrte von einem zum andern, doch dann richtete beinnahe panisch er seine Lanze, wurfbereit auf Sisilia, die nun ebenfalls ihren Zauberstab hob und einen Zauberspruch murmelte.
Genau in dem Moment, als der Mann die Lanze schleuderte, verwandelte sich diese in ein dickes Seil, welches eine Sekunde lang mitten in der Luft waagerecht hängen blieb, dann in sich zusammen fiel und auf dem Boden landete.
Die beiden Soldaten sahen sich entsetzt an und wichen immer weiter vor ihnen zurück. Das war der Moment, als Dimitris mit ihnen zu sprechen begann. Nachdem er geendet hatte, nickten die beiden leicht verstört und nahmen ihre Beine in die Hand und rannten nach oben zum Tempel, man sah nur noch die Staubwolken auf dem Boden, die sie beim Laufen auf dem trockenen Boden aufwirbelten.
„Minerva hätte ihre Freude gehabt", grinste Severus zu Sisilia, welche kurz lachend nickte.
Dimitris sah sie an, da er nicht wusste, was er damit gemeint hatte, doch er fragte nicht nach.
„Ich habe den beiden, noch einmal erklärt, dass die Götter uns geschickt haben und wir langsam wütend werden, wenn uns Kassandra nicht empfangen wird", erklärte er ihnen knapp.
„Soweit, so gut", Severus sah ihnen hinter her, „Ich hoffe nur, sie kommen nicht mit einer ganzen Armee wieder zurück."
„Das hoffe ich auch, was tun wir jetzt?", fragte Sisilia nachdenklich, doch dann wich sie erschrocken einen Schritt zurück, als sie die Schlange auf sich zukriechen sah. Severus bemerkte es und richtete erneut blitzschnell seinen Zauberstab auf diese und im nächsten Moment lag wieder die Lanze vor ihnen.
„Sie war völlig harmlos", erklärte Severus ihr entschuldigend.
„Ich mag trotzdem keine Schlangen, ob sie harmlos sind oder nicht", gab Sisilia angewidert zurück.
Severus sah sie an, doch als er noch etwas darauf erwidern wollte, hob Dimitris eine Hand und deutete nach oben zum Tempel. In der inzwischen hereingebrochenen Dunkelheit konnten sie sehen, dass eine kleine Gruppe von 4 Leuten auf sie zukamen. Severus hatte seinen Zauberstab, wieder erhoben, doch als sie näher kamen, erkannte er, dass sie unbewaffnet waren und so ließ er ihn wieder sinken. Es waren die beiden Soldaten, die vor dem Haus wache gehalten hatten und zwei andere Männer, die sie vorher noch nicht gesehen hatten.
Einer davon war ein älterer hagerer Mann, mit grau-weißen langen Haaren und einem weißen Bart. Er hatte ein sehr spitziges Gesicht, was Sisilia irgendwie an eine Ziege erinnerte.
Der vierte Mann war hager und noch sehr jung, er ging immer einen Schritt hinter dem Älteren. Doch auch sein Gesicht, welches von langen schwarzen gelockten Haaren eingerahmt war, wirkte sehr spitz und die lange dünne Nase, verstärkte den Eindruck noch mehr. Vermutlich waren sie verwandt, vielleicht sogar Vater und Sohn.
Als die kleine Gruppe sie erreicht hatte, knieten die vier Männer vor ihnen auf den Boden und verbeugten sich tief. In der Haltung begann der alte Mann zu sprechen.
„Er sagt, er sei Äneas, einer der Priester des Tempels, er und sein Sohn Thyonis entschuldigen sich für die Unannehmlichkeiten und bitten uns vielmals um Vergebung. Sie wollten nur vorsichtig sein, da es immer wieder Menschen geben würde, die sich für etwas ausgaben, was sie nicht waren. Er hofft, wir würden ihnen verzeihen und ihnen vergeben, dass sie uns nicht als Göttergesandte erkannt haben", übersetzte Dimitris ihnen.
„Sagen Sie ihm bitte, dass wir ihnen vergeben und dass sie aufstehen sollen", bat Sisilia, was er auch sofort tat. Ihr war das irgendwie peinlich, dass sich diese Männer vor ihnen in den Staub legten.
Die Männer erhoben sie wieder und sahen sie vorsichtig an. Sisilia lächelte ihnen zu, in der Hoffnung, sie könnte ihnen so etwas die Angst nehmen. Dann begann der Mann mit dem ziegenähnlichen Gesicht wieder zu sprechen. Sisilia blickte auf das große Amulett, welches er vor seiner Brust hängen hatte. In der Mitte war ein heller Stein eingearbeitet, vermutlich ein Mondstein. Aber er war von einer solchen Schönheit, dass ihr Blick einige Sekunden lang darauf hängen blieb. Sie hatte noch nie so einen großen Mondstein gesehen, er zog sie beinahe magisch an.
„Er bittet uns, mit ihm zu kommen. Sie würden uns in, für unseren Stand gerechte, Unterkünfte bringen. Kassandra würde dann morgen mit uns sprechen. Sie will uns zu ehren ein Fest geben und hofft, dass wir damit einverstanden sind." Dimitris sah zu den beiden. Wie aus einer Trance gerissen, sah Sisilia zu Dimitris auf, als er zu sprechen begonnen hatte.
„Nun, ich würde sagen, besser kann es doch gar nicht laufen. Das hört sich doch sehr viel versprechend an", grinste er.
„Erst morgen? Nun gut, dann muss ich mich eben noch gedulden", murmelte Sisilia nun etwas enttäuscht.
„Erst? Normalerweise müssten die Leute hier manchmal bis zu mehreren Monaten warten, bis sie vorgelassen wurden. Eine Wartezeit von einigen Wochen ist hier nicht ungewöhnlich. Doch Ihre Idee mit den Beweisen, dass wir von den Göttern geschickt wurden, war Gold wert", erklärte Dimitris an Severus gewandt.
Der alte Mann, der sich ihnen mit dem Namen Äneas vorgestellt hatte, machte eine einladende Handbewegung nach oben zum Tempel. Severus nickte ergriff Sisilias Hand und sie folgten den beiden Männern, die nun voraus gingen. Die beiden Soldaten bleiben zurück bei dem Haus, in dem die drei vorhin noch eingesperrt gewesen waren.
Wie schon einige Stunden zuvor liefen sie jetzt den Hang nach oben zum Haupttempel. Doch diesmal sah die Szene, die sich ihnen bot, ganz anders aus. Die Gebäude rechts und links des Weges, waren allesamt komplett erhalten. Efeu rankte sich teilweise um die Mauern und viele Pflanzen und Blumen wuchsen zwischen den Häusern. Es wirkte alles so unglaublich lebendig. Nicht wie am Mittag, als sie durch die Ruinen gegangen waren.
Sie sahen nach kurzer Zeit auf den Apollo Tempel, der vorher noch von den großen Bäumen verdeckt gewesen war und nun in seiner ganzen Pracht vor ihnen stand. Das riesengroße mächtige Gebäude erstrahlte in seinem ganzen Glanz. Es war so sehr beindruckend, dass die kleine Gruppe unwillkürlich einen Moment lang stehen blieb und ehrfurchtsvoll darauf starrte. Trotz der inzwischen hereingebrochenen Dunkelheit, konnten sie doch alles noch sehr gut erkennen. Äneas, der ein weinrotes Gewand trug, welches mit Goldfäden durchwoben war, bemerkte das und blieb nun ebenfalls einen Moment lang stehen und wartete auf sie. Er zupfte seine Toga zurecht und tat so, als würde er ihre Blicke auf den Tempel nicht bemerken.
„Das ist einfach unbeschreiblich", hauchte Dimitris und starrte auf das riesige Gemäuer.
Es war gigantisch. Was musste es für eine Arbeit gewesen sein, dieses Gebäude aufzubauen, mit bloßen Händen und ohne Maschinen.
Der Priester fragte etwas und Dimitris antwortete ihm sofort, woraufhin sich der Mann wieder verneigte und ein freudiges Lächeln über sein Gesicht huschte.
„Er wollte wissen, ob den Göttern der Tempel gefällt, ich habe ihnen gesagt, sehr", flüsterte Dimitris ihnen zu.
Äneas führte sie kurz darauf in den Tempel hinein. Auch hier war alles prachtvoll. Die vielen Skulpturen, die dort standen, der Marmorboden, der im Licht der Fackeln erstrahlte sah einfach so überwältigend aus, dass sie kein Wort sprachen, als sie durch die Gänge hinter ihrem Führer hergingen. Überall an den Wänden hingen Fackeln, welche den Tempel ausleuchteten. An manchen Stellen standen anstatt der Fackeln riesige Schalen, in denen ein helles Feuer brannte. Große wunderschöne Amphoren in den verschiedensten Größen und Formen standen in jeder Ecke und verzierten den Tempel. Die Wände bestanden teilweise aus in Stein geschlagenen Bildern, die verschiedene Schlachten zeigten, Soldaten in ihren Streitwagen oder kämpfende Heerscharen, aber auch Abbildungen verschiedener Götter waren zu erkennen.
Dann wurden sie in einem großen Raum gebracht, in ihm befand sich ein prachtvolles großes Bett, mit vielen Kissen, Decken und Fellen darauf. Auf einem kleinen Tisch, rechts von ihnen stand eine große Schale mit Obst und ein Krug mit Trinkgefäßen. Und an der Wand gegenüber stand ein weiterer Tisch mit Stühlen darum.
Äneas sagte zu den dreien etwas und Dimitris übersetzte es ihnen wieder.
„Er meinte, das wäre das Zimmer für die Dame und er würde uns jetzt zu unsern Räumen bringen."
„Dann sagen Sie ihm bitte, dass ich bei der Dame bleiben werde", erklärte Severus, der sich in dem Raum weiter umsah und dabei in Richtung Bett weiterging. Nachdem Dimitris es ihm gesagte hatte, drehte sich Severus um und sah ihren Gastgeber an, der etwas verständnislos zu ihm sah. Doch dann sprach Dimitris noch einmal mit ihm und ein vielsagendes Lächeln huschte über dessen Gesicht.
„Was haben Sie ihm gesagt?", wollte Severus leicht verwirrt wissen.
„Ich habe ihm nur erklärt, dass Sie verheiratet sind und Sie die Mutter ihres Kindes nicht alleine lassen werden. Wissen Sie, bei den Griechen in der alten Zeit, war es nicht üblich, dass der Mann bei der Frau schlief, außer ...", er grinste Severus nun an und dieser verstand sofort was er meinte.
„Oh, nun, dann soll er annehmen was er will, ich werde jedenfalls hier bleiben", erklärte Severus noch einmal.
Äneas verbeugte sich noch einmal kurz mit einem Lächeln auf dem Gesicht und ging dann zur Türe, wo er auf Dimitris wartete.
„Dann wünsche ich Ihnen einen angenehme Nacht, ich denke wir sehen uns morgen früh wieder", er zwinkerte ihnen noch einmal kurz zu und verließ den Raum. Als sich die Türe geschlossen hatte, ging Sisilia zu dem Bett und setzte sich darauf.
„Ich fühle mich wie in einer Filmkulisse, nur dass das hier alles verdammt echt ist", sagte sie ehrfurchtsvoll tief beeindruckt.
Severus sah sich etwas genauer um und als er neben die Türe blickte, fiel ihm auf, dass man ihnen einen der Rücksäcke, die Dimitris mitgenommen hatte ins Zimmer gebracht hat.
„Ich weiß zwar nicht, was eine Filmkulisse sein soll, doch es ist wirklich unbeschreiblich, aber irgendwie auch unheimlich. Ich weiß nicht, ob ich heute Nacht überhaupt ein Auge zumachen kann", erklärte Severus und ging zu dem Fenster, aus dem er einen Blick warf. Doch sehen konnte er nicht viel, da es inzwischen stockdunkel draußen war. Sisilia folgte ihm mit ihren Blicken.
„Wir könnten uns ja abwechseln, jeder schläft ein paar Stunden während der andere Wache hält", schlug Sisilia dann vor und sah Severus hinterher, der zurück zur Türe ging und den Riegel zu schob, so dass keiner von außen mehr herein kommen konnte.
„Keine schlechte Idee, ich denke, ich habe wirklich eine sehr kluge Frau geheiratet", grinste Severus nun, ging zu ihr und setzte sich neben sie auf das Bett.
„Es wird zumindest für unsere Kinder und Enkelkinder eine interessante Geschichte werden, wenn wir ihnen erzählen können, dass wir schon mal eine Nacht im Jahre 852 vor Christus verbracht haben", Severus Lippen kräuselten sich erneut, als er das sagte und dann legte er einen Arm um ihre Schultern und zog sie zu sich heran.
„Damit könntest du allerdings Recht haben, vorausgesetzt, sie werden uns das glauben und uns nicht für verrückt erklären", erwiderte Sisilia, jetzt ebenfalls grinsend.
„Das will ich ihnen nicht geraten haben", entgegnete er mit einem gespielten ernsten Gesicht, doch dann legte er sich etwas zurück und stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Fellbett auf.
„Wer übernimmt die erste Wache?", fragte er dann.
„Lass mich die Erste übernehmen, ich bin überhaupt nicht müde, ich glaube ich könnte jetzt sowieso nicht schlafen", erklärte Sisilia, die das Gefühl hatte, ihre Gedanken würden sich wie ein Sturm in ihrem Kopf hin und her drehen.
„In Ordnung, dann wecke mich, wenn es Zeit wird für meine Schicht", sagte er, beugte sich nach vorn und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen.
Er streifte nur seine Schuhe ab und rutschte dann nach oben auf das Bett. Sisilia sah ihm verwundert hinterher, als er die Augen schloss und seine Finger über seinem Bauch verschränkte.
Es dauerte auch nicht sehr lange, da konnte sie ein gleichmäßiges Atmen hören, was ihr zeigte, dass er schon eingeschlafen war. Sie bewunderte dies an ihm. Er konnte sich hinlegen und war innerhalb ein paar Minuten eingeschlafen. Sie hingegen, lag oft noch länger wach, bevor sie auch endlich schlafen konnte.
Sisilia blickte sich in dem sehr hohen Raum um. Im Licht der Fackeln, die an den Wänden hingen konnte sich nichts Außergewöhnliches entdecken, nur merkte sie nach einiger Zeit, dass sie durstig war. So stand sie auf und trat zu dem kleinen Tischchen. Sie sah, dass der Krug voll war, nur konnte sie in dem Dämmerlicht nicht erkennen was sich darin befand. So goss sie einfach etwas davon in einen der Becher und versuchte es dann.
Es war eindeutig Wein. Das war zwar nicht unbedingt das, was ihren Durst am besten stillen würde, doch etwas anderes fand sie im Augenblick nicht. Nun ja, man hielt sie ja für Gesandte der Götter und die tranken ja bekanntlich immer Wein. Sie zuckte mit den Schultern und leerte den Becher in ein paar Schlucken. Dann merkte sie, wie es langsam frisch wurde und sie etwas zu frösteln begann. So ging sie zum Bett zurück. Eine Decke wegnehmen konnte sie nicht, ohne Severus zu wecken, da dieser auf den Decken drauf lag. So beschloss sie sich einfach neben ihn zu legen und sich zuzudecken, was sie auch tat. Sie lag auf dem Bett und starrte gegen die Decke auf der viele Schatten tanzten, die von dem Flackern der Fackeln her stammten, doch dann, nach einiger Zeit, ohne dass sie es wirklich wollte, schlief sie ein.
Am nächsten Morgen erwachte sie, als sie bemerkte, wie sich jemand neben ihr bewegte. Sie schlug die Augen auf und sah in das Gesicht von Severus, der sie musterte.
„Wolltest du mich nicht aufwecken?", fragte er leise und es klang leicht vorwurfsvoll. Sisilia setzte sich erschrocken auf. Ihr wurde erst in dem Moment klar, wo sie waren und was passiert war.
„Es tut mir leid, ich muss eingeschlafen sein. Der Wein ... ich hatte Durst und er hat mich wohl schläfrig gemacht", entschuldigte sie sich. Es war ihr sichtlich unangenehm.
„Schon gut, ist nicht so schlimm. Zum einen war es ruhig und wenn jemand versuchte hier herein zu kommen, hätte ich es bestimmt mitbekommen", erklärte er ihr, strich mit seinen Fingern über ihre Wange und zog sie zu sich heran.
„Guten Morgen übrigens", er hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen, als es plötzlich gegen ihre Tür hämmerte.
Erschrocken fuhr Severus herum und starrte in die Richtung, aus der das Klopfen gekommen war.
„Guten Morgen, sind Sie schon wach?", hörten sie eine ihnen vertraute Stimme von draußen rufen.
„Ja, wir sind wach!", antwortete Severus, schwang sich aus dem Bett und ging auf die Türe zu. Doch dann drehte er sich noch einmal zu Sisilia um und grinste sie an.
„Bist du angezogen?", fragte er sie feixend, öffnete aber die Türe, ohne ein Antwort abzuwarten. Dimitris war nicht alleine, hinter ihm waren einige Frauen, welche Tabletts mit Essen und einige Gewänder und Tücher mit sich trugen.
Er trat mit den ganzen Frauen in seiner Gefolgschaft in das Zimmer, als Severus die Türe freigegeben hatte.
Der Grieche selbst hatte sich umgezogen und trug nun eine Tunika aus blauem und weißem Stoff und darüber eine passende Toga. Mit seinem weißen Bart sah er nun beinnahe so aus, als würde er hier her gehören. Das einzige was nicht wirklich dazu passte war seine Brille.
Sisilia, die immer noch im Bett lag, sah überrascht zu ihnen allen auf und schwang dann Ihre Beine aus dem Bett. Da sie sich auch mitsamt ihren Kleidern hingelegt hatte, war sie wie Severus auch angezogen.
„Wie finden Sie meine neue Kleidung?", fragte Dimitris und strahlte von einem Ohr zum andern, wartete aber keine Antwort ab, sondern sprach gleich weiter.
„Ich habe Frühstück mitgebracht und auch Kleidung. Sie wurde uns von Kassandra geschickt. Sie möchte, dass wir zum Fest passend gekleidet sind. Es ist einiges zur Auswahl dabei, ich denke Sie werden schon etwas passendes finden. Ich hoffe es ist Ihnen Recht, wenn wir zusammen hier frühstücken?" fragte Dimitris und die Frauen begannen, das Essen auf dem Tisch, der in der anderen Ecke des Zimmers stand zu decken.
Eines der jungen Mädchen, welches ihre dunklen Haare zu Zöpfen geflochten hatte, ging auf Sisilia zu. Sie hatte einige Kleider über ihren Arm gelegt und breitete diese jetzt auf dem Bett aus. Sisilia wusste gar nicht, wo sie zuerst hin schauen sollte. Auf die Kleider, das Essen oder auf Dimitris.
Eine andere junge Frau ging ebenfalls mit einigen Gewändern auf dem Arm zu Severus. Diese hatte ihre schwarzes langes Haar kunstvoll geflochten und mit Perlen verziert. Sisilia hatte einen kurzen Moment lang den Eindruck, dass sie ihr bekannt vorkommen würde, doch das war unmöglich, sie konnte aus der Zeitepoche niemanden kennen, so konzentrierte sie sich wieder auf die Kleider vor sich auf dem Bett. Das Mädchen neben ihr deutete auf diese und Sisilia wusste, sie wollte, dass sie sich eines davon aussuchte. Doch das war nicht so einfach, sie waren alle wundervoll.
Dimitris sagte dann etwas zu den Frauen diese verbeugten sich und verließen dann schnell wieder das Zimmer.
„Ich denke, Sie wollen erst einmal Frühstücken, umziehen können Sie sich nachher noch", zwinkerte er und deutete auf den Tisch.
„Das göttliche Mahl ist angerichtet", sagte er ehrfurchtsvoll und deutete mit der Hand auf den Tisch.
Sisilia hatte in der Tat schon großen Hunger, da sie den Abend davor nichts gegessen hatte. So ging sie zum Tisch und setzte sich. Sie machten sich gleich daran und frühstückten erst einmal, auch wenn es ein etwas ungewohntes, aber sehr reichhaltiges Essen war, doch es schmeckte ihnen ausgezeichnet.
Als sie damit fertig waren kamen die jungen Frauen wieder, um ihnen beim Umziehen zu helfen. Severus wollte zuerst nicht, doch als Dimitris ihm klar machte, dass er damit Kassandra verärgern könnte, was für ihr Vorhaben nicht gerade förderlich wäre, stimmte er brummend doch zu.
Er entschied sich dann für ein dunkelblaues Gewand, zu dem ein ebenso dunkelblauer Umhang gehörte. Sisilia hatte auch nichts anders erwartet und grinste ihn an, als sie das sah.
„Wenigstens etwas vertrautes", stöhnte er, als ihm die junge Frau den Umhang umlegte. Sie strich noch den Stoff des Umhangs auf Severus Körper glatt und sie hörte erst damit auf, als Severus ihre Hand ergriff und sie zur Seite schob.
„Ich denke das reicht", sagte er, obwohl er wusste, dass sie seine Worte nicht verstand. Sie senkte den Kopf und ging rückwärts auf die Tür zu und er beachtete sie nicht weiter.
Sisilia hatte sich für ein smaragdgrünes Kleid entschieden, das eine grüne Schleppe hatte, in die ebenfalls Goldfäden gewebt worden waren.
Das Kleid stand ihr fantastisch und als Severus sie ansah, bekam er große Augen.
„Also, wenn dir jetzt keiner glaubt, dass du eine von den Göttern Gesandte bist ...", begann er und betrachtete sie von oben bis unten.
„Danke, aber ich möchte nicht wissen, was dieses Kleid wert ist. Sieh doch, hier wurde überall Gold mit eingewebt. Es ist auch sehr schwer", erklärte sie und hob die Schleppe zur Demonstration kurz an.
„Du siehst wunderbar darin aus", sagte er ging auf sie zu und nahm ihre Hände und betrachtete sie von oben bis unten.
„Du siehst aber auch umwerfend aus. Wie ein Edelmann!", gab Sisilia das Kompliment zurück. Severus verbeugte sich kurz, zog Sisilia zu sich heran und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. Plötzlich stöhnte die junge Frau kurz auf, welche Severus beim einkleiden geholfen hatte. Sie drehten sich alle zu ihr um und sahen diese fragend an, doch sie wandte sich blitzschnell um und rannte davon.
„Was hat sie?", fragte Sisilia erstaunt. Severus hob kurz seine Schultern und Dimitris fragte das andere Mädchen, welches noch im Zimmer war, doch auch sie schien keine Ahnung zu haben und zuckte nur mit den Schultern. Diese ging zu Sisilia und forderte sie auf, auf dem Bett platz zu nehmen. Dann begann sie ihr die Haare zu machen. Mit einem Kamm begann sie erst einmal die Haare zu kämmen und dann eine kunstvolle Frisur zu zaubern, die jedem Friseur in unserer Zeit, kaum besser hätte gelingen können. Während der Zeit saßen die beiden Männer am Tisch und unterhielten sich über griechische Geschichte.
Inzwischen stand die Sonne schon hoch am Himmel und es musste bereits Mittag sein, als die drei von Äneas abgeholt wurden. Sisilia ergriff Severus' Hand und sie und Dimitris folgten ihm wieder durch einige Gänge, bis sie zu einem großen Saal kamen, der prachtvoll hergerichtet worden war. Doch darauf achtete Sisilia im Augenblick nicht sonderlich.
Äneas führte sie zum Ende der Tafel, auf eine Frau zu, die in dem Moment aufstand, als sie die große Halle betreten hatten.
Das musste Kassandra sein, da war sich Sisilia ganz sicher. Sie war eine hochgewachsene schlanke sehr hübsche Frau, die ihre schwarzen lockigen Haare ebenfalls wunderbar mit Perlen verziert und hochgesteckt trug. Nur rechts und links hingen jeweils zauberhafte Locken herunter, die ihr ebenfalls wunderschönes und ebenmäßiges Gesicht einrahmten. Sie war auf keinen Fall älter als Sisilia und sie lächelte sehr freundlich, als sie drei auf sie zutraten. Sie hob ihre Hände und begrüßte sie mit ein paar Worten, die keiner Übersetzung bedurften, sie verstanden auch so, was sie sagen wollte. Ihre tiefe und klangvolle Stimme hallte leise von den Wänden wieder und lösten bei Sisilia einen Schauer aus, der ihr den Rücken herunter lief.
Der Schmuck, der ihr Dekolleté zierte, strahlte und glitzerte in Licht der Sonne, die durch die Fenster in den Saal fiel. Die Saphire darin funkelten wie das Blau des Meeres.
Kassandra blickte freundlich auf die drei, dann verneigte sie sich kurz leicht und nachdem Dimitris es ihr gleich tat, folgten sie seinem Beispiel. Sie musterte jeden einzelnen von ihnen einen Moment lang und dann blieb ihr Blick auf Sisilia hängen. Nein besser gesagt auf ihrem Amulett, welches sie offen um den Hals hängen hatte.
Sie ging direkt auf Sisilia zu, deutete auf das Amulett und stellte ihr eine Frage, die sie aber nicht verstand.
„Sie möchte wissen, woher du das Amulett hast", übersetzte Dimitris ihr sofort.
„Sag ihr, dass es eine längere Geschichte ist, die ich ihr gern in Ruhe erzählen würde", bat Sisilia ihn, ohne Kassandra aus den Augen zu lassen. Sie hatte etwas Mystisches an sich. Ihre Augen, die dunkel und dennoch ganz klar strahlten, hinterließen in ihr den Eindruck, diese Frau konnte in ihr Innerstes sehen. Doch war ihr dies nicht einmal unangenehm. Im Gegenteil, ihr war es, als würde sie diese Frau schon ewig kennen. Irgendetwas an ihr war ihr irgendwie vertraut, sie konnte nur nicht sagen was es war?
Kassandra fragte nach ihren Namen. Dimitris stellte sie alle drei vor und nannte Kassandra ihre Vornamen. Diese wiederholte die Namen von Severus und Sisilia noch einmal laut, da sie ihr wohl fremd vor kamen, dann nickte sie Dimitris zu und bat sie alle Platz zu nehmen. Sisilia dirigiert sie links neben sich und Dimitris, da dieser das Gespräch der beiden übersetzten musste, sollte sich zwischen die beiden setzen. Severus nahm neben Sisilia Platz und verfolgte das weitere Gespräch der beiden Frauen sehr aufmerksam.
Sisilia erzählte ihr dann, woher sie das Amulett bekommen hatte und auch die Geschichte, dass ihre Mutter, welche das Amulett vor ihr besessen hatte, ermordet wurde, bevor sie ihr die sagen konnte, wie das Amulett arbeitete.
Dimitris übersetzte das alles, so gut er konnte und Kassandra hörte aufmerksam zu. Sisilia hatte inzwischen ein großes Vertrauen zu ihr gefasst. Irgendwie erinnerte diese Frau sie an ihre Mutter, auch wenn sie eigentlich gleich alt waren. Sie konnte nicht sagen wieso, aber sie fühlte sich sehr wohl in ihrer Gesellschaft, sie war wie eine Vertraute für sie.
Kassandra schien die ganze Geschichte ohne Bedenken zu glauben und nachdem sie ihr noch erklärt hatte, auf welchem Weg sie zu ihre gekommen waren, war Kassandra zwar sehr überrascht, doch sie nahm es ihnen ohne weiteres ab und nickte verständnisvoll.
In dem Moment kamen einige der Diener von Kassandra in die Halle und brachten das Essen herein. Sie stellten, gebratene Hähnchen, Fische, Hummer und Krabben auf den Tisch. Dazu viele verschieden Gemüse und Gebackenes. Auch große Schalen mit Obst wurden auf den Tisch gestellt, so dass er fast zum brechen voll war. Sie stellen alles auf den Tisch und verschwanden dann wieder. Dann kamen ein paar junge Frauen, in roten und braunen Gewändern herein und brachten Krüge mit Wein. Sie reichten jedem ein Gefäß und schenkten ihnen dann aus den Krügen ein. Ein Mädchen, welches bestimmt noch keine 14 Jahre alt war, bediente Sisilia und die junge Dame, welche Severus heute morgen die Kleidung gebracht hatte, schenkte ihm etwas zu trinken ein. Dann stellte sie den Krug an das Ende des Tisches ab und stellte sich, wie die anderen Mädchen, hinten an die Wand, um zu warten, bis ihre Dienste wieder gebraucht wurden.
Kassandra hob ihren Kelch und sagte etwas. Dimitris wiederholte ihre Worte und übersetzte, dann noch kurz für Sisilia und Severus.
„Für die Götter; ,macht es mir einfach nach", flüsterte er die letzten Worte. Kassandra kippte ihren Becher mit Wein ein wenig um, so dass einige Tropfen auf den Boden liefen, Dimitris tat es ihr gleich und so schlossen sich Severus und Sisilia ebenfalls an.
„Auf die Art und Weise bekommen die Götter ein Weinopfer"; zwinkerte Dimitris noch kurz zu ihnen, und dann forderte Kassandra sie auf, mit dem Essen zu beginnen. Bevor sie sich weiter unterhalten würden.
Doch Sisilia war zu aufgeregt, um wirklich etwas herunter zu bekommen. So schielte sie, während sie aß, immer wieder zu Kassandra, die sich dann nach einiger Zeit endlich erbarmte und sich bereit erklärte ihr alle Fähigkeiten des Amuletts nahe zu bringen.
Doch zu ihrer Verwunderung wollte sie nicht mit ihr darüber sprechen, sondern es ihr zeigen, doch ihr wurde auch sofort klar warum. Denn das Sprechen, würde nur über einen dritten gehen und das Wissen, wie man das Amulett einsetzten konnte, durfte nur von Generation zu Generation weitergegeben werden, und nur der Träger und Besitzer des Amuletts durfte über das Wissen verfügen, wie es funktionierte.
Zuerst zögerte Sisilia unsicher, doch dann wurde ihr mit einem Mal klar, was Kassandra vor hatte.
Sie beherrschte die eine der möglichen Fähigkeiten des Amuletts, das einzige was ihr ihre Mutter schon früh erklärt hatte: Das Gedanken lesen. Dies funktionierte auch über Sprachen hinweg. Sie braucht kein altgriechisch zu können dafür. Sisilia sah Kassandra einen Moment lang an und nickt dann verstehend.
Kassandra erhob sich von ihrem Platz und streckte die Hand nach Sisilia aus. Diese erhob sich nun ebenfalls und ging langsam auf die Seherin zu. Sie sah ihr dabei abwartend in die Augen. Kassandra nahm ihre Hand und zog sie mit sich aus dem Raum, wie eine Freundin, welche ihrer besten Freundin ein Geheimnis anvertrauen wollte. Aber irgendwie war es auch nichts anderes.
Sisilia nahm nichts mehr um sich herum war. Sie sah nicht wie Severus sich erhoben hatte und Sisilia folgen wollte, wie Dimitris ihn aufhielt und ihn wieder zu seinem Platz zurück schob. Sie sah auch nicht, wie die Dienerinnen, wieder zum Tisch gingen und aus verschiedenen Krügen ihre Becher wieder auffüllte.
Sie folgte ihr in einen anderen großen Raum, in dem sich eine tiefe Grube befand. Und in dieser Grube sah Sisilia eine gigantische Schlange liegen, die aber wohl schlief, denn sie bewegte sich nicht. Sie zuckte unwillkürlich zurück, als sie das Tier sah, doch Kassandra legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter und deutete ihr an, dass sie keine Angst zu haben brauchte. Sisilia sah noch einmal zu dem Tier und musterte es einen Moment lang. Diese leuchtend grüne Schlange war mind. 12 Meter lang, wenn nicht mehr. Und was besonders auffällig an ihr war, das war der scharlachrote Federbusch den sie auf dem Kopf trug. Kassandra zog sie ein Stück weiter mit sich an der großen Grube vorbei, in den nächsten Raum hinein, da sah Sisilia eine Frau auf einem goldenen Dreibein sitzen. Diese Frau hatte weiße Strähnen in ihrem sonst schwarzen Haaren. Sie saß auf dem goldenen Stuhl mit drei Füßen, hatte ihre Augen geschlossen und wiegte sich leicht hin und her. Ihr langes Haar, hing offen und strähnig über ihre Schultern. Sie wirkte auf Sisilia, als ob sie in Trance wäre. Sie reagierte auch nicht als sie eintraten.
„Pythia", flüsterte Kassandra leise und deutet auf die Frau. Sisilia verstand, was sie ihr damit sagen wollte. Dimitris hatte von dieser Pythia erzählt. Sie war eine Tempelpriesterin, welche die Weissagungen überbrachte. Sie war sozusagen das Sprachrohr des Orakels.
Sisilia nahm einen merkwürdigen Geruch wahr in dem Raum. Teilweise kannte sie den Geruch und versuchte ihn zu deuten. Ganz deutlich erkannte sie Bilsenkraut und Lorbeer, der hier verbrannt wurde. Dann sah sie Schalen mit verschiedenem Räucherwerk auf dem Boden um Pythia stehen, die wohl diesen merkwürdigen und benebelnden Geruch erzeugten. Sie selbst fühlte sich auch schon etwas benebelt und es fiel ihr schwerer sich richtig zu konzentrieren.
Kassandra führte sie zu einer der Steinbänke, die noch in diesem Raum standen. Sie setzte sich und deutete mit der Hand neben sich auf die Bank. Sisilia folgte der Einladung und nahm neben ihr Platz.
Kassandra ergriff ihre Hand und sagte etwas zu ihr, und auch wenn sie kein einziges Wort davon verstand, klang es irgendwie wundervoll und trotz allem sehr vertraut. Sisilia wusste nicht wie, aber ihr war, als hätte sie sie aufgefordert ihr Amulett in die Hand zu nehmen, was sie dann auch tat. Kassandra nickte ihr zufrieden zu und sah sie nun abwartend an. Sisilia wusste in dem Moment, was sie zu tun hatte und ohne zu zögern konzentrierte sich auf ihr gegenüber.
Mit ihre Hand ergriff sie die ihre und hielt sie fest. Die Augen hatte sie auf die von Kassandra geheftet und mit einem Mal spürte sie Gedanken von Kassandra auf sich überströmen. Es war ein komisches Gefühl, nicht so, wie früher, wenn sie versucht hatte, die Gedanken derer zu lesen, die ihr gegenüber gestanden hatten. Sie wusste plötzlich Dinge, die sie vorher nicht gewusst hatte und doch war es ihr, als hätte sie dieses Wissen schon immer besessen. Es kam ihr nur so vor, als wäre es lediglich verschüttet gewesen und würde nun wieder zum Vorschein kommen. Kassandra sah sie an und lächelte, sie beugte sich vor und nahm Sisilia einen Moment in den Arm. Für einen winzigen Moment, für eine hauch einer Sekunde, hatte Sisilia das Gefühl, sie wäre wieder 11 Jahre alt und ihre Mutter hätte sie in ihre Arme geschlossen und als sie sich wieder von ihr löste, war sie schon fast enttäuscht, dass es nur Kassandra war, die ihr gegenüber saß.
„Danke", hauchte Sisilia, die nun leicht durcheinander war. Kassandra erhob sie und reichte ihr erneut die Hand, welche Sisilia automatisch ergriff und sich hoch ziehen lies. Im ersten Moment, wurde ihr etwas schwindelig und sie griff sich an die Stirn, doch Kassandra hielt sie fest und lächelte ihr aufmunternd zu. Sie zog sie mit sich, aus dem Raum in dem die Pythia saß, zurück durch den Raum in dem diese riesige Schlange, in der großen und tiefen Grube lag, zurück in den Saal, in dem Severus und Dimitris auf die beiden warteten.
Severus erhob sich sofort und ging auf die beiden zu. Dimitris folgte ihm und sah zu den beiden. Kassandra blickte kurz zu Dimitris und sagte etwas zu ihm, sie schien ihm etwas zu erklären. Als sie fertig war, fragte er sie noch etwas, doch sie antwortete ihm und schüttelte nur den Kopf. Dann wandte er sich an Sisilia.
„Kassandra hat mich gebeten Ihnen etwas zu sagen. Ich verstehe zwar nicht, was sie damit meint, doch vielleicht wissen Sie ja, was es bedeuten soll. Nun, sie sagte, Sie sollen ihr nicht böse sein, sie hätte vorhin auch einen Teil ihrer Gedanken gelesen, das hätte sie nicht verhindern können. Sie sollten nicht vergessen, dass das Amulett ihre, also Kassandras Fähigkeiten übertragen bekommen hat. Dann meinte sie, ich soll Ihnen gratulieren, da die Götter es mit ihnen sehr gut gemeint hätten und Ihnen die Trinität zu Teil werden lassen haben. Sie würden unter dem Schutz von Apollo und Artemis stehen, die Ihnen noch wichtige Aufgaben zukommen lassen würden. Bitte fragen Sie mich nicht, was sie damit gemeint hat! Ich habe sie gebeten es zu erklären, aber sie sagte, Sie werden es verstehen, wenn es an der Zeit ist", erklärte Dimitris und sah Sisilia an, als hoffe er, sie könnte ihm das erklären. Doch auch sie verstand nicht, was Kassandra ihr sagen wollte und zuckte auch kurz mit den Schultern. Ihr Blick wanderte zu ihr doch sie lächelte nur und deutete wieder zum Tisch.
Sie setzten sich wieder an den Tisch.
„Was habt ihr gemacht? Wo wart ihr?", wollte Severus von ihr wissen, doch Sisilia war immer noch irgendwie benebelt und brauchte einen Moment bevor sie Severus antworten konnte.
„Sie hat mich in einen Raum gebracht, in dem die Tempelpriesterin Pythia saß. Vorher sind wir durch einen Raum gegangen und kamen an einer tiefen Grube vorbei in der eine riesige Schlange lag, die schlief. In dem kleinen Raum, in dem diese Frau saß, roch es nach Lorbeer und Bilsenkraut, das dort mit anderen Sachen verbrannt wurde." Sie sah Severus an, der eine Augenbraue hob.
„Bist du dir sicher? Bilsenkraut?", er sah sie eindringlich an und sie nickte. Eine Hand führte sie zu Schläfe, so als würde das helfen, dass sie sich wieder leichter konzentrieren konnte.
„Dir ist klar, was Bilsenkraut für eine Wirkung hat, wenn man es als Räucherwerk verbrennt", fragte er besorgt. Doch Sisilia kam in dem Moment nicht darauf, was er meinte.
„Es ist ein Halluzinogen, das Trancezustände hervorrufen kann, wenn es in größeren Mengen verbrannt wird", erklärte er ihr.
„Stimmt, jetzt wo du es sagst. Es entspannt den Körper und einige Zeit kann der Geist viel Informationen aufnehmen, nur wenn man zuviel davon abbekommt, fängt das Gehirn an Halluzinationen zu erzeugen", zitierte Sisilia aus einem der Schulbücher. Severus nickte und sah sie besorgt an.
„Geht es dir gut?", wollte er wissen. Sisilia fühlte sich zwar immer noch leicht benebelt, doch sie merkte, wie die Wirkung des Krautes wieder langsam nachließ.
„Es geht schon wieder. Ich denke Kassandra hielt es für notwendig, dorthin zu gehen, so dass mein Geist aufnahmefähiger war. Mir geht es gut, mach dir keine Gedanken", beruhigte sie ihn, als sie sein Gesicht betrachtete. Mit ihrer Hand strich sie über seine Wange, er fing sie ein und hauchte ihr einen Kuss auf die Handfläche, was Sisilia dazu brachte, ihm ein Lächeln zu schenken. Dann nahm sie ihr Amulett in die Hand und betrachtete es eine ganze Zeit lang. Sie ging in Gedanken das durch, was sie von Kassandra erfahren hatte. Es war irgendwie unglaublich, sie hatte innerhalb von wenigen Sekunden das Wissen über das Amulett erhalten. Jetzt kannte sie auch die Wirkung des Ringes, der zu dem Amulett gehörte und den sie von Severus zur Hochzeit bekommen hatte.
Der Ring! Sie hatte ihn in einem kleinen Beutel die ganze Zeit mit sich getragen, weil Severus bis jetzt nicht gewollt hatte, dass sie ihn tragen sollte, er war immer noch davon überzeugt, dass dieser Unglück bringen würde. Doch wenn er die Kraft des Ringes kennen würde, da war sie sich sicher, hätte er nichts mehr dagegen, dass sie ihn anstecken würde. Sie griff in die Tasche des Kleides, in die sie den kleinen Beutel gesteckt hatte und zog ihn heraus. Sie nahm den Ring aus dem Beutel und betrachtete ihn, als sie Kassandras Blick bemerkte. Ein Nicken zeigte ihr, dass sie verstand was Sisilia wohl nun dachte. Sie lächelte zurück und drehte sich dann zu Severus um, der gerade einen Schluck von seinem Wein nahm.
„Severus, ich ...", begann sie, als sie seinen Blick bemerkte. Seine Augen funkelten leicht, als er sie ansah, seine Aufmerksamkeit war auf den Ring gerichtet.
„Warum trägst du ihn mit dir herum? Ich hatte dich doch gebeten ihn nicht anzuziehen. Du kennst meine Meinung", sagte er und sah sie streng an.
„Severus, bitte hör mir zu. Ich weiß jetzt, dass du dich im Bezug auf den Ring geirrt hast. Es war mit Sicherheit ein dummer Zufall, dass deine Mutter ihn getragen hat, als sie starb und ich dann, als ... du weißt schon", Severus hob abwehrend die Hände, so als ob er das alles nicht hören wollte.
„Bitte, höre mich doch erst einmal an", bat sie ihn erneut und er ließ wieder seine Hände sinken.
„Gut, dann sag, was du zu sagen hast", sagte er, seine Augen funkelten sie dabei an und sie verstand nicht so recht, warum er so heftig darauf reagierte.
„Der Ring und das Amulett gehören zusammen. Kassandra hat ihn extra mit dem Amulett zusammen anfertigen lassen. Der Stein darin und die sechs Steine aus dem Anhänger stammen aus einem großen Stein, der in sieben Teile zerschlagen wurde, nachdem Kassandra ihre Kräfte, die ihr von Apollo verliehen wurden zur Hälfte auf diesen Edelstein übertragen hatte. Es war kein Zufall, dass der Edelstein genau in sieben Teile zersprang. Er hat sich in die sieben Fähigkeiten aufgeteilt, die Kassandra auf ihn übertragen hat, verstehst du?" Sisilia wunderte sich selber über das, was sie Severus hier erklärte. Das muss auch ein Teil von dem Wissen, sein, welches Kassandra ihr gegeben hatte. Sisilia hielt ihm den Ring hin, doch er blickte nur drauf und sah sie an.
„Nimm ihn bitte einmal", bat sie ihn und zögerlich griff er danach.
„Wenn du ihn trägst, kann ich gedanklich Kontakt zu dir aufnehmen. Ich könnte dich so auch finden, wenn ich dich suchen müsste. Ich würde es gerne einmal versuchen, wenn es dir recht ist?", bat sie ihn und sah ihn an. Severus starrte sie verdutzt an, doch dann nickte er.
„Ja, gut. Was muss ich tun?", fragte er.
„Stecke ihn einfach an einen Finger, den Rest mache ich", erklärte sie ihm. Er tat was sie wollte. Auf seinen Ringfinger passte er nicht, aber auf seinen kleinen Finger, wie für ihn gemacht. Er streifte ihn über und sah sie erwartungsvoll an. Sisilia warf einen kurzen Blick zu Kassandra, die sie dabei beobachtete. Sie nickte ihr aufmunternd zu und Sisilia lächelte zurück. Dann konzentrierte sie sich auf Severus. Sie schloss für einen Moment die Augen und dachte intensiv: ‚Ich liebe dich'.
Als sie ihre Augen öffnete lächelte Severus sie an.
„Ich liebe dich auch", gab er leise zurück.
„Heißt das, du hast meine Gedanken wahrgenommen?" , fragte sie Severus leicht aufgeregt und dieser nickte.
Dann war es Kassandra, die wieder eine Frage an sie stellte. Sie war inzwischen wohl sehr neugierig geworden und wollte über die Zeit, aus der sie kamen einiges wissen. Sisilia überlegte sehr sorgfältig, was sie ihr antwortete, sie wollte sie nicht zu sehr verwirren, aber sie hatte das Gefühl, ihr etwas schuldig zu sein, deshalb beantwortete sie ihre Fragen so gut es ging.
Sie saßen einige Zeit da und redeten. Die Mädchen schenkten ihnen immer wieder mal zu trinken nach, nachdem sie bis auf das Obst den Tisch abgeräumt hatten.
Sisilia war so sehr in das Gespräch mit Kassandra vertieft, wobei Dimitris für beide übersetzte, dass ihr nicht auffiel, wie die junge Dienerin, welche sich besonders um das Wohlergehen von Severus kümmerte, wieder an den Tisch trat und Severus erneut etwas Wein nachschenkte. Wie durch Zufall, ließ sie dabei ihr Armband fallen. Beide bückten sich gleichzeitig danach, doch Severus bekam es zuerst zu fassen und wollte es ihr reichen, doch sie griff nicht nur nach dem Armband, sondern nach seiner ganzen Hand und blickte ihm dabei in die Augen. Er war kurz irritiert und erwiderte ihren Blick. Sie verwirrte ihn, er schüttelte leicht den Kopf, so als konnte er damit wieder einen klaren Gedanken fassen. Noch immer hielt sie seinen Hand fest und als er das jetzt merkte drückte er ihr das Armband in die Hand und entzog sich ihr. Sie lächelte, reichte ihm seinen Becher und ging dann wieder etwas vom Tisch weg. Doch diesmal stellte sie sich nicht hinter ihn, an die Wand, wo sie zuvor immer gestanden hatte, sondern neben die Türe, so dass sie ihn sehen konnte und auch er sie sah.
Er nahm einen weiteren Schluck von seinem Wein und versuchte wieder dem Gespräch von Sisilia und Kassandra zu folgen. Doch immer wieder wanderten seinen Gedanken zu dem Mädchen und immer häufiger sah er zu der Tür, wo diese stand.
Als er erneut seinen Becher gelehrt hatte, kam sie wieder zum Tisch. Er hob ihr schon den Becher entgegen, als sie mit dem Krug in der Hand auf ihn zukam. Sie sah ihm die ganze Zeit in die Augen, während sie ihm Wein nachschenkte. Dadurch verschüttete sie ein paar Tropfen auf sein Gewand. Sie nahm schnell den Saum ihres Kleides und begann, die Weinflecken wegzureiben. Er sah ihn nur dabei zu, als sie sich vor ihm hinkniete und über seinen Schoß wischte. Sie sah zu ihm auf und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Dann stand sie wieder langsam auf, zwinkerte ihm zu und ging, sich immer wieder zu ihm umdrehend in Richtung Türe. Er sah ihr nach und ihm fiel auf, was für eine fantastische Figur sie doch hatte. Er nahm nur noch am Rande das Gespräch zwischen Sisilia und Kassandra wahr und seine Blicke wanderten immer wieder zu der Schönheit an der Türe.
Er trank wieder von seinem Wein und immer mehr zog ihn diese Frau an. Er drehte den Becher zwischen seinen Händen und spürte, wie das Verlangen nach mehr Nähe zu ihr immer mehr anstieg. Da zwinkerte ihm die Frau noch einmal kurz zu und mit einem Lächeln ging sie durch die Türe hinaus.
Das war deutlich gewesen, das war eine Aufforderung ihr zu folgen. Severus zögerte noch, dann nahm er noch einen Schluck von dem Wein und während der rote Rebensaft, seine Kehle hinunter lief, fasste er den Entschluss ihr zu folgen. Er sah kurz zu den andern, doch die waren zu sehr mit Reden beschäftig, als dass ihnen aufgefallen wäre, wenn er den Raum verlassen würde.
Beinnahe wie unter Hypnose ging er auf den Gang hinaus und sah sich um. Am Ende des langen Flures erblickte er sie dann. Sie lächelte ihm entgegen, ging weiter und um die Ecke. Er zögerte einen Moment, doch dann folgte er ihr und sah sie gerade noch in einer der Türen verschwinden.
Er ging ihr hinterher, in ihm stieg das Verlangen, diese Frau besitzen zu wollen, immer mehr an. So beschleunigte er seine Schritte, sein Umhang blähte sich hinter ihm auf und er erreichte ebenfalls die Tür, durch welche sie gerade verschwunden war.
Er trat hindurch und fand sich auf einer Art Empore wieder, die fast um den ganzen Raum führte. Leise machte er zwei Schritte nach vorn zu der Brüstung und schaute hinunter in den Raum, dessen hohe Decke von vier mächtigen Säulen gehalten wurde. Der Raum war vielleicht zehn mal zehn Meter groß und bestand komplett aus Marmor. Das Licht der Fackeln brach sich tausendfach in den Wänden des polierten Steines und erhellte den Raum gespenstisch und doch sehr warm.
Unten sah er sie dann, in der Mitte standen ein paar Diwans verteilt. Sie waren zwar aus Stein, vielleicht sogar ebenfalls aus Marmor gefertigt, aber auf diese waren dicke Felle und einige Kissen gelegt worden. Und mitten drin, auf einem dieser Diwans, lag das Mädchen.
Sie hatte das Gewand, welches sie vorher getragen hatte abgelegt und nun trug sie nur noch einen Hauch von Stoff an ihrem Körper. Ein knappes Oberteil, das ihren Bauch nicht bedeckte und einen kurzen Rock um ihre schmalen Hüften.
Im Unterbewusstsein kam es ihm so vor, sie schon einmal gesehen zu haben, doch irgendwie wollte sein Gehirn nicht mehr so recht arbeiten, er kam nicht drauf wo und eigentlich war es ihm auch egal. Er verspürte nur noch den Wunsch, zu ihr zu gehen und sie zu küssen, sie zu berühren und dann zu besitzen.
Sie streckte auffordernd die Hände zu ihm hoch und sah ihn mit ihren Augen verführerisch an, was den letzten Wiederstand in ihm brach und die letzten Bedenken, die er noch ganz tief in sich verspürt hatte, wegschwemmten. Er wandte den Kopf und sah die Treppe, die nach unten führte, nach unten zum Objekt seiner Begierde...
Sisilia merkte überhaupt nicht, wie die Zeit verflog. Sie unterhielt sich mit Kassandra, welche sehr neugierig war und diese hörte ihr sehr aufmerksam zu.
Doch am anstrengendsten war es für Dimitris, er musste alles übersetzten und er war es nun, der die beiden um eine kurze Unterbrechung bat. Die beiden Frauen gönnten ihm die Pause und stimmten zu, ihm einige Zeit Ruhe zu lassen.
Sisilia drehte sich zu Severus um, als sie plötzlich merkte, dass er nicht mehr da war.
„Haben Sie gesehen, wo Severus hin ist?", fragte sie Dimitris der sich nun ebenfalls einen Schluck Wein nahm. Er sah auf den Platz, an dem Severus vorher noch gesessen hatte.
„Nein, keine Ahnung, vielleicht musste er mal wohin", zwinkerte Dimitris ihr zu und grinste dann.
„Das ist natürlich möglich", gab sie zurück. Doch irgendwie beschlich sie ein komisches Gefühl. Sie wusste nicht warum, aber irgendetwas kam ihr merkwürdig vor. Sie nahm sich jetzt ebenfalls noch etwas von dem Obst, das auf dem Tisch stand, doch als Severus auch nach einigen weiteren Minuten nicht zurück kam, entschloss sie sich, ihn suchen zu gehen.
„Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment", sagte sie ohne eine weitere Erklärung. Dimitris übersetze nun schon automatisch, während er eine Orange schälte und Kassandra nickte ihr lächelnd zu.
Als sie den Saal verlies, wurde sie das komische Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte.
Severus würde doch nie ohne ein Wort zu sagen einfach verschwinden.
Mit einem komischen Gefühl in der Magengegend machte sie sich auf, um nach ihm zu suchen. Sie ging den Gang entlang und lauschte. Ganz in der Ferne konnte sie Stimmen vernehmen und ein helles Lachen. Diese Geräusche ignorierend, ging sie ihrem Gefühl folgend den Gang entlang, bis sie zu einer Türe kam, die nur leicht angelehnt war. Einem inneren Drang folgend, ging sie dort hin, irgendwas lenkte sich genau in diese Richtung.
Natürlich! Daran hatte sie nicht mehr gedacht, das Amulett half ihr, es zeigte ihr den Weg zu dem Ring und somit auch zu seinem Träger. Severus!
Doch was tat er hier? Langsam und vorsichtig öffnete sie Türe einen Spalt und sah hinein. Doch von hier aus konnte sie nichts erkennen. Sie sah sich kurz um und schlüpfte dann durch den Spalt in den Raum hinein.
Wie schon Severus zuvor, fand sie sich auf der Empore wieder. Sie ging langsam zu der steinernen Brüstung und sah hinunter.
Ihr Blut schien in ihren Adern zu gefrieren, bei dem Anblick, der sich ihr bot. Sie sah auf einer der Liegen, diese Dienerin, halb nackt und neben ihr saß ... ihr Herz setzte einen Moment lang aus und ihr Magen verkrampfte sich ... Severus.
Er hatte sich über diese Frau gebeugt und war dabei ihren Bauch zu küssen, was diese dazu veranlasste leise aufzustöhnen, während sie ihre Hände in seinen Haaren vergraben hatte und seinen Kopf fest hielt.
Sisilia wusste im ersten Augenblick nicht, was sie tun sollte. Weglaufen, sie anbrüllen oder einen Fluch auf beide jagen? Es dauerte einen Moment, bis sich ihre Starre löste, doch dann ging sie, ohne ein Wort zu sagen zur Treppe, die nach unten führte. Die beiden bemerkten sie nicht, zu sehr waren sie mit sich selber beschäftig.
Sie hatte die Treppe schnell hinter sich gebracht und ging nun langsam auf sie zu und obwohl sie sich nicht die Mühe machte, leise zu sein, nahmen die beiden sie nicht wahr.
In ihrem Inneren tobte ein Krieg. Ihr Atem ging unkontrolliert schnell, ihr Herz schlug in ihrem Hals und in ihren Kopf wirbelten die Gedanken umher, während sie ihre Hände zu Fäusten ballte.
Zwei Meter von ihnen blieb sie kochend vor Wut stehen, immer noch unbemerkt.
„Kannst du mir vielleicht sagen, was das bedeuten soll?" frage Sisilia dann sehr aufgebracht und blickte schnaubend auf die zwei.
Die Köpfe der beiden drehten sich herum und sie sahen sie überrascht an. Sisilia blickte in das Gesicht von Severus, dessen Augen wild und dunkel leuchteten. Genauso wie vor zwei Tagen schon ein mal, doch er sagte nichts, er sah sie nur an und zeigte ansonsten keine Reaktion. Ganz ihm Gegensatz zu ihr.
„Sieh mal einer an, die Ehefrau", sagte die Frau plötzlich zu ihr, welche sich sehr schnell gefangen hatte und grinste sie an. Es erstaunte Sisilia sehr, dass die Frau ihre Sprache sprechen konnte. Zwar mit einem leichten Akzent, aber ansonsten fehlerfrei.
„Da staunen Sie, was? Erkennen Sie mich nicht mehr?", fragte sie, während ihre Hand immer noch um Severus Nacken geschmiegt war und sie ihn festhielt.
In dem Moment wusste sie wieder, woher sie diese Frau kannte. Sie war das Zigeunermädchen, welches am ersten Abend in ihrem Hotel getanzt und sich an Severus heran gemacht hatte, nur war sie im Gegensatz zu heute, damals sehr stark geschminkt gewesen, was der Grund war warum sie diese nicht gleich wieder erkannt hatte.
„Wie ... wie kommen Sie hierher?", fragte Sisilia erstaunt.
„Oh, das ist ganz einfach, genau so wie Sie. Ich war wohl nahe genug bei Ihnen, so dass mich der Zeitstrahl ebenfalls mitgerissen hat", grinste sie nun und setzte sich auf.
„Aber wieso...?" Sisilia verstand nicht.
„Das kann ich Ihnen ganz einfach erklären", sie lachte kurz auf und erhob sich dann. Severus blieb sitzen und sah ihr hinterher, als sie auf Sisilia zu ging und dann einen Meter vor ihr stehen blieb.
„Es war eigentlich eher ein Zufall. Ich hatte diesen Auftritt in Ihrem Hotel. Doch als ich Severus sah, war mir sofort klar, dass er mehr war, als nur ein einfacher Muggeltourist. Und nachdem Sie weg waren, sah ich meine Chance, meine Annahme zu überprüfen. Schon beim ersten tiefen Blick in seine Augen wusste ich, dass viel magisches Potential in ihm steckt. Er gefiel mir. Ja, ich wollte ihn für mich haben. Während des Tanzes hab ich ihm unauffällig etwas in den Wein gegeben, und ich hatte ihn schon fast so weit, dass er mir ohne eine einzige Frage gefolgt wäre, wenn Sie nicht wieder zurück gekommen wären. Ich hatte gedacht sie haben sich verabschiedet, zumindest hatte es für mich so ausgesehen. Nun, das war wohl ein kleiner Fehler von mir, doch ich hoffe, ihr hattet noch eine schöne Nacht? Denn es war eure letzte gemeinsame", zischte sie und ging zurück zu Severus, neben dem sie sich wieder niederließ.
„Das erklärt aber immer noch nicht, wieso Sie uns gefolgt sind", wollte Sisilia wissen, während sie Blicke von einem zum andern warf.
„Ich habe natürlich sofort Erkundigungen eingezogen, über Professor Severus Snape", sie sah zu ihm, lächelte ihn an und fuhr mit den Fingern über seine Wange. Er fing ihre Hand ein und hauchte gierig einen Kuss darauf. Sisilia irritierte sein fast schon provozierendes Verhalten sehr, sie verstand nicht warum er das tat, das war doch nicht er? Oder doch? Hatte sie in ihm etwas geweckt, was tief in ihm geschlummert hat? Wie auch immer sie wollte wissen was los war.
„Was ich erfahren habe, bestätigte meine Vermutungen. Ich habe euch verfolgt. Ich wollte herausfinden was ihr in Athen wollt. Es war sehr interessant. Wie zum Beispiel der Besuch im Museum." Die beiden Frauen musterten sich und in Sisilias Kopf begann es zu arbeiten.
„Im Museum? ... Die Frau mit dem Kopftuch", antwortete Sisilia sich nun selber, der einiges klar wurde.
„Ja genau, oder in der Gasse, bei der Kirche", ihr Grinsen wurde breiter.
„Die Frau mit den Zöpfen, welche die Blumen gegossen hat. Dann waren Sie auch die Studentin, die gestern hinter uns saß, in dem Theater?" dies war mehr eine Feststellung, als eine Frage. Die Frau nickte lachend.
„Das auch und noch ein paar mehr. Sie sind wirklich eine kluge Frau, doch das wird Ihnen nun auch nichts mehr nützen", ihr Lachen hallte kalt von den Wänden wieder.
Severus sah von einer zur andern, seine Augen funkelten immer noch tiefschwarz und er sah irgendwie unschlüssig aus.
„Severus, bitte!" Sisilia sah ihn auffordernd an und streckte ihre Hand nach ihm aus. Er wollte aufstehen und zu ihr gehen, doch die Frau hielt ihn fest und sah ihn an.
„Nein, bleib hier. Wir beide zusammen, werden ein Team werden, wir werden uns das nehmen, was wir wollen und was uns zusteht. Wir beide zusammen können ein Reich gründen, das größer und mächtiger ist, als alles, was wir uns vorstellen können", sagte sie und sah Severus eindringlich an. Ihre Augen funkelten, wie die einer Besessenen, als sie das sagte. Severus ließ sich wieder zurück sinken und starrte in ihre Augen, dann beugte er sich nach vorn und begann sie wild zu küssen. Das war zuviel für Sisilia, Sie griff in die Tasche ihres Kleides und riss den Zauberstab hervor. Doch die Frau ihr gegenüber hatte das sofort bemerkt und hielt plötzlich ebenfalls, wie aus dem nichts, einen Zauberstab in der Hand.
„Expelliarmus", rief sie und noch ehe Sisilia verstand was los war, flog ihr Zauberstab im hohen Boden davon und fiel zwischen den Liegen zu Boden. Sisilia wollte sich im nächsten Moment auf sie stürzen, doch erneut hatte die schwarzhaarige Hexe ihren Zauberstab auf Sisilia gerichtet und rief einen ihr unbekannten Zauber aus.
Sisilia hatte mit einmal das Gefühl, sie wäre von einer Sekunde auf die andere in hartes, durchsichtiges Wachs gegossen worden. Sie konnte alles sehen und hören, doch sie konnte sich nicht mehr bewegen. Mit großem Erstaunen wunderte sie sich, dass dieser Zauber nicht an ihr abgeprallt war, wie die meisten anderen, es zur Zeit immer taten.
Die Frau lachte kalt und schrill auf, als sie sah, dass Sisilia erstarrt war.
„So gefällt mir das Ganze schon viel besser", lachte sie erneut auf und zog dann Severus, der überhaupt nicht auf das was die Frau getan hatte reagierte, erneut zu sich heran. Dieser senkte den Kopf und begann ihren Hals zu küssen, währen sie Sisilia gehässig ansah. Diese versuchte zu sprechen, was ihr unter großer Anstrengung gelang.
„Wer sind Sie?", presste Sisilia wütend hervor, sie hatte inzwischen längst verstanden, dass Severus nicht aus freiem Willen handelte. Er benahm sich, wie vor zwei Tagen im Hotel, als er über sie hergefallen war und die Kontrolle über sich verloren hatte. Irgendetwas stimmte hier nicht, das war ihr längst klar geworden.
„Wer ich bin? Mein Name ist Dionella. Ich bin eine Nachfahrin von Circe. Kennen sie Circe?", fragte sie lachend und legte ihren Kopf leicht zur Seite, als Severus über ihr Dekolleté strich und gleich darauf begann, sie dort zu küssen.
„Severus, komm zu dir", rief Sisilia in der Hoffnung, dass er sich besinnen würde. Dionella lachte, als sie das hörte.
„Vergiss es Süße. Er hat meinen Wein getrunken und er wird jetzt mir gehören. Du hast die Wirkung des Weines doch zu spüren bekommen, nicht wahr?" fragte sie süffisant und ein gehässiges Lächeln kam über ihre Lippen.
„Du hast ...?"
„Ja, ich habe. Eine wunderbare Mischung und sehr wirkungsvoll. Ich denke Severus hier, kennt die Wirkung von Hyoscyamus albus. Als Tränkebrauer weiß er doch bescheid. Mit noch ein paar anderen Zutaten, wird ein Mann wild und hemmungslos. Er wird jeder Frau, die ihm das gibt, verfallen sein. Sieh ihn dir nur an, er bekommt gar nicht genug von mir", erklärte sie lachend und nahm nun sein Gesicht in ihre Hände.
„Nicht war mein Schwarzer Engel, du willst mich", hauchte sie zu ihm und seine Augen funkelten wild.
„Natürlich will ich dich, hör endlich auf zu reden und komm zu mir", stöhnte er auf und versuchte näher an sie heranzurutschen.
„Einen Augenblick mein Wilder, dann darfst du mich haben", sagte sie und drückte ihn ein Stück von sich weg.
„Ich wollte deiner Frau nur noch etwas erklären. Severus und ich werden heute Nacht noch in unsere Zeit zurück kehren. Ich denke, du und Dimitris seid hier ganz gut aufgehoben. Das ist doch gnädig, ich könnte dich auch töten.
Dann werden wir uns ein Imperium aufbauen. Mit Severus' Hilfe und seinem Wissen über den Dunklen Lord, werden wir uns ihn vom Hals schaffen und dann werden wir beide herrschen", bei den letzten Worten funkelte sie Severus an, streckte ihre Arme nach ihm aus und ergriff die Kette, die um seinen Hals hing und zog sie unter seinem Gewand heraus. Ihre Augen funkelten, als sie den Zeitwandler betrachtete und ein sarkastisches Lächeln flog über ihre Gesicht. Dann beugte er sich erneut über sie und begann sie wild zu küssen.
Die Gefühle in Sisilia schlugen Purzelbäume. Sie konnte sich nicht bewegen und musste das Ganze mit ansehen. Sie versuchte die Augen zu schließen, doch das ging nicht, irgendetwas zwang sie, immer wieder die Augen zu öffnen.
‚Konzentriere dich Sil!' sagte sie zu sich selber und versuchte einen Gegenfluch zu finden, der sie aus dieser Masse wieder befreien sollte. Doch egal was sie versucht, sie schaffte es nicht. Nicht einmal ihren kleinen Finger konnte sie bewegen.
Sie wunderte sich, dass sie überhaupt atmen konnte, denn der ganze Körper fühlte sich an wie versteinert. Sie lauschte in sich hinein und bekam plötzlich Angst um ihr Kind, doch dann fühlte sie eine Wärme in ihrem Bauch, auch eine Bewegung des Kindes konnte sie wahrnehmen, was sie wieder etwas beruhigte. So versuchte sie sich dann nur darauf zu konzentrieren, ihre Kraft von und für das Kind zu schöpfen.
Doch ganz plötzlich hatte sie eine Idee. Severus trug immer noch den Ring, sie konnte ihn an seiner Hand, die inzwischen über den Körper von Dionella wanderte, sehen.
Sie versuchte über den Ring Kontakt zu ihm aufzunehmen. Sie konzentrierte sich nur noch auf das, was sie ihm mitteilen wollte.
‚Severus, bitte, komm zu dir. Ich liebe dich. Sie will dich nur benutzen. Lass es nicht zu, dass sie uns trennt. Denke an dein Kind. Ich brauche dich, wir brauchen dich. Severus! Ich weiß dass du stark bist, wehre dich gegen das Gift in deinem Körper, denn mehr ist es nicht, was dich leitet. Severus, bitte! Ich liebe dich', die letzten Gedanken waren wie ein Verzweiflungsschrei. Immer wieder wiederholte sie diese Gedanken und sah zu Severus, der Dionella immer noch küsste. Sie war schon beinnahe soweit aufzugeben, als sie sah, wie er einen Moment lang zögerte. Er hob seinen Kopf und sah die Frau vor sich an, dann drehte er sich etwas um und blickte Sisilia einen kurzen Moment lang an.
Sie hatte das Gefühl, er schien sie verstanden zu haben, sie suchte verzweifelt seinen Blick, doch dann wendete er seinen Kopf wieder ruckartig, rutschte etwas nach unten und begann Dionellas Bauch zu küssen, der unbedeckt vor ihm lag.
Sisilia verstärkte ihre Bemühungen und wiederholte ihre Gedanken, doch Severus zeigte keine Anzeichen mehr, dass er ihre Botschaften erhalten würde.
Sisilia war den Tränen nah, sie wusste nicht mehr was sie noch tun konnte.
„Severus, bitte!", flehte sie leise, als sie fühlte, wie etwas Warmes ihre Wange herunterlief.
Dann ging alles sehr schnell.
Severus hatte seinen Zauberstab gezogen, den er auf Dionella gerichtet hatte. Diese erschrak und wollte nach ihrem Zauberstab greifen, doch Severus grinste sie nur an und hob die andere Hand, in der er ihren Zauberstab hielt.
Dionella setzte sich ruckartig auf und wollte aufspringen.
„Das würde ich an deiner Stelle nicht versuchen", funkelte er sie an, erhob sich und ging einen Schritt zurück.
„Severus?", fragte Sisilia vorsichtig.
„Alles in Ordnung, Sil. Ich bin wieder Herr meiner Sinne", erklärte er ohne den Blick von Dionella zu wenden. Sisilia fühlte in dem Moment eine Erleichterung in sich, wie es nicht hätte beschreiben können.
„Dionella, beinnahe wäre dein Plan aufgegangen, du hast nur etwas nicht bedacht, was so viele nicht bedenken. Es gibt etwas was stärker ist, als jeder Trank, als jeder Zauberspruch, den es gibt. Etwas, was du nie kennen lernen wirst", zischte er der schwarzmagischen Hexe entgegen.
„Ach und was soll das deiner Meinung nach sein?", fragte sie aufgebracht.
„Ich sagte doch, du weiß nicht einmal was es ist. Es ist eigentlich ganz einfach. Es ist die Liebe. Die wahre, einfache und doch so starke Liebe", er war weiter nach hinten gegangen, auf Sisilia zu, den Zauberstab aber immer noch auf die Frau vor ihnen gerichtet. Diese lachte nun beinahe hysterisch auf.
„Liebe? So ein Blödsinn, dafür kann ich mir nichts kaufen. Severus, sei nicht dumm. Ich kann dir Macht verschaffen. Die Welt wird dir zu Füßen liegen. Du kannst jede Frau haben, die du willst, du kannst alles haben was du willst. Komm auf meine Seite und wir werden über die Welt herrschen. Ich weiß, was in dir steckt, ich fühle die Energie, die du besitzt. Du hast das potential für die Dunkle Seite. Ich weiß, dass du, genau so wie ich sämtliche schwarzmagischen Flüche beherrscht. Das ist eine Macht, die uns Tür und Tor öffnen wird", versuchte sie ihn umzustimmen. Sie war inzwischen aufgestanden und ging langsam auf Severus zu.
„Hör mich an. Wir beide zusammen, hätten eine Macht, wie sie sonst nirgends auf der Welt zu finden ist", ihre Stimme klang hypnotisierend und Severus starrte sie einen Moment lang an.
„Nein, hör nicht auf das was sie sagt. Sie meint es nicht ehrlich, sie wird dich nur benutzen. Denke an unser Kind Severus. Du willst doch das alles nicht einfach wegwerfen?", in Sisilias Stimme klang Verzweiflung mit.
„Mach dir keine Sorgen Sil, ich brauche mich nicht zu entscheiden. Ich habe mich schon lange entschieden und dabei bleibe ich. Ich habe einmal in meinem Leben den Fehler gemacht nach Macht zu streben, einer Macht, die es in Wirklichkeit nicht gibt und nie geben wird. Vergiss es Dionella, es ist vorbei, du hast verloren", er hob seinen Zauberstab an und aus der Spitze schossen Seile auf Dionella zu. Doch diese hatte so etwas vorhergesehen und hatte sich zur Seite geworfen, so dass die Fesseln sie verfehlten. Sie war zur Seite weggetaucht und hatte sich hinter einen Diwan geworfen. Severus ging ihr hinterher, mit den Zauberstab auf sie gerichtet, doch sie war mittlerweile hinter dem Diwan weitergekrochen und sprang nun auf der anderen Seite hervor und stürzte sich auf Sisilias Zauberstab, der neben dem zweiten Diwan auf dem Boden gelegen hatte. Sie erreichte den Zauberstab mit den Fingerspitzen und konnte ihn gerade so greifen, dann hechtete sie hinter den zweiten Diwan in Deckung. Severus hatte noch versucht ihr einen Lähmzauber hinterher zu schicken, doch er schoss kapp an ihrer Schulter vorbei in eine der Felldecken. Severus fluchte leise, dann richtete er seinen Zauberstab auf Sisilia, um den Fluch von ihr zu nehmen und zog sie dann schnell mit sich hinter die nächste mächtige Säule. Sisilia hatte noch gar kein richtiges Gefühl in ihren Gliedern, sie stolperte hinter Severus her und dieser musste sie stützen, dass sie nicht zu Boden stürzte. Er hatte sie dann mit dem Rücken gegen die Säule gepresst und drückte sich gegen sie.
„Geht es dir gut?", fragte er sie leise besorgt.
„Es geht, ich hab noch kein rechtes Gefühl in den Beinen und Armen", gab sie zurück und versuchte sich auf den Beinen zuhalten.
„Es wird noch einen Moment lang dauern, bis es nachlässt, es ist ein ganz schön gemeiner Fluch", erklärte er, doch in dem Moment schoss ein grüner Lichtstrahl an ihnen vorbei. Severus presste sich enger an Sisilia, um den Strahl auszuweichen.
Dann richtete er seinen Zauberstab in Dionellas Richtung und jagte einen Fluch auf sie, der aber leider nicht traf, dann kam er gleich wieder in Deckung. Was auch gut war, denn sie hatte sofort wieder mit einem anderen Fluch geantwortet, der knapp an der Säule vorbeischoss.
Severus sah Sisilia in die Augen und sie erwiderte den Blick.
„Sil, es ...", begann er, doch sie hob ihre Hand und legte zwei Finger auf seine Lippen, dabei schüttelte sie leicht den Kopf. Im nächsten Moment knallte es hinter ihnen und Gesteinsbrocken krachten von der Säule hinter Sisilia auf den Boden.
„Wir müssen hier weg", sagte Severus und richtete erneut seinen Zauberstab auf die Hexe, während er sich suchend umsah.
„Ich lenke sie ab und du läufst nach oben!", schlug Severus ihr leise vor.
„Nein, ich werde nicht davonlaufen", wiedersprach Sisilia ihm entschlossen.
„Wer redet denn von davonlaufen. Von da oben hast du eine bessere Sicht und vielleicht kannst du sie da erwischen", erklärte er mit einem Augenzwinkern.
„Du hast recht, das tut mir leid. Aber ich hab keinen Zauberstab", erklärte sie zerknirscht.
„Hier nimm ihren, sie hat dafür jetzt deinen", erklärte er und reichte ihr Dionellas Zauberstab, den sie nahm und kurz nickte.
„Schaffst du es?", fragte er und schlang wieder schützend seine Arme um Sisilia, als ein neuer Knall hinter ihnen erklang und erneut Steine ganz in ihrer Nähe zu Boden krachten. Sisilia zog den Kopf ein und sah ihn dann an.
„Ich liebe dich, und ja, ich schaffe es", gab sie zurück und suchte seinen Blick. Er schaute ihr tief in die Augen und hielt sie fest.
„Ich liebe dich", hauchte er und gab ihr einen Kuss, den sie erwiderte.
„Na, dann mal los!" Sisilia atmete noch einmal kurz durch und nickte dann. Severus drückte noch einmal ihre Hand, dann richtete er seinen Zauberstab in Dionellas Richtung.
„REDUCTO!", rief er und der Lichtstrahl schoss in den Diwan, den er in mehrere Teile sprengte und ein paar kleinere Steine flogen in alle Richtungen davon.
In dem Moment rannte Sisilia los. Zwar hatte sie immer noch weiche Knie, doch sie versuchte das Gefühl zu ignorieren und stürmte die Stufen nach oben, so schnell sie konnte.
Severus war in die andere Richtung davon gestürmt, quer durch den Raum zu der anderen Steinsäule, hinter der er Deckung suchte. Unterwegs schickt er noch einen Lähmzauber in die Richtung, in der er die Frau vermutete. Doch er hatte nicht gemerkt, dass diese ihren Platz gewechselt hatte und erst im allerletzten Moment sah er einen roten Lichtstrahl auf sich zu schießen. Er versuchte ihm auszuweichen und rutschte dann auf einem der kleinen Gesteinsbrocken auf dem Boden aus.
Doch genau das rette ihn. Dadurch schoss der Lichtstahl ganz knapp an seinem Ohr vorbei. Aus den Augenwinkeln konnte Sisilia sehen, wie er zu Boden stürzte. Vor Schreck hielt sie einen Moment inne und blieb stehen, doch als sie sah, dass Severus nichts geschehen war und er sich hinter der Säule in Sicherheit bringen konnte, lief sie, sich eng an der Wand haltend, weiter nach oben.
Severus hatte sich, auf dem Boden robbend, schnell hinter der Säule in Sicherheit gebracht und mit dem Rücken dagegen gelehnt. Er konnte sehen, wie Sisilia die Empore erreichte und als sie oben verschwunden war, stand er wider auf.
„Dionella? Gib auf, du hast keine Chance. Du kannst es uns allen leichter machen. Komm raus und wirf den Zauberstab weg!" forderte er sie auf.
„Nein, das werde ich nicht. Severus sei kein Narr, komm auf meine Seite, wir zusammen besitzen Kraft und Wissen, um uns die Welt untertan zu machen!", versucht sie es erneut.
„Wissen?", lachte er auf. Du scheinst nicht zu ahnen, was wirkliches Wissen bedeutet. Ich kenne Zauberer, die besitzen mehr Wissen, als wir alle zusammen. Ich denke da nur an Albus Dumbledore!", sagte er und winkte unauffällig zu Sisilia und deutete nach rechts, wo er ihre Gegenspielerin vermutete. Diese nickte und schlich sich auf der Empore nach rechts, sich immer in Deckung haltend, während Severus sie weiter ablenkte.
„Dumbledore? Dieser alte Narr? Er ist doch schon halb tot. Nein, vor ihm habe ich kein Angst. Da muss du schon mit stärkeren Geschützen auffahren", lachte sie kalt hinter ihrem Versteck hervor.
„Das solltest du aber, er ist immer noch sehr lebendig. Selbst Voldemort hat Angst vor ihm", konterte er. Sie kreischte kurz panisch auf und fluchte dann lauthals.
„Wie kannst du es wagen, den Dunklen Lord bei seinem Namen zu nennen?", zischte sie.
„Warum sollte ich nicht? Oder hast du doch mehr Angst vor ihm, als du zugeben willst? Soll ich dir was sagen, meine Hübsche. Du kommst mir langsam vor, wie Bellatrix Lestrange!", rief er und sucht erneut auf der Empore nach Sisilia.
Diese war am Rande entlang gegangen, doch Dionella hatte sich so gut verborgen, dass sie sie von hier oben aus auch nicht sehen konnte. Sie zuckte mit den Schulten und Severus verzog missmutig das Gesicht. Es würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als sie aus ihrem Versteck heraus zu locken.
„Wer soll das sein? Ich kenne diese Frau nicht", gab sie zurück.
„Ihr seid euch sehr ähnlich, beide total übergeschnappt", rief er. „Und zu feige einen offen Kampf zu führen", fügte er noch an um sie zu provozieren, was auch sofort Wirkung zeigte.
„Das bin ich nicht!", rief sie wütend und kam hinter ihrem Versteck hervor.
„Aber anscheinend du! Los zeig dich, dann werden wir gleich feststellen, wer von uns beiden besser ist!", schrie sie und lachte dabei wild.
Sisilia sah, wie die Frau langsam hinter dem dritten Diwan vor kam und sich provokant und auf Severus lauernd aufbaute.
Sie hob sofort den Zauberstab und richtete ihn auf die schwarzhaarige Hexe und ging nach vorn zur Brüstung. Doch in dem Moment, als sie einen Lähmzauber aussprechen wollte, wirbelte Dionella herum und richtete ihren Zauberstab auf Sisilia.
„EXPELLIARMUS!", rief sie zum zweiten mal und auch dieses Mal riss es Sisilia den Zauberstab aus den Händen. Er flog ihm hohen Bogen davon und hinunter in den Raum zurück. Jetzt war Sisilia unbewaffnet und die Frau lachte nur kalt auf, tat aber ansonsten nichts.
Severus, der das aus den Augenwinkeln beobachtet hatte, sprang hinter der Säule hervor und schickte ihr einen Fluch entgegen. Doch diese duckte sich und der rote Lichtstahl schoss an ihr vorbei. Noch während sie sich weg drehte, jagte sie einen Fluch auf Severus, der diesem nicht mehr ausweichen konnte und der ihn am Hals traf.
Sisilia konnte sehen, wie eine tiefe Wunde an seinem Hals klaffte und sehr viel Blut daraus hervor zu quellen begann. Dionella lachte wild auf, als Severus keuchend seine Hand auf die stark blutenden Wunde presste und damit versuchte die Blutung einzudämmen.
„Neiiiin!", rief Sisilia starr vor Schreck, während sie zusehen musste, wie die Frau, siegessicher auf Severus zuging, ihren Zauberstab auf seinen Oberkörper gerichtet. Sie murmelte einen Fluch und Severus war kaum noch fähig zu bewegen.
„Schade, dass du nicht auf meine Seite kommen wolltest. Wir hätten ein gutes Team abgegeben. Doch wer nicht für mich ist, ist gegen mich und der muss sterben", ihre Stimme und ihr Blick wurden immer kälter, als sie das sagte. Einen Meter vor ihm bleib sie stehen und musterte ihn abfällig. Er versuchte noch seine Hand mit den Zauberstab hoch und gegen sie zuheben, doch er schaffte es nicht. Severus begann zu schwanken, wankte und sank dann kraftlos auf seine Knie. Sein Zauberstab war ihm aus den Händen gerutscht und mit einem lauten Geklapper zu Boden gefallen.
„Leb wohl", zischte sie und richtete Ihren Stab auf seinen Kopf.
Das war der Moment, als Sisilia wieder zu sich kam. Ohne groß zu überlegen und zu bedenken, dass es in ihrem Zustand nicht gut wäre, kletterte sie in Windeseile auf die Brüstung, stieß sich ab und sprang in den mindestens vier Meter tiefen Raum hinunter.
Noch während sie in der Luft war, verwandelte sie sich in eine Eule, breitete Ihre Flügel aus und schoss auf Dionella zu.
„Avada Ked ..!", weiter kam sie nicht, weil genau in dem Augenblick Sisilia in Gestalt einer Eule auf sie zugeschossen kam und ihr mit den scharfen Krallen den Zauberstab aus den Händen riss.
Erschrocken wirbelte diese herum und sah der Eule hinterher, die drei Meter vor ihr auf dem Boden landete und sich sofort wieder in Sisilia zurück verwandelte. Diese hatte auch sogleich den Zauberstab gepackt und auf Dionella gerichtet.
„Stupor", rief Sisilia und der rote Lichtstrahl traf sie mitten in der Brust. Dionalla sah sie noch einen Moment lang mit aufgerissnen Augen erstaunt an, doch dann kippte die Hexe einfach zur Seite weg, wo sie bewegungslos liegen blieb.
Die Person nicht mehr beachtend, rannte Sisilia auf Severus zu, der inzwischen seitlich, auf dem Boden lag, die Hand immer noch auf seinen Hals gepresst. Zwischen seinen Fingern quoll das Blut heraus und er sah blass aus, wie der weiße Marmor des Bodens, auf dem er lag.
Der Zauberstab glitt ihr aus den Fingern, als sie sich neben ihm auf den Boden kniete.
„Severus", stöhnte sie auf, ihre Hände fuhren unsicher über sein Gesicht und als sie sah, wie seine Hand, die er auf seinen Hals gepresst hatte, langsam kraftlos herunterrutschte, drückte sie ihre Hand auf die Wunde und versuchte so zu verhindern, dass noch mehr Blut heraus sickerte.
„Nein, bitte Severus. Halte durch. Ich werde Hilfe holen. Es wird wieder alles gut", sagte Sisilia besorgt und ängstlich. Er versuchte zu sprechen, doch es gelang ihm nicht.
„Bleib ruhig, strenge dich nicht an, gleich wird Hilfe da sein", versuchte sie ihn zu beruhigen. In dem Moment bemerkte sie erst, dass sie nicht mehr alleine war. Einige Leute standen auf der Treppe und kamen nun zu ihr. Ihnen allen voran Kassandra und Dimitris.
„Bei allen Göttern, was ist hier passiert?", fragte Dimitris entsetzt.
„Später, wir müssen ihn hier wegbringen, wir müssen zurück in unsere Zeit. Er braucht einen Arzt. Dimitris, bitte helfen Sie mir", flehte sie ihn an. Dimitris wollte ihr sofort helfen, doch Kassandra hielt ihn an der Schulter fest und deutete ihm an, stehen zu bleiben. Dann ging sie zu den beiden und kniete sich ebenfalls neben Severus. Mit ängstlichen Augen, sah Sisilia sie an. Sie wusste nicht, was sie vor hatte, doch Kassandra sagte etwas zu ihr und legte ihre Hand auf die inzwischen Blutverschmierte Hand von Sisilia, mit der sie versuchte Severus' Blutung zu stoppen, dann schloss sie die Augen und murmelte ganz leise etwas.
Alle anwesenden standen einfach nur da und beobachteten Kassandra, ohne ein Wort zu sagen. Ein seltsames warmes Gefühl durchströmte sie, es war beruhigend und kraftzehrend zugleich, aber auch wunderschön. Sisilia blickte jetzt zu Kassandra, die immer noch ihre Augen geschlossen hatte und aus den Augenwinkeln sah sie ihre beiden Hände, welche nun ein paar Zentimeter über Severus' Hals waren. Sie hatte nicht mitbekommen, wie sie ihre Hand gehoben hatte. Doch das Merkwürdigste daran war, dass sie das Gefühl hatte, zwischen ihren beiden Händen und der Wunde von Severus würde ein Leuchten, oder besser ein Glühen entstehen, das immer heller und wärmer wurde. Im diesem Glühen, konnte sie erkennen, wie sich die Wunde am seinem Hals zu schließen begann und nach nicht einmal einer Minute, war beinahe nichts mehr von der Verletzung zu sehen, nur noch ein leichter rötlicher Schimmer war auf der Haut zu erkennen.
Kassandra öffnete ihre Augen wieder, besah sich den Hals von Severus und nickte dann zufrieden. Sie erhob sich wieder und wandte sich dann an Dimitris, dem sie etwas erklärte.
Neben Severus kniend beobachtete Sisilia das Ganze, immer noch nicht recht verstehend, was soeben geschehen war, sie strich Severus über den Hals, wo vor einer Minute noch eine klaffende Wunde gewesen war und spürte unter ihren Fingern, seine Ader pochen.
„Sisilia?", es war Dimitris, der sie angesprochen hatte und sie sah zu ihm auf.
„Kassandra hat mir gesagt, dass er durchkommen wird. Er braucht nur etwas Ruhe und Schlaf. Sie meinte er wird morgen früh, wenn wir wieder in unsere Zeit zurückkehren müssen, stark genug sein. Sie wird ihm noch einige Kräuter besorgen, die ihn wieder zu Kräften bringen", erklärte er ihr und sie nickte nur, doch dann fiel ihr Blick auf Severus, der wieder zu sich gekommen war.
„Sil? Was ist passiert", fragte er leise und griff sich unwillkürlich an seinen Hals. Er konnte sehen, wie Sisilias Augen zu glänzen begannen und eine kleine Träne über ihre Wange lief.
„Severus, ich hatte solche Angst um dich", brach es aus ihr hervor und sie lies sich auf seine Brust sinken. Er legte seine Arme um sie und sah dann fragend in die Runde.
„Kassandra hat Ihnen so eben das Leben gerettet. Fragen sie mich nicht wie, vielleicht war es eine göttliche Macht, ich weiß es nicht", Dimitris zuckte mit den Schultern. Severus nickte nur und sah dann zu Kassandra.
„Danke", sagte er und Kassandra, die auch ohne Übersetzung verstanden hatte, nickte nur zu ihm, bevor sie sich wieder an Dimitris wandte.
„Kassandra möchte wissen was passiert ist. Und wenn ich ehrlich bin, ich auch", sagte er und sah zu der Frau die auf dem Boden lag.
„Sie ist eine schwarzmagische Hexe, sie hat Severus etwas in den Wein gegeben und versucht ihn zu ... Sie hat versucht, ihn auf ihre Seite zu ziehen. Sie wollte mit ihm heute Nacht in unsere Zeit zurückkehren und dort ‚ihr' Reich aufbauen, wie sie es gesagt hat", erklärte Sisilia, nahm aber den Blick nicht von Severus und ergriff seine Hand.
„Aber wieso wollte sie das?", fragte Dimitris nach.
„Dimitris, sie kommt aus unserer Zeit, sie hat es geschafft, mit uns hier her zu kommen. Sie kennt Sie auch, das hab ich jedenfalls aus ihren Erzählungen herausgehört und ich denke sie wird eine von denen sein, vor denen Sie Kristos beschützen will", erklärte sie nun weiter und sah Dimitris ernst an, der dann verstehend nickte.
„Ich hatte schon fast geglaubt, es handelt sich hier um ein ...", begann er, doch Sisilia ließ ihn nicht ausreden.
„Eifersuchtsdrama? Nun, ja, ganz falsch liegen sie nicht, am Anfang dachte ich wirklich ..., aber ich hab sehr schnell erkannt, dass Severus nicht aus freien Stücken gehandelt hat."
Sisilia hielt Severus' Hand fest und drückte sie, als sie das sagte. Dimitris übersetzte und Kassandra befahl daraufhin zwei ihrer Soldaten die Frau mitzunehmen, doch Severus hielt sie auf.
„Warten Sie! Wo bringen Sie sie hin?", fragte er und Dimitris übersetzte es wieder.
„Sie bringt sie in ein Verließ, wenn wir morgen gehen, können wir sie mitnehmen, wenn wir wollen und sie vor unser Gericht stellen lassen", wiederholte Dimitris nun auf Englisch. Sisilia hatte sich inzwischen erhoben und wischte sich die Tränen der Erleichterung aus dem Gesicht.
„Nein, sie könnte disapparieren, wenn sie zu sich kommt", warf Severus ein und wollte sich aufrichten, doch er schaffte es nicht alleine und Sisilia musste ihn stützen.
„Ich werde einen Antidisapparierzauber auf sie legen", sagte Sisilia und sah Severus an.
„Albus hat mir gezeigt wie das geht. Du bist zu schwach, ich schaff das schon", erklärte sie, sah kurz zu Dimitris, der zu ihnen kam und mit ihr zusammen Severus auf die Beine half und ihn stützte.
Sisilia nickte ihm dankbar zu, hob ihren Zauberstab vom Boden auf und richtete ihn auf Dionella.
„INCARCERUS!" sagte sie und Seile schossen aus dem Zauberstab hervor, welche die ohnmächtige Frau fesselten und dann sprach sie den Antidisapparierzauber aus.
Sie warf noch einen letzten wütenden, aber auch mitleidigen Blick auf sie und ging dann zurück zu Severus.
Soldaten trugen die gefesselte Frau weg, Dimitris und Äneas' Sohn halfen Severus zurück in das Zimmer zu bringen, in dem sie schon die letzte Nacht verbracht hatten. Er setzte sich auf das Bett, immer noch sehr blass und schwach, doch er hatte darauf bestanden selber zu laufen.
Nachdem sie sich umgezogen und das Blut weggewaschen hatten kam Kassandra noch persönlich vorbei und brachte ihm einen Trank. Sie achtet auch selbst drauf, dass Severus ihn einnahm, wartete bis er gleich drauf eingeschlafen war und sagte dann noch ein paar sehr ernste Worte zu Dimitris. Sie redete eine ganze Zeit mit ihm, während Sisilia noch am Bett bei Severus saß und seine Hand hielt. Doch danach ließ sie ihm nicht die Zeit, das alles zu übersetzten, sondern nahm Sisilia, welche nun zu ihnen gegangen war einfach nur kurz in ihre Arme und hauchte ihr dann einen Kuss auf die Stirn. Anschließend legte sie Dimitris eine Hand auf die Schulter, flüsterte etwas, das wie ‚lebe wohl' klang und verließ sofort das Zimmer.
Beide sahen sie ihr nach und dann blickte Sisilia fragend zu Dimitris.
„Was sie gesagt?", wollte sie wissen. Sie bemerkte den unschlüssigen Blick von Dimitris und er vermied es, sie anzusehen als er sprach.
„Sie meinte, wir müssen morgen früh, sobald die Sonne ihre ersten Stahlen auf das Land legt, diese Zeit verlassen, sonst würden wir den morgigen Abend nicht mehr erleben und der Zorn der Götter würde auch uns treffen", seine Stimme klang rau, als er das sagte und er wagte immer noch nicht sie anzusehen.
„Das verstehe ich nicht. Das ist doch Blödsinn", entgegnete sie ihm ungläubig. Er drehte sich nun um und sah sie direkt an.
„Kassandra ist eine Seherin, das dürfen Sie nicht vergessen Sisilia. Ich denke sie hat etwas vorausgesehen, was morgen eintreffen wird", erklärt er ihr.
„Was sollte denn hier eintreffen, es ist doch vollkommen ruhig. Nein, das kann nicht sein. Und für Severus ist es auch besser, wenn er sich noch etwas erholen kann, er hat eine Menge Blut verloren. Es reicht, wenn wir morgen Abend zurückkehren", sagte sie sehr bestimmt. Dimitris trat nun zu ihr und legte seine Hände auf ihre Oberarme.
„Sisilia hören sie mir zu. Sie kennen die Geschichte von Kassandra und dem Fluch, der auf ihr lastet. Sie wissen, dass man ihr nicht glaubt, wenn sie eine Vorhersage macht. Doch alle ihre Vorhersagen sind eingetroffen. Verstehen Sie nicht, Sie haben nur so reagiert, wie alle auf Kassandras Vorhersagen reagieren. Sie haben ihr nicht geglaubt. Ich habe es im ersten Moment auch nicht getan, aber wir wissen etwas, was die andern nicht wissen. Wir kennen Apollos Fluch", sagte er eindringlich. Sisilia nickte nachdenklich.
„Ja ... ja, Sie haben Recht, das hatte ich vergessen. Hat Sie Ihnen gesagt, was geschehen wird?"
„Das ist für uns nicht wichtig. Ich denke wir sollten uns ausruhen und morgen so früh wie möglich hier verschwinden", antwortete er ihr. Sie zögert einen Moment und sah dann zu Severus, der fest eingeschlafen war.
„Gut, ich vertraue ihr. Wenn sie sagt, dass es das Beste ist, dann werden wir es tun", stimmte sie zu. Dimitris nickte und wendete sich zur Türe.
„Dimitris?", hielt sie ihn noch einmal auf. Er blieb stehen und drehte sich noch einmal zu ihr um.
„Ich wollte Ihnen danken, ohne Sie hätten wir das alles nicht geschafft", sagte sie und versuchte ein Lächeln.
„Noch sind wir nicht zurück. Und ich muss Ihnen ja auch dafür danken, dass Sie mich mitgenommen haben. Sie haben mir meinen größten Traum erfüllt, den ich noch hatte", gab er zurück, lächelte, sah kurz zu Severus und verließ dann das Zimmer.
Sisilia stand noch einige Zeit da und starrte auf die geschlossenen Türe und dachte nach. Doch dann griff sie sich einen Apfel aus der Obstschale, ging zum Fenster, an das sie sich stellte und sah hinaus. Sie aß den Apfel während, sie die Landschaft betrachtete. Von hier aus konnte sie zusehen, wie die Sonne unterging. Dunkelrot erglühte sie am Horizont, beinahe blutrot.
Ein Schauer lief über ihren Rücken, als sie daran dachte, wie Severus vorhin auf dem Boden gelegen hatte und das Blut nur so aus seiner Halsschlagader gequollen war. Sie sah zu ihm hinüber. Er schlief immer noch tief und fest, wahrscheinlich hatte Kassandra ihm auch ein Schlafmittel in den Trank getan. Das war auch das Beste, was er tun konnte. Sie ging zu ihm und blickte ihn an. Er sah so schrecklich blass aus, sie legte die Arme um sich und spürte wie es kalt ihren Rücken hinunter ran. Doch sie war sich sicher, dass er sich aufgrund des Trankes von Kassandra, schnell wieder erholen würde.
Sie beobachtete ihn einige Minuten lang und sah wie er ruhig und gleichmäßig atmete. Dann ging sie hinüber zu dem Bett und legte sich zu ihm, doch es dauerte noch lange, bis sie ebenfalls eingeschlafen war.
