Das große Finale

Oder Krieg beginnt

Vier Wochen später:

Sisilia wurde durch einen sehr lauten Knall aufgeweckt und schreckte aus dem Schlaf auf. Senkrecht setzte sie sich im Bett auf und sah sich erschrocken um. Severus war ebenfalls aufgewacht und blickte sie nur fragend an.

Mit einem Gefühl, als wäre das ganze Schloss in seinen Grundmauern erschüttert worden, starrten sie sich an.

„Oh mein Gott, was war das", sie hauchte es mehr, als dass sie es sagte und sah entsetzt zu Severus, der sie ebenso ahnungslos ansah, wie sie ihn.

„Keine Ahnung", antwortete er, sprang sogleich aus dem Bett und zog sich in Windeseile an. Auch Sisilia stand auf, nahm ihr Kleid, welches sie über den Stuhl gelegt hatte und schlüpfte hinein.

„Ich werde nachsehen gehen", brummte Severus und ging durch sein Büro in Richtung Gemeinschaftsraum der Slytherin. Doch noch bevor er dort ankam, hörte er das aufgebrachte Reden und Gemurmel einiger Schüler, die den Gemeinschaftsraum verlassen hatten, im Flur herum standen und sich ängstlich umblickten.

„Haben Sie irgendetwas gesehen?", fragte Severus, als er auf sie zutrat. Doch die Schüler schüttelten ihre Köpfe und sahen ihn unsicher an.

„Gehen Sie alle zurück in den Gemeinschaftsraum und warten Sie da, ich werde nachsehen, was los ist", forderte er die Slytherins auf und machte sich dann selber auf den Weg nach oben in die Eingangshalle.

Mittlerweile hatte sich Sisilia ebenfalls angezogen und war die Stufen nach oben in den Wohnraum gegangen.

Als sie laute Stimmen draußen in den Fluren vernahm, trat sie ebenfalls hinaus. Dort fand sie Firenze, den Zentauren und Filch, die lauthals miteinander diskutierten. Sisilia erreichte die beiden im selben Augenblick, als Severus die Treppe vom Kerker im schnellen Schritt nach oben kam.

„Was ist geschehen?" Es war Sisilia, welche diese Frage an Filch und Firenze stellte.

„Ich weiß es nicht genau, ich war draußen. Firenze meinte, es habe wohl irgendwo eine Explosion, oder so etwas, gegeben", antwortete Filch mit finsterster Mine und sah sich gehetzt um. Dann hörten sie Peeves schreien, der auf dem Rücken liegend die Treppe herunter geschwebt kam und sich dabei amüsiert den Bauch hielt.

„Eine Explosion in der Bibliothek,... Feuer, ...es brennt, ...alles steht in Flammen", rief er laut, lachte immer wieder dabei schadenfroh und hüpfte durch die Luft auf und ab.

Filch hob drohend seine Fäuste gegen Peeves und begann wütend auf ihn zu schimpfen.

„Oh nein", stöhnte Sisilia und startete gleichzeitig mit Severus, um sich auf den Weg nach oben zu machen. Severus nahm immer mehrere Stufen auf einmal, rannte schnell an Sisilia vorbei und erreicht lange vor den anderen, den ersten Stock. Sisilia konnte natürlich nicht mithalten und musste, als sie die Stufen hinter sich gelassen hatte, kurz stehen bleiben durchatmen, bevor sie weiter gehen konnte. Filch hatte sie ebenfalls unterwegs überholt und erreichte kurz nach Severus die Bibliothek und als der das Feuer sah, begann dieser lauthals wild zu gestikulieren.

Severus, der sofort in die Bücherei geeilt war sah, dass er nicht der Erste war, welche die Bücherei erreicht hatten. Professor McGonagall und Remus waren schon dabei das Feuer zu löschen. Mit der linken Hand presste er sich den Stoff seines Umhangs vor dem Mund, um nicht so viel Rauch einzuatmen, dabei zog er ebenfalls seinen Zauberstab und half den beiden nun dabei, die Flammen zu ersticken.

Sisilia kam schweratmend am Eingang zur Bücherei an, aus der dicker Rauch und Qualm trat. Sie hatte inzwischen gewaltige Probleme in ihrer schon weit vorangeschrittenen Schwangerschaft und sie konnte sich nur noch relativ schwerfällig und unter großer Anstrengung bewegen und kam immer gleich außer Atem. Natürlich war sie froh, dass es bald soweit sein würde mit der Geburt, denn inzwischen fiel ihr jede kleinste Anstrengung schon schwer.

Hinter Filch betrat Sisilia den Raum, der immer noch neben der Türe stand und mit entsetzten Augen auf das Feuer starrte und jammerte.

„Die Bücher, oh beim Barte von Merlin, die ganzen Bücher", er starrte fassungslos in den Raum und wusste nicht, was er tun sollte.

Sisilia beobachtete Minerva, Remus und Severus, wie sie dabei waren das Feuer zu löschen. Zuerst wollte sie ihnen zur Hilfe kommen, doch als ihr klar wurde, dass das Feuer schon so gut wie aus war, blieb sie in der Türe stehen.

Als sie aus Versehen zuviel Qualm einatmete, der inzwischen aus dem Raum quoll, musste sie ziemlich heftig Husten und Tränen quollen aus ihren Augen.

Minerva McGonagall richtete ihren Zauberstab nun in die Luft, machte einen kreisende Schlenker damit und der Rauch in dem Raum begann sich zu Drehen, wie ein kleiner Wirbel und zog sich langsam zusammen zu einer engen Spirale, die sich dann knapp über dem Boden, in Nichts auflöste.

Remus ging zu den Fenstern und riss einige von ihnen auf, um frische Luft herein zu lassen. Langsam ging Sisilia nun in den Raum hinein und sah sich entsetzt um. Überall lagen umgeworfenen Regale und Bücher verstreut auf dem Boden herum, teilweise zerrissen oder angekohlt. Zwischendrin Buchseiten und unkenntliche Papierfetzten. Die Wände auf der rechten Seite und hinten im Raum waren Ruß geschwärzt. Es sah fürchterlich hier aus. Ihr Blick wanderte zu Minerva und dann zu Severus.

„Was ist denn nur passiert?", sie schüttelt fassungslos den Kopf und ein erneuter Hustenreiz überfiel sie.

Remus trat nun zu der kleinen Gruppe dazu und zuckte kopfschüttelnd mit den Schultern.

„Keine Ahnung Sil, als wir hier ankamen, sahen wir nur noch die Flammen, die uns entgegen geschlagen sind", entgegnete er ihr ebenfalls hustend und räuspernd. Er war teilweise schwarz im Gesicht vom Ruß und als er sich mit der Hand über seine verschwitzte Stirn fuhr, verschmierte er den Dreck noch mehr, so dass er nun aussah wie ein Kaminkehrer. Sein grauer Morgenmantel, den er über seinen Schlafanzug geworfen hatte, der mittlerweile schief auf ihm hing und teilweise offen stand, war ebenfalls verräuchert und hatte schwarze Rußflecken.

Minerva sah nicht viel besser aus, ihr Morgenmantel, der ein grünes Schottenmuster trug, war ebenfalls dreckig und hatte an einigen Stellen sogar kleine Brandlöcher. Ihr normalerweise immer ordentlich zu einem Knoten gebundenes Haar, hing ziemlich zerzaust von ihrem Kopf.

In dem Moment vernahmen sie laute Stimmen und Fußgetrappel von draußen und sahen, dass noch mehr Leute die Bibliothek betraten. Sisilia drehte sich zur Türe um und sah in die teilweise entsetzten Gesichter einiger Lehrer, aber auch Schüler schauten verängstigt in den Raum. Sie wichen aber sofort zur Seite, als Albus Dumbledore durch die Gruppe trat, um die Bibliothek zu betreten.

„Was beim Barte des Merlin ist hier geschehen?", fragte er und sah sich entsetzt nach allen Seiten um.

„Wir wissen es nicht genau, Albus", antworte Minerva ihm und hob erschüttert die Arme.

„Es hat einen fürchterlichen Knall gegeben und als wir hier ankamen, stand alles in Flammen. Gott sei Dank konnten wir", sie sah kurz zu Remus und Severus, „das Feuer schnell löschen". Sie deutete dann auf die Bücher, oder besser gesagt, auf das, was von vielen noch übrig geblieben war.

„Wer könnte denn um Himmelswillen ein Interesse daran haben, die Bücher zu zerstören?" fragte sie nun fassungslos. Albus Dumbledore sah sie erschüttert an.

„Ich weiß es nicht Minerva, ich verstehe es auch nicht", sagte er und stieg dann über die Bücher hinweg, um in den hinteren Teil der Bibliothek zu kommen und sah sich dort genauer um.

In dem Moment erreichte Hermine gehetzt den Raum und als sie sah, was hier geschehen war, stieß einen Entsetzensschrei aus und schlug sie die Hände vor den Mund.

„Oh nein, die ganzen wunderbaren Bücher", rief sie entsetzt und deutete auf die zum Teil zerstörten Exemplare. Professor McGonagall ging auf Hermine zu und legte eine Hand auf ihre Schulter und sah sie beruhigend an.

„Es ist nicht so schlimm wie es aussieht, Miss Granger, ich denke die meisten Bücher werden wir retten können", beruhigte sie Hermine und schob sie dann Richtung Türe.

„Aber bitte sorgen Sie, als Schulsprecherin, doch dafür, dass die Schüler in ihre Gemeinschaftsräume zurück kehren und auch dort bleiben", trug sie dieser nun auf.

Hermine sah Professor McGonagall einen Moment lange an, doch dann nickte sie und tat was sie ihr aufgetragen hatte.

„Alle Schüler bitte sofort zurück in ihre Gemeinschaftsräume!" rief sie dann und schob ein paar Drittklässler von der Tür weg. Obwohl es ihr sichtlich schwer fiel und der Schock ihr immer noch in den Gliedern steckte, schaffte sie es ohne Probleme die Schüler in Ihre entsprechenden Häuser zu schicken.

In dem Augenblick schoss Peeves über die Köpfe der Schüler und Lehrer hinweg in die Bibliothek hinein. Er sauste über die Anwesenden, schwebte hüpfend in der Bibliothek herum und deutete immer wieder glucksend auf den Schaden, den das Feuer angerichtet hatte.

Severus sah wütend zu dem Poltergeist hinauf.

„Wenn du nicht augenblicklich hier verschwindest, werde ich den Blutigen Baron holen, Peeves", rief er ihm drohend zu. Peeves hielt mitten in einer Pirouette inne, sah Severus entgeistert an, streckte ihm die Zunge heraus und verschwand dann mit einem hohlen Gekicher.

Severus sah ihm noch hinterher und dann fiel sein Blick auf Sisilia. Er trat zu ihr und sah sie besorgt an.

„Alles in Ordnung?", fragte er sie leise, legte eine Hand auf ihren Arm und rieb leicht darüber. Sisilia nickt und erwiderte seinen Blick.

„Mir geht es gut", sie legte ihre Hand auf die seine und strich kurz darüber.

Dumbledore, der sich inzwischen im hinteren Teil der Verbotenen Abteilung umgesehen hatte, wo die Explosion am schlimmsten gewütet hatte, trat wieder zu der kleinen Gruppe, die noch immer mitten im Chaos stand.

In dem Moment betrat Madam Pince die Bücherei, sie sah noch sehr verschlafen aus, doch weiteten sich ihre Augen, als sie das Schlachtfeld hier sah und schlug dann entgeistert die Hände vor das Gesicht, so als würde sie hoffen, wenn sie ihre Hände wieder runternehmen würde, wäre das Schreckensbild, das sich ihr bot, verschwunden.

Professor McGonagall ging zu ihr, legte einen Arm um ihre Schultern und versuchte sie zu beruhigen. Sie redete auf sie ein und versuchte ihr zu erklären, dass es bei weitem nicht so schlimm war, wie es im Moment aussah und sie machte ihr die Hoffnung, dass in kürzester Zeit die Bibliothek wieder so aussehen würde, wie vorher. Doch diese wollte sich nicht so recht beruhigen lassen, immer wieder jammerte sie erneut los.

Dumbledore sah die anderen nun mit ernstem Gesicht an.

„Was ist Onkel, hast du etwas gefunden?", fragte Sisilia, der das sofort aufgefallen war.

Er nickte unmerklich und hielt ein kaputtes Blechteil hoch, dass er wohl dort hinten gefunden hatte. Es befanden sie viele kleine Drähte darauf und Sisilia ahnte was das gewesen sein könnte.

„Es ist sehr seltsam, aber ich glaube, nein ich bin mir sogar sicher, dass das, was diese Explosion verursacht hat, eine von Muggelhand, oder zumindest von Muggelidee gebaute Bombe oder sogar Zeitbombe war", erklärte er mit finsterer Mine.

„Ich schließe es aus, dass dieses Teil von einem Schüler hier rein gebracht worden ist, denn es befand sich ganz hinten in der Verbotenen Abteilung, zu der nur Lehrer Zugang haben. Und die hatte ich, wir ihr alle wisst, nach den letzten Vorkommnissen, besonders geschützt. Ein Schüler wäre da niemals reingekommen", sagte er und sah seine Kollegen fragend an.

„Aber wer könnte denn so etwas tun?", flüsterte Remus nun leise.

„Ich weiß es nicht, ich könnte es mir eigentlich bei keinem der hier Arbeitenden im Schloss vorstellen", gab Albus zurück und schüttelte nachdenklich den Kopf.

„Und wenn es eine der Elfen war", Sisilia sah ihren Großonkel nachdenklich an. Sie wusste, er hatte nie so recht an die Vermutung von ihr geglaubt, dass einige der Elfen sich Voldemort angeschlossen haben könnten und so schüttelte er auch diesmal wieder den Kopf.

„Das kann ich mir nicht vorstellen, Sisilia. Ich denke, das werden wir heute Nacht sowieso nicht mehr klären", dann drehte er sich um und sprach so laut, dass alle ihn hören konnten.

„Ich denke, es ist wohl das Beste, wir gehen alle wieder zu Bett. Wir können jetzt sowieso nichts mehr tun. Wir werden uns morgen darum kümmern. Die Hauslehrer bitte ich noch, kurz die Schüler zu informieren, aber nur über den Vorfall selbst, keine Einzelheiten, und diese dann auch wieder in ihre Betten zu schicken, denn morgen wird wieder ein ganz normaler Schultag sein." Er sagte dies sehr bestimmt, so dass keiner wiedersprach oder auch nur etwas dazu sagte.

So verließen sie alle die Bibliothek, Albus Dumbledore verschloss die Türe magisch, so dass keiner mehr hinein konnte, wartete bis sich alle auf den Weg in ihre Zimmer gemacht hatten und stieg dann ebenfalls hinauf in seinen Turm.

Severus ging mit Sisilia wieder hinunter in die Eingangshalle.

„Ich gehe kurz in den Gemeinschaftsraum und rede mit den Schülern. Ich bin gleich zurück", erklärte er ihr und wendete sich zur Treppe.

„Soll ich mitkommen?", fragte Sisilia und sah ihn an, doch er schüttelte den Kopf.

„Ich mach das schon, du solltest dich ausruhen", sagte er besorgt und stieg dann hinunter in den Kerker.

Sisilia sah ihm noch nach und ging dann zurück in ihren Wohnraum. Sie war aber überhaupt nicht mehr müde und würde mit Sicherheit nicht mehr einschlafen können. Zumindest im Moment noch nicht. So beschloss sie, sich erstmal etwas zu trinken zu nehmen, um das schreckliche Kratzen aus dem Hals zu bekommen. Mit einem Glas Wasser in der Hand setzte sie sich dann auf das Sofa. Sie legte eine Hand auf ihren Bauch, als sie spürte, wie das Kind in ihrem Bauch leichte Tritte gegen die Bauchdecke ausführte.

„Ist ja schon gut", sagte sie beruhigend in Richtung ihres Bauches und versuchte sich zu entspannen.

So saß sie eine ganze Weile da und überlegte, wer ein Interesse daran haben könnte die Bücher zu zerstören. Doch sie fand keine Lösung, es war einfach so absurd.

Dann hörte sie plötzlich erneut einen lauten Knall, ein Krachen und splittern, doch diesmal nicht so weit entfernt wie zuvor. Sisilia erschrak so, dass sie ihr Glas fallen gelassen hatte, wo es am Boden in tausend kleine Scherben zersprang. Doch sie achtete in dem Moment nicht darauf, sondern rappelte sich hoch, griff in ihren Umhang, zog ihren Zauberstab, während sie nach draußen lief, in die Richtung wo der Krach hergekommen war.

Als sie die Eingangshalle erreichte, hatte das Gefühl, ihr Herz würde stehen bleiben. Die schwere große Türe, war einfach aufgesprengt worden. Überall lagen Holz- und Metallteile verstreut auf dem Boden, nur noch ein kleiner Rest der Türen hing in den Angeln. Und gerade in dem Moment, als Sisilia die Halle betrat, schritten zwei mächtige Trolle, die gute drei Meter groß waren, durch die kaputte Türe. Sie hatten beide kurze Hörner auf ihren Köpfen und ihre Körper war merkwürdig behaart. Sie grunzten sich beide zu und sahen sich mit grimmigen Gesichtern um. Sisilia erkannte sofort, dass es sich um Skandinavische Flusstrolle handelte und wunderte sich, wo diese herkamen und vor allem, was sie hier suchten.

Doch dann nahm Sisilia plötzlich links neben sich eine Bewegung war und drehte abrupt den Kopf. Sie sah wie Firenze aus einem anderen Gang angaloppiert kam. Er hatte seinen Bogen und seinen Köcher umgehängt, was Sisilia doch recht merkwürdig fand. Aber sie hatte keine Zeit mehr, weiter darüber nachzudenken.

Als Firenze die Trolle sah, wollte er sofort anhalten, was auf dem glatten Boden im Schloss für ihn zur Folge hatte, dass er ins Schlittern geriet, da seine Hufe, ganz und gar nicht für diese glatten Steinböden geschaffen waren. Im letzten Moment schaffte er es noch, sich auf den Beinen zu halten, doch durch diese Aktion hatte er einiges an Zeit verloren, was die Trolle sofort ausnutzen. Der Eine, der als erstes das Schloss betreten hatte, war auf ihn zugestapft und schwang nun seine mächtige Keule über den Kopf, holte aus und schlug mit alle Kraft nach Firenze. Dieser duckte sich gerade noch rechzeitig, so dass der Hieb ihn nur um Haaresbreite verfehlte. Aber die Keule krachte schwer gegen die Wand und riss Putz und Gestein aus dieser. Hätte Firenze dieser Hieb getroffen, wäre er mit Sicherheit nicht mehr am Leben, so kraftvoll war er gewesen.

Der Troll schrie wütend auf, einen ganzen Schwall von Grunzlauten brachte er hervor und stürzte sich dann erneut auf Firenze.

Der Zentaur schlug einen Haken um den Troll herum, schlitterte erneut und krachte dann mit seinem Hinterteil gegen eine Rüstung, die an der Wand aufgestellt worden war und nun in ihren Einzelteile auf den Boden polterte. Dabei hatte er Glück im Unglück, denn der zweite Troll hatte versucht mit seinem Fuß nach ihm zu treten und ihn aber, weil Firenze weggerutscht war verfehlt.

In dem Moment als Sisilia ihren Zauberstab auf den ersten Troll richtete, sah sie Severus, der die Kerkertreppe hoch gerannt kam und wie vom Donner gerührt stehen blieb. Als der zweite Troll sofort auf Severus einschlagen wollte, brachte sich dieser mit einem Hechtsprung in Sicherheit, er rollte sich über die Schulter ab und kam an der schräg gegenüberliegenden Wand wieder zum stehen. Auch er riss nun seinen Zauberstab aus der Tasche.

Sisilia wusste, dass ein normaler Zauber den Tollen nicht sehr viel ausmachte, so entschloss sie sich, etwas primitivere Mittel anzuwenden. Mit Hilfe des Schwebezaubers, ließ sie eine der Steinfiguren, aus der Eingangshalle über den Kopf des ersten Trolls schweben und als dieser genau darunter war, einfach auf dessen Kopf krachen.

Zuerst schaute der Troll etwas entgeistert und sie hatte schon befürchtet, dass ihr Vorhaben gescheitert war, doch dann verdrehte der Troll die Augen und krachte der Länge nach vor ihr auf den Boden. Sisilia war so mit ihrem Troll beschäftigt gewesen, dass ihr nicht aufgefallen war, dass der zweite Troll nun ebenfalls auf sie losgehen wollte. Er hatte schon seine mächtige mit Dornen versehene Holzkeule über seine Kopf geschwungen, als Sisilia plötzlich von Severus, der das gesehen hatte, zu Seite gestoßen wurde. Sie krachten beide von dem Schwung auf den Boden, wo sie erst mal kurz liegen blieben.

„Alles in Ordnung?", fragte Severus hektisch und besorgt. Sisilia, die von der Aktion überrascht worden war, musste sich erst wieder fassen, doch dann nickte sie.

Der Troll hatte erstaunlich schnell reagiert und seinen Schlag, den er ausführen wollte, gestoppt, sich wieder zu ihnen gedreht und die Keule jetzt erneut zum Schlag über seinen Kopf erhoben. Sisilia nahm das aus den Augenwinkeln wahr und sah entsetzt zu dem Troll.

„Severus", rief sie und deutete nach oben. Er erkannte sofort was los war und rollte sich nach rechts weg, während Sisilia sich nach links wegrollte und auf dem Rücken liegen blieb. Die Keule krachte genau an der Stelle auf den Boden, wo sie beide noch Sekunden zuvor gelegen hatten und riss den Steinboden dort auf.

Sisilia sah geschockt auf die Stelle und als der Troll auf sie zukam, versuchte sie rückwärts davon zu robben. Severus war hinter dem Troll wieder auf die Beine gesprungen und hatte seinen Zauberstab auf ihn gerichtet. Er wusste wohl, dass er ihn so nicht besiegen konnte, aber er wollte und musste ihn von Sisilia ablenken.

„STUPOR!", rief er laut, ein roter Lichtstrahl schoss auf den Troll zu und fuhr ihm in den Rücken. Er brüllte kurz vor Schmerz auf und wirbelte zu Severus herum.

„Sil, lauf, verschwinde!", rief er, sah kurz zu ihr und dann wieder zu dem Troll, der nun wütend auf ihn zustapfte. Severus richtete erneut seinen Zauberstab auf diesen und schickte ihm einen weiteren Fluch auf den Hals.

Sisilia bemerkte plötzlich, dass drei weitere Trolle in das Schloss stürmten, sie rappelte sich an der Wand abstützend auf.

Als einer der Neuankömmlinge sich auf sie stürzen wollte, rannte sie so schnell sie konnte in den Gang hinein, der zu ihren Zimmern führte. Der Troll, versuchte ihr zu folgen, was aber fast unmöglich war, da dieser Gang nicht sehr hoch und auch nicht sehr breit war und er sich dann hineinzwängen hätte müssen. So stieß er nur heftig mit der Keule in den Gang hinein. Sisilia konnte gerade noch ausweichen und sich hinter einer Ritterrüstung in eine enge Niesche quetschen, als die Keule knapp an ihr vorbeischoss und die Ritterrüstung entzweischlug. Der Helm der Rüstung schoss ganz knapp an ihrem Gesicht vorbei und knallte neben ihr mit einem lauten Klong an die Wand.

Sisilia blieb ganz ruhig stehen und bewegte sich nicht. Sie hörte immer noch das wütende Schauben und Grunzen des Trolls hinter sich und ihre Knie zitterten etwas.

Dann nahm sie weitere Stimmen in der Eingangshalle wahr. Sie erkannte Minervas und Remus' Stimme, doch es waren noch mehr Leute, die inzwischen dort angekommen sein mussten. Aber es war zu laut, um etwas Genaueres zu verstehen.

Als Sisilia den Troll nicht mehr hören konnte, drehte sie den Kopf vorsichtig um und linste um die Ecke. Nachdem sie festgestellt hatte, dass dieser es aufgegeben hatte, wollte sie wieder nach vorne zu den anderen gehen, als sie plötzlich einen krampfartigen Schmerz in ihrem Unterleib spürte. Sie stützte sich mit einer Hand gegen die Wand und versuchte ganz ruhig zu atmen.

„Oh nein, bitte nicht", stöhnte sie auf und sog heftig die Luft ein. Es dauerte nicht lange, die Schmerzen ließen nach kurzer Zeit wieder nach und Sisilia entspannte sich wieder.

Sie sah sich noch einmal um und entschloss sich dann aber erst mal ins Wohnzimmer zurück zu gehen, das alles war wohl doch zuviel gewesen. Sie ging schnell schräg über den Gang, öffnet die Türe und schlüpfte in das Zimmer hinein. Als sie die Türe geschlossen hatte, lehnte sie sich von innen dagegen und atmete erst einmal in Ruhe durch. Für einige Sekunden schloss sie die Augen, doch dann beschloss sie, dass sie wieder nach draußen gehen musste, um den anderen helfen, sie drehte sich schon um, als sie ein Getrappel im Flur hörte.

Sie vermutete, dass dies Firenze sein musst und öffnete erneut die Türe einen Spalt und sah hinaus.

Es war tatsächlich Firenze, der ebenfalls in den Gang geflüchtet war. Er sah sie überrascht an, als er vor ihr anhielt.

„Geht es Ihnen gut, Professor?", fragte er sie besorgt.

„Mir fehlt nichts", gab Sisilia zurück und sah ihn fragend an. Doch Firenze drehte auf dem Absatz um, nahm seinen Bogen und zog einen Pfeil aus seinem Köcher, er spannte seine Bogen und zielte auf einen der Trolle. Mitten in die Brust traf er ihn und der Troll schrie unter Schmerzen fürchterlich auf. Mit seinen klobigen Händen packte dieser den Pfeil und versuchte ihn sich aus der Brust zu reisen. Doch dabei brach er ihn ab, was den Troll noch wütender machte. Firenze hatte keine Sekunde gezögert und erneut einen Pfeil auf ihn abgeschossen. Dieser traf ihn nur am rechten Arm, weil der Troll so wild herumgefuchtelt hatte. Doch schon der nächste Pfeil steckt wieder in seiner Brust und ließ ihn erneut fürchterlich aufheulen. Langsam geriet der Troll ins Schwanken und kam auf Firenze und Sisilia zu. Da nahm der Zentaur noch einen Pfeil und legte wiederum an. Doch diesmal ließ er sich Zeit mit dem Abfeuern und erst, als er ganz sicher war zu treffen, ließ er den Bogen nach vorne schnellen. Der Pfeil fand ungehindert seine Ziel und traf ihn mitten in der Stirn. Der Troll blieb wie vom Blitz getroffen stehen, verdrehte die Augen und sackte dann tot ins ich zusammen. Es gab einen lauten Rums, als er auf den Steinboden krachte und regungslos liegen blieb.

Firenze nickte zur Bestätigung noch einmal mit dem Kopf und drehte sich dann wieder zu Sisilia um, die ein paar Schritte nach vorne gegangen war.

„Hören Sie Professor. Ich habe schon seit langen in den Sternen gelesen, dass heute Nacht etwas geschehen wir. Doch bisher konnte ich nicht wirklich deuten, was es sein würde. Es war sehr verwirrend, denn ich habe freudiges aber auch tödliches gesehen. Es hat alles nicht zusammenpasst, hatte ich zumindest bisher geglaubt. Doch heute Nacht ist mir klar geworden, was das alles zu bedeuten hat," erklärte er Sisilia und sah sie ernst an.

„Ich verstehe nicht, Sie sprechen in Rätseln Firenze. Was meinen Sie?" fragte sie ihn und sah ihn erschüttert an.

„Hören Sie, das was bisher geschehen ist, wird nur der Anfang sein. Fürchterliches steht uns allen heute Nacht noch bevor. Er, dessen Namen nicht genannt werden darf, wird heute noch schreckliches Unheil über uns alle bringen. Sie müssen sich in Sicherheit bringen. Es ist die undenkbar ungünstigste Zeit, aber Sie werden heute neues Leben schenken", sagte er ehrfurchtsvoll und leise zu Sisilia und sah kurz auf ihren Bauch. Doch noch bevor sie etwas erwidern oder überhaupt reagieren konnte sprach er schon weiter.

„Ich werde zu den Meinen gehen und sie um Hilfe bitten. Ich hoffe sie werden den Menschen helfen gegen IHN, dessen Name nicht genannt werden darf, zu kämpfen. Vorrausgesetzt sie werden mir überhaupt zuhören", er sah sie mit ernstem zermürbten Gesicht an. Sisilia konnte Angst in seinen Augen sehen, doch auch Entschlossenheit.

„Sie sind sehr mutig, Firenze", sie legte eine Hand auf seinen Arm und er sah verlegen zu Boden.

In dem Moment, als sie den Zentaur berührte, schossen ihr Bilder in den Kopf. Vor ihrem geistigen Auge konnte sie plötzlich eine gigantische mindestens vier Meter lange Schlange sehen, die sich vor ihr durch einen dunklen Wald schlängelte. Ihr fiel besonders die diamantbesetzte Schwanzspitze des Tieres auf. Sie konnte sehen, wie die Schlange blitzschnell herumfuhr, ihren hässlichen dreieckigen Kopf aufrichtete und laut zischte, bevor sie nach vorn schoss und ... Severus in die Seite biss. Sisilia schrie kurz auf und zuckte zurück.

„Was ist mit Ihnen?", fragte Firenze erschrocken, doch Sisilia schüttelte ihren Kopf.

„Es ist nichts, schon gut. Warten Sie. Ich hab noch eine Idee", sagte sie dann, lief zurück in ihr Wohnzimmer und fischte aus dem Umhang hinter der Türe, die kleine Armbrust, die sie vor langer Zeit von Ortano bekommen hatte. Einen Moment schloss sie die Augen und atmete durch, dann ging sie wieder hinaus und reichte Firenze die Armbrust, der sie fragend ansah.

„Diese Armbrust hab ich von Ortano bekommen. Sagen Sie ihnen, ich würde Sie schicken und zeigen Sie sie ihnen. Vielleicht steigt Ihre Chance, dass sie Sie anhören werden. Ich hab ihnen vor einiger Zeit, mal das Leben rettet können, vielleicht zählt das ja etwas bei den Ihren", sagte sie und sah ihn aufmunternd an.

„Vielen Dank. Ich denke das wird mir sehr helfen", antwortete Firenze und steckte sie in seinen Beutel. Dann ging Sisilia auf ihn zu, drückte ihn kurz und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Er war sehr erstaunt darüber, doch versuchte er es zu verbergen und schaute leicht verlegen zu Boden.

„Viel Glück", wünschte sie ihm noch, als er sich dann umdrehte und den Flur entlang zur Halle schritt, dann drehte er sich noch einmal kurz um und nickte ihr zu.

„Alles Gute für Ihre Familie", rief er noch, wendete sich nach vorn und galoppierte um die am Boden liegenden Trolle herum. Dann sprang er mit einem mächtigen Satz hinaus durch die kaputte Türe, in die dunkle Nacht.

Sisilia sah ihm hinterher, sie versuchte, das, was sie gerade gesehen hatte zu verdrängen, schüttelte den Kopf und schlich sich dann die Wand entlang, ebenfalls nach vorn. Doch noch bevor sie ganz vorne war, bekam sie wieder krampfartige Schmerzen in ihrem Leib und presse sich mit dem Rücken gegen die Wand. Sie versuchte so leise und ruhig zu Atmen, wie sie konnte und als die Schmerzen nach vielleicht gut einer Minute wieder nachließen, wartete sie noch einen Augenblick, atmete noch einmal tief durch und ging dann weiter.

Von der Eingangshalle her, konnte sie kein Geschrei mehr hören, nur noch das aufgeregte Reden von ihren Kollegen und als sie vorsichtig um die Ecke schaute, sah sie, dass alle fünf Trolle bewegungslos auf dem Boden lagen. Suchend sah sie sich um und sah Severus immer noch etwas außer Atem und leicht nach vorn gebeugt, sich mit einer Hand auf seinem Oberschenkel abstützend, an der Treppe zum Kerker stehen. Er hatte die andere Hand auf seine Schulter gepresst und sie sah mit Schrecken, dass Blut daraus hervorquoll. So schnell sie konnte lief sie zu ihm und er streckt einen Arm nach ihr aus, als er sie sah und ergriff ihre Hand, als sie ihn erreichte.

„Geht es dir gut?", fragte er leicht keuchend.

„Mir schon, aber du bist verletzt", sie sah auf den tiefen Riss an seiner Schulter und bemerkte das Blut, dass seine Kleidung durchdrängte.

„Es ist nichts, nur ein Kratzer", antwortete er, doch er stöhnte auf, als sie ihm seine Hand von der Wunde wegziehen wollte.

„Sicher, es ist gar nichts", sie sah ihn böse an. „Madam Pomfrey soll sich das ansehen. Ich hab keine Lust, dass du mir hier noch verblutest", schimpfte sie und zog ihn mit sich in Richtung Treppen.

Severus folgte ihr ohne Widerworte, denn auch wenn er es nicht zugeben wollte, der Riss, den ihm einer der Trollte mit seiner Keule zugefügt hatte, tat verdammt weh.

Sie kamen an den anderen Lehrern vorbei, die neben der Treppe standen und auf die Trolle deutend diskutierten, wie und warum diese ins Schloss eingedrungen waren. In dem Moment kam Madam Pomfrey auch schon die Treppen herunter. Sie sah das ganze Chaos und schüttelte entsetzt den Kopf.

„Du meine Güte, was ist denn nur hier geschehen?", rief sie aus und blieb mitten auf der Treppe stehen. Alle verstummten und sahen zu ihr hoch. Doch dann, so als hätte sie jemand angestoßen, ging sie weiter und rief nach unten.

„Ist jemand verletzt?", sie sah besorgt in die Runde.

„Madam Pomfrey, bitte, wenn Sie sich Severus ansehen könnten, er hat eine böse blutende Verletzung an seiner Schulter", sagte Sisilia und deutete auf Severus.

„Es ist nicht so schlimm, nur ein kleiner Kratzer", wehrte er sich gleich wieder, doch als Madam Pomfrey ihm einen warnenden Blick zu warf, verstummte er sofort wieder.

„Männer. Sie meinen immer, sie müssten Helden spielen. Sie denken nie daran, was eine solche Wunde, wenn sie nicht versorgt wird, anrichten kann", schimpfte sie gleich los.

„Setzten Sie sich hier auf die Stufen", wies sie Severus nun an, weil sie nicht auf ihn hoch reichte, da er nicht gerade klein war. Mit knappen Worten wies sie ihn an, seine Jacke abzustreifen. Er sah sie an und schaute dann in die Runde, doch als er ihren Blick sah und auch noch merkte, wie Sisilia ihn tadelnd musterte, so als wolle sie sagen ‚stell dich nicht so an', seufzte er kurz auf und zog seine Jacke über die eine verletzte Schulter aus, ließ sie aber sonst an und deckte mit dem Umhang den Rest seines entblößten Oberkörpers zu. Er warf noch Sisilia einen Blick zu, die kurz schmunzeln musste und ließ sich von Madam Pomfrey dann die Wunde versorgen.

Als Sisilia sah, dass er in guten Händen war, ging sie zu den anderen Lehrern, die heftig darüber diskutierten, wie es den Trollen wohl gelungen war, die Türe zu sprengen und hier einzudringen. Doch noch bevor Sisilia etwas zu ihnen sagen konnte, hörten sie Dumbledore, der gerade die Treppen nach unten gelaufen kam.

„Beim Barte Merlin, was ist geschehen?" er sah sich entsetzt um und schaute auf die Trolle. Dann stieg er die Stufen weiter nach unten und als er an Severus vorbei kam, blieb er kurz stehen und sah ihn an.

„Ist alles in Ordnung?", fragte er ihn geschockt.

„Halb so wild, Albus", antwortete er mit einem kurzen Blick auf Madam Pomfrey, die gerade begann ihm einen Verband umzulegen. Dumbledore nickte kurz und stieg die restlichen Stufen nach unten und trat dann zu den Kollegen.

„Onkel, kann ich dich kurz sprechen?" hielt Sisilia ihn gleich auf, noch bevor er etwas zu den anderen sagen konnte. So nickte er kurz und ging mit Sisilia ein Stück zur Seite.

„Ich habe vorhin kurz mit Firenze geredet, er meinte er hätte etwas in den Sternen gelesen und er sei sich nun sicher, dass Voldemort heute Abend noch einiges vor hätte. Er meinte auch, er würde hinter dem allem stecken", sprudelte es aus ihr nun heraus. Albus sah sie ein paar Sekunden lang an und schien zu überlegen und sagte nichts. Doch dann begann er ruhig und doch mit einem leichten Zittern in der Stimme zu sprechen.

„Ich weiß mein Kind. Die Aussage von Firenze ist nur noch eine Bestätigung dessen, was ich sowieso schon vermutet habe. Ich komme gerade aus London zurück, deshalb hab ich vom Angriff dieser Trollen auch nichts mitbekommen. Wo ist Firenze jetzt?", er sah sich im Raum um und legte, als er Sisilias ängstlichen Blick sah, seine Hand auf ihre Schulter.

„Er ist in den Verbotenen Wald, um mit den Zentauren zu reden und sie um ihre Hilfe zu bitten. Onkel, wenn er sich nicht sicher wäre, dass das, was bisher geschehen ist, nicht alles ist, wäre er bestimmt nicht in den Wald gegangen", sie sah ihn besorgt an.

„Ich weiß mein Kind. Ich denke wir werden jede Hilfe brauche, die wir bekommen können", antwortete er zu ihrer großen Überraschung. Er zog sie mit sich zu den anderen.

„Ich denke, es sollten alle erfahren, was los ist", sagte er dann zu ihr und stieg ein paar Stufen nach oben, so dass er von allen gesehen werden konnte.

„Ich bitte um Aufmerksamkeit, bitte hört mir einen Moment zu", er erhob seine Stimme und alle verstummten und blickten ihn an.

Severus, der gerade seine Jacke wieder überstreifte, nachdem Madam Pomfrey ihn verbunden hatte, trat zu Sisilia, die sich leicht erschöpft an ihn lehnte.

Albus Dumbledore sah von einem zum anderen. Seine Augen blickten ernst und seine Hand fuhr nervös durch seinen Bart.

„Ich fürchte heute Nacht ist es soweit. Heute Nacht wird sich wohl entscheiden, wie die Zukunft unserer Welt aussehen wird, der gesamten Welt", sagte er leise, doch jeder verstand seine Worte. Minerva wurde blass und sie presste ihre Lippen so fest zusammen, dass sie fast gar nicht mehr zu sehen waren. In dem Moment war es so ruhig in der Eingangshalle, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.

„Wir alle haben gewusst, dass der Tag einmal kommen wird. Doch wie auch ich, haben wohl alle immer wieder versucht, diese Tatsache zu verdrängen", er machte eine Pause und erntete stummes Kopfnicken.

„Doch wir haben einen Vorteil, diesmal sind wir vorbereitet. Wir haben einige Verbündete, die uns helfen werden. Ich bin davon überzeugt, dass wir eine gute Chance haben werden", er nickte allen aufmunternd zu.

Sisilia bewunderte ihren Großonkel, wie er in so einer Situation und in so einer Zeit soviel Optimismus ausstrahlen konnte. Sie hatte das Gefühl, er würde ihnen Kraft geben, sie konnte sehen, wie viele, die gerade noch mit hängenden Schultern dagestanden hatten, ihren Rücken durchdrückten und mit geballten Fäusten, bereit zum Kampf, ihn ansahen.

„Remus, du gehst bitte zu Hagrid und sage ihm, er soll die Riesen benachrichtigen, wir brauchen sie hier beim Schloss und dann bitte ich dich, Harry beizustehen", trug er Remus auf, der ihm zunickte und sich sofort auf den Weg machte.

„Sicher, Professor Dumbledore", antwortete er ihm. Sisilia konnte seinen eisernen Blick sehen, als er sich umwendete und das Schloss verließ. So hatte sie Remus noch nie zuvor gesehen, er hatte fast immer einen kleinen Schalk im Blick, selbst wenn er ernst war, doch dieser war nun vollkommen verschwunden und hatte einem anderen Gefühl Platz gemacht, ... der Angst!

„Ich denke, die Schüler sind vorerst in ihren Häusern am sichersten, doch werde ich alle Passwörter ändern und nur noch die jeweiligen Hauslehrer werden sie erfahren."

Professor Sprout, Professor Flitwick, Minerva und Severus nickten kurz zum Schulleiter, als er sie ansah.

„Leider können wir sie nicht mit Flohpulver heimreisen lassen, denn ich fürchte die Kamine könnten überwacht werden und das Risiko gehe ich nicht ein. Und um für alle Schüler Portschlüssel einzurichten, haben wir im Augenblick nicht die Zeit", fuhr Dumbledore fort.

Ein leises Murmeln kam auf, als die Professoren miteinander zu reden begannen, doch als Albus seine Hände erneut hob, wurde es wieder vollkommen still.

„Dann würde ich sagen, sollten wir diese Trolle hier wegschaffen und die Türe wieder reparieren."

Professor McGonagall erklärte sich bereit die Türe wieder in Ordnung zu bringen, während Severus, Madam Hooch und Professor Vector sich um die Trolle kümmern wollten.

„Professor Vector, wenn Sie dann anschließend bitte die Eingangstüre bewachen würden, und wenn jemand versucht einzudringen, geben sie bitte Alarm", trug er der Arithmantiklehrerin auf, welche nickte.

„Natürlich, Professor Dumbledore", sie sah ihn mit ernster Miene an und machte sich dann daran Snape und Hooch zu helfen.

Professor Trelawney und Professor Sinistra schickte er auf den Astronomie Turm mit der Aufgabe Ausschau zu halten, ob sich irgendjemand oder irgendetwas Hogwarts nähern würde.

„Ich werde Fawks losschicken, er soll den Orden und die Auroren informieren und Harry nehme ich mit zu mir in mein Büro", erklärte er, drehte sich um und stieg die Stufen nach oben. Sisilia rannte so schnell sie konnte hinter ihm her und holte ich mitten auf der Treppe schweratmend ein.

„Onkel warte! Ich denke, es ist nicht gut, wenn Harry bei dir im Büro ist. Dort werden sie als erstes nach ihm suchen", sagte Sisilia besorgt und ihr Blick zeigte ihm, dass sie auch große Angst hatte. Er dachte kurz nach und nickte dann sehr langsam und kaum merklich.

„Ich denke, du hast recht. Ich werde Harry zu euch in den Kerker schicken, da werden sie ihn zuletzt vermuten", sagte er dann leise.

„Schick seine Freunde auch, ich denke, die wird er jetzt brauchen", flüsterte sie ihm zu. Er nickte und ging dann weiter nach oben. Sisilia sah ihm hinterher und sie konnte erkennen, wie müde er trotz der Kraft, die er vorhin ausgestrahlt hatte, doch war. Sie ging langsam wieder nach unten, sah Severus, Madam Hooch und Professor Vectra kurz dabei zu, wie sie die Trolle, teilweise als Pakete verschnürt, sie vermutete, dass diese noch lebten und teilweise auch so, hinaus schweben ließen, dann ging sie erst mal zurück in ihr Wohnzimmer, wo sie sich auf dem Sofa niederließ und ihr Gesicht in ihren Händen vergrub. Sie spürte wie ihre Hände von ihren Tränen feucht wurden, dann zog sie ein Taschentuch aus ihrer Tasche und wischte sich das Gesicht damit ab.

„Sisilia, du darfst jetzt nicht aufgeben, hörst du", sagte sie leise zu sich selber und versuchte sich wieder zu sammeln. Einige Minuten starrte sie auf die Wand ihr gegenüber und als sie ein Klopfen hörte, zuckte sie erneut zusammen.

„Ja, bitte", rief sie und schaute zur Tür. Als diese aufging, sah sie, wie Harry unsicher den Kopf herein steckte.

„Harry! Komm rein", forderte sie ihn und die andern, die hinter ihm standen auf. Harry betrat etwas unsicher das Zimmer, den Tarnumhang über den Arm gelegt und sah sich um, als ob er etwas oder jemanden suchen würde.

„Professor Dumbledore schickt uns, er meinte wir sollen zu Ihnen kommen", erklärte er leise und ging in den Raum hinein.

Nach Harry betraten noch Ron, Hermine, Ginny, Luna und Neville das Zimmer.

„Ich weiß, es war meine Idee. Alles in Ordnung, Harry?" fragte Sisilia und sah ihn besorgt an.

„Nein", brummte er, blieb mitten im Raum stehen und sah Sisilia mit einem Blick an, der ihr durch und durch ging. Erst jetzt wurde ihr so richtig bewusst, was sie da eigentlich gefragt hatte.

„Es tut mir leid Harry, das war eine dumme Frage, ich..."

„Ist schon gut. Ist eben nicht so einfach, zu wissen, dass es einem bald an den Kragen gehen soll", sagte Harry sarkastisch und versuchte ein Grinsen, was ihm aber vollkommen misslang.

„Sag so was nicht Harry", entfuhr es Hermine und sah ihn entsetzt an.

„Ach nein, warum sollte ich nicht? Voldemort ist irgendwo da draußen und wartet nur auf einen geeigneten Moment, um mich zu töten. Warum sollte ich dann so etwas nicht sagen dürfen?", er lachte nun laut auf, doch es klang irgendwie irr und Sisilia sah zum ersten Mal die pure Angst in Harrys Augen aufleuchten. Doch noch bevor Sisilia aufstehen konnte, war Ginny zu ihm gegangen und hatte ihre Hand auf seinen Arm gelegt.

„Harry, bitte du machst mir Angst", sagte sie zu ihm und sah ihn eindringlich an.

„Es tut mir leid, Ginny", sagte er leise und senkte seinen Blick auf den Boden.

„Ich verstehe dich, Harry. Es ist verdammt hart. Aber du weißt, du bist nicht alleine, wir alle..."

In dem Moment ging die Türe auf und Severus trat herein. Er stockte kurz und sah erstaunt auf die kleine Gruppe, die sich im Wohnzimmer versammelt hatte und dann zu Sisilia.

„Albus und ich sind der Meinung, dass Harry im Kerker vorerst am sichersten ist, weil sie ihn da zuletzt suchen werden", erklärte sie ihm kurz und er nickte dann, ohne ein Wort dazu zu sagen.

„Harry, wie gesagt, du bist nicht alleine, wir alle werden dir helfen und dich beschützen. Wir stehen dir zur Seite und du hast etwas, was der Dunkle Lord nicht besitzt. Wahre Freunde, die dich lieben, Harry und das ist dein großer Vorteil", führte sie ihre Erklärung zu Ende und sah Harry an, der ihrem Blick stand hielt, doch dann zu Severus schaute, als dieser sich auf die Sofalehne neben Sisilia setzte. Severus öffnete kurz seinen Mund, doch dann schloss er ihn wieder und sah Harry nur stumm an. Sisilia bemerkte dies und sah Severus fragend an, doch dieser schüttelte unmerklich den Kopf.

„Ich denke, es ist das Beste, wir gehen jetzt nach unten in die Kerker, vielleicht ins Klassenzimmer? Von dort haben wir zwei Fluchtmöglichkeiten, für den Fall des Falles", sagte Severus und erhob sich. Die Schüler nickten stumm und stiegen die Stufen voran nach unten, nachdem Severus auf diese gedeutet hatte.

„Ich komme gleich nach, ich werde auf Remus warten, dass er weiß, wo er uns finden kann", rief Sisilia ihnen hinterher.

„Gut in Ordnung. Dann sehen wir uns gleich", antwortete Severus und drehte sich noch mal um und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. Zart strich Sisilia ihm noch einmal über die Wange, bevor er den sechsen folgte.

Nachdenklich sah Sisilia ihnen hinterher und erhob sich dann, sie ging zur Eingangshalle, um dort auf Remus zu warten. Die Trolle waren inzwischen alle verschwunden und die Eingangstür wieder da, wo sie hingehörte. Der Rest der Halle sah ganz schön mitgenommen aus. Die Rüstungen lagen in Einzelteilen verstreut an der Wand und einige der Steinfiguren waren komplett zerstört. Auch die Wände hatten einiges abbekommen. Doch noch bevor Sisilia sich genauer umsehen konnte, ging die Tür auf und Remus trat herein und ging gleich, als er Sisilia entdeckte, auf sie zu.

„Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte er besorgt und legte seine Hände auf ihre Arme.

„Ja, mir geht es gut. Ich warte nur auf dich, ich will dich zu Harry bringen", erklärte sie ihn und versuchte ein Lächeln.

„Oh, gut. Wo ist er denn?", fragte er sie überrascht.

„Komm mit", antwortete sie ihm und ging voraus. Sie wählte absichtlich nicht den Weg über die Treppen, sondern über ihre kleine Wohnung. Sie wollte vermeiden, dass irgendjemand sie unterwegs sah. Und sie wusste, außer Dobby, betrat keine der Elfen ihre Wohnung. Remus folgte ihr überrascht und schloss hinter sich die Türe, die zum Wohnzimmer führte.

„Er ist bei euch?", fragte er, als die Türe ins Schloss gefallen war.

„Nein, unten im Kerker. Ich denke im Büro des Schulleiters werden sie wohl als erstes nach ihm suchen", erklärte sie ihm und ging zur Treppe weiter. Doch plötzlich ohne Vorwarnung, versteifte sie sich wieder, als sich ihr Unterleib wieder schmerzhaft verkrampfte. Remus war sofort bei ihr, als er das sah und hielt sie fest.

„Was hast du?", fragte er fast gehetzt ängstlich und sah sie besorgt an. Sisilia versuchte langsam und ruhig zu atmen und als der Schmerz etwas nachließ, sah sie Remus an.

„Nichts, es war nur das Kind, ich denke es hat mir einen Nerv eingeklemmt. Schon gut. Es geht schon wieder", versuchte sie ihn zu beruhigen. Doch sein Blick verriet ihr, dass er ihr nicht so recht glaubte.

„Es ist wirklich alles in Ordnung, großer Bruder, mach dir keine Gedanken", wiederholte sie und lächelte ihn jetzt an.

„Lass uns nach unten gehen, sie warten sicher schon alle", fügte sie hinzu und stieg jetzt die Treppen nach unten. Remus ließ sie nicht aus den Augen, das bemerkte Sisilia wohl, doch sie versuchte so zu tun, als würde sie es nicht sehen und als sei alles in bester Ordnung.

Sie betraten den Klassenraum und als Remus Harry sah, ging er gleich zu ihm und drückte ihn kurz. Sisilia beobachtete dies und sie hatte das Gefühl, das war genau das, was Harry jetzt gebraucht hatte. Sein Gesicht hellte sich nun ein wenig auf, als er Remus sah und er lächelte ihn freudig an.

„Ich bin so froh, dass du bei mir bist", sagte Harry dankbar zu ihm.

„Aber sicher doch, Harry. Ich hab dir versprochen, da zu sein, wenn du mich brauchst und das halte ich auch", zwinkerte er ihm zu und legte eine Hand auf seine Schulter.

Sisilia ging zu Severus und sah ihm in die Augen. Sie konnte auch in seinen Augen lesen, dass er angespannt war. Sie alle wussten nicht, was die kommenden Stunden bringen würden. Es ging um so viel, das Leben von vielen stand auf dem Spiel und Sisilia hatte Angst, um alle hier. Sie lehnte sich gegen Severus und legte ihre Arme um seine Mitte, auch er schlang seine Arme um sie und hielt sie ganz fest. Er ließ sie erst wieder los, als Neville in die Stille zu sprechen begann.

„Was wird denn jetzt passieren? Ich meine, wir können uns doch nicht ewig hier verstecken?", er sah von Remus und Harry zu Severus und Sisilia, die sich nur stumm ansahen und ratlos mit den Schultern zuckten.

„Wir haben keine Ahnung Mr. Longbottom. Wirklich nicht, ich denke Professor Dumbledore wird uns informieren, sobald er etwas Neues weiß", antwortete Sisilia, „Solange werden wir einfach hier warten", seufzte sie, da sie selber das Warten hasste, ihr war es lieber, wenn sie etwas tun konnte.

Neville nickte zu ihr und setzte sich dann in eine der Bänke. Auch die anderen suchten sich einen Platz, sie schwiegen sich gegenseitig an. Ron hielt Hermines Hand fest und sah diese immer wieder angespannt an. Ginny und Luna hatten sich auch jeweils in eine der Bänke gesetzt und wenn man Luna so ansah, konnte man fast glauben, dass sie in einer anderen Welt war, so abwesend sah sie gegen die Decke des Klassenzimmers.

„Severus?", fragte Sisilia nun sehr leise.

„Was ist?", er sah sie fragend an.

„Sag mal, sagt dir der Name Nagini etwas?", fragte sie in die Stille hinein, in der man die sprichwörtliche Stecknadel hätte fallen hören können und obwohl sie sehr leise gesprochen hatte, konnten es doch alle verstehen. Severus zuckte zusammen, als sie den Namen aussprach und Harry fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch.

„Woher kennen Sie diesen Namen?", schoss es aus ihm heraus und seine Augen blitzten ängstlich auf, als er ihr diese Frage stellte. Auch Severus sah sie mit einem gewissen Entsetzten in den Augen an.

„Ich habe keine Ahnung, mir spuckt der Name nur andauernd im Kopf herum, ich weiß nicht wieso. Kennt ihr jemanden, der so heißt?" Sie sah von Harry zu Severus.

„Nicht jemanden, sondern etwas", antwortete Severus ihr und musterte sie nun genau.

„Ja, das stimmt. Nagini ist die Schlange von Voldemort", erklärte Harry ihr und sah sie erstaunt an. Sisilias Augen weiteten sich ein wenig und sie versuchte weder Harry noch Severus anzusehen. Dann war das vielleicht die Schlange, die sie vorhin vor ihrem geistigen Auge gesehen hatte, als sie mit Firenze gesprochen hatte. Sie spürte wie ihr Körper leicht zu zittern begann und ihre Knie weich wurden, sie knickte leicht weg, doch Severus, der das sofort bemerkte fing sie ab und schob sie zu seinem Stuhl, auf den er sie setzte.

„Was hast du? Soll ich Madam Pomfrey holen?", fragte er sie besorgt, doch Sisilia schüttelte den Kopf.

„Nein es geht mir gut. Es war einfach nur zuviel vorhin", erklärte sie. Sie schluckte kurz und hob dann wieder den Kopf.

„Vielleicht könntest du etwas Tee machen, ich könnte einen schönen heißen Tee vertragen", bat sie ihn, „danach geht es mir bestimmt wieder besser", sie versuchte mit fester Stimme zu reden. Severus nickte und machte sich gleich daran Wasser warm zu machen. Für einen Moment schloss Sisilia die Augen und die Erinnerung an die Vision kam schlagartig wieder zurück. Wieder sah sie diese große Schlange, wie sie auf Severus zukroch und ihm ihre langen scharfen Zähne in die Seiten hieb.

Erschrocken fuhr sie zusammen, als Severus ihr seine Hand auf die Schulter legte.

„Ist wirklich alles in Ordnung?", seine Stimme klang sehr eindringlich.

„Ja, schon gut. Es ist eben nicht einfach, aber es geht schon", gab sie jetzt zurück und versuchte erneut das Ganze zu verdrängen.

Professor McGonagall machte sich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Sie machte sich große Sorgen und wollte nach ihren Schülern sehen.

Doch in dem Augenblick, als sie vor dem Portrait der Fetten Dame angekommen war, schwang dieses auf und eine ganze Schar Schüler drängte schreiend heraus. Sie blieben abrupt stehen, als sie Professor McGonagall sahen.

Collin Creevey, welcher als erstes den Gemeinschaftsraum verlassen hatte, rannte auf sie zu.

„Professor! Vampire!", rief er verstört und deutete in den Gemeinschaftsraum.

„Vampire? Aber wie ist das möglich?", fragte sie ihn geschockt und sah zu den Anderen, die seine Aussage mit einem Kopfnicken bestätigten.

„Sie haben die Scheiben eingeworfen und sind durch die Fenster gekommen. Sie suchen nach Harry. Immer wieder haben sie seinen Namen gerufen", die Worte wirbelten panikartig aus Collins Mund und er sah seine Lehrerin ängstlich an.

„Gibt es Verletzte?", sie versuchte ihn verhältnismäßig ruhig anzusehen. Denn was sie jetzt auf keinen Fall gebrauchen konnte, war Panik.

„Ich weiß es nicht, wir sind weggelaufen, als wir sie gesehen haben, aber einige ältere haben sich ihnen entgegen gestellt", erklärte er ihr und seine Augen huschten angstvoll hinter sich.

„Gut, ihr werdet alle in meine Klassenzimmer gehen und dort Mucksmäuschenstill auf mich warten, ich werde mich darum kümmern", sagte sie leise zu ihm und deutete Richtung Treppe. Die Schüler nickten stumm und liefen so schnell sie konnten die Treppen nach unten.

„Leise hab ich gesagt!", rief sie ihnen verhalten hinterher. Dann richtete sie ihren Zauberstab auf ein Schwert, welches zur Zierde an der Wand hing, welches sich daraufhin sofort in eine brennende Fackel verwandelte. Sie nahm diese Fackel aus ihrer Halterung und betrat, als eine Lücke zwischen den, aus dem Gemeinschaftsraum fliehenden Schülern entstand, den Turm. Sie schob die restlichen Schüler stumm zum Portraitloch hinaus, nickte ihnen aufmunternd zu und ging dann selber weiter in den Raum hinein, als plötzlich von den Schlafräumen lautes Geschrei zu hören war.

Entsetzt wollte sie dort hinlaufen, als sie eine Stimme hinter sich vernahm und sich noch mal umwandte.

„Minerva?"

Es war Professor Dumbledore, der den Gemeinschaftsraum betreten hatte. Als sie sah, dass er eine Platzwunde auf der Stirn hatte, erschrak sie fürchterlich. Blut war an seiner Schläfe nach unten gelaufen und hatte seine Haare ein wenig verklebt.

„Albus, was ist geschehen?", wollte sie besorgt wissen.

„Vampire. Ich war gerade dabei eine Nachricht an das Ministerium zu schicken, als ein schwerer Stein, den diese Kerle durch mein Fenster geworfen haben, meinen Kopf getroffen hat. Ich bin wohl kurz weggetreten und als ich wieder zu mir kam, waren in meinem Büro drei oder vier dieser Vampire. Sie haben nach Harry gesucht. Ich bin ihnen entkommen, als sie sich auf mich stürzen wollten. Ich vermute sie suchen jetzt hier nach ihm?", er sah Professor McGonagall über seine Halbmondbrille hinweg an.

„In der Tat", sagte sie knapp und presste ihre Lippen aufeinander, die einen sehr schmalen Strich bildeten. Dann hörten sie erneut einen lauten Schrei aus den Jungenschlafräumen.

Albus schnipste kurz mit den Fingern und hielt dann ebenfalls, wie Professor McGonagall eine Fackel in seiner Hand. Dann liefen sie los und stiegen, so schnell sie konnten die Stufen nach oben, immer dem Lärm folgend.

Albus hatte den Schlafraum zuerst erreicht und stürzte ins Zimmer. Er sah, wie Dean Thomas mit einem Vampir auf seinem Bett rang, der versuchte ihn in den Hals zu beißen.

Der Schulleiter richtete seinen Zauberstab gegen den Vampir, worauf dieser wie von einer Tarantel gestochen hochschoss, aufbrüllte und sich dann mit wutverzerrter Miene umdrehte.

Albus blieb ganz ruhig stehen und sah ihn an. Der Vampir machte einen Satz und wollte sich mit einem Sprung auf Dumbledore stürzen, als dieser erneut seinen Zauberstab auf ihn richtete und ein sehr grelles Licht aus dessen Spitze schoss. Der Vampir hatte nicht einmal mehr Zeit zu schreien so schnell ging dann alles. Das Sonnenlicht aus Albus Dumbledores Zauberstab sorgte dafür, dass sich der Vampir noch im Sprung, in Asche verwandelte und diese vor seinen Füßen auf den Boden rieselte. Dean sah den Schulleiter mit großen Augen an.

„Sie vertragen kein Sonnenlicht. Es tötet sie", erklärte er ihm knapp, reicht ihm seine Hand und zog ihn von Bett hoch.

Minerva hatte sich indessen um den zweiten Vampir gekümmert, der mit einem Wasserkrug auf Seamus Finnigan einschlagen wollte. In letzter Sekunde verwandelte sie den Krug in ein weiches Kissen, das dann den Kopf von Seamus traf. Der Vampir schaute irritiert auf das Kissen, was McGonagall sofort ausnutzte und ihm die brennende Fackel gegen den Körper presste. Der Kerl sprang wütend und schreiend auf. Inzwischen hatte die Kleidung des Vampirs Feuer gefangen, so warf er sich zu Boden und versuchte das Feuer zu ersticken, indem er sich herumwälzte. Seamus robbte schnell von dem Vampir weg, bis zu einer Wand, wo er sich aufrappelte und eng an die Wand gepresst stehen blieb. Mit entsetzten Augen starrte er auf das Wesen.

Minerva McGonagall sah mit ekelverzerrtem Gesicht zu dem Vampir und richtete ihren Zauberstab auf ihn.

„Lumos Solem!", rief sie und auch dieser Vampir verwandelte sich vor den Augen aller in Staub.

Zurück blieb nur ein Häufchen Asche, das durch den Wind, der durch das kaputte Fenster blies im Zimmer unmerklich verteilt wurde.

„Geht es Ihnen gut", fragte Professor McGonagall die beiden und musterte sie sorgfältig.

„Dean nickte nur, immer noch auf die Stelle blickend, an der der Vampir gerade gelegen hatte.

„Ja, uns ist nichts passiert. Sie haben nach Harry gesucht, sie wollten von uns wissen, wo er ist", erklärte Seamus Finnigan und blickte nun fragend von McGonagall zu Dumbledore.

„Er ist in Sicherheit", antwortete Dumbledore knapp, der Seamus Blick verstanden hatte.

Seamus fragte auch nicht weiter sondern nickte beruhigt.

Da hörten sie erneut Schreie und sahen sich erschrocken an. Dumbledore war der Erste, der reagierte, er wendete sich um und stürzte aus dem Raum. Die Schreie kamen von unten vom Gemeinschaftsraum. McGonagall und die beiden Jungs folgten ihm. Als sie unten ankamen, sahen sie ein schreckliches Bild. Sechs oder sieben Vampire hatten eine kleine Schar von Schülerinnen eingekreist. Ihre Gesichter waren entsetzlich verzerrt und ihre toten Augen schrieen nach Blut. Mit der Zunge leckten sie sich über ihre Zähne und auch jemand, der sich nicht mit diesen Geschöpfen auskannte, konnte ahnen, was sie vor hatten. Die Mädchen drängten sich angstvoll in der Mitte zusammen. Sie hielten sich an den Händen fest und pressten die Rücken gegeneinander.

„Zieht eure Zauberstäbe", rief Dumbeldore ihnen zu, als er die letzten Stufen nach unten rannte. Die Mädchen reagierten nicht sofort, doch durch die eindrucksvolle Stimme von Dumbledore gehorchten sie nach einem kurzen Zögern, fast automatisch griffen sie zitternd in ihre Umhänge. Auch Dean und Seamus hatte ihre Zauberstäbe gezogen und waren nun neben dem Schulleiter stehen geblieben, der seinen Zauberstab auf die Gruppe im Raum richtete.

„Sprecht mir nach", rief er.

„LUMOS SOLEM!", rief er laut und deutlich und die anderen taten es ihm nach. Zuerst Professor McGonagall und dann Dean und Seamus.

Ein leuchtend grelles Licht entstand und die Vampire wichen, mit vor das Gesicht haltenden Händen zurück. Als die Mädchen das realisierten, taten sie es ihnen nach. Eine Zauberstabspitze nach der anderen leuchtete sonnenhell auf. Sie hörten das Jammern und Schreien der Vampire, auf die sie nun zugingen. Diese hatten keine Chance, einer nach dem anderen zerfiel vor ihren Augen zu Staub.

Dumbledore löschte seinen Zauberstab.

„Nox", murmelte Minerva hinter ihm und nach und nach verloschen auch die anderen Lichter.

„Das habt ihr sehr gut gemacht", lobte der Schulleiter sie und sah sie aufmunternd an.

Eines der Mädchen sank nach der Anspannung in die Knie und versenkte ihr Gesicht in ihren Händen. McGonagall ging auf sie zu und sprach beruhigend auf sie ein.

„Es ist alles vorbei. Sie haben es überstanden, beruhigen Sie sich wieder", sagte sie zu der Viertklässlerin. Dann sah sie zu den anderen.

„Gehen Sie auch hinunter in meinen Klassenraum", forderte sie die übrig gebliebenen Schüler im Gemeinschaftsraum auf.

„Einen Moment noch, Mr. Thomas und Mr. Finnigan, würden Sie bitte noch kurz hier bleiben", bat der Schulleiter die beiden jungen Männer. Er wartete, bis die Mädchen und Professor McGonagall den Gemeinschaftsraum verlassen hatten und sah dann zu den Beiden.

„Ich weiß, dass Sie beide mit Harry Potter gut befreundet sind. Und ich wollte Sie fragen, ob Sie vielleicht bereit wären, für und mit ihm zu kämpfen und sich gegen Lord Voldemort zu stellen", sein ernster Blick wanderte von einem zum andern. Die beiden sahen sich kurz an und nickten dann heftig.

„Sicher, Sir", antwortete Seamus sofort, doch der Schulleiter hob beschwichtigend seine Hände und fuhr fort.

„Sie dürfen nicht vergessen, dass es eine sehr gefährliche Angeleinheit ist und, dass es bei der Sache um Leben und Tod geht. Sie sollten es sich wirklich gut überlegen. Keiner wird böse oder enttäuscht sein, wenn Sie sich anders entscheiden werden", erklärte er ihnen weiterhin und seine blauen Augen blickten fragend von einem zum andern.

„Also, ich bin dabei", erklärte Dean Thomas und richtete sich gerade auf, sein Blick wanderte zu Seamus, der ihn noch unsicher ansah, doch dann nickte er auch und sah den Schulleiter direkt an.

„Mit mir können Sie auch rechnen", antwortete er, doch man konnte hören, wie seine Stimme leicht zitterte.

„Ihr habt Mut. Das ist gut so, ich weiß schon warum euch der Sprechende Hut nach Gryffindor geschickt hat. Ich bin stolz auf euch, auf euch beide", erklärte Albus Dumbeldore und legte ihnen jeweils eine Hand auf die Schulter. Stolz über dieses Lob, sahen sich die Beiden an und der Schulleiter nickte ihnen noch einmal aufmunternd zu.

„Gut dann geht hinunter in den Kerker, Harry befindet sich dort mit Professor Snape und Remus Lupin. Aber sagt keinem etwas davon, hört ihr keinem, auch keinem der Lehrer. In dem Fall, dass man euch fragen sollte, ihr habt einen Auftrag von mir", er warf ihnen eine warnenden Blick zu. Sie nickten stumm, dann verließen sie den Gemeinschaftsraum und marschierten zusammen hinunter, durch das ausgestorben wirkende Schloss, direkt zum Kerker.

Albus Dumbledore sah ihnen nachdenklich hinterher. Seine Gedanken wanderten zu dem, was Harry und seinen Freunden heute Nacht noch bevor stehen würde, seine Gesichtszüge wurden hart und seine Augen unendlich traurig, als er daran dachte, dass er Harry sein Schicksal nicht ersparen oder abnehmen konnte. Er dachte an die Zeit zurück, als er gegen Grindelwald angetreten war. Es war ebenfalls keine einfache Aufgabe gewesen, doch er war damals schon viel älter und erfahrener. Er seufzte schwer, warf noch mal einen Blick durch den Gemeinschaftsraum und ging ebenfalls hinaus. Er hatte Angst vor dem was morgen vielleicht sein konnte. Davor, dass Voldemort siegen könnte.

Severus reichte ihr eine Tasse mit Tee und sah dann zu den anderen.

„Möchte sonst noch jemand Tee?", fragte er in die Runde. Doch alle schüttelten nur den Kopf.

„Keine Angst ich hab nicht vor, irgendjemanden zu vergiften", erklärte er und blickte sie einzeln an. Remus der in einer Bank neben Harry gesessen hatte fuhr hoch, ging auf Severus einen Schritt zu und zeigte mit dem Finger auf ihn.

„Severus", fauchte er, „das ist ganz und gar nicht komisch", fuhr Remus ihn wütend an. Severus sah ihn überrasch an und seine Augen verengten sich, als er Remus so auf sich zukommen sah. Sisilia sah, wie seine Hand im ersten Moment etwas zuckte, so als hätte er kurz überlegt nach seinem Zauberstab zu greifen.

Doch noch bevor Sisilia etwas sagen oder tun konnte, war Harry aufgesprungen und hatte sich zwischen die Beiden gestellt.

„Ich hätte gerne Tee, Sir", sagte er und sah Severus an, der sich zuerst nicht rührte und weiterhin auf Remus blickte, doch dann drehte sich Remus um und starrte zur Wand.

Mit einem eisigen Blick ging Severus zurück zu dem Tisch, schenkte Harry auch Tee ein und reicht sie ihm die Tasse. Harry bedankte sich und marschierte zurück zu seinem Platz. Severus blickte Remus einen Moment lang an, dann ging er auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Schon gut, wir sind alle angespannt. Remus, vergiss es einfach. In Ordnung?", sagte er zu ihm und dieser drehte sich um, sah ihn einen Moment lang an, dann reichte er ihm die Hand. „Danke, es tut mir leid, dass ich dich angefahren habe, es ist nur ...", er warf einen unauffälligen Blick zu Harry, aber so, dass dieser es nicht sehen konnte. Severus nickte als ihm klar wurde, was er meinte und drückte leicht seine Schulter.

„Ich verstehe", sagte er leise mit einem Blick zu den anderen.

„Ach, weißt du was? Gib mir auch einen Tee", sagte er dann und ging mit Severus zu dem Tischchen hinüber.

Severus schenkte ihm ebenfalls ein und gab ihm die Tasse.

Sisilia, die das Ganze beobachtet hatte, trank von ihrem Tee und ihre Blicke wanderten durch den Raum. Ron und Hermine saßen zusammen in einer Bank und starrten vor sich hin. Neville sah von einem zum anderen und trommelte nervös mit seinen Fingern auf dem Tisch herum.

Luna machte den Eindruck, sie würde in einer anderen Welt sein.

Da klopfte es plötzlich an der Türe. Alle zuckten merklich zusammen und automatisch griffen sie nach ihren Zauberstäben. Harry stand wie vom Blitz getroffen auf und starrte auf die Türe. Remus packte Harry an der Schulter und stieß Neville leicht an, um ihn auch zum Aufstehen zu bewegen.

Severus winkte alle leise zur Wand, an die sie sich stellen sollten. Selber trat er mit gezogenem Zauberstab auf die Türe zu. Ängstlich stellte sich Sisilia zu Ron und Hermine an ein großes Regal und spähte zur Tür. Severus drehte sich noch einmal um und überprüfte, ob alle außer Sichtweite der Türe waren, bevor er dort hin ging und diese mit einem leichten Ruck öffnete und den Zauberstab nach draußen richtete.

„Sir. Pro ... Professor Dumbledore sch ... schickt uns zu Ihnen", hörten sie eine ihnen bekannte Stimme. Dean Thomas hatte leicht zu stottern angefangen, als er Severus Zauberstab erblickte, den er auf ihn gerichtet hatte.

Severus winkte Dean und Seamus ins Klassenzimmer, warf noch mal einen Blick in den Flur und verschloss dann wieder magisch die Türe.

Hermine trat auf die beiden zu, gefolgt von Ron und Harry.

„Seamus! Dean! Wo kommt ihr denn her? Und wie seht ihr aus?", wollte Hermine wissen, die bemerkt hatte, dass ihre Kleidung etwas ramponiert war.

Die beiden begannen zu erzählen, dass die Vampire in den Gryffindor Turm eingedrungen waren und wie Albus und Minerva diese vernichtet hatten. Die Augen von Severus wurden groß bei ihren Worten, er starrte sie einen Moment nachdenklich an, doch dann presste er seine Lippen aufeinander.

Harry schluckte schwer, als er das hörte und Sisilia lief es einkalt den Rücken hinunter. Sie warf einen Blick zu Severus, der ebenfalls in dem Moment zu ihr sah.

„Jetzt wissen wir, was Alucard damit gemeint hatte", murmelte er und seine Augen verfinsterten sich.

„Hat es ... ich meine wurde jemand ...?", begann Sisilia, die nicht recht wusste, wie sie die Frage stellen sollte, doch die beiden verstanden sofort, was meinte.

„Sie haben es nicht geschafft, jemanden zu beißen oder zu verletzten", antwortete Dean ihr.

Sie konnten hören wie Harry geräuschvoll ausatmete und als alle zu ihm sahen, drehte er sich um und ging ein paar Schritte von den anderen weg. Sisilia wollte ihm nachgehen, doch Remus hielt sie auf, schüttelte den Kopf und folgte dann selber Harry.

Er ging mit ihm nach vorn zum Waschbecken und dort blieben sie beide stehen. Alle starrten ihnen hinterher, bis Severus seine Stimme wieder erhob.

„Möchte vielleicht jetzt noch jemand Tee?", fragte er, um den beiden die Chance zu geben, in Ruhe miteinander reden zu können.

Hermine nickte und auch Dean und Seamus bejahten seine Frage.

Sisilia setzte sich wieder auf den Stuhl, der etwas abseits von den anderen stand, aber auch so nahe bei Remus und Harry, dass sie einen Teil ihres Gespräches mitverfolgen konnte.

„Sie sind nur wegen mir hier. Ich denke es wäre das Beste, ich würde mich ihm stellen, dann werden sie die anderen alle in Ruhe lassen. Ich will nicht, dass wegen mir noch jemand sterben muss." Harrys Worte klangen verzweifelt und verbittert.

„Das stimmt nicht Harry, das weißt du. Voldemort will Macht und Einfluss, er wird versuchen jeden zu töten, der sich ihm in den Weg stellt. Und du bist nur einer von vielen, die er will", versuchte Remus ihm klar zu machen.

„Aber jetzt hier und heute, bin ich es, den er will. Warum sonst hätte er die Vampire in den Gryffindor Turm geschickt? Dean und Seamus haben doch gesagt, dass sie nach mir gesucht hätten", er deutete mit der Hand auf seine Brust.

„Vielleicht, bist du im Augenblick sein Hauptziel, aber glaub mir Harry, über kurz oder lang, sind es alle, die nicht auf seiner Seite stehen. Versteh doch, deine Eltern haben sich für dich geopfert, weil sie wollten, dass du weiterlebst. Ich bin mir sicher, sie hatten gewusst, wie wichtig du noch für die Zaubererwelt sein wirst. Genauso wie Sirius. Ich bin mir sicher, er würde nicht wollen, dass du blind in dein Verderben rennst. Wir alle wollen das nicht. Wir wollen dich solange beschützen, wie es uns möglich ist. Es wird deine Zeit kommen Harry, da wirst du auf dich alleine gestellt sein und keiner von uns wird dir dann beistehen können. Aber bis es soweit ist, werden wir alles tun, damit dir nichts geschieht." Remus sah ihn eindringlich an, während er redete. Er hatte seine Hände auf seine Schulter gelegt und Sisilia sah, wie verzweifelt er aussah.

Harry erwiderte seinen Blick und nickte leicht.

„Ich weiß, doch es ist alles so verdammt schwer. Ich hab schon viele Nächte wachgelegen und mich immer wieder dasselbe gefragt: Warum ich? Warum bin ich derjenige der gegen Voldemort antreten muss. Wie soll ich das schaffen, ich bin doch nichts Besonderes", er suchte nach Antworten in Remus' Gesicht, doch dieser wusste ebenso wenig eine Antwort darauf, wie alle anderen hier. Er schüttelte langsam seinen Kopf.

„Harry, ich weiß es nicht", antwortete er ehrlich und man konnte sehen, wie hilflos sich Remus in dem Moment fühlen musste. Sie sahen sich noch einen Moment lang an, dann nahmen sie sich kurz in den Arm.

„Harry, du wirst es schaffen, wir alle glauben an dich", sagte Remus noch leise, bevor er ihn wieder losließ.

„Danke", hauchte Harry, rieb sich mit seinem Ärmel über die Augen und drehte sich dann wieder um. Remus und Harry kamen zurück zu den anderen. Sisilia warf Remus einen aufmunternden Blick zu, worauf er beim vorbeigehen kurz ihre Hand nahm und diese fest drückte.

Albus Dumbledore traf im zweiten Stock auf Hagrid, der gerade vom Verbotenen Wald zurückgekommen war. In der Hand hielt er seinen Regenschirm fest umklammert und sah sich immer wieder vorsichtig um. Er winkte Albus, als er ihn sah und dieser presste einen Finger auf seinen Mund und forderte Hagrid auf ruhig zu sein. Der Schulleiter dirigierte ihn in ein leeres Klassenzimmer, um dort mit ihm in Ruhe sprechen zu können.

„Was hast du erreicht, Hagrid", fragte der Schulleiter leise mit ernstem Gesicht und musterte seinen Wildhüter eingehend.

„Professor Dumbledore. Todesser sin auf'm Weg ins Schloss, es sind mindestens zwanzig Stück, wenn nich noch mehr", sagte er warnend zu dem Schulleiter.

„Das weiß ich bereits, Professor Trelawney und Professor Sinistra haben mich informiert", erklärte er dem Wildhüter.

„Sie hab'n meine Hütte in Brand gesteckt!", schimpfte er polternd los. Dumbledore hob beschwichtigend die Hand, damit er leise sein sollte und Hagrid senkte seine Stimme.

„Nachdem ich aus dem Verbotenen Wald zurück kam, bin ich in meine Hütte gegangen, um meine Sachen zu holen, da hab ich plötzlich ein Poltern gehört. Ich hab aus'm Fenster gesehen und konnte viele Gestalten erkennen, sie hatte alle schwarze Umhänge und trugen Masken. Einer von ihnen gab die Anweißung meine Hütte anzuzünden. Sie brannte dann schneller, als ich Quidditch sagen konnte. Ich hatte gerade noch genug Zeit, meine Tiere durch den Hinterausgang aus der Hütte zu bringen. Ich bin entkommen, ohne dass sie mich gesehen hab'n. Vielleicht dachten sie auch, ich wär nich da, da ich mich sehr leise verhalten hab. Ich konnt mich ihnen nich entgegenstellen, es waren einfach zu viele, sonst hätte ich ganz sicher versucht sie aufzuhalten", er sah Dumbledore mit traurigen und gleichzeitig wütenden Augen an. Hagrids Gesicht war wutverzerrt, er hatte seine mächtigen Pranken zu Fäusten ballte, die er immer wieder aufmachte und schloss.

„Hagrid, keiner kann und wird von dir erwarten, dass du dich alleine gegen so viele stellst. Es war richtig, dass du es nicht getan hast, es wäre Selbstmord gewesen, das weißt du", er sah Hagrid über seine Halbmondbrille hinweg streng an. Dieser nickte dann und wischte sich mit seinem Ärmel über seine Augen.

„Sie haben sie einfach niedergebrannt", wiederholte er noch einmal wütend.

„Hagrid, da ist nichts, was wir nicht wieder in Ordnung bringen könnten. Hauptsache, dir ist nichts geschehen", versuchte er ihn zu beruhigen.

„Was hast du wegen der Riesen erreicht?", wollte er nun endlich wissen und sah Hagrid, der sich mit einem riesengroßen angegrauten Taschentuch über die Augen wischte eindringlich an.

„Sir, ich war bei Grawp und er is unterwegs, um die Riesen zu holen. Ich hoffe sie werd'n inner halben Stunde da sein. Ich bin wirklich froh, dass sie inzwischen hier in der Nähe angekommen sind. Sie haben bis jetzt in einem kleinen verborgenen Tal im Norden Schottlands gehaust. Sin ja nich besonders viel, ich fürcht' höchstens vier oder fünf, aber mehr konnt'n wir leider nich überzeugen. Ich hoff nur, dass „Du weißt schon wer" auch nich mehr Erfolg hatte", brummte er und fuhr nachdenklich mit der Hand in seinem Bart.

Plötzlich erhellte ein grüner Lichtschein von draußen das Klassenzimmer und Dumbledores Blick fiel unwillkürlich aus dem Fenster. Er erkannte sofort, was der Grund für dieses Licht war. Langsam, mit starren Augen, trat er an das Fenster und sah hinaus.

„Jetzt ist es also doch soweit. Lord Voldemort hat den Kampf aufgenommen", sagte Dumbledore leise und sah zum Himmel hinauf, auf dem ein gewaltiges schauriges Bild zu sehen war.

Das Bildnis eines Totenschädels, aus dessen Maul eine Schlange kroch.