Das Dunkle Mal!
Hagrid hatte sich hinter Dumbledore gestellt und sah ebenfalls hinauf zum Himmel. Auf seinem Gesicht, das bei dem Schein des Lichtes makaber wirkte, konnte man den Schrecken erkennen, aber auch die Entschlossenheit, zu kämpfen bis zum Tod, wenn es sein musste.
„Das Dunkle Mal. Er soll nur kommen", knurrte Hagrid.
„Aber bevor er an Harry rankommen will, muss'er ers mal an mir vorbei", seine Augen funkelten bei diesen Worten und er sah Albus, der sich zu ihm umgedreht hatte ernst an.
Der Schulleiter blickte zu ihm auf und auch in seinen Augen war zu lesen, dass er vor hatte, es Voldemort und seinen Getreuen so schwer wie möglich zu machen.
„Zuerst müssen wir versuchen seine Anhänger auszuschalten und uns um die Schüler kümmern. Das geht vor. Harry ist in guten Händen, glaub mir. Und es wird alles getan, um Harry, solange wie möglich, vor den anderen in Sicherheit zu bringen", versuchte er Hagrid zu beruhigen. Dieser starrte den Schulleiter an und so etwas wie ein zustimmendes Brummen kam über seine Lippen.
„Gut, dann lass uns nach den Schülern sehen", sagte Albus entschlossen und ging, nachdem er einen letzen Blick auf das Dunkel Mal geworfen hatte, zur Türe. Er lauschte und als er von draußen nichts hören konnte, öffnete er die Türe und trat in den dunklen Gang hinaus. Hagrid folgte ihm, immer noch seinen Schirm in der Hand, in dem er seinen Zauberstab, den das Zaubereiministerium ihm vor über fünfzig Jahren in zwei Teile gebrochen hatte, als er die Schule verlassen musste, gegeben hatte und mit dem er ab und zu noch, verbotenerweise zauberte. Er hatte ihn mitgenommen, um sich gegen die Todesser einigermaßen wehren zu können. Auch wenn viele der Zauber ihm nicht sehr viel anhaben konnten, aufgrund seines Riesenblutes, dass in seinen Adern floss. Aber sicher war sicher. Denn auch er war nicht unverwundbar.
Sie saßen die nächste halbe Stunde stumm da, keiner sprach ein Wort. Severus hatte sich gegen seinen Schreibpult gelehnt und seine Hand auf Sisilias Schulter gelegt. Jeder hing seinen Gedanken nach, als plötzlich mit lautem Gepolter, die Türe, die von Snapes Büro, welche ins Klassenzimmer führte, aufschlug. Erschrocken fuhren alle herum, zogen automatisch ihre Zauberstäbe und starrten auf den Durchgang, in dem plötzlich Dobby aufgetaucht war.
Er sah furchtbar aus. Sein Kissenbezug, den er als Kleidung anhatte, war zerrissen und Blutverschmiert. Er hatte überall dunkle Flecken am Körper und er blutete stark an der Lippe und am Ohr. Eines seiner Augen war dunkelviolett und dick angeschwollen.
Als er in das Klassenzimmer tapste, konnten sie sehen, dass er ein Bein nachzog.
„Dobby?", rief Harry geschockt, als er ihn erblickte.
Sisilia sprang von ihrem Stuhl auf, ging auf Dobby zu, in die Knie und sah ihn mit entsetztem Blick an. Mit ihren Fingern wollte sie nach seinem Auge tasten, doch der kleine Kerl zuckte zurück. Sie zog ein Taschentuch aus ihrer Tasche und begann, die blutende Lippe von Dobby abzutupfen.
„Was um alles in der Welt ist passiert?", fragte Sisilia den kleinen Kerl, der wie Espenlaub zitterte und mit dem einen Auge, mit dem er noch sehen konnte zu ihnen blickte.
„Dobby muss Harry Potter warnen, Dobby hat es gesehen, am Himmel draußen", quiekte er schweratmend und seine sonst so hohe fipsige Stimme klang noch schriller, als sie es normalerweise schon tat. Es klang auch sehr viel Angst in seinen Worten mit.
„Dobby weiß, dass einige der anderen Hauselfen, die Anhänger von „Du weißt schon wem", in das Schloss gelassen haben", erklärt er aufgeregt.
Severus versteifte sich, als er das hörte und sah zu Remus, der ebenfalls geschockt in die Runde sah.
„Du hast was gesehen?", fragte Sisilia und sah Dobby der sehr ängstlich drein blickte an.
„Das Dunkle Mal, Dobby hat das Dunkle Mal gesehen", stieß er fast verzweifelt hervor.
Remus und Severus sahen sich erschrocken an, denn sie wussten was das bedeutete.
„Was ist mit Professor Vektor?" fragte Remus ernst an Dobby gewandt, der wusste, dass sie den Eingang hatte bewachen sollen. Dieser senkte den Kopf und schüttelte ihn. Sisilia gab es einen Stich in die Brust und ihr Magen zog sich zusammen, als sie das sah.
„Nein", stöhnte sie leise auf. Er wollte doch nicht wirklich damit sagen, dass die Elfen Professor Vektor getötet hatten. Als sie zu Remus sah, bemerkte sie, dass ihm die Farbe aus dem Gesicht gewichen war und er starrte weiterhin entsetzt zu Dobby.
„Was ist mit dir passiert?", fragte Harry und er schluckte hart bei seinen Worten.
„Die anderen Elfen haben Dobby verprügelt und dann in einen Schrank eingesperrt, als Dobby sie aufhalten wollte", erklärte er leise und sah dann wieder zu ihnen auf.
„Winky hat Dobby wieder rausgelassen, als sie das Dunkle Mal gesehen hat und Dobby ist sofort zu Ihnen gekommen, um Harry Potter zu warnen", erklärte er aufgeregt und eindringlich. Er zuckte fürchterlich zusammen, als Neville aus Versehen seinen Zauberstab, den er nervös zwischen seinen Fingern gedreht hatte, auf den Boden fallen ließ. Alle sahen zu Neville, der leicht rot wurde.
„Tschuldigung", sagte dieser dann und hob seinen Zauberstab wieder vom Boden auf.
Besorgt und nachdenklich sah Severus zu den anderen.
„Wenn Dobby uns gefunden hat, werden uns die andern auch finden. Wir müssen weg von hier", sagte er bestimmt und sah zu Remus und Sisilia, die kurz zustimmend nickten.
„Dann los, wir gehen durch das Büro", bestimmte er.
Sie ließen die Schüler vorgehen und als Sisilia ebenfalls das Büro betreten wollte, spürte sie wieder diese Schmerzen in ihrem Bauch, sie stöhnte auf, hielt sich am Türrahmen fest und schloss die Augen für einen Moment.
„Sil?", Severus griff besorgt nach ihr und stützte sie. Remus, der das ebenfalls bemerkt hatte, trat zu ihr und sah sie fragend an.
„Jetzt sag aber nicht, dass es wieder nur ein Nerv ist".
Sisilia sah ihn an und schüttelte den Kopf. Ihre Lippen hatte sie fest zusammengepresst. Durch die Nase atmete sie tief ein und dann durch den Mund wieder aus, bis der Schmerz nachließ und sie sich wieder entspannen konnte. Severus' Blick wanderte von Remus zu Sisilia, die jetzt den Kopf senkte.
„Nein, du hast recht, es sind die Wehen", gestand sie ihnen nun. „Verdammt und das gerade jetzt", fluchte sie leise und blickte den Beiden schuldbewusst ins Gesicht.
„Seit wann?", fragte Severus knapp und sah sie ernst an.
„Seit die Trolle ins Schloss eingedrungen sind. Ich dachte aber wirklich zuerst, es wäre nur wegen der Anstrengung", verteidigte sie sich, als sie Severus vorwurfsvolles Gesicht sah.
Dieser blickte ratlos von Sisilia zu Remus, holte Luft um etwas zu sagen, doch schloss er den Mund wieder.
„Es tut mir leid. Ich hätte es früher sagen sollen, aber ich hatte gehofft, es würde vielleicht wieder ...", sie seufzte kurz auf und ließ die Arme resigniert sinken.
„Es wäre wirklich besser gewesen, du hättest es gesagt, dann hätten wir dich noch ins St. Mungos bringen können", unterbrach Severus sie.
„Ich wäre aber nicht hier weggegangen", protestierte sie und stemmt die Hände in die Hüften, doch dann wurde ihr bewusst, was sie hier eigentlich sagte.
„Du hast recht, ich bin euch nur im Weg so, ich bringe euch mit meinem Dickkopf immer wieder in Schwierigkeiten. Ich kann euch nicht helfen, wenn die Wehen kommen und ihr müsstet auf mich Rücksicht nehmen. Das Beste ist, ich werde mich woanders verstecken. Ich kann und darf Harry nicht gefährden", erklärte sie und ihr Gesicht zeigt ihre ganze Entschlossenheit.
„Wo willst du denn hin? Im Augenblick ist es selbst zu gefährlich durch das Schloss zu gehen, du hast gehört die Todesser haben das Schloss schon betreten. Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen", sagte Severus und sie konnte seinen besorgten schon fast ängstlichen Ausdruck auf seinem Gesicht sehen.
„Ich werde versuchen in den Krankenflügel zu kommen und Madam Pomfrey bitten mir etwas zu geben, was die Wehen hinauszögert, wenn das klappt werde ich später wieder zu euch stoßen. Wenn nicht, müsst ihr euch eben alleine um Harry kümmern", sagte Sisilia mit einem kurzen Blick in das Büro hinein.
„Du kannst doch nicht alleine da raus gehen, sie werden dich töten, wenn sie dich entdecken. Das werde ich nicht zulassen", protestierte Severus heftig. Sisilia nahm seine Hand und sah ihn eindringlich an.
„Severus, ich werde auf mich aufpassen. Harry ist es, dem ihr helfen und beistehen müsst. Bitte, ich hatte ihm versprochen, dass ich für ihn da bin, wenn es so weit ist. Jetzt kann ich vielleicht mein Versprechen nicht einhalten. Bitte übernehmt es für mich, er braucht jede Hilfe, die er bekommen kann. Ich würde euch so nur im Wege stehen, wenn ich womöglich während eines Angriffs eine Wehe bekommen würde.", erklärte sie ihnen leise, aber doch sehr eindringlich. Severus blickte sie fast mit einer Art Verzweiflung an. Denn er wusste, dass sie im Grunde recht hatte, doch wollte er sie nicht alleine weglassen. Sie konnte den inneren Kampf, den er mit sich selber führte, in seinen Augen lesen. Sie sah ihn flehend an und seufzend nickte er dann leicht. Remus ging auf Sisilia zu und legte seine Hand auf ihre Schulter.
„Ich werde dich nach oben begleiten, so dass du sicher im Krankenflügel ankommst", bot Remus ihr an, doch Sisilia schüttelte den Kopf.
„Nein Remus, ihr müsst beide bei Harry bleiben. Das werde ich auch alleine schaffen und du weißt, die meisten Flüche können mir im Moment nichts anhaben."
In dem Moment trat Harry auf die kleine Gruppe zu, der das Gespräch wohl mitangehört hatte. Er hatte seinen Tarnumhang in der Hand und hielt ihn Sisilia hin.
„Nehmen Sie ihn, dann kommen Sie ungesehen nach oben", bot Harry ihr an, doch Sisilia schüttelte den Kopf.
„Nein Harry, den wirst du selber brauchen, ich kann ihn nicht nehmen", sie hob abwehrend ihre Hand.
„Nein, nehmen Sie ihn. Voldemort wird mich finden, ob mit oder ohne Umhang. Der kann mich vor ihm nicht schützen. Bitte Professor Sisilia", er sah sie eindringlich an. Sisilia zögerte, doch Harry hob ihr den Tarnumhang auffordernd und sehr bestimmt hin. Sie sah kurz in die Gesichter von Remus und Severus. Remus nickt leicht. Zögernd nahm sie ihn dann und sah Harry dabei an, der sich ein Lächeln abrang.
„Danke, Harry", sagte Sisilia, ging einen Schritt nach vorn, nahm Harry kurz in ihre Arme und drückte ihn.
„Ich wünsche dir alles Glück der Welt. Ich weiß, dass du es schaffen kannst. Wenn es wirklich heute so weit sein sollte, dann vergiss nicht, wir stehen alle hinter dir", sie sah in eindringlich an und strich ihm kurz durch sein wild zerzaustes Haar.
„Keine Sorge, so schnell lasse ich mich nicht unterkriegen", gab er zurück und versuchte zu lächeln. Doch sie konnte hören, wie seine Stimme leicht zitterte, seine Augen zeigten Furcht und hatten ihr normales Leuchten verloren. Dann drehte er sich um und ging zu den anderen ins Büro zurück. Sisilia sah im einen Moment nachdenklich hinterher. In ihr war ein Kampf ausgebrochen, der Wille Harry zuhelfen, bei ihrem Mann und den anderen zu bleiben, und dann noch die Sorge um ihr Kind und die Befürchtung, alle anderen in Gefahr zu bringen. Sie wusste, es war das Vernünftigste in den Krankenflügel zu gehen, aber ... sie war der Verzweiflung nahe.
Dann sah sie Remus an, der ihr aufmunternd zu nickte, doch auch in seinem Gesicht war die Anspannung zu sehen. Sie nahm ihn kurz in den Arm und drückte ihn fest.
„Remus gib auf dich acht", sagte sie leise und sie merkte, wie ihre Augen feucht wurden. Sie versuchte die Tränen zu unterdrücken, dann löste sie sich von ihm, hauchte ihm noch einen Kuss auf die Wange. Irgendwie glaubte sie zu wissen, dass es ihr nicht gelingen würde wieder zu ihnen zu stoßen, um Harry und die andern zu unterstützen. Firenze hatte es ihr vorhergesagt, dass ihr Kind heute Nacht noch zur Welt kommen würde.
„Du auch kleine Schwester und ganz besonders auf den kleinen Magier hier", er deutete auf ihren Bauch.
„Das werde, ganz sicher", beruhigte sie ihn und versuchte ein Lächeln.
„Remus? Ich ...", sie sah kurz zu Severus und dann wieder zurück, „nein, ich denke ‚wir' möchten gerne, dass du der Pate von unserem Kind wirst", sie blickte zu Remus, der sie nun überrascht ansah.
„Sil, ich ...", begann er, musterte kurz Severus der nun ebenfalls nickte, um Sisilias Bitte zu unterstützen.
„Du musst nicht sofort antworten, denke einfach nur mal darüber nach", fügte Sisilia hinzu als sie merkte, das Remus nicht wusste, was er sagen sollte.
Er nickt ihr kurz zu, haucht ihr einen Kuss auf die Wange und mit einem kurzen Seitenblick auf Severus, ging er dann zu Harry und seinen Freunden ins Büro, wobei er beim Hineingehen, die Türe hinter sich etwas zuzog. Jetzt waren Severus und Sisilia alleine im Klassenzimmer zurück geblieben und sahen sich an. Severus sah ihr in die Augen und legte seine Hände auf ihre Schulter. Sisilia sah zu ihm auf, in dem Moment wusste sie nicht was sie sagen sollte, sie sah nur in seine Augen. Dann schlang er plötzlich seine Arme um sie und drückt sie fest an sich.
„Ich würde viel lieber bei dir bleiben", haucht er und Sisilia konnte die Tränen nicht mehr zurück halten, als sie seine Worte hörte.
„Das Schicksal will es anders, Severus. Du musst bei Harry bleiben, er braucht dich jetzt dringender. Es hängt soviel davon ab, dass er überlebt und ... IHN ... besiegt. Ich bitte dich, hilf ihm, so gut du kannst. Tue es für mich und unser Kind. Ich würde es so gerne in einer friedlicheren Zeit aufwachsen sehen", ihre Augen glänzten, als sie das sagte. Sie lehnte sich gegen ihn und verbarg ihr Gesicht an seiner Schulter.
„Das wollen wir alle", antwortete er ihr leise an ihr Ohr.
„Wenn Madam Pomfrey mir etwas geben kann, was die Wehen vorerst stoppt, werde ich wieder zu euch kommen, ansonsten bleibe ich auf der Krankenstation", erklärte sie kurz und löste sich etwas vom ihm. Dann zog sie ihren Ring vom Finger und reichte ihn Severus.
„Bitte nimm ihn. So werde ich dich finden und auch wissen, ob es dir gut geht", bat sie ihn.
Er zögerte kurz, doch dann nickte er und streifte ihn über seinen kleinen Finger, wo er genau drauf passte. Er sah sie einen Moment lang an, schloss erneut seine Arme um sie und gab ihr einen intensiven Kuss, dann legte er seine Hand auf ihren runden Bauch und strich kurz darüber.
Als sie sich voneinander lösten, spürte Sisilia, wie sich ihr Magen zusammen zog, vor Angst, dass es vielleicht das letzte Mal sein könnte, dass ... sie wollten nicht weiter denken und sie versuchte, diesen schrecklichen Gedanken sofort wieder aus ihrem Gehirn zu verbannen.
„Pass auf dich auf, hörst du. Ich brauche dich noch", flüsterte sie, hauchte ihm erneut einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, den er erwiderte. Dann löste sie sich von ihm und warf den Tarnumhang um ihre Schultern und zog ihn ganz um sich. Er nahm ihre Hand, die er noch einen Moment lang festhielt.
„Gib auf euch beide acht. Ich werde, sobald es möglich ist, zu dir kommen", sagte er leise und sie merkte, dass es ihm schwer fiel zu sprechen. Sie brachte ebenfalls keinen Ton mehr heraus und nickte nur, dann entzog sie sich seiner Hand, wandte sich um und ging ohne sich noch einmal umzudrehen zur Tür. Sie wusste, wenn sie noch einmal zurück sehen würde, würde sie die Tränen nicht mehr zurückhalten können. Er drehte sich ebenfalls um und ging in sein Büro. Sie hörte, wie hinter ihr die Türe ins Schloss fiel. Wahrscheinlich erging es ihm ähnlich wie ihr. Sie wussten beide, dass es sein musste, sie konnte so nicht bei ihnen bleiben, sie wäre für alle nur eine Gefahr.
Nach einem tiefem Atemzug, zog sie die Kapuze über ihren Kopf und mit der Hand fuhr sie über das Schloss der Türe.
„Alohomora", flüstere sie leise. Mit einem leisen Klacken sprang das Schloss auf und sie drücke langsam die Klinke nach unten.
Zuerst warf sie vorsichtig einen Blick hinaus und als sie feststellte, dass keiner im Flur war, verließ sie das Klassenzimmer. Sie verschloss die Türe wieder, ebenfalls magisch, in der Hoffnung, dass die anderen im Notfall so etwas mehr Zeit haben würden. Dann ging sie, so leise sie konnte, zur Treppe, die nach oben in die Eingangshalle führte.
Sie kam, ohne jemanden zu treffen oder zu sehen, bis zur Treppe, die sie vorsichtig nach oben stieg.
Plötzlich hörte sie Stimmen von dort. Ganz langsam schlich sie die Stufen weiter, mit dem Rücken gegen die Wand gepresst und versuch kein Geräusch zu verursachen.
Als sie den obersten Absatz erreicht hatte, konnte sie sehen, dass mindestens zwanzig, wenn nicht mehr Todesser in der Eingangshalle standen und sich leise besprachen.
Starr blickte Sisilia auf die vermummten und maskierten Gestalten, während sie Stufe für Stufe ganz nach oben stieg.
Krampfhaft überlegte sie, wie sie an ihnen vorbei kommen sollte, da diese sich genau vor der einzigen Treppe, die nach oben ging aufgebaut hatten. Oder sollte sie versuchen einige von ihnen auszuschalten? Ein paar würde sie bestimmt schaffen, bevor sie merken würden, was eigentlich los war. Aber dann entschied sie sich doch anders. Sie musste jetzt an ihr Kind denken.
Unwillkürlich griff sie sich mit einer Hand hilfesuchend an ihr Amulett. Als sie dann für einen Moment die Augen schloss, war es ihr, als könnte sie durch die Tür und die Mauern des Schlosses hindurch nach draußen blicken und sie erkannte, wie einige Menschen die Stufen zum Schloss hochkamen. Sie biss sich auf ihre Unterlippe, als sie erkannte, dass es einige der Ordensmitglieder waren, die Albus wohl informiert und herbeigerufen hatte.
Unwillkürlich würden sie den Todessern direkt in die Arme laufen, wenn sie das Schloss jetzt ohne Vorwarnung betraten. Sisilia dachte fieberhaft nach, was sie tun sollte. Währenddessen ging ihre Hand zu ihrem Zauberstab, den sie auch gleich zog, aber dann hatte sie auch schon eine Idee.
Unauffällig richtete sie unter dem Tarnumhang den Zauberstab auf eine der wenigen noch heilen Steinfiguren, die einen kleinen dicken Magier darstellte und genau neben den Todessern an der Treppe stand. Mit einem lauten Knall ließ sie diese explodieren.
Die Todesser suchten vor Schreck Deckung und spritzten dabei in mehrere Richtungen auseinander.
Keine fünf Sekunden später ging die schwere Eingangstür auf und zwei Männer stürmten geduckt mit gezogenen Zauberstäben in die Halle.
Es waren Kingsley und Arthur, die mit großen Augen auf die Todesser blickten, sofort ihre Zauberstäbe auf diese richteten und ihnen einige Flüche entgegen jagten.
Hinter ihnen betraten noch mehr Ordensmitglieder und auch einige Auroren, die Eingangshalle. Es waren wohl so zwischen 10 und 15 Leute, die in das Schloss stürmten.
Sisilia konnte beobachten wir Bill Weasley, der in das Schoss rannte sich gerade noch vor einem grünen Lichtstrahl, mit einem Hechtsprung in Sicherheit bringen konnte. Er rollte sich ein paar mal um seine eigene Achse und suchte dann hinter einer Wand Deckung. Immer wieder sah sie, wie er kurz um die Ecke schaute und einen weiteren Fluch auf die Todesser abfeuerte.
Inzwischen zischten Lichtblitze und Flüche nur so in der Eingangshalle herum. Sisilia duckte sich ebenfalls vor einem Fluch der zufällig auf sie zu raste. Als eine kleine Gruppe von maskierten Todessern auf die Treppe zugelaufen kam, an der sie immer noch auf der zweiten Stufe stand, beschloss Sisilia ihren Standort zu wechseln. Nach oben konnte sie nicht, da genau vor der Treppe ein heißer Kampf wütete. Sie überlegte hastig. In dem Moment spürte sie auch schon die nächste Wehe anrollen. Sie fluchte in sich hinein, presste die Faust auf ihren Mund um nicht aufzustöhnen und sich somit vielleicht zu verraten. Sie versuchte die Schmerzen zu ignorieren und ging, leicht gekrümmt, am Rande der Halle auf den Ausgang zu. Die Türe stand immer noch offen und so nutzte sie die Gelegenheit und schlüpfte hinaus. Mit dem Rücken warf sie sich gegen die andere geschlossene Türseite und atmete erst einmal tief durch. Da erblickte sie Molly Weasley, die gerade als letzte, ebenfalls mit gezogenem Zauberstab die Eingangshalle betreten wollte.
Sisilia griff unter dem Tarnumhang hervor und nach Molly, die sie am Arm festhielt. Diese erschrak fürchterlich und stieß einen erstickten Schrei aus, dabei richtete sie ihren Zauberstab in die Richtung aus der Arm auf sie zugekommen war. Sisilia ließ sie gleich wieder los und riss sich die Kapuze vom Kopf.
„Molly, ich bin es", erklärte sie keuchend, immer noch den Wehenschmerz fühlend.
Molly sah sie erstaunt an, senkte ihren Zauberstab und ging noch näher auf Sisilia zu.
„Du meine Güte, Sisilia. Hast du mich erschreckt. Was ist denn los, was machst du hier?", fragte Mrs. Weasley besorgt und sah sie mit großen Augen an. Sisilia konnte nicht gleich antworten, aber das war auch gar nicht mehr nötig, denn Molly wurde schlagartig klar, was vor sich ging.
„Du hast Wehen?", fragte Molly, wobei es weniger eine Frage, sondern eher eine Feststellung war.
Sisilia nickte nur und langsam merkte sie, wie der Schmerz abklang und ihr Atem beruhigte sich wieder.
„In welchen Abständen kommen sie?", fragte Molly mit besorgtem Ausdruck in ihrem Gesicht.
„Zehn, zwölf Minuten, denke ich. Aber ich will Madam Pomfrey bitten, mir etwas zu geben, was die Wehen aufhält. Ich muss zurück zu Harry, er braucht jede Hilfe die er bekommen kann", erklärte Sisilia und wollte wieder zurück in die Eingangshalle gehen, doch Molly hielt sie auf.
„Dazu ist es zu spät. Wenn du jetzt noch was nimmst, was die Wehen stoppt, gefährdest du das Leben deines Kindes, dazu ist der Abstand der Wehen schon zu kurz", erklärte ihr Molly mit ernster bestimmter Miene.
„Aber, ich kann doch nicht...", versuchte Sisilia ihr zu wiedersprechen, doch Molly schüttelte den Kopf, nahm ihre Hand und sah sie eindringlich an.
„Sisilia, hör zu. Jetzt musst du erst einmal and dich und das Kind denken. Harry ist nicht alleine, es sind viele hier, die ihm helfen. Du hast jetzt erst einmal eine andere Aufgabe, dein Kind braucht dich, und zwar voll und ganz", erklärte sie und deutete auf ihren Bauch. Resigniert nickte sie, denn im Grunde wusste sie, dass Molly Recht hatte.
„Ja, ich weiß es eigentlich. Ich sollte wirklich zusehen, dass ich in den Krankenflügel komme", sagte Sisilia resigniert und wollte sich die Kapuze wieder über den Kopf ziehen, als sie plötzlich den hellen Schein am Himmel bemerkte. Er war ihr vorher, wegen der Wehen nicht gleich aufgefallen. Sie sah das Dunkle Mal am Himmel stehen und starrte mit entsetztem Blick darauf. Molly bemerkte ihren Blick. „Es steht schon seit einer halben Stunde da", erklärte sie missmutig und sah ebenfalls hinauf an den grün erleuchteten Himmel.
„Ich weiß, Dobby hat es erzählt, aber ich habe es seit dem Tod meines Vaters nicht mehr gesehen. Es ist so schrecklich. Ich habe Angst Molly", ihre Augen blickten verängstigt zum Himmel hoch. Viele schlechte Erinnerungen wurden in ihr wach. Zwar hatte sie es nur einmal in ihrem Leben gesehen, und das war in der Nacht, als Voldemort ihren Vater getötet hatte. Sie schloss die Augen und atmete einen Moment tief durch, dann sah sie Molly wieder an.
„Lass uns nach oben gehen", sagte sie nun entschlossen.
Molly nickte ihr zustimmend zu und linste durch den offenen Türspalt in die Eingangshalle hinein. Doch sofort zog sie ihren Kopf wieder heraus, als ein Fluch knapp neben ihr in der Tür einschlug und diese an der Stelle schwarz wurde, so als wäre sie angebrannt worden. Sie stellte sich neben Sisilia und atmete pfeifend aus.
„Da kommen wir im Moment nicht durch", erklärte sie und Sisilia konnte sehen, wie es hinter ihrer Stirn anfing zu arbeiten.
„Liebes, ich denke es ist besser, du versteckst dich woanders, im Schloss ist es sowieso nicht sicher", erklärte sie und sah über das Gelände.
„Wie wäre es in Hagrids Hütte, da wird dich keiner vermuten", schlug Molly ihr vor.
„Bitte Molly, lass mich nicht alleine. Komm mit mir", bat Sisilia, die plötzlich schreckliche Angst bekam. Sie schob ihre Kapuze wieder hinunter und sah Molly flehend an, doch noch bevor diese Antworten konnte, sprang jemand durch die Türe nach draußen. Die beiden Frauen richteten zeitgleich ihre Zauberstäbe auf die Person, doch sie erkannten sofort, dass es nur Arthur war, der sich um Molly Sorgen gemacht hatte, da er sie nirgends hatte sehen können.
„Molly? Merlin sein Dank, da bist du ja, ich hatte schon befürchtet ...", begann er, als er Sisilia erblickte.
„Was machst du hier? Ich dachte du bist bei Severus?", fragte er überrascht.
Molly erklärte Arthur knapp die Situation und sah ihn dann kurz nachdenklich an.
„Arthur, ich werde mit Sisilia gehen. Sie braucht meine Hilfe, ich kann sie so nicht alleine lassen", erklärte sie ihrem Mann, der zu ihrer Verwunderung sofort nickte.
„Selbstverständlich Molly. Geht zu Hagrids Hütte. Wenn es möglich ist, dass ihr zurück ins Schloss kommen könnt, werde ich euch schnellstens Bescheid geben", sagte er verständnisvoll, legte kurz seine Hand auf die Stelle, wo er Sisilias Schulter vermutete, da sie ja immer noch den Tarnumhang trug und nur ihr Kopf zu sehen war und nickte ihr aufmunternd zu. Dann drehte er sich wieder zu Molly und gab ihr einen Kuss.
„Arthur, pass auf dich auf, hast du verstanden? Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir was passiert", flehte sie sehr leise. Er nickte nur knapp deutete auf die beiden Frauen.
„Ihr aber auch", sagte er, drehte sich um und spähte kurz durch den Türspalt.
„Und hab ein Auge auf die Kinder", rief sie ihm noch hinterher, als er wieder in die Eingangshalle stürmte.
„Mach ich", könnten sie noch hören und da war Arthur auch schon wieder im Kampfgewimmel verschwunden.
„Danke Molly", sagte Sisilia nur knapp.
„Schon gut, ich kann dich doch in deinem Zustand nicht alleine lassen, und wenn ich ehrlich bin, so gut im Duellieren war ich noch nie. Komm wir sollten von hier verschwinden, bevor man uns noch entdeckt", forderte Molly Sisilia auf und streckte ihr die Hand hin, die diese dankbar nahm und ihr dann, nachdem sie noch einen kurzen Blick auf das Schloss geworfen hatte, folgte.
Sie liefen, so schnell Sisilia konnte, hinunter zu Hagrids Hütte. Aber als sie ein Stück gegangen waren, bemerkten sie plötzlich einen flackernden Lichtschein vor sich, genau in der Richtung, in der Hagrids Hütte lag.
„Was ist das?", fragte Molly ängstlich, als sie es ebenfalls bemerkte. Sisilia antwortete nicht, sondern ging langsam näher und dann sahen sie es. Hagrids Hütte war fast bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Nur noch an wenigen Stellen loderte das Feuer, lediglich die Grundsteine standen noch und die Luft roch sehr verbrannt.
„Oh nein", stöhnte Sisilia, als sie die ganze Bescherung sah.
„Was machen wir jetzt?" sie sah Molly, die mit Entsetzten auf die Überreste des Hauses blickte, schon beinahe verzweifelt an.
„Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht", sie sah überlegend zum Schloss hoch und dann wieder zu Sisilia.
„Ins Schloss können wir auf keinen Fall zurück, da ist es zu gefährlich. Apparieren ist in deinem Zustand auch nicht möglich, selbst wenn wir es noch bis Hogsmeade schaffen würden, was ich bezweifle" fügte sie an.
Sisilia sah sich fast verzweifelt um und da hatte sie plötzlich eine Idee.
„Wir könnten in den Verbotenen Wald gehen", begann sie und Molly blickte sie entsetzt an.
„Sisilia, dort ist es doch viel zu gefährlich, da können wir nicht hin, dann können wir doch gleich ins Schloss zurück gehen", gab sie mit ungläubigem Gesicht zurück.
„Ich kenne einen verborgenen Ort im Wald, er ist sicher. Es ist eine kleine Lichtung, auf der sich die Einhörner immer wieder treffen und dort gibt es auch eine Quelle. Man kommt von dieser Seite aus nur durch einen versteckten Eingang hinein", erklärte sie Molly, die ihr aufmerksam zuhörte. Sisilia konnte sehen wie sie angestrengt nachdachte, erneut zum Schloss hoch sah und dann doch nickte.
„Gut, Sisilia, wenn du glaubst, dass es dort sicher ist, gehen wir da hin, das ist wohl im Moment unsere einzige Möglichkeit", erwiderte sie leise und wollte sich schon zum Gehen wenden, als sie etwas hörten. Es klang so, wie ein hallender Donner, der aus dem Wald kam. Erschrocken drehten sie sich um und starrten in die Richtung, aus der das gewaltige Geräusch aufgeklungen war.
Nach einigen Sekunden konnten sie sehen, wie viele Zentauren aus dem Wald rannten, es waren bestimmt an die dreißig von ihnen, wenn nicht noch mehr. Viele hielten ihre Bögen in den Händen und galoppierten in einem wahnsinnigen Tempo auf das freie Feld hinaus.
„Firenze hat es geschafft!" Sisilias Gesicht leuchtete auf und sie wollte schon auf die Zentauren zugehen, als Molly sie am Arm packte und hinter einen Felsen zog.
„Warte Sisilia. Irgendwas stimmt hier nicht. Sie würden nicht wie die Wilden aus dem Wald rennen, wenn alles in Ordnung wäre", flüsterte sie und zog Sisilia noch mehr ihn Deckung. Diese starrte sie fragend an und schaute dann vorsichtig über den Rand des gossen Steines, um etwas zu sehen.
In dem Moment hob Molly ihre Hand und deutet erneut in den Wald.
„Sieh doch", brachte sie gerade noch hervor, bevor sie sich vor Schreck und Abscheu eine Hand auf den Mund presste. Sisilia suchte mit ihren Blicken den Rand des Waldes ab und dann sah sie es auch.
Aus dem Wald kamen zig Spinnen, riesengroße monströse Spinnen, die mit ihren scharfen Zangen klapperten und hinter den Zentauren her waren, welche immer wieder ihre Bogen spannten und Pfeile auf diese achtbeinigen Riesenmonster schossen. Sisilia zuckte entsetzt zusammen. Sie wusste wohl von Aragog, dieser Acromantula und dessen Familie; Hagrid, Harry und Ron hatten über die Spinnen gesprochen welche im Wald hausten. Aber was taten sie hier? Sie waren doch normalerweise sehr tief im Verbotenen Wald und verließen ihn eigentlich nie. Oder war das auch wieder einer von Voldemorts Plänen? Hatte er sie dazu veranlasst, den Wald zu verlassen?
Immer wieder konnten sie beobachten, wie einige von diesen Spinnen tödlich zwischen die Augen getroffen auf den Boden sanken. Doch musste sie auch mit ansehen, wie eine kleine Gruppe von drei Spinnen sich einen der Zentauren geschnappt hatten und versuchten, ihn mit ihren gewaltigen Scheren zu töten. Dieser wehrte sich verzweifelt und nur aufgrund der Hilfe von ein paar anderen Zentauren, gelang ihm im letzten Moment schwer verletzt die Flucht.
Immer mehr Spinnen drangen aus dem Wald und die Zentauren hatten alle Mühe, sie sich vom Hals zu halten. Die Spinnen drängten diese Wesen, die halb Mensch halb Pferd waren, immer weiter Richtung Schloss und somit auch auf Sisilia und Molly zu.
„Verdammt, wir müssen hier weg", zischte Molly leise neben Sisilia, welche nur kurz nickte und dann wieder unter einer neuen Wehe aufstöhnte. Molly ergriff ihre Hand und hielt diese fest, während sie kurz auf ihre Uhr und dann wieder zu Sisilia sah.
„Das waren aber keine 10 Minuten, Liebes. Es waren höchstens acht wenn überhaupt. Das heißt wir müssen dich endlich hier weg bringen." Sisilia konnte in dem Moment nicht antworten und kralle ihre freie Hand in den Felsen vor sich, doch Molly hatte recht.
Diese blieb noch bei ihr, bis die Wehe wieder abgeklungen war, deutete ihr an, kurz hier zu warten und lief dann wieder ein Stück ungesehen auf Hagrids Hütte zu. Dieser hatte hinter dem Haus ein paar Decken, die er wohl erst heute gewaschen hatte, zum trocken aufgehängt. Diese schnappte sich Molly schnell und rannte zurück zu Sisilia.
„Die können wir gut gebrauchen", erklärte Molly ihr kurz, reichte Sisilia einen Teil davon und klemmte den Rest unter ihren Arm.
„Was würde ich nur ohne dich machen", sagte Sisilia dankbar zu ihr, breitete nun den Tarnumhang über sie beide aus, da sie ein Stück über ein offenes Gelände gehen mussten, um den Wald zu erreichen. Die beiden Frauen drückten sich eng unter dem Stoff zusammen und gingen dann vorsichtig, in der Hoffnung, dass sie keiner bemerken würde zum Wald.
Und sie hatten Glück. Ungesehen hatten sie den Wald erreicht und nachdem sie soweit hinein gegangen waren, dass man sie von draußen nicht mehr sehen konnte, streiften sie den Umhang ab und sahen sich um.
„Wo müssen wir hin?", wollte Molly wissen und Sisilia deutete in die entsprechende Richtung. Sie gingen so schnell Sisilia konnte, durch das Unterholz und erreichten nach ein paar Minuten die Stelle, wo sich der Durchgang zur Lichtung befand.
Sisilia schob schweratmend die langen Äste zur Seite und zeigte Molly den schmalen Pfad, durch den sie sofort auf die Lichtung verschwanden. Sie konnten, schon während sie durch diese große Felsspalte gingen, das Plätschern eines kleinen Wasserfalles hören.
Als sie an der Lichtung angekommen waren, lehnte sich Sisilia kurz gegen die Felsenwand und atmete erst ein paar Mal tief durch, da wieder eine Wehe gekommen war. Molly indessen, die erneut ihre Hand hielt, stand mit offenem Mund da und betrachtete diesen herrlichen Ort mitten in dem düsteren Wald. Sie starrte auf die Quelle, wo, von einer erhöhten Stelle aus, ein kleiner Wasserfall in einen Teich sprudelte. Am Rande dieser Quelle blühten herrliche Blumen in den verschiedensten Farben und es kam den beiden Frauen vor, als wäre es hier heller gegenüber dem Rest des Waldes. Diese Quelle schien irgendein geheimnisvolles Licht zu erzeugen, was den kleinen Platz in einen wunderbaren angenehmen Schein tauchte. Alles schien hier so friedlich zu sein, hier konnte man fast vergessen, was da draußen, außerhalb des Waldes für ein Krieg tobte.
Erst als Sisilia kurz vor Schmerzen aufstöhnte, reagiert Molly wieder. Sie drehte sich zu ihr und legte einen Arm um ihre Schulter, dabei blickte sie sie besorgt an.
„Die Abstände werden immer kürzer", stöhnte Sisilia unter den Schmerzen, „und die Wehen immer heftiger", erklärte sie Molly während sie versuchte ruhig zu atmen.
„Das ist das Zeichen, dass es bald losgeht!", versuche Molly ganz ruhig zu erklären und führte Sisilia zu einem umgefallenen Baumstamm, der am Rande der Lichtung, lag.
„Ich weiß, Molly. Na ja, zumindest theoretisch", begann sie und Molly sah sie fragend an.
„Meine Tante ist Hebamme und einige Male durfte ich zu einer Hausgeburt mitgehen und ihr helfen. Aber ich muss zugeben, wenn man selber ein Kind zu Welt bringen muss, ist es doch etwas ganz anderes", sie versuchte ein Lächeln, doch Molly konnte erkennen, wie schwer es ihr fiel.
Sisilia hatte große Angst. Nicht nur vor dem was jetzt kommen würde, das machte ihr weniger Angst, sondern größere Furcht hatte sie um ihre Lieben und Freunde im Schloss, denen sie nicht helfen konnte und von denen sie nicht wusste, ob es ihnen noch gut ging.
Sisilia schloss einen Moment die Augen, umgriff unbewusst ihr Amulett und konzentrierte sich auf Severus. Sie spürte eine angenehme Wärme und hatte plötzlich das Gefühl, er würde neben ihr stehen und sie festhalten. Dieses Gefühl beruhigte sie sehr, denn es zeigte ihr, dass es ihm gut ging. Zumindest bis jetzt noch.
Molly wollte, dass Sisilia sich hinsetzte und ausruhen sollte, doch das konnte und wollte sie nicht.
„Meine Tante hat immer gesagt, man soll so viel wie möglich laufen, das würde die Geburt beschleunigen", war Sisilias Begründung, doch obwohl das auch stimmte, war es ein anderer Grund, der sie so rastlos machte. Sie ertrug den Gedanken nicht, dass die anderen im Schloss waren und um ihr nacktes Leben kämpften, während sie hier im Wald war und nichts tun konnte. Warum musste ausgerechnet auch heute alles zusammen kommen. Warum konnte sich das Kind nicht Zeit lassen, oder warum war der Angriff Voldemorts nicht erst eine Woche später erfolgt, dann hätte sie ebenso, wie die andern kämpfen können.
Während Sisilia unruhig in der Lichtung auf und ab ging und über ihre Hilflosigkeit nachbrütete, machte Molly sich nützlich. Molly Weasley, selber Mutter von sieben Kindern, konnte sich gut vorstellen wie es Sisilia gerade ging. Und sie wusste auch, dass sie jetzt einen kühlen Kopf bewahren musste. So überlegte sie nicht lange und bereitete so gut es ihr eben möglich war, alles für die anstehende Geburt vor.
Sie zauberte aus dem, was sie hier im Wald fand eine Art Liege, auf die sie einen Teil der Decken legte, die sie von Hagrids Wäscheleine mitgenommen hatte. Sie hatte somit ein ganz annehmbares Bett geschaffen. Sisilia beobachtete sie dabei doch ihre Gedanken wanderten immer wieder hoch ins Schloss. Molly sah sie nachdenklich an. Sisilia bemerkte dies und ging auf die kleine rundliche Frau zu.
„Wir schaffen das schon, schließlich bin ich nicht die erste Frau, die ein Kind zur Welt bringt", sagte Sisilia und musste dann lachen.
„Tut mir leid, aber ich habe gerade richtig meine Tante gehört, sie hat das auch immer zu den Frauen gesagt", erklärte sie der verwunderten Molly.
„Eine kluge Frau deine Tante, sie hat recht. Du bist sehr mutig Sisilia, du wirst das schaffen. Sieh mich an, ich hab auch sieben Kinder auf die Welt gebracht und mir geht es doch auch noch gut", versuchte sie Sisilia aufzubauen, legte einen Arm um sie und hielt sie aufmunternd fest.
„Ja, sie ist wirklich klug, aber ich bin nicht mutig, nur der Hass gegen Voldemort hält mich aufrecht, ich will nicht, dass er siegt, dieser Wunsch, dass Harry es schaffen wird, ihn zu besiegen, lässt mich das alles durchstehen und natürlich die Hoffung, dass mein Kind in einer besseren Zeit aufwachsen wird", antwortete sie jetzt nachdenklich. Molly nickte nur und sagte dazu nichts. Es entstand eine Pause in der beide einige Zeit nicht sprachen.
„Sag mal, hat deine Tante keine Kinder?", fragte Molly um Sisilia einfach etwas abzulenken.
„Doch hat sie. Zwei Söhne. Peter und Michael, sie sind acht Jahre älter als ich", antwortete sie ihr.
„Du hast nie erwähnt, dass du noch, na ja, es sind ja wohl eher deine Cousins, mehr Verwandtschaft hast", sagte Molly überrascht.
„Das liegt vielleicht daran, dass ich mit ihnen nie viel gemein hatte. Sie waren schon von zu Hause ausgezogen, als ich zu meiner Tante und meinem Onkel kam. Wir sahen uns nur in den Ferien und da nur an den Wochenenden. Sie waren auch irgendwie, ich weiß nicht sauer oder eifersüchtig, als mein Onkel und meine Tante mich damals aufgenommen hatten. Nun ja, sie haben es mich nie wirklich spüren lassen, ich kann mich nicht beklagen, aber du weißt ja, mit meinem Amulett hatte ich doch fast immer gemerkt, was sie wirklich dachten. Ich denke sie waren froh, als ich wieder nach England gegangen bin", endete sie nachdenklich, als die nächste Wehe kam.
So verbrachten die beiden Frauen, eine ganze Zeit lang mit reden und umher gehen ...
