Das Hexenpentagramm

Die Ordensmitglieder lieferten sich einen verbissen Kampf in der Eingangshalle gegen die Anhänger Voldemorts. Ein paar der Todesser setzten sich derweil, unbemerkt von den anderen ab und machten sich auf den Weg in die Kerker, während die restlichen von ihnen von Arthur, Kingsley, Tonks, Bill, Moody und etlichen anderen Ordensmitgliedern langsam aber sicher in die Große Halle gedrängt wurden und dort drin verbissen weiterkämpften. Sie warfen Tische um, um dahinter Deckung zu suchen, während sie sich immer wieder Flüche entgegen jagten.

Zu der kleinen Gruppe, die sich abgesondert hatte, gehörten Lucius Malfoy, Peter Pettigrew, Bellatrix Lestrange und ihr Mann, die nun schnell die Stufen nach unten stiegen und versuchten keine Geräusche zu verursachen. Lucius führte die kleine maskierte Gruppe direkt vor den Eingang des Slytherin Gemeinschaftsraumes, dort blieben sie stehen. Lucius verwendete das Passwort, welches ihm Draco geschickt hatte und wunderte sich, dass sich nichts tat. Leise fluchte er und wollte schon seinen Zauberstab aus seinem Stock ziehen, als jemand von drinnen die Türe aufmachte und vorsichtig hinaus spähte. Lucius erkannte ihn sofort. Es war sein Sohn, Draco, der, als er seinen Vater erkannte, erfreut losgrinste.

„Was für eine wunderbare Fügung, mein Sohn. Seid ihr bereit?", fragte er ihn nur knapp und Draco, der noch zu den anderen maskierten Todessern sah, nickte kurz, drehte sich um und winkte die andern zu sich. So trat nach und nach eine kleine Gruppe von Schülern aus dem Gemeinschaftsraum, welche sich Draco angeschlossen hatten und nun den Todessern zur Seite stehen wollten.

Lucius betrachtete sie alle eingehend, bevor er zu ihnen leise sprach.

„Der Dunkle Lord, wird euch für euren Mut und euren Einsatz belohnen. Ihr werdet es nicht bereuen, dass ihr euch ihm angeschlossen habt!"

Draco grinste zufrieden und warf einen kurzen Blick zu seinen Freunden, ehe er sich wieder an seinen Vater wandte.

„Habt ihr Potter gefunden?" fragte er forsch, aber dennoch mit einer gewissen Furcht und Ehrfurcht in der Stimme.

„Nein, leider wurden wir von Dumbledores Vasallen überrascht, sie haben uns in der Eingangshalle angegriffen", aber wir werden ihn noch finden oder hast du vielleicht eine Ahnung, wo er sich aufhalten könnte? In Dumbledores Büro und im Gryffindorturm war er jedenfalls nicht", erklärte er knapp und musterte Draco nun.

„Ich hätte da eine Idee, oder sagen wir mal so, es ist wohl mehr eine Vermutung", in seiner Stimme klang sehr viel Verachtung mit und man merkte, wie sehr Draco doch seinem Vater inzwischen ähnelte, vor allem in seiner Haltung und seinem Sarkasmus.

„Wenn ich mich nicht irre, hat diese Professor Sisilia Harry mit nach unten genommen in den Kerker, weil sie glaubt, dass man ihn da zuletzt suchen würde."

„Das ist ein brillanter Gedanke, du könntest wirklich Recht haben, Draco. Doch die Kerker sind groß, wo sollen wir anfangen?", überlegte er laut und sah den Gang hinunter.

„Meiner Meinung nach könnten sie im Klassenzimmer sein, oder in seinem Büro, weil von dort gibt es jeweils mehrere Türen", es war Draco, der diesen Vorschlag brachte. Sein Vater sah ihn erstaunt an, doch dann machte er nur einen kurzen Wink mit der Hand, Draco nickte und ging vor, in Richtung Klassenzimmer. Kurz vor der Türe blieb er stehen und wartete auf die anderen, die ihm gefolgt waren. Bellatrix und Rodolphus Lestrange gingen weiter zur nächsten Türe und bauten sich da auf, dann nickte Bellatrix kurz.

Es war Lucius, der seinen Zauberstab als erster gezogen hatte, ihn in der Hand behielt und leise am Türknauf drehte. Doch er musste feststellen, dass diese verschlossen war. Dann richtete er, nachdem er kurz zu den Anderen nickte, seinen Zauberstab auf das Schloss.

„Alohomora", sein Spruch und sein Griff zum Knauf waren fast eines. Er stieß die Tür mir voller Wucht auf und betrat mit bereitem Zauberstab das Klassenzimmer...

Severus war zu den Anderen in sein Büro gegangen und hatte die Türe hinter sich verschlossen. Es war ihm ebenso schwer gefallen Sisilia gehen zu lassen, wie es ihr schwer gefallen war zu gehen. Doch er wusste, aus reinen Vernunftgründen, dass es so am Besten war.

Er war in das Büro gekommen und hatte, wie er es früher auch immer getan hatte, um keine Gefühle nach außen dringen zu lassen, seine eiserne Miene aufgesetzt und blickte von einem zum andern, dann blieb sein Blick auf Remus hängen.

„Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis sie uns hier gefunden haben. Vielleicht ist es jetzt wirklich an der Zeit ...", sagte er und seine Worte klangen für alle rätselhaft. Doch Severus dachte in dem Moment nicht daran, etwas zu erklären. Sein Blick wanderte zurück zu Harry, auf dem er hängen blieb. Er musterte ihn einen Moment lang und ging dann einen Schritt auf ihn zu.

„Professor Dumbledore hat gewisse Vorkehrungen getroffen, von denen außer ihm und mir noch keiner weiß", begann er zu erklären und sah Harry in die Augen.

„Was soll das heißen? Was meinen Sie damit, was hat er für Vorkehrungen getroffen?", fragte Harry unsicher und sah von Severus zu Remus, der ebenfalls auf Harry zutrat.

„Warum wissen wir nichts davon?", fragte Remus misstrauisch und sah Severus an.

„Das musst du schon den Schulleiter fragen. Aber ich denke er wollte nicht, dass es durch Zufall jemand erfährt, der es besser nicht wissen sollte", erklärte er Remus mit ruhigen sachlichen Worten.

Remus und Harry sahen Severus immer noch skeptisch an.

Severus ignoriert den Blick von Remus und fuhr fort mit seiner Erklärung.

„Nun, es ist so. Dumbeldore hat eine, ich würde mal sagen, Vorahnung, wo der Kampf gegen Voldemort stattfinden wird oder sollte."

Die anderen, die bisher nur halb zugehört hatten, stellten sich nun hinter Harry und sahen alle zu Severus. Dieser blickte in neun Augenpaare, die sich auf ihn geheftet hatten, einschließlich Remus, der ihn immer noch leicht misstrauisch musterte.

Severus fuhr unbeeindruckt fort mit dem, was er Harry nun sagen musste.

„Eigentlich wäre es die Aufgabe von Professor Dumbledore gewesen, Ihnen das zu sagen Potter, doch nun muss ich es wohl tun, da der Schulleiter nicht da ist", Severus hatte seine Augen auf Harry geheftet und er fixierte ihn eingehend. Dann deutete er auf die Wand vor ihnen.

„Hinter dieser Wand, befindet sich ein weiterer Raum, dort gibt es ein Portal, oder vielleicht nennen wir es eine Art Portschlüssel, der in das Ministerium führt, genauer gesagt, direkt in die Mysteriumsabteilung", er machte eine kurze Pause, als die andern hinter Harry kurz aufstöhnten.

„Ich hatte schon beinnahe so etwas erwartet", antwortete Harry leise und Severus sah ihn überrascht an.

„Es hat etwas mit der Tür zu tun, die ich damals nicht öffnen konnte, das fühle ich. Ist das der Raum, in dem sich mein und Voldemorts Schicksal erfüllen wird?", fragte er leise und sah Severus fragend an.

Severus' Gedanken rasten, zum ersten Mal in seinem Leben empfand er so etwas wie Mitleid mit Harry Potter. Er hob nur die Schultern und erwiderte dessen Blick.

„Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich glaube nicht einmal Albus Dumbledore ist sich sicher, ob es so sein wird. Es ist wohl lediglich das Gefühl eines alten erfahrenen Mannes, der schon viel in seinem Leben kennengelernt und erlebt hat. Vielleicht irrt er sich auch? Ich weiß es nicht, keiner weiß es", antwortete Severus ruhig und presste dann seine Lippen aufeinander.

„Nun wie gesagt, wir werden jetzt in diesen Raum gehen und ich möchte Sie alle hier bitten, nicht den, auf dem Boden gezeichneten, Kreis zu betreten, denn er ist der Portschlüssel, der ins Ministerium führt", erklärte er und blickte alle rundum ernst an.

Er konnte sehen, wie ihn alle anstarrten, aber dann ohne ein weiteres Wort nickten. Severus holte noch einmal tief Luft, zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf die Bücherwand vor ihnen. Die Regale glitten auseinander und gaben eine verschlossene Tür frei, die aus sehr schwerem Holz zu bestehen schien.

Severus sah nun abwartend zu Harry, der ihn fragend musterte.

„Nur Sie können die Tür mit einem Passwort öffnen, Potter!", erklärte Severus ihm jetzt.

„Aber ... aber ich habe kein Passwort. Ich kenne es nicht, Sir", erklärte Harry nun überrascht.

„Doch Potter Sie kennen es, wir alle kennen es. Es steht unter dem Wappen von Hogwarts", erklärte Severus sehr kühl.

„Verdammt Severus, willst du jetzt noch mit Rätselspielen anfangen? Was soll das, nenne ihm das Passwort, wir sollten endlich von hier verschwinden", fauchte Remus nun wütend und sah ihn mit zusammengepressten Augen an. Severus drehte sich zu Remus um und sein Blick wurde ernst.

„Wenn ich es dürfte, Remus, hätte ich es bereits getan. Es war Albus' Idee, er war sich sicher Harry Potter würde sofort darauf kommen. Ich habe sowieso schon mehr gesagt, als ich hätte dürfen", seine Stimme klang kalt und schroff und er wandte seinen Blick wieder von Remus ab und musterte Harry nun eindringlich. Dieser sah irritiert von Severus zu Remus und wusste nicht so recht, was er nun tun sollte. Doch da trat Hermine auf Harry zu.

„Harry erinnere dich, was steht draußen vor den Toren Hogwarts unter dem Wappen. Überlege doch mal", forderte sie ihn auf und Harry versuchte sich zu konzentrieren.

„Weißt du es nicht, Hermine?", fragte Ron überrascht, da doch normalerweise sie es war, die immer eine passende Antwort parat hatte.

„Doch Ron, ich weiß es, aber wenn Dumbledore will, dass Harry das sagt, wird es seinen Grund haben. Ich denke, wenn es von uns einer ausspricht, könnte vielleicht das Gegenteil geschehen, von dem was wir wollen", sie sah kurz zu Snape, der ihren Blick erwiderte, anerkennend eine Augenbraue hob und kurz nickte.

„Wie immer brillant, Miss Granger", antwortete er knapp und sah dann wieder zu Harry, dem in dem Moment etwas eingefallen zu sein schien.

„Ich denke, ich weiß es wieder", begann er und suchte die Wörter in seinem Kopf zusammen.

„Draco ... dormir ... nein dormiens nunquam titillandus", murmelte er und als er das Lächeln von Hermine sah, stellte er sich vor dir Türe und sagte die Worte noch einmal laut.

„Draco dormiens nunquam titillandus!", mit einem leisen Knarren öffnete sich die Türe und gab den Weg in das nächste Zimmer frei. Remus klopfte Harry auf die Schulter und strahlte ihn an.

„Ich wusste, dass du es schaffen würdest, Harry", lobte er ihn und schob ihn auf die Türe zu. Severus sah zufrieden zu Remus und nur er bemerkte den Blick von ihm, bevor seine Miene wieder so steinern wurde, wie zuvor.

Severus machte sich Sorgen um Sisilia, doch versuchte er, es sich nicht anmerken zu lassen. Mit einer fahrigen Handbewegung dirigierte er alle in den Raum hinein. Als Remus an ihm vorbei ging, legte er kurz seine Hand auf dessen Schulter.

„Sie wird es schaffen, keine Sorge. Sie ist eine starke Frau und außerdem ist sie eine Dumbledore, die haut nichts so schnell um", sagte er leise aufmunternd zu Severus. Dieser erwiderte seinen Blick und presste seine Lippen aufeinander, bevor er unmerklich nickte und ein sehr leises ‚Danke' zu ihm murmelte. Remus wollte darauf etwas erwidern, als er lauten Krach hörte, der nun aus dem Klassenzimmer dröhnte.

„Verdammt!", schimpfte er los und blickte auf die Türe, die zum Raum führte, aus dem der Lärm kam. Sie hörten, wie in dem anderen Raum ein Tisch umgeworfen wurde und auch einiges an Glas zu Bruch ging.

„Die scheinen sich ja ganz schön sicher zu fühlen, wenn sie so einen Krach machen", brummte Remus und zog seinen Zauberstab, doch Severus schob ihn durch die offene Türe. „Noch nicht, Remus!", erklärte er und betrat als letzter hinter ihm den Raum. Er zog die Türe zu und drehte sich dann zu den Andern um, die sich alle verwundert in dem dunklen Raum umsahen und versuchten etwas zu erkennen. Sie standen dich aneinander gedrängt neben der Türe und sahen alle ängstlich zu Severus und Remus, die nur schemenhaft zu erkennen waren.

Schwungvoll erhob Severus seinen Zauberstab und richtete ihn auf mehrere Stellen im Raum und nach und nach entzündeten sich Kerzen, die in Kerzenhaltern an den Wänden angebracht worden waren und jetzt den Raum erhellten.

Dieser war ungefähr genauso groß, wie Severus Büro und es sah so aus, als wäre er bisher als Versuchsraum für Zaubertränkebereitungen genutzt worden.

Noch standen sie in einer Art Anbau des eigentlichen Raumes, dieser Teil war vielleicht drei auf vier Meter lang und führte in den Hauptraum hinein, der mindestens fünfmal fünf Meter groß war. Rechts von ihnen befanden sich vier lange Regale, mit verschiedenen Gläsern und anderen Behältnissen, gefüllt mit verschiedenen Dingen, die man für die Zaubertrankbrauerei brauchte. Links stand ein langer Tisch auf dem Versuchsanordnungen für Tränke oder ähnliches aufgebaut worden waren.

Langsam schritten sie in den Raum hinein und als sie die Regale passiert hatten, sahen sie es.

Auf dem Boden war ein weißer Kreis gemalt, und wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätte es mit Sicherheit mehr als lächerlich gewirkt. Denn der Kreis sah aus, wie ein Hexenpentagramm aus dem Mittelalter. Es gab einen äußeren Kreis und einen zweiten inneren Kreis und in dem war ein Pentagramm eingezeichnet. Zwischen dem äußeren und inneren Kreis waren verschiedene Zeichen aufgemalt, die teilweise wie Runen aussahen, aber auch die Tierkreiszeichen waren unter ihnen zu finden. Hermine starrte darauf, als würde sie versuchen die Zeichen zu entziffern.

„Das ist eine alte Art zu Reisen. Ein Tor, eine Art Portschlüssel, wie die alten Kelten sie oft verwendet hatte", begann Luna plötzlich zu erklären, ohne den Blick von dem Kreis zu nehmen und ging langsam um ihn herum.

„Du weißt gut Bescheid", sagte Remus sichtlich überrascht.

„Mein Vater hat schon einmal einen Artikel darüber verfasst, ist aber schon einige Jahre her", erklärte sie nun und ging dann weiter, in den zweiten Teil des Raumes hinein, der bestimmt auch drei mal vier Meter lang war und wo noch weitere Regale mit Büchern und anderen Dingen darin standen, die sie jetzt betrachtete.

Die Anderen starrten immer noch auf den Kreis, als Severus an ihnen vorbeischritt, dabei einen großen Bogen um den Kreis machte und auf die andere Türe zuging, die der Raum noch besaß. Er überprüfte die Türe und legte noch einen Schutzzauber darauf, bevor er sich umdrehte und dann wieder zu den andern sah.

„Vorerst sind wir hier sicher. Man kommt nur von der hinteren Seite und vom Friedhof hier herein", erklärte Severus ihnen kurz, als er überraschte Blicke erntete.

„Was für einen Friedhof?", wollte Harry wissen.

„Na, der Friedhof von Hogwarts, was für einer sonst", zischte Severus knapp.

„Severus, fauch ihn nicht so an, ich wusste auch nicht, dass es einen Friedhof in Hogwarts gibt", verteidigte Remus Harry.

„Ich hab schon von dem Friedhof gelesen", erklärte Hermine nun plötzlich, „Ich glaub das war in ‚Geschichte von Hogwarts Band ..."

„Hermine, bitte, wir wissen es", stoppte Ron sie. Hermine sah ihn kurz wütend an und schloss dann ihren Mund.

Doch diesmal war es Neville, der interessiert zu Severus sah.

„Wer wurde denn da alles begraben, Sir?", wollte er neugierig wissen und sah Severus direkt an. Dieser zögerte einen Moment, bevor er zu sprechen begann.

„Angelegt wurde er, als die Gründer von Hogwarts gestorben sind. Außer Salazar Slytherin liegen hier alle. Dann eben noch ehemalige Schulleiter und einige Professoren ...", er zögerte kurz und sah dann Remus an.

„Und auch einige Ordensmitglieder", sagte er noch leise dazu, woraufhin Harry ruckartig seinen Kopf hob und Severus mit zusammengekniffenen Augen ansah.

„Auch Ordensmitglieder?", fragte er überrascht und ging ein paar Schritte auf Severus zu. Er blieb direkt vor ihm stehen und sah ihm musternd in die Augen.

„Sir, Sie meinen, ... ich meine, hat man meine Eltern auch dort...?", fragte er und schluckte hart. Severus vermied es ihn anzusehen, stattdessen war sein Blick immer noch auf Remus geheftet und er antwortete auch nicht, was Harry in dem Moment sehr wütend machte und es dann aus ihm heraus brach. Er ergriff den Kragen von Severus Umhang, krallte seine Hände hinein und schrie ihn an.

„Sagen Sie schon! Sind meine Eltern da auch begraben!" seine Stimme klang eisig in dem Moment.

„Potter, reißen Sie sich zusammen", fauchte Severus nun zurück und riss sich von ihm los.

„Hört auf ihr Beiden, es gibt keinen Grund herum zuschreien. Harry hatte nur eine Frage und ich denke, es gibt keinen Grund, sie ihm nicht zu beantworten, Severus", mischte sich nun Remus mit ein.

„Es... ja, du hast Recht. Ich habe mich nur gewundert, dass Harry Potter noch nie nach dem Grab seiner Eltern gefragt hat. Für mich wäre es eines der ersten Dinge gewesen, nach denen ich mich erkundigt hätte. Und ja, deine Eltern wurden dort begraben!", erklärte er und zog unwirsch seinen Umhang wieder glatt, dabei sah er Harry musternd an.

„Ich... hab schon daran gedacht, doch ich... ich weiß auch nicht, ich... ich habe es immer wieder verdrängt", sagte Harry leise und starrte auf den Boden. Er drehte sich um und sah kurz zu Remus, der ihm tröstend eine Hand auf die Schulter legte. Dann drehte sich Harry erneut zu Severus um und sah ihn fragend an.

„Sir, könnte ich vielleicht das Grab meiner Eltern ...?", begann er vorsichtig.

„Nein, das ist zu gefährlich. Wir sollten hier drin bleiben", gab Severus ohne groß zu überlegen zurück. Doch dann bemerkte er den Blick von Remus.

„Severus, nur kurz. Ich denke der Junge hat ein Recht darauf...", bat Remus ihn und sah ihn eindringlich an. Als Severus sich nicht rührte, blickte er noch einmal kurz auf Harry, der vor ihm stand.

„Bitte, Severus!"

Der Zaubertranklehrer atmete hörbar aus und nickte dann kaum merklich.

„In Ordnung, aber nur kurz", gab er nach, denn richtig wohl war ihm dabei nicht. Aber er hatte den Blick von Remus verstanden, der ihm sagte, dass es vielleicht Harrys einzige und letzte Möglichkeit wäre, so hatte er sich überreden lassen.

„Weasley? Sie kommen mit, der Rest bleibt hier!", befahl er und als er sah, dass die andern wiedersprechen wollten, warf er ihnen einen strengen Blick zu.

„Sie haben gehört, was ich gesagt habe", fauchte er die andern an, die dann nur stumm nickten und sich betreten ansahen. So laut und kalt, hatten sie ihren Zaubertranklehrer schon lange nicht mehr erlebt und so traute sich jetzt keiner mehr, zu widersprechen.

Severus nickte Remus, Ron und Harry kurz zu, dann ging er zur Tür, die er mit einem komplizierten Zauberspruch öffnete. Die drei massigen Eisenriegel schoben sich wieder zur Seite und gaben den Weg frei. Dann sah er vorsichtig nach draußen.

Rückblick Lucius:

Lucius stürmte mit erhobenem Zauberstab in das leere Klassenzimmer. Laut fluchend blieb er mitten im Raum stehen und sah sich um. Als er die Teetassen entdeckte, die hier herum standen, nahm er eine von ihnen in die Hand und merkte, dass sich sogar noch warmer Tee darin befand.

„Sie waren bis vor kurzem noch hier", zischte er und warf die Tasse wutschnaubend auf den Boden, wo sie in tausend Scherben zersprang. Mit einem Ruck schmiss er noch die Bank vor sich um, die mit einem lauten Poltern auf den Steinboden krachte.

„Los dahin!", befahl er und deutete auf die Türe, die in das Büro von Severus ging.

„Sie können nicht weit sein. Wir werden sie mit Sicherheit gleich finden, und dann werde ich endlich mit ihnen abrechnen und mit diesem Verräter", zischte Lucius und sein Gesicht war hassverzerrt, als er den anderen, die das Büro von Severus stürmten, folgte. Doch auch hier war kein Mensch weit und breit zu sehen.

„Verflucht, wo sind sie hin?", kreischte Bellatrix, die vom Gang her durch die Bürotüre, welche sie mit einem Zauber geöffnet hatte, hereingestürmt kam und sich gehetzt darin umsah, was ihr Mann auch tat und nach Hinweisen suchend im Raum umherschritt. Peter war zum Schreibtisch von Severus getreten und blickte darauf, als er mit seiner silbernen Hand eines der dicken Bücher, die darauf lagen nahm und es einfach auseinander riss, als wäre es weiche Butter. Mit einem tiefen missmutigen Brummen, ließ er die Reste des Buches auf den Boden fallen.

Lucius Malfoy verzog kurz das Gesicht, als er Peter dabei beobachtete, er hasste es, wenn er mit seiner Hand immer solch ein Imponiergehabe an den Tag legte und ließ seine Blicke durch den Raum schweifen.

Er wollte schon weitergehen, als ihm frische Schleifspuren auf dem Steinboden auffielen. Er ging darauf zu und besah sich das genauer. Dann sah er zu den Regalen.

„Raffiniert, Severus! Das hätte ich mir doch denken können", murmelte er und grinste nun, dann hob er seinen Zauberstab, zur Verwunderung der anderen und richtete ihn auf die Regale, die nun, wie von Geisterhand geführt, zur Seite schwangen.

„Was ist das?", fauchte Bellatrix Lestrange überrascht und sah zu der Türe, welche sich ihnen nun zeigte.

„Eine Geheimtüre, so wie es aussieht", erklärte Lucius schon beinahe belustigt und richtete erneut seinen Zauberstab auf sie. Doch nichts tat sich. Welchen Zauber er auch versuchte, sie ging nicht auf.

„Geht zurück!", befahl er nun den anderen und versuchte die Türe zu sprengen, doch auch dieser Zauber half nichts. Die Türe rührte sich nicht, sie zitterte nur kaum merklich, das war alles.

Stattdessen sahen sie in dem Augenblick, wie eine kleine Gestalt aus einer Ecke hervorsprang und versuchte schnell durch die Türe in das Klassenzimmer nebenan zu gelangen. Doch Draco war schneller und packte das zerschlissene Etwas am Zipfel des Tuches, was es sich um den Körper gebunden hatte.

„Sieh mal an, wen haben wir denn da? Wenn das nicht Dobby ist", kam es aus Dracos Mund und er stieß ihn hart zurück in den Raum auf seinen Vater zu, der ihn argwöhnisch musterte.

„Dobby, Dobby, Dobby", sagte dieser und schüttelte seinen Kopf. „Du siehst nicht gut aus", grinste er ihn an und musterte dessen lädierten Körper, doch dann wurde sein Blick wieder ernst und er deutete mit dem Zauberstab auf ihn.

„Du sagst mir sofort, wie diese Türe aufgeht", befahl er ihm.

„Dobby wird es nicht sagen, und selbst wenn Dobby es sagen würde, würden Sie die Türe niemals öffnen können. Das kann nur Harry Potter", platzte es aus Dobby heraus, der angstvoll auf den Zauberstab seines ehemaligen Herrn starrte. Lucius wurde wütend.

„Es wird Zeit, dass du endlich deine verdiente Strafe erhältst, du verdammtes unnutzes Stück Dreck."

Lucius deutete seinem Sohn an, den Elfen loszulassen, was dieser auch gleich tat.

Doch noch bevor Lucius es schaffte, einen Fluch auszusprechen, war der kleine Kerl einfach mit dem Schnippen seiner Finger verschwunden.

„Verdammt", fluchte Malfoy Senior nun auf und sah zu den andern.

„Es gibt mit Sicherheit noch einen anderen Zugang zu dem Raum", säuselte nun Peter los. „Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber wenn ich mich richtig erinnere, müsste in der Richtung der Friedhof liegen", murmelte er nun und sah sich orientierend um.

„Ein Friedhof? Hogwarts hat einen Friedhof?", wollte Lucius nun wissen und starrte Wurmschwanz an.

„Ja, hat er. Potter, Black und ich haben ihn auf einen unserer nächtlichen Streifzüge irgendwann mal entdeckt, direkt nach Vollmond. War glaube ich kurz bevor wir die Schule verlassen hatten", erklärte er weiterhin nachdenklich und kratze sich am Kopf.

„Ich kann mich nur nicht mehr so genau erinnern, wie wir da hingekommen sind. Doch ich weiß noch, dass es zwei Zugänge zu ihm gab und einer müsste ungefähr hier irgendwo sein", er rieb sich nachdenklich am Kinn.

„Vater? Wir könnten doch die Elfen fragen, die kennen sich am besten hier aus", schlug Draco vor, der zu Lucius getreten war.

„Du hast Recht. Bring uns zu ihnen, bevor wir hier noch mehr unnütze Zeit vergeuden", erklärte Lucius und nickte in die Runde zu den anderen, doch dann bleib er noch mal stehen und sah zu Bellatrix.

„Es ist wohl besser, wenn du hier bleibst und aufpasst, dass sie nicht auf diesem Weg verschwinden", befahl er ihr, doch sie protestierte sofort los.

„Warum ich, lass doch deinen Sohn aufpassen", schrie sie ihn an. Er trat nun zu ihr und sah ihr direkt in die Augen.

„Ganz einfach, Bellatrix, weil du es kannst. Du glaubst doch nicht, dass Draco sie aufhalten kann? Doch du... könntest es", sagte er eindringlich und hob eine Augenbraue. Bellatrix schnaubte kurz auf, sah kurz zu Draco und nickt dann.

„Gut, dann lasst uns gehen", befahl er und nickte Bellatrix noch mal hinzu, die ihnen hinterher sah.

Als Severus feststellte, dass der Flur leer war, winkte er die andern zu sich und sie verließen den Raum. Sie traten in einen breiten Gang, der nicht besonders lang war und in dem sich nur noch zwei weitere Türen befanden. Severus ging direkt auf die kleinere, unscheinbarere Holztüre an Ende des Ganges zu, entriegelte sie vorsichtig und späte hinaus. Als er sicher war, dass sich dort niemand aufhielt, öffnete er sie ganz und ließ Harry und die andern hinaus treten.

Die blickten sich erstaunt um.

Sie standen tatsächlich auf einem Friedhof, schwach beleuchtet vom Schein des Mondes. Er war zwischen den Felsen des Berges und dem Schloss angelegt worden. Er war auch eher lang, als breit und es gab hier wohl so an die 60 oder 70 Gräber, teilweise Jahrhunderte alt, teilweise noch relativ neu. Ein Teil des Friedhofs war von einer hohen Mauer umgeben und so war das ganze Gelände hier von außen, so gut wie nicht ein zu sehen. Man hätte schon genau darüber hinweg fliegen müssen, um den Ort hier entdecken zu können. Ansonsten konnte man ihn nicht finden, da er von vorn her, ganz und gar von den hohen Türmen des Schlossen abgedeckt nicht einzusehen war.

Als sie auf den Friedhof hinaustraten, umschlich alle ein beklemmendes Gefühl. Sie konnten, wenn sie in Harrys Gesicht schauten, lesen, was er wohl empfinden musste. Nervös kaute dieser auf seiner Lippe, als er sich umsah.

Der mäßige Wind strich leise durch die Äste der Bäume und Büsche, die hier standen, und jetzt, da diese noch keine neuen Blätter sondern nur Knospen trugen, sehr gespenstisch in der Dunkelheit wirkten.

Direkt vor ihnen, eigentlich mitten auf dem Friedhof, gab es drei große Sarkophage, die über alle anderen Gräber hinaus ragten. Und als sie ein Stück drauf zugegangen waren, konnten sie die Namen von drei, der vier Gründer von Hogwarts lesen.

Auf den jeweiligen Steinsärgen waren auch plastisch die Wappen der entsprechenden Häuser in den Steindeckel geschlagen worden.

Helga Hufflepuff mit dem Dachs, in der Mitte Godric Gryffindor, mit dem Löwenwappen auf dem Sarkophag und als Grabkreuz steckte die Nachbildung seines Schwertes im Stein, und Rowena Ravenclaw mit einem Adler aus Stein, der mit geschwungenen Flügeln auf dem Kopfende stand, so als wollte er gerade wegfliegen.

Die Grabsteine auf dem Rest des Friedhofes hatten alle unterschiedliche Größen und Formen. Es gab kleine, bescheidene, einfache Grabsteine, aber auch große, prunkvolle, mit Bildnissen von Engeln, Feen oder eine Abbildungen von Zauberern.

Harry sah Severus fragend an.

„Wo ist es?", fragte Harry leise und Severus deutete in die rechte Mitte des Friedhofes zu einem Baum.

„Dort hinten, bei dem kleinen Weidenbaum, da ist es", sagte er leise. Harry nickte, sah zu Remus und ging dann mit leicht gesenktem Kopf dort hin. Remus wollte ihm folgen, doch Severus hielt ihn auf.

„Da muss er jetzt alleine durch", sagte Severus leise, „außerdem brauche ich dich an der Türe", fügte er noch hinzu, als Remus protestieren wollte. Dieser sah Harry noch hinterher, der durch die Grabreihen nach hinten ging, immer wieder die Namen auf den Grabsteinen las und dann neben dem Baum, den Severus genannt hatte, stehen blieb.

„Hat Albus den Baum gepflanzt? Ich frage nur, weil die Weide der Lieblingsbaum vom Lily war und auch ihr Zauberstab aus Weide bestanden hatte", Remus fragte sehr leise, so dass nur Severus es hören konnte, doch dieser schüttelte den Kopf und wich dem Blick von Remus aus und tat so, als würde er den Totenacker absuchen, doch in Wirklichkeit ging sein Blick ins Leere.

„Soll das heißen, du hast...?", fragte Remus nun erstaunt mit offenem Mund, doch Severus antwortete nicht, sondern wandte sich an Ron.

„Mr. Weasley, Sie und Professor Lupin bewachen die Tür hier, ich gehe zu der andern", er sagte das sehr bestimmt und Remus stimmte ihm, ihn immer noch verwundert ansehend, zu. Severus warf noch einen kurzen Blick auf Harry, der sich nun vor dem Grab hingekniet hatte und auf den Grabstein starrte. Schon viele Male hatte Severus davor gestanden und so hatte er die Inschrift und die eingemeißelte Lilie des Grabes, genau vor Augen.

‚Hier ruhen Lily und James Potter, die ihr Leben im Kampf für das Gute und für ihren Sohn gegeben haben. 1960 – 1982 .You'll never be forgotten.'

Severus schüttelte den Kopf, um die trüben Erinnerungen zu vertreiben und konzentrierte sich auf seine Aufgabe.

Er trat zu der Türe, die sich gut fünf Meter weiter hinten am Schloss befand, öffnete sie leise und lauschte in den im Augenblick noch leeren Gang hinein. Immer wieder schielte er kurz zu Remus und Ron hinüber, die angespannt mit gezücktem Zauberstab da standen und sich unruhig umsahen. Besonders Ron machte keinen wirklich glücklichen Eindruck. Immer wieder schaute er zu seinem Freund, der immer noch vor dem Grab seiner Eltern kniete und ihnen nun den Rücken zudrehte.

Plötzlich hörte Severus schnelle Schritte, die aus dem Flur zu ihm hallten und eindeutig auf sie zukamen. Er schloss die Tür sorgsam leise und rief dann zu Harry.

„Potter! Zurück in den Raum!", er versuchte nur so laut wie es nötig war, zu rufen und sah dann zu Harry.

„Ich werde IHN vernichten. Ich sorge dafür, dass er keinem mehr etwas antun kann, das verspreche ich euch!", hörte Severus Harry leise sagen, bevor dieser aufstand und dann, so schnell er konnte, zu Remus und Ron rannte. Severus verschloss die Türe vor sich noch magisch, mit einem komplizierten Zauberspruch, bevor er ihnen schnellstens folgte.

Doch noch, bevor er die andere Türe ganz zugezogen hatte, gab es einen lauten Knall und Severus wusste sofort, dass die Türe zum Friedhof einfach eingeschlagen worden war.

So lies er es bleiben, die nächste Türe auch noch magisch zu verschließen, denn das würde nur unnötig Zeit kosten und nichts bringen. Leise zog er sie zu und folgte den andern in den Raum. Er drückte dann die schwere dicke Türe ins Schloss und richtete seinen Zauberstab auf diese, es klackte mehrmals laut, als sich die drei schweren Eisenriegel wieder vor die Türe schoben und diese verschlossen. Er machte noch einen Schlenker mit seinem Zauberstab, die Türe erzitterte kurz, bevor sie dann wieder ganz ruhig vor ihnen lag.

„Es wird nicht lange halten, aber vielleicht haben wir so ein paar Sekunden gewonnen", sagte Severus an Remus gewandt, wartete aber nicht auf eine Antwort oder eine Reaktion von ihm, sondern sah sich kurz um, ging schnellen Schrittes, so dass sich sein Umhang aufblähte, zum langen Tisch hinüber.

Mit zwei raschen fahrigen Bewegungen seines Armes, warf er die ganzen Apparaturen, Gläser und Kolben, welche auf dem Tisch gestanden hatten mit lautem Geschepper auf den Boden, wo die Glassachen mit lautem Geklirre zerbrachen, doch darauf achtete er nicht. Die andern starrten ihn erstaunt an, dass gerade er, der immer so penibel auf die Sachen acht gab, diese einfach auf den Boden fegte. Doch er schenkte ihnen keinen einzigen Blick, als er das tat. Dann richtete er seinen Zauberstab auf den schweren massiven Tisch und ließ ihn schräg und hochkant gegen die Wand schweben, gegen die er dann laut krachte. Es war gerade noch genug Platz, zwischen Tisch und Wand, dass ein Mensch sich dazwischen drücken konnte.

„Potter, dahinter!", befahl er knapp und als Harry sich nicht bewegte, sah er ihn drohend an.

„Dies war keine Bitte!", seine Augen funkelten.

„Nein, ich werde mich nicht verstecken!", schrie Harry Severus an, der einen drohenden Schritt auf ihn zu machte, doch Remus hielt ihn auf.

„Er hat Recht, Harry. Wir müssen dich so lange es geht schützen. Mach bitte, was er gesagt hat", forderte Remus ihn auf. Harry zögerte, doch dann, mit einem Murren, tat Harry nun was sie wollten, doch sie konnten sehen, das ihm das ganz und gar nicht gefiel.

Severus schickte Ginny und Luna zu Harry und gab ihnen den Auftrag, darauf zu achten, dass er dort auch bleiben würde. Er selber ging wieder in die Mitte des Raumes und stellte sich neben Remus, der auch mit gezogenem Zauberstab immer wieder von der Türe zu den andern sah.

Severus winkte Ron, Hermine, Neville, Dean und Seamus hinter sich, befahl ihnen ihre Zauberstäbe zu ziehen und sah dann abwartend auf die Türe. Er hatte die Anspannung in den Gesichtern der anderen wohl erkannt, aber auch ihre Entschlossenheit.

„Für Harry Potter!" sagte Ron auf einmal und die anderen stimmten mit ein.

„Für Harry Potter!", riefen die anderen Schüler entschlossen.

Severus sah sich noch einmal zu ihnen um und presste die Lippen aufeinander. Mit der rechten Hand griff er nach dem Ring, den er an dem kleinen Finger seiner linken Hand trug und schloss für einen Moment lang die Augen und konzentrierte sich. ‚Ich liebe dich, Sil', dachte er noch, als es einen lauten Knall gab und die Türe vor ihnen zerbarst.

Lucius, Peter, Rodolphus Lestrange und die anderen vier Slytherin Schüler folgten Draco, der sie nun zur Küche führte. Es dauerte auch nicht lange, bis sie eine Elfe gefunden hatten, die ihnen sofort den Weg zum Friedhof zeigte. Sie führte sie bis zu einer Tür und verschwand dann sehr schnell wieder, zur Verwunderung aller. Lucius, der als Erster die Tür erreicht hatte, versuchte diese zu öffnen, doch er musste feststellen, dass diese verschlossen war. Wütend zischte er auf und riss seinen Zauberstab aus dem Stock, doch Peter zog Lucius zur Seite und grinste ihn an. Dann schlug er mit aller Kraft, mit seiner magischen Hand gegen die Türe, die unter der Wucht sofort entzwei splitterte und mit ein paar weiteren Hieben, hatte er die Tür aus den Angeln gefegt. Er grinste sarkastisch, als der Weg für sie nun frei war und betrat als Erster den dunklen und unheimlichen Friedhof.

Doch der interessierte ihn nicht ein bisschen, sondern nur die zweite Türe war es, auf die er ohne zu zögern zuging. Lucius folgte ihm und schüttelte dabei seinen Kopf. Er mochte Peter Pettigrew nicht, und das versuchte er auch nicht zu verstecken. Erneut schlug Peter mit seiner silbernen Hand die Türe ein, ohne zu überprüfen, ob sie verschlossen war oder nicht. Er riss sie aus den Angeln und schleuderte sie kurzerhand nach hinten weg. Es steckte unglaublich viel Kraft in dieser magischen Hand und Lucius hatte sehr viel Respekt davor, auch wenn das nicht auf den Besitzer der Hand zutraf. Die Tür flog knapp an Lucius Kopf vorbei, so dass er sich in Acht nehmen musste und einen Satz zur Seite machte, um nicht getroffen zu werden. Dafür bekam Gregory Goyle die Tür voll ab und mit einem kurzen Aufstöhnen brach dieser ohnmächtig unter ihr zusammen.

„Idiot", schimpfte Lucius, stieg, Goyle nicht weiter beachtend, über ihn hinweg und ging in den dunklen Gang hinein. Peter Pettigrew, Rodolphus Lestrange, Draco und noch drei seiner Slytherin Freunde folgten ihm mit gezogenen Zauberstäben.

Mit einem Tritt seines Fußes öffnete Lucius die erste Türe, die nur angelehnt gewesen war und gegen die Wand krachte. Als er festgestellt hatte, dass der Raum leer war, stellte er sich vor die einzige Türe, die noch übrig war. Peter wollte zuerst wieder mit seiner Hand die Türe aufbrechen, als ihn Lucius diesmal zurück hielt.

„Nein, das ist zu gefährlich für uns, falls sie direkt dahinter stehen. Wir sprengen sie, alle gemeinsam!", befahl er leise, aber bestimmt und mit einem Murren stimmte Peter dann zu und zog ebenfalls seinen Zauberstab.

Es dauerte keine fünf Sekunden, als auch die anderen sich um die Tür aufgebaut und ebenfalls ihre Zauberstäbe auf die Tür gerichtet hatten.

„Also gut, auf drei", gab Lucius an und alle nickten mit hasserfüllten Blicken.

„Eins ... zwei ... drei ...", zählte Lucius vor. Aus allen Zauberstäben der Todesser schossen weiße Blitze gegen die Türe, die zuerst bebte und dann, als die Schüler ebenfalls ihr Flüche losgejagt hatten, mit einem lauten Getöse zerbarst und alle Teile in den Raum hineinschossen.

Molly war zum Wasserfall gegangen, um etwas Wasser zum Trinken zu holen. Als Gefäß verwendete sie einfach eine der großen Blütenblätter, die an dem kleinen Tümpel wuchsen und aussahen wie kleine Kelche. Sie füllte etwas Wasser dort hinein, welches aus der Quelle ran.

Sisilia war neben einem Baum stehen geblieben und starrte in den dunklen Wald hinein. Ihre Hand hatte sie unwillkürlich um ihr Amulett gelegt, als sie ganz deutlich einen Gedanken in ihrem Kopf wahrnahm.

‚Ich liebe dich, Sil' hallte es in ihrem tiefsten Inneren nach und sie wusste sofort, von wem diese Worte waren. Severus!

„Ich liebe dich auch", antwortete sie in die Stille der Nacht hinein und schloss für einen Moment die Augen. In dem Augenblick trat Molly neben sie und sah sie besorgt an.

„Ist alles in Ordnung?", fragte sie und strich Sisilias Haare etwas zur Seite, während sie ihr das Wasser reichte, von dem diese einen Schluck trank.

„Ich denke schon", log sie, denn sie hatte in Severus Worten deutlich seine Angst gespürt. Sie wusste, dass im Schloss jetzt irgendwas Schreckliches geschehen musste, doch noch bevor sie sich weiter darüber Gedanken machen konnte, kam wieder eine Wehe, doch diesmal schmerzhafter als die anderen zuvor. Mit einem Aufstöhnen ließ sie den Blütenkelch fallen und klammerte sich mit ihren Händen am Baum fest.

„Molly, ich glaube es ist soweit", keuchte sie und sah Molly hilfesuchend an. Die legte ihre Arme um ihre Schultern und hielt sie fest, bis die Wehe wieder nachließ. Dann führte sie Sisilia in die Richtung des Lagers, welches sie gerichtet hatte.

„Keine Sorge, du schaffst das. Wir schaffen das!", sagte Molly beruhigend, obwohl sie auch mehr als nervös war. Denn, obwohl sie schon selber sieben Kinder zur Welt gebracht hatte, war doch jedes Mal ein Heiler in der Nähe gewesen, aber diesmal waren sie gänzlich auf sich gestellt. Auch machte sie sich sehr große Sorgen um ihre eigene Familie, die oben im Schloss waren und um ihr Leben kämpften. Unwillkürlich schlang Molly die Arme um sich und biss sich auf die Lippen, bei dem Gedanken und ihr Blick wanderte in die Richtung, in der das Schloss lag.

„Sie werden es schaffen, Molly", sagte Sisilia, die ihren Blick nur zu gut verstanden hatte, denn ihr ging es nicht viel anders, nur, dass sie immer wieder diese verdammten Wehenschmerzen hatte.

Kaum hatte sie sich auf das Lager gesetzt, kam auch schon die nächste. Molly kniete sich zu ihr und nahm ihre Hand.

„Na dann mal los, las uns den kleinen Zauberer oder die kleine Hexe auf die Welt bringen", sagte Molly entschlossen. Als Sisilia in ihr Gesicht sah, bei den Worten, musste sie sogar ein wenig lächeln.

„Ist gut. Ich hoffe nur, er oder sie beeilt sich ein wenig, ich hab nämlich langsam wirklich genug", stöhnte Sisilia unter der nächsten Wehe auf.

Dumbledore zögerte nun keine Minute mehr. Er verließ das Klassenzimmer und ging auf den Gang hinaus, als er plötzlich aus einiger Entfernung ein angstvolles Geschrei von einigen Schülern hörte. Er lief den Gang entlang, gefolgt von Hagrid, der das Schreien ebenfalls gehört hatte. Direkt vor der dem Klassenzimmer von Minerva, sahen sie in der Dunkelheit eine Gestalt auf dem Boden liegen. Sofort beugte Albus sich über diese und dreht sich vorsichtig um. Es war Minerva McGonagall.

Ohne zu zögern legte Albus eine Hand auf ihre Halsschlagader und als er feststellte, dass sie noch lebte untersuchte er sie grob. Beruhigt stellte er fest, dass sie unverletzt war und richtete dann seinen Zauberstab auf sie.

„ENERVATE", murmelte er und langsam kam Minerva wieder zu sich. Zuerst schlug sie die Augen auf und sah sich verwirrt um, doch dann, als sie Albus erkannt hatte, ergriff sie seinen Arm und versuchte sich abrupt aufzurichten.

„Albus, sie haben die Schüler!", ihre Stimme klang verzweifelt und ihr Blick sprach Bände.

„Ich habe es gehört, Minerva. Kannst du aufstehen?", fragte er besorgt.

„Ja, ich denke schon", murmelte sie und ergriff die Hand, die Hagrid ihr reichte, um ihr hoch zu helfen.

Als sie endlich auf den Beinen stand, merkte Albus, dass sie immer noch leicht schwankte, so stützte er sie etwas. Doch sie gab sich alle Mühe, und schaffte es dann auch.

Dann hörten sie erneut ängstliche Schreie und Rufe der Schüler, die aus dem Klassenzimmer kamen.

„Sie sind da drinnen!", keuchte Minerva, „ich denke mindestens sieben oder acht von diesen... sind bei den Schülern", ihre Stimme wurde immer leiser und sie presste ihre Lippen aufeinander.

Albus sah sie kurz an und deutete ihr und Hagrid an, etwas nach hinten zu treten, bevor er zu der Tür ging und anklopfte.

„Wer ist da draußen?", hörten sie eine scharfe männliche Stimme, die ihnen entgegen zischte.

„Albus Dumbledore. Ich möchte mit Ihnen reden", rief er durch die geschlossene Türe.

„Dann reden Sie, Professor!", forderte die Stimme ihn auf.

„Gut. Hören Sie, ich möchte Sie bitten, die Schüler gehen zu lassen. Es sind doch noch Kinder", forderte Albus den Mann auf, der aber nur bitter loslachte.

„Für wie blöd halten Sie uns, Dumbledore?", rief er zu ihm hinaus.

„Keine Chance, vergessen Sie es. Und wenn Sie versuchen sollten, hier hereinzukommen, werden Ihre Schüler auf der Stelle sterben, haben Sie mich verstanden?", drohte er nun.

„Keine Sorge, das werde ich nicht, ich werde das Leben der Kinder nicht aufs Spiel setzen. Sagen Sie, was Sie wollen?"

„Das wissen Sie, alter Mann. Bringen Sie Harry Potter hier her, dann können wir über einen Austausch reden. Wenn nicht, werden wir einen Schüler nach dem anderen in die Hölle schicken!", forderte er mit kalten Ton und Albus wusste, dass dies keine leere Drohungen waren.

„Geben Sie mir einige Minuten, ich muss ihn erst holen", rief er ihnen zu.

„Albus, du willst doch nicht wirklich ...?", begann Minerva zu protestieren, doch Albus hob beschwichtigend seine Hände und ging zu ihr und Hagrid hinüber.

„Nein natürlich nicht", sagte er sehr leise, „Ich wollte nur etwas Zeit gewinnen. Wir brauchen unbedingt Verstärkung und Hilfe. Hagrid suchen Sie nach Ordensmitgliedern und bringen Sie diese hier her", bat er den Wildhüter, der nickte und sich sofort auf den Weg machte.

„Ich werde bei Ihnen bleiben Albus, " begann sie und als er protestieren wollte fügte sie noch an: „Es sind Schüler aus meinem Haus Albus." Er sah sie einen Moment lang an und nickt dann.

„In Ordnung, Minerva", gab er zurück und ging dann zum Fenster aus dem er hinaus sah während er auf Verstärkung wartete.

Im grünen Lichtschein des Dunklen Mals, das noch immer am Himmel prangte, konnte Albus an Rande des Verbotenen Waldes eine Bewegung wahrnehmen. Überrascht sah er, wie Bäume umfielen, einfach zur Seite kippten.

Was war das? Er konzentrierte sich auf die Stelle, als ihm dann endlich bewusst wurde, was dort den Wald verließ.

Es waren Riesen, aber nicht die Riesen, die sich ihnen angeschlossen hatten. Albus zählte mindestens zehn von ihnen, die auf das Schloss zukamen. Zischend atmete er aus und sah zu Minerva, die in dem Augenblick zu ihm getreten war.

„Beim Barte des Merlin, nicht die auch noch", stöhnte Minerva auf und als Albus sie ansah, konnte er Verzweiflung in ihren Augen lesen.

„Wir können nur hoffen, dass Hagrids Halbbruder Grawp, bald zurück ist. Doch es dürfte verdammt knapp werden", sagte er sehr leise und seine Stimme klang sehr müde.

Doch da deutete Minerva mit der Hand hinaus in Richtung des Quidditch Stadions.

„Albus, da!", rief sie und als er genauer hinsah, konnte er Grawp erkennen und er war nicht alleine. Ihm folgten vier weitere Riesen, die Hagrids Bruder in ihrer Größe noch überragten und diese hatten alle große Keulen in den Händen. Nein es waren keine Keulen, es waren ausgerissene Bäume, teilweise sogar noch mit mächtigen Wurzeln dran.

„Die andern sind aber in der Überzahl, es sind doppelt so viele", stöhnte sie und musste beobachten, wie die zwei Gruppen sofort aufeinander losgingen. Voldemorts Riesen waren, als sie die anderen entdeckt hatten auf diese zugerannt und hatten sich sofort auf sie gestürzt.

Minerva und Albus konnten sehen, wie die Riesen ohne zu zögern heftig auf einander einschlugen. Grawp war im ersten Moment zur Seite gesprungen und hatte sich unter einem der Hiebe weggeduckt, doch schon der nächste Hieb, traf ihn in den Rücken und mit einem lauten Aufschrei stürzte er zu Boden und rührte sich nicht mehr. Er war hinter das Stadion gefallen, wo nur noch seine Füße zu erkennen waren.

Wie Verrückte schlugen und traten die Riesen aufeinander ein und als einer von ihnen, nach einem heftigen Schlag auf den Hinterkopf tot auf den Boden krachte, stöhnte Minerva entsetzt auf und presste ihre Hand auf den Mund.

„Oh, bei allen mächtigen Zauberern, warum musste es nur so weit kommen, das ist so furchtbar", keuchte Minerva und schüttelte resigniert den Kopf.

Albus blickte ihr offen ins Gesicht und sah sie einen Moment nachdenklich an, bevor er zu sprechen begann.

„Ich wünschte, ich könnte es ändern, doch ich kann es nicht, so sehr ich es auch möchte. Wir können nur versuchen das Schlimmste abzuwenden", sagte er betrübt, als er ruckartig den Kopf nach oben in Richtung Himmel wandte, weil er einen Schatten am Fenster vorbeifliegen gesehen hatte. Auch Minerva hatte ihn entdeckt und blickte überrascht hinaus nach oben, als sie es erkannten.

Einen Drachen!

Er flog knapp am Schloss vorbei, machte einen Bogen und hielt dann auf das Quidditch-Stadion zu.

„Das gibt es doch nicht, wo kommt denn der Drache her?", fragte Minerva leise und mehr als erstaunt, als sie eine Stimme hinter sich vernahm.

„Norbert?", hörten sie Hagrid leise fragen und er trat neben Minerva und dem Schulleiter an das Fenster heran. Sie hatten ihn nicht kommen gehört.

„Das gibt's doch nich, das is ja Norbert. Ich erkenne ihn an der besonderen Kopfform, das kann nur Norbert sein. Un' sehen sie, Professor Dumbledore, auf seinem Rücken ...", er deutete mit seiner großen Pranke aus dem Fenster auf den Drachen und Albus, sowie Minerva sahen ebenfalls genauer hin.

„Norbert? Wer ist Norbert?", fragte Minerva überrascht.

„Der Drache, Professor McGonagall", antwortete Hagrid ihr, so als würde er nicht verstehen, warum sie das fragen konnte. Doch Albus antwortete ihm, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.

„Du hast Recht Hagrid. Da sitzt jemand auf dem Rücken des Drachens. Das ist doch nicht möglich, oder? Ich traue meinen alten Augen kaum. Wenn das nicht Charlie Weasley ist?", schüttelte er erstaunt den Kopf.

„Und ob das Charlie is. Er hat's wirklich geschafft. Ich würd es nich glauben, wenn ich's nich mit eigenen Augen sehen würd. Er hat ihn dressiert, er hat's geschafft, Norbert tut was er will, sehen Sie nur, Professor!", rief er begeistert aus.

Sie konnten beobachten, wie Charlie den Drachen auf die Riesen zulenkte. Kaum waren sie über ihnen, begannen zwei von ihnen mit den Baumstämmen nach Norbert zu schlagen und einer traf ihn auch am Flügel, dabei brachte er ihn aus der Flugbahn und Charlie rutschte seitlich vom Rücken des Drachen.

Minerva stöhnte leise auf, als sie das sah und auch Hagrid, streckte die Hand aus, so als könnte er Charlie damit festhalten. Alle starrten gebannt nach draußen auf das Geschehen.

Nur mit größter Anstrengung konnte Charlie sich noch auf dem Drachen halten, der laut fauchte und eine Stichflamme aus seinem Maul schießen ließ.

Charlie schaffte es glücklicherweise nach kurzer Zeit, sich erneut richtig hinzusetzten und den Drachen wieder unter Kontrolle zu bringen. Er lenkte ihn auf die Riesen zu, die inzwischen neben dem Quidditch-Stadion standen und weiter auf sich gegenseitig einschlugen. Mit einem lauten Getöse, ging eine Wand des Stadions zu Bruch, als einer der Riesen dort hinein stürzte und im selben Moment spie der Drache wieder Feuer in Richtung der Riesen, die sich auf Voldemorts Seite gestellt hatten...

„Hey, Dumbledore? Sie hatten jetzt genug Zeit. Wo bleibt Potter?", hörten sie dann plötzlich wieder eine Stimme aus dem Klassenraum. Albus zuckte zusammen und wandte sich, mit einer erhobenen Hand, welche die anderen ermahnte ruhig zu bleiben, zur Türe von Minervas Klassenzimmer.

„Einen kleinen Moment noch, er wird gleich da sein, er hat einen weiten Weg hier her. Bitte haben Sie einen Augenblick noch Geduld", bat er den Todesser hinter der Türe.

„Ich warte nicht mehr lange, Dumbledore. Wenn er in zwei Minuten nicht da ist, werde ich den Ersten ihrer Schüler töten, Schulleiter", lachte er irre auf.

„Bitte warten Sie, er wird gleich da sein", bat er ihn eindrücklich und ging dann wieder zu den andern.

Hagrid hatte noch, Tonks, Kingsley, Madam Hooch und Professor Sinistra mitgebracht, die nun fragend den Schulleiter anstarrten.

„Professor Dumbledore, Sie wollen doch nicht wirklich Harry Potter an die da ausliefern?", fragte Kingsley entsetzt und deutete mit dem Finger auf die Türe.

„Natürlich nicht", gab Albus nun leise zurück und sah sich um, dann schnippte er kurz mit den Fingern und Fawkes tauchte aus dem Nichts auf, flog auf Dumbledore zu und landete auf seiner Schulter. Albus strich ihm mit dem Finger über die Brust und flüsterte leise etwas an sein Ohr. Keine dreißig Sekunden später flog Fawkes wieder davon und war von einer auf die andere Sekunde verschwunden.

Albus Dumbledore sah nun von einem zum anderen.

„Wir werden die Schüler da raus holen, auch wenn es nicht ganz ungefährlich sein wird. Kingsley, Tonks, ich möchte, dass Sie beide sich einen Besen nehmen und vor die Fenster des Klassenraumes fliegen. Auf mein Zeichen hin sprengen Sie die Fenster und dringen dann von außen in das Klassenzimmer ein. Wir werden zur gleichen Zeit, über die Türe in das Klassenzimmer stürmen", erklärte er ihnen.

„Aber...", begann Tonks, als plötzlich Fawkes wieder auftauchte und erneut auf Albus Schulter landete.

„Ah gut, ich danke dir vielmals Fawkes. Und jetzt bitte ich dich, ein Auge auf Harry zu haben", sagte er ruhig und sah Fawks zu, der einen leisen Schrei ausstieß und dann den Gang hinunter davon flog.

„Fawks war so nett und hat nachgesehen, wo sich die Todesser in dem Zimmer aufhalten. Vier stehen direkt an der Türe, Fünf mit dem Rücken an den Fenstern und zwei laufen im Zimmer auf und ab", erklärte er kurz und sah dann wieder zu Tonks und Kingsley.

„Sie beide kümmern sich um die am Fenster, wir übernehmen die anderen."

„Woher bekommen wir Besen?", fragte Kingsley.

„Hier drüben im Pokalzimmer stehen einige. Sind zwar nicht die Neuesten, aber wir haben ja auch nicht vor, ein Quidditch-Spiel zu bestreiten, nicht wahr?", gab Madam Hooch leise zurück.

„Sehr gut, dann lass uns die nehmen", sagte Kingsley und ging auf die Türe zu.

„Professor, lassen Sie mich mit Ihnen von außen angreifen?", bat Madam Hooch nun den Schulleiter, der nach kurzem zögern nickte.

„In Ordnung. Viel Glück Ihnen allen. Und lassen Sie die Türe und die Fenster im Pokalzimmer offen, dann kann ich Sie sehen und Ihnen das Signal zum Angriff geben."

Albus sah ihnen noch hinterher und blickte dann zum Rest.

„Hagrid, Sie werden die Türe übernehmen, wenn ich das Signal gebe", bestimmte er und sah dann zu Minerva.

„Fühlst du dich gut genug?", fragte er sie besorgt, doch sie nickte sehr entschlossen und zog ihren Zauberstab.

„Dumbledore? Die zwei Minuten sind um. Entweder Potter ist jetzt hier, oder ich werde anfangen die Anzahl Ihrer Schüler zu dezimieren", rief der Todesser wieder durch die Türe.

Albus ging erneut auf die Türe zu.

„Wie haben Sie sich den Austausch vorgestellt? Schicken Sie die Schüler heraus und dann schicke ich Ihnen Harry?", bluffte Dumbledore jetzt.

„Nein, Professor! Wir machen es nach meinen Regeln. Sie schickten Potter herein und dann werde ich Ihre Schüler gehen lassen!", kam es aus dem Zimmer.

„Und wer garantiert mir, dass Sie die Schüler auch gehen lassen?", fragte Albus, um noch etwas Zeit zu gewinnen, so dass die anderen die Besen holen und hinaus fliegen konnten.

„Tja Professor, da müssen Sie sich schon auf unser Wort verlassen, es wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben", lachte er jetzt sarkastisch auf.

„Gut, machen wir es so. Ich muss mich wohl fügen", antwortete Albus noch, bevor er dann zurück ging und zwar soweit, dass er in das Pokalzimmer sehen konnte. Die drei befanden sich schon auf den Besen im Schatten des Schlosses und warteten nur mehr auf das Zeichen des Schulleiters, das dann auch prompt kam. Er richtete seinen Zauberstab in Richtung des Fensters und kleine grüne Funken sprühten daraus hervor, die den dreien das Zeichen zum Angriff zeigten.

Exakt in dem Moment, als sie das Splittern der Fenster hörten, rammte Hagrid, mit seiner Schulter die Türe auf, die mit einem lauten Krachen nach innen aufflog und er selbst mit einem lauten Schrei in das Zimmer stolperte.

Albus, Minerva und Professor Sinistra folgten ihm sofort in das Klassenzimmer.

„Bleibt unten!", rief Albus den Schülern entgegen.

Als sie in den Raum stürmten, sahen sie, dass die Schüler alle auf dem Boden saßen und als die Scheiben zu Bruch gegangen waren, die Köpfe eingezogen hatten.

Kingsley und Tonks hatten zwei von den Todessern schon von draußen ausgeschaltet und flogen in dem Moment durch die kaputten Fenster in den Raum, als Albus ebenfalls einen Todesser mit einem Schlenker seines Zauberstabes schlafen schickte.

Mit einem wütenden Aufschrei, lief Professor Sinistra in den Raum und lähmte einen der Todesser, noch ehe der überhaupt begriffen hatte, was los war. Doch dann traf sie ein roter Lichtstrahl und sie stürzte mit einem lauten Stöhnen geschockt zu Boden.

Minerva richtete ihren Zauberstab auf den Mann, der hinten bei den Schülern stand.

„STUPOR", rief sie laut, doch der Mann, der einen schwarzen Umhang und eine Maske trug, war schneller und warf sich zur Seite, so dass der Fluch hinter ihm gegen die Wand krachte und wirkungslos verpuffte. Sie hatte keine Chance mehr, ihm noch einen neuen Fluch hinterher zu jagen, da sie selber in Deckung gehen musste, vor dem gleichen Mann, der soeben Professor Sinistra ausgeschaltete hatte. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, wie mehrere der älteren Schüler aufgesprungen waren, ihre Zauberstäbe gezogen hatten und kurzerhand diesen und einen weiteren Todesser lähmten und sie beide fesselten. Immer wieder zuckten Lichtblitze über die Köpfe der Schüler hinweg. Einige Jüngere von ihnen drängten sich in der Ecke des Klassenzimmers zusammen und klammerten sich geduckt und ängstlich aneinander fest.

Madam Hooch war in das Zimmer geflogen und hatte sich noch im Flug vom Besen auf eine Todesserin geworfen. Mit voller Kraft hatte sie ausgeholt und ihr mit der Faust ins Gesicht geschlagen, diese stürzte nach hinten auf den Boden und verlor dabei ihre Maske. Madam Hooch zog ihren Zauberstab und lähmte diese sofort ohne zu zögern. Die Schüler warfen sich dann auf die Todesserin, die zwischen ihnen auf dem Boden gestürzt war und fesselten sie mehrfach.

Doch bei dieser Aktion wurden zwei von den Sechstklässlern von Flüchen getroffen und sanken verletzt auf den Boden. Entsetztenschreie waren zu hören, doch gingen sie in den Angstschreien und Aufstöhnen anderer Schüler unter.

Hagrid, schnappte sich gleich zwei von diesen Todessern am Kragen und schlug die beiden kurzerhand mit den Köpfen zusammen. Einer von ihnen sank ohnmächtig zu Boden, während der andere nur kurz seinen Kopf schüttelte, wobei ihm dabei die Maske verrutschte und er dann seinen Zauberstab auf Hagrid richtete.

„Macnair!", fauchte Hagrid, als er diesen erkannte und bekam auch schon einen Fluch von dem Henker ab. Doch der Wildhüter bäumte sich nur auf und knurrte wütend, stieß den Mann von sich und deutete drohend mit seinen Schirm auf ihn. Macnair richtete erneut seinen Zauberstab gegen Hagrid. Er lachte kurz auf, da er glaubte, Hagrid wolle mit einem einfachen Schirm auf ihn losgehen.

„Avada ...", begann er, doch Albus war schneller und schaltete den Mann aus, bevor er seinen Fluch zu Ende sprechen konnte. Er krachte ebenfalls ohne Bewusstsein zu Boden und wieder waren es Schüler, die sich auf ihn stürzten und halfen ihn zu fesseln.

Tonks wurde plötzlich von einem Fluch an der Schulter getroffen und stürzte mit einem Aufschrei rückwärts zu Boden. Man konnte sehen, dass ihre Bluse aufgerissen war und Blut aus einer Schnittwunde drang.

Kingsley, der das mitbekommen hatte, richtete nun seinen Zauberstab gegen diesen Kerl, doch sein Fluch ging daneben und dann musste er ebenfalls in Deckung gehen um nicht getroffen zu werden. Die drei letzten Todesser kämpften verbissen und jagten ihnen einen Fluch nach dem anderen entgegen. Immer wieder zuckten Lichtblitze knapp an den Ordensmitgliedern vorbei.

„Tötet sie. Seid nicht so zimperlich", rief einer der Todesser nun und richtete seinen Zauberstab auf Tonks, die stöhnend am Boden lag und entsetzt zu dem Mann aufsah.

Aber Madam Hooch hatte nicht gezögert, ihren Besen genommen und auf den Todesser eingeschlagen, dem fiel dabei der Zauberstab aus der Hand und er krümmte sich vor Schmerzen. Doch Madam Hooch reichte das noch nicht, sie hieb erneut auf den Mann ein, der dann zu Boden stürzte während der Besen auf seinem Rücken entzwei brach.

„Danke", stöhnte Tonks ihr entgegen, als diese sich zu ihr beugte, um nach ihr zu sehen.

Da bemerkte Albus, dass einer der Todesser seinen Zauberstab auf einen Zweitklässler gerichtet hatte. Kurzerhand stellte er sich zwischen den Mann und den Schüler, und so traf der Fluch nicht den Schüler, sondern ihn.

„CRUCIO", brüllte er noch und erwischte Albus mitten in der Brust, der kurz aufstöhnte und dann vor den Augen aller auf die Knie fiel. Minerva zuckte zusammen, verengte ihre Augen, als sie das sah und entwaffnete den Mann kurzerhand, der dann anschließend von Hagrid mit aller Wucht gegen die Wand geschleudert wurde.

„Du wagst es!", schrie dieser nun aufgebracht, „Du wagst es, unseren Schulleiter anzugreifen", rief er laut und setzte noch einmal nach.

„Hagrid, nein", stöhnte Albus auf und versuchte sich aufzurichten. Hagrid, der den Kerl am Hals gepackt hatte und ihn gegen die Wand drückte, sah kurz zu Dumbledore während sein Gesicht wutverzerrt war.

„Töte ihn nicht, Hagrid!", sagte Albus und streckte flehend seine Hand aus.

Hagrid zögerte noch einen Moment, doch dann ließ er den Mann los, der nach Luft schnappend an der Wand entlang auf den Boden rutschte. Minerva richtete sogleich ihren Zauberstab auf ihn:

„INCARCERUS", reif sie und aus dem Zauberstab schossen Seile, die den Mann fesselten. Wie ein verschnürtes Paket lag er nun zu ihren Füßen und konnte sich nicht mehr bewegen. Hagrid ging auf den Schulleiter zu und half ihm beim Aufstehen.

Der letzte Todesser, der nun erkannte, dass er keine Chance mehr gegen die Übermacht hatte, wollte fluchtartig das Klassenzimmer verlassen. Doch Kingsley hatte das bemerkt und hielt ihn auf.

„LOCOMOTOR MORTIS!", rief er, woraufhin dessen Beine zusammenklappten, er mitten im Lauf nach vorn kippte und hart auf den Boden aufschlug.

Doch noch im Fallen, hatte sich der Todesser gedreht und einen Zauberstab auf Kingsley gerichtet. Er schaffte es auch noch, einen Fluch auf ihn loszuschicken, bevor Minerva ihn schocken konnte.

Kingsley brach mit weit aufgerissenen Augen zusammen und stürzte auf den Boden.

Tonks raffte sich auf und stolperte zu ihm hinüber. Dabei presste sie eine Hand auf ihre Schulter, die immer noch stark blutete. Als sie ihn erreicht hatte, überprüfte sie seinen Puls und atmete erleichtert aus.

„Er lebt", sagte sie, als sie hoch und in die Gesichter der anderen sah.

Albus blickte sich um, und sah zusammen mit Minerva nach den verletzen Schülern. Doch Gott sei Dank stellten sie fest, dass es keine Toten gab.

Albus weckte die geschockte Professor Sinistra auf, die sehr schnell wieder zu sich kam und außer ein paar blauen Flecken vom Sturz, keine weiteren Verletzungen hatte.

„Wir sollten die Verletzten in den Krankenflügel bringen", sagte Albus und beschwörte ein paar Baren herauf. Er wirkte in dem Moment sehr zerbrechlich und man konnte meinen, dass er sich mühen musste, richtig Atem zu bekommen.

„Aber du auch, Albus. Du solltest dich auch untersuchen lassen. Ein Cruciatus Fluch ist keine Kleinigkeit und schon gar nicht in deinem Alter", sagte Minerva mit einem strengen Blick.

„Es geht schon. Ich werde zu Poppy gehen, wenn das alles vorbei ist", antwortete er ihr sehr entschlossen, so dass sie sich nicht mehr traute, noch etwas zu sagen. Vor allem weil sie auch wusste, dass es keinen Sinn hatte.

„Madam Hooch, würden Sie und Professor Sinistra bitte bei Professor McGonagall und den Schülern bleiben. Ich denke, es wäre zu gefährlich, wenn wir die Schüler nach oben in ihren Gemeinschaftsraum schicken würden", bat er die beiden, welche sich sofort bereit erklärten. Dann sah er wieder zu Minerva.

„Kann ich dich mit den Schülern und den beiden Kolleginnen alleine lassen?", fragte er und legte seine Arme auf ihre Schulter.

„Ja, ja ich denke wir werden zurecht kommen", erklärte Minerva und sah kurz zu den Schülern.

„Gut, ich muss gleich zu Harry", sagte er sehr leise, so dass nur sie es hören konnte.

„Natürlich, Albus. Wir schaffen das schon", antwortete sie ihm ebenso leise.

„Da bin ich mir sicher", nickte er und sah zu seinen Kolleginnen.

„Albus, viel Glück", flüsterte sie ihm noch einmal hinterher. Er erwiderte ihren Blick ohne drauf etwas zusagen. Das musste er auch nicht, denn sein Blick sprach Bände und beruhigte sie keineswegs. Dann packten sie die Verletzten auf die Baren, Hagrid half ihnen dabei. Tonks bestand drauf selber zu laufen und half den anderen dann, die Verletzten auf den Baren in den Krankenflügel zu bringen.

Sie konnten noch hören, wie Minerva ein paar Freiwillige von den Schülern auswählte, die ihr halfen, die gefesselten Todesser in eine kleine Abstellkammer, die an ihr Klassenzimmer grenzte, zu verfrachten, bevor sie die Türe des Klassenzimmers wieder reparierte und diesmal zum Schutz zusätzlich magisch verschloss.