Die letzte Prüfung
Es ging alles sehr schnell, nach der letzten Wehe hatte es keine zehn Minuten gedauert, als Molly Sisilia ein kleines schreiendes Wesen in den Arm legen konnte.
Überglücklich betrachtete sie das Gesicht des Babys und strich mit einem Finger über seine Wange. Molly riss noch eine der Decken entzwei und wickelte es um das frierende Kind, welches, als es in Sisilias Arm lag, aufhörte zu schreien und sie mit großen Augen ansah.
Molly hatte Freudentränen in den Augen, als Sisilia zu ihr hochsah.
„Die Haare und die Augen der Mutter, würde ich sagen. Der kleine Mann kommt ganz nach dir, Sisilia", erklärte Molly und setzte sich ebenfalls glücklich neben sie.
„Er ist so ... winzig. Bilde ich mir das nur ein, oder ist er etwas kleiner, als andere Babys? Oh mein Gott, sieh dir nur die winzigen Finger an", Sisilia strahlte ihn an und sah dann zu Molly hoch.
„Ich wünschte Severus könnte ihn sehen", in dem Moment, als sie das sagte, wurde ihr Blick traurig und sie bekam wieder Angst. Angst, dass er seinen Sohn vielleicht nie sehen würde.
Tränen rannen über ihre Wange, obwohl sie es nicht wollte, doch sie konnte es nicht verhindern. Dann nahm sie ihr Kind und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn und plötzlich fühlte sie sich leichter und ein Lächeln überflog ihr Gesicht. Sie sah ihm in die Augen und glaubte, er würde sie anstrahlen, obwohl sie wusste, dass das noch gar nicht sein konnte. Doch es war ein so beruhigendes Gefühl...
Sisilia hob den Kopf, weil sie etwas zu Molly sagen wollte, als sie erneut einen starken Schmerz in ihrem Unterleib spürte und aufstöhnte. Molly sah erschrocken auf Sisilia, die sie ebenfalls erschrocken anstarrte.
„Was ist los?", fragte Molly sie und musterte sie genau.
„Ich weiß nicht ...", Sisilia krümmte sich erneut und stöhnte auf. Molly reagierte sofort. Sie legte den Kleinen neben Sisilia in eine mit Decken ausgeschlagene Kuhle, wo ihm nichts passieren konnte und wendete sich dann wieder zu ihr.
Sie tastete ihren Bauch ab und sah Sisilia dann erstaunt an. Diese konnte den Blick von Molly nicht so recht deuten und schaute ängstlich zurück.
„Molly, was ist los? Bitte sag es mir!"
„Sag mal, Sisilia, wann warst du das letzte Mal bei einem Heiler?", wollte Molly nun wissen.
Die Schmerzen hatten wieder nachgelassen und Sisilia versuchte sich etwas aufzusetzen, als sie Molly antwortete.
„Als er mir sagte, dass ich ein Kind erwarte, aber wieso, was ist denn?", fragte sie ängstlich und irritiert. Und noch verdutzter sah sie Molly an, als diese nun lächelte.
„Ganz einfach meine Liebe. Ich hoffe ihr habt Platz für ein zweites Bettchen", grinste sie nun.
Sisilia die noch immer nicht recht begriffen hatte, starrte sie weiterhin an, doch als sie erneut diese Schmerzen spürte, wurde ihr schlagartig klar, was Molly meinte.
„Oh, mein Gott, zwei?", presste sie nun unter Stöhnen hervor.
Es dauerte keine weiteren fünf Minuten, als Molly ihr, über beide Ohren grinsend das zweite Kind, welches sie ebenfalls in eine Decke gewickelt hatte in den Arm legte. Dann holte sie den Jungen, den sie in ihren Armen hielt dazu und Sisilia sah nun von einem zum anderen. Dann lachte sie los, Lachtränen rannen über ihre Wange und sie gab auch ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn.
„Severus und ich, haben uns die ganze Zeit darüber gestritten, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird", sie wischte sich die Lachtränen aus dem Gesicht, „und jetzt haben wir beides."
„Ist sie nicht wunderschön?", sie sah Molly strahlend an.
„Sie hat nicht mal geweint, ganz der Vater, nur keine Schwäche zeigen. Hast du schon mal ein Baby gesehen, dass schon von Anfang an schwarze Augen hatte?", fragte Sisilia, die ihr Glück einfach nicht fassen konnte.
„Nein, hab ich nicht. Meine hatten alle blaue Augen, und das fast das ganze erste Jahr lang", erklärte Molly, die nun ebenfalls mit Sisilia strahlte.
„Herzlichen Glückwunsch", sagte Molly zu ihr, während sie den kleinen Jungen in den Armen hielt und ihn sanft schaukelte.
Sisilia sah immer wieder von einem zum anderen.
„Oh mein Gott, das bedeutet ja gar keine Pause mehr. Wenn der eine fertig ist, will die andere was und umgekehrt", stöhnt sie auf, als ihr das bewusst wurde.
„Sie können einen ganz schön auf Trab halten. Aber bedenke ich hab auch Zwillinge und ich hatte schon drei Kinder zu der Zeit. Und Fred und George waren nicht einfach, das kannst du mir glauben. Aber ich hab es auch geschafft und du wirst das auch hinbekommen", erklärte sie ihr lächelnd.
„Sicher werden wir das, ganz sicher", sicher gab Sisilia zurück, die aber in dem Moment wieder mit den Gedanken woanders war. Sie ergriff ihr Amulett und schloss für einen kurzen Augenblick die Augen. Noch immer konnte sie die Wärme spüren, die ihr zeigte, dass Severus noch am Leben war und das beruhigte sie etwas. Wenn auch die Angst, ihn noch zu verlieren blieb.
Plötzlich hörten sie leises Hufgetrappel auf sie zukommen. Beide Frauen wandten ihre Köpfe, Molly griff reflexartig nach ihrem Zauberstab, den sie im Umhang stecken hatte.
Da erkannte Sisilia, was da aus dem Wald auf sie zukam.
Es war ein Einhorn und nicht nur irgendein Einhorn, nein. Es war Lisa!
Sisilia sah ihr entgegen. Sie war groß geworden und ihr ehemals ganz goldenes Fell begann schon silbern zu glänzen. Auf ihrem Kopf war inzwischen ein goldenes Horn gewachsen, das in dem schummrigen Licht, welches hier herrschte, wunderschön leuchtete.
Sisilia legte die Hand auf Mollys Zauberstab und schob diesen Weg.
„Keine Angst, sie ist meine Freundin", sagte Sisilia leise, um
das Tier nicht zu erschrecken.
Lisa kam langsam auf die beiden zu
und musterte sie, dann senkte sie den Kopf und begann die Kinder zu
beäugen. Dann sah sie wieder zu Sisilia, die jetzt vorsichtig
mit der Hand über die Stirn bis zu den Nüstern strich.
„Darf ich dir meine Kinder vorstellen, Lisa?", sagte Sisilia leise zu ihr und das Einhorn beschnupperte erneut die beiden, sah kurz zu Molly und wieder zu ihr.
Nach kurzer Zeit warf sie den Kopf zurück schüttelte ihn kurz und schnaubte zufrieden.
Dann trabte sie zu dem Wasserfall, wo sie zu trinken begann.
Als er endlich wieder Boden unter den Füßen hatte, erschrak er fürchterlich, als er das niedergebrannt Haus von Hagrid sah. Er wurde noch bleicher, als er es ohnehin schon war. Panisch sah er sich nach Sisilia oder irgendeiner Spur von ihr und Molly um. Dass es bereits zu dämmern begann, bemerkte er in dem Moment gar nicht. Mit Mühe zwang er sich nun zur Ruhe.
Dass das Haus nicht mehr stand, musste nicht unbedingt bedeuten, dass ihr etwas passiert war, sagte er zu sich selber und spielte nervös an dem Ring, den er am kleinen Finger trug, als es ihm wie Schuppen von den Augen fiel.
Der Ring!
Für einen Moment schloss er die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Zuerst wollte es nicht so recht funktionieren, doch dann spürte er eine starke Wärme, die von dem Ring ausging.
Sie lebte! Er war sich sicher, dass er sich nicht täuschte. Sisilia war am Leben und er glaubt auch zu wissen, dass es ihr gut ging. Er musste sie nur noch finden. Einem Instinkt folgend ging er auf den Verbotenen Wald zu, zwar hatte er keine Erklärung dafür, warum er dorthin ging, aber inzwischen hatte er es aufgegeben immer nach einer logischen Erklärung für alles zu suchen.
Unterwegs sah er die Kadaver vieler riesiger Spinnen, die meisten waren mit Pfeilen getötet worden. Entsetzt blicke er auch auf einige toten Zentauren die zwischen den achtbeinigen Monstern lagen. Was mochte sich nur hier abgespielt haben? Langsam ging er am Schlachtfeld vorbei, weiter auf die Bäume zu.
Kaum hatte er den Wald betreten, wurde ihm klar wohin er ging. Er war auf dem Weg zu der Lichtung, auf der sie die Einhörner besucht hatten. Seine Schritte wurden immer schneller, bis er schließlich zu rennen begann. Dass seine Schulter schmerzte beachtete er nicht, er hatte nur noch den einen Gedanken: Sisilia in seine Arm zu schließen und ihr vom Sieg Harrys über Voldemort zu erzählen. Schnell lief er durch den versteckten, schmalen Felsspalt zur Lichtung, als er plötzlich, nachdem er auf diese treten wollte, von einem Einhorn, welches sich vor ihm aufbäumte, aufgehalten wurde.
Sisilia lag auf dem Lager, das Molly ihr gezaubert hatte. Sie war müde, erschöpft und trotzdem überglücklich. Aber dennoch machte sie sich große Sorgen um das, was im Schloss vor sich ging. Immer wieder blickte sie zu dem provisorische Bettchen, auf denen die beiden Kleinen lagen. Sie konnte ihre Augen einfach nicht von ihnen nehmen. Und doch zitterte sie unmerklich, denn sie hatte schreckliche Angst. Molly sah das verzweifelte Gesicht von Sisilia und setzt sich neben sie. Beruhigend legte sie einen Arm auf ihre Schulter und sah nun ebenfalls zu den Babys.
„Ich weiß, wie du dich fühlst, Sisilia", sagte sie und nahm ihre Hand.
„Ich habe da drüben im Schloss auch einen Mann und fast alle meine Kinder", erklärte sie leise und Sisilia merkte, dass auch ihre Hand zitterte. Sie wendete den Blick zu ihr und sah sie an. Nun konnte sie sehen, dass auch in ihren Augen Tränen standen. Daraufhin konnte Sisilia nicht anders und nahm Molly in den Arm. Wie zwei Leidensgefährtinnen hielten sie sich fest und auch Sisilia rannen stumme Tränen die Wange hinunter. Doch dann ließ Molly sie los und wischte sich energisch mit einem Ärmel über ihre verweinten Augen.
„Es hat keinen Sinn und es hilft ihnen auch nicht weiter, wenn wir hier sitzen und heulen", sagte sie dann, erhob sich und sah Sisilia an.
„Ich werde etwas Wasser holen. Willst du auch etwas?"
„Ja, bitte Molly, ich habe schrecklichen Durst", antwortete Sisilia.
„Warum sagst du denn nichts?", fragte sie fast entrüstet und schüttelte den Kopf. Dann ging sie zu der kleinen Quelle, neben der auch das Einhorn immer noch stand und graste. Molly ging ganz langsam zu der Quelle und betrachtete es ehrfurchtsvoll. Sie begann sich die Hände zu waschen und pflückte dann wieder einen Blütenkelch, die dort zu Hunderten wuchsen und lies dann das Wasser von dem Wasserfall hineinlaufen.
In dem Moment zuckte das Einhorn zurück, es spitzte die Ohren und sprang dann davon zu dem Durchgang, durch den sie hier hereingekommen waren.
Lisa stellte sich auf die Hinterläufe und schnaubte wütend. Das Einhorn tänzelte immer wieder auf den Hinterbeinen und schien irgendetwas oder irgendjemanden abzuwehren. Erschrocken setzte sich Sisilia auf und versuchte etwas zu erkennen.
Dann erblickte sie eine große dunkle Gestalt und erschrak, doch im nächsten Moment sah sie dann zu ihrer großen Erleichterung, dass es Severus war, der sie gefunden hatte.
„Lisa! Lass ihn bitte, das ist Severus, du kennst ihn doch!" rief sie dem Einhorn zu, welches sich sofort wieder auf alle vier Beine stellte, Severus kurz musterte und dann mit einem kurzen Schnauben zur Seite ging.
Severus ging sehr vorsichtig in einem großen Bogen an dem Einhorn vorbei und sah dann zu Sisilia, die ihn anlächelte und eine Hand nach ihm ausstreckte.
„Sil, ich bin so froh. Ich sah Hagrids Hütte. Sie ist niedergebrannt und ich dachte ...", begann er fast gleichzeitig mit Sisilia zu sprechen, verstummte dann aber und sah sie erleichtert und überglücklich an.
„Gott sei Dank, dir geht es gut", rief sie ihm entgegen, dann wendete sie ihren Kopf kurz und blickte zu den Kindern.
„Und deinen Kindern geht es auch gut", sagte sie dann und sah ihn wieder an. Er schaute sie etwas verwirrt an und sie musste darauf hin lachen.
„Ja, es sind Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen. Wie Lisa und Arthur", sie warf einen Blick auf das Einhorn.
„Ich habe es selber nicht gewusst", erklärte sie ihm, als sie sein überraschtes und ungläubiges Gesicht sah.
Doch in dem Moment begann das Einhorn wieder, sich vor dem Durchgang aufzubäumen, es schlug wild mit seinen Hufen um sich und wieherte laut.
Severus fuhr herum, griff in seinen Umhang und zog seinen Zauberstab hervor, doch er konnte niemanden sehen, auch nicht, als er etwas zur Seite ging.
Dann sprang das Einhorn mit einem gewaltigen Satz davon und rannte, wie von einer Tarantel gestochen, ihn den Wald hinein.
Severus sah ihm verwundert hinterher. Nur Sisilia hatte immer noch ihre Augen auf den Durchgang gerichtet und dann sah sie den Grund, warum Lisa so aufgebracht davon gerannt war.
Eine gut vier Meter lange Schlange kroch über den Boden auf Severus zu. Sie musste ihm gefolgt sein.
„Oh Gott, nein" stöhnte Sisilia auf und deutete nach vorn ins Gras. Severus folgte ihrem Fingerzeig und erkannte nun ebenfalls die Schlage, die sich in schnellem Tempo auf ihn zuschlängelte. Sie hatte ihn schon fast erreicht, als er seinen Zauberstab auf sie richtete.
„Vipera Infla ...", doch noch bevor er den Zauberspruch zu Ende sprechen konnte, hatte ihn die Schlange erreicht und ihm mit einem gewaltigen Hieb ihres diamantbesetzten Schwanzes sehr heftig gegen den Arm geschlagen. Es war ein leises Knacken zu hören und sein Zauberstab flog im hohen Bogen davon und landete irgendwo in einem Gebüsch. Die Schlange richtete sich sofort vor ihm auf und zischte ihn wütend mit geöffnetem Maul an, so dass man ihre langen spitzen Zähne sehen konnte. Severus hielt sich sein Handgelenk, welches die Schlange ihm mit ihrem Hieb gebrochen hatte und wich langsam, schreckensbleich vor ihr zurück.
Doch zu seinem Erstaunen, griff sie nicht ihn an, sondern kroch an ihm vorbei und glitt direkt auf die Kinder zu, welche in ihrem provisorischen Bettchen lagen und schliefen.
Als Severus erkannte, was das Tier vor hatte, rannte er ohne weiter zu überlegen, hinter ihr her. Er stellte sich zwischen sie und die Kinder, was dieser natürlich absolut nicht gefiel. Sie richtete sich erneut auf und zischte Severus nun wütend an. Er blickte in das hässliche dreieckige Gesicht des Tieres, dessen teuflischen Augen ihn anfunkelten.
„Was willst du noch, dein Herr ist tot, verschwinde", sagte er und deutete aus dem Wald hinaus. Severus wusste, dass er ohne Zauberstab keine Chance gegen die Schlange haben würde, doch er hatte nicht vor, sie kampflos vorbei lassen. In diesem Augenblick wünschte er sich das erste Mal, er könnte Parsel sprechen.
Sisilia sah das und rappelte sich auf. Leicht schwankend, immer noch erschöpft und geschwächt von der Geburt, kam sie auf die Beine, ging auf Severus und die Schlange zu. Ihr Herz schlug heftig, ganz oben in ihrem Hals.
Das war genau die Situation aus ihrer Vision, sie hatte verdammte Angst, dass dies nun alles wirklich passieren würde. Diese Angst trieb sie voran und sie erreichte gerade in dem Moment die beiden, als die Schlange, die sich vor Severus aufgerichtet hatte, den Kopf zurück nahm, um daraufhin sofort zuzustoßen. Mit vollem Schwung warf sich Sisilia gegen Severus und stieß ihn zur Seite. Da er sie auch erst in dem Moment bemerkt hatte, wurde er von ihrer Aktion vollkommen überrascht. Er stürzte zur Seite und die Schlange verfehlte beide knapp. Doch während Severus es gerade noch schaffte, sich auf den Beinen zu halten, stürzte Sisilia auf den feuchten Waldboden und landete keinen Meter von der Schlange entfernt. Sie blickte nun direkt in das riesige Maul des Tieres und konnte die scharfen und spitzigen Zähne aus aller Nähe betrachten.
Nagini zischte jetzt erneut wütend, kroch blitzschnell auf Sisilia zu und hieb mit einer großen Wucht nach ihr.
Sisilia schaffte es nicht mehr wegzukommen, sie konnte sich nur noch etwas zur Seite drehen und so erwischte die Schlange nicht ihren Hals, auf den sie gezielt hatte, sondern die Stelle zwischen Nacken und Schulter. Sie schlug ihr die langen Zähne bis zum Anschlag in ihren Körper und Sisilia schrie vor Schmerzen laut auf, als die langen spitzen Zähne wie Dolche ihre Schulterknochen durchbohrten. Sofort riss Nagini den Kopf wieder zurück und holte erneut aus, um wieder zuzubeißen.
Aus den Augenwinkeln konnte Severus sehen, dass die Spitze einer der beiden scharfen Fangzähne, der Schlange abgebrochen war, sie musste noch in Sisilias Schulter stecken.
Blitzschnell hatte Severus nach einem dicken Ast vom Boden gegriffen, den er nun in seiner linken Hand hielt und bereit war, damit auf die Schlange loszugehen. Doch noch bevor er genug Zeit gehabt hatte auszuholen, vernahm er Hufgetrappel hinter sich und dann sprang schon ein Einhorn über Sisilia hinweg. Es trat noch im Sprung mit seinem Vorderhuf gegen die aufgerichtete Schlange, die darauf hin gute vier Meter durch die Luft gewirbelt wurde und ein Stück entfernt von Severus und Sisilia im hohen Gras landete.
Das Einhorn folgte sofort dem Tier und begann, mit seinen Hufen nach ihr zu schlagen. Es stellte sich dabei sehr geschickt an und konnte jedes Mal ausweichen, wenn sie versuchte, ihre Zähne in seinen Beinen zu versenken.
Severus ließ den Ast fallen und kniete neben Sisilia auf den Boden.
„Sil? Oh mein Gott, was hast du getan?" seine Stimme versagte und seine Worte waren nur mehr ein Krächzen.
„Ich konnte doch nicht zulassen, dass sie dich tötet", presste Sisilia unter Schmerzen hervor.
Molly erreichte die beiden in dem Augenblick und sah entsetzt von Sisilia zu Severus. Sie konnte Panik in seinen Augen lesen.
„Bringen wir sie zum Lager", sagte sie.
Zusammen stützten sie Sisilia und brachten sie die paar Meter zurück zu den Kindern und weg von der Schlange und dem kämpfenden Einhorn.
Sisilia hatte einen Arm um Severus Nacken geschlungen und versuchte selber hinüber zu gehen, was ihr aber sehr schwer fiel, denn sie hatte sehr große Schmerzen in der Schulter. Sie lies sich vorsichtig darauf sinken und stöhnte laut auf, als ihr Schulterblatt das Bett berührte.
„Es ist die gleiche Schlange wie damals bei Arthur, nicht wahr?" Molly sah Severus fragend an und warf dann einen kurzen Blick zum Einhorn, das immer noch mit der Schlange beschäftigt war. Immer wieder hörten sie ein wildes Schnauben und Wiehern und dann zwischen drin das Zischen von Nagini.
Severus nickte und sah dann wieder zu Sisilia. Er nahm eines von den Tüchern, die neben dem Bett lagen und presste es auf Sisilias Wunde, die stark blutete.
„Wir müssen sie sofort ins St. Mungos bringen, Severus. Dort können sie ihr helfen", sagte Molly bestimmt, zog ihren Zauberstab und drehte sich um, um eine Bare herauf zu beschwören, doch Severus hielt sie am Arm fest.
„Molly, es ist zwar die gleiche Schlange, nur ist die Situation anders. Damals wurde Nagini regelmäßig gemolken und sie hatte kaum Gift in sich. Nur deshalb konnte Arthur überleben. Doch diesmal ... Sie wurde schon seit Wochen nicht mehr gemolken, Sil hat eine volle Dosis von dem Gift abbekommen, sie würde es nicht mal bis ins St. Mungos schaffen", sagte er leise aber eindringlich und seine Stimme klang so verdammt hoffnungslos.
„Nein!", stöhnte Molly leise auf und presste sich die Hand vor den Mund.
Severus sah zu Sisilia und strich ihr mit seiner Hand über das Gesicht.
„Liebste, wie konntest du das nur tun?"
Sisilia hob ihre Hand und legte sie gegen seine Wange. Sie hatte erstaunlicher Weise überhaupt keine Angst, obwohl sie die Worte von Severus gehört hatte und ihr klar war, dass sie bald sterben musste.
Langsam begann das lähmende Gift der Schlange zu wirken und sie fühlte inzwischen kaum noch Schmerzen. Sie versuchte ein Lächeln.
„Es ist nicht so schlimm, ich spüre fast gar nichts mehr", antwortete sie ihm.
Severus schüttelte den Kopf. Er wusste, es würde nicht mehr lange dauern. Das Gift lähmte die Nerven langsam, aber unaufhörlich.
„Sil, ich will dich nicht verlieren", hauchte er und in seinem Blick stand die pure Verzweiflung.
„Wir brauchen dich", er warf einen kurzen Blick zu seinen Kindern, die ahnungslos aneinander gekuschelt da lagen und schliefen, „ Ich brauche dich", sagte er und senkte seinen Kopf, er presste seine Wange gegen ihr Gesicht und sie strich ihm durch sein Haar.
„Severus", sie nahm seinen Kopf in ihre Hände, so dass er sie ansehen musste.
„Ich werde immer bei dir sein", sie sah ihn eindringlich an und legte dann ihre Hand auf seine Brust über seinem Herzen.
„Hier drin, werde ich immer bei dir sein. Und in ihnen...", sieht zu den Kindern, „in ihnen werde ich weiterleben. Ich weiß, dass du ein guter Vater sein wirst, du wirst dich sehr gut um sie kümmern. Aber verwöhne sie nicht zu sehr, hörst du? Sie brauchen eine feste Hand", sie merkte, wie es ihr langsam immer schwerer fiel, zu sprechen.
Da hörten sie, wie das Einhorn erneut wütend aufschnaubte und wild mit seinen Hufen schlug. Sie wendeten unwillkürlich den Kopf, auch wenn es ihr verdammt schwer fiel und konnten gerade noch sehen wie das Einhorn mit gesenktem Kopf auf die Schlange zurannte und sie mit seinem Horn gegen einen Felsen presste und aufspießte. Die Schlange bäumte sich noch kurz auf und sackte dann tot in sich zusammen. Das Einhorn warf angewidert das tote Tier, das noch auf seinem Horn hing weg in ein Gebüsch und schnaubte dann zufrieden auf.
Sisilia, sah Severus wieder an, der auch in dem Moment seinen Kopf wieder zu ihr drehte.
„Hagrid hat den richtigen Namen für ihn ausgesucht, er ist ein wirklicher Held unser kleiner King Arthur", sagte sie leise und lächelte dann. Severus nickte nur kurz, denn er brachte keinen Ton heraus und er musste schwer schlucken.
Molly seufzte auf und wischte sich mit einem Tuch die Tränen aus dem Gesicht. Sie stand nur da und konnte nichts sagen oder tun. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so hilflos gefühlt.
Severus, der über Sisilia gebeugt da kniete, spürte wie ihr Körper leicht zu zittern begann und es gab ihm einen Stich ins Herz.
Er, der es normalerweise schaffte die schwierigsten Gifte und Gegengifte herzustellen war hilflos, er konnte seiner eigenen Frau nicht helfen und musste mit ansehen, wie sie in seinen Armen starb. Er spürte wie sich Tränen den Weg aus seinen Augen bahnten.
„Severus?" ihre Stimme wurde immer schwächer.
„Ich möchte, dass du das Mädchen Sevina nennst, denn Sie hat die gleichen Augen wie du", hauchte sie und sah ihn bittend an.
„Sicher, wenn du das möchtest", antwortete er eben so leise und sie konnte sehen, dass seine Augen glänzten.
„Ich liebe dich, Severus, vergiss das nie. Ich liebe...dich", brachte sie gerade noch hervor.
„Ich liebe dich, Sil", hauchte er ihr ins Ohr und presste sich ihr entgegen. Seine Wange hatte er wieder an die ihre gelegt und er spürte ihren flachen und stoßweise gehenden Atem an seinem Ohr.
Sisilia hatte das Bewusstsein verloren, ihr Körper zitterte stark unter ihm und ihre Haut begann zu schwitzen.
„Nein!" stöhnte er an ihren Hals. „Nein bitte, das ist nicht fair. Ich schaffe das nicht alleine. Sil, ich brauche dich, du darfst mich nicht verlassen. Hörst du. Harry hat Voldemort besiegt, er ist vernichtet, du kannst mich doch nicht verlassen. Nicht jetzt, wo seine Herrschaft endlich ein Ende hat, jetzt wo wir endlich frei und glücklich leben können", verzweifelt kamen diese Worte aus seinem Mund. Er konnte sich nicht mehr zurück halten, Tränen rannen über sein Gesicht und sein Körper begann zu beben. Die ganze Anspannung der letzten Nacht, die Kämpfe, die Trauer um Sisilia entluden sich nun auf einmal. Es war zu viel für ihn.
Molly kniete neben den beiden, sie hatte ihr Gesicht in ihren Händen vergraben. Sie spürte, wie diese schreckliche Verzweiflung auch in ihr hoch kroch. Sie hatte zu dem auch noch Angst, dass sie womöglich einen Teil ihrer Familie nicht mehr wieder sehen würde. Sie hätte Severus so gerne nach ihnen gefragt, doch sie traute sich nicht, ihn in diesem Moment anzusprechen. So kniete sie einfach nur stumm neben ihnen.
Er wusste nicht wie lange er so da gekniet hatte, er hatte jegliches Zeitgefühl verloren, als er plötzlich Mollys Hand auf seiner Schulter spürte. Er hob etwas den Kopf und sah sie aus tränenverschleierten Augen an. Molly hatte ihre Augen auf einen Punkt hinter Severus gerichtet und deutet nun darauf. Severus drehte den Kopf und sah Lisa, das Einhorn hinter ihm stehen. Es schnaubte, schüttelte unruhig den Kopf und scharrte unruhig mit seinen Hufen. Er wusste nicht, was das Einhorn wollte, so starrte er es nur an, doch Molly schien zu spüren was es vor hatte, denn sie zog Severus zur Seite. Er stand auf ohne groß nachzudenken und ging verwirrt einen Schritt von Sisilia zurück.
Das Einhorn trat nach vorn und stupste Sisilia mit seinen Nüstern an der Schulter an. Dann als sie nicht reagierte, leckte es ihr mit der Zunge über ihr Gesicht.
Severus glaubte nun zu wissen, was es wollte. Es wollte sich von ihr verabschieden. Er senkte den Kopf und seine Knie wurden weich. Er ließ sich einfach wieder am unteren Ende des Lagers auf seine Knie fallen, schloss seine Augen und sank in sich zusammen. Er streckte eine Hand nach Sisilias Beinen aus und hielt diese fest.
„Severus", stöhnte Molly plötzlich. Er öffnete seine Augen wieder und blickte auf. Er sah ein grelles Licht, welches ihn blendete und er musste seine Hand schützend vor die Augen halten. Mühevoll blinzelte er durch seine Finger hindurch und erkannte das Einhorn, welches immer noch über Sisilia gebeugt da stand. Es hatte sein Horn auf die Wunde an ihrer Schulter gerichtet und dieses Horn erstrahlte in einem wunderbaren hellen Licht.
Severus und Molly konnten sehen, wie dieses Licht, welches zu pulsieren schien auf Sisilia überging und ihren Körper nach und nach erfasste. Sie sahen, wie dieser auch langsam zu leuchten begann, ebenfalls so, wie das Horn des Tieres. Das Ganze dauerte vielleicht ein oder zwei Minuten, in denen sie beide nur da standen und das alles mit offenen Mündern beobachteten.
Dann hob das Einhorn seinen Kopf wieder und das Leuchten an seinem Horn verschwand. Es schnaubte leise und sah dann zu Severus. Als dieser nicht gleich reagierte, gab sie ihm einen Stoß gegen seinen Rücken, so dass dieser nach vorn auf Sisilia kippte. Er wendete seinen Blick zu ihr und konnte sehen, wie das Leuchten aus ihrem Körper langsam wieder verschwand. Dann schaute er in ihr Gesicht. Er rutschte auf seinen Knien hinauf zu ihr und legte eine Hand auf ihre Wange. Ihm fiel sofort auf, dass sie nicht mehr zitterte und auch nicht mehr schwitze. So legte er seine Hand an ihren Hals, um nach ihrem Puls zu fühlen, der kräftig und regelmäßig schlug.
„Severus, sieh her! Die Wunde, sie hat sich geschlossen", sagte Molly, die nun ebenfalls wieder auf die Knie gegangen war und sich zu Sisilia gesetzt hatte.
Severus blickte auf ihre Schulter, als Sisilia in dem Moment die Augen aufschlug. Verwirrt sah sie ihn an und Severus wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus seinem Gesicht und strich dann mit seiner Hand über ihre Wange. Seine Augen begannen zu leuchten, als er in ihre sah.
„Wie geht es dir?" fragte er vorsichtig, immer noch nicht glaubend, was hier gerade geschehen war.
Sie sah ihn kurz an und versuchte dann in ihren Körper zu hören. Erstaunlicher weise fühlte sie sich gut, sogar sehr gut. Sie hatte keine Schmerzen und auch von der Erschöpfung, die sie vorhin noch hatte, war nichts mehr übrig. Sie richtete sich auf und sah in die Gesichter von Severus und Molly.
„Mir geht es gut, was ist geschehen, ich verstehe das nicht?" erklärte sie verwirrt.
Molly deutete auf das Einhorn hinter ihnen.
„Sie war es", erklärte sie nur knapp. Sisilia sah nun zu dem Einhorn und war vollkommen überrascht, denn als sie aus dem Wald hinausgelaufen war, hatte sie immer noch das silberne Fell eines jungen Einhorns gehabt. Doch inzwischen strahlte ihr Fell fast weiß, es leuchtete beinahe.
Lisa war erwachsen geworden.
Erstaunt sah sie wieder zu Severus, der es immer noch nicht richtig fassen konnte und er schlang seinen Arm um sie und drückte sie fest an sich.
„Das Einhorn hat dich gerettet. Frag mich nicht wie, ich weiß es nicht, es hat dich mit seinem Horn berührt und dann war da dieses helle Licht...", er sah sie an, sie nickte nur und blickte dann zu Molly, die wieder weinte, doch diesmal vor Freude.
Severus drehte ebenfalls seinen Kopf zu ihr und legte dann seine Hand auf die ihre.
„Molly, ich hab ganz vergessen. Arthur geht es gut, bis auf ein paar kleine Schrammen. Und soweit ich weiß, sind deine Kinder auch am Leben, Ginny und Ron fehlt nichts", erklärte er ihr.
Erleichtert blickte Sisilia zu Molly und konnte richtig sehen, wie dieser ein großer Stein vom Herzen fiel und wieder begann sie zu weinen, woraufhin Sisilia ihre Hand ergriff und sie drückte.
„Danke Severus, du weißt gar nicht, was für eine Angst ich ausgestanden habe", sagte Molly und wischte sich erneut mit einem Tuch die Tränen vom Gesicht.
„Doch Molly, ich weiß es", antwortete er leise und sie nickte, als sie ihn ansah.
„Molly, ich möchte dir für alles danken, ich weiß nicht, wie ich das je wieder gut machen kann."
„Das hast du doch schon getan. Du hast mir die gute Nachricht überbracht, dass meine Familie am Leben ist und dass...", sie schluckte, „und dass „Du Weißt Schon Wer" vernichtet ist. Das ist mehr, als ich erwarten konnte", sie sah ihn dankbar an.
„Du brauchst seinen Namen nicht mehr zu fürchten, Molly. Er ist tot", sagte er und ergriff nun ihre andere Hand.
„Ich weiß, aber ich denke ich werde seinen Namen trotzdem nicht aussprechen, niemals", erklärte sie festentschlossen und sah nun von Severus zu Sisilia, die beide verständnisvoll nickten.
„Ich würde gerne zu meiner Familie gehen", sagte sie dann und sah kurz zum Himmel hoch. Inzwischen war es hell geworden und durch die Bäume suchten schon die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg.
„Wir verstehen das, Molly. Geh zu ihnen, sie warten bestimmt schon auf dich. Wir kommen dann später nach." Severus sah sie dankbar an und sie nickte ihnen noch einmal zu.
„Danke Molly", sagte Sisilia und blickte sie erleichtert an. Molly drückte beiden noch kurz die Hand und ging dann schnellen Schrittes zum Schloss.
Sisilia streckte die Hand nach Lisa aus, die ihren Kopf zu ihr senkte und sie streichelte ihr dankbar den Kopf.
„Ich danke dir meine kleine Große, ich werde von nun an immer in deiner Schuld stehen" sagte sie zu ihr und das Einhorn schüttelte erneut kurz den Kopf, schubste Sisilia leicht gegen ihre Schulter und sprang davon, einige lustige Luftsprünge ausführend und kam dann wieder näher. Sie ging zu den Kindern und schnupperte sie ab, dann sah es so aus, als würde sie zufrieden nicken und sah dann wieder zu Sisilia und Severus, die nun lachen mussten, bei dem Anblick.
Unterdessen sah Severus Molly noch hinterher, bis sie verschwunden war und blickte zuerst zu dem Einhorn und dann wieder zu Sisilia. Diese griff automatisch nach seiner Hand, doch er stöhnte auf, als sie ihn berührte. Da erst fiel ihr wieder ein, dass er verletzt war.
„Ich fürchte das Handgelenk ist gebrochen", sagte er mit leicht verzerrter Miene und zog seine Hand vorsichtig an seinen Körper heran.
„Dann sollten wir das Gelenk vielleicht besser schienen", schlug Sisilia vor und richtete ihre Hand auf die seine. Severus streckte ihr seine Hand entgegen, aber seinen Blick ließ er auf ihr Gesicht gerichtet.
„FERULA", sagte Sisilia. Eine Schiene und ein Verband erschienen und umwickelten sein Handgelenkt, bis es gut gestützt war.
„Besser?" fragte sie und betrachtete ihr Werk.
„Viel besser", antwortete er ihr, ohne aber auf seine Hand und den Verband zu achten, er hatte in dem Moment nur Augen für sie.
Mit der anderen Hand strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, schlang seine Arme um sie und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss.
Sisilia, zuerst überrascht von seiner spontanen Reaktion, ließ sie sich dann aber gegen ihn sinken und presste überglücklich ihre Lippen auf die seinen und genoss seine Nähe.
Auf einmal hörten sie ein leises Wimmern neben sich und drehten gleichzeitig ihre Köpfe zu den Kindern um. Sisilia sah wieder zu Severus und musste lächeln.
„Daran werden wir uns wohl gewöhnen müssen, dass sie sich zu den unmöglichsten Zeiten bemerkbar machen."
„Sie dürfen sich jederzeit bemerkbar machen, solange ich nur weiß, dass ihr gesund und bei mir seid", erklärte er und drehte sich zu den Kindern um. Sisilia nahm den kleinen Quengelgeist heraus und legte ihn Severus in den Arm, dann nahm sie das Mädchen auf ihren Arm und sah Severus an. Er blickte auf das kleine Bündel und brachte kein Wort hervor, so überwältigt war er.
„Er ... er ist so winzig. Aber wunderschön", sagte er nach kurzem Zögern und sah wieder zu ihr, „genauso schön wie seine Mutter", seine Augen funkelten leicht, als er das sagte und dann wanderte sein Blick zu seiner Tochter, die ihn mit großen dunklen Augen anzustrahlen schien.
„Und sie hat die schönsten Augen, die ich in meinem Leben gesehen habe, genau so wie ihr Vater", hauchte Sisilia. Sie sahen sich glücklich in die Augen und er hauchte ihr erneut einen Kuss auf die Lippen.
Als sie sich wieder voneinander lösten, blickte Sisilia nach oben, und durch das Blätterdach des Waldes konnte sie erkennen, dass es Tag geworden war. Die Vögel im Wald waren alle erwacht aus ihrem Schlaf und es war ihnen, als würden sie lauter und freudiger ihre Lieder singen, als je zuvor.
„Eines noch, Severus, bevor wir zurück gehen. Bitte sage mir, was mich im Schloss erwartet? Hat es auf unserer Seite...", sie schluckte und sah Severus ängstlich fragend an.
„Es tut mir leid, aber ich kann dir diese Frage nicht beantworten. Ich kann dir nur sagen, wen ich gesehen habe. Albus ist zwar sehr schwach, doch ich denke es geht ihm soweit gut", begann er und Sisilia nickt erleichtert.
„Was ist mit meinem Großvater?"
„Keine Ahnung, ich habe ihn nicht gesehen."
„Remus?", wollte sie nun wissen.
„Ihn hat es schlimm erwischt. Wir haben ihn auf die Krankenstation gebracht, er war ohne Bewusstsein", erklärte er leise und als er Sisilias entsetztes und besorgtes Gesicht sah, erklärte er weiter, sah aber nicht sie an, sondern seinen Sohn.
„Er hat sich mit Peter Pettigrew duelliert, auf dem Friedhof. Es muss ein harter Kampf gewesen sein. Pettigrew hat ihn mit... mit seiner silbernen Hand berührt, und dennoch hat Remus es geschafft ihn zu besiegen. Ich weiß nicht wie, aber der Kerl hat ihn getötet", erklärte er und sah zu Sisilia auf, die ihre Hand auf den Mund gepresst hatte.
„Warum nur, der arme Remus. Wird er es..., wird er es schaffen?", fragte sie Severus mit einem Blick auf die Kinder.
„Er muss es schaffen, er hat doch schließlich versprochen, Pate zu werden", erklärte er leicht sarkastisch.
„Stimmt, und außerdem, er hat schon so viel geschafft, wäre doch gelacht, wenn er das nicht auch hinbekommt", sagte sie und versuchte dabei zu lachen, was ihr aber kläglich misslang.
„Er schafft es. Außerdem ist Tonks bei ihm, die wird ihn schon auf die Beine stellen, du kennst sie ja", fügte er noch an.
„Ja stimmt, du hast Recht. Wie geht es ihr?", wollte sie noch wissen.
„Sie hat eine kleine Verletzung, aber nicht so wild."
„Und wie geht es Harrys Freunden?"
„Neville, ist mit einer kleinen Blessur im Krankenflügel, aber die anderen sind soweit ich weiß unverletzt. Es waren viele Menschen im Krankenflügel und ich habe nur kurz nach dir gesucht, als wir dann festgestellt hatten, dass Harrys Freunde verschwunden waren. Wir sind ihnen dann gefolgt, in die Mysteriumsabteilung"
„Du warst in dem... für alle normalerweise verschlossenen Raum. Der Raum, in der die Magie und die Liebe, die Kraft die alles Leben versorgt und speist, beherbergt?", fragte sie mit großen Augen.
Überrascht sah Severus sie an.
„Du weißt, was sich in dem Raum befindet?", fragte er überrascht und Sisilia nickte.
„Meine Mutter hat es mir erzählt", gestand sie leise. „Doch sie hat es mir immer so erzählt, als sei es nur ein Kindermärchen, doch ich habe ihr von Anfang an geglaubt."
„Ich verstehe. Ja ich war dort und es war... . Ich habe noch niemals vorher so etwas gespürt", erklärte er und Sisilia sah ihn auffordernd an, denn sie wollte mehr darüber erfahren.
„Nun die Geschichte, wie Harry es geschafft hat Voldemort zu besiegen, soll er dir selber erzählen, ich denke er hat ein Recht darauf", sagte Severus ernst und Sisilia lächelte leicht, das Severus Harry, nur bei seinem Vornamen genannt hatte und nicht wie er es üblicherweise tat, entweder mit oder nur beim Nachnamen.
„Erzähl mir von dem Raum!"
„In dem Raum steht ein großer runder Brunnen, aus dicken hellen Steinen gemauert und im Brunnen erstrahlt ein Licht, heller und wärmer, als ich es je gesehen habe. Und doch blendet es einen nicht wirklich wenn man hinein sieht, und man verbrennt sich auch nicht wenn man näher kommt. Es ist eine Wärme die einen durchdringt, bis ins tiefste Innere. Ich habe mich so verdammt angezogen gefühlt von dem Licht, es hat mich in seinen Bann geschlagen und hätte mich Arthur nicht zurück gehalten, hätte ich mich kopfüber in den Brunnen gestürzt. Ich hatte das unwahrscheinliche Verlangen, eins mit dem Licht zu werden. Es war... unheimlich und doch...", er brach ab und sah Sisilia an, es war als würde er aus einer Trance erwachen und von einer fernen Welt wieder zurückkommen.
„Das ist nur verständlich. Das Licht beinhaltet alles, was ein Mensch sich wünscht. Liebe, Zuneigung, Hoffung, Wünsche und vieles mehr. Verstehst du? Etwas, was du wohl in deinem früheren Leben oft entbehren musstest."
„Aber ich habe doch dich! Ich liebe dich, und du gibst mir alles was ich will und brauche", erklärte er fast verzweifelt.
„Ja, natürlich. Doch verstehe, du hattest es viele Jahre nicht. In dir steckt die Angst, es zu verlieren, vor allem weil du weißt, wie es ist, ohne dies alles leben zu müssen. Mach dir keine Gedanken, es ist ganz natürlich", erklärte sie ihm und strich mit ihren Fingern über seine Wange.
„Ich liebe dich", hauchte Severus nur, beugte sich erneut vor, um ihr einen Kuss auf den Mund zu hauchen.
„Ich liebe dich", erwiderte Sisilia mit einem Lächeln und blickte auf ihre Tochter, die einen kleinen Jauchzer von sich gab.
„Ich denke wir sollten zum Schloss zurückgehen. Die anderen machen sich sonst noch Sorgen!"
„Du hast Recht!", gab Severus zurück und erhob sich. So gingen sie gemeinsam nebeneinander her, durch den Wald zurück zum Schlossgelände.
Als sie auf das Eingangsportal des Schlosses zugingen, sahen sie einige Leute die sich, in Gruppen auf der marmornen Treppe stehend miteinander unterhielten.
Es waren einige Minister, Lehrer, Ordensmitglieder und auch Leute von der Zeitung. Selbst Rita Kimmkorn war unter ihnen und sprach mit Albus Dumbledore, neben dem auch Aberforth stand, während eine Feder vor ihr in der Luft auf einem ebenfalls in der Luft schwebendem Pergament, immer wieder darauf herum kritzelte. Langsam, sich gegenseitig einen aufmunternden Blick zuwerfend gingen sie auf die Marmoren Treppe zu. Als man sie bemerkte, stieß einer den anderen an, und immer mehr drehten sich zu ihnen um und verstummten. Schließlich deutete auch Rita Kimmkorn zu ihnen und Albus und Aberforth drehten sich auch fragend um. Sobald sie sie erkannten, eilten sie die Stufen nach unten auf die beiden zu.
Ihre Augen strahlten sie an und dann sahen beide auf das kleine Bündel in ihrem Arm.
„Geht es dir gut?", fragte Aberforth und legte seine Hände auf ihre Arme.
„Uns...", ihr Blick ging kurz zu ihrer Tochter und dann zu Severus, der inzwischen neben sie getreten war, „ ...geht's sehr gut", lächelte sie Aberforth und Albus an, die verwundert von ihr zu Severus sah.
„Ja, es sind zwei. Zwillinge! Ich hatte selbst keine Ahnung, glaub mir. Mein Gesicht, als ich es gemerkt hatte, wäre bestimmt ein Foto wert gewesen. Hat denn Molly nichts erzählt?"
„Nein, sie sagte nur, dass es dir gut gehen würde und du eine Überraschung für uns haben würdest. Jetzt weiß ich auch, was sie gemeint hat", antwortete Albus und sah von einem Kind zum andern.
„Sevina, darf ich dir deinen Urgroßvater vorstellen?", sagte Sisilia und legte Aberforth das Mädchen in seine Arme. Die Augen des Eberkopfwirtes begannen zu glänzen, und er strich vorsichtig mit den Fingerspitzen über die Wange des Kindes.
„Sevina also", sagte er leise und blickte in die dunklen Augen des Mädchens, das ihn müde anblinzelte.
Severus beobachtete Aberforth Dumbledore, als er das Kind ausgiebig betrachtete, dann machte er einen Schritt auf Albus zu und reichte ihm seinem Sohn.
„Darf ich dir meinen Sohn vorstellen? Seraphim!", erklärte Snape, woraufhin Sisilia ihn überrascht ansah, da sie sich eigentlich noch für keinen Namen entschieden hatten.
„Seraphim?", fragte sie ihn nun überrascht.
„Ein Name, der viel verspricht, der aber auch viel Hoffnung und Erwartungen in deinen Sohn setzt", erklärte Albus und sah Severus direkt in die Augen. Auch Aberforth musterte beide nun und sah seinen Bruder nachdenklich an, bevor er Severus' Worten zuhörte.
„Das ist mir durchaus bewusst. Doch ich werde alles tun, was nötig ist, um ihm alles beizubringen, was er wissen muss, um diese Aufgaben und Erwartungen erfüllen zu können" erklärte Severus mit entschlossener Miene.
„Das Severus, das erwarte ich auch von dir. Doch ich bin mir sicher, dass es dir ganz bestimmt gelingen wird." Albus strich dem Jungen mit der Hand über die Stirn und dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht.
Sisilia, welche die beiden einen Moment beobachtet hatte, stemmte ihre Hände in die Hüften und protestierte.
„Und ich werde gar nicht gefragt?"
Beide sahen nun zu ihr und wie aus einem Mund sagten beide das Gleiche.
„Nein!"
Wieder den Mund öffnend, sah Sisilia von Albus zu Severus, die in dem Moment laut los lachten. Sisilia hob resigniert die Hände und stöhnte kurz auf.
„Eigentlich wollte ich auch nur sagen, dass mir der Name sehr gut gefällt. Aber wenn euch das nicht interessiert...", erklärte sie gespielt beleidigt.
„Im übrigen, was würdet ihr von Seraphim Albus Merlin Snape halten?", fragte sie und sah von einem zum anderen.
Severus blieb der Mund offen stehen und sah von Sisilia zu Albus, der sie überglücklich anlächelte.
„Du weißt, dass es mich sehr freuen würde, doch vielleicht, solltet ihr das in Ruhe miteinander besprechen?", schlug er nun beiden vor.
„Nein, es ist eine wunderbare Idee. Hört sich wunderbar an. Seraphim Albus Merlin Snape", wiederholte dieser und nickte als Zustimmung noch zu beiden.
„Das ist ja wunderbar. Darf ich das schreiben?", fragte Rita Kimmkorn die jedes ihrer Worte mitverfolgt hatte und winkte ihrem Fotographen, der sofort von Albus, Aberforth, Severus und Sisilia und den Kindern ein Photo machte.
Severus ging mit zusammengekniffenen Augen und erhobenem Finger auf die Reporterin zu und zischte ihr leise zu.
„Sollte ich in der Zeitung auch nur ein Wort von Ihnen lesen, was nicht der Wahrheit entspricht, werde ich zu Voldemorts Nachfolger, doch nur noch viel schlimmer, haben Sie verstanden?", drohte er ihr und seine Augen funkelten. Erschrocken wich die Reporterin einen Schritt zurück und stieß gegen ihren Photographen, der fast die Kamera hatte fallen lassen.
„Professor Dumbledore, das muss ich mir nicht gefallen lassen. Haben Sie das gehört, ihr Lehrer hat mich soeben bedroht", keifte sie wütend, dennoch sah sie Severus ängstlich an.
Auch die anderen, die um sie herum standen, starrten ihn mit entsetztem Blick an. Als Severus die Reaktion der Leute um sich herum wahrnahm, hob er abwährend die Hände.
„Das war nur ein Scherz", verteidigte er sich gleich. „Ich bin genauso erleichtert und mehr als froh, dass es Harry Potter gelungen ist, ihn zu vernichten", fügte er dann noch an.
Dennoch trat ein unangenehmes Schweigen auf, und Sisilia hatte das Gefühl, man hätte die Luft um sie herum schneiden können, während sich alle unsichere Blicke zuwarfen.
„Ich bin mir sicher, Professor Snape hat das nicht so gemeint", versuchte Albus nun die Situation zu retten, doch Rita Kimmkorn schnaubte nur, drehte sich auf dem Absatz herum und packte ihren Photographen am Arm.
„Meine Damen und Herren!", begann Albus dann laut, so dass ihn alle hier Versammelten hören konnten.
„Heute Abend werden wir ein großes Fest geben. Wir wollen feiern, dass die Schreckensherrschaft von Voldemort nun entgültig vorbei ist. Dazu möchte ich Sie alle hier recht herzlich einladen und ich hoffe Sie werden zahlreich erscheinen. Es ist ein Tag, den die Zauberer-Welt nicht so schnell vergessen wird!", erklärte er und warf einen Blick auf das Baby, welches er immer noch in seinem Arm hielt und sprach dann leise weiter.
„Ihr seid die ersten Kinder, die das Licht der Welt erblickt haben, nach seinem Tod. Euer Leben ist ein Zeichen für eine bessere Zukunft, die uns hoffentlich alle erwarten wird und die ich allen Menschen auf der Welt wünsche!"
Seine Worte hallten in Sisilias Kopf wieder und Tränen stiegen in ihren Augen auf.
Als Albus das sah, legte er eine Hand auf ihre Schulter und sah sie an.
Die Gefühle überwältigten sie und sie warf ihr Arme um ihren Großonkel und hielt ihn einfach nur fest, während sie immer wieder zu Sevina sah.
„Vielleicht solltet ihr noch kurz zu Poppy gehen und anschließend die ein oder andere Stunde schlafen, denn ich denke, das Fest heute Abend, wird sehr sehr lange dauern", sagte er leise und gab ihr Sevina wieder zurück. Einen Kuss auf die Stirn der Kleinen hauchend, nahm sie sie wieder und sah Albus an.
„Du hast Recht, doch Poppy wird bestimmt noch alle Hände voll zu tun haben. Ich will ihr nicht noch mehr Arbeit aufbürden."
„Keine Sorge, sie ist nicht alleine. Heiler vom St. Mungos sind gekommen und kümmern sich um die Verletzten. Ich bin mir sicher, sie würde sich freuen, wenn du noch zu ihr gehst", erklärte er mit einem Zwinkern über seine Halbmondbrille hinweg und Sisilia nickte verstehend.
Ihrem Großonkel und Großvater einen Kuss auf die Wange gebend, machten sie sich auf in den Krankenflügel. Dort war es sehr voll, jedes der Betten schien belegt zu sein, doch waren alle trotzdem irgendwie guten Mutes und sie konnten von allen Ecken Lachen und munteres Gerede hören. Aber noch bevor sie sich richtig umsehen konnten, wurden sie von Madam Pomfrey abgefangen.
„Professor Sisilia, Professor Snape! Wie geht es Ihnen? Kommen Sie doch bitte mit in mein Büro. Dort habe ich eine Liege aufgestellt. Ich werde mir Sie sofort ansehen", erklärte sie und schob die beiden resolut dorthin, doch plötzlich stutzte sie, deutete fragend von Sisilias Arm zu Severus und hob erstaunt ihre Augenbrauen. Lachend betrat Sisilia das Büro, als sie ihren Blick bemerkte.
„Ja, Madam Pomfrey. Es sind zwei", erklärte sie ihr. Etwas irritiert folgte sie den beiden und verschloss dann die Türe hinter sich, doch sie fing sich sehr schnell wieder und dann fiel ihr Blick auf Severus' Hand, die in einem Verband steckte.
„Was haben Sie damit gemacht?", fragte sie auf seine Hand deutend.
„Es ist nichts...", begann er, aber als er Sisilias Blick bemerkte, die ihn kurz warnend anfunkelte, erklärte er der abwartend blickenden Madam Pomfrey, dass sein Handgelenk gebrochen sei. Sie entfernte den Verband und untersuchte die Hand kurz, dann marschierte sie murrend zu ihrem Medizinschränkchen und nahm eine Flasche heraus, füllte davon etwas in ein Glas und reicht es Severus.
„Trinken und zwar alles", befahl sie ihm knapp, als er leicht angewidert auf den Inhalt des Glases Blickte.
„Na, was ist? Das haben Sie selber gebraut, also ...", drängte sie ihn und ging, nachdem er das Glas geleert hatte zu Sisilia.
„Wie fühlen Sie sich?", wollte sie wissen und Sisilia erzählte in kurzen Worten von der Geburt, dem Schlangenbiss und der Heilung durch das Einhorn.
Mit offenem Mund hörte Madam Pomfrey ihr zu und nachdem sie Sisilia noch ausgiebig untersucht hatte, schüttelte sie den Kopf.
„Es ist kaum zu glauben, aber außer dieser haarfeinen Narbe auf Ihrer Schulter sind Sie vollkommen gesund. Und wenn ich nicht selber wüsste, dass Sie die Kinder erst heute Nacht zur Welt gebracht haben, würde ich es nicht glauben. Ihnen fehlt rein gar nichts", erklärte sie und begann jetzt nach dem ersten Kind zu sehen, die sie in ein kleines Bett gelegt hatte, welches sie kurzerhand hergezaubert hatte. Seraphim war eingeschlafen und schimpfte heftig los, als er unsanft aus dem Schlaf gerissen und ausgewickelt wurde.
Eine kleine Elfe betrat in dem Moment das Büro und reichte Sisilia Babykleidung, die sie für sie in ihren Räumen geholt hatte und verschwand dann gleich wieder.
Sisilia zog den Kleinen an, während Sevina an der Reihe war. Doch diese schien sich nicht im Geringsten dran zu stören, und musterte ihr Gegenüber nur ausgiebig, so als würde sie schon verstehen, was um sie herum vorgehen würde. Einen kurzen Moment starrte Sisilia, ihren Sohn im Arm wiegend, durch das kleine Fenster im Büro, von dem aus man in den Krankenflügel sehen konnte.
„Wie geht es Remus Lupin?", fragte sie Madam Pomfrey dann besorgt.
„Warum sehen Sie nicht selber nach. Aber nur kurz. Er braucht unbedingt noch viel Ruhe!", sagte sie mit einem Zwinkern und Sisilia sah kurz zu Severus, der ihr aufmunternd zunickte.
„Geh nur, ich bleibe bei den Kindern", sagte er, nahm Seraphim und Sisilia verließ ohne einen Moment zu zögern den Raum und ging direkt zu dem Bett in dem Remus lag.
Tonks, hatte sich auf die Bettkante zu ihm gesetzt, da wohl keine Stühle mehr frei waren und hielt seine Hand.
Als sie Sisilia auf sich zukommen sah, erhob sie sich und ging ihr einen Schritt entgegen.
„Sil, wie geht es dir?", fragte sie und legte eine Hand auf Sisilias Oberarm.
„Mir geht es sehr gut, mach dir keine Gedanken. Aber ich habe gehört du wurdest verletzt?", fragte Sisilia und musterte sie von oben bis unten und ihr Blick blieb auf ihrer Schulter hängen, die unter einem Verband verborgen war.
„Das? Ist nicht so wild, nur eine Fleischwunde. In ein paar Tagen bin ich wieder so gut wie neu", erklärte sie und winkte ab, zog Sisilia zu sich heran und nahm sie kurz in den Arm.
Auch Sisilia drückte sie einen Moment und sah dann zum Bett von Remus.
„Wie geht es ihm?", fragte sie Tonks nun ernst und musterte das schlafende Gesicht von ihm.
„Er wird wieder. Das haben jedenfalls die Heiler gesagt. Das Einzige, was ihm bleiben wird, ist die Narbe von Pettigrews silberner Hand, mit der er ihn berührt hat. Er hat noch eine starke Silbervergiftung, eine ausgekugelte Schulter und ein paar gebrochene Rippen, mal von den ganzen kleineren Verletzungen abgesehen", erklärte sie leise und Sisilia konnte sehen, wie sie vergeblich versuchte die Tränen zu unterdrücken.
„Remus packt das schon, er ist besonders stark, das weißt du doch", versuchte sie Tonks nun aufzumuntern.
„Redet ihr zwei etwa über mich?", kam es nun vom Bett her und Sisilia drehte sich zu Remus um.
„Du bist wach?", fragte sie überrascht.
„Sicher bin ich wach, ich kann doch den Tag des Triumphes nicht verschlafen!", gab er zurück und versuchte zu lächeln, was ihm aber sichtbar noch immer schwer fiel. Die Reaktion der Silberallergie auf ihn, war immer noch deutlich zu sehen. Er versuchte sich aufzurichten, doch er rutschte immer wieder zurück in die Kissen. Tonks ging zu ihm und half ihm, dann, während Sisilia ihm noch ein Kissen hinter den Rücken stopfte.
„Du musst dich ausruhen! Du weißt was die Heiler gesagt haben!", konterte Tonks besorgt.
„Ach hör auf, Kleines. Du weißt, dass ich schon Schlimmeres ausgestanden habe. Und mal ganz davon abgesehen, denke ich, dass Sil mir noch etwas Wichtiges zu sagen, bzw. zu zeigen hat", grinste er sie jetzt an und versuchte hinter sie zu sehen.
Irritiert sah sie jetzt von ihm zu Tonks, da sie nicht gleich verstand was er meinte.
„Nun, dein Bauch ist weg. Also muss mein Patenkind doch woanders sein. Nun sag schon. Wo ist es? Und vor allem was ist es? Und habt ihr schon einen Namen?", die Fragen sprudelten nur so heraus. Mit einem ernsten Gesicht sah Sisilia Remus nun an.
„Es gibt da ein Problem, Remus", begann sie und warf Tonks, die nun zu Remus getreten war und dessen Hand genommen hatte, einen kurzen Blick zu.
„Sag nicht, dass etwas mit dem Kind ist!" Remus blickte sie ängstlich an und Sisilia hob beruhigend die Hände.
„Nein, nein. Mach dir keine Sorgen, alles gesund und putzmunter", erklärte sie schnell. Doch daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Jetzt waren es zwei Kinder und sie wusste nicht, ob sie Remus das zumuten konnte. Vielleicht würde er ja für ein Kind die Patenschaft übernehmen und sie mussten sich nur noch einen zweiten suchen.
„Was ist dann?", riss er sie aus den Überlegungen, doch noch ehe sie antworten konnte, war Severus hinter ihr aufgetaucht, mit den beiden Kindern in seinen Armen.
Mit großen Augen starrte Remus auf Severus und auf die beiden Bündel die er hielt und dann zu Sisilia, die Severus nun eines der Kinder abnahm.
„Du siehst richtig Remus, es sind Zwillinge. Ein Junge und ein Mädchen. Hör zu, wir beide wären dir nicht böse, wenn du dir es jetzt doch noch anders überlegen würdest...", begann sie doch Remus hob seine gesunde Hand und stoppte ihren Wortfluss.
„Bist du von allen guten Geistern verlassen? Ich werde mir es nicht überlegen, und wenn du auch noch ein drittes dabei hättest", erklärte er und sah dann hinter die beiden mit einem besorgten Ausdruck.
„Es sind doch nur zwei, oder?", fragte er noch mal nach und Tonks prustete los.
„Keine Sorge, es sind nur zwei", erklärte Sisilia und legte Remus den Jungen in den Arm.
„Darf ich dir Seraphim vorstellen? Seraphim Albus Merlin Snape", sagte Sisilia und lächelte.
„Oh mein Gott, ich hoffe ihr wisst was ihr dem Kind damit antut", sagte Remus mit einem ernsten Ausdruck in den Augen und erst als er Severus' überraschten und fast böse funkelnden Blick sah, musste er lachen.
„Diesmal geht der Punkt an mich, Severus", schüttelte es ihn, was er aber sofort bereute, denn seine Schulter schmerzte noch immer bei jeder Bewegung.
„Die Rache folgt auf dem Fuße, mein Lieber", gab Severus nun vergnügt zurück.
„Na warte, wenn ich hier wieder raus bin", drohte Remus ihm jetzt, doch er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Unterdessen war Tonks zu Sisilia getreten und betrachtete Sevina, während sie vorsichtig über die Wange des schlafenden Mädchens strich.
„Willst du sie mal nehmen?", fragte Sisilia sie, doch Tonks hob abwehrend die Hände.
„Oh, nein. Lieber nicht. Bei meiner Schussligkeit, lasse ich sie noch fallen", wehrte sie ab und ging einen Schritt zurück. Doch Sisilia gab nicht nach und legte ihr dir kleine in den Arm. Unsicher packte sie das kleine Wesen, sie hatte Angst es zu erdrücken und gleichzeitig auch Angst es fallen zu lassen. Unsicher sah sie immer wieder von Sisilia zu dem Baby, doch dann nach einer Minute wurde sie etwas sicherer und lächelte. Sie ließ sich auf das Bett nieder, in dem Remus lag und musterte die Kleine ausgiebig.
Severus stellte sich jetzt neben Sisilia und legte seinen Arm um ihre Schulter. Sie sahen von Remus zu Tonks, die beide damit beschäftigt waren, sich die Kinder anzusehen.
„Also ich muss sagen, den beiden würde das auch ganz gut stehen", sagte Sisilia nach einer kurzen Zeit und Severus nickte mit einem Grinsen.
„Sie können ja ab und zu mit unseren üben, dann hätte wir auch mehr Zeit für einander", sagte er leise, doch Remus, der sehr gute Ohren hatte, hatte es mitgekommen.
„Aber nur, wenn ihr mir versprecht, euch nicht noch eine ganze Quidditch-Mannschaft anzuschaffen", protestierte Remus dann lautstark.
„Ach warum denn nicht, ich könnte mir das gut vorstellen. Ich sitze in meinem Lehnstuhl und die ganze Schar Kinder, vielleicht so ein Dutzend, spielt um mich herum, während der Kleinste an mir hoch krabbelt und wissen will, wie man einen Abwehrzauber macht", erklärte er und tat so, als würde er sich das vorstellen.
„Du willst was?", sah Sisilia ihn entsetzt an. „Ich denke wir werden schon mit den beiden genug zu tun haben", protestierte sie, doch als sie in sein Gesicht sah, bemerkte sie, wie sich seinen Mundwinkel leicht nach oben zogen.
„Oh, du!", schimpfte sie los und boxte ihm mit den Händen gegen die Brust. Geschickt fing er ihre Hände ab und hielt sie fest, dabei sah er ihr in die Augen und zog sie zu sich heran.
In seinen leuchtenden Augen versinkend, lehnte sie sich gegen seine Brust, stellte sich leicht auf die Zehenspitzen und kam ihm entgegen. Sanft hauchte sie ihm einen Kuss auf die Lippen.
„Tonks halte sie auf, sonst fangen sie gleich hier noch an, mit der Quidditch-Mannschaft!", forderte Remus sie auf.
„Wie denn, ich habe doch auch alle Hände voll zu tun", erklärte sie gespielt gehetzt.
„Na dann gib ihnen die Kleine zurück, dann sind sie beschäftigt", erklärte Remus ihr und Tonks tat was er ihr gesagt hatte. Sisilia sah sie überrascht an, als sie ihr Sevina zurückgab, denn sie hatte das Gespräch gar nicht richtig mitbekommen.
„Du bist ein Spielverderber", protestierte Severus und sah Remus an.
„Nein, ich rette dich, denn glaube mir, Sil hat recht, zwei sind schon eine Herausforderung. Und dann stell dir erst mal ne ganze Horde vor", versuchte er ihn zu überzeugen.
„Wer sagt dann, dass das gleich sein muss?", erklärte Severus mit einem Zwinkern.
„Also da hab ich wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden", gab Sisilia nun zurück und stemmte die eine Hand, die sie noch frei hatte in die Hüfte.
„Ach wisst ihr was. Macht das mal unter euch ab und sorgt mal dafür, dass mein Patensohn etwas zu essen bekommt, er nuckelt schon wie verrückt an meinem Finger herum", erklärte Remus jetzt, der einen sehr müden Eindruck machte.
Severus nahm ihm dem Jungen ab und jeder konnte sehen, dass Remus schon fast die Augen zufielen.
„In Ordnung. Und du kurier dich gut aus und mach was Tonks dir sagt, dann darfst du vielleicht bald auch mal die Windeln wechseln", erklärte Severus sarkastisch.
„Mir wäre das füttern lieber", sagte er noch leise und seine Augen schlossen sich schon fast wie von selbst.
„Das glaub ich dir, aber das wird vorerst mal Sil alleine erledigen", antwortete er ihm, doch Remus war schon eingeschlafen und hatte das nicht mehr mitbekommen.
Müde aber unendlich glücklich machte sich die kleine Familie auf den Weg in den Kerker. Unterwegs trafen sie noch Dobby, der immer noch sehr mitgenommen aussah, doch über das ganze Gesicht und sein nun grünblaues Auge hinweg strahlte. Er erkundigte sich kurz nach Sisilia und den Kindern, und bot beiden an, immer für sie den Babysitter zu machen, wenn sie ihn brauchen würden. Dann machte er sich auf den Weg, er wollte helfen das große Fest für heute Abend vorzubreiten. Severus und Sisilia sahen ihm hinterher, bis er verschwunden war und gingen dann in ihre Zimmer.
Nachdem sie die Kinder gefüttert und in ihre Bettchen gelegt hatten, die Severus her gezaubert hatte, saßen sie nebeneinander auf dem Bettende und sahen den beiden beim schlafen zu.
„Ich kann es irgendwie noch gar nicht richtig glauben", sagte Severus leise und legte einen Arm um Sisilias Schulter.
„Doch glaub es nur. Es sind deine Kinder und das war ein ganzes Stück Arbeit, glaub mir", gab sie leise zurück und lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter.
„Unsere", haucht er und senkte seinen Kopf zu ihr und legte seine Lippen auf die ihren.
„Du glaubst gar nicht, wie stolz ich auf dich bin", sagte er und sah ihr in die Augen.
„Auf mich? Aber...", begann sie, doch er legte seine Finger auf ihre Lippen.
„Shhhh. Ich wäre dir gerne beigestanden. Ich meine bei der Geburt, doch das Schicksal wollte es wohl nicht", fuhr er fort.
„Molly hat mir sehr geholfen. Ich weiß nicht, was ich ohne sie gemacht hätte", gab sie zurück und sah ihm in die Augen. Sie konnte sehen wie glücklich er war, genauso glücklich wie sie selbst...
Eine warme Hand strich zart über ihre Wange und riss sie aus dem Schlaf. Sisilia schlug ihre Augen auf und sah sich einen Moment lang orientierungslos um, als sie das Gesicht von Severus vor sich entdeckte.
„In einer Stunde soll das Fest beginnen. Ich dachte ich wecke dich rechtzeitig, dass du dich noch zurecht machen kannst", erklärte er ihr.
Doch anstatt ihm eine Antwort zu geben schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn zu sich auf das Bett und begann ihn leidenschaftlich zu küssen. Zuerst war er zu überrascht um zu reagieren, doch dann ließ er sich zu ihr hinuntergleiten, schlang seine Arme um sie und erwiderte den Kuss hingebungsvoll. Erst nach einer ganzen Zeit, löste Sisilia ihre Lippen von den seinen und sah ihn an.
„Ich liebe dich, Severus Snape", hauchte sie.
„Ich liebe dich", gab er zurück und strich mit der Hand über ihre Haare.
„Doch wenn du dich nicht bald fertig machst, bin ich wieder schuld, wenn wir zu spät kommen", antwortete er ihr.
„Das bist du doch sowieso", sagte sie grinsend und warf einen Blick zu den Bettchen.
„Sie schlafen", erklärte er, als er ihren Blick bemerkte.
„Gut, dann werde ich schnell duschen gehen." Geschwind schlüpfte sie aus dem Bett und verschwand im Bad.
Kurze Zeit später kehrte sie wieder zurück und begann in ihrem Schrank nach etwas zum Anziehen zu suchen. Ihr Blick fiel auf Severus der vor den Bettchen der Kleinen saß und sie im Schlaf beobachtete.
„Sag mal wie lange sitzt du hier schon?", fragte sie und streifte sich das Kleid über, welches sie von Severus zum Valentinstag bekommen hatte. Er wandte den Kopf und sah zu ihr hoch.
„Die ganze Zeit, ich kann einfach nicht anders, ich muss sie mir immerzu ansehen", erklärte er und ergriff ihre Hand.
„Hast du denn nicht geschlafen?", wollte sie dann wissen und er schüttelte den Kopf.
„Du wirst mir beim Fest einschlafen", sagte sie tadelnd.
„Nein, keine Sorge, ich bin so wach wie schon lange nicht mehr. Ich hätte nicht schlafen können, auch wenn ich es gewollt hätte."
Sisilia nickte knapp, drückt seine Hand und machte sich dann fertig.
„Sag mal, was machen wir mit den Kleinen?", wollte Sisilia dann wissen, der eingefallen war, dass sie noch gar nicht überlegt hatten, was mit ihnen während der Feier geschehen sollte.
„Sie kommen mit. Es ist schließlich auch ihr Tag", erklärte Severus entschlossen und stand auf, als er sah, dass Sisilia fertig war. Ohne zu zögern, zog er seinen Zauberstab und ließ das Himmelbettchen, in dem die beiden lagen vor sich herschweben. Mit einem Grinsen folgte Sisilia dem stolzen Vater.
Er hatte sich sehr verändert. Er war im letzten Jahr ein komplett anderer Mensch geworden. Nichts war mehr von diesem unnahbaren, gefühlskalten, herrscherischen Mann übrig, der er damals gewesen war, als sie ihn kennen gelernt hatte. Er war der liebenswerteste Mann, den sie je getroffen hatte, und ein wundervoller Vater, das spürte sie und sie glaubte ihr Herz würde vor Glück zerspringen in dem Moment.
Die Große Halle war voller Menschen. Sisilia glaubte auch, dass sie noch nie so viele Menschen auf einmal in diesem großen Raum gesehen hatte. Überall waren die Flaggen Hogwarts und der Häuser aufgehängt. Girlanden schmückten die Wände in allen Farben und Luftschlangen, die nirgendwo aufgehängt waren schwebten unter der Decke.
Das Stimmenwirrwarr der vielen Menschen die an den Tischen saßen oder in Gruppen beieinander standen, hörte sie an wie das dröhnen einer lauter Maschine in einer Fabrik. Man sah nur strahlende und lachende Gesichter, die Menschen wirkten so glücklich und losgelöst wie noch selten in ihrem Leben. Sisilia sah Schüler die sich um den Hals fielen, Paare die gar nicht mehr aufhören wollten sich zu küssen und Minister die freudig wild gestikulierten.
Harry stand in einer Traube von Menschen und musste nun zum wer weiß wievielten Male erzählen, wie er Voldemort besiegt hatte und mit Hilfe seines Paten dem Tod entkommen war. Bis Albus den armen Jungen rettete und ihn aus der Schar, die immer größer zu werden schien, befreite. Er führte Harry zum Lehrertisch, der um das doppelte vergrößert worden war und an dem die Ordensmitglieder und die Minister Platz gefunden hatten.
Harry sah den Schulleiter fast schon flehend an und Sisilia konnte sehen, dass er beruhigend den Arm um seine Schulter legte und etwas sagte, woraufhin Harry ihn erleichtert ansah und sogar dann lächelte.
Severus war direkt zum Lehrertisch gegangen, und hatte sich einen freien Platz an einem der Enden ausgesucht. Das Bettchen der Kinder stellte er direkt dahinter an die Wand und achtete auch darauf, dass ihm keiner zu nahe kam, dem er es nicht erlaubte. Sisilia beobachtete dies mit einem Grinsen, flüsterte ihm kurz etwas ins Ohr und ging dann zu Albus und Harry hinüber.
„Professor Sisilia!", rief Harry, als er sie kommen sah.
„Sie sehen einfach fantastisch aus", sagte er und strahlte über das ganze Gesicht.
„Danke Harry, das Kleid war ein Geschenk von Professor Snape", erklärte sie mit einem Zwinkern.
„Sieht aber trotzdem klasse aus", fügte er noch an und Sisilia musste lachen. Dann nahm sie Harry einfach kurz in den Arm, sie konnte nicht anders, auch wenn sie alle anderen, einschließlich Harry überrascht ansahen.
„Ich bin so stolz auf dich", sagte sie zu ihm, als sie sich wieder von ihm löste und lächelte ihn an.
„Professor?", fragte Harry dann etwas schüchtern und sah von Albus wieder zu ihr.
„Ja, was ist Harry?"
„Dürfte ich vielleicht mal, ich meine ... nur wenn es Ihnen und Professor Snape nichts ausmacht, vielleicht dürfte ich mal einen kurzen Blick...", stotterte Harry jetzt verlegen, und erst als er zu der Wiege sah, verstand Sisilia was er wollte.
„Du willst die Kinder sehen? Aber sicher doch, warum nicht", gab sie dann mit einem warmen Lächeln zurück und ging mit Harry dort hinüber.
„Sagen Sie. Stimmt es, dass sie es nicht gewusst haben, dass es zwei werden würden?", fragte er dann noch vorsichtig.
„Nein. Ich habe es wirklich nicht gewusst. Es war für mich genauso überraschend wir für alle anderen auch", erklärte sie nun lachend.
Severus stand neben dem Bettchen, wie ein Wächter und musterte Harry genau, als sie zu ihm traten. Harry sah ihn irgendwie unsicher an, da er nicht so recht wusste, was er tun oder sagen sollte.
„Herzlichen Glückwunsch!", sagte er dann leise und sah Severus kurz an, bevor er wieder zu Sisilia blickte.
„Danke", gab Severus zurück und entschloss sich dann, zum Tisch zu gehen und sich zu setzten.
Kopfschüttelnd sah sie hinter ihrem Mann her. Scheinbar, hatte er sich doch nicht so gewandelt, wie sie gedacht hatte. Bei Harry hatte er immer noch seine Probleme.
So trat sie zum Bettchen und erklärte Harry wer, wer war und nannte ihm die Namen der Kinder, die sich aber wohl schon wie ein Lauffeuer herumgesprochen haben mussten, denn er war schon im Bilde. Sisilia nahm Seraphim heraus, der gerade aufgewacht war.
„Willst du ihn mal halten?", fragte sie Harry nun, der ihn genau betrachtete. Zu ihrer Überraschung nickte er und so legte sie ihm den Jungen in den Arm. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, wie Severus die Situation argwöhnisch beobachtete.
„Er kommt total nach ihnen", sagte er und in dem Moment traten Ron und Hermine zu ihnen.
„Gott sei dank, ich dachte schon wir müssten noch einen Snape ertragen", sagte Ron nun, als er Harrys Worte gehört hatte und das Baby betrachtete, doch sofort stöhnte er auf, als er Hermines Ellbogen in seinen Rippen spürte.
„Auch wenn Seraphim mir ähnlich sieht, wirst du zwei weitere Snapes ertragen müssen, Ron. Und das Aussehen, zeigt noch lange nicht den Charakter eines Menschen", erklärte sie ihm mit einem Schmunzeln.
„War nicht so gemeint. Tschuldigung!", presste er zwischen seinen zusammengebissenen Zähne hindurch und sah mit gesenktem Kopf von Hermine zu Sisilia.
„Schon gut Ron, ich weiß was du gemeint hast. Und glaube mir, ich werde alles tun, dass ihr nie wieder einen Snape von früher ertragen müsst", gab sie nun leise lächelnd zurück. Harry strich mit den Fingern über die Wange des Kindes und begann dann leise zu reden.
„Ich wünsche dir, dass du eine bessere Kindheit haben wirst, als ich sie hatte, genauso wie deiner Schwester!"
Als Severus das hörte stand er auf und ging auf die Gruppe zu, legte Harry eine Hand auf die Schulter und die beiden blickten sich einen Moment lang in die Augen.
„Danke", war das einzige Wort, das Severus über seine Lippen brachte und sah dann zu seinem Sohn, der in den Armen von Harry fröhlich zu brabbeln begann. Harry nickte nur und jeder konnte sehen, wie die Anspannung in den Gesichtern der bei verschwand.
Severus ergriff kurz Sisilias Hand und drückte sie, während er ihr in die Augen sah und ging dann zu einer Gruppe von Lehrern, zu denen er sich stellte.
„Das habe ich wirklich ernst gemeint", fügte Harry an, als er die glänzenden Augen von Sisilia sah.
„Das weiß ich Harry. Und er weiß es auch", antwortet sie und wischte sich die Tränen aus den Augen.
„So jetzt ist aber genug. Ich denke wir sind hier um zu feiern. Warum geht ihr nicht zu euren Freunden und haut so richtig auf die Pauke? Ich denke das habt ihr auch redlich verdient", forderte Sisilia jetzt die drei auf, nahm Harry den Kleinen ab und deutete zu den anderen Schülern, die schon ausgelassen beieinander saßen.
„Ja sicher", gab Harry zurück und deutete Ron und Hermine an, ihm zu folgen, was sie mit einem aufmunternden Nicken auch taten.
In dem Moment, als sie den dreien nachsah, betrat Remus von Tonks gestützt den Saal. Immer wieder auf Remus einredend, kamen sie nach vorn zum Lehrertisch.
„Madam Pomfrey wird dir den Kopf abreißen, sie meinte es ernst damit, dass du liegen bleiben solltest", ermahnte sie ihn noch einmal bevor sie den Tisch erreichten.
„Hör zu, das ist heute ein ganz besonderer Tag und den werde ich auf keinen Fall im Bett verbringen. Ich bleibe von mir aus Morgen und die ganze Woche im Bett, aber heute wird gefeiert!"
„Du bist ein Sturkopf Remus, weißt du das? Aber dann wirst du dich gefälligst schonen, hörst du", sagte Tonks fast aufgelöst und sah zu Sisilia und Severus.
„Was sagt ihr zu dem Kerl? Er wollte einfach nicht auf mich hören", fragte sie die beiden nun hilfesuchend.
Severus reichte Remus die Hand und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.
„Schön, dass du da bist", sagte er nur, was zur Folge hatte, dass das Grinsen auf Remus Gesicht noch breiter wurde.
„Oh, Männer! Ich gebe mich geschlagen!", stöhnte sie auf und ließ sich neben Sisilia auf einen freien Stuhl fallen.
„Das habe ich schon lange", erwiderte Sisilia lachend und musterte Remus, der neben Tonks Platz nahm. Doch noch bevor Sisilia etwas zu Remus sagen konnte, trat Albus nach vorn, hob die Hände und augenblicklich trat Ruhe in der Großen Halle ein.
Albus hatte seine Rede so kurz wie nötig gehalten. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er den offiziellen Teil sowieso ausfallen lassen. Da aber einige Minister anwesend waren und auch einige Reporter, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu fügen und seine Pflicht zu erfüllen.
Auch der Zaubereiminister ließ es sich nicht nehmen noch eine sehr lange Rede zu halten, in der er ankündigte, dass einige Menschen hier noch besondere Auszeichnungen erhalten würden und vor allem Harry Potter, der Orden des Merlins erster Klasse zustehen würde.
Sisilia und Severus hatten irgendwann aufgehört den Worten des Ministers zu lauschen, sie bekamen auch nicht mehr mit, wie er auch Severus und den anderen Ordensmitgliedern besondere Auszeichnungen versprach. Das war ihnen beiden im Moment egal. Sie hielten nur die Kinder in ihren Armen und warfen sich immer wieder überglückliche Blicke zu, bis einige Zeit später Albus zusammen mit Aberforth zu ihnen trat. Mit einem Lächeln boten sie den beiden dann an, einige Zeit auf die Kinder zu achten.
„Warum tanzt ihr nicht? Wir werde auch ein Auge auf die Kleinen haben!", forderte der Schulleiter sie jetzt auf.
„Ja, geht nur, wir sind ja auch noch da. Wir werden schon mit ihnen fertig", erklärte Remus, der Tonks Hand hielt und kurz zu dieser schielte. Zögernd warfen sich Severus und Sisilia Blicke entgegen, nickten dann aber. Und bevor sie auf die Tanzfläche verschwanden, hauchte sie ihrem Onkel und ihrem Großvater noch einen Kuss auf die Wange.
„Ich liebe dich Onkel, und ich liebe dich Großvater", hauchte sie den beiden entgegen und Severus zog sie dann mit sich nach vorn, zu den anderen tanzenden Paaren.
Er hielt sie fest in seinen Armen. Tief in ihre Augen sehend, flogen sie nur so über das Parkett. Mit der Hoffnung auf eine bessere Zeit die vor ihnen liegen würde, schwebten sie über die Tanzfläche einer wunderbaren Zukunft entgegen...
So hofften sie zumindest...
ENDE
