Die Rettungsaktion

Sisilia war von ihrem Ausflug Sonntagnacht unbemerkt wieder zurückgekommen und sie hatten die nächsten Tage im Grimmauld Platz verbracht. Inzwischen war es Donnerstag Abend geworden.

Sie hatte mittlerweile alles geregelt, was für die unauffällige Rettung der Kinder notwendig war. Sie hatte einen Bus mitsamt Fahrer gemietet, der die Kinder von zuhause einsammeln würde.

Dem Fahrer hatte sie eine Geschichte vom Geheimdienst und nationaler Sicherheit aufgetischt. Der Mann freute sich so, etwas für sein Land tun zu können, dass er ihr alles glaubte. Sie hatten aber trotzdem vor, das sollte Arthur Weasley erledigen, ihn die ganze Sache anschließend vergessen zu lassen. Das Wohnmobil hatte sie heute Morgen abgeholt und schon an der richtigen Stelle abgestellt, wo die Kinder dann umsteigen sollten.

Die Eltern hatten auch schon das verabredete Zeichen gegeben, dass sie einverstanden waren mit allem. Sie schmückten alle in ihrem Garten einen Busch oder Strauch mit blauen und roten Ostereiern. Was zur Zeit nicht extrem auffiel, denn es war ja kurz vor Ostern und viele hatten Osterschmuck in ihrem Garten angebracht.

Sisilia hatte das letzte Nacht überprüft. Remus und Tonks wussten zwar, dass Sisilia nachsehen wollte, aber natürlich hatten sie keine Ahnung, dass sie dies in Gestalt einer Eule tun würde.

Sie war froh über den Ausflug, und inzwischen war es auch schon so warm geworden, dass es eine Freude war, den herrlichen Wind im Gefieder zu spüren.

Freitagmorgen nun sollte es losgehen.

Moody wollte unter seinem Tarnumhang, in einem gewissen Abstand, die ganze Sache im Auge behalten und, falls notwendig, eingreifen. Tonks hatte sich schon auf den Weg zum Wohnmobil gemacht. Sisilia würde mit dem Bus mitkommen.

Als sie das Haus erreicht hatten, stieg Sisilia, die natürlich wieder ihre Muggelkleider trug, aus dem Bus, der die Kinder abholen sollte und ging zur Türe, wo sie läutete.

Eine hagere dunkelhaarige Frau öffnete. Sie machte einen nervösen Eindruck.

Sisilia lächelte und sagte laut zu ihr, dass es auch gut für ungebetene Zuhörer zu hören war.

„Guten Morgen, Madame. Der Bus für ihren Geburtstagsausflug steht bereit. Wenn Sie wollen, können wir gleich los!"

Sie hörte schon Kinderfüßelgetrappel. Eine kleine Schar von 9-11 jährigen Kindern kam angerannt.

„Dürfen wir schon einsteigen, Mum? Ja? Dürfen wir?", fragte ein sommersprossiges Mädchen mit einer dunklen Lockenpracht auf dem Kopf, die bis an die Schulter reichte, ganz aufgeregt.

Die Frau sah Sisilia fragend an.

„Aber klar dürft ihr schon mal einsteigen, aber erst würde ich noch gerne wissen, wer denn von euch heute Geburtstag hat?", fragte sie in die Runde.

Das Mädchen, dass gefragt hatte, hob als erste die Hand und dann kamen noch ein Junge und ein weiteres Mädchen und riefen laut.

„Ich, ich!"Das zweite Mädchen war kleiner, als das mit den dunklen Haaren und hatte eine Stupsnase. Ihre geflochtenen langen blonden Zöpfe, die an den Enden mit blauen Schleifen zusammengebunden waren, hingen an den Seiten herunter. Der Junge hatte braune, sehr kurz geschnittene Haare und trug eine Brille.

„Und wie sind denn eure Namen?", fragte sie die drei.

„Ich bin Diana Crowley,", antwortete das dunkelhaarige Mädchen. „Und sie heißt Elisabeth Simmens und das ist Jakob Taylor."

„Ok, Diana, Elisabeth und Jakob. Ihr drei dürft direkt hinter dem Fahrer sitzen, das ist der Ehrenplatz für die Geburtstagskinder.", erklärte Sisilia und die Kinder rannten begeistert in den Bus.

„Oh, Miss...?"

„Ja?"

„Könnte ich Sie noch kurz sprechen?", fragte die Frau ängstlich.

„Klar kann ich Ihnen mit den Taschen helfen, kein Problem.", sagte Sisilia laut und schob die Frau in das Haus hinein.

Die Frau schaute etwas verdutzt, als sie im Hausflur waren.

„Ich habe Angst, Mrs Sisilia. Was ist, wenn er es doch schafft, sie zu entführen?"

„Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, es ist alles sehr gut geplant und wir haben noch Aufpasser, die jederzeit eingreifen können. Es wird den Kindern nichts passieren. Es ist jetzt nur sehr wichtig, dass Sie sich nichts anmerken lassen. Versuchen Sie, fröhlich auszusehen. Nicht, dass die Verdacht schöpfen. Die Kinder scheinen das ja sehr gut zu können", sagte Sisilia und deutete Richtung Bus.

„Ich habe ihnen auch nicht die ganze Wahrheit gesagt, sie wissen nur das Nötigste und sie halten es für ein tolles Abenteuer. Die Eltern der anderen beiden Kinder sind zuhause geblieben, sie waren zu aufgeregt und wir dachten, es wäre so am unauffälligsten."

„Das ist wohl auch das beste. Ich denke, Sie haben es ganz richtig so gemacht. Es wird schon gut gehen. Kommen Sie, wir sollten los", sagte sie aufmunternd.

Sisilia half noch die Picknickkörbe mit in den Bus zu tragen. Nachdem sie nun alle Kinder gezählt hatten, immerhin 21 Stück, fuhren sie los. Langsam kam doch auch etwas mehr Nervosität bei Sisilia auf.

Sie saß vorne bei den Kindern und der Mutter und sprach noch einmal alles mit ihnen durch.

„Also, ihr wisst ja Bescheid. Wenn ich es euch sage, werden drei Kinder von hinten nach vorne kommen, die Perücken aufsetzen, die wir hier vorbereitet haben. Dann werdet ihr die Plätze mit ihnen tauschen, so dass es aussieht, als ob ihr immer noch vorne sitzen würdet. Ihr drei duckt euch in den Gang und geht nach hinten, zur hinteren Türe. Wenn wir beim Wohnmobil angekommen sind, wird der Busfahrer genau so halten, dass die Türe des Busses genau gegenüber der Tür vom Wohnmobil ist. Er wird kurz die hintere Türe öffnen und wir steigen schnell um ins Wohnmobil.

Die anderen Kinder werden weiter fahren, zum Zoo und einen schönen Tag da verleben. Irgendwann, sollten die drei Verkleideten dann in eine Toilette gehen und die Perücken wegwerfen und als sie selbst wieder zur Gruppe dazustoßen. Aber einzeln und nicht auf einmal. Mrs. Crowley, Sie achten bitte drauf. Eine Freundin und ich, wir bringen euch dann in Sicherheit. Ist alles klar soweit?", fragte Sisilia in die Runde.

Mrs. Crowley schaute skeptisch. „Können wir uns dann schreiben?"fragte sie und blickte auf ihre Tochter.

„Es wird nicht ganz einfach, wir werden es versuchen, aber ich kann ihnen nichts versprechen!", antwortete sie ihr ehrlich.

„Es ist nicht mehr weit, Miss. Sie sollten sich fertig machen!", sagte der Busfahrer.

Sisilia suchte drei Kinder aus, die den Geburtstagskindern etwas ähnlich sahen und sie tauschten die Plätze, einer nach dem anderen, nachdem sie die Perücken aufgesetzt hatten. Die Kinder kicherten, es schien ihnen mächtigen Spaß zu machen. Miss Crowley gab ihrer Tochter noch eine Kuss auf die Stirn und nahm alle drei noch einmal in den Arm.

Sisilia war froh, dass es die Kinder so leicht nahmen und es nicht noch Probleme gab.

Diana, Elisabeth und Jakob saßen bereits bei der hinteren Türe am Boden und warteten. Als sie zu ihnen ging und sich auch auf den Boden duckte.

Sie bogen in die Straße ein, in der das Wohnmobil stand.

„Wir sind gleich da, ich werde kurz halten und einen Passanten etwas fragen, das ist unauffälliger und Sie können umsteigen.", rief der Busfahrer nach hinten.

Sisilia hob den Daumen, als Zeichen, dass sie verstanden hatte. Dieser Muggel war gar nicht mal so dumm. Fast schon schade, dass Arthur ihm, nachdem er zuhause angekommen war, die Erinnerung daran nehmen musste.

Der Bus hielt an. Zur gleichen Zeit, als sich die Bustüre öffnete, ging auch die Tür des Wohnmobils auf. Der Fahrer war wirklich sehr knapp an den Caravan herangefahren, so dass die Kinder sogar umsteigen konnten, ohne die Füße auf die Straße zu stellen.

Es ging sehr rasch. Zuletzt stieg Sisilia ins Wohnmobil. Sie machte gleich die Türe zu. Von drinnen hörten sie dann, wie die Türe des Busses zuging und er auch prompt weiterfuhr.

„Alles in Ordnung, Tonks?", fragte Sisilia und schaute durch die Scheiben nach draußen.

„Ich habe nichts Verdächtiges gesehen, es war alles ruhig."

„Ah und das sind die drei neuen Schüler von Hogwarts?", sagte sie und gab den Kindern die Hand.

„Kinder, das ist Tonks, sie hilft euch und wird auch in der nächsten Zeit auf euch aufpassen."

Tonks lächelte sie an.

„Und das hier ist Diana."

Sisilia deutete auf das Mädchen mit der Lockenmähne.

„Elisabeth und Jakob."

„Ui, haben sie aber geile Haare, Miss Tonks.", sagte Jakob und deutete auf ihre rosaroten Stoppelhaare.

„Ihr könnt euch später noch kennen lernen, wir sollten aufbrechen!", unterbrach sie Sisilia und stieg schon nach vorne in den Fond.

„Ihr setzt euch am besten auf den Boden, da kann euch keiner von vorne sehen, wenn er durch die Windschutzscheibe schaut.", sagte Sisilia, die sich anschnallte und das Auto startete.

Sie schaute sich noch einmal genau um, ob sie etwas verdächtiges bemerkte, aber es schien wirklich geklappt zu haben. Keine verdächtige Gestalt hielt sich in der Nähe auf.

Sisilia fuhr los.

Es war geplant, dass sie nicht direkt zum Grimmauld Platz fahren sollte, sondern dass sie noch etwas durch die Stadt kurven sollte. Das war Moodys Idee. Sisilia sollte drei mal an ihm vorbeifahren. Und nur, wenn der dann nichts Verdächtiges sehen würde, würde er ihr ein Zeichen geben und sie würden zu Sirius' Haus fahren.

Eine Stunde lang kurvten sie nun schon herum. Sie waren inzwischen zwei mal bei Alastor Moody vorbeigekommen. Er stand an einer Ampel und immer, wenn sie heranfuhren, sprang die Ampel auf rot um, was natürlich Moodys Werk war, so hatte er genügend Zeit das Wohnmobil und die Gegend zu kontrollieren.

Beim dritten Mal, als er sicher war, dass niemand in der Nähe war, ließ er als Zeichen die drei Lichter rot gelb und grün drei mal gleichzeitig aufleuchten, bevor er die Ampel auf Grün umspringen ließ. Hätte sie wieder Rot gezeigt, hätten Sisilia und Tonks gewusst, dass etwas nicht in Ordnung wäre.

Den beiden Frauen fiel ein Stein vom Herzen, als die Ampel auf Grün umsprang und sie machten sich auf den Weg, die Kinder endlich in Sicherheit zu bringen.

Als sie am Grimmauld Platz angekommen waren, stieg Tonks aus. Sisilia fuhr noch mal ein Stück weiter und drehte dann. In dieser Zeit, überprüfte sie die Straße.

Als Sisilia wieder auf Tonks zufuhr, hob diese den Daumen. Es schien alles in Ordnung zu sein. Sisilia stellte das Wohnmobil ab und ging nach hinten zu den Kindern, in der Hand drei Zettel. Für jedes einen.

„So, Kinder, wir sind da. Ich habe hier für jeden von euch ein Schreiben von Professor Dumbledore. Seht es euch an, prägt es euch ein, dann werde ich das Papier verbrennen. Sagt aber nichts. Ihr dürft auch nie jemandem erzählen, was darauf steht. Das ist sehr sehr wichtig. Habt ihr verstanden?", erklärte Sisilia, während sie allen dreien ein kleines Pergament aushändigte. Sie nickten, machten es auf und lasen es.

Sie selbst hatte auch erst am Freitag von Tonks so eines erhalten. Da stand die Adresse drauf.

Grimmauld Platz Nr. 12. Denn nur der Geheimniswahrer, dies war Albus Dumbledore, konnte die Adresse weitergeben. Sie hatten lange überlegt, wo sie die Kinder hinbringen sollten, aber am Ende erschien allen Grimmauld Platz der beste und sicherste Ort zu sein.

Die Kinder taten, wie ihnen geheißen und Sisilia setzte die Pergamente anschließend mit ihrem Zauberstab in Flammen, und als sie sich in Asche aufgelöst hatten, gingen sie los.

„So ihr geht jetzt ohne anzuhalten zu Tonks, sie wird euch dann in das Haus bringen. Da seid ihr dann in Sicherheit."

Sie schaute die Kinder an, die sich an den Händen nahmen. Dann blickte sie noch einmal kurz auf die Straße. Tonks nickte.

„Fertig?", fragte sie, ging an die Türe und schaute zurück. „Auf drei rennt ihr los."

Sie nickten und schauten Sisilia abwartend an.

„Also, eins, zwei und........... drei!"Bei drei öffnete sie die Türe und die Kinder sprangen, sich weiter an den Händen haltend, aus dem Wohnmobil heraus und hinüber zu Tonks, die schon auf sie wartete.

Sisilia sah ihnen hinterher. Sie blickte sich nach allen Seiten noch mal um. Es war weit und breit nichts und niemand zu sehen.

Auch die letzte Etappe lief wie geplant. Tonks schob die Kinder ins Haus, winkte Sisilia noch einmal zu und ging dann auch hinein.

Es hatte geklappt, es hatte wirklich alles geklappt. Sisilia freute sich wie ein kleines Kind.

Sie musste jetzt nur noch das Wohnmobil zurück bringen und sie hatte ihren Teil des Planes erfüllt.

Der Plan hatte funktioniert. Sie hatte die Kinder in Sicherheit gebracht. Die Anhänger Voldemorts waren fast ausgeflippt, als sie abends bemerkten, dass sie Kinder nicht mit zurückgekommen waren. Mad Eye hatte am nächsten Tag berichtet, er hätte beobachtet (unter seinem Tarnumhang), wie sie noch in der selben Nacht die ganze Gegend abgesucht hätten und auch den Zoo und dabei geflucht hätten, dass es eine Freude war.

Sie fanden keine Beweis dafür, dass der Phönixorden seine Finger im Spiel hatte. Und die Eltern behaupteten steif und fest, dass die Kinder verreist seien.