Als sie in London angekommen waren, verabschiedete sich Severus sehr schnell. Er ging nicht mit zum Grimmauldplatz 12, er schien es ziemlich eilig zu haben.
Als Sisilia vor dem Haus ankam, sah sie sich noch mal um und als sie sicher war, dass sie keiner beobachtete, ging sie auf die Stelle zu, wo das Haus stand. Nach ein paar Sekunden sah sie, wie die beiden anderen Häuser wie von selbst auf die Seite wichen und dem Haus mit der Nummer 12 Platz machten. Als es komplett vor ihr aufgetaucht war, ging Sisilia die Stufen hinauf und klopfte.
Es dauerte nicht lange, und die Tür würde geöffnet. Lupin war derjenige, der in der Tür stand und sie nun herzlich begrüßte.
„Sisilia, was für eine Überraschung. Komm herein. Ich wusste gar nicht, dass du kommen wolltest?"
„Ich wusste es bis vor einer halben Stunde auch noch nicht. Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen?", fragte Sisilia und betrat die große Eingangshalle.
„Ach was redest du da, Molly wird sich freuen. Vor allem auch Ron und Ginny. Es gibt keinen Tag, an dem die beiden nicht von dir reden. Du musst sie mächtig beeindruckt haben in der Schule", konterte Lupin mit einem Augenzwinkern, nahm ihr die Tasche ab und schob sie in die Küche.
„Leute, seht mal, wen wir da haben", verkündete Lupin strahlend, als sie die Küche betraten.
„Miss Sisilia, das ist eine freudige Überraschung. Wir haben gedacht, Sie haben für Dumbledore etwas in Schottland zu erledigen?", wollte Mrs. Weasley wissen, während sie ihr die Hand, die sie zuvor an ihrer Schürze abwischte, zur Begrüßung reichte.
Sisilia merkte, wie ihr leicht die Röte ins Gesicht stieg. Das war es also, was Dumbledore den anderen erzählt hatte.
„Severus musste plötzlich dringend weg, und da er nicht wusste, wie lange, habe ich gedacht, ich schaue mal hier vorbei", erwiderte sie, in der Hoffnung, dass keiner gemerkt hatte, dass sie leicht rot geworden war.
„Das war eine gute Idee. Ich hoffe Sie bleiben, Sie können oben das kleine Gästezimmer haben, das ist frei und hergerichtet", bot ihr Mrs Weasley an.
Sisilia nahm dankend an. Sie ging erst mal nach oben und machte sich frisch. Als sie nach einer guten Stunde wieder nach unten in die Küche ging, waren ein paar Leute mehr da. Tonks war gekommen, aber auch Ron und Ginny saßen am Tisch. Sisilia sah, dass der Tisch zum Essen gedeckt war. Alle drehten sich um, als Sisilia die Küche betrat. Ron grinste von einem Ohr zum anderen.
„Professor Sisilia, toll, dass Sie uns besuchen", rief Ron als er sie sah.
„Hallo Ron, Ginny, Tonks, schön euch zu sehen", antwortete sie ihnen.
„Setzen Sie sich, es gibt gleich was zu essen", forderte Mrs Weasley Sisilia auf.
Sisilia setzte sich neben Ginny.
„Ginny, mein Schatz, würdest du bitte die drei zum Essen runterholen?", bat Mrs Weasley ihre Tochter, die gleich aufstand und die Küche verließ.
„Sisilia, hat man dir schon erzählt, dass wir für morgen ein Treffen mit den Kindern und ihren Eltern geplant haben? Die drei hatten solche Sehnsucht nach ihnen", erklärte Tonks.
„Dumbledore hat einiges auf die Füße gestellt, um das zu organisieren", fügte Lupin hinzu.
„Dank Severus sind die Anhänger von Du-weißt-schon-wem damit beschäftigt, die Kinder woanders zu suchen, sodass wir eine Gefahr für die Kinder minimieren konnten. Wir hatten zwar noch nicht so früh mit einer Gelegenheit gerechnet, aber Hauptsache es hat geklappt", erklärte ihr Tonks.
Innerlich zuckte Sisilia zusammen. Jetzt war ihr klar, warum er weg musste. Sie hoffte nur, er würde keine Probleme bekommen, wenn sie merkten, dass das ganze nur eine Finte war. Ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie daran dachte, wie Voldemort mit seinen Anhängern umging, wenn sie nicht zu seiner Zufriedenheit arbeiteten.
Tonks berichtete Sisilia von der ganzen Aktion. Auch, dass sie Ginny und Ron zu Fred und George bringen wollten für die Zeit, in der sie unterwegs sein würden.
„Dumbledore meinte, dass es für die drei wichtig sei, ihr Eltern vor der Schule noch einmal zu sehen und bei der Gelegenheit können sie auch gleich ihre Sachen einkaufen, die sie für das erste Schuljahr brauchen. Ich finde, da hat er vollkommen recht", erklärte Mrs Weasley, als sie einen großen Topf mitten auf den Tisch schweben ließ.
Die Kinder freuten sich sehr, Sisilia wiederzusehen. Sie redeten wild auf sie ein, und erzählten ihr, dass sie ihre Eltern treffen würden. Sie strahlten dabei so, als ob morgen Weihnachten wäre.
„So jetzt ist aber genug, setzt euch endlich, das Essen wird ja kalt", wies Mrs Weasley die drei zurecht.
Sie setzten sich zwar und begannen zu essen, aber sie schafften es trotzdem zwischen jedem Bissen noch ihrer Freude Ausdruck zu verleihen.
„Miss Sisilia, darf ich Sie was fragen?"Jakob schaute sie neugierig an.
„Ja sicher, frag doch", forderte Sisilia ihn auf.
„Ginny meinte, Sie würden in Hogwarts bleiben, als Lehrern in Verteidigung gegen, gegen...., wie auch immer, sie meinte, Sie hätten am Bahnhof so etwas gesagt. Stimmt das?", wollte er wissen und sah sie mit großen Augen an.
Sisilia blickte kurz zu Ginny, die sie nun auch erwartungsvoll ansah. Sisilia legte ihre Serviette, mit der sie sich gerade den Mund abgewischte hatte auf den Tisch.
Als sie Ron ansah, der sie mit offenem Mund und großen Augen anschaute, musste Sisilia grinsen.
„Ja, Ginny hat recht, ich werde weiter an der Schule unterrichten", bestätigte sie ihnen. Woraufhin ein wildes Geschrei los brach.
Mrs Weasley hatte alle Mühe, sie wieder zur Ruhe zu rufen.
Nach dem Essen schickte Mrs Weasley Ron, Ginny und die drei Kinder nach oben, sie sollten ihre Sachen packen für morgen.
Tonks musste noch mal weg, wegen irgendwelcher Vorbereitungen.
„Ich helfe Ihnen beim Abspülen", bot Sisilia Mrs Weasly an.
„Lassen wir doch das Förmliche, sagen Sie Molly zu mir", forderte Mrs Weasley Sisilia auf.
„Einverstanden, dann sagen Sie einfach Sisilia zu mir", entgegnete sie ihr.
Nachdem sie alles aufgeräumt hatten, ging Mrs Weasley hoch zu den Kindern, um ihnen beim Packen zu helfen.
Lupin legte die Pergamentrollen, die er gerade gelesen hatte, zur Seite und sah Sisilia an, die sich zu ihm an den Tisch setzte.
„Du bist so schweigsam, Sisilia?", fragte er sie besorgt.
„Ich war nur in Gedanken, es gibt ein paar Dinge, die ich nicht ganz verstehe", erklärte sie, doch sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich mit ihm darüber reden sollte. Aber sie wusste, dass Remus Severus seit der Schulzeit kannte. Und er hatte ja auch ein Jahr in Hogwarts unterrichtet. Und sie würde so gerne wissen, warum Severus Harry so behandelte. Vielleicht konnte er ihr mehr sagen.
„Welche Dinge?", wollte er wissen.
„Ich weiß, dass du, Sirius Black und Harrys Vater, nun, dass ihr drei gute Freunde wart. Das hat Harry mir erzählt. Und ich weiß auch, das Severus in eurem Jahrgang war, und dass ihr euch, nun ja, nicht so gut verstanden habt. Die Gründe kenne ich nicht, aber darum geht es mir auch eigentlich nicht. Um auf den Punkt zu kommen, was ich nicht verstehe ist, warum Severus Harry so Unfair behandelt. Was hat er ihm getan, oder was ist passiert?"Sisilia schaute Remus fragend an. Dieser blickte auf seine Hände und sie sah wie er angestrengt nachdachte.
Dann antwortete er, er tat es aber sehr bedächtig, so als ob er sich genau überlegte, was er antworten sollte.
„Ja es stimmt, James und Snape haben sich nie gemocht und das ging irgendwann auch über das Nicht-Mögen hinaus, woran Sirius und wahrscheinlich auch ich nicht ganz unschuldig waren. Es sind einige unschöne Sachen vorgefallen, auf die ich nicht eingehen will. Das musst du Snape schon selber fragen."Er sah Sisilia an und als sie nichts sagte, fuhr er fort.
„Du kanntest James nicht. Harry wird ihm immer ähnlicher, je älter er wird. Und das fällt nicht nur mir auf. Snape projiziert seine Antipathie, die er gegen James hegte, nun wohl auf Harry. Vermute ich mal. Ich weiß nicht, ob zwischen den beiden etwas vorgefallen ist, was sein Handeln rechtfertigen könnte, aber ich kann es mir nicht vorstellen. Ich möchte mich dazu auch nicht weiter äußern, da ich voreingenommen bin", gestand er ihr ehrlich.
Sisilia sah ihn an und nickte nur. Das hatte sie nicht gewusst. Konnte es wirklich sein, dass er im Grunde gar nicht Harry meinte, wenn er so wütend wurde, sondern seinen Vater? Es wäre gut möglich, oder gab es doch einen anderen Grund?
„Wie kommt es, dass eine so nette junge Dame Interesse an diesem Mann hat?", fragte Remus nun gerade heraus.
Sisilia erschrak, hatte sie sich zu weit vorgewagt mit ihrer Fragerei?
„Wie kommst du denn darauf, ich war nur ... neugierig", versuchte sie, die Sache herunterzuspielen. Doch Remus schaute sie weiterhin an.
„Ich habe dich vorhin beobachtet, als Tonks erzählt hat, dass Snape eine falsche Fährte gelegt hat für die Todesser, da hab ich einen Moment Angst in deinen Augen gesehen. Wenn du dir nichts aus ihm machen würdest, hättest du keinen Angst um ihn", erklärte er ihr offen. Sie schaute ihn an, und sie merkte, dass sie ihm nichts vormachen konnte.
„Du hast eine bemerkenswerte Beobachtungsgabe Remus, ja, du hast recht", gab sie nun zu und wendete ihren Blick in Richtung Kamin.
„Ich konnte von Anfang an nicht recht glauben, dass er ein so unangenehmer Mensch sein sollte, wie alle immer behaupteten. Und inzwischen weiß ich, dass er es nicht ist. Auch wenn es noch viele Dinge gibt, die ich noch nicht weiß und nicht verstehe."
Sie sah ihn mit flehenden Augen an.
„Remus, ich bitte dich, erzähle niemanden von unserem Gespräch. Das muss unbedingt unter uns bleiben, versprich es mir."
„Keine Angst, Sisilia, wenn es dir so wichtig ist, werde ich schweigen, von mir erfährt niemand etwas", antwortete er und Sisilia hatte das Gefühl, dass er es ehrlich meinte.
„Danke, ja, das ist es, ich vertaue dir, Remus."
In dem Moment hörten sie, wie jemand die Treppe heruntergerannt kam und Ron erschien in der Küche mit einem Pergament in der Hand.
„Ich habe gerade eine Brief von Harry bekommen", begann er aufgeregt.
„Was schreibt er denn, ist was passiert?", wollte Remus wissen.
„Nicht direkt. Er schreibt, die Dursleys würden für eine Woche verreisen, und er fragt, ob er nicht, anstatt zu Mrs. Figg zu gehen, für ein paar Tage mich besuchen könnte. Mum meinte, das wäre ein gute Idee, aber erst wenn das Treffen vorbei ist. Solange müsste er eben noch bei Mrs. Figg bleiben."
Sisilia hatte eine Idee.
„Hör mal Ron, jetzt bin ich doch da, wir könnten Harry doch holen, ich wollte ihn sowieso besuchen und hier wäre er doch besser aufgehoben."
„Sisilia, das ist eine gute Idee. Ich werde dich begleiten, dann können wir ihn zusammen abholen", erwiderte Lupin.
„Das ist ja klasse, ich werde gleich Mum bescheid geben", jubelte Ron und rannte wieder nach oben.
„Hoffe, Dumbledore ist einverstanden damit", fragte Sisilia laut, mehr sich selber als zu Lupin, doch antwortete ihr dieser.
„Ich denke schon, ist immer noch sicherer als bei der alten Figg, die kann ihn nicht beschützen, wenn es hart auf hart kommt. Hin können wir ja apparieren, aber zurück müssen wir wohl mit der U-Bahn, da wir am helllichten Tag auch nicht fliegen können. Wir ziehen uns am besten erst einmal um", sagte Lupin und ging zur Tür.
„Ja, gute Idee"Sisilia folgte ihm, und gemeinsam machten sie sich auf nach oben.
Nachdem sie sich Muggelkleider angezogen hatten und Lupin noch mit Molly geredet hatte, machten die beiden sich auf den Weg.
Sie apparierten in den Ligusterweg. Und als sie sich überzeugt hatten, dass keinem aufgefallen war, dass zwei Leute plötzlich in der Straße aus dem Nichts aufgetaucht waren, schritten sie auf das Haus der Dursleys zu.
„Am Besten, du lässt mich reden, Sisilia, dieser Dursley ist ein komischer Zeitgenosse", erklärte ihr Lupin.
Doch noch bevor sie an der Haustür angekommen waren, hörten sie ein Rufen hinter sich.
„Professor Lupin, Professor Sisilia. Was machen sie denn hier?" Es war Harry, der mit sehr vielen Tüten bepackt auf sie zukam. Sie konnten nicht viel von ihm sehen, so voll beladen war er, hätten nicht die schwarzen zerzausten Haare oben herausgeschaut.
„Was machst du denn da?", fragte Lupin ihn überrascht.
„Ich musste für die Dursleys noch eine Kleinigkeit´ einkaufen gehen", grinste er sie an und hob bei dem Wort Kleinigkeit´, die vielen Tüten etwas höher.
„Aber was wollen Sie hier? Ist etwas passiert?", wollte Harry wissen.
„Nein, Harry, alles in Ordnung. Ron hat vorhin deinen Brief erhalten und da haben wir gedacht, wir holen dich einfach gleich ab. Zumal ich für ein paar Tage auch in London bin", erklärte ihm Sisilia freudig.
„Ach, nicht in den Fuchsbau?"fragte er, und Sisilia merkte, dass ihn etwas bedrückte. Doch Lupin legte ihm die Hand auf die Schulter und erwiderte.
„Ich verstehe schon was du meinst, Harry, aber Molly muss zur Zeit in London bleiben. Es geht leider nicht anders. Und es ist nun mal immer noch einer der sichersten Orte", versuchte Lupin ihn zu überzeugen.
„Ja, natürlich, Sie haben recht", versuchte Harry ihn zu bestätigen, doch es klang nicht sehr überzeugend.
„Und? Kommst du mit?", fragte Lupin ihn, als er da stand und seinen Gedanken nachzuhängen schien.
„Sicher komme ich, nur muss ich die Dursleys noch darauf vorbereiten", sagte Harry und verzog das Gesicht.
„Soll ich das für dich übernehmen?", fragte Lupin augenzwinkernd.
„Nein, schon gut, das mach ich schon, Sie kennen ja meinen Onkel, der rastet sowieso immer so schnell aus."
„Ach, Harry, packe nur das notwendigste, es kann gut sein, dass du noch mal hier her zurück musst. Wir konnten Dumbledore auf die Schnelle nicht fragen, ob er einverstanden ist, aber wir haben uns gedacht, im Grimmauldplatz ist es sicherer, als bei der guten Mrs. Figg."
Harrys Gesicht wurde wieder länger.
„Ach, nun komm schon, so schlimm wird es schon nicht werden", versuchte Sisilia ihn aufzumuntern, während er auf das Haus zuging. Bevor Harry die Haustür erreicht hatte, drehte er sich noch einmal um.
„Ach, wie kommen wir denn zum Grimmauldplatz?", wollte er wissen.
„Ganz einfach Harry, mit Bus und Bahn", erklärte Sisilia lachend. Harry nickte kurz und verschwand mit den vielen Tüten im Haus. Sisilia und Lupin lehnten sich gegen die Gartenmauer und warteten.
„Was hatte Harry vorhin?", wollte Sisilia wissen.
„Es fällt ihm immer noch schwer, in das Haus seines Paten zu gehen, zu viele Erinnerungen, verstehst du?"
„Das Haus am Grimmauldplatz gehörte seinem Paten? Das heißt, Sirius Black war sein Pate?", fragte Sisilia erstaunt.
„Wusstest du das nicht?"
„Nein, davon hatte ich keine Ahnung. Ich wusste, dass er sehr an ihm gehangen hat, aber nicht, dass er sein Pate war."
Plötzlich hörten sie lautes Gebrülle und Gepolter im Haus hinter ihnen. Mr Dursley schien gerade erfahren zu haben, dass vor seinem Haus jemand auf Harry wartete.
„Sollen wir reingehen?", fragte Sisilia unruhig.
„Nein, lass mal, wenn Harry Hilfe braucht, wird er sich schon melden. So wie ich weiß, ist das der normale Umgangston hier", erklärte Lupin gelassen.
„Das kann doch nicht dein Ernst sein, oder doch?", fragte Sisilia nun etwas unsicher und drehte sich um, um einen Blick auf das Haus zu werfen, aus dem immer noch das Gebrüll eines Mannes zu vernehmen war.
„Na, dann kann ich verstehen, warum Harry in den Ferien nicht hierher will", sagte Sisilia, und bedauerte Harry sehr.
Sie hörten, wie sich die Tür öffnete. Als sie sich umdrehten, sahen sie, wie Harry mit einer Tasche in der Hand heraus kam. Hinter ihm kam polternd sein Onkel an die Tür.
„Die hätten sich wenigstens vorher anmelden können. Sie können dich doch nicht immer einfach abliefern und abholen, wie es ihnen passt, wir sind doch keine Pension. Und sag denen, dass wir nicht vor Freitag nächster Woche zurück sein werden, ist das klar."Mit hochrotem Kopf stand er in der Tür. Als er Lupin und Sisilia erblickte, schlug er prompt die Haustür mit lautem Krachen zu.
„So ich bin soweit, wir können", strahlte Harry übers ganze Gesicht.
Sisilia und Lupin sahen sich überrascht an, und dann mussten beide laut loslachen.
„Was ist?", fragte Harry unsicher, „hab ich was falsches gesagt?"Harry blickte von einem zum anderen, und dann schaute er auf sich, konnte aber nichts ungewöhnliches feststellen.
Lupin, der als erster wieder fähig war zu sprechen, antwortete ihm unter Lachen.
„Nein, wir haben uns nur Sorgen gemacht, bei dem Geschrei und Krach der im Haus zu hören war, und du kommst hier rausmarschiert, fröhlich, als sei nichts geschehen."
„Ach so, das, man gewöhnt sich an fast alles", sagte er und lachte mit den beiden mit.
Sie marschierten zum Magnolienring hinüber, wo die nächste Bushaltestelle war. Als sie an der Haltestellen warteten, spürte Sisilia plötzlich etwas auf ihrer Schulter, als ob jemand seine Hand darauf gelegt hatte. Doch als sie hinsah, war da nichts. Und dann vernahm sie eine Stimme neben ihrem Ohr.
„Hallo, ihr drei, wo wollt ihr denn hin?"Sisilia erschrak und machte einen Schritt auf die Seite und griff fast automatisch nach ihrem Zauberstab.
„Alastor? Bist du das?"fragte Lupin und schaute dahin, wo er ihn vermutete.
„Ja in der Tat, könnte mir mal einer von euch verraten, was ihr vorhabt?", fragte Alastor, der jetzt zwischen Harry und Sisilia stehen musste. Denn sehen konnten sie ihn nicht, da er seinen Tarnumhang um hatte.
„Ach du meine Güte, Alastor, dich habe ich ja total vergessen. Das tut mir leid. Wir holen Harry ab, er kommt mit uns zum Grimmauldplatz für ein paar Tage, solange die Dursleys weg sind", erklärte er mit erschrockener Miene.
„Schön, dass mir das auch einer sagt", brummte er etwas verstimmt.
„Braucht ihr mich noch?", wollte er nun wissen.
„Du kannst uns gerne zum Grimmauldplatz begleiten", sagte Sisilia, die merkte, dass Mad Eye doch etwas sauer war, weil sie ihn vergessen hatten.
„Ich würde mich lieber noch ne Weile aufs Ohr hauen, wenn ihr mich entbehren könnt, wird morgen ein anstrengender Tag werden", brummte er und Sisilia hörte, wie er sich unter seinem Umhang bewegte.
„Gut, Alastor, wir werden das auch alleine hinbekommen, es scheint ja alles ruhig zu sein", sagte Lupin zu ihm.
„Dann bis morgen", murmelte Moody und mit einem dumpfen Plopp war er disappariert.
„Sagen Sie bloß, Sie lassen mich immer noch überwachen?", fragte Harry und schaute missmutig drein.
„Harry, ich glaube, das müssen wir nicht mehr diskutieren", sagte Lupin nun in einem etwas schärferen Ton.
In dem Augenblick kann der Bus, sodass es Harry erspart blieb, darauf zu antworten.
„Sisilia, dein Zauberstab!", sagte Lupin und deutete auf ihre Hand. Sie hatte vergessen, dass sie ihn immer noch in der Hand hielt und steckte ihn schnell wieder zurück in ihre Tasche, bevor der Bus sie erreicht hatte. Sisilia ließ die beiden zuerst einsteigen und übernahm dann das Zahlen.
Sie setzten sich fast nach ganz hinten, sodass sie in der Nähe der Ausgangs waren.
Sie mussten nicht weit fahren, bis sie den Bus wieder verließen. An dem kleinen Bahnhof angekommen, kaufte Sisilia für sie drei Fahrkarten und sie warteten auf den nächsten Zug der sie bis zur Viktoria Station bringen sollte. Sie suchten sich ein leeres Abteil, in dem sie Platz nahmen. Es war sehr ruhig auf der Strecke und sie blieben die ganze Fahrt alleine in dem Abteil, bis sie den Bahnhof im Zentrum erreicht hatten. Für die restliche Strecke nahmen sie die U-Bahn. Dort war es inzwischen recht voll, da langsam der Feierabendverkehr losging. Diesmal mussten sie die ganze Strecke über stehen, so voll war es. Sisilia und Lupin nahmen Harry zwischen sich und beobachten die Leute um sie herum, doch sie konnten nichts Verdächtiges erkennen.
„Wie weit ist es noch?", wollte Lupin wissen, als sie bereits eine halbe Stunde unterwegs waren.
„Nur noch zwei Stationen, dann müssen wir raus", erklärte Sisilia.
„Ron freut sich schon sehr, dass du kommst. Er hat schon gejammert, dass ihm langweilig ist, weil nur Ginny und die drei Kleinen da sind", erzählte Lupin ihm, um ihn etwas aufzuheitern, da er doch einen sehr nachdenklichen Eindruck machte.
„Das kann ich mir vorstellen", grinste Harry nun.
An der übernächsten Station stiegen sie aus. Über die Rolltreppe gelangten sie nach oben auf die Straße. Es waren sehr viele Leute unterwegs, die meisten wohl auf dem Nachhauseweg von der Arbeit.
Sie mussten noch ein paar Straßen gehen, um den Grimmauldplatz zu erreichen. Je weiter sie sich von der U-Bahn-Station entfernten, um so ruhiger wurde es auf den Straßen. Sisilia und Harry gingen voran, und Lupin lief hinter den beiden, eine Hand in der Jackentasche, wo er seinen Zauberstab festhielt.
Aber es blieb alles ruhig und sie wurden auch nicht angegriffen.
Endlich hatten sie Grimmauldplatz 12 erreicht und als sie anklopften, wurde die Tür von Ron so schnell geöffnet, als ob er hinter ihr gewartet hätte.
„Hallo, Harry, da bist du ja endlich", begrüßte er ihn überschwänglich.
Die zwei Jungs machten sich sogleich auf den Weg nach oben, wo sie in ihrem üblichen Zimmer verschwanden.
Sisilia sah Harry und Ron noch nach, wie sie nach oben gingen und leise miteinander diskutierten.
„Ich werde mich dann auch mal wieder umziehen gehen, in den Sachen hier fühle ich mich einfach nicht so wohl", erklärte er ihr und ging auch nach oben.
Sisilia hatte keine Lust sich umzuziehen, ihr machte es nichts aus in Jeans und Bluse rumzulaufen. Sie betrat die Küche. Molly stand am Herd und war gerade dabei, das Abendessen vorzubereiten.
„Hallo, Molly, wir sind wieder da", begrüßte Sisilia sie.
„Oh, hallo, Sisilia, ich habe euch gar nicht kommen hören. Ist alles gutgegangen?"Sie sah sie mit besorgter Miene an.
„Es lief eigentlich alles problemlos", antwortete Sisilia und trat zu Molly an den Herd.
„Eigentlich?", wollte Molly nun wissen.
„Nun ja, wir hatten vergessen, Alastor Moody Bescheid zu geben, dass wir Harry holen. Er ist uns ein Stück hinterher gegangen und hat uns gefragt, was wir da eigentlich machen würden. Er war, glaub ich, ziemlich sauer", erklärte sie Molly, die vor Erleichterung einen Seufzer von sich gab.
„Ach, das ist nicht so schlimm, das hat der morgen sowieso wieder vergessen, mach dir da mal keine Gedanken", beruhigte Molly sie.
„Wo ist Harry überhaupt?"fragte sie und blickte zur Tür.
„Er und Ron sind gleich nach oben auf ihr Zimmer. Ich glaube Ron wollte ihm etwas Wichtiges zeigen."
„Na dann, muss ich wohl meine Begrüßung noch etwas verschieben", sagte sie sichtlich enttäuscht.
„Kann ich dir beim Kochen helfen, Molly?", fragte Sisilia, der beim Anblick des Essens schon das Wasser im Munde zusammen lief.
Eine Halbe Stunde später, als ein leckerer Eintopf über dem Feuer kochte, ging die Tür auf und Ron kam gefolgt von Harry in die Küche.
„Wenn es nach Essen riecht, bist du natürlich immer der erste, Ron", lachte Mrs Weasley.
„Immer", strahlte er. „Du, Mum, gerade kam ein Brief von Hermine, sie ist in Frankreich.
Sie schreibt, sie machen einen Campingurlaub am Meer", sprudelte es aus ihm heraus.
Doch Mrs Weasley antwortete ihm nicht, sondern trat zu Harry und umarmte ihn zur Begrüßung.
„Hallo, Harry, mein Guter, schön, dich wieder zu sehen. Geht's dir gut?", wollte sie wissen und betrachtete ihn von oben bis unten.
„Hallo, Mrs Weasley, ich freue mich auch, Sie wiederzusehen. Es geht mir bestens, danke", antwortete er und strahlte sie an.
„Hm, hier riecht es schon so gut, wann gibt's denn essen, Mum?", fragte Ron und schaute in den Topf hinein.
„Sobald du Ginny, Elisabeth, Diana und Jakob bescheid gesagt hast", erklärte Molly ihrem Sohn und stützte die Hände in die Hüften.
Ron verzog das Gesicht, machte sich aber ohne einen weiteren Kommentar auf, die anderen zu holen.
In dem Moment, als Ron hinausgehen wollte, betrat Lupin die Küche. Er hatte wieder seine üblichen Sachen an, sowie auch seinen schon sehr schäbigen Umhang, den er immer trug.
Lupin und Molly standen neben dem Herd und besprachen etwas wegen dem morgigen Tag.
Sisilia bemerkte, wie Harry, der sich an den Tisch gesetzt hatte, gedankenverloren auf einen der leeren Stühle starrte. Seine Augen wirkten sehr traurig.
„Harry. Alles in Ordnung mit dir?", fragte Sisilia besorgt, doch er antwortete nicht.
„Harry?", versuchte sie es noch einmal. Er wandte langsam den Kopf, und ihr war es, als habe sie ihn soeben aus einer anderen Welt zurück geholt. Er sah sie an.
„Ist alles in Ordnung mit dir?", wiederholte sie nun ihre Frage.
„Ja", murmelte er, was aber nicht sehr glaubwürdig klang. Sisilia konnte sich denken an was, bzw. an wen er gerade gedacht hatte. An Sirius Black. Vielleicht war das immer sein Platz gewesen, an dem er gesessen hatte, überlegte sie.
Als sie ihm in die Augen sah, fühlte sie seine Trauer und die Leere, die in ihm war. Sie spürte, er vermisste ihn sehr. Sie setzte sich neben Harry an den Tisch.
„Du hast ihn sehr gern gehabt, nicht war?", fragte sie ihn und Harry nickte nur.
„Ich hätte ihn auch gerne kennengelernt", gestand sie ihm und Harry schaute sie mit großen Augen überrascht an.
„Woher wissen Sie, dass ich an Sirius gedacht habe?"
„Du hast so traurig auf diesen Stuhl geschaut, da habe ich vermutet, dass dies vielleicht immer sein Platz gewesen war", erklärte sie ihm. Sie wollte ihm nicht sagen, dass sie in seine Gedanken eingedrungen war und seine Gefühle erkannt hatte. Sie konnte sich vorstellen, dass er dann ziemlich wütend werden würde.
Harry nickte und noch bevor er etwas antworten konnte, kam eine Schar Kinder, gefolgt von Ron und Ginny in die Küche gestürzt.
„Hallo, Harry, schön, dass du da bist!", rief Ginny.
In dem Moment, als die drei elf Jährigen Harry erblickten, verstummten sie und schauten ihn mit großen Augen an.
„Ist er das?", fragte Diana schüchtern und zupfte Ginny an ihrem Umhang.
„Ja, das ist Harry Potter, Diana", erklärte ihr Ginny.
Harry, der es anscheinend gewohnt war, angestarrt zu werden, hob nur die Hand und sagte:
„Hallo, ihr drei."
Die drei gingen um den Tisch herum, ohne einen Blick von Harry zu lassen und setzten sich ihm gegenüber hin. Sie begannen immer wieder miteinander zu tuscheln und stupsten sich auch immer wieder mit den Ellenbogen an.
Harry versuchte, sie zu ignorieren.
Die Tür ging erneut auf und Mr Weasly betrat die Küche.
„Guten Abend, alle zusammen", sagte dieser und machte einen müden Eindruck.
Er gab seiner Frau einen Kuss zur Begrüßung, und sie nahm ihm seinen Umhang ab und hängte ihn an die Wand neben die Tür.
„Oh, Professor Sisilia, das ist schön, dass sie uns besuchen", sagte Mr Weasley, als er sie erblickte.
„Sie wird bei Ron und Harry bleiben, solange wir unterwegs sind, Arthur", erklärte Molly ihrem Mann.
„Harry?", fragte er und erst jetzt bemerkte er, dass auch Harry am Tisch saß. Er begrüßte ihn und wollte wissen, warum er hier sei. Ron erklärte es seinem Vater.
„Wann geht es denn morgen los?"fragte Sisilia nun.
„Morgen Vormittag, wir werden in drei Gruppen gehen", erklärte Lupin, der sich inzwischen neben Sisilia gesetzt hatte. „Professor Dumbledore hält es für besser, wenn wir alles getrennt machen. Sodass sich die drei nicht zur selben Zeit am selben Ort aufhalten werden."
„Keine schlechte Idee und wann werdet ihr zurück sein?", wollte Sisilia noch wissen, während sie Molly half die Teller und das Besteck auf dem Tisch zu verteilen.
„Erst übermorgen Nachmittag. Die Kinder werden die Nacht über bei ihren Eltern bleiben", fuhr Lupin mit seiner Erklärung fort.
Sisilia sah zu den Kindern, und die strahlten sie an. Sie schienen sich schon sehr zu freuen, was Sisilia nur zu gut verstehen konnte.
Das Abendessen verlief sehr ruhig und wurde nur ab und zu vom Gekicher der kleinsten unterbrochen.
Während Molly dann Diana, Elisabeth und Jakob nach oben brachte, mit ihnen die restlichen Sachen packte und noch einiges besprach, kümmerten sich Sisilia und Ginny um den Abwasch.
Harry und Ron verschwanden auch nach oben, sie wollten Seidenschnabel füttern gehen, dem Sirius, als er in das Haus hier zurückkehrte, einen Raum eingerichtet hatte.
Ginny verabschiedete sich auch recht schnell, als sie alles Geschirr aufgeräumt hatten, sodass nur noch Sisilia, Mr Weasley und Lupin in der Küche waren. Und als die Kinder im Bett waren, kam auch Molly wieder herunter und setzte sich zu den übrigen.
Sie unterhielten sich den ganzen Abend noch über die nächsten beiden Tage. Doch gingen alle an dem Abend sehr bald schlafen.
Sisilia schlief sehr unruhig. Sie träumte viel wirres Zeugs, was sie mehrmals in der Nacht aufwachen ließ. Erst in der zweiten Hälfte der Nacht fand sie endlich tiefen Schlaf.
Als sie am nächsten Morgen aufwachte, war es schon nach neun und sie zog sich rasch an und ging nach unten.
Hier herrschte schon jede Menge geschäftiges Treiben. Es waren schon eine Menge Leute angekommen. Unter ihnen Kingsley Shecklebolt, Tonks und Alastor Moody. Molly schien recht zu behalten, denn er machte nicht den Eindruck, als ob er noch sauer wäre, im Gegenteil. Als er das, was gestern passiert war, Tonks und Kingsley erzählte, war er derjenige, der am lautesten lachte.
Sisilia hatte das Gefühl, dass er froh war, endlich mal wieder was richtiges zu tun zu haben.
Jede der drei Gruppen bestand aus fünf Personen. Einem der Kinder und vier Leuten aus dem Orden, die sie beschützen sollten.
Sisilia hatte bemerkt, dass in der Halle drei steinerne Figuren aufgestellt worden waren, die jeweils einen Elfen darstellten. Sie waren vielleicht einen Meter groß. Sie hatte sich schon gewundert, was die hier zu suchen hatten.
Doch als sich die erste Gruppe, bestehend aus Lupin, Tonks, Bill Weasley und Sturgis Podmore mit Diana um eine der Statuen aufstellten, war ihr sofort klar, dass es sich um Portschlüssel handeln musste.
„Alles bereit?", fragte Lupin in die Runde und die vier anderen nickten. Lupin schaute noch einmal zu den übrigen, wünschte allen viel Glück und begann dann, auf drei zu zählen. Alle fünf berührten zugleich die Statue und sie verschwanden. Eine halbe Stunde später, gegen halb elf, machte sich die zweite Gruppe auf den Weg. Jakob, Kingsley, Hestia Jones, Emmeline Vance und Mundungus Fletcher stellten sich nun um ihren Portschlüssel auf und waren als Kingsley auf drei gezählt hatte auch verschwunden.
„Sisilia, wir werden als erstes in die Winkelgasse gehen, deshalb nehme ich Ginny mit, sie wird dann zu ihren Brüdern in den Laden gehen", erklärte Molly ihr.
„Sie hätte aber auch gerne hier bleiben können Molly", sagte Sisilia überrascht.
„Das weiß ich, Sisilia, aber sie hat sich schon darauf gefreut, ihren Brüdern im Laden zu helfen und das wollte ich ihr nicht nehmen, wenn wir schon die ganze Zeit in diesem Haus hier festsitzen", sagte Molly entschuldigend.
„Schon gut, das kann ich auch verstehen", antwortete Sisilia ihr.
„So, Molly, ich denke es wird Zeit für uns. Kommt ihr bitte?", forderte er die letzten Fünf auf.
„Viel Glück Dad, Mum.", sagte Ron zu seinen Eltern und machte kein sehr glückliches Gesicht dabei.
„Mach dir keine Sorgen, Junge, Professor Dumbledore hat alles gut geplant, es wird schon nichts schief gehen", beruhigte Mr Weasley seinen Sohn und legte ihm die Hand auf seine Schulter. Mrs Weasley nahm Elisabeth und Ginny an den Händen und trat mit ihnen zu der Statue. Moody und Elphias Doge folgten ihnen.
