Die Suche im Wald

Sie fuhren los und es dauerte keine 15 Minuten, als sie ein Auto am Waldrand abgestellt fanden. Sie parkten ihr Auto daneben.

„Das wird wohl ihr Wagen sein. Wir sollten unsere Jacken mitnehmen", sagte sie und holte die Jacken aus dem Kofferraum.

Sie verstaute ihren Zauberstab darin, als Ron zu ihr trat und die Tasche mit den restlichen Broten herausnahm.

„Die sollten wir auch mitnehmen, ich hab langsam einen Bärenhunger", erklärte er.

Sie machten sich auf den Weg. „Wir müssen immer Richtung Osten gehen, dann müssten wir genau dahin kommen, wo Hermine und ihre Eltern hin wollten", erklärte sie ihnen.

Harry nahm seinen Zauberstab, legte ihn flach auf seine Hand und sagte: „Weise mir die Richtung."Der Zauberstab in seiner Hand drehte sich einmal im Kreis und zeigte mit seiner Spitze nach links. Dort war also Norden, dann mussten sie genau geradeaus gehen.

„Gute Idee, Harry", sagte Sisilia

Sie gingen in den Wald hinein. Es war ein sehr unebener Waldboden, und sie mussten gut acht geben, wohin sie traten. Durch die extrem hohen Bäume und die riesengroßen Felsen, die es hier hab, kamen sich die drei richtig klein vor. Wie Ameisen, die über den Waldboden krabbelten. Je weiter sie in den Wald hinein kamen, um so dichter wurde er. Langsam fing es an zu dämmern. Und da der Wald nicht viel Licht durchließ, kam es ihnen schon dunkler vor, als es in Wirklichkeit war. Sie sagten alle kein Wort, denn sie mussten sich sehr auf den unebenen Weg konzentrieren. Nur Harry blieb hin und wieder stehen und kontrollierte mit seinem Zauberstab, ob sie noch in die richtige Richtung gingen.

Sie waren bestimmt schon zwei Stunden marschiert und es war inzwischen dunkel geworden. Mittlerweile war es mehr ein Stolpern als ein Gehen, obwohl sie inzwischen ihre Zauberstäbe als Lichter benutzten, um ihren Weg besser sehen zu können.

Harry, der inzwischen etwas voraus ging, stolperte plötzlich, schrie und war verschwunden.

Sisilia erschrak fürchterlich, ihr Magen verkrampfte sich.

„Harry!"schrie Ron vor Entsetzten. Sie und Ron rannten zu der Stelle, an der sie Harry zuletzt gesehen hatten. Vor ihnen tat sich ein finsterer tiefer Abgrund auf. Und Harry schien verschwunden. Hier musste eine Höhle schon vor sehr langer Zeit eingestürzt sein. Vor ihnen lag ein tiefer Krater. Sisilia leuchtete mit ihrem Zauberstab in die tiefe Senke hinein und versuchte etwas zu erkennen. Da sah sie Harry, der sich zum Glück, etwa einen Meter unter ihr, mit einer Hand an einer großen Wurzel festhielt. Sisilia legte sich flach auf den Boden und streckte Harry ihre Hand entgegen.

„Komm, Harry, nimm meine Hand", sagte sie zu ihm. Ron hatte es Sisilia nachgemacht und sich neben sie gelegt. Nun ergriff Harry mit der freien Hand nach der von Sisilia und als sie ihn fest gepackt hatte mit der anderen Rons. So zogen sie ihn beide wieder nach oben.

„Danke", sagte Harry, als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte.

„Ich habe meinen Zauberstab verloren, als ich gefallen bin", erklärte er zerknirscht.

„Kein Problem, warte mal, Harry", sagte Sisilia, richtete ihren Zauberstab in die Tiefe und rief: „Accio Zauberstab!"Und ehe es sich Harry versah, kam der Zauberstab auch schon aus der Tiefe hochgeflogen und Sisilia fing ihn geschickt auf.

„Danke", grinste Harry, als sie ihn ihm wieder in die Hand drückte.

„Ich denke, es wird wohl besser sein, wenn wir hier irgendwo übernachten, bei der Dunkelheit ist es zu gefährlich weiter zu gehen. Beim nächsten Mal könnte es nicht so glimpflich ausgehen", sagte Sisilia und schaute sich nach einer geeigneten Stelle um. Viel erkennen konnte sie nicht, aber vor ihnen waren ein paar große Felsen im Halbkreis angeordnet und sie hielt den Platz für einigermaßen geeignet.

Harry und Ron protestierten, doch sie mussten sich dann doch eingestehen, dass es keinen Sinn hatte, weiterzusuchen. Wenn sich einer von ihnen den Hals brach, würde er Hermine damit auch nicht helfen.

So setzten sie sich an die Felswand gelehnt, auf den weichen Moosboden.

„Ihr solltet versuchen etwas zu schlafen, ich werde Wache halten", forderte sie die beiden auf.

„Sie können doch nicht die ganze Nacht wach bleiben. Wenn, dann sollten wir uns abwechseln, dass jeder etwas Schlaf bekommt", protestierte Harry.

„In Ordnung, ich werde aber die erste Wache übernehmen."

Sie einigten sich, dass Ron die zweite und Harry die dritte Wache übernehmen sollte. Dann legten sich die beiden Jungs hin und versuchten zu schlafen.

Sisilia merkte, dass es den beiden nicht leicht fiel einzuschlafen, doch hörte sie irgendwann das leise Schnarchen von Ron.

Sie hatte sich etwas oberhalb der beiden auf einen Felsen gesetzt, um die Gegend besser im Blick zu haben, obwohl sie nicht wirklich viel erkennen konnte.

Sie hing ihren Gedanken nach, als sie plötzlich ein sehr kleines Licht in der Ferne entdecken konnte. Sie schaute angestrengt in die Richtung und nun hörte sie auch ein leises Knacken, so, als wenn kleine Äste unter einem Gewicht entzweibrachen.

Leise rutschte sie zu Harry und Ron hinunter und schüttelte sie an den Schultern. Sie waren beide sofort hellwach.

„Psst, leise, ich glaube, es kommt jemand", erklärte sie ihnen und schob sie zwischen den Felsen und ein Gebüsch. Sie duckten sich dahinter und lauschten in die Dunkelheit.

Sie hörten, wie sich die Schritte ihnen langsam näherten. Dann sahen sie das Licht und erkannten sofort, dass es das Licht eines Zauberstabes war, der so gehalten wurde, dass der Besitzer den Boden absuchen konnte. Er schien eine Spur zu verfolgen und Sisilia war sich sicher, dass es nicht nur eine Spur war, sondern ihre Spuren.

Die Gestalt kam immer näher. Im Schein des Lichtes konnten sie nun erkennen, dass es jemand in einem schwarzen Umhang war, der seine Kapuze über den Kopf gezogen hatte.

Harry zog seinen Zauberstab aus seiner Tasche und Ron folgte seinem Beispiel. Auch Sisilia griff in ihre Jacke, um ihren Zauberstab herauszuholen.

Der Kuttenträger hatte inzwischen die Stelle erreicht, wo sie noch wenige Minuten zuvor gelegen hatten.

„Das ist bestimmt einer von denen, die Hermine entführt haben", flüsterte Harry. Sisilia hatte den gleichen Gedanken und nickte nur.

„Dann sollten wir uns den mal vorknöpfen", schlug Ron nun vor und wollte einen Schritt vor gehen.

„Nein, wartet, wir müssen erst sicher gehen, dass er alleine ist", warnte Sisilia die beiden in sehr leisem Ton.

Sie lauschten angestrengt in die Nacht, aber sie konnten nichts hören, was darauf schließen ließ, dass sich noch jemand in der Nähe aufhielt.

„Wir werden ihn nur lähmen, verstanden?", sagte Sisilia zu den beiden.

Sie beobachteten, wie die Person begann den Boden genauer zu untersuchen, wo Harry und Ron gelegen hatten. Dabei ging er in die Hocke und tastete über das niedergelegene Moos. Das war die Gelegenheit, wenn er am Boden kniete, war er verwundbarer. Sisilia hob schon die Hand als Startzeichen, als sie im Licht des Zauberstabes das Gesicht des Mannes erkannte. Harry hatte schon seinen Zauberstab erhoben und auf die Gestallt gerichtet, um den Lähmzauber auszusprechen, als Sisilia seinen Arm wieder nach unten drückte.

„Harry, nein", sagte sie plötzlich und verließ unvermittelt ihr Versteck. Harry und Ron blickten sich verstört an.

„Severus? Bist du das?", fragte sie nun den Mann, der sich blitzschnell aufrichtete und den Zauberstab in ihre Richtung drehte.

„Sisilia?", fragte er überrascht.

„Ja, bei Merlin, wie kommst du denn hier her, mit dir hätte ich nie und nimmer hier gerechnet", sagte sie froh und erleichtert zugleich.

Inzwischen hatten Harry und Ron auch ihr Versteck verlassen und waren zu den beiden auf die Lichtung getreten.

„Das gleiche sollte ich dich fragen, warum bist du alleine losgegangen und hast nicht auf Hilfe gewartet?"

„Weil die andern nicht vor morgen Mittag zurück sein werden und so lange konnten wir nicht warten, Hermine und ihre Eltern schweben in Gefahr, wenn sie überhaupt noch...."Sisilia sprach den Satz nicht zu Ende und als sie zu Ron schaute, konnte sie sehen, dass ihm der Mund aufklappte.

„Wie hast du uns hier gefunden?", wollte Sisilia nun wissen.

„Ich ging zum Grimmauldplatz und habe da deine Nachricht gefunden. Nur leider hast du nicht geschrieben, wo in Frankreich sich die Grangers sich aufhalten."

„Oh verflucht, das hab ich in der Eile wohl vergessen", schimpfte Sisilia mit sich selber. Doch Snape fuhr unbeeindruckt fort, schaute aber dabei auf Harry und Ron.

„Und da ich weiß, dass Miss Granger mit Potter und Weasley engen Kontakt hat, habe ich in deren Zimmer nachgesehen, wo ich dann einen Brief unter ihren Sachen gefunden habe, in dem der Namen des Ortes stand, wo sie ihren Urlaub verbringen wollten."

Sisilia sah, wie Harry wütend ein paar Schritte auf Snape zu ging und drohend seine Hand hob, in der er immer noch seinen Zauberstab hielt.

„Wie können Sie es wagen, in unseren persönlichen Sachen zu wühlen. Das sind private Dinge, die Sie nichts angehen.", brüllte Harry Snape wütend an.

„Ihnen scheint nicht klar zu sein, Potter, wo die Grenzen liegen. In dem Moment, als Sie sich Unüberlegteerweise auf den Weg hierher gemacht haben, wurde Ihre Angelegenheit auch die des Ordens, der seit Jahren darum bemüht ist, Ihr Leben zu schützen. Dies wiederum bedeutet, dass es auch zu meiner Angelegenheit wurde, was mich durchaus berechtigt, in Ihren Sachen, wie sagten Sie, ach ja, zu wühlen", erklärte er ihm, in einem scharfen aber ruhigen Ton.

„Ach ja. Ich glaube Ihnen nur nicht. Sie wollen sich doch nur rächen, wegen....", fauchte Harry. Snape ging einen Schritt auf ihn zu und hob ebenfalls seinen Zauberstab.

„Sie glauben wirklich, mich interessieren Ihre privaten Teenager-Schreibereien? Sie sind genauso überheblich und arrogant wie Ihr Vater es war, Potter. Sie glauben immer noch, die ganze Welt würde sich nur um Sie drehen. Ist Ihnen noch nie in den Sinn gekommen, dass Sie auch nur eines von vielen Rädchen in einem komplexen Uhrwerk sind?"

„Und für was halten Sie sich? Für den Uhrmacher?", schnaubte Harry wütend zurück.

„Ganz und gar nicht, Potter, ich kenne meine Platz, im Gegensatz zu Ihnen!"

Sisilia verstand nicht, worum es den beiden überhaupt ging. Sie wollte und konnte diese Streitereien nicht mehr hören. Sie trat zwischen die beiden, um sie voneinander zu trennen.

„Harry, Severus! Jetzt ist aber Schluss, aufhören! Was soll das überhaupt, ihr steht doch auf derselben Seite."Sie schaute von einem zum andern und sah, wie sie sich noch immer mit hasserfüllten Blicken ansahen. Sie schüttelte verständnislos den Kopf.

„Hier geht es nicht um euch, was auch immer der Grund für euer Verhalten ist. Hier geht es um Hermine und ihre Eltern. Wir müssen sie finden!"Sisilia sah beide sehr wütend an. Harry senkte langsam seinen Zauberstab und schaute sie an. Brummend ging Harry zu Ron, der inzwischen bis an den großen Felsen zurückgewichen war. Severus senkte ebenfalls seinen Arm, schaute Harry finster hinterher und blickte dann zu Sisilia.

„Kann ich mit dir unter vier Augen sprechen?", fragte er und drehte sich, ohne eine Antwort abzuwarten, um und ging ein Stück von dem Felsen weg, an dem Harry und Ron nun lehnten.

Sisilia folgte ihm wortlos.

Als Snape stehen blieb, sah er sich nach Harry und Ron um, die aber immer noch an den Felsen gelehnt da standen und sich leise unterhielten.

„Es ist das Beste, wir kehren sofort zurück nach London und überlassen die ganze Sache Dumbledore und dem Orden", flüsterte er immer noch wütend.

„Nein, Severus. Das kann ich nicht. Hermine ist in Gefahr und sie befindet sich hier ganz in der Nähe. Es würde viel zu lange dauern, bis die anderen hier wären, vielleicht sogar bis morgen Abend. Da könnte es dann schon zu spät sein. Ich werde jetzt nicht aufgeben und zurückgehen. Wenn du willst, kannst du ja nach London gehen, ich werde auf jeden Fall weitersuchen.", erklärte Sisilia ihm fest entschlossen. Er schaute sie nachdenklich eine ganze Weile an. Und dann zu ihrer Überraschung lächelte er.

„Weißt du, dass du sehr hübsch aussiehst, wenn du wütend bist.", sagte er amüsiert und fügte dann noch hinzu: „Du und dein Dickkopf. Nun gut, dann helfe ich euch, ich werde dich und die beiden Jungs auf keinen Fall hier alleine lassen", erklärte er, obwohl sie sah, dass es ihm nicht recht war.

„Ich kann Dumbledore heute Nacht nicht erreichen, er hat mir gesagt, dass er erst wieder morgen früh in Hogwarts sein wird. Dann werde ich versuchen, ihn zu kontaktieren", überlegte er laut denkend.

„Das wird nicht nötig sein, ich hab ihm eine Eule geschickt, schon heute Mittag."

„Gut, dann lass uns jetzt noch etwas ausruhen, sobald es hell wird, gehen wir los und suchen weiter."

Sie gingen zurück auf die kleine Lichtung zu Harry und Ron, die inzwischen auf dem Boden saßen, mit dem Rücken an der Felswand. Sie sahen auf, als die beiden zurück kamen.

„Ihr solltet versuchen, noch etwas zu schlafen, sobald es hell wird, gehen wir los und suchen weiter", sagte Sisilia zu ihnen.

„Ich kann nicht schlafen", brummte Harry mit mürrischer Stimme.

„Dann versuch es wenigstens, Harry", bat Sisilia ihn eindringlich. Harry sah sie an, und sie hatte das Gefühl, er wollte widersprechen, doch dann nickte er nur und sah Ron an.

„O.K., wir versuchen es", antwortete Ron dann für beide.

„Gut", und Sisilia ging zu Severus, der sich unter einem großen Baum, zwischen zwei mächtigen Wurzeln gesetzt hatte. Sie setzte sich zu ihm und lehnte sich ebenfalls mit ihrem Rücken gegen den mächtigen Stamm des Baumes.

Sisilia sah zu Harry und Ron, die sich leise miteinander unterhielten. Sie konnte einfach nicht verstehen, warum Harry und Severus sich so fürchterlich gestritten hatten. Doch eines hatte sie heraushören können, den Vorwurf und den Vergleich mit Harrys Vater. Doch was sollte das? Warum waren die beiden so aufeinander losgegangen?

„Um was ging es eigentlich bei dem Streit zwischen dir und Harry? Ich weiß ja inzwischen, dass ihr euch nicht mögt, aber langsam habe ich das Gefühl, ihr hasst euch regelrecht. Warum denn nur?", wollte Sisilia nun doch endlich erfahren. Bisher hatte sie immer zu diesem Thema geschwiegen, aber wenn sie es schon nicht schaffte, die Wogen zwischen den beiden zu glätten, so wollte sie doch wenigstens wissen, warum das so war.

„Das geht dich nichts an Sisilia. Das ist eine Sache zwischen mir und Potter", zischte er ungehalten.

„Das geht mich sehr wohl etwas an, Severus. Ich mag euch beide sehr und ich habe das Gefühl irgendwo zwischen den Stühlen zu hängen. Ich denke immer, wenn ihr euch streitet, muss ich mich für einen von euch entscheiden, wozu ich aber absolut nicht bereit bin."

„Ich habe dir nie gesagt, dass du dich entscheiden musst oder dir je vorgeschrieben, mit wem du zusammen sein darfst oder nicht. Aber ‚diese Sache' geht nur Potter und mich alleine etwas an."Damit war das Thema für ihn erledigt. Sisilia wollte noch einmal etwas sagen, doch er schüttelte den Kopf, woraufhin sie resigniert aufgab und in die Dunkelheit starrte.

Warum nur war er in dieser Sache so stur? Weshalb wollte oder konnte er ihr nicht sagen, was geschehen war. Sie würde es so gerne verstehen.

„Du solltest auch versuchen zu schlafen, Sil", flüsterte er, nach einer ganzen Weile. „Ich werde Wache halten."

Sisilia war ganz und gar nicht nach schlafen zumute, doch sie hatte keine Lust, sich mit ihm darüber auch noch zu streiten. Und so lehnte sie ihren Kopf gegen den Baum und schloss die Augen. Sie grübelte noch eine ganze Weile, doch dann irgendwann musste sie doch eingeschlafen sein.