Das Geheimnis der Burg Reußenstein

Am nächsten Morgen erwachten beide mit einem großen Hunger. Als Severus im Bad verschwunden war, kam er nach kurzer Zeit wieder heraus.

„Ich hab da ein kleines Problem.", sagte er. „Ich bin es gewohnt, mich mit Hilfe von Zauber zu rasieren, aber wenn wir nicht zaubern sollen... Und ich habe eigentlich keine Lust, mich mit diesen scharfen Klingen zu verstümmeln.", fügte er nun hinzu.

„Warum lässt du dir nicht mal einen Bart stehen?", schlug Sisilia ihm vor.

„Ach, du meinst wie der... na, der Schauspieler da, auf dem Foto? Meinst du, mir würde so etwas stehen?", fragte er und sah in den Spiegel.

„Warum nicht, probier es doch einfach mal aus, und wenn es dir nicht gefällt, dann kauf ich dir eben einen Rasierapparat.", sagte sie und grinste ihn an.

Nach dem Frühstück in der Gaststätte machten sie sich auf, sie wollten sich, als ganz normale Touristen getarnt, einen ersten Eindruck von der Ruine verschaffen. Da heute ein wunderschöner sonniger Tag war, würden bestimmt einige Leute dort sein, um die verfallene Burg zu besichtigen.

Sie mussten nicht weit fahren, bis sie zu einem Parkplatz kamen, an dem sie das Auto abstellten und sich zu Fuß auf dem Weg zur Ruine machen konnten. Es war von der Straße aus nicht sehr weit dorthin, nur etwa zehn bis fünfzehn Minuten gemütlicher Fußweg, den sie zu gehen hatten.

Sie gingen an einem Waldstück entlang, bis sie eine Wiese erreichten. Rechts von ihnen ging es dann über einen Felshang über 200 Meter senkrecht in die Tiefe. Als sie näher kamen, konnten sie sehen, wie einige Kletterer damit beschäftigt waren, diese Felswand an Seilen gesichert hinaufzuklettern. Sie sahen ihnen einige Minuten zu, bevor sie weitergingen. Sie mussten weiter durch ein Waldstück gehen. Der Weg hier war sehr uneben und mit Wurzeln und Felsen übersät. Ganz plötzlich dann tauchte die Burgruine vor ihnen auf. Ein großer quadratischer Turm ragte vor ihnen in den Himmel. Die restlichen Mauern waren teilweise in die Felsen hineingeschlagen, beziehungsweise darauf errichtet worden.

Der Eingang hinauf zur Burg war ein in den Fels gehauener Durchgang, durch den die beiden jetzt schritten. Sie mussten sich ziemlich bücken, da dieser nicht sehr hoch war.

„Ich hab vorhin auf dem Schild gelesen, dass diese Burg irgendwann im 13. Jahrhundert erbaut worden ist, von einem Heinrich von Stein, und dieser hat sie dann an seinen Vetter, einem Cunradus Dictus von Reuß, weiter verkauft, deshalb der Name. Der Rest war relativ uninteressant. Jedenfalls nichts, was für uns von Bedeutung wäre.", erklärte sie ihm.

„Das Ding ist doch schon so alt?", fragte er überrascht. „Dann es uns mal genauer untersuchen."

Sie gingen an der über einen halben Meter dicken Burgmauer entlang in die Burg hinein. Diese bestand aber nur noch aus den Mauern rundherum, das Dach fehlte komplett. Auch die einzelnen Stockwerke, es waren wohl drei Stück gewesen, gab es nicht mehr. Nur noch einen Aufgang in Richtung des Turms gab es, und dort stiegen sie die glatten und auch rutschigen Stufen hinauf. Doch auch hier gab es nichts besonderes zu sehen.

Inzwischen waren einige weitere Besucher angekommen, welche die Burg inspizierten, und es wurde langsam voller hier.

„Du meinst wirklich, dass es die richtige Burg ist? Es sind sehr viel Menschen hier, ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass ‚er' gerade hierher kommen will.", sagte er und sprach den letzten Satz leise aus, da ein älteres Ehepaar gerade an ihnen vorbeigegangen war.

„Ich denke schon. Wenn du den Namen richtig verstanden hast, muss es die richtige sein, da es keine gibt, die gleich oder ähnlich heißt.", antwortete sie ihn, während sie sich mit den Ellenbogen gegen die Burgmauer lehnte und so tat, als ob sie die Aussicht genoss. Severus trat, als eine Gruppe von Jungendlichen die Stufen hoch stürmte, auch zu Sisilia und blickte nun ebenfalls hinunter in die Tiefebene.

Dann fiel sein Blick senkrecht nach unten, wo sie eine Art Burghof mit einem Brunnen entdeckten.

„Lass uns doch mal da hinuntergehen.", sagte er und deutete auf den kleinen Platz.

Sisilia nickte, und sie machten sich auf den Weg. Um dorthin zu gelangen, mussten sie die eigentliche Burg wieder verlassen und halb um sie herumgehen. Doch dann, als sie an einer Art Wehrturm vorbei gegangen waren, hatten sie den Brunnen gefunden. Er war von den Muggeln mit Gittern gesichert worden, doch konnten sie, wenn sie hineinsahen, erkennen, dass dieser sehr tief war.

Direkt neben diesem Brunnen befand sich ein Eingang zu einer Art Verließ, doch zum einen war der Eingang mit einer Gittertür versperrt, und zum anderen sah es so aus, als wäre der Durchgang hinten eingestürzt.

Sisilia trat direkt an die Gittertür heran. Irgend etwas schien sie anzuziehen, sie wusste nur nicht, was es war.

„Das alles hier ist nicht...", begann Severus.

„Pst...!", machte Sisilia nur, und Severus hielt inne. Sie schloss die Augen, ergriff ihr Amulett und konzentrierte sich. Sie fühlte etwas, doch konnte sie nicht genau beschreiben, was es war.

Es schien ihr eine geballte Ansammlung an Emotionen zu sein, die sie hier wahrnahm, aber es war alles sehr schwach und kaum erkennbar. Severus war inzwischen neben sie getreten und beobachtete sie, ohne aber ein Wort zu sagen.

„Ich fühle hier etwas, es sind Schwingungen aus der Vergangenheit, aber sie kommen nicht zu mir durch, irgendetwas scheint sie nicht heraus zu lassen.", sagte sie ohne wirklich nachzudenken, was sie da eigentlich von sich gab.

„Wie meinst du das?", fragte er sie, da er nicht verstand, was sie damit sagen wollte, und sie drehte sich zu ihm um.

„Hier unten drunter muss es noch viele Räume geben, in denen schon sehr viel passiert ist. Ich fühle es, hier sind schon viele Menschen gefoltert und getötet worden. Ich spüre viel Leid und Trauer von hier aufsteigen.", sagte sie und hatte immer noch das Amulett in ihrer Hand.

Severus sah sie nachdenklich an, dann ergriff er ihre Hand. Sie erschrak und ließ das Amulett so plötzlich los, als wäre es glühend heiß. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihren Kopf und breitete sich auf ihren ganzen Körper aus, doch verebbte er so schnell, wie er gekommen war.

„Severus!", schrie sie kurz erschrocken auf. Dieser sah sie irritiert an.

„Bitte, tu das nie wieder.", fauchte sie ihn plötzlich an, doch er verstand nicht, warum sie so aggressiv reagierte.

„Was ist denn? Was hab ich denn getan?", fragte er nun unsicher und sah Sisilia an, welche die Augen geschlossen hatte und tief durchatmete.

„Schon gut, es tut mir leid, du wusstest es ja nicht.", sagte Sisilia zu ihm, die sich wieder gefangen hatte. Hinter ihnen kam nun eine ganze Schar Schüler in den Hof gesprungen, die anfingen, den ganzen Burghof in Beschlag zu nehmen. Sisilia zog Severus vom Eingang des Verlieses fort.

„Komm weg hier, dann erkläre ich es dir.", sagte sie und ging den Weg zurück in Richtung Wald, aus dem sie vorhin gekommen waren.

Als sie sicher war, dass niemand in der Nähe war, blieb sie stehen.

„Mein Amulett ist so etwas wie ein Empfänger und ein Verstärker, verstehst du das?". begann sie mit ihrer Erklärung und Severus nickte.

„Sobald ich es aktiviere, kann ich, sofern irgendwo in der Nähe vorhanden, Dinge wahrnehmen, die sonst keiner spüren oder bemerken kann. Meine Wahrnehmung ist auf das Äußerste sensibilisiert. Und in dem Moment, wenn jemand mich, bzw. das Amulett berührt ist es so, als ob jemand ein Radio auf volle Lautstärke aufdreht. Verstehst du, es ist, als ob ein Blitzschlag durch meinen Körper schießt. Ich habe alle Deine Emotionen, Gefühle und Gedanken auf einmal wahrgenommen.", erklärte sie ihm, und es tat ihr schon wieder leid, dass sie ihn vorhin so angefahren hatte.

„Es tut mir leid, ich habe das nicht gewusst. Du hast mir das über dein Amulett nie erzählt, ich wusste nicht, dass es viel mehr als nur ein Schmuckstück ist.", entschuldigte er sich bei ihr, wollte sie in die Arme nehmen, doch dann zögerte er.

Sisilia fiel dies sofort auf, und anstatt etwas zu sagen, trat sie ihm entgegen und legte ihre Arme um seinen Nacken und gab ihm einen Kuss.

„Ich werde dich das nächste Mal vorwarnen.", sagte sie dann und Severus nickte.

„Und jetzt habe ich eine Idee. Ich möchte mehr über die Geschichte dieser Burg erfahren. Komm lass uns nach Esslingen fahren, die müssten die ganzen Unterlagen besitzen.", sagte Sisilia voller Tatendrang.

„Und du glaubst, die werden dich das einfach alles so lesen lassen?", wollte er wissen.

„Wir werden uns als Reporter ausgeben, die für eine englische Zeitschrift über deutsche Burgen und Schlösser schreiben, das zieht immer. Jede Gemeinde hat gerne Werbung für sich, denn dann kommen auch die Touristen.", erklärte Sisilia ihm.

„Na du musst es ja wissen.", sagte er, da er nicht ganz verstand, was sie damit meinte, doch er hatte es aufgegeben, zu viele Fragen zu stellen, da ihre Antworten nur immer noch mehr Fragen hervorriefen.

Sie verbrachten den ganzen restlichen Tag damit, in irgendwelchen alten Dokumenten zu stöbern und nachzulesen. Das hieß, hauptsächlich Sisilia verbrachte den ganzen Tag damit, da Severus ihr nicht gerade eine große Hilfe war, ohne Deutschkenntnisse.

So stand er fast nur den ganzen Tag herum, beobachtete die Gegend und die Leute. Das einzige was er ab und zu tat, war, einige Sachen zu notieren, die Sisilia ihm diktierte.

Am Ende hatten sie so einiges herausgefunden und sich den Rest eben zusammengereimt.

Sie hatten festgestellt, dass König Artus auf einem seiner Kreuzzüge wohl auch einmal hier gewesen sein musste. Und zwar genau in einer der Nächte, als der Ritter Cunradus Dictus von Reuß von einem seiner Feinde angegriffen worden war. Artus hatte ihm damals geholfen, diesen Feind zu schlagen, woraufhin der Ritter ihm ewige Freundschaft schwor und ihm auch im Kampf in dessen Heimat zu Hilfe eilte.

Ebenfalls wurde erzählt, dass die Nachfahren dieses Ritters Raubritter waren, welche die Händler, die auf die Alb oder von der Alb ins Tal hinunterfuhren, überfallen und ausgeraubt hatten. Es kam auch hin und wieder vor, dass sie Geiseln nahmen und für diese Lösegeld erpressten. Wenn die Angehörigen nicht bezahlen wollten oder konnten, kümmerte sich ein Folterknecht um diese. Die wenigsten überlebten seine Folterattacken.

„Das ganze erklärt mir, was ich am Eingang dieses Verlieses gespürt habe. Es starben sehr viele unschuldige Menschen in diesen Verliesen.", sagte Sisilia zu Severus und klappte das letzte der Bücher zu, welches sie darüber in der Stadtbibliothek gefunden hatte. Dann kam die alte, weißhaarige Bibliothekarin, eine kleine schon gebückt gehende Frau, die sicher schon achtzig Jahre alt war, zu ihnen. Sie war ihnen vorhin auch schon behilflich gewesen, beim Heraussuchen der Bücher.

„Ich hoffe, Sie konnten etwas interessantes finden, was Ihnen weiterhelfen wird bei ihren Recherchen, junge Frau.", sagte sie und sah sie beide neugierig an. Ihre kleinen grauen Augen blieben überlegend an Severus Gesicht hängen. Dann beugte sie sich zu Sisilia.

„Ihr Freund hier versteht kein Deutsch?", fragte sie noch mal, denn Sisilia hatte sie beide als englische Journalisten vorgestellt und ihr erklärt, dass er leider nur Englisch konnte.

Sisilia schüttelte den Kopf.

„Gut. Dann hören Sie mir zu, meine Liebe. Sie gefallen mir, irgendwie mag ich Sie, und das, was ich Ihnen jetzt erzähle, bekommt nicht jeder zu hören. Also passen Sie genau auf.", begann sie geheimnisvoll.

„Da Sie aus England stammen, darf ich doch annehmen, dass sie die Geschichte von Artus und Excalibur kennen?", fragte sie Sisilia nun. Diese zuckte ein klein wenig zusammen. Wie kam diese Frau nur darauf. Was wusste sie? War sie keine gewöhnliche Muggelfrau? Sisilia sah sie neugierig an.

„In Ihrem Gesicht kann ich lesen, dass Sie die Geschichte kennen. Aber ich bin mir sicher, dass Sie etwas nicht wussten. Die Sage erzählt von dem sagenhaften Schwert Excalibur, welches der König aus dem Stein gezogen hat. Doch keiner weiß, woher es kam und wer es wirklich geschmiedet hat.", begann sie zu erzählen. Dabei fiel immer wieder ihr Blick auf Severus und als sie feststellte, dass er wirklich nichts zu verstehen schien, fuhr sie fort.

„Ich weiß, wer es geschmiedet hat.", sagte sie trotzdem flüsternd und sah Sisilia erwartungsvoll mit ihren kleinen, wachen Augen an.

„Sie wissen, wer dieses sagenumwogene Schwert geschmiedet hat?", fragte Sisilia die alte Dame nun, da sie den Eindruck hatte, dass diese darauf wartete.

„Ja mein Kind, ich weiß es.", erklärte sie und strahlte sie an, dann zeigte sie mit dem Zeigefinger auf sich und erzählte stolz weiter.

„Einer meiner Vorfahren hat dieses Schwert geschmiedet unter der Anleitung eines mächtigen und weisen Mannes, dessen Name keiner mehr kennt. Es wurde nur immer behauptet er sei ein Magier, ein Hexenmeister gewesen, wenn Sie verstehen was ich meine.", Sisilia nickte unwillkürlich, und die Frau sah sie einen Moment lang an, als ob sie prüfen wollte, ob Sisilia nur aus Höflichkeit nickte oder ob sie wirklich verstand, was sie ihr sagen wollte.

„Glauben Sie daran, dass es so was wie Magier gibt?", fragte die alte Frau sie nun und sah wieder zu Severus, der die beiden beobachtete.

„Verraten Sie es bitte niemanden, auch nicht meinem Kollegen, aber ich glaube tatsächlich an die Magie.", erklärte Sisilia und zwinkerte ihr zu.

„Ich glaube Ihnen, mein Kind, ich wusste doch, dass ich Ihnen die Geschichte erzählen kann. Dem da", und sie deutete auf Severus, „hätte ich sie nicht erzählt, der würde mich bestimmt in die Klapse einweisen lassen.", erklärte sie nun. Severus sah Sisilia fragend an, doch diese schüttelte unmerklich ihren Kopf.

„Wo wurde das Schwert denn nun geschmiedet?", fragte Sisilia neugierig weiter.

„Mein Ahne war Schmied bei den dem Grafen von Reußenstein, müssen Sie wissen, er war es, der das Schwert herstellte, mit seinen eigenen Händen hatte er es unter mühseliger Arbeit geschlagen. Man sagt, es besitzt große Kräfte. Vor allem dort, wo es erschaffen wurde, hat es besonders große Macht, nur hab ich den Grund vergessen, muss wohl irgendwas mit Magie zu tun haben.", sagte sie und kratzte sich überlegend am Kopf.

„König Artus selber kam sogar einmal vorbei, weil er den Mann sehen wollte, der dieses Schwert erschaffen hatte, welches er so siegreich gegen seine Feinde führte. Doch leider kam er zu spät. Mein Ahn starb eine Woche zuvor, aber mit dem Wissen, dass dieses Schwert schon gewaltige Dinge geleistet hatte, was ihn sehr stolz machte.", berichtete die Dame so stolz, als sie selbst es gewesen, die das Schwert geschmiedet hatte.

„Die Geschichte wurde von Generation zu Generation mündlich weitergegeben. Der Magier hat verboten, dass sie je niedergeschrieben werden sollte.", erklärte sie Sisilia mit einem Seufzen.

„Aber warum erzählen Sie dann gerade mir diese Geschichte, ich bin doch Journalistin und da müssten Sie doch am ehesten befürchten, dass ich sie aufschreiben würde.", fragte Sisilia nun doch überrascht.

„Das ist ganz einfach, mein Kind. Ich habe keine Nachkommen und meine Tage sind gezählt. Aber ich spüre, dass dieses Geheimnis bei Ihnen und Ihren Kindern", sie hob die Hand und hielt sie ein paar Zentimeter über ihren Bauch, „sehr gut aufgehoben sein wird.", endete sie, warf noch einen Blick auf Severus, drehte sich dann um und ging. Doch dann drehte sie sich noch einmal kurz um.

„Ach, hab ich erwähnt, dass der Magier die Tochter meines Urahnen geheiratet hat.", sagte sie noch und verschwand. Sisilia brauchte ein paar Sekunden, um das zu kapieren, doch dann hatte sie verstanden und wollte der Frau hinterherlaufen. Aber als sie um die Ecke bog, war niemand mehr da. Die Frau war verschwunden, so als ob sie disappariert wäre.

Sie ging nachdenklich zu Severus zurück, der sah sie fragend an.

„Wenn mich jetzt nicht alles getäuscht hat, dann war diese Frau eine Hexe, oder sie hatte auf jeden Fall magische Vorfahren, und sie wusste auch, dass ich eine bin.", erklärte Sisilia ihn immer noch nachdenklich.

„Was auch merkwürdig war, sie wusste, dass ich schwanger bin.", Sisilia war sehr erstaunt.

„Sie hat doch etwas über Excalibur und Artus erzählt?", fragte Severus sie nun.

„Ja sie hat mir ein Familiengeheimnis anvertraut. Sie meinte, da sie keine Nachkommen hat, würde sie es mir erzählen, denn sie sei sich sicher, dass es bei mir und meinen Kindern gut aufgehoben sei.", antwortete Sisilia ihm unsicher, da sie nicht wusste, ob sie es ihm sagen durfte oder nicht. Doch eigentlich wollte sie es ihm sagen, denn er war ja auch ihre Familie.

„Warum hat sie mich immer so gemustert, hat sie einen Grund genannt?", wollte er wissen.

Sisilia nickte, doch es fiel ihr schwer, es zu sagen.

„Sie wollte nicht, dass du es erfährst. Vielleicht hat sie dir nicht getraut? Ich weiß es nicht.", sagte Sisilia etwas verwirrt.

„Sil, wenn sie nicht wollte, dass du es mir erzählst, dann ist es in Ordnung, wenn du es für dich behältst, solange du es für notwenig erachtest. Ich bin dir nicht böse, wenn du es nicht sagst. Vielleicht weiß die alte Frau mehr als wir ahnen, und es ist vielleicht besser so.", sagte er und nahm den Zettel mit den Notizen, und sie verließen die Bibliothek.

Bevor sie in den Gasthof zurückfuhren machten sie noch Stopp bei einem Einkaufsmarkt. Sie wollten sich noch Taschenlampen, eine Zange und Schaufeln besorgen, für den Abend. Da sie möglichst ohne Zauberei auskommen sollten, wollten sie es eben auf die herkömmliche Art versuchen.

Nachdem sie in dem Gasthof zu Abend gegessen hatten, machten sie sich auf den Weg. Es war inzwischen schon dunkel geworden, und eine dicke Wolkendecke hing am Himmel, so dass die Dunkelheit sie förmlich einschloss.

Sie hatten den Parkplatz, der inzwischen verlassen dalag, erreicht und sich auf den Weg zur Burg gemacht. Sie versuchten, soweit es ihnen möglich war und sie noch etwas sehen konnten, im dunkeln den Weg zu finden, doch als Sisilia das dritte Mal beinahe gestolpert wäre, wurde es ihr zu dumm, und sie schaltete ihre Taschenlampe ein. Sie hoffte, dass das Licht von der Straße aus nicht mehr gesehen werden konnte, da sie schon ein ganzes Stück im Wald drin waren.

Sie hatten die Burg und das verschlossene Verlies bald erreicht und machten sich dran, das Schloss zu öffnen. Mit einiger Mühe schafften sie es, mit Hilfe der Zange, die sie gekauft hatten, die Kette mit dem alten Vorhängeschloss zu knacken. Vorsichtig schoben sie die Gittertore auf und betraten das niedrige Verlies. An einigen Stellen an der Decke waren Felsen heruntergestürzt, trotzdem schien das ganze einen massiven Eindruck zu machen.

Severus, der nun ebenfalls seine Taschenlampe eingeschaltet hatte, leuchtete die Wände ab.

„Dann werden wir uns wohl mal an die Arbeit machen müssen.", sagte er und deutete auf den Schuttberg in der Ecke, wo er den Zugang zu den Verliesen vermutete.

Sisilia nickte, doch dann blieb sie noch einmal kurz stehen.

„Ich möchte gerne noch mal etwas versuchen.", sagte sie, zog ihr Amulett unter dem T-Shirt hervor und deutete darauf. Severus wusste, was sie damit sagen wollte, und diesmal würde er sich hüten, sie noch einmal zu berühren. Sisilia schloss die Augen und konzentrierte sich. Irgend etwas schien sie zu leiten. Ein Gefühl schien ihr zu sagen, wohin sie zu gehen hatte. Dann trat sie langsam ein paar Schritte vor, blieb noch einmal stehen, drehte sich um und ging direkt auf die Wand neben dem Steinschutt zu. Doch zu Severus Verwunderung blieb sie nicht davor stehen, sie hatte die Augen geschlossen und musste jedem Moment gegen die Wand prallen, doch sie tat es nicht. Severus Augen weiteten sich, als er sah, dass sie einfach durch die Wand hindurchging. Oder war da gar keine Wand? Severus folgte ihr in einem gewissen Abstand.

„Komm mit, ich glaube, ich habe den Durchgang gefunden.", flüsterte sie und wandte sich dann abrupt nach links. Als Severus an der Stelle ankam, wo die Mauer hätte sein müssen bemerkte er, als er die Hand danach ausstreckte, dass hier keine Mauer war, obwohl es so aussah. Er ging einige Schritt nach vorn, weiter mit ausgestreckter Hand, bis er vor sich dann wirklich eine Mauer berührte. Dieser Eingang war so perfekt getarnt worden, dass er dem bloßem Auge nicht auffiel und das Aussehen der Steinwand hinter dem Eingang fügte sich so einmalig in das Gesamtbild, dass man diese Öffnung nicht erkennen konnte, es sah einfach aus wie eine normale einzige Wand.

Er folgte Sisilia nun nach links in einen schmalen Gang hinein. Sie ging komplett im Dunklen, fand aber den Weg so sicher, als wäre sie hier zu Hause. Sie war schon ein Stück gegangen, und er musste sich beeilen, um hinterherzukommen. Severus leuchtete mit seiner Taschenlampe in ihre Richtung.

Doch plötzlich sah er ein großes Loch im Boden, welches über den halben Weg reichte, auf das Sisilia zuging. Nur noch ein paar Schritte und sie würde da hineinstürzen. Er machte einen hastigen Schritt nach vorn und streckte seine Hand aus, als ihm einfiel, dass er sie ja nicht berühren sollte. Er wollte gerade etwas sagen, als sie ganz plötzlich stehen blieb und die Hand ausstreckte, und es sah so aus, als würde sie mit der Hand an einer Mauer entlang tasten, die um dieses Loch im Boden gebaut war. So tastete sich zwischen diesem Loch und der tatsächlichen Wand hindurch, ohne dort hineinzustürzen. Severus schüttelte verwundert seinen Kopf, und als er das Loch erreicht hatte und hinein sah, stellten sich seine Nackenhaare auf, denn er konnte keinen Boden erkennen. Dieses Loch schien unendlich tief. Es schauderte ihn, und er warf einen kleinen Stein hinein, um festzustellen, wie weit es da hinunterging. Doch er wartete vergeblich auf einen Wiederhall, den der Stein verursachen würde, wenn er auf dem Boden aufschlug.

Da merkte er, dass Sisilia schon längst weitergegangen war, und er folgte ihr rasch.

Vor ihnen tauchten nun Stufen auf, die in die Tiefe führten. Traumwandlerisch schritt Sisilia diese Stufen hinab, obwohl sie alle von so unterschiedlicher Höhe, waren, dass jeder normale Mensch auch mit offenen Augen Probleme gehabt hätte, sie ohne zu stolpern hinunter zu gehen. Severus musste höllisch aufpassen, nicht auf den glatten, unebenen Steinstufen auszurutschen. Es ging ein ganzes Stück in die Tiefe, und die Treppe machte auch einmal zwischendrin einen Knick, bis sie endlich unten ankamen.

Hier war es sehr feucht, und es roch furchtbar muffig, wenn man es nicht schon fast als Gestank bezeichnen konnte. Die Wände waren an einigen Stellen feucht, wo das Regenwasser durch das Kalkgestein sich seinen Weg gebahnt hatte. Auch merkte man hier nichts mehr von der sommerlichen Wärme, die draußen herrschte. Hier war es fast schon richtig kühl.

Severus leuchtete hinter Sisilia her, die immer noch mit schlafwandlerischer Sicherheit ihren Weg ging. Sie war durch eine weitere Öffnung, die einmal eine Tür gewesen sein musste, gegangen. In diesem Gang befanden sich sehr viele kleine Kammern oder Verliese, es waren 12 Stück. Bei den meisten waren keine Türen mehr vorhanden, so konnten sie in einige der dunklen Löcher hineinsehen, denn mehr als große Löcher waren das nicht. Doch drei von ihnen hatten noch Türen, und sie sahen auch noch voll funktionsfähig aus, so als ob sie repariert worden wären. Zwischen dem vorletzten und letzten Verlies befand sich ein weiterer Durchgang.

„Dies hier sind die Verliese, in denen sie die Menschen gefangengehalten haben.", erklärte Sisilia. „Es waren auch viele Kinder darunter, ich höre immer noch ihr Weinen und ihr Schreien. Sie rufen nach ihren Müttern, doch diese wurden zu dem Grafen gebracht, und er hat... er hat sich an ihnen vergangen.", Sisilia war stehen geblieben, sie hatte sich umgedreht und sah nacheinander in die Verliese.

„Nein... es ist ein grausamer Ort hier."Sie deute in eine Ecke. „Hier wurde ein Kind vor den Augen seine Mutter getötet.", sagte sie und sank auf die Knie. Severus trat wie in einem Reflex auf sie zu, doch sie hob abwehrend ihre Hand, sie wollte nicht, dass er sie berührte, so blieb er stehen und beobachtete sie weiter. Sisilia blieb mindestens noch eine Minute lang auf ihren Knien und atmete heftig. Sie hatte das Gefühl, alles um sie herum würde sie sich drehen. Es war ihr, als könnte sie schemenhaft Menschen hier sehen, welche weinten und schrieen, sie blickte in verzweifelte Gesichter. Doch dann verschwand das Bild wieder vor ihrem geistigen Auge.

Sie stand wieder auf und ging weiter in den nächsten Raum hinein, eine Art Gewölbe, wo sie mittendrin stehen blieb. Er war vielleicht 10 auf 15 Meter lang, und es hingen noch immer schwere Eisenketten von den Wänden herab, an welche die Gefangenen früher gekettet worden waren. Severus leuchtete die Wände ab. Hier konnte man auch noch die Halterungen für die Fackeln an den schwarzgerußten Wänden erkennen. In der Mitte des Raumes stand ein großer Steinblock, der ungefähr einen halben Meter hoch, einen halben Meter breit und einen Meter lang war. Genau vor diesem war Sisilia stehen geblieben und starrte ihn an.

„Dies hier war die Folterkammer, der Ort an dem mehr als hundert Menschen gequält und getötet wurden, unschuldige Menschen, die nie jemandem etwas getan hatten.", Sisilia begann zu zittern, Tränen rannen ihr über das Gesicht. Severus wusste nicht was er tun sollte, er trat auf sie zu, seine Hände erhoben und doch nicht wagend, sie anzufassen.

„Sil? Bitte, kannst du nicht aufhören?", bat er sie und sah sie flehend an. Sisilia nickte unmerklich, doch es dauerte noch über eine Minute, bis sie ihre Amulett losließ und es wieder unter ihr T-Shirt stecke. Sie hatte immer noch Tränen in den Augen, und sie zitterte am ganzen Körper.

„Es... es war so schrecklich.", erklärte sie und sah Severus hilflos an, worauf dieser sie tröstend in seine Arme nahm. Sie sagten beide eine ganze Zeit kein Wort, als Sisilia sich aus seiner Umarmung löste.

„Jetzt verstehe ich, warum Voldemort diesen Ort ausgewählt hat. Dies ist der Ort, an dem Excalibur erschaffen wurde. Hier unten war einmal die Schmiede, hast du vorhin den Kamin gesehen?", fragte Sisilia ihn nun.

„Einen Kamin?", fragte er überrascht.

„Ja, als wir reingekommen sind, da war doch in dem Gang diese runde Steinmauer.", erklärte sie ihm.

„Sil, da war nur ein großes und tiefes Loch, aber keine Mauer. Doch du bist dran vorbei gegangen, als würdest du eine Wand abtasten.", erklärte er ihr.

„Dann hab ich wohl diese Mauer in der Vergangenheit gesehen, als es sie noch gab.", erklärte sie ihm nun.

Dann erzählte er ihr von dem tiefen Loch, und dass er nicht gehört hatte, wie der Stein aufschlug. Sisilia wurde es im nachhinein noch angst und bange.

„Ich hab nie gewusst, was für Fähigkeiten du besitzt.", sagte er nach einer kurzen Pause.

„Ich kenne selber viele von ihnen noch nicht, ich hab diese Fähigkeiten nie gemocht. Mir hat nie jemand gezeigt, wie man sie richtig anwenden kann, ich hab das meiste mehr oder weniger durch Zufall herausbekommen. Wie du siehst, können diese Dinge auch sehr schmerzlich sein. Das ist ein Grund, warum ich mich bisher meist geweigert habe, sie anzuwenden. Man erfährt oft Dinge, die man lieber gar nicht wissen möchte.", erklärte sie und Severus nickte nur.

„Jetzt weiß ich zumindest, warum Voldemort diesen Ort hier ausgesucht hat. Es ist der Ort, an dem Excalibur entstanden ist, der Ort, an dem die Macht des Schwertes ihren Anfang nahm und seine Kraft immer noch am stärksten ist."sagte Sisilia dann in die Stille hinein.

„War es das, was dir die alte Frau erzählt hat?", wollte er nun wissen und Sisilia nickte.

„Ich musste es dir einfach sagen, ich hoffe es war nicht falsch, aber es geht hier um so vieles. Das Leben der Kinder, unser Leben die Zukunft aller. Es ist einfach so viel, was daran hängt, ich hoffe, sie wird mir verzeihen.", sagte Sisilia bedrückt und begann, sich in dem Raum genauer umzusehen. Sie hatte nun auch ihre Taschenlampe eingeschaltet und sah sich um.

„Könnten wir nicht die ganze Burg einfach in die Luft jagen? Dann hätte er keinen Ort mehr, an dem er das Ritual ausführen kann.", sagte Sisilia verzweifelt.

„Ich glaube nicht, dass dies eine gute Idee ist. Jetzt wissen wir, wo und wann er seinen Plan durchführen will. Wenn wir die Burg zerstören, ist den Kindern auch nicht geholfen, da wir wieder von vorn anfangen müssen.", erklärte Severus.

„Du hast recht, darüber hab ich gar nicht nachgedacht. Wir müssen uns einen Plan überlegen, wie wir die Kinder befreien können, bevor er..."

Sisilia war plötzlich vor einer Wand stehen geblieben und tastete diese ab.

„Komm mal her, ich glaube, hier ist eine Geheimtür.", sagte sie und fuhr mit den Fingern über einen Riss in der Wand. Severus hob ebenfalls seine Hand über den Spalt.

„Du hast recht, ich kann einen Luftzug spüren.", sagte er und leuchtete die felsige Wand ab.

„Vielleicht gibt es einen Mechanismus, der die Tür öffnet.", sagte Sisilia und begann, die nächste Umgebung abzusuchen. Auf dem Boden einen halben Meter neben sich, direkt an der Wand, sah sie eine Felsplatte, die leicht erhöht war. Vorsichtig trat sie mit dem Fuß darauf.

Zuerst geschah nichts, und sie wollte sich schon wieder abwenden, als dann plötzlich die Wand zu erzittern begann und ein leises Grollen und kratzen zu hören war. Dann, nach einem kleinen Ruck, begann sich die Tür zu öffnen. Sie schwang langsam nach innen auf, und viel Staub und Kiesel rieselte zu Boden.

„Mir scheint, die hat schon lange keiner mehr aufgemacht.", sagte Snape und leuchtete dort hinein.

„Sieht ganz so aus. Komm, lass uns sehen, was dahinter ist", sagte Sisilia und betrat den Raum hinter der Geheimtür.

Es war ein in den Felsen gehauenes Gewölbe. In der Mitte befand sich eine große Feuerstelle, und daneben stand ein großer Ambos.

„Das hier ist die Schmiede!", sagte Sisilia überrascht.

Über der Feuerstelle war eine Art Abzug angebracht, der nach hinten in die Wand führte. Für die Zeit, in der es gebaut wurde, war dies doch schon sehr fortschrittlich. Sie mussten sich genau unter dem Weg befinden, in dem sich dieses wahnsinnig tiefe Loch befand. Sisilia vermutete, dass sich der Schacht hinter der Wand bei der Feuerstelle befinden musste.

„Du meinst, hier unten?", fragte Severus, doch nachdem Sisilia nickte und zu dem Abzug deutete, verstand er.

„Hier wurde Excalibur erschaffen.", sagte sie ehrfurchtsvoll.

„Warte, ich werde noch mal etwas versuchen.", sagte sie dann und griff nach ihrem Amulett.

„Sil, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist...", sagte Severus und sah sie skeptisch an, doch Sisilia ließ sich nicht abhalten. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich, dann begann sie zu reden.

„Ein Mann... ein sehr kräftiger Mann steht am Feuer... er bearbeitet etwas mit dem Hammer... er sieht es zufrieden an. Da ist noch ein anderer Mann, er ist vielleicht Mitte oder Ende zwanzig. Er hat langes dunkles Haar und trägt einen Umhang. Der Schmied gibt ihm etwas... es... es ist ein Schwert. Der Mann geht mit dem Schwert aus diesem Raum.", sagte Sisilia und ging ebenfalls zurück in den anderen Raum, so als würde sie ihm folgen. Severus ging ihr ebenfalls hinterher und beobachtete sie.

„Er legt es auf diesen Steinblock. Er scheint mächtig zufrieden zu sein mit der Arbeit des Schmiedes, er lächelt... nein, er lacht... und jetzt nimmt er etwas aus seiner Tasche. Es ist ein Zauberstab. Er sagt etwas, aber ich kann ihn nicht verstehen, den Zauberstab hat er auf das Schwert gerichtet. Ein Lichtstrahl schießt auf das Schwert zu, es ist so hell .... so schrecklich hell... Aaaaaaahhhhhhhhhh!", schrie Sisilia auf und schwankte.

Severus wusste nicht, was er tun sollte, da sie, wenn sie mit dem Amulett arbeitete, nicht berührt werden durfte, aber er wollte sie auch nicht so einfach auf den Boden stürzen lassen.

Er zögerte, doch als er sah, dass sie das Amulett nicht mehr in ihrer Hand hielt, griff er nach ihr, und das keine Sekunde zu spät.

Er ließ sie sachte auf den Boden gleiten und hielt sie an der Schulter fest, während er neben ihr kniete.

„Was ist passiert?", fragte sie, als sie keine halbe Minute später die Augen wieder aufschlug.

„Das müsste ich dich eigentlich fragen.", sagte er und sah sie nachdenklich an.

Sisilia überlegte kurz, und dann fiel es ihr wieder ein. Sie hatte gesehen, wie ein Lichtstrahl des Zauberstabes das Schwert getroffen hatte, dann war dieses so hell erstrahlt, dass sie nichts mehr sehen konnte, und dann hatte sie so eine geballte magische Macht getroffen, dass sie ohnmächtig wurde.

„Ich weiß nicht, was es war, es war einfach übermächtig, so etwas hab ich noch nie gesehen oder gespürt.", erklärte Sisilia und sah auf den Steinblock vor ihr. Sie drückte sich vom Boden hoch, und Severus half ihr beim Aufstehen, er ergriff ihre Hand, als sie plötzlich unter Schmerzen aufstöhnte und ihre Hand wieder zurück zog.

„Was hast du?", fragte er. Sisilia betrachtete ihre Hand, Severus richtete seine Taschenlampe auf sie, und sie konnten sehen, dass ihre Hand da, wo sie das Amulett gehalten hatte, leichte Verbrennungen aufzeigte.

„Ist das von dem Amulett?"Er sah sie fragend an.

„Scheint so, ich habe keine Ahnung, wieso. Das ist vorher noch nie passiert.", erklärte sie verwirrt.

„Ich glaube, ich möchte jetzt hier raus.", sagte Sisilia plötzlich. „Ich brauche frische Luft."

„Sicher, ich denke, wir wissen jetzt auch schon eine ganze Menge. Ich hätte nicht gedacht, dass wir an einem Tag so viel herausfinden werden.", sagte er, trat an die hintere Wand und betätigte den Kontakt, so dass sich die Tür zu der Schmiede wieder schloss.

Sie verließen ohne viele Worte das Verlies und hängten die Kette mit dem Schloss so um die Gittertür, dass es nicht auffiel, dass sie aufgeknackt worden war.

„Vielleicht sollte ich sie doch reparieren?", fragte Severus unsicher.

„Nein, besser keinen Zauber einsetzen. Das hält soweit, selbst wenn ein paar Kinder daran herumrütteln.", erklärte sie. Sisilia war plötzlich furchtbar müde und geschafft, sie hatte das Gefühl, als hätte sie drei Tage nicht geschlafen.

Sie gingen durch den dunklen Wald zurück zum Auto.

„Sil, ist alles in Ordnung?", fragte er besorgt, als sie den Wald verlassen und ihre Taschenlampen ausgeschaltet hatten.

Es hatte begonnen, leicht zu nieseln, doch trotzdem schaute der abnehmende Mond immer wieder zwischen den Wolken hindurch und beleuchtete ihren Weg.

„Ich denke schon, ich bin nur schrecklich müde.", erklärte sie ihm und reichte ihm ihre Taschenlampe, die er zu den anderen Dingen in die Tasche steckte, die er mit sich trug.

„Und was ist mit deiner Hand?", wollte er noch wissen.

„Nicht so schlimm, ich spüre es kaum."

„Dann fahren wir am besten sofort zurück. Du legst dich hin, und ich werde Albus noch mitteilen, was wir herausgefunden haben."

„Das reicht doch auch noch morgen früh, er wird bestimmt auch schlafen.", gähnte Sisilia mit dem Vorgedanken auf ein schönes, weiches, warmes Bett.

„Du hast recht, auf die paar Stunden kommt es nicht an, gönnen wir ihm seinen Schlaf.", sagte Severus.

Sie gingen den restlichen Weg stumm zurück zum Auto, legten die Tasche mit den Taschenlampen, Schaufeln, die sie nicht benötigt hatten, und der Zange in den Kofferraum und setzen sich dann selber in den Wagen.

„Sil, darf ich dich noch was fragen?", Severus sah sie nachdenklich an.

„Sicher, was ist denn?", fragte sie irritiert zurück.

„Es geht um dein Amulett. Nein, eigentlich um dich..."

„Jetzt stell schon deine Frage, sonst bin ich eingeschlafen, bevor du sie ausgesprochen hast.", sagte Sisilia und grinste ihn an.

„Gut, in Ordnung. Wenn ich es richtig verstanden habe, kannst mit Hilfe deines Amulettes die Gedanken und Gefühle anderer erfassen. Stimmt das?", wollte er wissen.

„Ja, das ist richtig. Wenn ich es bewusst aktiviere, kann ich damit so was in der Art ausführen wie bei Legilimentik. Entweder über Augenkontakt oder über Berührung. Wenn ich es nicht aktiviere, kann ich nur leichte Schwingungen von meinem Gegenüber empfangen. Warum?"

„Nun, ich würde gerne wissen, ob du es jemals bei mir versucht hast, anzuwenden?", fragte er sie direkt.

„Oh.", entfuhr es ihr, „Ganz ehrlich? Ich habe es nie bewusst getan, also ich habe dafür nie mein Amulett aktiviert. Doch ich muss zugeben, einmal, unbewusst, habe ich mehr als nur leichte Schwingungen von dir aufgenommen. Das war in der Nacht, als du mich gefragt hast, ob ich dich heiraten würde. Ich war nervös, bei unserem Gespräch und hab unbewusst mit meinem Amulett in der Hand gespielt.", erklärte sie.

„Aber hast du das nicht bemerkt...", begann er, doch sie unterbrach ihn.

„Ich habe wohl gespürt, dass du eine Barriere aufgebaut hattest und mich nicht zu dir vordringen lassen wolltest. Doch das, was ich dennoch gefühlt habe, war ein sehr intensives warmes Gefühl, ein Gefühl der Sehnsucht und gleichzeitig ein Gefühl der Angst vor zuviel Nähe. Es war sehr verwirrend, und nach dieser Sache in der Bibliothek dachte ich, ich hätte es falsch gedeutet. Doch inzwischen weiß ich, dass ich mich nicht geirrt habe.", Sisilia beugte sich zu ihm hinüber und gab ihm einen Kuss.

Mit einer Umdrehung ihres Schlüssels startete sie den Motor, und sie fuhren wortlos zurück in ihre Pension.

Als sie in ihrem Zimmer angelangt waren, zogen sie sich um und gingen zu Bett.

„Sil, ich möchte gerne, dass du mit Hilfe deines Anhängers versuchst, in meinen Geist einzudringen.", sagte er plötzlich zu ihr.

„Wie? Warum das?", fragte sie überrascht.

„Ich habe dich sehr verletzt, ich wäre beinahe Schuld an deinem Tod gewesen, und ich möchte keine Geheimnisse mehr vor dir haben.", erklärte er ihr.

„Nein, Severus. Sei mir nicht böse. Ich habe es nicht getan, selbst da, als ich Zweifel an dir hatte, und ich möchte es auch jetzt nicht tun. Ich möchte lieber alles aus deinem Mund hören, was du mir sagen willst.", hauchte sie zart, aber bestimmt. Severus sah sie nachdenklich an und nickte leicht. Dann kräuselten sich seine Lippen, und Sisilia konnte ein ihr nicht unbekanntes Leuchten in seinen Augen erkennen.

„Warum soll ich es nur sagen?", begann er. „Ich könnte es dir doch auch zeigen?", sagte er und kam näher an sie heran.

„Ich liebe dich, Sil.", hauchte er und gab ihr einen langen Kuss.

Als Sisilia am nächsten Morgen erwachte, war es bereits schon später Vormittag. Sie sah auf und Severus, der schon angezogen neben ihr auf dem Bett saß, lächelte sie an.

„Warum hast du mich nicht geweckt?", fragte sie, nachdem sie auf ihre Armbanduhr gesehen hatte.

„Du hast so schön friedlich geschlafen, und nach dem, was du gestern alles erlebt hast, hab ich gedacht, daß es dir gut tun würde. Wir können im Augenblick sowieso nichts unternehmen."

Sisilia setzte sich auf, fuhr mit ihren Fingern durch ihre Haare und gähnte herzhaft.

„Was ist mit Albus?", fragte sie dann erschrocken, doch er winkte ab.

„Ist schon alles erledigt. Ich habe ihm alles mitgeteilt, was wir bisher erfahren haben und er lässt dich grüßen.", sagte er und seine Miene wurde ernst.

„Was ist?"

„Er meinte, du solltest etwas vorsichtiger damit sein.", sagte er und deutete auf ihr Amulett.

„Was meinte er damit? Kennt er etwa die Kräfte, die es besitzt?", fragte Sisilia überrascht. Überrascht von sich selber, daß sie noch nie auf den Gedanken gekommen war, ihren Onkel danach zu fragen.

„Das hat er nicht gesagt, er meinte nur, du solltest es vorsichtiger einsetzen."

„Hm", brummte sie nur.

„Und was machen wir heute?", fragte Sisilia ihn, um vom Thema abzulenken.

„Ich dachte, wir werden zuerst einmal frühstücken, dann machen wir eine nette kleine Wanderung, um uns die nächste Umgebung genauer ansehen. Heute ist ein schöner Tag, und wer weiß, ob es nicht noch von Vorteil ist, wenn wir uns auch zu Fuß hier ein wenig auskennen.", schlug er vor.

„Frühstück, hört sich prima an. Und solange du nachher keine Klettertouren machen willst, bin ich dabei.", sagte Sisilia und hüpfte aus dem Bett, nahm ihre Kleidung und marschierte ins Bad.

„Bin in fünf Minuten fertig.", sagte sie und wollte die Tür schließen, doch sie machte sie noch einmal auf und fügte hinzu: „Nein zehn Minuten, ich werde doch noch unter die Dusche hüpfen.", erklärte sie.

Nach dem Frühstück machten sie sich direkt von der Pension aus auf. Sisilia hatte von der Wirtin noch eine Karte von der Gegend bekommen, die sie in Augenschein nehmen wollten.

Sie marschierten einen Pfad entlang den steilen Aufstieg auf die Alb hinauf. Sie brauchten fast eine Stunde, bis sie auf der Albhochfläche angekommen waren. Sie kamen an einigen verschiedenen Einsiedlerhöfen vorbei. Kühe standen auf ihren Weiden und grasten friedlich, auf den bestellten Feldern wuchsen Mais, Gerste und Hafer.

Die Sonne meinte es heute sehr gut mit ihnen, und es wurde langsam richtig warm, so daß sie es vorzogen, im Schatten eines Waldstückes weiterzugehen. Für ein paar Minuten genossen sie dann die herrliche Aussicht, die ihnen geboten wurde. Es war vollkommen klar, und so konnten sie sehr weit sehen.

Dann gingen sie weiter und kamen ganz in die Nähe der Burgruine. Sisilia entdeckte ein Schild: Schertelshöhle, nur fünfzehn Minuten Fußweg.

„Wollen wir uns die mal ansehen?", schlug sie vor.

„Eigentlich hab ich von Höhlen genug... aber meinetwegen, vielleicht ist es ja von Vorteil.", sagte er. Sisilia wusste, worauf er anspielte, sie hatte noch sehr gut in Erinnerung, wie die Höhle in Frankreich damals über ihm zusammenstürzt war.

„Laut der Karte gibt es da auch ein Gasthaus, da könnten wir uns was zu essen besorgen. Ich habe das Gefühl, ich bin am verhungern.", sagte Sisilia.

„Du hast doch erst heute morgen fast die doppelte Portion gegessen und bist schon wieder hungrig?"fragte er erstaunt.

„Mir wäre gerade irgendwie nach einem Schnitzel und Preiselbeeren." , überlegte sie laut.

„Nach was?", fragte er entsetzt und sah sie an, und sie musste lachen.

„Es war nur ein Scherz, keine Angst. Bis jetzt hatte ich noch keine Anwandlungen in der Richtung.", sagte sie und sah, wie sich Severus' Gesicht wieder entspannte.

Als sie an der Höhle ankamen, konnten sie einem Schild entnehmen, daß zu jeder vollen Stunde eine Führung stattfand. So kaufte Sisilia zwei Eintrittskarten, und sie mussten auch nicht lange warten, bis die nächste Führung losging. Sie waren eine Gruppe von 9 Leuten, welche die Höhle besichtigten, plus einem Führer. Der Mann, er war bestimmt schon gut über sechzig, forderte die Gruppe auf, ihm zu folgen. In seiner grünen Kleidung kam er Sisilia vor wie ein Jäger. Vielleicht war er sogar einer, der sich hier hin und wieder ein kleines Zubrot verdiente, dachte sie so bei sich. Sie beide folgten der Gruppe, hielten sich aber immer etwas zurück, vor allem, nachdem eine große energische Dame sehr strenge Blicke auf Severus geworfen hatte und ihrem Mann erbost ihr Missfallen über Severus' Aussehen kundgetan hatte, das sogar jeder verstehen musste, der auch nicht der deutschen Sprache mächtig war. Gut, mit seinen langen Haaren und dem Dreitagebart musste er auch auf manche unheimlich wirken, doch Sisilia gefiel es, wie er aussah.

Sie hatten kaum die Höhle betreten, da merkten sie, wie kalt es hier drin war. Der Führer erklärte ihnen, daß es selbst im Sommer hier auch nie wärmer wurde als 8°C.

Er erzählte ihnen, daß diese Höhle das erste Mal dokumentarisch 1470 erwähnt wurde. Aber unter dem Namen Schrettenloch. Entdeckt und erforscht worden war die Höhle erst im 19. Jahrhundert. Das einzige, was Sisilia an der Geschichte über die Höhle gefiel, war der Räuberhauptmann, der angeblich um 1800 rum seinen Verfolgern immer wieder entkommen war, wenn diese schon glaubten, ihn dingfest gemacht zu haben. Dieser kannte die Höhle wohl und hatte sie als Versteck genutzt. Als sie das Ende der Höhle erreicht hatten, die im übrigen sehr groß und leicht begehbar war, zuckte Severus plötzlich zusammen.

„Was ist los?", fragte Sisilia überrascht.

„Dein Onkel... gerade jetzt.", sagte er, und Sisilia sah ihn fragend an.

„Gleich, lass die anderen etwas weitergehen.", flüsterte er ihr zu.

„Bitte aufschließen!", rief der Führer, als er sah, daß die beiden zurückgeblieben waren.

„Sofort, ich muss nur meinen Schuh zubinden.", rief Sisilia dem Mann zu, bückte sich und tat so, als würde sie recht umständlich ihren Turnschuh zu schnüren.

Als die Gruppe ein paar Meter von ihnen weg war, griff Severus in seine Innentasche seiner Jacke und zog einen kleinen Spiegel heraus. Er war oval und etwas größer als seine Hand. Am Rand des Spiegels waren ein paar merkwürdige Zeichen eingraviert, welche Sisilia aber irgendwie bekannt vorkamen.

Severus berührte einige der Zeichen in einer bestimmten Reihenfolge, und dann erschien das Gesicht von Albus in dem kleinen Spiegel. Sisilia konnte sehen, daß er in seinem Büro an seinem Schreibtisch saß.

„Hey, das Teil ist ja toll, wie ein Bildtelefon.", sagte Sisilia überrascht und stellte sich neben Severus, so daß sie ebenfalls in den Spiegel sehen konnte.

„Wie ein was?", fragte Dumbledore und sah verwirrt drein.

„Schon gut, so eine Muggelsache.", erklärte Sisilia kurz.

„Ach so, gut. Warum ich mich melde, habt ihr etwas neues erfahren?", fragte Dumbledore sie nun.

„Nicht wirklich, wir sind gerade dabei, uns die Gegend anzusehen und bei euch?", fragte Sisilia.

„Wir sind uns jetzt ziemlich sicher, daß wir das Datum von Voldemorts Vorhaben kennen. Es wird wohl doch der Freitag sein. Genau um Mitternacht, die Sterne haben fast die exakte Stellung wie damals, als das Schwert mit dem magischen Ritual verzaubert wurde.", erklärte er.

„Firenze und Professor Sinistra haben die letzten Tage alles noch einmal zusammen durchgearbeitet und sind dank eurer Informationen am Ende auf diesen Tag gekommen. Wenn alles hier so klappt, wie wir es geplant haben, werden die Mitglieder der Ordens ab Freitag Vormittag bei euch eintreffen. Dann haben wir noch genug Zeit, genau zu besprechen, wie wir weiter vorgehen werden.", erklärte er.

„Hey, was machen Sie denn da, wir warten auf Sie."rief der Führer, der noch mal zurückgekommen war, um seine „verlorenen Schäfchen"einzusammeln.

„Wir müssen abbrechen, ein Muggel.", erklärte Severus noch kurz, fuhr mit der Hand einmal im Kreis über den Spiegel und steckte ihn in seine Tasche.

„Kommen Sie bitte, wir wollen doch nicht, daß Sie aus Versehen hier vergessen werden. Das ist die letzte Führung für heute, und dann müssten Sie hier über Nacht bleiben.", erklärte er ihnen.

„Keine schöne Vorstellung, bei der Kälte.", antwortete Sisilia und rieb sich mir den Händen über ihre Arme, so als ob ihr kalt wäre.

„Entschuldigen Sie bitte, wir kommen schon.", gab sie dem Führer höflich zur Antwort. Dieser ließ die beiden nun vorgehen und machte selber den Schluss, um sicherzugehen, daß er auch niemanden hier drinnen vergessen würde.

Als sie das Ende des letzten Ganges erreicht hatten, der zu besichtigen war, erzählte der Mann, daß von hier aus nur noch erfahrene Höhlenforscher hineingehen dürften, da die Höhle hier zum Teil nicht mehr ganz sicher war, daß sie aber noch einige hundert Meter weitergehen würde in Richtung der Burgruine.

Nachdem sie die Höhle verlassen hatten, erklärte Sisilia, daß sie nun tatsächlich großen Hunger hatte. Doch da Severus keine Lust hatte, irgendwohin zu gehen zum Essen, beschlossen sie, einige Dinge einzukaufen und dann irgendwo, wo sie ungestört waren, ein Picknick zu machen. Sisilia kam mit einer großen Tasche voll Lebensmittel aus dem Selbstbedienungsrestaurant neben der Höhle heraus.

„Sag mal, was hast du denn damit vor? Willst du eine ganze Klasse damit füttern?", fragte er sie erstaunt.

„Und wer soll das alles tragen?", fügte er noch hinzu.

„Du, mein Lieber.", antwortete sie und drückte ihm die Tasche in die Arme, „Du weißt doch, Schwangere dürfen nicht so schwer heben.", grinste sie. „Ich konnte mich eben nicht entscheiden, und sieh es doch positiv, dann haben wir für morgen auch gleich etwas.", ergänzte sie. Severus sah sie leicht zerknirscht an, doch sagte er nichts dazu.

Sie gingen wieder zurück Richtung Albaufstieg, wo sie ein wunderschönes, ruhiges Plätzchen, eine kleine, grüne Lichtung zwischen ein paar Bäumen, gefunden hatten. Die Aussicht hier war sehr schön.

Dort machten sie es sich gemütlich, und Severus begann, die Dinge, die Sisilia eingekauft hatte, auf einer Steinblatte, die sie als Tisch benutzten, auszubreiten, während Sisilia an einen Baum gelehnt dastand und hinunter in die Tiefebene sah.

Sie hatte wirklich soviel eingekauft, daß sie damit den halben Phönixorden hätte sattbekommen können. Severus schüttelte unmerklich den Kopf. Er fand verschieden belegte Brote mit Wurst und Käse, Äpfel, Bananen, Trauben, Croissants, verschiedene süße Stückchen und eine gewaltige Auswahl an Getränken. Sogar kalten Kaffe in der Dose hatte sie gekauft.

„Das Essen ist angerichtet.", sagte Severus, als er alles ausgepackt hatte, doch Sisilia reagierte nicht. Da stand er auf und ging zu ihr.

„Hey, ich dachte, du hast so großen Hunger?", sagte er als er neben ihr stand.

„Meinst du, den Kindern geht es gut?", fragte sie, seine Frage ignorierend. „Ich meine, ich weiß ja, daß sie noch leben, aber wie wird er sie behandeln? Es sind doch noch Kinder, sie haben bestimmt fürchterliche Angst.", sagte sie und drehte sich zu Severus um, der sie nachdenklich ansah.

„Du kennst diese Leute doch, was glaubst du, wie werden sie die Kinder behandeln?", wollte sie von ihm wissen.

„Sil, ich weiß, was du jetzt denkst, und ich fürchte, du hast auch recht, die meisten von ihnen sind gefühllos, doch ich glaube nicht, daß sie die Kinder quälen werden, dazu sind sie zu wichtig. Das schlimmste, was ich mir denken könnte, wäre, daß sie die drei unter den Imperius-Fluch stellen.", erklärte er ihr.

„Meinst du?", fragte sie unsicher und er nickte.

„Vielleicht wäre es sogar ganz gut für sie, denn dann würden sie nicht so viel mitbekommen von allem. Du weißt doch, er braucht die ganze Kraft und Magie der Kinder, da wird er nicht zulassen, daß man ihnen auch nur ein Haar krümmt.", sagte er beruhigend.

„Ja, ich glaube du hast recht, vielleicht mache ich mir unnötig Sorgen."

„Ganz bestimmt sogar, den dreien geht es mit Sicherheit gut, und warte ab, in einer Woche werden wir drei weitere Rotzlöffel zu unterrichten haben.", sagte er und Sisilia lächelte.

„Ja, und darauf freue ich mich schon.", erklärte sie ihm nun etwas beruhigter.

„Etwas zu essen?", fragte er und deutete einladend auf die Stelle, wo er die ganzen Sachen ausgebreitet hatte.

„Essen? Sicher, ich hab Hunger wie ein Wolf, warum hast du das nicht gleich gesagt?", antwortete sie, setzte sich neben dem Steintisch ins Gras, fischte sich eines der süßen Stückchen heraus und begann zu essen.

Severus sah ihr hinterher, verkniff sich aber irgendeinen Kommentar. Er selbst nahm sich ein Käsebrötchen und setzte sich neben Sisilia.

„Hm, der Käse ist nicht schlecht.", sagte er und hob das Brötchen vor Sisilias Gesicht.

„Wirklich? Lass mich mal versuchen.", sagte sie, ergriff Severus Hand mit dem Brötchen und biss hinein. (ins Brötchen)

„Also, ich hätte an deiner Stelle erst mal das Kuchenstück hinuntergeschluckt, meinst du nicht, Kirschen und Käse passen nicht so richtig zusammen?", fragte er sie erstaunt und sah ihr zu, wie sie genüsslich kaute.

„Ich finde, es schmeckt ganz gut, aber du hast recht, Trauben und Käse passen besser.", sie zupfte eine Traube ab und steckte sie sich in den Mund. Da Severus sie immer noch belustigt ansah, zupfte sie eine weitere Traube ab und hielt sie ihm hin.

„Möchtest du auch versuchen? Sie schmecken wirklich köstlich.", fragte sie, doch als er sich nach vorn beugte, zog Sisilia die Hand mit der Traube zurück.

„Wenn du sie willst, musst du sie dir schon holen.", sagte sie und klemmte sie zwischen ihre Lippen. Das ließ er sich nicht zweimal sagen, er packte Sisilia an den Schultern, zog sie zu sich heran und stülpte seine Lippen über die ihren und die Traube.

„Du hast recht, Trauben passen gut zu dem Käse.", lächelte er zurück, als er ihr diese abgenommen hatte.

„Sag ich doch.", grinste Sisilia und aß ihr letztes Stück von dem Kuchenteil. Dann griff sie nach einem Wurstbrötchen.

„Aber nicht, daß dir von dem vielen Durcheinander nachher noch schlecht wird.", seine Stirn zog sich besorgt in kraus.

„Wird es schon nicht.", sagte sie und biss herzhaft von dem Brötchen ab.

Nachdem sie das Brötchen gegessen hatte, zupfte sie erneut eine Traube ab, rutschte zu Severus, setzte sich rittlings über seine Oberschenkel und schob Severus die Traube in den Mund. Senkte dann aber in der nächsten Sekunde ihren Kopf und presste ihre Lippen auf die seinen und begann um eben dieselbe Traube mit ihm zu kämpfen. Severus, überrascht von ihrer Aktion, hatte keine Chance, und Sisilia nahm sie ihm wieder ab, aß sie schnell auf und grinste ihn an.

„Du musst schon schneller sein, wenn du was abhaben möchtest.", feixte sie und nahm sich erneut eine Traube, die sie ihm vor die Nase hielt. Doch diesmal war Severus schneller, sein Kopf schoss nach vorn, und sein Mund schnappte nach der Traube zwischen ihren Fingern, die er schnell aufaß, bevor Sisilia noch reagieren konnte.

„Na, schnell genug?", fragte er, und seine Lippen kräuselten sich. Sisilia nickte nur stumm, sah ihn kurz an, schlang ihre Arme um seine Nacken und begann, ihn leidenschaftlich zu küssen. Ihre Hände strichen zart über seinen Nacken, während ihre Zunge ein wildes Spiel mit der seinen begann.

Langsam ließ sie eine Hand über seine Brust nach unten gleiten, wo sie zart begann, über seine Hose zu massieren. Erschrocken hob er den Kopf und sah sie an.

„Was hast du vor?", fragte er sie erstaunt und sah auf ihre Hand, die nicht aufhörte, über die langsam wachsende Beule in seiner Hose zu streichen.

„Das kannst du dir doch denken.", hauchte sie zart gegen seine Lippen.

„Aber doch nicht hier.", stöhnte er nun auf und wollte ihre Hand daran hindern weiterzumachen, doch sie entzog sich seinem Griff, setzte auch noch die andere Hand ein und begann, seine Hose langsam zu öffnen. Sie küsste ihn immer wieder, während sie murmelte: „Doch, hier und jetzt.", hauchte sie und griff mit einer Hand in seine Hose, um ihre Massage an seiner Erregung fortzufahren.

Mit einem kleinen geübten Zauber ihrer Finger verwandelte sie nun ihre Jeanshose in einen entzückenden Faltenrock und schob Severus Hand, die immer noch versuchte, sie bei ihrem Tun zu unterbrechen, unter ihren Rock. Er war überrascht über den plötzlichen Kleidungswechsel, und so ließ er erst mal seine Finger auf ihrem Schenkel liegen.

„Wir dürfen doch nicht zaubern.", murmelte er, jetzt schon sehr erregt in ihr Ohr.

„Ach, der kleine Zauber, der wird keinem auffallen, ich hab ja auch nicht den Zauberstab benutzt.", flüsterte Sisilia ihm zu.

„Du bist verrückt, wenn jemand vorbei kommt...", drückte er zwischen seinen Küssen hervor.

„Das ist mir egal.", stöhnte Sisilia nun, schob seine Hand unter ihrem Rock weiter nach oben, und er stellte überrascht fest, daß sie überhaupt kein Höschen trug, was ihn weiter erregte. Daraufhin warf er seine Bedenken über Bord und zog Sisilia näher an sich. Sie öffnete nun soweit seine Hose, daß sie ohne Probleme an seinen Schaft heran kam, und begann ihn fordernd zu massieren. Seine Hände waren inzwischen zwischen ihre Beine gewandert, und seine Finger rieben über ihren feuchten Schoß. Sisilia schloss die Augen und stöhnte leise auf, als seine Finger ein Stück in sie eindrangen. Er zog sie wieder kurz heraus, um sein Spiel dann ein paar Mal zu wiederholen. Dann zog er seine Hand ganz weg, ergriff ihre Hüften und zog sie zu sich heran. Sisilia ließ sich bereitwillig zu ihm ziehen und setzte sich langsam auf seinen harten pulsierenden Schaft und ließ sich darauf nieder. Sie spürte ihn immer tiefer in sich, und ihr Atem ging immer schneller gegen sein Ohr. Sie blickte ihm wieder in seine dunklen Augen, in denen sie so gern versank. Dann begann sie, sich auf und ab zu bewegen, während sie gleichzeitig ihr Becken nach vorn und hinten schob, um ihn noch kräftiger zu massieren. Sie fühlte seine ganze Härte in sich, und die Geschwindigkeit ihres Rittes stieg parallel zur ihrer Erregung. Sie hörte das leise Stöhnen von ihm und fühlte seine Hände unter ihrem T-Shirt, wie er über ihren Rücken strich und dann seine Finger nach vorn wandern lies, wo seine Fingerspitzen mit ihren vor Erregung harten Brustwarzen zu spielen begannen. Ein leises wimmerndes Stöhnen entfuhr ihrer Kehle, als er sie liebkoste, und ein wohliges Schaudern schoss durch ihren Körper bis hinunter zu ihrem Schoß und ließ sie erzittern. Zum bersten erregt fühlte sie ihn in sich, seine Finger reizten sie so sehr, daß ein gigantischer Orgasmus sie so schnell überrollte, daß ein leiser Schrei aus ihrer Kehle kam, den er mit einem schnellen, heftigen Kuss in seinem Mund erstickte. Ihr Körper zuckte wild, als der Höhepunkt sie durchschüttelte, und ihr Atem ging schnell und unkontrolliert. Severus schlang fest eine Arme um sie und hielt sie eng an sich gepresst, während sie weiterhin versuchte, ihren Körper wieder in ihre Gewalt zu bekommen und ihre Reitbewegungen weiterzuführen. Ihre Nägel bohrten sich dabei durch sein T-Shirt, und sie spürte, wie ihn das erregte, so ließ sie ihre Hände unter sein Shirt wandern und fuhr mit ihren Nägeln seinen Rücken entlang und krallte sich immer wieder an ihm fest. Seine Hände hatten nun ihren Po umklammert, und er gab ihr so das Tempo vor. Sie hörte sein Keuchen, und ihre Bewegungen wurden, angeleitetet von seinen Händen, immer schneller, und sie hob ihr Becken so an, daß sie etwas enger für ihn wurde und sein Schaft kräftig massiert wurde. Dann fühlte sie, wie er unter ihr nun auch unkontrolliert zu zucken begann, sich ihr fest entgegenpresste. Sie konnte spüren, wie er sich ihn ihr ergoss, und sie schloss genussvoll ihre Augen. Seine Lippen fanden die ihren, und er küsste sie hart und leidenschaftlich, als auch er seinen Höhepunkt hatte. Er schlang seine Arme fester um sie, und sein heißer Atem ging an ihr Ohr, als er seine Wange gegen die ihre presste.

„Du bist verrückt, aber ich liebe dich. Aber gerade deshalb liebe ich dich.", keuchte er immer noch schweratmend gegen ihr Ohr.

Sie hob ihren Kopf, sah ihn an und strich ihm ein paar Strähnen aus seinem Gesicht.

„Ich liebe dich. Du hast das aus mir gemacht, ich kann einfach nicht mehr ohne dich sein.", hauchte sie ihm entgegen und ließ sich dann müde lächelnd gegen seine Brust sinken.

„Dann sag noch einmal, ICH würde nur immer nur an das ‚eine' denken.", flachste er und streichelte über ihre Gesicht.

„Das tust du doch auch.", grinste Sisilia ihn nun an, und als Antwort zwickte er sie leicht in die Taille, was dazuführte, daß sie kurz aufquietschte.

Plötzlich vernahmen sie Stimmen, und Sisilia setzte sich schnell auf und neben Severus, der sich in Windeseile wieder anzog. Sisilia grinste ihn an, als eine kleine Gruppe von Wanderern an ihnen vorbeimarschierte, ihnen einen guten Tag wünschte und dann wieder verschwand. Als diese nicht mehr zu sehen waren, prustete Sisilia vor Lachen los, als sie Severus' Blick sah, der soviel sagte wie ‚Das ist verdammt knapp gewesen, du bringst uns immer wieder in solche Situationen'.

Doch dann musste er auch lachen, zog sie erneut zu sich heran, und Sisilia setzte sich mit dem Rücken an seine Brust gelehnt zu ihm. Er legte seine Arme um sie und lehnte seinen Kopf gegen den ihren und küsste ihr Haar.

Sie blieben noch eine gute Stunde, aßen noch etwas, bevor sie dann alles zusammenpackten und wieder aufbrachen.

„Ich habe eine Idee.", sagte Sisilia plötzlich.

„Wir könnten heute nacht noch mal zur Ruine fahren, dann zeichne ich einen genauen Plan von ihr und den Gängen. Dann können wir die Pläne den anderen Ordensmitgliedern zeigen und so überlegen, wie wir vorgehen werden,", erklärte sie.

„Das ist eine hervorragende Idee,", stimmte Severus ihr zu.

Sie beschlossen, zurück zur Pension zu gehen, sich noch etwas auszuruhen, und wenn es dunkel wurde, zur Burg zu fahren.

So machten sie es dann auch. Nachdem sie sich, als sie den Ort erreicht hatten, noch Zeichenpapier und Stifte besorgt hatten in einem kleinen Laden neben der Pension, packte sie eine Tasche zusammen, in die sie auch noch die Taschenlampen gab. Gegen zehn Uhr, als es dann dunkel war, machten sie sich mit dem Wagen zu dem Parkplatz auf.

Zuerst zeichnete sie ein Skizze vom Weg, der zur Burg führte, was nicht so leicht war in der Dunkelheit, doch auf dem offenen Gelände wollten sie keine Taschenlampen anmachen.

Dann machte sie ein Skizze von der eigentlichen Ruine und versuchte auch die Meterangaben korrekt anzugeben, so gut es eben zu schätzen ging.

Sie betraten den Burghof, als sie plötzlich ein Geräusch hörten, das unten vom Hof her kam. Sie drückten sich in den kleinen Wehrturm hinein, der sich direkt am Eingang des Hofes befand und schauten vorsichtig hinaus.

Sie konnten niemanden sehen, sie hörten nur leise Stimmen aus der Richtung, in der sich das Verlies befand.

Sisilia öffnete ihre Tasche und zog etwas heraus. Severus sah sie verwundert an, als er erkannte, daß sie einen Tarnumhang in der Hand hielt.

„Von Harry.", flüsterte sie leise und deutete darauf. Dann hängte sie ihn sich um und gab Severus ein Zeichen, daß sie nachsehen gehen würde. Sein Gesichtsausdruck zeigte ihr, daß es ihm lieber gewesen wäre, wenn er hätte nachsehen können, doch Sisilia ließ ihm nicht die Zeit, etwas zu sagen oder zu tun, zog sich die Kapuze über den Kopf und wischte an ihm vorbei.

Sie ging langsam auf das Verlies zu, immer darauf bedacht, beim Gehen keine Geräusche zu verursachen. Sie sah, daß das Tor offen stand, das Vorhängeschloss lag zerschmolzen auf dem Boden. Das hatte jemand gesprengt, und Sisilia war sich sicher, daß es mit Magie gesprengt worden war. Sie konnte nun eine Gestalt ausmachen, die gerade aus dem Eingang des Verlieses trat und noch eine Kiste holte, die am Eingang des Verlieses abgestellt worden war.

Sisilia warf einen Blick zurück zu Severus, und sie sah, daß er sich weiterhin im Wehrturm verborgen hielt.

Dann beschloss sie, dem Mann mit der Kiste zu folgen. Leise ging sie hinter ihm her. Sie folgte ihm die Stufen hinunter, bis in den Raum mit den Kerkern, dort stellte der Mann die Kiste ab und ging in den nächsten Raum hinein zu seinem Kollegen, der damit beschäftigt war, Fackeln in die Halterungen an den Wänden zu stecken und Kerzen aufzustellen.

„Das war die letzte Kiste. Wie weit bist du?", wollte der Kistenträger wissen. Er sprach klarstes Englisch, was Sisilia vermuten ließ, daß diese Männer wohl zu Voldemort gehörten.

Also hatte er schon Leute vorausgeschickt, die Vorbereitungen treffen sollten.

„Ich bin gleich soweit, dann können wir wieder verschwinden. Den Rest erledigen wir morgen Nacht.", antwortete der andere kleinere Mann.

Sisilia hatte genug erfahren, und sie machte sich schleunigst auf den Weg zurück. Als sie aus dem Verlies heraustrat, sah sie einen Schatten, der über den Hof huschte. Als sie sich umsah, sah sie Severus, der sein Versteck in dem Wehrturm verlassen hatte.

Wahrscheinlich hatte es ihm viel zu lange gedauert, und er war unruhig geworden. Er stand mit dem Rücken an die Mauer neben dem Verlies gelehnt. Sisilia war gerade durch die Gittertür nach draußen geschlichen, als sie von drinnen Schritte hörte. Die Männer kamen heraus. Sie würden unweigerlich Severus sehen, dem es auf keinen Fall mehr reichen würde, sich irgendwo zu verstecken. Sisilia lief schnell zu ihm hinüber und stellte sich vor ihn. Er zuckte zusammen, als er ein Geräusch vor sich hörte, doch noch bevor er reagieren konnte, hatte Sisilia ihn schon gegen die Wand gedrückt und ihn mit unter den Tarnumhang gezogen.

Er sah ihr erstaunt ins Gesicht, und sie blickte überrascht auf seinen Zauberstab, den er zwischen ihnen beiden in der Hand hielt. Sie hatte gar nicht mitbekommen, wann er ihn gezogen hatte, so schnell war er gewesen. Als er etwas sagen wollte, legte sie ihm ihre Hand auf seine Lippen und deutete mit dem Kopf nach hinten. Da vernahm Severus auch die Stimmen der beiden Männer, woraufhin er Sisilia weiter mit sich nach hinten in die Ecke zog. In dem Moment traten die zwei auch schon aus dem Verlies heraus. Sie duckten sich noch mehr in die Ecke hinein, dabei trat Sisilia auf eine kleinen Stein und es knirschte leise. Der größer der beiden Männer fuhr erschrocken herum.

„Was war das?", fragte er leise und ging in ihre Richtung. Sisilia biss sich vor Ärger auf die Unterlippe, während Severus seinen Zauberstab in die Richtung des Mannes hob. Er beobachtete den Mann genau, der nun langsam auf sie zukam.

„Du siehst wie immer Gespenster, Stuart. Das war bestimmt nur ein Eichhörnchen, daß eine Nuss geknackt hat, schließlich sind wir mitten im Wald. Komm lieber und hilf mir das Schloss hier zu reparieren."sagte der kleinere, woraufhin der Mann mit dem Namen Stuart stehen blieb, sich noch einmal kurz umblickte und dann wieder zu seinem Kollegen ging.

Severus' Gesicht entspannte sich wieder und er ließ den Arm mit dem Zauberstab erleichtert sinken.

Der große Kerl reparierte das Schloss, daß sie wohl zuvor, ohne es anzusehen, gesprengt hatten, mit einem Zauberspruch und befestigte es wieder um die Gitterstäbe der Tür. Dann gingen die beiden davon.

Severus und Sisilia warteten, bis sie sich sicher waren, daß die beiden weg waren, dann nahmen sie den Tarnumhang ab.

„Das war knapp.", stöhnte Sisilia.

„Wo warst du so lange?", wollte er von ihr wissen.

„Ich bin ihnen ins Gewölbe gefolgt. Sie haben Kisten hineingetragen mit Fackeln und Kerzen. Ich denke, sie haben Vorbereitungen für Freitag getroffen. Zumindest wissen wir jetzt, daß sie die versteckte Schmiede nicht kennen. Sie sind nur bis zu dem Raum davor gegangen und haben überall Fackeln aufgehängt und Kerzen aufgestellt.", berichtete sie ihm.

„Dann haben wir den Beweis, daß er wirklich hierher kommen wird.", nickte er.

„Woher hast du den Umhang?", fragte er sie.

„Den hab ich mir von Harry geborgt.", erklärte Sisilia, und als sie seinen nachdenklichen Blick sah, fügte sie noch hinzu: „Mach dir keine Sorgen, er wird nichts sagen. Ich hab ihn gebeten zu schweigen, egal was in den nächsten Tagen passieren wird.", versuchte sie ihn zu beruhigen, doch Severus sah sie immer noch skeptisch an.

„Hey, nun komm schon. Ich weiß, daß ich Harry wirklich vertrauen kann.", sagte sie nachdrücklich.

„Schon gut. Komm, lass uns jetzt den Plan fertig machen. Die Kerle werden wohl heute nicht mehr zurückkommen."

Er richtete seinen Zauberstab auf das Schloss, doch Sisilia schaute ihn überrascht an.

„Das ist jetzt auch egal, die Typen haben vorhin auch gezaubert, dann brauchen wir uns jetzt auch nicht mehr zurückzuhalten.", erklärte er und öffnete das Schloss.

Die Taschenlampen, die noch in der Tasche im Wehrturm lagen, ließen sie da, wo sie waren, und nahmen ihre Zauberstäbe.

„Lumos.", sagten sie beide und betraten das Verlies.

Sisilia vollendete die Pläne nun ebenfalls mit einem Zauber, was bedeutend schneller und genauer ging. Dann machten sie sich wieder zurück auf den Weg in ihre Pension.