FINAL FANTASY VIII
DAS GEHEIMNIS DES SHUMISTAMMES
TEIL 1
Vorwort:
Diese Geschichte beginnt da, wo Final Fantasy VIII aufhört. Die Charaktere gehören nicht mir, sondern Squaresoft.
Außerdem ist noch anzumerken, dass ich im Internet auf die interessante Theorie gestoßen bin, dass Rinoa Artemisia ist. Die Argumente, die dort gebracht worden sind, sind nachvollziehbar und verständlich, doch mit dieser Geschichte möchte ich einen Gegenbeweis liefern. Also, viel Spaß beim Lesen.
Inhalt:
Nach dem Kampf gegen Artemisia widmen sich die SEEDs wieder ihrem eigentlichen Leben und wollen es genießen. Doch dieser Moment wehrt nur so lange, bis vor dem Dorf des Shumistammes ein toter Schüler aus dem Trabia Garden gefunden wird. Ausnahmsweise widmen sich die SEEDs, Bezwinger der Hexe Artemisia, einer solchen Aufgabe, obwohl das nicht Aufgabe der Söldner ist. Dabei stoßen sie auf ein großes Geheimnis, dass die Shumi vor dem Rest der Menschheit verschweigen. Und Dreh und Angelpunkt in dieser ganzen Angelegenheit ist niemand anderes, als Laguna Loire.
PROLOG:
Rinoa sah die Sternschnuppe als erste. Squall stand neben ihr, etwas abseits. Doch auch er entdeckte sie und seine erste Reaktion war, sich an Rinoa zu wenden, in der Hoffnung auf eine Geste.
Sie hatten erst gestern Abend gegen Artemisia gekämpft und hatten sie geschlagen. Jetzt war Artemisia tot und sie hatten alle überlebt. Hinter ihnen tobte eine riesige Fete, für die sechs jungen Krieger, fast alles SEEDs aus den Gardens, die die Hexe aus der Zukunft besiegt hatten.
Und jetzt stand Rinoa mit Squall alleine auf dem Balkonüber ihnen der verblassende Schweif der Sternschnuppe. Was sollte sie tun?
Es war das erste Mal, dass sie nicht überstürzt reagierte. In der Vergangenheit war Rinoa des Öfteren, wegen ihrer direkten Art und ihrem Hang zu Ärger, aufgefallen. Doch jetzt stellte sie ihre eigentliche Natur zurück. Und das alles für einen Mann.
Squall Leonhart war sein Name und sie, Rinoa Heartilly, hatte sich in ihn verliebt. Ausgerechnet in den stursten und kühlsten Typen des Balamb Gardens musste Rinoa sich verlieben. Das war mal wieder typisch für sie.
Das erste was ihr einfiel, war den Finger zum Himmel zu heben und auf den Schweif zu deuten, so wie damals auf dem Abschlussball, als Squall zum SEED wurde.
Und Squall verstand ihre Geste nur zu gut. Er schenkte ihr ein Lächeln, eins dieser seltenen Ich-mag-dich-mehr-als-du-denkst-Lächeln, nicht, dass Squall sonst gerne oder gar viel lächelte, aber in diesem Moment war es einfach das passendste.
Es war ein Lächeln zum niederknien, als sich seine Mundwinkel nach oben bewegten und seine weißen Zähne entblößten. Rinoas Herz begann zu rasen und sie musste sich bemühen, dass sie nicht wie eine Ampel anfing zu leuchten. Warum war er nur so charmant? Sein starker, schlanker Körper, seine langen Beine, seine, in Lederhandschuhe gehüllten, starken Hände, die sie schon des Öfteren an sich gedrückt hatten. Doch das schönste an ihm war sein Gesicht. Das längliche Haar, was ihm ins Gesicht fiel, die Indigoblauen Augen, so schön und geheimnisvoll, eine Tiefe die noch ergründet werden musste. Rinoa war nur zu bereit sich in diese unendlichen Tiefen hinab zu begeben und sich darin zu verlieren. Und dann war da noch diese Narbe, die sich Quer über seine Nase zog. Und doch wirkte er dadurch nicht böse, oder brutal, für Rinoa machte diese Narbe Squall aus. Ein Squall ohne Narbe konnte sie sich gar nicht vorstellen.
Plötzlich bewegte sich Squall von seinem Platz auf sie zu und ergriff ihre linke Hand, strich über diese und beugte sich zu ihr hin. Rinoa loderte im Inneren, wie tausend Öfen, und sie streckte sich einwenig um seinen Kuss zu empfangen. Dann trafen sich ihre Lippen und alles in Rinoa schrie vor Freude. Sie würde jetzt am liebsten sofort eine ganze Reihe Saltos schlagen, doch sie beherrschte sich und genoss den Kuss einfach. Es war wie ein himmlischer Chor von Engeln!
Squall, Kuss!
Allein diese Kombination zu denken war lächerlich, geschweige den es auszusprechen. Jeder, der einiger Maßen bei Verstand war, würde Rinoa sofort in die Klapse einliefern. Und Rinoa würde sogar Freudestrahlend in die Umarmung der hab-mich-lieb-Jacke rennen. Denn sie selbst glaubte sich das nicht. Squall küsste keine Mädchen. Punkt!
Jedenfalls unter normalen Umständen. Dieser Umstand wurde Rinoa schmerzlich bewusst. Ob Squall betrunken war?
Aber nein, sie hatte ihn die ganze Zeit im Auge behalten, er hatte den ganzen Abend kein Glas angerührt, während Rinoa doch einwenig über die Stränge geschlagen hatte. Deshalb war Squall auch mit ihr auf den Balkon gegangen. Doch jetzt ging es ihr wieder besser. Und sie spürte den Alkohol nicht mehr in ihr.
Squall schlang seine Arme um sie und drückte sie fester an sich. Rinoa glitt mit ihren Fingern unter seine Lederjacke und ihre Finger vergruben sich in dem weißen Muskelshirt, strichen über seinen festen Rücken und hielten, kurz bevor sie auf den Gedanken kommen würde über seinen Hintern zu streichen. Sie würde es gerne tun, doch sie erlaubte es sich selbst nicht, wollte nichts überstürzen.
Sie lösten sich kurz von einander, um sich anzusehen und Luft zu holen. Während diesem kurzen Moment schenkte Rinoa ihm ein sanftes Lächeln und dann verschmolzen ihre Lippen wieder zu einer Einheit.
Und dieser Kuss dauerte so lange an, bis jemand einen unterdrückten Fluch ausstieß. Squall zog seinen Kopf zurück und seine Hand glitt automatisch an seine Linke Hüfte, wo er normalerweise seine Gun Blade hatte, doch da war sie nicht. Auch Rinoa zuckte erschrocken zusammen und biss sich auf die Unterlippe. Beide blickten gleichzeitig zu der Rundbogentür, die von zwei kunstvollen Säulen gehalten wurde und den Balkon, vom Ballsaal trennte, und erblickten drei ihrer so geschimpften Freunde. Selphie stand, von einem Ohr zum anderen, grinsend da und spielte mit Irvines Hut rum, den sie auf dem Kopf trug. Besagter Cowboy stand links von ihr und tippte ungläubig auf den Camcorder ein, dabei: „Warum immer dann, wenn es interessant wird?", murmelnd. Und dann war da noch Quistis, die rechts von Selphie stand und wie eine Mutter lächelte. Quistis war schon immer wie eine Mutter gewesen. Und das, obwohl sie nur ein Jahr älter war, als Squall selbst. Aber sie war um einiges vernünftiger und ruhiger, als der Rest ihres Chaosteams. Und jetzt stand sie da und lächelte ihn vielsagend an.
Verräterin!
„Warum geht die Batterie ausgerechnet jetzt am Arsch!", wollte Irvine wissen und begann damit, den Camcorder zu schütteln. Selphie warf ihm einen ungläubigen Blick zu und nahm ihm das Gerät ab, bevor er noch auf die Idee kam, es über das Geländer zu werfen: „Iiich hab Ersatz dabei!"
Das machte Squall wütend! Warum mischten sie sich ein?
Konnten sie ihn nicht einfach sein Leben leben lassen? „Ach lasst mich doch!", entgegnete er trocken. Jetzt begann auch Rinoa zu kichern. Warum fiel sie ihm so dreist in den Rücken?
Squall schnaubte und wand sich ab. Sein Blick fiel auf das weite Meer. Sie waren auf dem Weg zum Waisenhaus, was Edea renovieren wollte. Nach der Zeitkomprimierung waren einige Kinder ohne Eltern geblieben und Edea wollte ihnen, mit Elliones Hilfe, ein neues Zuhause schaffen.
„Iiich geh dann maal, Ersatz holen!", verkündete Selphie mit ihrer Trompetenstimme. Er hörte wie sie, wahrscheinlich von Irvine verfolgt, davon eilte.
„Na ja.", ertönte nun Rinoas Stimme dicht neben ihm und er spürte, wie sich ihre Arme um seine Brust schlangen und wie sie ihren Kopf auf seinen Rücken legte. Er konnte spüren, wie sich ihr Brustkorb hob und senkte, dann fuhr sie fort: „Jetzt sind wir wieder alleine." Sie löste sich von ihm und Squall warf ihr einen Blick zu. Dann stieß er sich vom Geländer ab und stellte sich wieder grade hin. Tatsächlich war auch Quistis gegangen und nur noch Angel, Rinoas treue Hündin, saß am Rande des Balkons und
hechelte fröhlich vor sich hin. Rinoa warf ihrer Hündin ein sanftes Lächeln zu, was diese aus großen Augen erwiderte. In dem Moment wusste Squall, es war um ihn geschehen.
Dieses Mädchen war einfach nur wundervoll, dass war alles. Seine Lippen prickelten noch immer sanft, nach einem Kuss dieser Intensität. Squall hatte sich verliebt.
Er der mächtige Hexenbezwinger und Führer des Gardens, hatte sein Herz an ein Mädchen verloren. Er hätte von sich selbst nie gedacht, dass er zu so was fähig war. Klar, er war auch ein Mensch und dachte wie jeder andere, doch bisher hatte er so was noch nie gefühlte. Während er sie so ansah, wusste er, dass er damals im Weltall auf jeden Fall die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Er hatte lange gezögert, was den richtigen Schritt betraf, doch er hatte ihn getan, er hatte sie geküsst. Er wollte Rinoa für sich haben und niemand konnte ihn daran hindern sich das zu nehmen, was er sich verdient hatte, was ihm gehörte. Er hoffte nur, dass Rinoas Reaktion so ausfallen würde, wie er es erhoffte, nein, es ersehnte. Wenn er sie jetzt so ansah, wurde ihm ganz warm ums Herz. Ihr hübsches Gesicht wirkte Elfengleich im Licht des Mondes und ihr zierlicher Körper stach in einem starken Kontrast zu dem Hintergrund hervor. Ihre weiblichen Rundungen wurden von einem sanften Licht bestrahlt und mit jeder Sekunde, die er sie ansah, verliebte er sich nur noch mehr in dieses Mädchen.
Und wenn er an den Kuss dachte, dann war es, wie tausend Schmetterlinge, die in seinem Bauch auf und ab flatterten und seine Innenseite mit ihren Flügeln streichelten.
Am liebsten würde er sie einfach greifen und weiter küssen, egal was der Rest sagte. „Squall!", beim Klang seines Namens wanderte sein Blick wieder zu ihrem Gesicht und er fragte: „Was?"
Rinoa breitete ihre Arme aus: „Wo waren wir?" Der junge SEED-Kadett entgegnete mit einem sanften Lächeln und ging wieder auf sie zu, ergriff ihre Hand und führte sie zu seiner Brust, wo sein Herz vor Freude Überstunden schob.
Dann küsste er sie erneut.
Eine Art elektrischer Impuls rann durch seinen Körper und erfüllte ihm bis in die Zehenspitzen. Nach fast mehr als einer Minute lösten sie sich von einander und Rinoa murmelte, während sie noch immer mit der Hand über seine Brust strich: „Wir sollten wieder rein gehen." Squall nickte, konnte sich aber nicht bewegen. Erst, als Rinoa seine Hand ergriff, ließ er sich hinterher ziehen. Die Frau hatte ihn verzaubert.
Squall schob seine Finger zwischen ihre und übernahm schließlich die Führung.
Sie betraten den Saal wieder und mischten sich unters Volk. Die Feier war noch lange nicht zu Ende und es gab noch vieles, wofür es sich zu bleiben lohnte. Überall standen, tanzten oder saßen Schüler. Unterhielten sich und aßen. Leise Musik drang aus den Lautsprechern und Squall erkannte das Lied, wozu sie am Abschlussball getanzt hatten. Es versprach ein schöner Abend zu werden. Squall gesellte sich zu seinen, so genannten, Freunden.
Zurzeit sah er nur Quistis und Xell. Von Selphie und Irvine fehlte jede Spur. Xell verschluckte sich beinah erneut, als er Squall und Rinoa Hand in Hand sah. Quistis begann zu lachen und hielt sich die Hand vorn Mund, während Lyv, das Mädchen mit den Zöpfen aus der Bibliothek und Xells Begleitung für diesen Abend, einwenig bei Seite rutschte. Der SEED stellte sein Glas mit Bier ab und erhob sich: „Yo! Squall!" Squall entgegnete mit einem knappen nicken und löste sich von Rinoa, um sich ebenfalls an den Tisch zu setzen. Rinoa blieb noch einen Moment stehen, unentschlossen, was sie tun sollte, dann setzte sie sich ebenfalls hin. „Wo sind Irvine und Selphie?", wollte sie wissen.
Quistis, die sich wieder eingekriegt hatte, wand sich an sie: „Einer Kellnerin ist das Tablett aus der Hand gerutscht und jetzt sind sie mit der Kamera auf der Jagd nach weiteren solchen Pannen."
„Sie ziehen sich hoch, am Leid anderer Leute!", bestätigte Xell und hustete. Lyv warf Squall ein schüchternes Lächeln zu, sichtlich unwohl in der Nähe des SEED. Und Squall konnte es ihr nicht mal verübeln. Er würde wahrscheinlich selbst vor sich Angst haben, wäre er nicht er. Er sollte mal wirklich einwenig an sich arbeiten.
Eine Kellnerin kam heran und sah Squall und Rinoa fragend an. „Champagner und Scampi!", bestellte Rinoa, dann wand sich die Brünette an Squall: „Und für sie?"
„Ein Glas Bier!", murmelte Squall kaum verständlich und wand sich wieder ab. „Also wirklich Squall.", begann Rinoa, als die Kellnerin verschwunden war: „Du könntest ruhig einwenig freundlicher sein."
„Ich dachte, nachdem ich dich geküsst hab, würdest du endlich mit deinen Vorschlägen aufhören.", er wartete einen Moment und hörte zufrieden, wie Xell erneut anfing zu husten, dann fuhr er fort: „So was gibt es eben nur in Märchen!" Rinoa setzte zu einem Konter an, doch als sie das belustigte Funkeln in Squalls Augen sah, bemerkte sie auch die Ironie in seiner Stimme und beließ er bei einem leichten Schlag gegen die Schulter.
Währenddessen hatte Quistis wieder angefangen zu lachen, als sie Xell sah, wie er sich gegen die Brust schlug. Als er wieder Luft bekam meinte er wütend: „Also Leute. Lasst es bitte mit dieses dauernden Überraschungen, oder wollt ihr mich ins Grab bringen." Rinoa lächelte und legte ihre Hand tröstend auf seine geballte Faust: „Nein. Wie kommst du nur drauf?" Xell zog die Faust zurück und funkelte sie böse an. Dann kam endlich Squalls Bier und Rinoa Champagner. „Die Scampis brauchen noch einen Moment.", erklärte die Kellnerin ihr. Und Squall nahm sich Rinoas Rat zu Herzen und brachte ein Lächeln auf. Es war so ein toller Tag, warum anderen Leuten die Laune vermiesen?
„Heeey Cheeef!", Selphie stürmte herbei und hielt kurz vor seinem Stuhl an, griff nach dem Bier und nahm einen Schluck davon, dann grinste sie ihn an. Und in ihrem Blick konnte Squall sehen, dass Selphie schon einige solcher Schlücke zu fiel hatte. Irvine trottete langsam hinterher.
„Irvine Kinneas. Du siehst doch, dass Selphie total zu ist, warum hinderst du sie nicht?", wollte Squall von dem Cowboy mit Charme wissen.
Der Scharfschütze überlegte kurz und zuckte mit den Schultern: „Mehr Spaß für mich!"
„Geeenaaauuu!", Selphie wirbelte auf dem Absatz herum, verlor das Gleichgewicht und griff nach Irvines Mantel, um nicht auf den Boden zu knallen: „Irvie und iiich, wiiir aben viel Spaß! Also stetört uns bitte nicht dabe…", weiter kam sie nicht, denn als nächstes drang ein leises Schnarchen aus ihrem Mund. Rinoa machte ein Geräusch, dass einwenig an einen Welpen erinnerte und grinste Irvine an: „Ich hoffe doch, du bringst sie sicher in ihr Quartier?" Der Cowboy salutierte, verlor Selphie beinah aus der Hand und hob sie dann in die Höhe, um mit ihr aus dem Saal zu verschwinden.
„Da freut sich aber jemand gewaltig.", stellte Quistis fest und nahm ebenfalls ein Schluck von Squalls Bier. Der junge SEED sah die ehemalige Ausbilderin herausfordernd an und sie schenkte ihm ein grinsen.
Nachdem dann auch Rinoa noch aus seinem Glas getrunken hatte, entschloss Squall, dass es sinnlos war, noch auf seinen Anteil zu hoffen, also bot er Xell den Rest an. Dieser nahm ihn dankend entgegen und leerte das Glas in einem Zug.
Eins musste man ihm lassen, er war nicht nur äußerst robust, was Kämpfe betraf, sondern auch ausgesprochen Trinkfest. Ganz anders als Selphie, die grade ein Paradebeispiel für ihre Resistenz abgegeben hatte. Und dann kamen auch endlich Rinoas Scampis an und sie hätte fast laut aufgeschrieen. Auf dem Teller lagen vier tote Makrelen, allerdings waren sie noch nicht geschält. Quistis lachte erneut, was ebenfalls auf einen erhöhten Alkoholgehalt in ihrem Blut schließen ließ, und grunzte einmal, woraufhin Xell und Rinoa sich das Lachen nicht mehr verkneifen konnten. Und sogar Squall und Lyv wurden von dieser guten Laune angesteckt und lachten mit. Squall hatte sich noch nie so gut amüsiert.
Später, als die Uhr schon lange nach Mitternacht geschlagen hatte, betrat Squall sein kleines Quartier. Sein Blick wanderte automatisch zum Telefon, oder besser zu dem Anrufbeantworter, doch die Null war noch immer da. Schon seit einem Jahr, seit er sich das Telefon angeschafft hatte. Niemand rief ihn an. Das war Squall eigentlich auch ganz recht, denn er stand nicht so auf Gesellschaft. Rinoa betrat hinter ihm das Quartier und stützte sich an dem Koffer für die Gun Blade ab. Bei jedem anderen Menschen wäre Squall sofort aufgefahren, doch Rinoa war was anderes.
Seine Gun Blade war sein Heiligtum und niemand durfte sie anfassen. Doch irgendwie hatte er bei Rinoa nicht dasselbe Gefühl. Außerdem hatte seine Waffe jetzt Konkurrenz bekommen. Rinoa schwankte ein bisschen, aber sie war noch bei klarem Verstand, nur einwenig offener, sich und der Welt gegenüber. Squall hatte echt bezweifelt, das es noch offener ging. Aber Rinoa hatte ihn überzeugt, als sie angefangen hatte, von ihren Kindheitserlebnissen zu berichten und von ihrer Zeit als Cifers Freundin. Squall war Eifersüchtig gewesen, doch niemand außer Quistis schien es bemerkt zu haben, denn sie hatte ihm einen mitleidigen Blick zu geworfen. Aber jetzt gehörte Rinoa ihm und Cifer war Geschichte. Sie war nun seine Freundin, falls sie es morgen natürlich immer noch sein wollte.
Morgen würde im Garden wieder ein normaler Tag anbrechen. Es würde wieder gearbeitete werden und außerdem würden sie morgenfrüh das Waisenhaus erreicht haben, wo die SEEDs bei der Renovierung helfen sollten. Und Squall würde es gerne tun, denn immerhin war das sein einziges Zuhause, dass er jemals gehabt hatte.
Plötzlich fiel ihm ein, dass Laguna Loire, der Präsident von Esthar, noch mit ihm reden wollte. Vielleicht würde er ja dahin fliegen, wenn die Ragnarok wieder abgestimmt war. Denn durch die Sphären, die entstanden waren, bei der Zeitkomprimierung, waren einige Daten und Koordinationen des Flugschiffes, so wie anderer technischer Geräte, verdreht worden. Quistis würde sich morgen damit befassen müssen, denn sonst würde das nichts mehr mit mobilen SEEDs, denn, obwohl Squall es nicht gerne zu gab, der Garden war einfach zu langsam, für Blitzeinsätze oder Eilbotschaften. Sein Blick fiel wieder auf Rinoa, die noch immer an den Koffer gelehnt stand und ihn erwartungsvoll ansah. Squall streckte seine Hand aus und Rinoa kam auf ihn zu, ließ sich in die Arme fallen und sie küssten sich erneut. Und es war, wie beim ersten Mal.
Unten in der MD-Ebene, wo die Ragnarok nun ihren Landeplatz hatte, saß Quistis Trepe auf dem Boden des Cockpits und blickte durch ihre Brille auf den Monitor eines Laptops. Neben dem Notebook stand eine dampfende Tasse Kaffee, die sie sich vorhin noch schnell gemacht hatte, bevor sie hier hinabgestiegen war. Die Gardenwärter hatten ihr einige schräge Blicke zugeworfen, so weit sie es beurteilen konnte, denn unter ihren Strohhüten, sah man nicht viel von dem Gesicht. Allesamt waren sie ehemalige Anhänger des Masters Norg gewesen.
Doch Squall, Rinoa und sie hatten den Kerl erledigt. Norg war ein reicher Kerl gewesen, vom Stamm der Shumis, die Nordwestlich von Trabia lebten. Das Volk der Shumis war eigentlich nett und hilfsbereit, doch Norg war ein Geizhals und Bürokrat gewesen, weswegen er die SEEDs und den Direktor der Hexe opfern wollte. Damals war Artemisia noch in Edeas Körper gewesen und hatte über den Staat Galbadia geherrscht, doch nach dem Rücktritt, hatte sie Oberst Carway die Führung überlassen, der somit zum Präsidenten erhoben wurde.
Quistis schüttelte den Kopf, um sich wieder auf das wesentliche Konzentrieren zu können. Es war 4:45 Uhr, wie ihr ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet. Keine Zeit, zu der normale Menschen noch wach waren. Aber Quistis wollte die Ragnarok wieder auf Vordermann haben und das so schnell wie möglich. Also wand sie sich wieder den Linien zu, die die Harmonik, der einzelnen Geräte des Schiffes veranschaulichte.
Sie sollten allesamt auf einer Linie liegen. Und das taten sie fast alle, nur die Waffensysteme und die Steuerung tanzten noch aus der Reihe. Die Techniker von Fishermans Horizon hatten die Ragnarok wieder weites gehend auf Vordermann gebracht, doch es galt noch einige unharmonische Zusammenspiele zu bereinigen. Also tippte Quistis einen weiteren Wert ein und beobachtete, wie die Waffensystemskurve sich der Mitte neigte. Allerdings machte sich die A.I. (Künstliche Intelligenz) wieder auf den Weg von der Mitte weg. Also nicht die Richtige Kombination.
Sie nahm einen Schluck aus ihrem Kaffee und spürte, wie das warme Gebräu ihren Rachen hinablief und sich in ihrem Magen verteilte und sie einlullte. Eigentlich sollte das Getränk doch das Gegenteil bewirken?
Schnell tippte Quistis die Kombination 45-556-676-77 ein und beobachtete, wie sie ihrem Erfolg näher kam, denn sowohl A.I. als auch die Waffensysteme gesellten sich zu der Mitte. Jetzt galt es nur noch die Steuerung zu regeln, oder Selphie musste sich bald daran gewöhnen immer in die entgegengesetzte Richtung zu lenken. Die nächste Kombination brachte sie ihrem Ziel wieder einwenig ferner und sie strich diese aus der langen Liste, die Xell ihr gegeben hatte.
„Zwölf, Fünfhundertsieben, dreihundertvier, zehn.", murmelte sie vor sich hin, während sie die Kombination eingab. Erwartungsvoll sah sie zu, wie ihre ganze Arbeit zunichte gemacht wurde: „Ach Scheiße!" Sie fuhr sich mit beiden Händen durch das blonde, ausnahmsweise offene, Haar und zog ihre Brille ab. Dann massierte sie sich den Nasenrücken, um ihre Müdigkeit zu vertreiben.
Sie hob ihre Tasse und setzte an, um zu trinken, doch ein plötzliches: „Yo!", durchbrach die Stille und Quistis schrie erschrocken auf und kippte den Kaffee, mit einer hastigen Bewegung, hinter sich. Dann fuhr sie herum und sah Xell, voll mit braunem Kaffee, wie er auf der Aufzugsplattform stand. Das sie diese nicht gehört hatte, war erstaunlich. Quistis erhob sich: „Erschreck mich doch nicht so.", und drückte einige Knöpfe auf dem Schaltpult, um das Licht im Cockpit anzuschalten. Doch als sie den Schalter drückte, schoss die kleine Bordkanone eine Salve von Kugeln in die gegenüberliegende Wand.
„Ach Shit!", murmelte Quistis und blickte kurz zu ihrem Laptop. Sie hatte ja alles wieder ruiniert, kam es ihr in den Sinn. Xell ging zu der Waffenkonsole rüber und drückte dort einige Knöpfe, woraufhin das Licht aufleuchtete und Quistis erschrocken die Augen zusammenkniff, geblendet durch die plötzliche Helligkeit. „Du solltest Schlafen gehen.", meinte Xell und er klang besorgt. Quistis nickte ihm zu: „Ich weiß, aber ich möchte das heute noch schaffen." Xell blickte zu dem Bildschirm hin, auf die Harmoniekurven und sah sie dann mit hochgezogener Braue an: „Also, sieht nicht sehr vielversprechend aus."
„Ich weiß!", entgegnete Quistis knapp und verschränkte die Arme vor der Brust. „Soll ich dir vielleicht dabei helfen?", wollte Xell wissen.
Quistis verneinte: „So einpaar Zahlen eintippen krieg ich auch selbst hin." „Ja, ja aber hier die Stecker.", er zog einen raus, der den Laptop mit dem Bordcomputer der Ragnarok verband: „Gehört dahin."
Schnell steckte er auch die anderen Kabel kurz um und tippte dann einige Zahlenkombinationen ein: „Viola!" Obwohl die Kurven, noch immer nicht alle auf einer Linie lagen, sah das Bild doch schon sehr viel vielversprechender aus: „Ich kann dich ablösen." Erneut verneinte Quistis: „Ist schon okay. Ich mach das alleine."
Der Faustkämpfer blickte seine Freundin fragend an, dann zuckte er mit den Schultern: „Vergiss aber nicht den Rechner nachher runterzufahren.", dann stellte er sich auf die Plattform: „Gute Nacht.", murmelnd und fuhr hinab. Quistis blickte ihm noch einen Moment nach, dann setzte sie sich wieder an den Laptop, erpicht darauf, dass Problem aus der Welt zu räumen.
Okay...das ist mein Prolog...wäre nett, wenn ihr euch zu einer Review durchringen könntet...wird auf jeden Fall fortgesetzt!
