So…weiter geht es mit meiner Final Fantasy VIII Story.

FINAL FANTASY VIII

DAS GEHEIMNIS DES SHUMISTAMMES

TEIL 2

KAPITEL EINS

Am nächsten Morgen erwachte Squall früher als sein Wecker. Und dieser war bereits auf 6:30 Uhr gestellt. Die Sonne schien bereits durch das offene Fenster.

Offene Fenster?

Squall hatte es nicht offen gelassen, aber die frische Luft die hinein kam, war auf keinen Fall unangenehm. Denn das Thermometer war bereits auf fünfundzwanzig Grad gestiegen. Langsam drehte er sich in seinem Bett und hätte beinah aufgeschrieen. Rinoa lag neben ihm. Sie hatten sich gestern Abend noch auf seinem Zimmer getroffen und geküsst. Dann waren sie eingeschlafen. Und jetzt lag sie neben ihm, ihr Gesicht zu ihm gewand und lächelnd. Sein Kissen roch jetzt schon nach ihr. Und das gefiel Squall ziemlich. Endlich roch auch seine Bettwäsche nach Fremden Menschen. Wobei Rinoa doch nicht unbedingt fremd war. Sie murmelte etwas Unverständliches und kuschelte sich leicht an ihn. Und Squall schloss die Augen, genoss es. Und dann begann sein Wecker zu piepsen.

In diesem Moment hätte er ihn am liebsten an die Wand geklatscht, obwohl er keineswegs ein Morgenmuffel war. Aber dieser Moment hätte nie enden sollen. Doch er tat es, denn Rinoa schoss wie von einem Beißkäfer gestochen hoch und sah ihn aus großen Augen an. Dann beruhigte sie sich wieder und Squall beugte sich zu seinem Wecker hin und hämmerte einmal drauf. Da er sich gestern Abend nicht entkoppelt hatte, wurde sein Schlag durch Shiva verstärkt und der Wecker splitterte. Rinoa verzog schmerzhaft das Gesicht und lächelte ihn an: „Morgen!", meinte sie verschlafen. Und verschlafen war gar kein Ausdruck. Ihre Augen waren nur enge Schlitze, als sie in das Sonnenlicht sah und ihr Haar stand in alle Richtungen, nur nich in die, in die es stehen sollte. Squall strich ihr mit der Hand eine Strähne aus dem Gesicht und legte den Kopf schräg, um sie sich anzusehen. Er konnte sich einfach nicht an ihr satt sehen.

Dann zog er die Bettdecke bei Seite und stand von seinem Bett auf. Rinoa zog eine Augenbraue hoch, als er nur noch in Boxershorts vor ihr stand. „Was ist?", wollte er wissen, bekam aber keine Antwort, sondern nur einen weiteren dieser anziehenden Blicke. Dann griff er nach seinem Shirt auf dem Boden und zog es über, genauso wie seine Hose. Danach suchte er seinen Schmuck zusammen und zog ihn an. Seine Halskette, mit dem Griever Anhänger und das Armband. Rinoa hatte ja noch immer seinen Ring, also griff er nach seinen Ohrringen und setzte diese ein. Dann suchte er nach seiner Jacke, fand sie, zog sie aber nicht an. Während der ganzen Zeit hatte Rinoa ihn nur schweigend angesehen, doch jetzt stand sie langsam auf, ließ die Bettdecke, mit der sie bisher verhüllt war, fallen und kam auf ihn zu. Nun war Squall an der Reihe sie genauer zu untersuchen. Die wichtigsten und intimsten Stellen waren von roter Unterwäsche verdeckt. Einem String und einem BH. Als Rinoa an ihm vorbei ging, drehte er sich um und folgte ihr weiter mit seinem Blick. Dann zog sie sich ebenfalls an, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, damit diese nicht mehr so rebellisch in alle Richtungen standen und fuhr sich mit beiden Händen durch das Gesicht: „Und wie seh ich aus?"

„K.O.", meinte Squall ehrlich und fügte schnell hinzu: „Aber immer noch wunderschön." Rinoa warf ihm ein hinterhältiges Grinsen zu: „Schleimer." Squall zuckte mit den Schultern und begann damit in seinem Schrank zu kramen und brachte ein Handtuch, Bademantel und Waschzeug zum Vorschein. Die Quartiere hatten keine eigenen Duschen, so dass sie immer zu den Gemeinschaftsduschen mussten. „Denkst du, ich geh als Junge durch!", wollte Rinoa von ihm wissen. Was sollte den jetzt diese Frage? „Ich würde mal sagen, dass genau zwei Argumente dagegen sprechen.", entgegnete Squall mit Hintergedanken: „Aber warum fragst du?" Rinoa deutete auf das Duschzeug und grinste vielsagend. Dann kam sie auf ihn zu, gab ihm noch einen kurzen Kuss und öffnete dann Squalls Tür und sah schnell in beide Richtungen, dann rannte sie auf den Flur hinaus und eilte schnell die Treppe hinauf. Bevor sie oben verschwand, winkte sie Squall noch mal zu und dieser machte sich auf in Richtung Duschen. Zu dieser Zeit waren die meisten Schüler noch am schlafen, weswegen die Duschen eigentlich immer frei waren. Nicht, dass Squall sich vor anderen Jungs schämte, aber ihm war es doch lieber seine Ruhe zu haben. Nach einigen Metern erreichte er die Tür zu der Gemeinschaftsdusche und öffnete diese, horchte kurz und trat dann ein, als er feststellte, dass dort niemand war. Seine Klamotten zog er aus und warf sie in einen der Wandschränke, dann hing er all die Sachen auf, die nicht nass werden durften, auf und betrat eine der Kabinen. Das Wasser war angenehm kühl.

Squall duschte nur selten warm und wenn, dann nur im Winter, aber der Tag versprach schon jetzt ein sehr heißer zu werden. Fast fünf Minuten stand er einfach nur da, ließ das Wasser an seinem Körper hinabprasseln und spürte, wie seine Muskeln zum Leben erwachten. Es war ein schönes, ein belebendes Gefühl. Wenn er an den gestrigen Abend dachte, dann zog sich alles in seinem Körper vor Freude zusammen. Er war wirklich verliebt. Der junge SEED schüttelte den Kopf, wobei das Wasser, was sich in seinen Haaren gesammelt hatte, gegen die Kabinenwand spritzte. Er musste einen klaren Kopf bekommen. Klar, er liebte Rinoa und sie mochte ihn auf jeden Fall auch, aber wenn er nur an Rinoa denken musste, dann würde er seinen Job nicht vernünftig machen können. Er hatte so lange dafür gearbeitet ein SEED vom Level A zu werden und hatte es geschafft. Er konnte nicht alles wegen einem Mädchen riskieren. Und doch bekam er sie einfach nicht aus seinem Kopf. Sie war jetzt seine Freundin.

Squall hörte, wie sich die Haupttür öffnete und jemand eintrat. Einen kurzen Moment hielt er still, wollte an der Stimme erkennen, wer es war, doch die Person sprach nicht. Squall hörte, wie jemand sich die Klamotten auszog, dann wurde neben ihm eine Tür geöffnet und das Wasser in der Nachbarskabine angeschaltet.

„Squall!", ertönte schließlich die Stimme des Fremden. Es war Niida. „Was ist?", wollte der SEED-Kadett wissen. „Ach nichts. Wollte nur wissen, ob ich mich nicht geirrt hab.", entgegnete der Gardenpilot. Squall musste unweigerlich schmunzeln. Niida war schon ein komischer Typ. Eigentlich total nett und vom aussehen sehr sympathisch, aber ebenfalls total verschlossen. „Wie lief eigentlich dein Abend mit Rinoa?", Squall zuckte zusammen. Wieso wusste er, dass er den Abend mit Rinoa verbracht hatte?

„Xell hat es mir erzählt!", kam seine Bestätigung. „Xell…", murmelte Squall seufzend. Dann hörte er Niida lachen.
"Was ist so komisch?", wollte Squall von im wissen. „Ach es ist nichts. Mich wundert es nur, dass ausgerechnet du jetzt eine Freundin hast.", kam die Antwort.

„Ich bin auch nur ein Mensch.", konterte Squall. Warum musste er sich jetzt vor Niida rechtfertigen? Warum mischte jetzt sogar er ein? Squall griff nach dem Shampoo und wusch sich die Haare, dann den Körper, während Niida ihm weiter Fragen stellte, die Squall entweder gar nicht, oder nur knapp beantwortete. Warum stellt dieser Typ nur so komische Fragen? Die Antwort war so klar. Weil er 17 war. Genauso wie Squall. Sie waren beide Siebzehn Jahre alt und in so einem Alter fragte man nun mal solche Sachen. Aber Squall hatte dieses Bedürfnis niemals verspürt. Genauso wenig wie das Verlangen nach einer Freundin. Und jetzt hatte er eine. Squall verließ die Duschkabine und schritt einmal durch den Raum, um an sein Handtuch zu kommen, dann trocknete er sich ab, zog sich an und verabschiedete sich schnell von Niida, der leise vor sich hin summte. Dann brachte er die Sachen schnell in sein Quartier, hing alles ordentlich auf und trat hinaus in die Eingangshalle des Gardens. Was sollte er jetzt tun? Die Antwort kam mit einem fröhlichen: „Cheeef!" Selphie stürmte freudestrahlend heran. Überhaupt konnte Squall sich nur an eine Handvoll Momente erinnern, als er Selphie betrübt gesehen hatte. Ansonsten war sie immer gut drauf und immer für alles zu haben. Sie hielt vor ihm, wobei ihre Sohlen auf dem Boden der Halle quietschten: „Mooorgen!" Squall nickte als Antwort und war nah der Versuchung sein schmerzendes Ohr zu reiben, aber das würde Selphie nur beleidigen. „Wooo ist Rinoa?", wollte Selphie von ihrem Anführer wissen.

Squall seufzte. Heute fragte aber auch wirklich jeder nach Rinoa: „Wieso willst du das wissen?" „Aaach nur so.", das klang nicht nach einfach nur so. „Willst sie wohl ausquetschen, weil du aus mir nichts rausbekommst!", Squall zog eine Augenbraue hoch und lehnte sich an das Schild, auf dem Mensa stand. Selphie blickte ihn an, als wäre sie erwischt worden und lächelte unschuldig: „Jaaa…neee." In diesem Moment ertönte das helle Geräusch einer Durchsage und die etwas kränkliche Stimme des Direktors ertönte durch den Lautsprecher: „Guten Morgen liebe Schüler. So, endlich haben wir den Garden wieder soweit koordiniert, dass auch der Lautsprecher wieder funktioniert. Heute beginnt ein neues Schuljahr und ich wünsche allen viel Erfolg…", einen Moment tuschelte er mit jemandem, dann wand er sich wieder an die Allgemeinheit: „Auf Wunsch von einigen Schülern hat das Komitee für Garden und Schulfeste sich zusammengesetzt und diese Wünsche durchgeführt. Die Wünsche waren folgende: Musik in den Pausen, einen eigenen Garden Chatroom und ein größeres Mensapersonal…also solltet ihr in die Mensa kommen, dann sagt Shana doch bitte Hallo."

Ein weiteres Pling ertönte und dann begann leise Musik zu spielen.

„Naaa ich muss dann mal.", Selphie ging los und winkte Squall, der stehen blieb und ein Mal kurz die Hand hob. Was sollte er denn jetzt machen? Und erneut wurde ihm die Antwort abgenommen, als sich plötzlich ein Gewicht an seinen Arm hing. Squall blickte erstaunt/erschrocken zu der Person hin und stellte fest, dass es Rinoa war, die sich an ihn klammerte und ihn anlächelte. Ihr Haar war noch einwenig feucht vom Duschen und Squall musste unweigerlich lächeln. Das tat er normalerweise nicht. Einfach so Mädchen anlächeln. Aber seit gestern hatte er es so häufig getan, dass ihm das Gesicht wehtat. „Willst du mich begleiten?", wollte Rinoa von ihm wissen. „Begleiten? Wohin denn?", fragte Squall seinen bezaubernden Anhängsel. Langsam schritten sie in Richtung Wegweiser und Squall fühlte sich zum ersten Mal nicht unwohl, wenn ihn alle Schüler fragend anstarrten. Bald würden sie eh alle weg sein, denn dann begann der Unterricht. „Edea bat mich ein paar Sachen im Büro zu holen und ins Waisenhaus zu bringen.", erklärte Rinoa ihm. Stimmte ja, sie waren nicht mehr in Balamb. Squall hatte das beinah vergessen. Deswegen trug Rinoa auch nur kurze Hotpants und ein hellblaues Spagettihemd. „Na gut.", Squall hob seine rechte Hand, so wie er es immer tat. Ja, er hatte noch immer seine alten Gewohnheiten, doch Rinoa veränderte ihn. Sie hatten den Wegweiser erreicht und Rinoa zerrte Squall die Stufen zum Aufzug hinauf. Eine Gruppe von Schülerinnen, die sich meistens vor dem Parkplatz versammelten und dort über alles Mögliche ablästerten und der Junge, der hier immer durch den Garden rannte und leise: „Eins, zwo, eins, zwo ich trainiere für meine Kondition.", murmelte. Der Junge war wie eine Schallplatte, aber Squall konnte ihn gut leiden, denn er war ein guter Kartenspieler und hatte nicht nur einmal gegen Squall gewonnen. Aber meistens hatte Squall sich die Karten danach wiedergeholt, oder der Junge hatte sie ihm gegeben.

Er war eben kein Unmensch. Doch, als Squall ihm seine Mogry Karte wiedergeben wollte, da hatte er nur: „Ich hab diese Karte ehrvoll an dich verloren.", gesagt und war dann weitergerannt. Irgendwie erinnerte er Squall immer an Xell Dincht. Und so wie er es beurteilen konnte, war Xell auch das große Vorbild von diesem Jungen. Und Xells Vorbild war sein Großvater. Squall konnte sich noch an den Moment erinnern, als er Xell zum ersten Mal gesehen hatte. Sie waren beide vierzehn Jahre alt gewesen und er war hier reingerannt und hatte sich wie ein Blöder gefreut. Sein Großvater war mal in diesem Garden gewesen und obwohl seine Eltern es nicht guthießen, dass Xell sein Leben nun auch riskierte, so unterstützten sie ihn doch so gut es ging. Und sie waren stolz auf ihren Sohn, der ebenfalls einer von Artemisias Bezwingern war.

Der Aufzug kam mit einem hellen Klingen zum Stehen und die Türen glitten auf. Die drei Mädels traten ein, wo mit die Kabine auch schon voll war. Dann mussten sie wohl einen der anderen drei nehmen, die um die runde Stützsäule angelegt waren. Also schritt er los und hörte, wie der Junge den beiden folgte. „Squall?", ertönte die Stimme des Jungen. Der junge SEED-Söldner blickte zu dem Dreikäsehoch hin und sah ihn fragend an, was diesem signalisieren sollte, dass er weiterreden konnte. „Lust auf eine Runde Tripel Triad!", wollte der Junge wissen und zog bereits seine Kartenbox. „Hast du jetzt nicht Unterricht?", mischte sich Rinoa in das Männergespräch ein. Der Junge schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn und sah das junge Mädchen an: „Hast Recht!" Rinoa lächelte ihn an und wand sich dann wieder an Squall.

„Nur noch eine Frage…", begann der Junge, wurde aber von Squall unterbrochen: „Ja sind wir. Das wolltest du doch wissen?" Der Junge nickte zustimmend und rannte los, um noch schnell einen Aufzug zu bekommen. Rinoa kicherte, während Squall dem Jungen finster hinterher blickte. Ihn ätzte es an, dass heute alle nach seiner neuen Beziehung fragten. Er löste sich erst wieder von seinen Gedanken, als Rinoa ihm am Shirt zupfte und ihn aus Kugelrunden Augen ansah: „Bin ich also jetzt offiziell deine Freundin?" Squall seufzte. Was zur Hölle sollte denn jetzt diese Frage?

Angel kam fröhlich kläffend an ihnen vorbeigerannt, verfolgt von einem lachenden Mädchen. Dann konnte Squall sich wieder an seine Freundin wenden: „Sicher doch." Rinoas Dauerlächeln wurde noch eine Spur breiter. Noch breiter und sie würde aussehen, wie ein Belhel Melhel. Dann schlang Rinoa ihre Arme um ihn und zog ihn einwenig zu sich. Dann küsste sie ihn. Squall genoss diesen Moment und löste sich aber dann beinah fluchtartig von ihr. Rinoa warf ihm einen fragend/beleidigten Blick zu und fragte: „Was ist?" „Nichts gegen dich, aber irgendwie fühl ich mich unwohl, wenn wir das so öffentlich tun.", meinte Squall bitterernst auf ihre Frage und Rinoa begann zu lachen.

Sie war sowieso eine heitere Person, so dass sich Squall immer wieder wunderte, wie ausgerechnet sie zwei zu einander gefunden hatten. Sie beide waren einfach zwei Welten, die aufeinander trafen. Dann wurde Rinoa wieder ernst und zog Squall hinter sich her, während sie einen Aufzug ansteuerte.

Irvine Kinneas streckte sich gähnend, während er den Schulhof des Balamb Gardens betrat. Es war ein schöner Ort. Die vielen Stufen, das klare Wasser, die Wiese, auf der man wundervoll Picknicken konnte und die Bühne, die Selphie so verehrte. Irvine verbrachte gerne und viel Zeit hier an diesem Ort, während Xell sich lieber in der Mensa aufhielt. Rinoa liebte die Bücherei und Quistis traf man oft auf der Krankenstation, wo sie mit Dr. Kadowaki sprach. Jeder hatte seine Lieblingsplätze, nur Selphie rannte wie ein Wirbelwind von einer Richtung zur anderen. Doch häufig hielt sie sich in den Klassenräumen auf und arbeitete an der Garden Homepage. Sie hatte es sogar geschafft Squall zu einem Statement zu zwingen und auch das Tagebuch hatte sie nach dem Kampf gegen Artemisia wieder eröffnet. Eigentlich war alles, Hyne sei Dank, wieder beim Alten. Einige Schülerinnen kamen an Irvine vorbei und er lüftete seinen Hut vor ihnen, woraufhin sie belustigt kicherten und ihm zu winkten. Seltsam!

Normalerweise machte es Irvine unheimlich viel Spaß, doch seit einiger Zeit genoss er es nicht mehr so sehr. Nein, er fühlte, dass diese Gesten und Flirtversuche überflüssig wurden. Und das alles hatte er Selphie zu verdanken. Und seitdem sich jetzt sogar Squall getraut hatte Rinoa seine wahren Gefühle zu zeigen, entschloss sich auch Irvine dazu. Das war für den Scharfschützen total untypisch und obwohl man es nicht glaubte, so hatte Irvine bisher noch keinem Mädchen jemals hundertprozentig gesagt, was er von ihr hielt. Und sowieso hatte er bisher nur zwei Freundinnen gehabt. Obwohl es nicht so rüberkam, so war Irvine doch in Wahrheit eine ziemlich schüchterne Natur und wahre Flirtversuche endeten in einem Desaster. „Haaach Miiist.", hörte er eine ihm vertraute Stimme. Irvine blickte auf und sah Selphie, wie sie auf allen vieren auf der Bühne herumrobbte und in einem Topf mit Farbe rührte. Dann erkannte er ihr Problem. Sie war wohl abgerutscht und ihre linke Hand war bis zu dem Ellebogen in der roten Farbe versunken. Selphie zog diese wieder hinaus und schüttelte einmal kräftig, woraufhin sie sich und die Umgebung mit roten Punkten dekorierte. Jetzt oder nie, dachte Irvine und ging mutig los. Doch nach zwei Schritten kamen ihm Zweifel.

Ach was, wird schon schief gehen, dachte er sich und ging weiter, eben jetzt oder nie. Oder vielleicht doch was später, dachte er sich und hielt inne. Ja, er würde es verschieben. Dann rannte er schnell die paar Stufen zur Bühne hinauf und warf Selphie ein Lächeln zu: „Na Prinzessin. Was machst du hier?" Selphie blickte ihn mit ihrem Verwundeten-Reh-Blick an und grinste: „Maaalen!" Irvine musste unweigerlich lächeln. Selphie war einfach nur süß. Dann blickte der Scharfschütze auf die Werke die sie bisher gemeistert hatte. Allesamt Plakate, die zu dem Konzert von Garden Slayer einzuladen. Einer Schulband, die Rock'n'roll schmetterte, aber auch ab und zu Sachen coverten, wie Eyes on me von Julia Heartilly. Doch jetzt waren die Plakate voll von Maserartigen Flecken. „Hiiilfst du miiir, Irviiie!", Selphie lächelte ihn süß an und hob ihren bemalten Arm, wie einen verwundeten Huf.

Irvine nickte und legte seinen Mantel auf einen Stuhl, der in der Ecke stand, dann griff er nach einem Lappen und wischte die rote Farbe ab. „Daaanke.", Selphie umarmte ihn, wobei sie all ihre roten Tupfen auf ihn übertrug. Der Scharfschütze sah an sich hinab und grinste Selphie dann fies an. Diese erhob sich langsam und hob die Arme, schritt langsam zurück. Die beste Taktik um ein Behemoth nicht zu reizen, oder eben einen Irvine „der mit dem Pinsel" Kinneas. Und Irvine hob den Pinsel in die Höhe, tunkte ihn in blaue Farbe und zog ihn dann durch die Luft. Selphie wich schreiend aus, wurde aber trotzdem von einigen Klecksen erwischt und begann dann zu lachen.

Dann griff sie nach dem Eimer und hob ihn drohend. „Woaw. Selphie. Lass das.", doch als er sah, das es nicht half, warf er sich auf die Knie: „Laaass daaas." Und tatsächlich senkte sie den Eimer wieder. Irvine seufzte und zog seinen schattenspendenden Hut aus, damit er ihm beim Pinseln nicht zufällig in die Farbe rutschte. Und in diesem Moment hob Selphie wieder den Eimer und schüttete den kompletten Inhalt über Irvine aus. Der Scharfschütze blieb einfach, scheinbar desinteressiert, so sitzen und atmete tief ein und aus: „Bist du jetzt zufrieden?", wollte er von der kichernden Nunchaku-Kämpferin wissen.

Diese nickte und erhob sich, einwenig schwankend, und ging zu einem kleinen Plastiktisch rüber, auf dem noch weitere Plakate waren, die es zu bemalen gab. Währenddessen wanderte Irvines Blick zum Himmel, wo die Sonne bereits über die Baumkronen ragte und ihn wärmte und trocknete. Bald würde die Farbe wie eine zweite Haut von ihm abbröckeln und seine vorherige Dusche zunichte machen. Die anderen Schüler, die ebenfalls auf dem Schulhof arbeiteten, sahen die beiden SEEDs schweigend an und malten und bastelten dann weiter für die Veranstaltung.

Selphie kam wieder, mit einem Plakat in der Hand, zu ihm und breitet dies auf dem Boden aus: „Naaa super. Jetzt hab ich kein geeelb mehr.", sie wirkte tiefbestürzt. Gelb war Selphies Lieblingsfarbe und deswegen war sie wohl umso trauriger. Doch Irvine wollte diesen Ausdruck nicht auf ihrem Gesicht sehen, also wischte er sich das Gelb aus seinem Gesicht und schmierte ihr etwas auf die Nasenspitze: „Hier bitte. Aber da das nicht reicht, geh ich und besorge noch welche."

Selphie lächelte ihn mit einem breiten Grinsen an: „Toooll. Du bist mein Liiieblings Irviiieee. Oben in den Klassenräumen müsste noch etwas sein." Na toll, jetzt musste er einmal durch den ganzen Garden rennen, um an einen Topf gelbe Farbe zu kommen. Aber was tat man nicht alles für Selphie. Irvine erhob sich und zog sich sein Hemd aus, dann wischte er mit diesem seinen Oberkörper ab und warf Selphie ein schlitzbübisches Grinsen zu, dann ging er los. So war es um einiges besser und außerdem viel angenehmer, denn die Temperaturen in der Centraebene wurden im Sommer meist unerträglich heiß. Doch noch spürte er nicht so viel davon, also schritt erüber den Schulhof, durch den Schatten der Bäume und erreichte den Eingang zum Garden. Dabei kam er an vielen Schülern vorbei, die redeten, die Sonne genossen und einfach relaxten. Das war ein so friedlicher Anblick, dass Irvine sich selbst nach so einem Leben sehnte, geschweige denn so einer Freistunde. Einige Mädchen warfen ihm sanfte Lächeln zu und Irvine erwiderte diese zwar, tat es aber mehr aus Zwang, als aus Überzeugung.

Ja, er hatte seine bessere Hälfte schon gefunden, jetzt musste er nur noch den entscheidenden Schritt tun. Aber warum traute er sich einfach nicht? Shou stand im Schatten, unter dem Überdachten Pfad (Anmerkung des Autors: Dort, wo man auf CD 1 mit Quistis ganz zu Anfang lang geht) und blickte auf die entspannten Schüler, während sie eine Sonnenbrille an ihrem Shirt polierte, auf dem ein kleiner Moomba abgebildet war. Auch sie genoss diesen warmen Tag. Sowieso, wer das nicht tat, der war verrückt. Als Irvine endlich die Tür erreichte und diese aufriss, kam ihm Quistis mit einer Decke unterm Arm entgegen. Sie wirkte irgendwie nicht ausgeschlafen. „Hi.", grüßte Quistis und besah sich Irvines Outfit genauer: „Wow. Schick. Würde ich ja auch tragen, aber ich wette es steht mir nur halb so gut wie dir."

„Du könntest es ja mal ausprobieren. Wohin willst du?", konterte Kinneas. „Relaxen. Hab gestern wenig geschlafen und hole das jetzt draußen nach. Ich wäre doch blöd, wenn ich diesen Tag im Haus verbringe.", erklärte Quistis und setzte ihren Weg fort: „Na ja. Bis dann." Irvine winkte ihr kurz zu und schritt dann schnell weiter, auf dem schnellsten Weg zu den Klassenräumen. Im Inneren kam er an weiteren Schülern und Schülerinnen vorbei und nicht wenige der Ausbilder, die ebenfalls eine Freistunde genossen, warfen ihm einen schrägen Blick zu. Tja, keiner wusste eben, was Irvine wiederfahren war. Und es war auch ganz gut so.

Schließlich erreichte er den Aufzug, fuhr hinauf und klopfte ganz vorbildlich am Klassenraum, bevor er diesen öffnete und eintrat. Ausgerechnet jetzt hatte eine Anfängergruppe hier Unterricht und Irvine erntete einige: „Bääähs!" und „Uuuuuhs!" Irvine kratzte sich am Kopf und sah die Ausbilderin verlegen an: „Sorry wegen der Störung, aber könnte ich mir schnell den Farbtopf holen?"

Die Ausbilderin nickte zur Bestätigung und fuhr mit dem Unterricht fort, während Irvine den Raum durchquerte und nach dem Farbtopf mit der gelben Farbe griff. Dann verließ er das Klassenzimmer und eilte hinab zu Selphie, die ihn bereits sehnsüchtig erwartete. „Hier.", er hob den Eimer, als er angekommen war und lächelte sie. „Danke, danke, danke, danke, danke, danke…", Selphie sprang von der Bühne hinab und eilte zu ihm hin, dann griff sie nach dem Eimer und seiner Hand und zog ihn hinter sich her: „Uuund jetzt hilfst du miiir."

Okay…das war mein zweites Kapitel von Final Fantasy VIII…

Yr-Is-ddwfn