FINAL FANTASY VIII

DAS GEHEIMNIS DES SHUMISTAMMES

TEIL 5

KAPITEL 4

„Das war's?",

Squall konnte schwören, in der Stimme des Scharfschützen einwenig bedauern zu empfinden. Sie hatten die ganze Zeit nur geredet, also Squall hatte geredet und Irvine hatte schweinische Zwischenfragen gestellt, und Squall hatte ihm echt alles erzählt. Er hatte sich ihm hundertprozentig anvertraut. Und jetzt fragte ihn Irvine, ob das alles sei? Er hatte von seinen Gefühlen zu Rinoa gesprochen, von den Ereignissen auf der Ragnarok und danach auf der Feier zur Vernichtung von Artemisia und von der gemeinsamen Nacht, die die zwei verbracht hatten. Und jetzt fragte Irvine Kinneas ihn, ob das alles war!

Was erwartete er? Pornos und versaute Storys?

Eigentlich eine doofe Frage. Irvine löschte die Maschinen des Flugschiffes und stand von seinem Platz auf. Squall tat es ihm gleich: „Was erwartest du?", gab er endlich als Antwort, oder wohl eher als Gegenfrage. Dabei stemmte er eine Faust in die Hüfte und sah ihn schräge an. Irvine grinste ihm aus einer Reihe weißer Zähne, vielsagend entgegen: „Ach, nichts, ist doch alles gut."

Irgendwie sagte Squall ein Gefühl, dass Irvines Neugier dadurch nur geweckt worden war. Wahrscheinlich würde er nachher Rinoa ausquetschen, in der Hoffnung Squall hätte ihm nicht alles erzählt. Okay, er hatte geschickt das Detail ausgelassen, das sie die Nacht in einem einzigen Bett verbracht hatten. Er könnte ihm das auch noch erzählen, vielleicht war er dann glücklicher. Aber einwenig Privatsphäre wäre auch was schönes, also beließ es Squall dabei und deutete auf den Aufzug: „Okay. Wir haben einen Auftrag zu erfüllen."

Ohne ein Wort verließen sie das Cockpit und auf ihrem Weg nach draußen versuchte Irvine weitere Infos aus Squall herauszukitzeln, doch der junge SEED-Kadett entgegnete nichts darauf. Das war nun wirklich seine Sache, dachte er sich, als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Hier lag rund ums Jahr Schnee und nur im Sommer kam es manchmal vor, dass der Schnee schmolz. Es war eben der Nordpol.

Kleinere und größere Schneeflocken flogen vom Himmel hinab und bedeckten das noch heiße Schiff und die beiden Neuankömmlinge. Der eine, mit Gun Blade an der Seite und dem grimmigen Gesichtsausdruck, schloss die Luke der Ragnarok. Dann schritten sie unter dem Schiff in Richtung Shumi Dorf. Irvine fuhr mit der Hand über das Bein der Bestie und murmelte: „Sie ist total warm." Squall musste ihm zugeben. Die Hitze, die das Schiff von sich abgab, spürte man in der Luft und der Schnee würde sicher darum schmelzen.

Doch dann sahen sie sich der unausweichlichen Wahrheit entgegen. „Wo zur Hölle sollen wir jetzt suchen?", fragte Irvine laut: „Hier ist doch alles wieder zugeschneit."

„Der Wetterbericht hat auch starke Schneestürme versprochen.", erinnerte sich Squall, an die Sachen die er in seinem kleinen Radio gehört hatte, während er sich für die Siegesfeier fertig gemacht hatte. Sein Fertigmachen hatte darin bestanden seine Waffe abzulegen und sich durch die Haare zu fahren. Eitelkeit war nicht sein Ding. „Naaa super.", Squall zog eine Augenbraue hoch, wenn jetzt auch noch Irvine anfing Vokale zu ziehen, dann würden sie bald alle an einem Tinitus leiden: „Da haben wir aber eine schöne Aufgabe erwischt." „Am besten wir gehen rein und fragen nach dem genauen Fundort des Opfers, dann sehen wir weiter. Irgendwas lässt sich sicher finden.", erklärte Squall die weitere Vorgehensweise. Irvine nickte zustimmend: „Gut Chef, gut!"

Squall verdrehte die Augen und schritt los. Der Schnee knackte leise unter seinen Stiefeln und verpasste dem ganzen, sowieso schon sehr weihnachtlich anmutenden Szenario, einen Hauch von Zauberei. Tanzende Schneeflocken und knackender Schnee. Jetzt fehlten nur noch Tee, ein gutes Buch und ein Kamin. Doch sobald sie wieder im Garden waren, war es wieder Sommer.

Sie erreichten das Eingangstor, was sich vor ihnen lautlos öffnete und ihnen Einlass gebot. Die Shumis waren schon ein witziger Haufen, sie schienen nichts zu fürchten. Sie hatten aber auch nichts zu fürchten, denn es kam nur selten ein Mensch hier hin und die Monster wurden von der Macht, die der Ultima-Drawpunkt verstreute, dieses Ortes verschreckt. Auch Squall spürte die Magie in dieser Luft. Es war mal wieder an der Zeit den Drawpunkt zu leeren, doch dummerweise hatte Squall bereits hundert Mal diesen mächtigen Zauber in seinem Zauberspeicher. Er griff nach seiner Brieftasche, zog 5000 Gil hinaus und reichte sie Irvine: „Hier ich lade dich ein auf eine Dosis Macht."

Der Scharfschütze grinste, nahm das Geld und schritt pfeifend auf die drei Shumis zu, die um den heiligen Punkt standen und ihn vor Feinden schützten. Ansonsten gab es, bis auf den Aufzug, nichts zu sehen in diesem Gewölbe, da sich das ganze Leben der Shumis unter der Erde abspielte. Doch heute war erstaunlicher Weise sehr viel los in der Eingangshalle. Von einem Punkt zum anderen hasteten Shumis und Moombas. Squall zog die Brauen skeptisch zusammen, so dass eine steile Falte auf seiner Stirn erschien, dann ging er auf einen der Shumis zu und begann zu reden: „Wo finde ich den Bürgermeister?"

Der Dorfbewohner zuckte erschrocken zusammen, dann blickte er den Fremden an und erkannte ihn wieder. Und auch Squall erkannte seinen Gegenüber: Es war der Mann aus der Kunstgalerie, der die Lagunastatue baute. „Ach sie sind es.", begann der gelbhäutige. Squall nickte als Bestätigung. „Der ehrwürdige Meister ist weiter hinten in der Halle.", dann eilte er weiter. Und Squall konnte sich wieder den wichtigeren Dingen widmen, also ging er in die gedeutete Richtung und fand den Bürgermeister mit einer Laterne in einer Art Tunnel. Squall blickte sich fragend um: „Was machen sie hier?" Der Bürgermeister zuckte ebenfalls erschrocken zusammen. Dann schob er Squall aus der Höhle und folgte ihm: „Sie sollten mich nicht immer so erschrecken.", begann der Älteste der Shumis: „Wir bauen das Dorf aus."

Das klang einwenig unglaubwürdig, aber Squall war nicht hier, um über die Sitten der Shumis zu diskutieren, also kam er zum Punkt: „Wir sind vom Balamb Garden hier hergesandt worden, um uns mit dem Toten zu befassen. Wir würden gern wissen, wo der Schüler gefunden worden war."

Der Shumiführer blickte ihn aus zusammengekniffenen Augen an: „Sind sie nicht Söldner? Ist das überhaupt ihr Aufgabenbereich. Aber finden werden sie eh nichts. Gestern war schon Galbadia hier."

„Gestern schon?", Squall kratzte sich an der Stirn: „Der Oberst hatte es aber ziemlich eilig." „Ja er meinte irgendwas, von wegen: Wir müssen vor Esthar fertig sein und hat mit der Suche begonnen.", fügte der Shumi schnell hinzu. „Heißt das, sie wollen uns verbieten unsere eigenen Nachforschungen anzustellen.", noch immer war Squall erstaunt, wie schnell sich der tot eines einzigen Schülers wie ein Lauffeuer verbreitete. Das war ziemlich erstaunlich. „Was gibt's?", fragte Irvine und trat zu den beiden hinzu. „Der Älteste will uns die Suche verbieten.", erklärte Squall kurz die Sachlage. „Das will ich gar nicht. Suchen sie soviel sie wollen. Aber behindern sie uns nicht bei der Arbeit.", versuchte der Gelbe sich aus der Schlinge zu ziehen: „Die Leiche wurde vor den Toren gefunden. Da wo der gepflasterte Teil aufhört."

„Danke. Das war alles was wir wissen wollten.", sagte Squall und drehte sich ohne jegliche Verabschiedung von dem Ältesten weg und ging wieder zurück zum Tor. Als sie außer Hörweite waren begann er: „Sie sind alle einwenig schreckhaft, findest du nicht?" „Ja.", bestätigte ihn Irvine: „Die drei am Drawpunkt wirkten auch so, als hätten wir sie bei irgendetwas erwischt. Sie verließen das Kuppelartige Gebilde und traten wieder hinaus in das Schneegestöber, als sie plötzlich ein huschendes Geräusch hörten. Ein Moomba hastete heran und begann auf und ab zuhüpfen und rief dabei immer: „Laguna! Laguna!" Das war nicht das erste Mal, dass ihn jemand so ansprach, damals im Wüstengefängnis war auch ein solcher Moomba gewesen. Warum sie das taten, war ihm immer noch unklar. Aber vielleicht hatte das ja auch keinen tieferen Sinn?

„Was ist?", wollte Irvine wissen und ging, genauso wie Rinoa es immer tat, vor dem kleinen, zotteligen Vieh auf die Knie, um ihm in die Augen sehen zu können: „Möchtest du helfen?" Der Moomba begann heftig mit dem Kopf zu nicken und rannte den Pfad hinab, dann steckte er seine Nase in den Schnee und begann zu schnüffeln. Squall überkreuzte die Arme vor der Brust und sah kurz zur Seite, dann folgte er dem Moomba, der nun wild auf eine Stelle deutete. „Na dann los.", meinte Squall daraufhin und ging in die Knie, damit er mit beiden Händen den Schnee wegschaufeln konnte. Und was er sah, erstaunte ihn. Es war gefrorener Matsch und in diesem Matsch war der Abdruck des Körpers eingefroren. „Das ist doch schon mal ein Anfang.", meinte Irvine und tätschelte den Moomba dafür. Dann begann Squall damit, die umliegende Fläche vom Schnee zu befreien: „Es ist nur eine Vermutung, aber…Bingo!", er fand was er gesucht hatte. Fußabdrücke, im gefrorenen Matsch. „Aber!", er fühlte erst mal über den einen, es war der Fuß eines Mannes, wahrscheinlich das Opfer, dann über einen anderen. Dieser Abdruck war bei weitem schmaler und zierlicher. „Das sind Frauenfüße.", sagte Irvine, als er sich neben ihm hinhockte, dann blickte er sich weiter um: „Guck dir das an!"

Squall legte den Kopf schräg und sah, dass der Schlamm mit feinem Goldstaub übersäht war. Es war nicht viel, aber eine Spur. „Hier wurde Magie angewandt.", legte Squall die Sachlage auf den Tisch: „Bei besonders mächtiger, oder seltener Magie hinterlässt der Zauber Spuren, wie diese."

„Also keine einfachen Feuga Zauber, richtig!", Irvine brach ein Stück von diesem Schlamm raus und schob ihn in die Tasche: „Beweismaterial.", erwiderte er, als Squall ihn komisch ansah. Der Moomba schnüffelte unterdessen weiter in dem Schnee. Und Squall musste zugeben, dass er ziemlich praktisch war. „Feuga Zauber und die anderen, die wir benutzen sind künstliche Zauber. Doch das hier, dass ist Magie der Seele.", sagte Squall in die Runde: „Und wer war in der Lage solche Magie zu nutzen?" „Hynes Nachfahren. Die Hexen.", antwortete Irvine auf diese Frage: „Und manche mächtigen Monster und Kreaturen, so wie Tiamat, oder Griever."

„Dann haben wir es entweder mit einer Hexe zu tun, oder mit einem Urvater der Schrecken.", sagte Squall leise, so dass nur er und Irvine es hörten. Der Scharfschütze zuckte mit den Schultern und lud seinen Exetor durch: „Ich bin auf alles gefasst. Wir haben Artemisia besiegt, wir haben Omega und Ultima Weapon geschlagen, wir haben Tiamat hinter uns, da kann uns nun wirklich niemand mehr aufhalten." Und Squall musste der Scharfschützen Recht geben, die fürchterlichsten Monster hatten sie schon hinter sich, was jetzt kommen würde, war bei weitem nicht von solcher Tragweite.

„Laguna! Laguna!", der Moomba zog Squall am Ärmel, bis dieser ihn beachtete, dann rannte er zu einer freigelegten Stelle im Schnee und deutete darauf. Der junge SEED-Kadett schritt vorsichtig, um den gefrorenen Schlamm nicht unnötig zu zerstören, auf den Moomba zu und blickte auf die Stelle. Dort lag, festgefroren, ein Stück Stoff mit Sternen. Soldatenabzeichen: „Irvine, sieh dir das mal an. Sieht aus, als hätte hier jemand was verloren." Der Cowboy blickte ihn, von seiner Position aus an: „Aha. Was denkst du? War er alleine unterwegs und der Angreifer war eine Frau? Oder war sie das Opfer?"

„Kann ich dir nicht genau sagen. Jetzt sieh dir das mal an!", sagte Squall schroff und es tat ihm auch schon wieder leid, doch er zeigte es ihm nicht. Irvine schien aber auch nicht unbedingt darüber erbost zu sein, stattdessen stand er auf und schlenderte zu Squall hin, um sich das Fundstück genauer anzusehen: „Soldatenkram.", stellte er fest. Squall nickte zustimmend: „War das Opfer ein Soldat?"

„Keine Ahnung? Ich hatte keine Zeit meine Hausaufgaben zu machen. Wir wissen nur, dass das Opfer ein Schüler war, wir wissen nicht mal, welches Geschlecht es hatte.", sagte Irvine Schulterzuckend. „Ein Mann.", antwortete Squall auf eine seiner Fragen: „Der Abdruck im Schlamm ist der eines Mannes."

„Aber wohin ist dann die Frau?", Fragen über Fragen. Und Squall konnte ihm nicht antworten. „Wir sollten den Spuren folgen.", war alles was ihm einfiel. Und so begannen sie damit eine weitere Fläche freizumachen, wobei ihnen der Moomba mit seinen großen Pranken eine große Hilfe war. Schnell hatten sie einen Radius von zehn Metern freigemacht und sahen nun, wo der Kampf sich abgespielt hatte. Währenddessen hatte Squall das vereiste Stück Stoff gelöst und schob es in seine Tasche: „Okay. Wohin ist die Frau?", wollte er dann von dem Scharfschützen wissen. „Entweder sie ist vom Erdboden verschluckt worden, oder sie kann fliegen?"

„Keine Spuren die vom Kampf wegführen?", fragte Squall und blickte sich um. Langsam legte sich wieder eine weiße, feine Schicht von Schnee über die freie Fläche, so dass bald wieder nichts zu sehen war. „Nein.", bestätigte ihn Irvine. „Na super. Moment: Was, wenn die Frau in das Dorf geflohen ist?" Doch plötzlich begann der Moomba damit Geräusche zu machen und verneinte mit dem Kopf. Also doch keine Fremde im Dorf. „Dann sollten wir wieder gehen. Hier finden wir nichts mehr.", sagte der Truppenführer und ging wieder los. „Das einzige, was einwenig seltsam ist, sind diese Hufe. Von einem Mesmerize.", Irvine deutete auf die Abdrücke, die zur Fläche hinführten und dann wieder von dort fort. „Du willst doch nicht sagen, dass die Frau davon geritten ist? Vielleicht wurde sie auch entführt?", irgendwie waren das zu viele vielleicht für seinen Geschmack. Mit der Frau konnte vieles passiert sein und das andere war sinnloser als das davor. Niemals würde eine Frau ein Monster reiten. Höchstens ein Chocobo, doch Spuren der gelben Vögel gab es hier nirgends. Dann erhob sich Irvine wieder und seufzte: „War ja nicht wirklich der Bringer, oder? Aber wenigstens haben wir jetzt so ein schickes Sternchenteil."

Squall nickte als Bestätigung und ging zurück zur Ragnarok, sah das der Moomba ihm folgte. „Was ist?"

„Hunga, Hunga."

„Wofür danke? Du glaubst doch nicht etwa, dass wir dich mitnehmen, oder?", wunderte sich Squall und öffnete die Einstiegsluke. Der Moomba ließ den Kopf enttäuscht hängen, so dass es Squall im Herzen wehtat dieses Wesen so zu sehen, also sagte er seufzend: „Okay. Aber im Garden suchst du dir deinen Fraß gefälligst selber, okay?" „Hunga, Hunga!", rief der Moomba erfreut und rannte ins Innere. Irvine schritt grinsend an Squall vorbei und in dem Moment hätte Squall ihn am liebsten gevierteilt. Warum glaubten eigentlich immer alle, dass er eine totale Bestie war?

Er war doch auch nur ein Mensch.

„Unappetitliche Arbeit war das.",

sagte Xell, als sie die Leichenhalle wieder verließen. Quistis musste ihm zustimmen. Sie hatten sich die Leiche noch mal angesehen und einiges gefunden, was sehr seltsam war. Zum ersten, waren dort die Verbrennungen. Dann noch hauchfein verteilter Goldstaub. So was blieb, wenn man echte Magie benutzte. Oder richtig starke Magie. Fingerabdrücke oder Hautschuppen hatten sie keine gefunden. Nur ein einziges Schwarzes Haar. Ein ziemlich langes. Dann hatte die Leiche noch Schnittwunden aufgewiesen und einige Frakturen. Was auch immer diesen Jungen getötet haben musste, es hatte es schnell und schmerzvoll gestaltet. Ein einfaches Monster war dazu nicht fähig. So was brauchte schon einen gewissen Grad an Intelligenz, obwohl Mord für Quistis wenig mit Intelligenz zu tun hatte.

Sie schritten wieder hinab in die Eingangshalle und Quistis brachte den quietschenden Flur schnell hinter sich, sie war in dem Moment einfach zu sehr in ihre Gedanken vertieft, um zu bemerken, wie alles ächzte und quietschte. Unten in der Eingangshalle stand die fiese Frau und lächelte sie an: „Und haben sie schon was gefunden?" „Nichts, was Esthar nicht wahrscheinlich auch gefunden hat.", entgegnete Quistis darauf und verschwieg die Tatsache mit dem Haar absichtlich. Sie hoffte nur, dass Xell ebenfalls den Mund hielt. Nicht, wie damals, als er der Hexe verraten hatte, dass sie vom Garden waren. Und dieses Mal hielt er tatsächlich den Mund und sagte nichts, überließ den Spezialisten das Reden. Die Ausbilderin lächelte immer noch: „Na gut. Dann sind sie wohl hier fertig. Also wenn sie so nett wären den Garden wieder zu verlassen, damit wir uns um unsere eigenen Sachen kümmern können."

Quistis verbeugte sich vor ihr, als Bestätigung und trat hinaus ins Sonnenlicht. Sie sah Rinoa und Selphie schon von weitem. Die beiden gingen zwischen den Schülern her und redeten, während Angel fröhlich kläffend mit den Kindern spielte. Ein Hund war eine echte Attraktion in einer Einrichtung, wo Haustiere strikt verboten waren. Das waren sie eigentlich auch im Balamb Garden, doch Direktor Cid hatte bei Angel eine Ausnahme gemacht, da die Hündin sich als besonders Stubenrein erwiesen hatte.

Sonst hätte Rinoa ihre Hündin in Galbadia lassen müssen. Quistis seufzte, blickte der Ausbilderin einen Moment hinterher, bis diese um die Ecke verschwunden war, dann schritt sie hinab zu ihren Freunden. Von Squall und Irvine keine Spur. „Na, bist du stolz auf mich?", wollte Xell wissen. „Warum?", Quistis sah ihn über die Schulter an. „Na, weil ich wusste, dass du die Frau nicht leiden kannst und ihr sicher extra nichts wegen dem Haar gesagt hast.", Xell schlug sich auf die Brust. „Ja, Xell. Gut gemacht. Und jetzt geh und hol das Stöckchen.", meinte Quistis grinsend: „Wenn doch Professor Odyne selbst hier war? Warum hat er dann das Haar nicht gefunden?"

„Weil er dem Mann vielleicht nicht in der Hand geguckt hat?", schlug Xell vor. „Ich Bezweifele es.", erwiderte Quistis in Gedanken versunken: „Denkst du Esthar war wirklich hier?" „Warum nicht?", wollte Xell wissen und winkte Rinoa, die die beiden erblickt hatte und nun auf sie zuging. „Und?", begann sie: „Was habt ihr erfahren?" „Also, unser Opfer ist männlich.", meinte Quistis mit Unterton: „Daneben noch, dass er durch Magie gestorben ist. Er hatte Verbrennungen, Schnittwunden und Frakturen." „Feuga Zauber?", schlug Rinoa vor. „Nein, da war noch Goldstaub, du weißt schon…", sie wartete bis Rinoa den Satz beendete. „…das bleibt doch übrig, wenn eine Hexe zaubert. Und ich meine Richtig!", beendete diese brav. „Genau das macht mir ja Kopfzerbrechen. Eigentlich dürfte es keine Hexe sein, denn alle…", sie stoppte kurz: „…bösen Hexen sind Tot." „Vielleicht schlafwandle ich?", stellte Rinoa erschrocken fest. Sie war auch eine Hexe, seit sie die Kraft von Edea übernommen hatte. Sie war die einzige Hexe, wenn man von Edea absah, die ihre Kräfte ja an sie weitergegeben hatte. „Das ist vollständiger Quatsch.", beruhigte Xell sie: „Das kannst du gar nicht gewesen sein. Wir denken da eher an eine Kreatur, so was Ähnliches wie Omega Weapon."

Rinoa nickte, als sie begriff: „Stimmt, solche Wesen können auch wahre Magie." Selphie rannte zu der kleinen Gruppe dazu und lächelte, wenn es doch nicht wirklich aufrecht aussah: „Waaas gibt's?" „Wir haben gerade unsere Möglichkeiten und Erfahrungen kombiniert.", erklärte Xell: „Und sind noch an demselben Punkt, wie vorher." „Nicht ganz. Wir haben ein Haar gefunden.", sie zog den Plastikbeutel aus der Tasche und hielt ihn hoch: „Das lassen wir analysieren." „Wiiir sind auch nicht sehr weit gekommen. Jeder kannte ihn, jeder…mochte ihn.", Quistis entging das Stocken in Selphies Stimme nicht. Rinoa übernahm, um es ihrer Freundin leichter zu machen: „Jeder wusste, das er was tat, aber was konnte keiner Beantworten. Die einen spekulieren über einen geheimen Kult, dem er angehört haben muss, die anderen reden von einer heimlichen Affäre zu einer Frau." „Daaas hatte er nicht.", brüllte Selphie: „Scraf hätte Mina das nieee angetan." „Ich hab doch auch nicht behauptet, dass ich der Theorie beistimme.", wehrte sich Rinoa, bevor dem Mädchen noch einfiel auf Rinoa loszugehen.

„Genau Selphie. Wir wissen, dass es schlimm ist für dich. Aber du bist eine Söldnerin, du solltest dich nicht so von Gefühlen leiten lassen.", es war niemand von ihnen, der das sagte. Es war Mina, die hinter ihnen stand. Ihr früheres Funkeln war verschwunden, ihr Lächeln erblasst. Quistis empfand Mitleid mit der jungen Frau. „Ich weiß.", sagte Selphie nun wieder ruhig und ließ den Kopf hängen, um ihre Schuhe zu betrachten. Xell atmete schwer und blickte in eine andere Richtung, um die tieftraurige Selphie und die schluchzende Mina nicht mehr sehen zu müssen. Er mochte die beiden, aber er wollte sie nicht weinen sehen. Dann fiel sein Blick auf ein rotes Etwas, dass am Himmel erschien und sich schnell näherte: „Die Ragnarok ist da!" Alle blickten, wie ein Mann, zum Himmel und Rinoas Augen begannen wieder zu strahlen. „Darf ich mit euch kommen?", fragte Mina. „Klaaar!", rief Selphie aus: „Daaas wird dich auf andere Gedanken bringen."

Mina nickte dankend und sie schritten zu der Außenmauer hin, um diese zu erklimmen. „Mina!", ertönte eine von Quistis gehasste Stimme: „Wo willst du hin?" „Sie kommt mit uns.", rief Quistis der Ausbilderin zu. Diese lächelte immer noch auf ihre kühle Art: „Sicher? Ich wäre da nicht so voreilig. Es ist mitten im Schuljahr." Sie hatte die kleine Gruppe erreicht und hielt an: „Du bleibst, oder wir verweisen dich von der Schule." „Sie haben nicht das Recht zu bestimmen, wer hier verwiesen wird.", sagte Rinoa gereizt: „Es ist noch nicht mal Unterricht. Lassen sie doch das arme Mädchen gehen, damit sie einwenig abgelenkt wird." „Kann ja sein, dass ihr Freund tot ist, aber sie sollte sich nicht wie ein Schluck Wasser in de…", sie kam nicht weiter, denn Quistis trat vor und ohrfeigte die Frau. Diese blickte aus ihren unterschiedlichen Augen vor Schock auf den Boden, dann blickte sie Quistis an: „Na gut. Wir sprechen uns noch.", dann drehte sie sich um und ging davon. Xell stellte sich wieder richtig hin, da er automatisch in Kampfposition gegangen war. Obwohl er nicht gedacht hatte, dass diese Frau mit ihnen kämpfen würden. Immerhin hatten sie Artemisia besiegt.

Allerdings hatte er auch nicht gedacht, dass Quistis die Frau ohrfeigen würde. Aber sie hatte es getan. „Looos Leute, oder wollt ihr dort Wurzeln schlagen?", rief Selphie ihnen zu und war bereits oben auf der Mauer angekommen. Alle wanden sich ab und erkletterten geschickt das Tor, dann ließen sie sich auf der anderen Seite hinab und warteten, bis die Ragnarok landete und sich die Luke öffnete. Dann traten sie ein und flogen davon. Wieder zurück zu ihrem Garden, zurück zu normalen Verhältnissen.

„Ein Moooomba!", rief Selphie und rannte auf das kleine, zottelige Wesen zu und umarmte es: „Ich liiiebe Moooombas!" Irvine hatte die Steuerung des Flugschiffes übernommen, so dass sich Selphie mit ihrem neuen Spielzeug beschäftigen konnte. „Okay, lasst uns jetzt zusammentragen, was wir wissen.", begann Quistis. Sie blickte kurz in die Runde und begann dann mit dem Bericht. Dann erzählten sie Reihum, was sie erlebt hatten. Sie ließen keinerlei Details aus und erzählten von der Ausbilderin und den verschrockenen Shumis. Das sie ihr Dorf ausbauten. Und von dem Stofffetzen, den Squall und Irvine entdeckt hatten. Als sie fertig waren, sah Irvine Quistis über die Schulter an: „Und du hast sie wirklich geohrfeigt!" „Jaaa, das hat sie.", rief Selphie und streichelte das kleine Wesen: „Siiie ist meine Heldin!" Quistis kratzte sich verlegen am Hinterkopf und wurde einwenig Rot. „Also, wir wissen, dass es Magie war, die…", er stockte und blickte Mina an. Diese nickte: „Es ist okay. Soweit hab ich es schon verkraftet. Das Leben geht weiter, richtig?" Squall nickte, sowohl dankbar als auch bestätigend: „…Scraf getötet hatte und das entweder er, oder der/die AngreiferIN dieses Stück verloren haben. Aber wer oder was der Täter ist, weiß niemand von uns.", er stoppte kurz: „Ich schlage vor, wir machen eine gründliche Recherche über alle Kreaturen, die wir die Urväter des Schreckens nennen." „Überlass mir die Suche am Rechner.", Xell schlug sich in die Faust. „Ich analysiere das Haar.", gab Quistis ihren Aufgabenbereich preis. „Und ich suche in der Bibliothek.", Rinoa liebte diesen Ort und sie verbrachte dort sehr viel Zeit, jedenfalls bis gestern. Jetzt würde sie die meiste Zeit bei Squall sein.

„Dann helfe ich Rinoa bei der Suche in der Bibliothek.", wand Irvine ein. „Ich werde das Schulfest vorbereiten.", warf Selphie ein und erntete fragende Blicke: „Waaas denn? Ich bin immerhin Organisatorin und muss das machen." Squall nickte: „Gut. Ich lass mir was einfallen. Wobei ich helfen kann." „Ich…würde auch gerne helfen.", sagte Mina leise. „Daaann hilfst du mir bei der Organisation.", rief Selphie. „Eigentlich wollte ich bei dem Mordfall helfen.", Mina wirkte leicht verunsichert. Kein Wunder, in anbetracht der Tatsache, dass die SEEDs vollkommen eigenmächtig handelten. Niemand fragte, ob der Direktor damit einverstanden war. Nein, dass brauchten sie nicht mehr. Denn der Direktor hatte ihnen bei ihren Fällen vollkommene Handlungsfreiheit gewährt, da er fand, dass die eigenen Wege immer die besten waren.

„Nix daaa!", Selphie erhob sich und blickte ihre Freundin an: „Ich wollte dich ablenken. Außerdem sollst du dich von dieser blöööden Kuh erholen." „Miss Frena ist normalerweise in Ordnung.", sagte Mina. „Ja, aber jetzt ist nicht normalerweise.", gab Quistis zu verstehen und wand sich ab, um aus dem Fenster zu blicken. Schweigen legte sich über die Crew der Ragnarok.

Später an diesem Tag erreichte Squall endlich sein Appartement und seufzte. Es war ein harter und langer Tag gewesen und er war noch nicht vorbei. Sie waren gerade eben gelandet und jeder machte sich kurz frisch, dann würden sie sich zum Essen in der Mensa treffen. Denn es war gerade mal 15:45 Uhr, wie die blinkende Anzeige ihm zeigte. Squall seufzte und warf einen beiläufigen Blick auf sein Telefon. Und dann sah er etwas, dass er nicht mehr erhofft hatte. Eine Nachricht!

Schnell drückte er den roten Knopf und lauschte, als Laguna Loires Stimme ertönte: „ Squall Leonhart? Hier spricht Laguna Loire, aus Esthar. Ich möchte sie zu mir bitten, wegen…", eine kurze Pause, in der eine andere Stimme leise: „Sag ihm das mit dem Sohn.", rief. „Ach Klappe.", erwiderte Laguna darauf, dann fuhr er fort: „…jedenfalls wollte ich sie zu mir bitten, weil ich mit ihnen noch was bereden wollte. Bis dann.", dann legte er auf und Squall sah den Anrufbeantworter fragend an, als könnte ihm dieser Kasten verraten, was der Verrückte von einem Präsidenten jetzt schon wieder von ihm wollte. Doch der Kasten blieb stumm.

Kapitel 5 folgt in kürze: