Anm. des Autors: Ab hier gibt es nun eine kleine Neuerung, nämlich die Sicht aus 2 Perspektiven - einmal von Voldemort, einmal natürlich von Tonks.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die bisher reviewt haben ;-)
lg, Bustakee
Kapitel 2 – Der Streit
Urplötzlich veränderte die Umgebung sich.
Ohne jegliche Vorwarnung verschwanden mit einem Schlag die ganzen Bäume und Sträucher und eine wahnsinnige Kälte, kälter noch als die, die einen Nachts mit Vorliebe heimsuchte.
Eine einzelne Schneeflocke rieselte schlingernd von dem nun grau gefärbten Himmel und landete weich auf meiner Nasenspitze.
„Schnee", bemerkte Voldemort überflüssigerweise.
„Ja…", sagte ich langsam. „Und wo in diesem Verschwindekabinett Schnee ist…"
„Eine Lawine!", schrie Voldemort da plötzlich.
„Genau, das mein i…"
„Über dir!"
Ich sah hoch und mein Herz machte einen Aussetzer.
Eine riesige Lawine.
Sie krachte mir nichts dir nichts aus heiterem Himmel auf mich runter.
Verdammt, ich war verloren, es sei denn…
Ich sah mich um und sah weit weit entfernt von mir Voldemort davonlaufen.
In diesem Augenblick wurde ich von dem Schneekoloss begraben.
Ich weiß nicht, wie ich's geschafft hab, mich auszugraben, aber irgendwie lag ich nun schwer atmend auf dem Schnee, der nun die ganze Gegend unter sich begraben hatte.
Mir war total schwindelig und saukalt, ich hatte wegen des vorherigen Tropenklimas meinen Umhang noch um meine Hüften geschlungen und so zitterte und bibberte ich nun herum, unfähig mich zu bewegen.
Schnee hing in meinen Haaren, meinen Wimpern und ich hatte auch Schnee eingeatmet, weswegen ich erst mal einen schwächlichen Hustenanfall bekam.
Nach einer Weile, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, schaffte ich es, mich zittrig aufzusetzen und mit bebenden Händen meinen Umhang über meine blau angelaufenen Arme zu ziehen.
Naja, wie ich Sekunden später feststellte, half das absolut nichts, im Gegenteil, der Umhang hatte sich voll Wasser gesaugt und war dann gefroren.
Meine Sinne schwanden und kamen wieder, vor Kälte konnte ich keine klaren Gedanken fassen…
Eisiger Wind strich über die unerbittliche Wüste aus Schnee…
Dann ein Knirschen von Schritten im Schnee hinter mir. Ich war zu schwach um mich noch irgendwie bewegen zu können und ich musste mich auch gar nicht umdrehen, um zu wissen, wer es war.
Er stand hinter mir, machte sich nicht mal die Mühe, um mich herumzugehen, um zu sehen, wie es mir ging.
„Ich…", fing er an, doch heiße blanke Wut kochte in mir auf und ich unterbrach ihn schneidend.
„Verräter", flüsterte ich so laut, wie es meine gefrorenen Lippen zuließen.
Jetzt stellte er sich doch vor mich und ich sah mit lodernden Augen zu ihm auf. „Verdammt, wo warst du, ich bin fast draufgegangen!"
Er schnaubte. „Ich halte mein Leben doch für wertvoller als deines, Tonks."
Vor Zorn erzitterte mein Kinn. „So? Ich hätte dir geholfen, ich hätte dich nicht einfach im Stich gelassen, ich…"
„Feige?", unterbrach er mich wütend. „Ich, Lord Voldemort, bin ni…"
„Verdammtes Arschloch, du bist feige, verdammt noch mal feige, kein Wunder, dass du das du dein Gefolge einschüchtern musst, um dir zu folgen, wer würde dir schon so viel Vertrauen schenken und dir freiwillig folgen? Und es ist auch kein Wunder, das du das bist, was du bist, wer will schon einen solchen Verräter wie dich als Freund? Oh erhabener Lord Ichbindergrößte! Ich hatte gehofft, du wärst so vernünftig und würdest wenigstens dieses eine Mal dich zusammenreißen und nicht den großen Macker markieren, aber ich hab mich in dich getäuscht, du bist wohl doch nur eine hässliche, abscheuliche Bestie und wirst es immer bleiben! Oh mein Gott, wie konnte ich nur glauben, wir würden uns verstehen nach all den Leben die du zerstört hast? Ich war dumm, dumm und naiv, aber das wird mir nicht noch einmal passieren, nein, ich werde in dieser Eiswüste erfrieren und ich will auch gar nicht, das du, falls du das vorgehabt hättest, hilfst, eher will ich sterben!"
Sein Blick flackerte seltsam und kaum merklich zitterte er.
„Okay, wenn das dein Wunsch ist…"
Mit einem Wehen seines Umhangs wandte er sich um und schritt durch den blendend hellen Schnee davon.
Eine Brise verwehte seine Spuren, als er in der Ferne immer kleiner wurde.
Ich blieb bibbernd zurück und schaffte es endlich, mich irgendwie aufzurappeln und wankend in die andere Richtung davonzutorkeln.
Tränen brannten auf meinen Wangen.
Nicht, weil ich ihn vermisste oder weil ich wegen meinem Wutanfall irgendwie ein schlechtes Gewissen hätte… Was mich wirklich ärgerte, und das nicht zum ersten Mal in meinem Leben, war meine unglaubliche Gutgläubigkeit.
Warum? Warum war er nicht verdammt noch mal einfach bei mir geblieben und wäre mit mir unter dem noch verdammteren Schnee begraben worden? Am besten so tief, dass er das ganze nicht überlebt hätte?
Ich war zugegebenermaßen eine sehr Tollpatschige und ein oft belächeltes Naivchen, aber noch nie in meinem Leben hatte ich mich derartig geschämt.
Ich ärgerte mich derartig, dass mir gar nicht auffiel, das ich vor Kälte fast ohnmächtig wurde, aber wie so oft kam der Zufall mir zu Hilfe und eine geräumige Höhle spross wie eine Blume genau vor meinen Füßen aus dem Boden.
Genau genommen war das wirklich eine Lebensrettung, aber in meinem Körper spielten sich so viele Sachen gleichzeitig ab, dass mir das nicht so richtig klar wurde.
Ich ging hinein, machte Feuer mit Stöcken, die scheinbar in wirklich jeder Höhle hier rumlagen, rollte mich davor zusammen und ein paar Sekunden später fiel ich in einen tiefen Schlaf.
Als ich mich dann weitgehend ausgeschlafen hatte, war mir so herrlich warm und behaglich, das ich ein paar Minuten einfach mit geschlossenen Augen liegen.
Das Feuer hatte meinen Umhang komplett getrocknet und mich mit wohliger Wärme aufgetaut.
Langsam öffnete ich meine Augen und beobachtete orangene Lichtpunkte, die das Feuer an die Höhlendecke warf.
Draußen vor der Höhle hatte es aufgehört zu schneien, aber immer noch lag so hoch Schnee, dass ich mich höchstwahrscheinlich aus der Höhle rausgraben musste.
Ich setzte mich schwerfällig auf und zuckte mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen.
Mein Rücken schmerzte wie sau, kein Wunder bei dem harten Boden der Höhle.
Das Feuer war noch lustig am fackeln, was bedeutete, das ich nicht allzu lange geschlafen haben konnte.
Nachdem ich einigermaßen wieder klar denken konnte, beschloss ich, so schnell wie möglich weiterzuziehen, ich wusste nicht, wie lange mir die Höhle gegönnt war und wie lange es draußen noch Schnee gab, deswegen wollte ich die günstige Gelegenheit ausnutzen.
Ich trat vor die Höhle und beschloss, weiter nach Westen zu gehen.
Ich wusste aus diversen Aurorenkursen, das jedes Verschwindekabinett irgendwo auch einen Ausgang hatte und ich war wild entschlossen, den zu finden und vor allen Dingen: ohne Voldemort! Das wäre doch gelacht, wenn ich das nicht schaffen könnte!
So kalt wie gestern war es dem Himmel sei Dank nicht mehr, die Sonne schien warm auf die Schneedecke und auf meinen Rücken, der über die Sonnenstrahlen sehr dankbar war.
Ich empfand die Wanderung sogar als recht angenehm!
Ich hatte im heimischen London schon lange keinen Urlaub mehr gehabt und jetzt, wo ich auch Ruhe vor Voldemort hatte, war ich sogar nah dran, das ganze zu genießen!
Mit geröteten Wangen und einer leicht triefenden Nase stapfte ich durch den Schnee und hinterließ tiefe Fußspuren…
Voldemort
Er hatte einen Unterschlupf in einem hohlen Baum gefunden.
Sehr bequem war es zwar nicht und aufgrund der Tatsache, dass er eben in einem Baum nächtigte, konnte er sich auch kein Feuer machen, aber es war auszuhalten gewesen.
Er hatte lange und unruhig geschlafen, viele Gedanken waren durch seinen Kopf gerauscht, und fast ausschließlich handelten sie von Tonks.
Diese verdammte Zicke, was dachte sie sich eigentlich dabei, so mit ihm zu sprechen! Er war Lord Voldemort, der stärkste Zauberer überhaupt! Er war zu geschockt über ihre Reaktion gewesen, um zurück zu schreien, seit langer Zeit hatte man so nicht mehr mit ihm gesprochen, niemals hätte es überhaupt jemals gewagt, so was auch nur in Betracht zu ziehen!
Aber sie, sie hatte es gewagt, ein einfaches Schlammblut ohne große Begabung und dazu noch so ein billiger Methamorphmagus!
Er quetschte sich aus dem Baumstamm ins Freie.
Die Sonne schien sanft auf seine Haare, die über Nacht um einiges länger geworden waren und nun seidig und schwarz über seine Schultern fielen und sich im Wind zu leichten Locken kräuselten.
Ein kleiner Vollbart hatte sich ebenfalls dazugesellt und nach dem Gefühl zufolge waren seine Augenbrauen wieder komplett vorhanden.
Peinlich. Wenn sein Gefolge ihn so gesehen hätte…
Aber genau das hatte ihm in der Nacht auch zu denken gegeben – sein Gefolge.
Es war ihm unangenehm einzugestehen, aber er hatte tatsächlich unnütze Gedanken an seine Todesser vergeudet, solch sentimentaler Quatsch wie „was tun sie wohl gerade".
Er war grade mal 3 Tage in diesem bescheuerten Verschwindekabinett und schon begann er sich aufzuführen wie ein Verrückter.
Und das nur wegen Tonks, diesem Schlammblut.
Er beschloss fest, nicht weiter an sie zu denken und in Richtung Westen nach dem Ausgang des Kabinetts zu suchen.
Doch während er so durch den Schnee marschierte und in der Ferne ein paar Tannen betrachtete, die im Sonnenlicht unter ihrer Schneemütze glitzerten, hatte er doch Probleme damit, sich nicht die ganze Zeit zu fragen, ob Tonks wohl überhaupt noch lebte…
Sie war knapp vor dem Erfrieren gewesen, als sie sich getrennt hatten und es war schwer zu sagen, ob sie noch die Kraft gehabt hatte, um sich einen warmen Unterschlupf zu suchen…
In Gedanken schüttelte er sich selbst an den Schultern, um endlich mit diesem blödsinnigen Nachdenken aufzuhören.
War aber gar nicht so einfach…
Da entdeckte er die Spuren im Schnee.
Sie durften noch relativ frisch sein, weil sie noch gut zu erkennen waren.
Er folgte ihrem Lauf und tatsächlich: sie war nur noch schwer zu erkennen, weil sie so weit weg war, aber sie lebte und schien sich in guter Verfassung zu befinden, lief in Richtung Westen…
Und noch etwas entdeckte er und mit einem Mal begann sein Herz wie wild zu schlagen.
Aus dem Boden erblühte ein Monstrum von Tier, das sich streckte und dann, wild mit den gorillaartigen Armen fuchtelnd, hinter Tonks herstampfte.
Sie bemerkte es nicht.
Da begann Voldemort zu rennen.
