Kapitel 4 – Ein Missgeschick
Endlich kam die Sonne wieder zum Vorschein.
Damit mein ich jetzt nicht Voldemort der seine Augen geöffnet hatte, denn der war immer noch am pennen.
Nein, die grauen Wolken draußen verzogen sich ein wenig und goldene, warme Sonnenstrahlen fielen auf den Schnee und ließen ihn glitzern wie Diamanten.
Ich lehnte am Höhleneingang und genoss den Augenblick des Friedens und der Ruhe, in dem keiner fast krepierte, keine Monster auftauchten und in dem ich nicht fast erfror.
Aber wie lange würde es wohl anhalten?
Missmutig fragte ich mich, wann sich endlich mal wieder die Umgebung ändern würde, sonst ging das doch immer viel schneller…
Allerdings könnte die Umgebung dann ja noch gefährlicher werden – na ja, wenn das überhaupt möglich war.
Nach ein paar Minuten begab ich mich wieder zurück in die Höhle, um das Kräuterzeugs vom Wanderer ein weiteres Mal zu einem Trank zu verarbeiten.
Voldemort murmelte etwas im Schlaf; ich dachte mir nichts dabei, das tat er seit ein paar Minuten und ich hoffte dass dies ein Zeichen war, dass er bald wieder aufwachen würde.
„Aua."
„Oh du bist wieder wach!"
„Ja."
„Wie geht's dir?"
„Ich hab Bauchschmerzen."
„Glaub ich dir gerne, immerhin hast du den halben aufgeschlitzt gekriegt."
Während unserer höchstinteressanten Unterhaltung rappelte Voldemort sich benommen auf und blinzelte verschlafen zu mir rüber.
„War noch was?"
„Nein, aber ich hab dir noch mal diesen Trank gemacht."
Er nickte halbherzig und nahm mir die Blechschüssel ab.
„Die ist ja total heiß!", meckerte er.
Ich grinste. „Ich hab den Trank auch gerade erst zubereitet."
Er stellte die Schüssel vorsichtig ab und wedelte mit seinen Händen durch die Luft, um sie abzukühlen.
„Versuchst du wieder zu zaubern?", neckte ich ihn.
Er hielt in seinen Bewegungen inne und warf mir sauertöpfisch einen kleinen Stein gegen den Kopf.
Ich lachte. Einen Moment sah es so aus, als wollte er es mir gleichtun, aber er riss sich zusammen und trank dann würdevoll seinen Trank aus.
„Ich möchte wissen, woher dieser Wanderer die Zutaten bekommen hat, hier wächst doch nichts außer – Bananen ", sagte er verächtlich.
„Warum bist du so misstrauisch? Er hat dir und auch mir das Leben gerettet!"
„Es passt mir nicht, das der Kerl einfach so verschwinden kann und seit 30 Jahren hier rumgeistert!"
„Du kennst ihn doch gar nicht!" Ich schmunzelte verhalten. „Hast du etwa Angst vor ihm?"
Sein Gesicht nahm einen trotzigen Ausdruck an. „Und wenn schon, ich hoffe nur, wir treffen ihn nie wieder."
Draußen rumorte es geräuschvoll.
Eine fliederfarbene Blüte rauschte in die Höhle und landete anmutig auf dem Boden.
Endlich: die Umgebung veränderte sich wieder.
Staunend traten wir vor die Höhle und wurden empfangen von einem warmen Hauch aus dem süßlichen Duft verschiedener Blumen und Blüten.
Kniehohes Gras wiegte sich leicht im schwachen Wind und am Himmel hing glutrot die Abendsonne.
Ein paar kleinere Bäume standen hier und da herum und eine gewaltige Trauerweide tauchte ihre langen Zweige in das Wasser eines kleinen Sees, der nicht weit entfernt in einer Bucht lag.
Die Luft war erfüllt vom Gezwitscher von Vögeln.
Kurz: es war ein richtiges, höchst kitschiges Paradies, wirklich zu schön um wahr zu sein.
Voldemort dachte wohl das Gleiche, er rümpfte ein wenig die Nase, aber ich war mir nicht sicher, ob er es wirklich so schrecklich fand, wie er tat.
Ich meine, es sah alles schon ein wenig mädchenhaft aus, alles rosa und so furchtbar verträumt (Anm. des Autors: ein wenig Spaß muss sein…).
Zögernd ging ich ein paar Schritte weiter, sah mich misstrauisch um und bemerkte ein wenig später, das ich immer noch die Wolldecke um meine Schultern hängen hatte.
Ich drehte mich wieder zur Höhle um und sah, das Voldemort sich hingesetzt hatte und ein wenig blass gegen den Eingang gesunken war.
„Stimmt was nicht?" Ich schmiss meine Wolldecke an ihm vorbei in die Höhle und setzte mich zu ihm ins Gras, das sich ganz unwirklich unter meinen Händen anfühlte, nach den ganzen Tagen Schneegetreibe.
„Ich fühle mich ein wenig schwach und hab keine Lust wieder ohnmächtig zu werden", sagte er mit brüchiger Stimme. Er zitterte leicht.
„Ist dir kalt?"
„Nein, nicht so wirklich."
„Ich kann dir ne Decke holen, wenn du willst."
Er zögerte. „Vielleicht wäre einfach nur ein Feuer besser."
Ich nickte und machte mich daran, Steine und was man sonst noch so braucht zusammenzutragen.
„Kann ich dir irgendwie helfen?"
Ich schüttelte den Kopf. „Ich hab's gleich."
Die Sonne ging langsam unter, aber das Klima blieb mild, auch wenn der Wind etwas kühler wurde.
Wir saßen schweigend gegenüber, sahen in die Flammen des Lagerfeuers und hörten den Grillen beim zirpen zu.
Schließlich brach ich das Schweigen. „Ich muss deine Wunden noch behandeln."
Er sah milde verdutzt zu mir auf. „Musst du?" Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Hast du?"
Ich nickte. „Du hast sehr stark geblutet, das Risiko einer Entzündung war sehr hoch."
Sein Gesichtsausdruck war undeutbar, aber schließlich kam er wohl zu der Einsicht, dass ich ihm durch die Wundenversorgerei das Leben gerettet habe.
Es war schon dunkel, als ich mich dann schließlich ans Werk machte.
Nur der Schein des Lagerfeuers spendete uns ein wenig Licht.
Ich will euch ja nicht neidisch machen, Mädels, aber Voldemort hat nen schön durchtrainierten Körper und so machte es mir überhaupt nix aus, ihn ein wenig mit dem Trank dort einzureiben (Anm. des Autors: ich denke einfach, der gute muss ein wenig durchtrainiert sein, weil er doch ein starker Zauberer sein will… ;-) ).
„Geht's so, oder tut's weh?", erkundigte ich mich leise.
„Es geht", sagte er mit einem leichten Schnurren in seiner Stimme, das ich vorher noch nie bei ihm wahrgenommen hatte.
Unwillkürlich lief ein heißes Kribbeln durch meinen Körper und ich zitterte etwas, obwohl es am Feuer recht warm war.
Ich merkte, dass er sich ein wenig entspannte, obwohl er immer noch Schmerzen haben musste und ich massierte ihn sanft.
Keine Ahnung, ob er merkte, dass dies eigentlich nicht mehr zum Einreiben der Wunden gehörte, aber er wehrte sich nicht.
Das Lagerfeuer knisterte und flüsterte leise vor sich hin.
Die Situation war echt, na ja, wie soll ich sagen: perfekt!
Ich reichte ihm aber (damit's nich ganz so auffällig war, wie sehr ich das ganze genoss) schließlich seinen Umhang und er streifte ihn sich über seinen (leckeren hehe) Körper und wandte sich nun um, so das ich in seine wunderschönen braunen Augen schauen konnte.
Wir saßen ganz nah voreinander und sahen uns einfach nur an.
Meine Finger wurden ganz weich und prompt rutschte mir die olle Blechschüssel aus der Hand.
Wir bückten uns beide gleichzeitig, um sie aufzuheben, unsere Hände streiften sich…
(Anm. des Autors: Alle, die Angst vor romantischen Szenen haben, Voldemort abgrundtief hassen oder Tonks keine Romanze gönnen, sollten diese Stelle jetzt überspringen! ;-) )
Wir sahen uns wieder an, unsere Gesichter waren ganz nah beieinander…
Die Luft zwischen uns schien förmlich zu knistern…
Er sah so verdammt gut aus…
Ein weiteres Beben lief durch meinen Körper.
Und dann das unglaubliche: Wir küssten uns.
Einfach so, ohne nachzudenken, ohne das wir großmächtig irgendwas dagegen machen konnten.
Aber es war sofort wieder vorbei.
Er sah ein wenig verstört aus (verständlich) und ich drehte ein wenig beschämt und mit einem merkwürdigen Gefühl in Bauchgegend meinen Kopf weg.
Ein paar Sekunden passierte überhaupt nichts und insgeheim war ich todtraurig…
Dann spürte ich, wie er sanft mein Kinn berührte und meinen Kopf wieder in seine Richtung drehte.
Und dann küssten wir uns wieder, erst zart und zögernd, dann immer leidenschaftlicher (und auch lange... ).
Dann sahen wir uns an, mein Gesicht glühte förmlich.
Und er grinste mich an und seine Augen glitzerten neckisch.
„Weißt du was?", sagte er mit gespieltem Ernst. „Nenn mich Tom."
Ich lachte. „Okay – Tom."
