Disclaimer: Nö, immer noch nich meins! Hab auch noch kein Geld gesehen:)
Kampfgeist
Seit dem Zwischenfall in Remus' Schlafzimmer waren einige Wochen vergangen. Remus ging Tonks aus dem Weg. Er mied ihren Blick, selbst wenn sie ihn ansprach. Das ärgerte die Aurorin sehr. Sie konnte einfach nicht glauben, dass er den „Vorfall", wie sie es nannte, so ernst nahm. Es war ja nichts passiert! Außerdem waren sie doch Freunde, oder nicht?
Tonks musste zugeben, dass sie Remus vermisste. Ihr fehlten ihre Unterhaltungen, ihre Späße, sein Lächeln. Schwere Zeiten kamen auf sie zu. Da sollte man doch so viel Zeit mit seinen Freunden verbringen wie möglich! Wieso hatte dieser Lupin nur immer einen Stock im Hintern! Der Rumtreiber in ihm war immer noch da, das wusste sie! Man musste ihn nur ein bisschen herauskitzeln! Und sie wusste, dass sie es schaffen konnte.
Schließlich war sie eine hochbegabte Aurorin!
„Hochbegabt, pah! Nicht mal an dem Schirmständer kommst du vorbei, du Dussel!"
Tonks brachte ihre innere Stimme mit einem „Ruhe auf den billigen Plätzen!" zum Schweigen.
Sie brauchte einen Plan. Jemand musste Remus aus seinem Schneckenhaus zerren. Sie hatte gehofft, dass Sirius dies tun würde, doch das ständige Eingesperrtsein machte ihm sehr zu schaffen und er verbrachte mehr Zeit mit Seidenschnabel als mit seinem besten Freund...
Nach einigen Tagen hitziger Überlegungen und verworfenen Schlachtplänen hatte Tonks endlich eine - wie sie fand - gute Idee. Sie wusste, dass Remus sehr viel in der alten Bibliothek der Blacks las. Dies sollte die Ausgangssituation sein. Wenn sie ihn dann erstmal mit ihrem Charme becircte ( „Ja, sicher!" - „Sei still, verdammt noch mal!"), hatte er eh keine Chance mehr!
So stand sie an ihrem freien Tag extra früh auf - was ihrer Meinung nach schon ein großes Zeichen ihrer Freundschaft war - ging in rosa Hotpants und schwarzen ärmellosen Top (frei nach dem Motto Zuckerbrot und Peitsche) hinunter in die Küche, machte sich ein Toast mit Marmelade und ging in die Bibliothek. Sie stellte den Teller auf einen kleinen Tisch neben dem großen schwarzen Sessel und ging hinüber zum Bücherregal, um sich ein Buch zu schnappen. Die Auswahl war nicht sehr erheiternd. Die Blacks hatten wirklich keinen Sinn für Humor. Nur ernste, staubtrockene Titel: „Edles Blut", „Schlammblüter erkennen", „Reine Zaubererfamilien in der Geschichte der Zauberei".
Tonks seufzte. Was für ein Scheiß! Wie konnte Remus nur so etwas lesen?
Doch dann sah sie etwas, dass ihr interessant erschien: „Muggelwaffen im Mittelalter"
Sie zog das Buch raus und ging rüber zu ihrem Sessel. Er stand in der Ecke neben der Tür, so dass Remus sie nicht sofort sehen würde, wenn er hinein käme. Tonks machte es sich bequem, indem sie ihre nackten Beine über die Armlehne warf. Ihren Rücken lehnte sie gegen die gegenüberliegende. Sie knabberte kurz an ihrem Toast und schlug dann das Buch auf. Wie sich herausstellte, war es sogar einigermaßen interessant. In dem Buch wurden alle Arten von alten Stich- und Schusswaffen erklärt. Meistens waren Bilder dabei, in denen Ritter Zweikämpfe mit den besagten Waffen austrugen. Tonks wunderte sich immer wieder, wie die Ritter damals hatten kämpfen können, mit dem ganzen schweren Metall an ihrem Körper.
„Du wärst schon beim ersten Schritt vornüber in den Matsch gefallen!" Wieder diese Stimme!
„Wie oft muss ich es dir noch sagen? Spar dir deine Kommentare, du blöde Kuh!"
Als Tonks bei den Schwertern der Samurai angelangt war, kam Remus endlich. Aufgeregt hielt sie die Luft an. Er hatte sie noch nicht bemerkt. Remus trug ein dunkelblaues T-Shirt und eine schwarze Stoffhose. Seine Sachen waren zwar alt, aber sie standen ihm. Tonks ließ ihren Blick über seinen Körper gleiten, der sich gerade grazil aufs Bücherregal zu bewegte, eine Tasse in seinen starken Händen haltend. Als Tonks ihren Blick ein Sekündchen zu lang auf Remus Hintern ruhen ließ, wurde sie auch schon ermahnt: „Der arme Mann. Hat keine Ahnung, dass er von einer Nymphomanin mit den Augen ausgezogen wird! Dir ist schon bewusst, dass er mehr als ein Jahrzehnt älter ist als du!"
Die Metamorphin ignorierte die Anspielung auf ihren Vornamen und antwortete nur:
„Als wenn dir nicht gefällt, was du siehst! Ich war nicht diejenige, die es bedauert hat, dass Remus Unterwäsche trug!"
„Nun, genaugenommen warst du es wohl..."
„Ach, sei endlich still! Er dreht sich jeden Moment um!"
„Das wird sowas von peinlich für dich werden, Nymphadora! Aber daran bist du ja gewöhnt..."
Tonks kam nicht mehr dazu, ihrer inneren Stimme, die sich exakt wie die ihrer Mutter anhörte, eine passende Antwort darauf zu geben, da Remus sich ein Buch genommen hatte und sich auf den Weg zur Couch machte. Sie wartete, dass sein Blick ihren traf, doch dieser Träumer hatte schon sein Buch aufgeschlagen und las. Innerlich würgte Tonks ihn. Doch so leicht ließ sie sich nicht den Wind aus den Segeln nehmen. Als Remus sich auf die Couch gesetzt hatte und seine Tasse auf den Beistelltisch gestellt hatte sagte Tonks:
„Ich weiß ja, dass du mir aus dem Weg gehst, Remus. Aber ein Guten Morgen hätte ich schon erwartet."
Remus war bei ihren Worten erschrocken zusammengezuckt. Schnell schaute er in die Richtung, aus der ihre Stimme gekommen war. Als er sie sah, versteifte er sich. Tonks merkte, wie seine Augen über ihre langen Beine wanderte, auch wenn es nur eine Millisekunde war. Die Aurorin lächelte innerlich. Dann traf sein Blick den ihren. Tonks schenkte ihm ein verführerisches Lächeln (sie hoffte inständig, dass es eines war!). Remus räusperte sich:
„Guten Morgen, Tonks. Es tut mir leid, ich hatte dich gar nicht gesehen. Bist du gerade erst aufgestanden?"
Sie wusste, dass er auf ihre spärliche Bekleidung anspielte, was Tonks mit einem diebischen Lächeln beantwortete:
„Nein, ich bin schon eine Weile auf. WIESO?"
Remus rutschte auf der Couch unruhig hin und her.
„Ach, nur so. Was tust du hier?"
„Nun, da ich ein Buch in der Hand halte, könnte man denken, dass ich lese, oder?"
Remus wurde rot.
„Ja, natürlich. Entschuldige. Ich...Ich hab dich hier nur noch nicht getroffen, dass wollte ich damit sagen."
Tonks hätte am liebsten losgelacht. Diese Unsicherheit an dem sonst so selbstbewussten, gelassenen Ex-Professor war einfach zu komisch. Doch sie beherrschte sich und zuckte nur mit den Schultern.
„Öfter mal was neues! Ich dachte, da heute mein freier Tag ist, könnt ich mal wieder was lesen. Oder stört es dich etwa, dass ich hier bin?"
Remus schüttelte etwas zu schnell den Kopf.
„Natürlich nicht, Tonks."
„Gut, dann lass mich jetzt weiter lesen!"
Tonks widmete sich wieder ihrem Buch. Sie rutschte tiefer in ihren Sessel. Dabei rutschte ihre Hose noch etwas weiter nach oben. Damit es Remus nicht entging, stellte sie ihre Füße auf die Armlehne. Tonks hörte, wie Remus die Luft einzog. Hinter ihrem Buch lachte sie stumm in sich hinein. Ja ja, ein einfaches Opfer, dieser Werwolf!
Remus räusperte sich erneut und senkte den Blick auf sein Buch. Eine Viertelstunde verging, ohne dass jemand etwas sagte.
„Hehe, da hat sich wohl jemand zu früh gefreut!"
Tonks kochte innerlich. Wenn sie eins hasste, dann war es geduldig zu sein. Sie wollte, dass er seine Beherrschung verlor, aus sich rausging, eine schelmische Bemerkung machte. So wie an dem Morgen des „Vorfalls", als er sie gefragt hatte, ob ihr gefalle was sie sah.
„Willst du nicht lieber, dass er dich wie ein liebestoller Teenager anspringt?"
„So wie du?"
Keine Antwort. Wenigstens ein kleiner Sieg.
Aber es musste was passieren! Das war nun wirklich zu langweilig.
Tonks kam eine Idee: Wenn Ihnen meine Beine gefallen, Herr Professor, sollten Sie vielleicht noch mal einen Blick drauf werfen!
Tonks änderte ihre Sitzposition. Sie legte ihren Rücken auf die Sitzfläche und streckte ihre Beine nach oben, so dass sie gegen die Rückenlehne und die Wand lehnten. Dabei machte sie so viel Geräusche wie möglich. Da ihr Kopf über den Sitz ragte, überprüfte Tonks schnell das Ergebnis ihrer Rumwälzerei. Es hatte funktioniert. Remus starrte sie mit großen Augen an, beziehungsweise ihre Beine. Sie beobachtete, wie sein Blick ihre Beine entlang wanderte, bis sich ihre Blicke trafen. Tonks grinste ihn breit an.
„Ist was, Remus? Ich habe dich doch hoffentlich nicht gestört!"
Remus räusperte sich und konzentrierte sich wieder auf sein Buch. Diesmal konnte Tonks ein kleines Lachen nicht unterdrücken. Remus Augen flackerten kurz zu ihr hoch, dann ignorierte er sie.
Wieder vergingen einige Minuten in Schweigen. Tonks bewegte ab und zu ihre Beine, schlug sie übereinander, winkelte eins an, tippte mit ihren Füßen auf dem Holz herum. Da ihre Sinne durch ihren Beruf als Aurorin geschärft waren, fühlte sie bei jeder ihrer Bewegungen seine Blicke auf ihren Beinen. Sie war wie auf Wolke Sieben. Zu gern würde sie jetzt wissen, was in seinem Kopf vorging. Doch er sagte kein Wort.
Zeit, einen Schritt weiter zu gehen!
Tonks setzte sich auf, nahm ihr Buch und ging zu Remus. Sie ließ sich neben ihm auf die Couch fallen, wodurch Remus leicht hüpfte. Er sah sie fragend an. Tonks lächelte ihn an.
„Tag auch!" sagte sie, zog ihre Beine in einen Schneidersitz und schlug erneut ihr Buch auf. Ihr linkes Knie lag halb auf seinem Oberschenkel. Wie warm dieser Mann doch war...
Zuerst versuchte Tonks, Remus Blick zu ignorieren, doch dann sah sie ihn an.
„Was?"
„Ist dein Sessel nicht bequem genug?" sagte Remus leicht lächelnd.
„Doch, aber ich war so allein. Und da dachte ich, ich setz mich zu meinem alten Freund Remus. Außerdem macht gemeinsam lesen doch viel mehr Spaß!"
Tonks schaute wieder in ihr Buch. Eine Weile sagte keiner der beiden was. Sie genoss seine Nähe, seine Wärme. Einfach seine Gegenwart, die sie immer beruhigte. In den letzten Wochen hatte sie ja nicht viel davon gehabt. Sie entspannte sich. Als sie sich gegen die Rückenlehne lehnte, berührte sie seinen bloßen Arm mit ihrem. Tonks fuhr ein Blitz durch den Körper und ihr Herz schlug etwas schneller. Vorbei war's mit der Entspannung! „Ganz ruhig, Tonks! Das ist nur Remus!" beruhigte sie sich. Doch so ganz gelang ihr das nicht.
Plötzlich sagte Remus:
„Könntest du vielleicht ein bisschen rüber rutschen?"
Von dieser Ablehnung gekränkt fragte Tonks etwas spitz:
„Wieso? Remus, wir haben ein Bett geteilt! Ich bin in deinen Armen aufgewacht! Findest du nicht, dass du dich ein bisschen anstellst!"
Remus bekam einen hoch roten Kopf. Er legte sein Buch zur Seite und wollte aufstehen, doch Tonks packte seinen Unterarm und zog ihn wieder auf die Couch. Sie kniete neben ihm und stemmte die Hände in die Hüften. Sie konnte sich über diesen Mann nur wundern. Lächelnd fragte sie ihn.
„Was ist bloß los mit dir Remus? Das war doch nur ein Scherz!"
Remus sah nur auf seine Hände.
„Seit Wochen gehst du mir aus dem Weg. Du sprichst nicht mehr mit mir, du siehst mich nicht an, du ignorierst mich! Alles nur wegen dem kleinen Fauxpas neulich? Findest du nicht, dass du das Ganze etwas zu ernst nimmst?"
„Ich...Ich dachte, du würdest mich als einen lüsternen, alten...was auch immer sehen."
Tonks lachte. Das war es also gewesen! Sie war so erleichtert, dass sie sich ohne groß nachzudenken auf seinen Schoß setzte, wie ein kleines Kind. Sie schlang die Arme um seinen Nacken und legte ihren Kopf gegen seinen.
„Ach, Remus! Mittlerweile solltest du mich aber besser kennen. Ich bin mit Sirius verwandt! Als würde ich so was ernst nehmen! Ich wollte dich nur ein wenig ärgern! Außerdem war es mir peinlich, dass ich dich so angestarrt habe."
Tonks Wangen wurden etwas wärmer bei dem Gedanken an seinen Körper.
„Wenn hier jemand als lüstern bezeichnet werden muss, dann doch wohl eher die Nymphe, oder!"
Remus lachte und sah sie an.
„Stimmt eigentlich! Du solltest dich wirklich schämen! Erst verschlingst du mich von oben bis unten mit deinen Blicken und dann setzt du dich einfach auf meinen Schoß! Dir ist wohl jeder Recht, was!"
Tonks lachte. Da war er, der Rumtreiber! Sie hatte es geschafft!
„Klar! Wenn's mit dir nicht klappt, knöpf ich mir Severus vor!"
Die Beiden schüttelten sich lachend bei dieser Vorstellung.
„Das will ich sehen! Der ist nicht so großzügig und geduldig wie ich! Wenn du dich bei dem auf den Schoß setzt, na dann gut Nacht!"
„Hey, was soll denn das heißen! Großzügig und geduldig! Als wenn es dir keinen Spaß macht, mich auf deinem Schoß zu haben, du lüsterner, alter was auch immer!"
Wieder lachten beide. Als sie sich beruhigt hatten, legte Tonks ihre Stirn wieder gegen seine. Ihre Stimme klang aufrichtig als sie flüstere:
„Ich hab dich vermisst, Remus."
Remus drückte leicht ihren Arm.
„Ich dich auch, Nymphadora!"
Sie haute ihm in die Seite.
„Nenn mich nicht so, Lupin!"
„Wieso nicht, Nymphadora?"
„Na warte!"
Tonks kitzelte seine Seiten durch den dünnen Stoff des T-Shirts.
Remus wehrte sich lachend. Er wollte sie von sich runter heben, doch Tonks gelang es, ihre Beine so zu plazieren, dass sie Halt hatte und ihn weiter kitzeln konnte.
Es tat so gut, ihn Lachen zu hören. Es war ein tiefes, melodisches Lachen, dass sehr gut zu ihm passte.
Die beiden kämpften einen harten Kampf, in dem keiner nachgeben wollte. Remus hatte ebenfalls begonnen, Tonks zu kitzeln. Meistens gelang es ihr jedoch, seinen Fingern auszuweichen oder sie mit ihren Ellbogen wegzuschlagen.
„So langsam wie du bist, wird das nie was, Opa!"
„Freche Göre!"
Remus packte Tonks bei den Hüften und wollte sie aufs Sofa werfen. Doch Tonks krallte sich an seinen Schultern fest, so dass er auf ihr landete. Beide erstarrten gleichzeitig in ihren Bewegungen, als ihnen der volle Körperkontakt bewusst wurde.
Remus und Tonks sahen sich an. Keiner sprach. Tonks fühlte ihr Herz hart gegen ihre Brust hämmern. Oder war es seines? Remus Augen waren eine Schattierung dunkler geworden. Er sah...verwirrt aus. Genau wie sie. All die Wahrnehmungen und Gefühle, die auf sie einstürzten: Sein Geruch, sein Körper, seine Wärme. Die Schmetterlinge, die in ihrem Bauch flatterten. Und die Zärtlichkeit, die sie überkam, als sie wieder diese Unsicherheit in seinen Augen las. Sie lächelte ihn sanft an. Mit der einen Hand glitt sie in seine Nackenhaare, mit den Fingern der anderen strich sie eine Strähne aus seinem Gesicht. Remus ließ indes seine Finger an ihrer Seite entlang wandern. Auch er lächelte nun. Seine Augen wanderten zu ihren Lippen. Tonks Herz setzte einen Schlag aus.
Will er wirklich?
Gerade, als Remus sich zu ihr hinunter beugen wollte, war ein lautes Räuspern zu hören. Remus und Tonks blickten entsetzt in Richtung Tür. Dort stand Sirius lässig an den Türrahmen gelehnt, mit einem fiesen Grinsen im Gesicht.
„Was machen Sie da mit meiner Cousine, Mr. Lupin?"
Sofort richtete sich Remus auf. Sein Gesicht war puterrot. Er sprang auf und hechtete aus dem Raum. Sirius sah ihm nach. Währenddessen stand auch Tonks auf. Sie konnte nicht anders als Lächeln. Sirius sah sie wieder mit diesem wissenden Grinsen an, doch Tonks ignorierte es, küsste ihn auf die Wange und wünschte ihm einen guten Morgen, bevor sie ruhig aus dem Zimmer ging.
Ihr Lächeln verließ sie immer noch nicht, als sie in ihrem Zimmer war und aus dem Fenster schaute.
