Auf Mission
Die Aufgabe war einfach. Tonks und Remus sollten die Villa eines Todessers beobachten.
Snape hatte den Mitgliedern des Ordens beim letzten Treffen mitgeteilt, dass dort einige wichtige Unterlagen über Voldemort's Pläne zur „Schlammblutreinigung" lagern sollten. Jedoch wusste er nicht, ob die Villa bewohnt war oder ob dort Treffen der Todesser stattfanden, denn Voldemort war vorsichtig und gab nur selten allen seinen Dienern die selben Informationen.
Tonks hatte daraufhin eine abfällige Bemerkung gemacht („Oh, hat der Hirte nicht alle seine Schäfchen gleich lieb? Armer Severus! Soll ich dich mal knuddeln?"), worauf sie einen vernichtenden Blick von Snape und ein ermahnendes „Nymphadora!" von Dumbledore erntete. Nur Sirius lachte. Remus Lippen zuckten kurz, doch dann war seine Miene wieder gleichgültig und er sah die Metamorphin tadelnd an (worauf sie ihm nur die Zunge rausstreckte).
Remus wollte die ganze Sache langsam angehen. „Strategisch" hatte er gesagt.
Tonks wäre am liebsten mit gezücktem Zauberstab in die Bude reingestürmt, hätte ein paar Todessern die Hintern weggebrutzelt und die Pläne geschnappt. Beim Rausgehen hätte sie noch eins von diesen Muggeldingern fallen lassen, die so schön explodierten. Hießen die nicht Handgranaten oder so?
Doch Remus hatte nur lächelnd den Kopf geschüttelt.
„Männer! Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht!"
Nun saßen die beiden Ordensmitglieder im Park und fütterten die Enten. Tonks hätte Remus am liebsten ein Brot an den Kopf geworfen. Sie war eine Aurorin, verdammt noch mal! Sie hatte jahrelanges, knallhartes Aurortraining hinter sich. Und jetzt saß sie hier und fütterte ENTEN!
Tonks schnaubte unweiblich und warf einer Ente einen Brotkrumen an den Kopf.
„Die Enten können nichts dafür, Tonks. Das war ganz allein meine Idee!"
„Allerdings!" sagte sie und warf einen Brotkrumen nach ihm, der ihn am Kinn traf. Remus lachte und bewarf sie ebenfalls. Der Krumen blieb in ihrem zur Tarnung dunkelblau gemorphten Haar hängen. Remus lächelte und holte ihn aus ihrem Haar. Tonks sah, wie sich seine Wangen leicht röteten.
Haaallooo! Könntest du aufhören die beleidigte Leberwurst zu spielen und dich auf den liebenswerten Werwolf konzentrieren, der in deinen Haaren spielt!
„Nein! Ich FÜTTERE ENTEN! Das können gerötete Wangen auch nicht wettmachen! So leicht mach ich es ihm nicht!"
Oh, das Burgfräulein will erobert werden! Tssss
„Kannst du dich nicht EINMAL raushalten? Ich mach das auf meine Weise!"
„Tonks?"
„Was?" antwortete sie etwas harscher als gewollt.
„Ist es wirklich so schlimm für dich, hier mit mir zu sitzen?"
Tonks sah ihn an. Er sah auf seine Hände.
Sag jetzt ja nichts Falsches! Dieser Mann fängt gerade an, aus sich herauszugehen! Vermassle das nicht, Nymphadora!
„Sag mal, seit wann bist du eigentlich für Remus?"
Schon immer! Ich bin nur gegen dich! Er hat was Besseres verdient!
Dagegen konnte Tonks nichts einwenden. Doch dann fiel ihr ein, dass Remus noch auf eine Antwort wartete.
Sie legte ihre Hand auf seine.
„Nein, Remus. Natürlich nicht. Mittlerweile solltest selbst du verstanden haben, dass ich gern mit dir zusammen bin!" Sie stubste ihn liebevoll an. Er lächelte und sah sie an. Tonks erwiderte sein Lächeln.
„Außerdem, wenn ich mit Moody hätte Enten füttern müssen...Das wäre ein Bild für die Götter gewesen. Wahrscheinlich wäre er nach zwei Minuten aufgesprungen und hätte eine Ente verhaftet, weil er sie für einen Animagus-Todesser gehalten hätte."
Remus und Tonks lachten.
„Wäre bestimmt lustig gewesen zu sehen, wie er versucht, die Ente aus dem Wasser zu kriegen!" sagte Remus unter unterdrücktem Gelächter.
Tonks lachte bei dieser Vorstellung - einem patschnassen Moody, der hinter einer armen Ente her hechtete - noch lauter und hielt sich die Rippen.
Erst nach einigen Minuten konnten sich die Beiden wieder beruhigen. Tonks wischte sich Tränen vom Gesicht. Dann fragte sie:
„Glaubst du, dass da drin noch jemand wohnt?"
Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf die Villa, die ein paar hundert Meter hinter dem Park auf einem Hügel ruhte und daher gut von ihrem Platz aus zu beobachten war.
„So wie es aussieht, eher nicht. Zumindest nicht tagsüber."
„Dann könnten wir ja mal einen Blick reinwerfen!" schlug Tonks hoffnungsvoll vor.
Remus hatte für diesen Vorschlag nur ein geduldiges Lächeln übrig.
„Nein, Nymphadora! AUS!"
„Hey! Ich bin nicht diejenige, die sich ein- bis zweimal im Monat in einen überdimensionalen Hund verwandelt!"
„In einen Wolf, Nymohadora! Auf diesen feinen Unterschied lege ich großen Wert!"
Tonks verengte ihre Augen zu Schlitzen und sah Remus mit ihrem bedrohlichsten Aurorblick an.
„Verkneif dir diesen Namen, Lupin. Du kennst die Bestrafung für den Missbrauch meines Vornamens!"
Tonks hob die Hände und bewegte spielerisch ihre Finger.
„Diesmal kommt kein Sirius, um dich zu retten."
Zum ersten Mal nahm Remus Tonks' Herausforderung an, lehnte sich vor und flüsterte, jedoch mit Röte im Gesicht:
„Vielleicht will ich diesmal ja gar nicht gerettet werden..."
Tonks riss die Augen auf. Sie war sich sicher, soeben einen Herzinfarkt erlitten zu haben.
Oh...Mein...Gott! Mach den Mund zu! Sag was! Und vor allem: ATME!
Tonks atmete langsam aus und wieder ein. Doch sie brachte kein Wort über die Lippen.
Sie konnte ihn nur ansehen. Der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Remus Augen funkelten und ein diebisches Lächeln umspielte seine Lippen. Er wedelte mit seiner Hand vor ihren Augen.
„Tonks? Alles in Ordnung?" Remus lachte leise in sich hinein.
Na toll, Nymphadora! Jetzt hast du was du wolltest. Du hast ein Monster geschaffen!
Sie räusperte sich und fütterte wieder die Enten. Ihr Gesicht brannte wie Feuer. Remus begnügte sich damit, die Villa zu beobachten, während er leise weiterlachte.
Wieso brachte sie das so aus der Fassung! Sie hatte wochenlang daraufhin gearbeitet, dass er endlich aus sich rauskam. Sie hatte ihn immer wieder herausgefordert, kleine spitze Bemerkungen gemacht. Ein Zwinkern hier, eine Berührung da. Sie hatte ihn zum Lachen gebracht, ihn rot werden lassen. Schnell hatte sie heraus gefunden, was welchen Effekt erzielte. Und ihr hatte es unheimlich viel Spaß gemacht! Und ihm auch, auch wenn er es nicht gezeigt hatte.
Und jetzt...der Rumtreiber war zurückgekehrt. Definitiv. Aber auf einmal war sie sich nicht mehr sicher, ob sie das noch wollte...
Plötzlich fühlte sie, wie sich Remus Arm auf ihre Schulter legte.
Ihr Herz hüpfte nicht schneller, nein, nein, nein!
Seine Finger tippten fröhlich auf ihrer Schulter herum.
Und sie fühlte auch nicht, wie jede seine Berührungen einen kleinen Stromstoß durch ihren Arm schickte! Sie würde ihn einfach ignorieren, japp. Null Problemo!
Tonks konzentrierte sich auf die Villa. Sie konnte sie zwar nicht klar erkennen, weil ihr gesamtes Blut in den Kopf gepumpt wurde, aber sonst hatte sie kein Problem.
Als Remus seinen Oberkörper an ihre Seite drückte und ihren nackten Arm mit seinen Fingerspitzen streichelte, hörte Tonks nur noch das Blut in ihren Ohren dröhnen.
Mädchen, wenn du nicht bald was unternimmst, wirst du noch ohnmächtig!
„Pah, das macht der doch alles extra! Ihm gefällt es, wie ich leide!...Moment mal! Hab ich sie noch alle? (Ich sag jetzt mal nichts dazu...Man tritt nicht, was schon am Boden liegt!) Remus Lupin fordert mich heraus! MICH! Die erstklassige Ich-tret-Todessern-in-den-Hintern-Aurorin! Das Spiel kann man auch zu zweit spielen! Genieß es, Tonks!"
Tonks legte ihren Kopf gegen Remus Schulter und kuschelte sich an ihn.
„Ach, Remus! Deine Finger sind so sanft!" flüsterte sie seufzend und schloss die Augen.
„Schön, dass es dir gefällt" flüsterte er zurück.
„Mist!" dachte sich Tonks, „wär auch zu einfach gewesen."
So hob sie ihren Kopf und brachte ihre Nase zu seinem Hals. Sie drehte den Kopf so, dass ihre Lippen leicht über seine Haut gleiten, während sie seinen Duft einatmete. Tonks fühlte, wie sich Remus' Häarchen aufstellten. An seinem Ohr machte sie Halt. Während sie in sein Ohr flüsterte, ließ sie ihre Lippen sein Ohrläppchen necken.
„Du riechst wirklich gut, Remus. Was ist das?"
Remus atmete tief ein. Dann flüsterte er, einen leicht rauhen Touch in der Stimme:
„Das ist Aftershave. Und ich, natürlich."
Remus Hand setzte sich in Bewegung. Er ließ seine Hand über ihre Schulter, ihren Nacken in ihre Haare wandern. Dort massierte er leicht ihre Kopfhaut. Jetzt war es an Tonks, eine Gänsehaut zu bekommen.
„Du hast schönes weiches Haar. Wie Seide. Welches Shampoo benutzt du?"
Nach einigen Sekunden fand Tonks ihre Stimme wieder.
„ 'Flüssige Seide' von Witchcare."
Remus schmunzelte.
„Wirklich?"
„Mhmm..."
Ach, das fühlte sich einfach zu gut an. Remus lange, sanfte Finger in ihren Haaren.
