Author's Note: Jo, und weiter geht's in der Villa des Bösen. Hat sich doch mehr in die Länge gezogen als es sollte. Hoffe, es wird euch nicht langweilig!...Weiß nicht so recht, ob ich die Sache zwischen Tonks und Lupin ernster werden lassen soll. Die „Spielereien" machen so viel Spaß! ;)
Was meint ihr denn dazu?
Der Plan des Bösen
Hinter der ersten Tür lag eine riesige Bibliothek. Die Bücher waren bis an die Decke in gigantischen Regalen gestapelt. Aber auch hierher hatte sich der Staub vorgekämpft und sich gemütlich auf den Büchern niedergelassen. An Remus' leuchtenden Augen erkannte Tonks, dass sie hier schnellstens raus mussten. Sonst würden sie die ganze Nacht dort verbringen. Sie zog ihn am Arm zur Tür.
„Tonks! Hier könnte vielleicht sein, wonach wir suchen!"
„Ich hoffe nicht...Äh, ich meine, glaubst du wirklich, dass die Todesser ihre teuflischen Pläne einfach so im Bücherregal stehen haben?"
„Möglich wäre es."
„Das würde dann bedeuten, dass wir unzählige gute Zauberer an einen Haufen Hirnis verloren hätten. Und das will ich nicht glauben!"
Remus schaute sehnsüchtig an den Regalen hoch. Tonks seufzte.
„Na gut, ich sag dir was. Wenn wir in den anderen Räumen nichts finden, kommen wir wieder, okay? Die Bücher werden bestimmt auf dich warten!"
Damit ließ sich Remus vertrösten. Sie nahmen sich den nächsten Raum vor.
Hier gelangten sie in ein riesiges Schlafzimmer. Auch hier das bekannte Bild:
Staub auf dem kleinen Schreibtisch, Staub auf dem großen dunklen Kleiderschrank (der sehr gut in deine Wohnung passen würde!), Staub auf dem Bettpfosten, Staub auf...
Moment mal! KEIN Staub auf den Bettlaken! Tonks winkte Remus herüber und zeigte ihm ihren Fund.
„Also hat Severus doch Recht gehabt...Aber warum ist das Bett leer?"
Remus berührte das Laken. Es hatte Raumtemperatur.
„Hmm...Heute hat wohl noch niemand drin gelegen. Wir sollten uns lieber beeilen, bevor der Todesser sein Bett benutzen will."
Tonks konnte nicht widersprechen. Schnell durchsuchten sie den Schrank und den Sekretär. Doch es war nichts zu finden. Also auf zum nächsten Zimmer.
Die Aurorin öffnete die Tür zum nächsten Raum. Sie war schon halb drin, als sie all die Fotos und die riesigen Ketten an der Wand sah. Ihr blieb fast das Herz stehen. Als sie merkte, dass Remus ihr folgen wollte, schob sie ihn zurück, zog die Tür zu und lehnte sich dagegen. Remus sah sie fragend an. Er war besorgt angesichts ihrer aufgerissenen Augen.
„Was ist los, Tonks?"
Warum fielen ihr bloß nie die passenden Worte ein?
„Äh...ich...ich sollte lieber allein hier rein gehen, während du dich in den anderen Räumen umsiehst."
Remus runzelte die Stirn.
„Was ist da drin, Tonks?"
Seine Stimme war ernst und er schritt auf sie zu, die Hand nach der Türklinke aus gestreckt. Tonks versperrte ihm den Weg, der Verzweiflung nah.
„Bitte, Remus! Das willst du nicht sehen! Bitte!"
Doch es war zu spät. Er hatte sie beiseite geschoben und die Türe geöffnet.
Tonks war direkt hinter ihm und wartete besorgt auf seine Reaktion. Remus sah sich im Raum um.
Es war ein großer quadratischer Raum, deren Wände aus kahlem dunklem Stein bestanden. In der Mitte stand ein großer Tisch, auf dem mehrere Pergamentrollen lagen. Dahinter stand eine Pinnwand, an der unzählige Fotos hingen. Fotos, auf denen Frauen und Männer abgebildet waren. Sie waren auf der Straße fotografiert worden. Achtlos gingen sie die Straße entlang, aus dem Bild hinaus, bevor sie wieder hinein liefen. Daneben hing jeweils noch ein Bild. Doch auf diesem waren sie nicht in menschlicher Gestalt abgebildet...
Es waren alle Werwölfe. Alle, die auf den Bildern abgebildet waren. Und sie alle waren in diesem Raum fotografiert worden. An die Wand gekettet. Verzweifelt versuchten sie sich loszureißen und brüllten stumm, als die Ketten sich unnachgiebig in ihr Fleisch bohrten.
Tonks sah sich die Fotos genauer an. Auf allen war ein rotes Kreuz in der unteren rechten Ecke abgebildet. Gemeinsam erkannten die sie und Remus, dass das Kreuz einer Todesurkunde gleichkam. Tonks' Herz verkrampfte sich.
Remus ging zur gegenüberliegenden Wand, dort, wo die Ketten angebrachten waren. An der Wand waren mehrere Kratzspuren. Blut klebte an den Steinen und an den Ketten.
Tonks standen Tränen in den Augen. Obwohl sie sein Gesicht nicht sehen konnte, konnte sie erahnen, was Remus jetzt fühlen musste. Sein ganzer Körper hatte sich versteift.
Sie kam sich so hilflos vor. Was sollte sie tun? Konnte sie etwas tun?
Er braucht dich jetzt, Nymphadora! Sei stark für ihn!
Unbewusst nickte Tonks und ging zu ihm.
Remus streckte die Hand aus und fuhr mit seinen Fingern eine der Kratzspuren entlang.
Sanft legte Tonks ihre Hand auf Remus' Oberarm. Als er nicht reagierte, glitt sie hinab und legte ihre Hand in seine. Die andere Hand nahm den Platz am Oberarm ein.
„Remus" flüsterte sie. Vorsichtig streichelte sie seine rauhe Haut mit ihrem Daumen. Sie wiederholte seinen Namen. Endlich reagierte er, indem er fest ihre Hand drückte. Doch er starrte immer noch auf die Vertiefungen im Stein.
„Vielleicht kannte ich einige von ihnen. Ein paar Monate hatte ich mich einem Rudel angeschlossen...Es war die schönste Zeit, die ich als Werwolf erlebt habe." Seine Stimme vibrierte. Trauer und Zorn schwangen in ihr mit.
„Du kannst nichts mehr tun, Remus. Lass uns gehen. Dann können wir die, die noch übrig sind, wenigstens retten."
Ihre Hand streichelte unablässig seinen Arm.
Remus atmete tief ein und aus und nickte dann leicht. Er drückte ihre Hand und lächelte schwach, bevor er sie losließ.
Tonks und Remus suchten auf dem Tisch nach niedergeschriebenen Plänen, Vorgehensweisen, Berichten etc. Tatsächlich fand Tonks eine Pergamentrolle, auf der als Überschrift groß „Erfolgreiche Reinigungen" stand. Nach Überfliegen des Textes stellte sie entsetzt fest, dass diese Monster genauesten aufgeschrieben hatten, wie sie die armen Werwölfe gefangen, erforscht, gefoltert und getötet hatten. Schnell packte sie das Pergament in ihre Umhangstasche, bevor Remus einen Blick darauf werfen konnte. Sie wollte lieber nicht wissen, wie er darauf reagierte.
Remus fand noch eine Rolle, auf der weitere ausgeguckte Ziele aufgeführt waren. Nachdem sie alles Brauchbare eingesammelt hatten, machten sie sich auf den Weg nach unten. Keiner war mehr sonderlich interessiert, was hinter den anderen Türen dieser Höllenvilla lag.
Als sie das Erdgeschoss erreicht hatten, hörten sie plötzlich ein Knarren. Die Tür öffnete sich. Geistesgegenwärtig flüchteten Remus und Tonks ins Zimmer zu ihrer Rechten. Es war eine Art riesiges Wohnzimmer, in der eine antike Sofagruppe und eine Chaiselongue standen. Weiter hinten links stand ein langer Tresen aus Nussholz. Der Werwolf und die Aurorin wollten gerade dahinter flüchten, als sie auch schon die eisige Stimme vernahmen:
„Na,na,na! Wer ist denn in mein Häuschen eingebrochen! Ich hoffe, ihr habt nicht von meinem Tellerchen gegessen oder in meinem Bettchen geschlafen."
Das grausige Lachen zitterte durchs ganze Haus.
Tonks zog Remus in den nächsten Raum.
„Wir müssen uns trennen! Den Spuren im Staub wird er leicht folgen können. Getrennt hat er es wenigstens etwas schwieriger."
Remus wollte etwas erwidern, doch da war seine Begleiterin auch schon weg.
Da es keine andere Tür gab, musste er Tonks hinterher. Erst im nächsten Raum konnte er eine andere Richtung einschlagen. Ihre Spuren waren tatsächlich deutlich zu sehen. Er hoffte nur, dass Malfoy sie nicht erwischen würde...
Er wusste, dass es wegen des Staubs keinen Sinn hatte, den Tarnumhang zu benutzen. Also versuchte er, in so viele Räume wie möglich zu schleichen und falsche Fährten zu legen. Er hörte kein einziges Geräusch. Wenn Malfoy noch hier war, dann war er sehr leise. Oder vielleicht war er schon nach oben gegangen, um dort zu suchen?
Nach weiteren unzähligen Minuten überwog schließlich die Sorge um seine Freundin und er machte sich auf dem Weg zum Ausgang.
Ein großer Fehler...
